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Auswirkungen einer Arbeitslosigkeit auf weiteres Erwerbsleben

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3 Theoretische Erklärungsansätze der Ausbildungsbereitschaft

5.4 Auswirkungen einer Arbeitslosigkeit auf weiteres Erwerbsleben

Human-kapital beinhaltet, nicht immer Vorteile bei der Arbeitssuche. Ebenso wenig sig-nalisieren (betriebs- oder technologie-)spezifische Ausbildungsinhalte nicht nur Nachteile. Daher sind die im Kap. 5.3. l gezogenen Schlussfolgerungen zum Teil zu relativieren. Die Häufigkeit, Arbeitslosigkeitsphasen zu durchleben, wird von besser qualifizierten Ausbildungsabsolventen geringer sein als von Ausbil-dungsabsolventen mit geringerem Bildungsstand.

Dies ist auf den Unterschied der betrieblichen Ausbildungsqualität zurückzu-führen (Winkelmann 1996; Steedman 1993), der wiederum mit der Ausbil-dungsbereitschaft in Zusammenhang steht. Ausbildungen in Betrieben mit einer Knappheit an finanziellen Ressourcen sind durch einfach strukturierte Arbeits-prozesse gekennzeichnet und wirken sich auf die Befähigung des Ausbildungs-absolventen aus. Trotz des geringen Humankapitalverlustes bei einem Wechsel weisen diese Ausbildungsabsolventen in aller Regel ein geringeres gesamtes Humankapitalniveau, und damit verbunden, eine geringere Ausbildungsqualität auf als Ausbildungsabsolventen, die eine Ausbildung mit höherer Qualität besit-zen. Daher finden Ausbildungsabsolventen mit niedrigem Humankapitalniveau zwar einfacher eine Arbeit, weil sie nicht in dem Maße Humankapitalverlust er-leiden wie Ausbildungsabsolventen, die betriebs- oder technologiespezifisches Wissen erwerben (Wasmer 2006; Ludwig/Pfeiffer 2005; Stevens 1994), die aber durch eine relativ geringe Beschäftigungsstabilität gekennzeichnet ist.

Absolventen mit hohem Bildungsstand aufgrund eines guten Berufs- und all-gemein bildenden Schulabschlusses erhalten meist eine Ausbildung in einem Betrieb mit komplexen Arbeitsprozessen, hoher Wettbewerbsfähigkeit auf dem Produktmarkt oder mit einem Einsatz an hohem Technischen Fortschritt sowie einem internen Arbeitsmarkt (Euwals/Winkelmann 2003: 5). Dies erhöht den Anteil an betriebs- oder technologiespezifischem Humankapital, mit dessen Vermittlung die Ausbildungsqualität steigt. Entsprechend erleiden diese Ausbil-dungsabsolventen bei einem Betriebswechsel einen höheren Produktivitätsver-lust. Da diese Personen aber insgesamt einen höheren Anteil der allgemeinen Humankapitalkomponente aufweisen, liegt der gesamte Produktionsbeitrag e-benfalls höher als bei der zuvor genannten Personengruppe, was einen Vorteil bei der Arbeitsstellensuche mit sich bringt (Pissarides 1994: 461 ). Allerdings ist zu berücksichtigen, dass gerade die Absolventen mit höherem Bildungsniveau ihre Ausbildung in der Regel in Unternehmen machen, die eine gute Reputation hinsichtlich der Ausbildung genießen. Dies wiederum führt zu Vorteilen bei der

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Arbeitsplatzsuche. In diesem Fall lohnt es sich nach einem Selektionsprozess hohe Einarbeitungskosten und -zeiten in Kauf zu nehmen, da der Produktions-beitrag aufgrund des hohen bereits vorhandenen Humankapitals schnell ansteigt.

In diesem Zusammenhang sind nach Breen ( 1997) auch die unterschiedlich ho-hen Kontrollkosten zu berücksichtigen. Daher werden Arbeitsaufgaben, welche weniger kontrolliert werden können, den höher qualifizierten Arbeitskräften zu-geteilt. Zunächst wird dies die Arbeitslosigkeitsdauer verlängern, aber aufgrund der komplexen Arbeitsaufgabengebiete wird der Arbeitgeber ein Interesse daran haben, den neu eingestellten Arbeitnehmer länger zu beschäftigen und damit Erwerbsstabilität und -sicherheit zu geben. Dies bedeutet in der Regel ein Aus-bleiben von weiteren Arbeitslosigkeitsperioden. Infolgedessen wird die Position weiter auf dem Arbeitsmarkt gestärkt.

Allerdings ist in jüngerer Zeit eine Zunahme an befristeten Arbeitsverhältnis-sen als arbeitsmarktpolitisches Instrument gerade für die Gruppe der Berufsan-fänger nach der dualen Berufsausbildung zu erkennen (Hillmert 2006: 15). Denn Beschäftigungsverhältnisse können ohne höhere Entlassungskosten bei Ver-schlechterung der konjunkturellen Situation gelöst werden. Darüber hinaus kön-nen Unsicherheiten bei der Einstellung durch befristete Verträge reduziert wer-den. Die Betroffenheit der Absolventen wird bei der Betrachtung der Verände-rung des Anteils an befristeten Beschäftigungsverträgen über die Zeit deutlich.

