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2 Literaturübersicht

2.5 Therapie der unvollständigen Öffnung des Zervikalkanals

2.5.1 Möglichkeiten der medikamentellen Beeinflussung der Zervixöffnung

2.5.1.5 Relaxin

Bei Relaxin handelt es sich um ein Polypeptidhormon, dass in der Trächtigkeit von der Plazenta und dem Gelbkörper produziert wird (AURICH 2002). Die Sekretion durch die Plazenta beginnt etwa an Tag 80 der Trächtigkeit, während die höchste Konzentration um den Trächtigkeitstag 175 festzustellen ist (OUSEY 2006). Ab dem 225. Trächtigkeitstag steigt die Relaxinkonzentration bis zur Geburt erneut an. Das Hormon hemmt Kontraktionen des Myometriums und fördert in Geburtsnähe die Weitung des weichen Geburtsweges. Die Wirkung ist hormonabhängig, da Östrogen Relaxinrezeptoren im Myometrium induziert (SHERWOOD 1988).

PEREZGROVAS und ANDERSON (1982) untersuchen beim Rind die Wirkung von lokal und intramuskulär appliziertem Relaxin auf das Zervixgewebe. Beide Applikationsformen besitzen einen deutlich dilatierenden Effekt auf die Zervix. Jedoch stellen die Autoren nach der intramuskulären Injektion ein Absinken der Plasmaprogesteronkonzentration fest.

Bei Schafen wird ebenfalls ein dilatierender Effekt durch die intramuskuläre Applikation von Relaxin ermittelt, durch den die Gewinnung von Embryonen erleichtert wird (NEMEC 1988).

Eine Weitung des Muttermundes mit absinkender Plasmaprogesteronkonzentration beobachten auch AKINBAMI et al. (1990) nach der lokalen Anwendung beim Schaf, während KERTILES und ANDERSON (1979) nach intramuskulärer Applikation keine Reduktion der Plasmaprogesteronkonzentration feststellen. AKINBAMI et al. (1990) gehen davon aus, dass die Lebensspanne des Gelbkörpers durch Relaxin verkürzt wird.

Beim Menschen kann kein relaxierender Effekt auf die Zervix festgestellt werden (BRENNAND et al. 1997).

Die Untersuchung der Wirkung von Relaxin auf die Zervix uteri der Stute steht noch aus.

25 2.5.1.6 Estradiol

Estradiol gehört zur Gruppe der Östrogene und wird als synthetisch hergestelltes Hormon in der Veterinärmedizin vor allem im Bereich der Kleintiermedizin zum Trächtigkeitsabbruch bzw. zur Empfängnisverhütung nach einer ungewollten Bedeckung eingesetzt wird. Es stimuliert bei weiblichen Tieren das Brunstverhalten und spielt eine wichtige Rolle bei der Auslösung des präovulatorischen LH-Peaks (NETT 1993, AURICH 2002).

Die Wirkung von Estradiol auf die Zervix wird sowohl bei Menschen als auch bei Tieren von verschiedenen Autoren untersucht. RAMOS et al. (2000) stellen bei Ratten nach der Applikation von Estradiol eine erhöhte Gefäßpermeabilität und Wasserbindungskapazität des zervikalen Gewebes fest. Außerdem kommt es nach der Applikation zum Einstrom eosinophiler Granulozyten. SCHMITZ et al. (2006) sehen die Rolle von Estradiol in der zervikalen Reifung vor allem in der Downregulation der Prostaglandinrezeptoren EP 1 und EP 3. Dadurch wird mehr Prostaglandin an die Rezeptoren EP 2 und EP 4 gebunden, über die eine Vasodilatation vermittelt wird. Auch KERNSHAW et al. (2007) beobachten eine durch Estradiol hervorgerufene Relaxation der Zervix und einen Umbau der extrazellulären Matrix.

Den Wirkmechanismus sehen die Autoren in der durch Estradiol hervorgerufenen Erhöhung der Konzentration von Prostaglandin E 2, welches als Mediator der zervikalen Reifung wirkt.

Die Anwendung von Estradiol ist in Deutschland nach § 56a Abs. (2) Nr. 2 und 3 AMG bei Lebensmittel liefernden Tieren nicht erlaubt.

