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Zusammenfassung der theoretisch abgeleiteten Ergebnisse und

Im Dokument Start mit Hindernissen (Seite 107-115)

Im theoretischen Teil liegt der Fokus auf der Verbindung zwischen dem Beginn einer Ausbildung innerhalb des dualen Systems und dem Übergang bzw. dem erfolgreichen Eintritt in das Erwerbsleben. Der betrachtete Teilarbeitsmarkt stellt einen Spezialfall dar, weil einerseits die einzige Erfahrung der Ausbil-dungsabsolventen auf dem Arbeitsmarkt die duale Berufsausbildung ist, ande-rerseits bei der Arbeitssuche aber die Mechanismen des Gesamtarbeitsmarktes gelten. Daher sind die Bereitschaft zur betrieblichen Ausbildung als Bindeglied zwischen erster und zweiter Schwelle zu betrachten und mit den Arbeitslosig-keitstheorien zu verknüpfen. Obwohl es keine ökonomische Theorie gibt, die speziell die Investitionen in die duale Berufsausbildung erklärt, können die mik-roökonomischen Theorien mit den Erweiterungen als Erklärungsgrundlage he-rangezogen werden (Wolter 2008: 91). Ebenso wenig geben diese theoretischen Ansätze Aufschluss über den Verbleib der Ausbildungsabsolventen an der zwei-ten Schwelle. Vielmehr wird von einem langfristigen Beschäftigungsverhältnis ausgegangen, sodass die Ausbildungsbereitschaft durch die Einschränkung der individuellen Mobilität nach der Ausbildung begründet werden muss. Deshalb werden aus den Ausbildungstheorien in Verbindung mit den suchtheoretischen Ansätzen Schlussfolgerungen hinsichtlich der Erwerbsituation nach der dualen Berufsausbildung abgeleitet.

Innerhalb des Theorieteils wurde herausgearbeitet, wie bereits an der ersten Schwelle Schulabsolventen mit bestimmten Merkmalen, insbesondere dem for-malen Schulabschluss, von Unternehmen ausgesucht werden. So beginnt der Selektionsprozess bereits bei der Auswahl geeigneter Auszubildender für die angebotenen Ausbildungsstellen, sodass Personen mit geringer allgemeiner Bil-dung die Stellen mit schlechteren Beschäftigungsaussichten besetzen (Büchel 2002). Daher hat die Auswahl an der ersten Schwelle einen Einfluss auf das Ü-bernahmeverhalten und das Arbeitslosigkeitsrisiko nach der Berufsausbildung.

Damit ist diese Selektion prägend für den Verbleib an der zweiten Schwelle.

Das Bildungsniveau stellt sich somit als ein bedeutendes Merkmal für den Ein-tritt in das Erwerbsleben dar (lsengard 2002), denn die Vergabe eines Ausbil-dungsplatzes richtet sich nach dem allgemein bildenden Schulabschluss, da dies beim Übergang an der ersten Schwelle als einziges Merkmal hinsichtlich der Fähigkeiten signalisiert werden kann. Dabei werden die Auszubildenden von den Betrieben unter Berücksichtigung des betrieblichen Beschäftigungshorizon-tes ausgewählt. Die Gründe (produktions- vs. investitionstheoretischer Ansatz) für die Ausbildungsbereitschaft determinieren daher die unterschiedlichen Be-schäftigungsaussichten innerhalb des Ausbildungsbetriebes über die Ausbildung hinaus. Den mikroökonomischen Ansätzen zur Erklärung der betrieblichen Aus-bildungsbereitschaft in Deutschland ist gemein, dass Unternehmen bei der An-nahme vollkommenen Wettbewerbs nicht bereit sind, in allgemeines Humanka-pital, worunter auch die duale Berufsausbildung zu subsumieren ist, zu

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ren. Nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgt die Finanzierung in die Ausbildung durch die Betriebe bei vollkommenem Wettbewerb. Hierbei müssen Annahmen von unvollkommenen Märkten und über die Kosten-Nutzenstruktur einer betrieblichen Ausbildung getroffen werden, die sich auf die Länge des Zeithorizontes, innerhalb dessen die Bildungserträge der Humankapitalinvestiti-on realisiert werden können, auswirkt.