So sind Mitglieder jüngerer Geburtskohorten eher befristet beschäftigt als Be-rufsanfänger älterer Geburtskohorten. Im Jahr 2007 waren l 0% der Absolventen einer beruflichen Ausbildung befristetet beschäftigt (Fuchs/Ebert 2008: 12) Zu-dem können befristete Verträge den Screening- und Signalling-Prozess65 unter-stützen und somit die Reduzierung der Informationsasymmetrien herbeiführen (Blossfeld et al. 2005: 6).

Allerdings deuten Studien (Giesecke/Groß 2003; Kurz/Steinhage 2001) dar-auf hin, dass befristete Beschäftigungsverhältnisse direkt nach der dualen Be-rufsausbildung eine signifikant höhere Arbeitslosigkeitswahrscheinlichkeit auf-weisen als ein Start mit unbefristetem Beschäftigungsverhältnis. Daher sind be-fristete Arbeitsverträge für Berufsanfänger vielmehr als Beginn einer Folge von weiteren Befristungen als eine Integration in den Arbeitsmarkt zu sehen (McGinnity et al. 2005: 259; McGinnity/Mertens 2004: 126) und bedeuten da-mit steigende Unsicherheit (Ryan 2001: S. 67). Daraus folgen weitere Human-kapitalabschreibungen, die aufgrund eines Verlustes an Berufserfahrung erfor-derlich sind (Eriksson 2006: 265f.; Heckman/Borjas 1980: 247). Von befristeten Arbeitsverträgen nach der dualen Berufsausbildung betroffen sind vor allem Ausbildungsabsolventen, die in einem regulierten bzw. koordinierten Teilseg-ment (bspw. die Existenz eines hohen Kündigungsschutzes) ihre Ausbildung

65 Innerhalb der Signalling-Theorie (Spence 1973; 1974) wählen Betriebe Kriterien aus, die für den Arbeitsprozess relevant erscheinen und gleichzeitig leicht zu beobachten sind. Wäh-rend des Screening Prozess werden die ausgewählten Kriterien als Vergleichsbasis für die Fähigkeit des Ausbildungsabsolventen herangezogen.

absolvieren und dort auch eine weitere Beschäftigung anstreben. Eine genauere Differenzierung ergibt zudem, dass für nicht übernommene Ausbildungsabsol-venten eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein befristetes Beschäftigungsverhältnis zu beginnen, besteht als für übernommene Ausbildungsabsolventen. Darüber hinaus beginnen Berufsanfänger mit Migrationshintergrund häufiger das Er-werbsleben mit einem befristeten Vertrag (McGinnity et al. 2005). Mit den ge-ringeren Übernahmequoten verlängert sich auch die Phase bis zur ersten Festan-stellung bei der Gruppe der nicht übernommenen Ausbildungsabsolventen, so-dass eine Diskontinuität der Erwerbsverläufe besteht und weiter zunimmt (Schaeper et al. 2000; Konietzka/Seibert 2001). Allerdings muss auch berück-sichtigt werden, dass befristete Arbeitsverträge, gleich ob es sich um eine befris-tete Übernahme oder um eine Befristung in einem neuen Betrieb handelt, eine Steigerung der Berufserfahrung fördern. Denn schließlich hat auch für die Auf-nahme einer weiteren (befristeten) Beschäftigung die Berufserfahrung einen po-sitiv signifikanten Einfluss (Dietrich/Kleinert 2005: 199). Befristete Beschäfti-gungsverhältnisse oder befristete Übernahmeregelungen dienen zur Gewinnung von Berufserfahrung und können zugleich die Arbeitsmarktchancen verbessern.

Die Arbeitslosigkeitsphasen werden reduziert. Jedoch kann der Übergangspro-zess von der Ausbildung bis zur Festanstellung verzögert werden, wobei zwi-schen den Ausbildungsbereichen zu differenzieren ist. In Ausbildungsbranchen mit guten Beschäftigungsaussichten sind befristete Verträge eher als Brücke zu einer sicheren Beschäftigung zu verstehen. Meist finden diese Ausbildungsab-solventen durch befristete Arbeitsverhältnisse eine entsprechend gute Arbeit.

Diese Funktion nehmen befristete Verträge aber eher bei der Besetzung von Stellen mit hohen Qualifikationsanforderungen ein. Dagegen führen für Ausbil-dungsabsolventen aus Bereichen mit weniger guten Beschäftigungsaussichten weniger erfolgreiche Eintritte in den Arbeitsmarkt mit höherer Wahrscheinlich-keit zu ArbeitslosigWahrscheinlich-keit, wodurch die Outsider-Position verstärkt wird (Boock-mann/Hagen 2006; Bernardi/Nazio 2005; Layte et al. 2005).

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6 Zusammenfassung der theoretisch abgeleiteten Ergebnisse und

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