Dihydroepandosteron (DHEA) wird in der humanen Placenta zu Östrogen konvertiert und bewirkt eine vermehrte Expression von IL-8-Rezeptoren in zervikalen Fibroblasten und die Infiltration von Leukozyten in das zervikale Gewebe. DHEA erhöht außerdem die Produktion von Hyaluronsäure (BELAYET et al. 1999), welches wiederum eine zentrale Rolle in der zervikalen Reifung spielt.

Die Anwendung mit dem Ziel der Dilatation des Zervikalkanals bei der Stute wird bereits von LEBLANC (2006) beschrieben. Die Autorin erreichte durch die lokale Applikation eines estradiolhaltigen Gels eine Dilatation der Zervix und Ödematisierung des Gewebes.

LEBLANC (2006) beschreibt weiterhin die Möglichkeit der systemischen Applikation von Estradiol. Die Anwendung sollte möglichst 24-48 Stunden vor der Besamung erfolgen.

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Im Gegensatz dazu können EKMAN-ORDEBERG et al. (2003) bei Frauen nach der intrazervikalen Anwendung eines Estradiol-haltigen Gels keine dilatierende Wirkung auf die Zervix nachweisen.

27 2.5.1.7 Stickstoffmonoxid (NO)

Stickstoffmonoxid ist ein Radikal, das im Körper über einen Enzymkomplex mittels NO-Synthase gebildet wird. Das Gas wird vor allem von Endothelzellen gebildet und wirkt vasodilatorisch, indem es die benachbarten glatten Muskelzellen relaxiert (HORN et al.

2005). Daher werden NO-produzierende Substanzen, wie Nitroglyzerin in der Humanmedizin unter anderem zur Therapie der Angina pectoris eingesetzt (HORN et al. 2005).

In Versuchen an Schweinen können CHWALISZ et al. (1997) zeigen, dass die NO-Konzentration im Uterus während der Trächtigkeit stark ansteigt und myometriale Kontraktionen verhindert. Im zervikalen Gewebe dagegen sinkt die NO-Konzentration in der Trächtigkeit progesteronabhängig deutlich ab und es kommt zum festen Verschluss der Zervix (CHWALISZ et al. 1997). Auch bei Menschen ist eine NO-gesteuerte Abnahme der Muskelaktivität der Zervix nachgewiesen (EKERHOVD et al. 1998).

Die lokale Applikation von NO donor sodium nitroprusside in den Zervikalkanal führt beim Schwein zur Senkung des zervikalen Widerstandes, jedoch nur zu einer geringen zervikalen Dilatation (CHWALISZ et al. 1997). Es kommt zu einer dosisabhängigen Inhibition der Kontraktionen der glatten Muskulatur der Zervix (EKERHOVD et al. 1998). Histologisch bewirkt NO eine Auflockerung des Kollagenfasernetzes, einen Einstrom von Makrophagen in das Gewebe, eine Zunahme der amorphen Grundsubstanz, ein stromales Ödem und eine Vasodilatation im Gegensatz zu unbehandelten Kontrollgruppen (CHWALISZ et al. 1997).

Hingegen scheinen aus Sicht der Autoren Prostaglandine eine untergeordnete Funktion im Rahmen der zervikalen Reifung zu spielen, da durch Anwendung von Hemmstoffen der Cyclooxygenase diese nicht gehemmt werden kann (CHWALISZ et al. 1991).

MÖRLIN et al. (2004) gehen außerdem davon aus, dass NO auch die Zusammensetzung der zervikalen Sekrete beeinflusst.

2.5.1.8 Carbachol

Carbachol ist ein Strukturanalogon des Neurotransmitters Acetylcholin und gehört somit zur Gruppe der Parasympathomimetika. Es zeichnet sich aufgrund einer Carbamoylgruppe durch eine längere Wirkungsdauer als Acetylcholin aus (ZRALY et al. 1980).

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Bei Rindern wird ein bis zwei Stunden nach subkutaner Applikation eines Carbachol-haltigen Präparats eine deutliche Dilatation der Zervix uteri festgestellt (ZRALY et al. 1980). Bei der anschließenden rektalen Palpation stellen die Autoren außerdem eine erhöhte Kontraktilität des Uterus fest, ohne dass das Allgemeinbefinden der Tiere beeinträchtigt ist. Eine pathologische Untersuchung zeigt keine Anzeichen für Traumata des Uterus.

