• Keine Ergebnisse gefunden

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

ÄGYPTISCHES MINISTERIUM FÜR ERZIEHUNG UND UNTERRICHT Bezirksregierungen

3. Der ägyptische Lehrplan für Sportunterricht, Schul- Schul-sport und Sportlehrerausbildung

3.1 Eigenschaften und Aufgaben des Sportlehrers

3.2.7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Bei der komplexen Zielstellung der Erziehung im, durch und zum Sport sind ver-schiedene übergeordnete Kategorien wie motorische Aspekte, Gesundheit, Kenntnisvermittlung, psychische Eigenschaften und soziale Fertigkeiten erkenn-bar. In Bezug auf die Sportdidaktik lassen sich darauf zwar unterschiedliche Per-spektiven werfen (vgl. dazu beispielsweise BECKER, 1998; BRÄUTIGAM, 2003;

GRÖßING, 1997), jedoch steht das Sporttreiben selbst sowohl im deutschen als auch im ägyptischen Sportunterricht im Vordergrund. Die Erfahrungen, die dort gemacht werden, dienen nicht nur einem Sporttreiben über die Schulzeit hinaus, sondern bereichern auch die Schulkultur. In Wettkämpfen können Leistungen er-bracht und Anerkennung erworben werden; sportspezifische Fähigkeiten und Fer-tigkeiten, Kompetenzen und Kenntnisse sollen vermittelt werden. Die Gesundheit bzw. Fitness soll mit der Durchführung verschiedener Sportarten aktuell gefördert werden, Kenntnisse und ein Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Körper erworben werden. Schließlich soll er noch fachübergrei-fende Beiträge liefern, indem er prosoziales Verhalten und Persönlichkeitseigen-schaften unterstützt.

In der deutschen Sportpädagogik wird deshalb von einem mehrperspektivischen Sportunterricht gesprochen (vgl. KURZ, 1999). Dabei werden den Schülerinnen und Schülern möglichst die verschiedenen Sinnrichtungen des sportlichen Han-delns zugänglich gemacht und mit ihrer persönlichen Erfahrungs- und Erlebniswelt verknüpft. Die Inhalte des Sportunterrichts dienen als Medium, um verschiedene übergeordnete Zielbereiche zu erlangen. Im Sportunterricht darf es demnach also nicht nur um bloßen Bewegungsvollzug gehen, sondern auch um die Gewinnung von Erkenntnis, um Reflexion des Gegenstandes und der Methode, um selbstän-diges Lösen-Können von Problemen. Zu einer intensiven und reflektierten Ausei-nandersetzung mit dem Handlungsfeld Sport gehört nicht nur, dass die Schüler lernen, ihr sportliches Tun selbständig planend und gestaltend einzurichten und zu verbessern, sondern sie sollen sich vielmehr auch ein Bild von der vielfältigen Sportwirklichkeit machen können und erfahren, welche gesellschaftlichen Aspekte

mit dem Sporttreiben verbunden sind, sodass die Schüler (überdauernd) in einem Lebensbereich verantwortlich handeln und ihn mitgestalten können15.

Doch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Kultur (und insbesondere des Sport- und Schulsystems, siehe Kapitel 2) erhalten diese Zielbereiche in Ägypten andere Schwerpunkte. Sicherlich besteht auch in Deutschland ein staatliches Inte-resse an der Gesundheitsförderung sowie an einem Sporttreiben „über die Schul-zeit hinaus“, jedoch zeigt sich in Bezug auf Letzteres der größte Unterschied.

Während der deutsche Sportunterricht primär das Sporttreiben nach der Ab-schlussprüfung einer Schulform im Blick hat, rückt im ägyptischen Sportunterricht der Schulsport ins Zentrum des Interesses, denn „der Sportunterricht soll zur Ent-wicklung des Sports in allen Aspekten beitragen“ (vgl. ÄGYPTISCHES MINISTERIUM FÜR ERZIEHUNG UND UNTERRICHT, 1991,17). Ruft man sich in Erinnerung, dass dieser leistungssportlich orientiert (und ohne ausgeprägte Brei-tensportkultur) ist, so wird deutlich, dass mit dem Schulsport die Basis für die Sportelite geschaffen werden soll. Nur der Sportelite und einigen Wohlhabenden im Vereinssport ist das Sporttreiben dann im Erwachsenenalter vorbehalten. Im Sinne einer Vorauswahl – und einer zeitlich kürzeren Verständnis von „über die Schulzeit hinaus“ - soll der ägyptische Sportunterricht den Schulsport befruchten.