Einen eher kurzfristigen Zeithorizont weisen Betriebe auf, welche Bildungser-träge bereits während bzw. nach der Ausbildung erzielen und somit nach dem produktionstheoretischen Ansatz in Humankapital investieren. Erträge überstei-gen schon frühzeitig im Beschäftigungsverhältnis die Kosten. Dies liegt einer-seits an dem hohen Beitrag zur Produktion des Ausbildungsabsolventen begrün-det, weil er als ,billige' Arbeitskraft eingesetzt wird. Andererseits betreiben die Betriebe selbst nicht viele Humankapitalaufwendungen, weswegen auch die Kosten niedrig gehalten werden können. In der Regel werden von diesen Betrie-ben, die nach dem produktionstheoretischen Ansatz ausbilden, Auszubildende mit einem niedrigen allgemeinen Schulabschluss ausgewählt. Die Ausbildung ist meist gekennzeichnet von manuellen bzw. einfachen Tätigkeiten, deren Output quantifiziert und damit kontrolliert werden kann. Daher liegen hier auch ent-sprechend wenig Informationsasymmetrien vor. Weil bereits die Bildungsinves-titionen amortisiert sind, müssen diese Betriebe nicht notwendigerweise den Ausbildungsabsolventen weiterbeschäftigen, um Ausbildungserträge zu realisie-ren. Daher sind die Unternehmen bereit, nur einen bestimmten Lohn zu bezah-len. Meist liegt dieser unter den Anforderungen eines Ausgebildeten, sodass die erneute Einstellung eines Auszubildenden oder die Einstellung eines Un- bzw.

Angelernten günstiger ist als die Weiterbeschäftigung des selbst ausgebildeten Arbeitnehmers. Ein kurzfristiges Beschäftigungsinteresse liegt vor, was sich in der Qualität und der Höhe des Humankapitals niederschlägt. Werden Auszubil-dende an der ersten Schwelle in solche Betriebe selektiert, weisen diese nach Beendigung der Ausbildung eine geringe Übernahmewahrscheinlichkeit auf.

Dies spiegelt sich zugleich durch ein geringes (Weiter-) Beschäftigungsinte-resse wider, da diese Art der Ausbildung häufig im externen Segment anzutref-fen ist, das stark von der konjunkturellen Situation abhängt. Jedoch ist die Situa-tion nach einer Nichtübernahme differenziert zu betrachten. So finden Absol-venten innerhalb des berufsspezifischen Segments meist eine Anstellung, weil sie wegen des hohen Anteils an allgemeinem bzw. berufsspezifischem Human-kapital flexibel auf dem Arbeitsmarkt einsetzbar sind, was eine relativ kurze Dauer von Erwerbslosigkeit impliziert. Diese Ausbildungsabsolventen üben meist eine andere als die erlernte Tätigkeit aus (Büchel/Neubäumer 2001; Neu-bäumer 1999). Dies liegt insbesondere an dem allgemeinen bzw. berufsspezifi-schen Humankapital, das bei einem Wechsel nicht verfällt und zu nahezu kei-nem Produktivitätsverlust führt. Die Dauer von Arbeitslosigkeit ist daher, insge-samt betrachtet, relativ kurz. Jedoch treten aufgrund des vorwiegenden Anteils an allgemeinem und berufsspezifischem Humankapital häufig Phasen der

Er-werbslosigkeit auf, weil Einstellungs-, Einarbeitungs-, aber auch Entlassungs-kosten verhältnismäßig gering sind. Zudem ist diese Absolventengruppe von wirtschaftlichen Veränderungen mehr als andere betroffen. Der geringe gewerk-schaftliche Organisationsgrad innerhalb dieser Berufsgruppen trägt zu der Be-schäftigungsinstabilität weiter bei.