Carbachol wird bisher nicht bei Pferden im Rahmen der Beeinflussung der Zervixkonformation eingesetzt, die Anwendung ist jedoch in Deutschland nach § 56a Abs. (2) Nr. 2 und 3 AMG bei Lebensmittel liefernden Tieren auch nicht erlaubt.

2.5.1.9 VIP

Das Vasoaktive Intestinale Peptid (VIP) gehört zur Gruppe der Neurotransmitter. Neben einer Vielzahl von anderen Effekten bewirkt es eine Relaxation von glatten Muskelfasern.

In immunhistochemischen Untersuchungen kann sowohl im Genitaltrakt der Frau als auch in dem verschiedener Labortiere VIP nachgewiesen werden (ALM et al. 1980).

STJERNQUIST und OWMAN (1984) behandeln isolierte Muskelfasern der Zervix der Ratte mit VIP. Sie stellen dabei eine vollständige Inhibition der Aktivität der glatten Muskulatur fest. Daher wird davon ausgegangen, dass sich VIP-Rezeptoren in den cholinergen Nervenenden und den glatten Muskelzellen befinden.

WALLES et al. (1980) beobachten ebenfalls eine konzentrationsabhängige Inhibition von Kontraktionen der glatten Muskulatur.

Bisher wurde VIP bei Stuten nicht im Rahmen der medikamentellen Beeinflussung der Zervixkonformation eingesetzt.

2.5.1.10 Hyaluronsäure

Die Hyaluronsäure gehört zu den Glukosaminoglykanen und besitzt eine hohe Wasserbindungskapazität. Es handelt sich um ein lineares Polysaccharid aus Glukuronsäure und N-Acetylglukosamin. Hyaluronsäure wird in der Zervix über Wasserstoffgruppen an Proteoglykane gebunden. Ihre Konzentration im zervikalen Gewebe ist während der Rosse

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deutlich erhöht und führt durch die Einlagerung von Flüssigkeit zu einer Erweichung des Gewebes (OSMERS et al. 1995). Bei Frauen ist auch ein starker Anstieg der Hyaluronsäurekonzentration im zervikalen Gewebe vor der Geburt, so wie ein auf die Geburt folgendes schnelles Absinken der Konzentration zu beobachten (BELAYET et al. 1999).

Nach der intrazervikalen Applikation von Hyaluronsäure ermitteln BELAYET et al. (1999) bei Kaninchen eine gesteigerte Synthese von IL-8, IL-2ß und TNF-α. Die Anwendung in Kombination mit DHEA führt zu einer gesteigerten Elastase-, Kollagenase- und Gelatinaseaktivität. Histologisch können eine Vasodilatation und erhöhte Gefäßpermeabilität festgestellt werden.

Auch bei Menschen (SPALLICI et al. 2007) und Schafen (PERRY et al. 2010) wird durch Hyaluronsäure eine Erschlaffung des zervikalen Gewebes erreicht.

2.6 Klinische und ultrasonographische Untersuchung der Zervix uteri 2.6.1 Grundlagen der Ultrasonographie der Reproduktionsorgane der Stute

Die Grundlagen der Ultraschalluntersuchung finden sich in der unterschiedlichen Fähigkeit von Geweben und Flüssigkeiten, hochfrequente Schallwellen zu absorbieren bzw. zu reflektieren. Ultraschallwellen werden von im Schallkopf enthaltenen Piezokristallen produziert und gelangen durch lineare Ausbreitung in das zu untersuchende Gewebe (FROMMHOLD u. KOISCHWITZ 1991).

Die Frequenz der Schallwellen variiert in der medizinischen Diagnostik zwischen 1 MHz und 40 MHz.

Die Wahl der Frequenz der Schallwellen ist abhängig von dem zu untersuchenden Gewebe.

Während höhere Frequenzen eine bessere Detailauflösung ermöglichen, erreichen niedrige Frequenzen eine höhere Eindringtiefe in das Gewebe (KÄHN u. LEIDL 1985). Je nach Beschaffenheit und Dichte reflektiert oder absorbiert das Gewebe die Schallwellen. Die reflektierten Wellen gelangen zurück zum Schallkopf und werden in elektrische Impulse umgewandelt, die wiederum als bewegte Bilder dargestellt werden. Klare Flüssigkeiten reflektieren die Schallwellen nicht, wodurch sie im Ultraschallbild schwarz erscheinen,

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während dichte Gewebe wie Knochen die Schallwellen zu einem großen Teil bzw. vollständig reflektieren und dadurch hell bzw. hyperechogen erscheinen.

