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Perspektiven der Gesundheitspolitik

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438 Bayerisches Ärzteblatt 9/2010

BLÄK informiert

Diplom-Volkswirt Thomas Ballast, Vorstands- vorsitzender der vdek, plädierte dafür, alle Sparmöglichkeiten auszuschöpfen, bevor der Zusatzbeitrag zur GKV weiter angehoben wer- de. Schon jetzt würde sich abzeichnen, dass die Sparbemühungen der Bundesregierung nicht ausreichten, um das Finanzloch im Jahr 2011 in Höhe von zirka elf Milliarden Euro zu stopfen. „Die Zusatzbeiträge in der pauscha- len Form haben sich nicht bewährt. Der Ver- waltungsaufwand bei den pauschalen Beiträ- gen ist riesig. Wenn gespart werden soll, dann sollte auch bei den Verwaltungskosten gespart werden“, argumentierte Ballast. Wichtig sei es, dass alle Leistungsbereiche unter die Lupe genommen würden. Das gelte aus seiner Sicht auch für die teuren Hausarztverträge, die den Patienten in der heutigen Konstruktion keinen Zusatznutzen brächten. Das Defizit sei keines- wegs aus dem Nichts entstanden, sondern sei vor allem auf politische Entscheidungen der vergangenen Legislaturperiode zurückzufüh- ren. Als Beispiele nannte er die Honorarreform für Ärzte, die Krankenhausfinanzierungsre- form, die seit vielen Jahren versäumten echten Strukturreformen und die bislang verpasste Reform des Arzneimittelmarktes. Dazu kämen der bürokratische Gesundheitsfonds und der nachbesserungsbedürftige morbiditätsorien- tierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA).

Ballast forderte die Reduzierung der Mehr- wertsteuer auf Arzneimittel, die Begrenzung des Ausgabenanstiegs für die ärztliche Vergü- tung und das Einfrieren der Preise in den Kran-

kenhäusern. Er betonte, dass der vdek nicht gegen Hausarztverträge sei. Die Lotsenfunk- tion des Hausarztes würde sogar befürwortet, aber Zwangsverträge mit Monopolanbietern führten nur zu überhöhten Kosten bei zu ge- ringem Leistungs- und Qualitätszuwachs. Für die Zukunft wünschte er die Wiederherstellung der paritätischen Finanzierung der GKV.

Ministerialdirektor Michael Höhenberger vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit versuchte in seinem Vortrag die Position der Politik zu verdeutlichen. In der Gesundheitspolitik gebe es auf Bundesebene einen hohen Druck auf die Länder und insbe- sondere auf Bayern, alles „gleich“ zu machen:

Gleiche Beiträge, gleiche Leistungen und glei- che Vergütungen. „Wir wollen keine Zentrali- sierung der Gesundheit“, stellte Höhenberger klar. Bayern leiste bereits jetzt einen Solidar- beitrag im Gesundheitswesen für den Bund.

2009 seien 1,66 Milliarden Euro in diesen Be- reich aus Bayern abgeflossen. Eckpfeiler der Gesundheitspolitik seien aus bayerischer Sicht:

Die Finanzierung der GKV nachhaltig sichern;

bei den Ausgaben besonders die Bereiche Bü- rokratie, Arzneimittel und die Schnittstelle ambulant/stationär prüfen; in der flächen- deckenden bedarfsgerechten Versorgung den hohen Standard beibehalten; Nachwuchs im Hausarztbereich sichern und die Feminisierung der Medizin berücksichtigen; für die Hoch- lohnbundesländer sollte es einen Zuschlag

zum Morbi-RSA geben; die Bedarfsplanung kleinräumig überarbeiten; Therapie statt Bü- rokratie solle es den Ärzten ermöglichen, mehr Zeit für den Patienten zur Verfügung zu haben;

eine transparente Honorarordnung; leistungs- fähige Krankenhäuser; stärkere Förderung der Prävention und der Ausbau der Versorgungs- forschung.

Professor Dr. Eberhard Wille vom Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft der Universität Mannheim betonte in seinem Referat, dass die Finanzierung der GKV auf Dauer ein Problem bleiben werde. Er versuchte, Wege zur Sicherung einer patientengerechten Versorgung zu bezahlbaren Preisen aus Sicht der Wissenschaft darzustellen. Auch bei der Ausschöpfung von Rationalisierungspoten- zialen sei eine Finanzierungsreform unum- gänglich. Bei den Einsparungsmöglichkeiten wies Wille besonders auf die Effizienz- und Effektivitätsreserven innerhalb und an den Schnittstellen der ambulanten und stationären Versorgung hin: „Wir können mehr ambulant machen in Zukunft“.

In der Abschlussdiskussion wurde betont, dass das Umlagensystem in der GKV nicht am Ende sei. Es sei vor allem kostengünstig und büro- kratiefreundlich. Ein Ziel müsse es sein, Spit- zenmedizin für jedermann zu erhalten und eine Zwei-Klassen-Medizin zu verhindern.

Jodok Müller (BLÄK)

Perspektiven der Gesundheitspolitik

Beim Gesundheitsforum des Verbandes der Ersatzkassen e. V.

(vdek) und der Hanns-Seidel-Stiftung am 2. Juli 2010 in München wurde über „Perspektiven der Gesundheitspolitik – Wege zur Si- cherung einer patientengerechten Versorgung zu bezahlbaren Preisen“ diskutiert. Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) stehe vor gewaltigen Herausforderungen. Vor allem der demogra- fische Wandel werde den Kostendruck auf die gesetzlichen Kran- kenkassen in den kommenden Jahren weiter erhöhen. Parallel dazu erlebe der medizinische Fortschritt neue Quantensprünge, die zwar in vielen Bereichen zu Verbesserungen in der Patienten- versorgung führen würden, aber immer auch Kostenschübe verur- sachten.

Diplom-Volkswirt Thomas Ballast, Moderatorin Diplom-Journalistin Christina Teuthorn vom Bayerischen Rundfunk, Ministerialdirektor Michael Höhenberger und Professor Dr. Eberhard Wille (v. li.).

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