Wie Kostenstudien der betrieblichen Ausbildung belegen, liegen jedoch häu-fig Nettokosten nach Beendigung einer dualen Berufsausbildung vor (Beicht et al. 2004; Bardeleben et al 1995). Um die Amortisation der Bildungsinvestitionen zu ermöglichen, verlängert sich der Zeithorizont bei diesen Unternehmen, die nach investitionstheoretischen Gesichtspunkten ausbilden. Damit die Ausbil-dungsbereitschaft gewährleistet werden kann, müssen die Annahmen des voll-kommenen Marktes modifiziert werden. Erst bei Existenz von Marktunvoll-kommenheiten und unvollkommenem Wettbewerb finden betriebliche Investiti-onen in Humankapital statt. Marktunvollkommenheiten sind Informationsa-symmetrien, Gewerkschaften und andere Regulierungen auf dem Arbeits- und Gütermarkt sowie die Annahme einer bestehenden Komplementarität zwischen betriebsspezifischem und allgemeinem Humankapital.

Entsprechend determiniert dies die Qualität der Ausbildung und die Höhe des Humankapitalstandes sowie die Zusammensetzung der Humankapitalarten.

Ausbildungsbetriebe, die einen größeren Zeithorizont aufweisen, werden Schul-absolventen mit bereits hohem Humankapital einstellen. Allerdings ist dies auch notwendig, da die Betriebe meist einen internen Arbeitsmarkt aufweisen und dessen Strukturen und Arbeitsprozesse komplex sind. In diesem Falle wird ne-ben dem berufsspezifischen Wissen auch betriebsspezifisches Humankapital vermittelt, welches bei einem Betriebswechsel verfällt und einen Produktivitäts-verlust zur Folge hat. Da die Unternehmen Humankapitalinvestitionen tätigen, um künftige Fachkräfte für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit auszubilden, ist davon auszugehen, dass diese Unternehmen hohe Humankapitalinvestitionen tätigen, welche auf die Qualität der Ausbildung rückwirken. Zudem ist die Aus-bildung als Informationsgewinnungsprozess zu verstehen, innerhalb dessen die Betriebe Kenntnisse über die Auszubildenden erlangen. Eine Ausbildung ist in diesem Fall kostengünstig gegenüber einer Rekrutierung von extern ausgebilde-ten Fachkräfausgebilde-ten, da die Arbeitsplätze hohe Einarbeits-, aber auch hohe Kontroll-kosten verursachen. Zudem bestehen große Unsicherheiten bezüglich der Quali-tät der extern rekrutierten Arbeitskräfte, die bei einer Weiterbeschäftigung von selbst ausgebildeten Fachkräften vermieden werden. So werden während der Ausbildungsphase sowohl Einarbeitungskosten eingespart als auch Informati-onsasymmetrien abgebaut, was die Kontrollbedingungen beeinflusst. Daher sind diese Betriebe, die zumeist auch nach dem investitionstheoretischen Ansatz aus-bilden, langfristig an einer Beschäftigung der Ausbildungsabsolventen interes-siert. Dies reicht aber als Begründung für eine betriebliche Ausbildung bei exis-tierenden Nettoausbildungskosten nicht aus. Vielmehr treten aufgrund der

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stehenden Marktunvollkommenheiten Mechanismen in Kraft, welche die Mobi-lität auf Seiten der Ausbildungsabsolventen reduzieren.