Dies hat wiederum zur Folge, dass hinter sehr dichten Strukturen gelegene Bereiche der Ultraschalluntersuchung nicht zugänglich sind, da der Schall nicht in diese Bereiche gelangt sondern vollständig reflektiert wird. Die Fähigkeit, Schallwellen zu reflektieren, wird als Echogenität bezeichnet (FROMMHOLD u. KOISCHWITZ 1991).

Aufgrund dieser physikalischen Gegebenheiten ist zwar die Darstellung verschiedenster Gewebe möglich, jedoch bleibt zu beachten, dass das erzeugte Bild stark vom Untersucher abhängig ist. Es bietet viel Spielraum für Interpretationen, da der Schallkopf nur linear auftreffende Schallwellen messen kann und somit das erzeugte Bild stark vom Winkel des Schallkopfes zu dem zu untersuchenden Gewebe abhängig ist (POWIS 1998). Da das erzeugte Bild stark vom genutzten Gerät und dessen Einstellung abhängt, ist es essentiell, vergleichende Ultraschalluntersuchungen mit dem gleichen Ultraschallgerät und wenn möglich durch den gleichen Untersucher durchzuführen.

Neue Entwicklungen in der Ultraschalltechnik bieten die Möglichkeit, durch computergesteuerte Bildverarbeitung Panoramabilder von Geweben zu erstellen (KRIZ et al.

1997; WAGELS et al. 2006). Hierzu wird das zu untersuchende Gewebe zunächst aufgesucht.

Anschließend wird der Ultraschallkopf mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 cm pro Sekunde in eine Richtung bewegt, bis das gesamte zu untersuchende Gewebe vom den Ultraschallwellen erfasst wurde. Aus vielen Einzelaufnahmen wird so ein Gesamtbild des Gewebes im Längsformat erstellt. Diese Technik bietet die Möglichkeit, Gewebe oder Organe in ihrer Gesamtheit darzustellen, sodass beispielsweise die Erfassung exakter Dimensionen und zusammenhängender anatomischer Strukturen deutlich erleichtert wird (KRIZ et al.

1997).

2.6.2 Untersuchung der Zervix uteri der Stute

Etablierte Untersuchungstechniken der Zervix uteri sind die adspektorische Untersuchung mit Hilfe eines Spekulums sowie die transvaginale und die transrektale Palpation.

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Nach Götze (1949) werden bei der adspektorischen Untersuchung der Zervix sowohl die Form der Portio vaginalis und der Öffnungsgrad des Muttermundes als auch die Farbe und der Sekretionszustand der Vaginalschleimhaut nach folgendem Schema beurteilt.

32 Form der Portio vaginalis

Z= zapfenförmig R = rosettenförmig

S = schlaff, lappig überhängend V = verlaufend

Öffnungsgrad des Muttermundes und des Zervikalkanals 0 = vollständig verschlossen

1 = Orificium externum kleintrichterförmig geöffnet, Zervix passierbar für Strohhalm 2 = Orificium externum trichterförmig geöffnet, Zervix passierbar für Bleistift

3 = Orificium externum und Zervix passierbar für 1-2 Finger.

4 = Orificium externum und Zervix passierbar für 3-5 Finger

Farbe der Schleimhaut der Portio vaginales cervicis sowie des Zervikalkanals A = blass

B = blassrosarot C = hyperämisch D = gerötet

Feuchtigkeitsgrad der Schleimhaut I = trocken, klebrig

II = wenig feucht

III = mäßig feucht, spiegelnd IV = stark feucht

V = Flüssigkeitsansammlung

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Die transvaginale palpatorische Untersuchung der Zervix gibt ebenfalls Aufschluss über den Öffnungsgrad, jedoch können Schleimhautfarbe und Sekretion nicht beurteilt werden. Vorteil der manuellen Untersuchung ist, dass Verletzungen der Zervix mitunter leichter durch Palpation als durch Adspektion zu identifizieren sind (LEBLANC 2006).

Die transrektale Palpation erlaubt die Beurteilung von Länge, Durchmesser, Konsistenz und Beweglichkeit der Zervix (HANDLER et al. 2002).

Als weitere Untersuchungsmethode beschreiben DAY et al. (1995) die transrektale Ultraschalluntersuchung der Zervix. Sie beobachten deutliche Veränderungen des Gewebes im Zyklusverlauf sowie eine hohe Korrelation zwischen den palpatorisch und den ultrasonographisch erhobenen Befunden. Insbesondere der Umfang der Zervix, der während der Rosse deutlich ansteigt, zeigt eine deutliche Zyklusabhägigkeit.

CAMPBELL und BLISS (2010) untersuchen ebenfalls die zyklischen Veränderungen der Zervix mittels transrektaler Ultraschalluntersuchung und stellen während des Östrus eine deutliche Zunahme der Zervixweite fest, während die Zervixhöhe im Zyklusverlauf relativ konstant bleibt.

Eine weitere Indikation für die transrektale Ultraschalluntersuchung der Zervix ist das Trächtigkeitsmonitoring, da diese Untersuchungsmethode eine weniger invasive Alternative zur transvaginalen Adspektion mit Hilfe des Spekulums und transvaginalen Palpation darstellt.

Neue Untersuchungen zeigen, dass der Tonus sowie die Größe und die Echotextur der Zervix bis etwa zum 240. Trächtigkeitstag keine deutlichen Veränderungen durchlaufen, während es zum Ende der Trächtigkeit zu einer Zunahme des Durchmessers, einer Abnahme des Tonus sowie zu einer geringeren Echogenität des Gewebes kommt (BUCCA u. FOGARTY 2011).

Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass auch pathologische Zustände einer Trächtigkeit durch die ultrasonographische Untersuchung der Zervix diagnostizierbar sind.

Die endokrinologische Blutuntersuchung lässt anhand der Konzentration von Östrogen und Progesteron ebenfalls Rückschlüsse auf den Zyklusstand und somit auf die Zervixkonformation zu.

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Abb. 2: Ausgewählte Literaturstellen zur Darstellung der Wirkung verschiedener Stoffe auf die Konformation der Zervix uteri, ihr Wirkmechanismus und der bisherige Einsatz bei der Stute

36 3 Material und Methoden

3.1 Vorversuch 1: Ultrasonographische Untersuchung zyklusabhängiger Dimensionsveränderungen der Zervix uteri der Stute

3.1.1 Stuten

Bei den Versuchsstuten handelt es sich um klinikeigene Stuten und Tiere aus dem Patientenstamm der Tierklinik Lüsche. Untersucht wurden 14 Tiere über einen Zeitraum von mindestens 21 Tagen. Es wurden lediglich allgemein- und geschlechtsgesunde Tiere in die Studie aufgenommen, von denen Alter, Parität und Güstzeit dokumentiert wurden. Bei den untersuchten Tieren handelte es sich um 13 Warmblutstuten und eine Araberstute. Neun Stuten wurde im Messzeitraum künstlich besamt, während bei 5 Stuten keine Besamung vorgenommen wurde. Eine hormonelle Beeinflussung des Zyklus wurde im Zeitraum der Untersuchung nicht durchgeführt.

3.1.2 Ultraschalluntersuchung

Für die transrektale Untersuchung wurden die Stuten in einen Zwangsstand verbracht.

Nach manueller Entleerung des Rektums wurde durch transrektale Palpation der Geschlechtsorgane und anschließender ultrasonographischer Untersuchung (Ultraschallgerät GE-Skill Animal Health, Fa. Esaote) des Uterus und der Ovarien der Zyklusstand der Stuten bestimmt und dokumentiert. Anschließend wurde die Zervix uteri aufgesucht und sowohl im Längs- als auch im Querschnitt ultrasonographisch dargestellt. Es wurden zu jedem Untersuchungszeitpunkt jeweils 3 Darstellungen im Querschnitt angefertigt. Die Ultraschallaufnahmen wurden gespeichert und im Anschluss an die Studie im Hinblick auf die Zervixweite, -höhe und -fläche vermessen. Es wurden für jeden Parameter drei Messwerte ermittelt, aus denen ein Mittelwert errechnet wurde.

Die Untersuchung wurde innerhalb der Rosse täglich und im Diöstrus in dreitägigen Abständen durchgeführt (Tag 1, 2, 3, 6, 9, 12, 15, 18, 19, 20, 21 des Zyklus, Tag 0 = Ovulation).