Neben der Amortisation der Ausbildungskosten, die bei einer Weiterbeschäf-tigung erfolgt, sind Betriebe daran interessiert, den zukünftigen Fachkräftebe-darf zu decken, der notwendig ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Daher wer-den Ausbildungsabsolventen weiterbeschäftigt, sofern sie die betrieblichen Min-destanforderungen erfüllen (Kessler/Lülfesmann 2002; Acemoglu/Pischke 1999a; 1999b; 1998). Andere, welche diese Mindestanforderungen nicht erfül-len, sind einem weniger erfolgreichen Start ins Erwerbsleben ausgesetzt. Dabei legt ein Teil der Betriebe bereits zu Beginn der Ausbildung fest, welchen Anteil eines Jahrgangs sie am Ende übernehmen. Somit bilden Betriebe mit Nettoaus-bildungskosten ebenfalls „über Bedarf" aus. Andere Betriebe entscheiden sich während der Ausbildung für oder gegen einen Ausbildungsabsolventen, den sie ursprünglich übernehmen wollten. Dadurch nutzen sie die Funktion des Infor-mationsgewinnungsprozesses aus. Entsprechend ist die Übernahme von Ausbil-dungsabsolventen in den nach investitionstheoretischen Ansätzen ausbildenden Betrieben nicht sicher. Trotz des hohen Humankapitalniveaus können auch sie von Arbeitslosigkeit betroffen sein, was wiederum die Dauer der Arbeitslosig-keit verlängern kann, da der betriebsspezifische Anteil entsprechend hoch ist, der diesen Absolventen erschwert, einen ausbildungsadäquaten Arbeitsplatz oh-ne hohen Humankapitalverlust zu finden. Darüber hinaus sind sie sich ihrer qua-litativ guten Ausbildung bewusst und setzen die Anforderungen, die ein künfti-ger Job erfüllen muss, entsprechend hoch. Dies drückt sich in einem höheren Reservationslohn aus. Allerdings ist auch zu berücksichtigen, dass diese Ausbil-dungsabsolventen sich vor allem auf Arbeitsstellen bewerben, die hohe Einstel-lungs-, Kontroll- und Kündigungskosten haben und bei denen daher die Unter-nehmen auf dem externen Arbeitsmarkt selbst einen längeren Suchprozess vor-nehmen, um die Stellen adäquat zu besetzen. So sind trotz der unter Umständen längeren Arbeitslosigkeitsphase die Ausbildungsabsolventen mit höherem Bil-dungsstand und höherer Ausbildungsqualität weniger häufig von Arbeitslosig-keit betroffen, weil die Arbeitsstellen eine höhere Beschäftigungssicherheit auf-weisen. In der Regel sind diese Tätigkeits- und analog hierzu die Ausbildungs-bereiche nicht in dem Maße von wirtschaftlichen Faktoren beeinflusst. Aber auch seitens der Ausbildungsabsolventen verlängert sich die Arbeitslosigkeits-dauer, weil sie hohe Ansprüche hinsichtlich des Lohnes, der Karrierechancen etc. an den Arbeitsplatz stellen. Jedoch muss diese Aussage relativiert werden, da es sich bei diesen Ausbildungsabsolventen um gut qualifizierte Arbeitskräfte handelt. Dieses höhere Ausbildungsniveau reduziert entsprechend die kumulier-te Dauer der Arbeitslosigkeit. Abbildung 7 gibt einen Überblick über die Zu-sammenhänge der einzelnen Komponenten:

,bbildung 7: Zusammenhang zwischen Ausbildungsbereitschaft und Über-gang ins Erwerbsleben

produktionstheoretischer Ansatz geringe oder negative Net-

!

tokosten (Nettoerträge)

allgemeines Humankapital niedriger Bildungsstand

!

!

Ausbildungsbereitschaft

niedrige Wahrscheinlichkeit einer Übernahme/eines

unfreiwil-ligen Verlassen

hohes Arbeitslosigkeits-risiko kurze, häufige Arbeitslo-

!

sigkeitsphasen

mehr Tage in Beschäf-tigung direkt nach der

Ausbildung

h.lelle: eigene Darstellung

investitionstheoretischer Ansatz

hohe Nettokosten

!

allgemeines und spezifi-sches Humankapital hoher Bildungsstand

!

hohe

!

Wahrscheinlichkeit einer Übernahme/eines

freiwilli-gen Verlassens

niedriges Arbeitslosig-keitsrisiko

!

lange Arbeitslosigkeits-phasen

weniger Tage in Be-schäftigung direkt nach

der Ausbildung

Einmündung ins Erwerbsleben

s wird ersichtlich, dass das Bildungsniveau zu Beginn der Ausbildung über die rt der Ausbildung entscheidet und die Art der Ausbildung die Qualität und das

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Bildungsniveau beeinflusst. Startet ein Jugendlicher bereits mit einem niedrigen Bildungsniveau in die Ausbildung, wird dieses nur um die Mindestanforderun-gen erhöht. Aufgrund der Organisation der Ausbildung sowie der gerinMindestanforderun-gen Res-sourcen (für Bildung) setzt sich die schlechte Ausgangsposition der Auszubil-denden an der zweiten Schwelle im Vergleich zu den anderen Ausbildungsab-solventen fort. So verbessert sich die Arbeitsmarktssituation nach der Ausbil-dung nicht wesentlich, da sie im Vergleich zu anderen nicht übernommenen Ausbildungsabsolventen immer noch ein niedriges Bildungsniveau aufweisen.