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Abb. 3: Lage des Schallkopfes longitudinal über der Zervix uteri  

   

                   

Abb. 4: Sonographische Darstellung (B-Mode) der Zervix uteri im Längsverlauf

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Abb. 5: Lage des Schallkopfes transversal über der Zervix uteri

   

                

 

Abb. 6: Sonographische Darstellung (B-Mode) der Zervix uteri einer Stute im Diöstrus im Querschnitt

 

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Abb. 7: Sonographische Darstellung (B-Mode) der Zervix uteri einer Stute im Östrus im Querschnitt

                     

Abb. 8: Zervix uteri im Querschnitt, Messpunkte für Höhe [cm ], Weite [cm] und Fläche [cm²]

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3.2 Vorversuch 2 : Untersuchung zyklusabhängiger Dimensionsveränderungen der Zervix uteri der Stute mittels Ultraschall und Ringmaß

3.2.1 Stuten

Als Probanden für die Ermittlung zyklusabhängiger Dimensionsveränderungen der Zervix mittels Ultraschall und Ringmaß dienten 12 Stuten aus dem Patientenstamm und dem Klinikbestand der Tierklinik Lüsche. Alter, Parität und Güstzeit der allgemein- und geschlechtsgesunden Tiere wurden dokumentiert.

3.2.2 Ultrasonographische Untersuchung

Die Untersuchung erfolgte wie im Vorversuch 1 beschrieben durch Vermessen der Zervix und Dokumentation der Zervixhöhe, -weite, -fläche und –länge (s. Abb. 8). Für jeden Parameter wurden an jedem Tag jeweils drei Messwerte bestimmt.

Die Untersuchung wurde ebenfalls innerhalb der Rosse täglich und im Diöstrus in dreitägigen Abständen durchgeführt (Tag 1, 2, 3, 6, 9, 12, 15, 18, 19, 20, 21 des Zyklus, Tag 0

= Ovulation). Gleichzeitig wurde eine Bestimmung des Zyklusstandes anhand der ultrasonographischen Darstellung der Ovarien und des Uterus vorgenommen.

Um die Länge der Zervix zu ermitteln, wurde diese im Längsformat dargestellt (s. Abb. 3).

Dazu wurde das Organ zunächst im Längsschnitt aufgesucht, und dann von kranial nach kaudal mit einer Bewegungsgeschwindigkeit von etwa 1 cm pro Sekunde verfolgt. Mit Hilfe der Panoramatechnik wurde so die Zervix auf gesamter Länge dargestellt (s. Abb. 9). Die Länge der Zervix wurde anschließend vermessen. Es wurden ebenfalls jeweils drei Darstellungen der Zervix im Längsformat angefertigt und aus den erhaltenen Messwerten der Mittelwert gebildet.

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Abb. 9: Zervix uteri im Panoramaformat; die Linie markiert die kraniale und die kaudale Begrenzung der Zervix

3.2.3 Messung der Zervix mittels Ringmaß

Die Vermessung der Zervix mittels Ringmaß (Aluminium-Ringmaß, Fa Augusta)(s. Abb. 10) wurde an den gleichen Tagen wie die Ultraschalluntersuchung durchgeführt.

Die sterile Vorbereitung des Ringmaßes erfolgte durch mindestens 15 minütiges Einlegen in Gigasept ® Spezialdesinfektionslösung 5% (Fa. Schülke& Mayr, Norderstedt).

Das Ringmaß wurde unter Handschutz durch die Vagina bis zum Auftreten eines Widerstandes in den Zervikalkanal vorgeschoben (s. Abb. 11). Der Punkt des Ringmaß, der am kaudalen Ende des äußeren Muttermundes lag wurde mit dem Finger markiert. An dieser Stelle wurde anschließend der Durchmesser des Ringmaßes abgelesen und dokumentiert.

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                Abb. 10: Ringmaß (Fa. Augusta, Augsburg, Deutschland)

Abb. 11: Lage des Ringmaßes nach dem Einführen in die Zervix uteri  

3.2.4 Entnahme von Blutproben zur Hormonbestimmung

Bei drei Stuten wurden zusätzlich Blutproben für die Analyse der Plasmakonzentrationen von Östradiol [pg/ml] und Progesteron [ng/ml] entnommen.

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Die Proben wurden jeweils aus der Vena jugularis sinistra bzw. dextra entnommen.