Absolventen, welche eine Ausbildung nach produktionstheoretischem Ansatz absolvieren, sind daher immer noch stark von diskontinuierlichen Erwerbsver-läufen betroffen (Schaeper et al. 2000). Jedoch konkurrieren nicht alle über-nommenen Ausbildungsabsolventen in verschiedenem Maße miteinander. Ein Wettbewerb entsteht bei Bewerbungen um dieselben Stellen. Dies betrifft Per-sonen, welche denselben Ausbildungsberuf oder einen Beruf derselben Berufs-gruppe erlernt haben. Daher müssen auch die übernommenen Ausbildungsab-solventen einbezogen werden, die freiwillig den Betrieb verlassen. Bei dieser Betrachtung stehen absolut gesehen Ausbildungsabsolventen im Wettbewerb zueinander, die ungefähr das gleiche Bildungsniveau aufweisen. Sie unterschei-den sich lediglich darin, dass die nicht übernommenen entweder unterschei-den betriebli-chen Anforderungen nicht gerecht werden und daher die schlechteren Absolven-ten sind oder dass die Ausbildungsbetriebe sie aufgrund von gesamtwirtschaftli-chen Verschlechterungen nicht weiterbeschäftigen können. Gleich welche Di-mension betrachtet wird, sind die schlechteren Ausbildungsabsolventen eher da-von betroffen, nicht übernommen zu werden als die guten Ausbildungsabsolven-ten. Infolgedessen ist das Arbeitslosigkeitsrisiko höher. Entsprechend weisen auch die Absolventen mit einem höheren gesamten Bildungsstand ein geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko auf als junge Erwachsene mit niedrigerem Bildungsstand.

Werden diese jedoch arbeitslos dauert deren Phase von Erwerbslosigkeit länger an. Die erste Zeit nach der dualen Berufsausbildung ist daher in der Regel von einer kürzeren Beschäftigungsdauer gekennzeichnet. Jedoch führt der Abgang aus Arbeitslosigkeit dann aber in ein langfristiges Beschäftigungsverhältnis.

Aus diesen theoretischen Zusammenhängen werden Hypothesen abgeleitet, die den ökonometrischen Schätzungen zugrunde liegen. Die erste Hypothese zielt auf die Implikationen des produktions- und investitionstheoretischen Ansatzes, der um die humankapitaltheoretischen Aspekte erweitert wurde. So werden Ausbildungsabsolventen mit einer Ausbildung nach produktionstheoretischen Grundsätzen weniger wahrscheinlich übernommen. Der Anteil an allgemeinem und berufsspezifischem Humankapital ist sehr hoch, woraus ein relativ niedriger Humankapitalbestand resultiert.

1. Hypothese

a) Ausbildungsabsolventen mit niedrigem allgemeinem Humankapi-talstand verlassen mit hoher Wahrscheinlichkeit den Ausbildungsbe-trieb.

b) Bei Ausbildungsabsolventen mit niedrigem allgemeinem Humankapi-talstand steigt die Wahrscheinlichkeit einer Arbeitslosigkeit.

Hypothese I beruht auf der Annahme, dass Ausbildungsabsolventen, die eine Ausbildung in Betrieben mit wenig finanziellen Ressourcen sowie mit mangeln-der betrieblicher Ausstattung, wie eigens für die Ausbildung eingesetztes Perso-nal, weniger Möglichkeiten zur Verfügung stehen, sich Fähigkeiten über die Mindeststandards hinaus anzueignen. Der Wechsel ist daher eher unfreiwilliger Natur. Entsprechend ist bei den wechselnden Ausbildungsabsolventen ein höhe-res Arbeitslosigkeitsrisiko anzunehmen (Casey 1986. 73). Begründet liegt dies darin, dass sich eine Off-the-Job-Suche, also eine Arbeitssuche außerhalb einer Beschäftigung, schwieriger gestaltet als eine On-the-Job-Suche. Selbst befristet übernommene Ausbildungsabsolventen haben einen Vorteil bei der Arbeitssu-che, da sie während der befristeten Beschäftigung suchen können und zudem noch Berufserfahrung sammeln können. Weiterhin muss auf die Unterschiede zwischen den Ausbildungsabsolventen eingegangen werden. Da der Pool der Ausbildungsabsolventen, der sich nach der dualen Berufsausbildung auf dem Arbeitsmarkt befindet, heterogen ist und sich entsprechend aus unterschiedli-chen Humankapitalniveaus zusammensetzt, liegen neben den unterschiedliunterschiedli-chen Arbeitslosigkeitsrisiken ebenfalls unterschiedliche Verbleihdauern in Arbeitslo-sigkeit vor. Diesem Aspekt trägt die zweite Hypothese Rechnung:

2. Hypothese

Die Arbeitslosigkeitsdauer der Ausbildungsabsolventen steigt mit dem Humankapitalstand.

Begründet werden kann dies in dem höheren Anteil an betriebsspezifischem Humankapital und dem daraus resultieren höheren Produktivitätsverlust bei ei-nem Wechsel. Schließlich wird ein Ausblick für Absolventen gegeben, die zu Beginn des Erwerbslebens eine Arbeitslosigkeitsphase realisieren. Hierbei wird angenommen, dass die besseren Ausbildungsabsolventen zwar länger in Arbeits-losigkeit verweilen, aber die Akzeptanz einer Beschäftigung zu einem langfristi-gen Arbeitsverhältnis führt. Innerhalb des ersten Jahres weisen diese zunächst wegen der längeren Arbeitslosigkeitsdauer eine kürzere Zeit in Erwerbstätigkeit auf. Dagegen sind schlechtere Ausbildungsabsolventen, trotz der kürzeren Ar-beitslosigkeit häufiger arbeitslos, was sich aber bei einem kurzen Betrachtungs-zeitraum nicht negativ auswirkt. Aus diesem Zusammenhang resultiert die dritte Hypothese:

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3. Hypothese:

Die Beschäftigungsdauer im ersten Berufsjahr nach der dualen Berufsaus-bildung reduziert sich mit steigendem Humankapitalstand für Absolven-ten mit anfänglicher Arbeitslosigkeit.

Es wurden bereits einige Studien durchgeführt, die explizit die Wirkungen der Ausbildungsentscheidungen an der ersten Schwelle auf den Übergang an der zweiten Schwelle untersuchen {Büchel 2002; Hillmert 2001). Vor dem Hinter-grund der wachsenden Anforderungen des Arbeitsmarktes an die Ausbildungs-absolventen und die negative Selektion der Auszubildenden an der ersten Schwelle stellt sich die Frage, inwieweit der Arbeitsmarkteintritt erschwert ist.

Dabei wird im folgenden von der Untersuchung der Erwerbsverläufe nach der dualen Berufsausbildung sowie den Wirkungen einer Arbeitslosigkeit zu Beginn der Erwerbskarriere auf den weiteren Berufsverlauf abgesehen. Vielmehr wer-den, vor dem Hintergrund einer zunehmenden Arbeitslosigkeit, die Ursachen des Arbeitslosigkeitsrisikos nach einer dualen Berufsausbildung empirisch un-tersucht. Allerdings beruhen die vorgestellten theoretischen Ansätze auf allge-meinen Auswirkungen hinsichtlich der betrieblichen Bildungsinvestitionen auf den Humankapitalstand und die Art des Humankapitals, sowie deren Einfluss auf einen Betriebswechsel und einen möglichen Eintritt in die Arbeitslosigkeit.

Da sich aber an der dualen Berufsausbildung Betriebe beteiligen, die unter-schiedliche firmenspezifische Merkmale aufweisen, müssen diese ebenfalls i-dentifiziert werden. Denn gerade diese unterschiedlichen Eigenschaften machen die duale Berufsausbildung aus und beeinflussen die Ausbildungsqualität sowie die Ausbildungshöhe. Deshalb müssen aus diesen betrieblichen Rahmenbedin-gungen, wie Betriebsgröße, Wirtschaftszweig, Lohnsumme, etc. die Ursachen einer Arbeitslosigkeit abgeleitet werden. Daher ist es Ziel des Empirieteils, die theoretischen Aspekte mit den Charakteristika des dualen Berufsbildungssys-tems zu verknüpfen, an Hand derer die Hypothesen überprüft werden.

Empirieteil

7 Einflussfaktoren auf die Arbeitslosigkeit nach der dualen

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