Hierzu wurde die Haut zunächst mit Alkohol gereinigt und desinfiziert. Anschließend wurden durch Stauung und Punktion der Vene 9 ml venöses Blut gewonnen. Das Blut wurde in ein Serumröhrchen (Fa. Greiner Bio-one) verbracht und unmittelbar im Anschluss an die Untersuchung 5 Minuten bei 30 rpm zentrifugiert. Nach der Zentrifugation wurde der Plasmaüberstand abpipettiert und bei -18°C eingefroren.

Nach Abschluss aller Untersuchungen wurden die entnommenen Proben im Endokrinologischen Labor der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Bezug auf die Plasmakonzentrationen von Östradiol und Progesteron untersucht.

Die quantitative Bestimmung von Progesteron wurde mit Hilfe eines Enzymimmunoessays durchgeführt (Immunolite® 1000, Fa. Siemens). Die Bestimmung der Östradiolkonzentration erfolgte mit mittels eines Radioimmunoassays (Ultra-sensitive Estradiol RIA, Fa.

Immunotech, Prag).

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3.3 Hauptversuch: Medikamentelle Beeinflussung des Öffnungsgrads der Zervix uteri während der Rosse

3.3.1 Stuten

Für die Untersuchung der medikamentellen Beeinflussbarkeit des Öffnungsgrades der Zervix standen Stuten verschiedenen Alters (3-31 Jahre) und unterschiedlicher Parität (0-5) aus dem Klinikbestand und dem Patientengut der Pferdeklinik in Lüsche. Bei den Versuchsstuten wurde keine hormonelle Beeinflussung des Zyklus oder während der Versuchsdauer durchgeführt. Unabhängig von den Versuchen erfolgte bei einem Teil Stuten eine künstliche Besamung im Beobachtungszeitraum. Das Trächtigkeitsresultat wurde nicht als Parameter in die Ergebnisse der Studie einbezogen.

3.3.2 Versuchsaufbau

Die Versuche wurden an 26 Stuten durchgeführt, die in sieben Gruppen eingeteilt wurden.

Fünf Stuten, im Folgenden Klinikstuten genannt, nahmen nacheinander an jeder Behandlungsgruppe teil. 21 weitere Stuten, im Folgenden Patientenstuten genannt, wurden zufällig auf die Gruppen verteilt und lediglich einer Behandlung unterzogen. So bestand jede Behandlungsgruppe aus acht Pferden (n=8) (s. Tab. 1), die sich jeweils aus fünf Klinikstuten und drei Patientenstuten zusammensetzte. Die Einteilung der Stuten in die Gruppen 1-7 erfolgte zufällig.

Alter, Reproduktionsstatus (Maiden, Fohlenstuten, güste Stuten) sowie die Durchführung einer Besamung und weitere Eingriffe im Beobachtungszeitraum wurden dokumentiert.

Die Pferde wurden in folgende Behandlungsgruppen eingeteilt.

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Tab. 1: Behandlungsgruppen 1-7, jede Behandlungsgruppe umfasst 8 Stuten (n= 8) Gruppe 1

 Placebo 1 1 Suppositorium ohne wirksame Inhaltstoffe Gruppe 2

 Placebo 3 3 Suppositorien ohne wirksame Inhaltstoffe Gruppe 3

 N-Butylscopolamin

10 mg 1 Hartfettzäpfchen Buscopan® à 10 mg N-Butylscopolamin Gruppe 4

 N-Butylscopolamin

30 mg 3 Hartfettzäpfchen Buscopan® à 10 mg N-Butylscopolamin Gruppe 5

 Oxytocin 10 IE 10 IE Oxytocin (flüssig) Gruppe 6

 Oxytocin 30 mg 30 IE Oxytocin (flüssig) Gruppe 7

 PGE 1 1 Hartfettzäpfchen Cergem® à 1 mg PGE 1

Die sieben Behandlungsgruppen wurden entsprechend folgendem Untersuchungsschema ultrasonographisch und zytologisch untersucht (Abb. 12).

Nach Allgemeinuntersuchung der Stuten und spezieller Untersuchung des Genitaltrakts wurde am Tag 18 des Zyklus ultrasonographisch zunächst die Zervixweite, -höhe, -fläche und –länge vermessen und dokumentiert. Zur Messung der Zervixlänge wurde eine Panoramadarstellung