Also: Sportunterricht als Basis des Schulsports und Schulsport als Basis für die sportliche Elite im Leistungssport sowie für die Wohlhabenden im Vereinssport.

Vor diesem Hintergrund werden dann selbstverständlich auch soziale und psychi-sche Ziele genannt, jedoch ist zu bezweifeln, dass sie mit den gleichen Wertvor-stellungen wie in Deutschland auch in Bezug auf den Sport gefüllt werden sollen.

So lassen sich die übergeordneten Erziehungsziele von KAMEL, SHALTUT &

CHAFAGA (2002) - Freizeit, Begeisterung, Psychosoziale Ziele und Kenntnisse – ganz unterschiedlich lesen. Auch die Empfehlungen von KAMAL (2002) ergeben einen anderen Sinn, wenn man beim Lesen anstatt dem Oberziel einer ausdiffe-renzierten Breitensportkultur ‚Schulsport – Leistungssport/Clubsport’ einsetzt:

15 Dem Sportunterricht in der Gewerbeschule stellt sich beispielsweise die Aufgabe, den Erfah-rungsgehalt und die Erziehungsziele des Faches Sport mit den Wünschen der Schülerinnen und Schüler, vor dem Hintergrund der besonderen Bedingungsfaktoren in Einklang zu bringen (vgl.

ABD EL-KARIM, 1999). Darauf sei aber hier im Einzelnen nicht eingegangen.

• Der Sportunterricht soll den Schülern möglichst vielfältige körperliche Erfahrungen vermitteln und sie über deren Reflexion zu einer eigenverantwortlichen Ausbildung der Körperlichkeit befähigen.

• Der Sportunterricht soll die Schüler anleiten, die Rahmenbedingungen und den Ablauf ihres Sporttreibens sowie sportlicher Übungs- und Wettkampfsituationen zunehmend selbst zu gestalten und zu verantworten.

• Der Sportunterricht soll die Schüler über die Auseinandersetzungen mit der vielfäl-tigen Sportwirklichkeit befähigen, am Sport außerhalb der Schule teilzunehmen und ihn mitzugestalten.

• Der Sportunterricht soll die Gesundheit der Schüler fördern; er soll sportbezogene Kenntnisse einzelner Sportarten, Einsichten und Gewohnheiten ausbilden, die ei-ne gesunde Lebensführung in persönlicher und sozialer Verantwortung stützen können.

• Der Sportunterricht soll die Schüler befähigen, an sportlichen, von Regeln geleite-ten Spielen unterschiedlicher Komplexität handlungstragend teilzunehmen; er soll zugleich ein Regelbewusstsein fördern, das an der Idee orientiert ist, alle in die Spielhandlung einzubeziehen.

• Der Sportunterricht soll den Schülern vielfältige, den jeweiligen Voraussetzungen angemessene Möglichkeiten bieten, Leistungen zu vollbringen und ihnen bewusst machen, dass und wie ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern ist; er soll sie auch anleiten, die Kriterien, nach denen im Sport Handlungen als Leistungen bewertet werden, zu verstehen und situativ zu verändern.

Für die empirische Prüfung der Implementierung von Erziehungszielen im ägypti-schen Sportunterricht ergeben sich schließlich zusammenfassend folgende Kate-gorien:

1. Freizeit: Motorische Voraussetzungen, Organisationsfähigkeit, verschiedene Sportarten.

2. Gesundheit: Kenntnisse.

3. Sozialverhalten: Konfliktlösung, Zusammenarbeit, Akzeptanz.

4. Psychische Eigenschaften: Selbstvertrauen, Kampfgeist, Führungsqualitäten, Gehorsam.

5. Sportspezifische Kenntnisse: Regeln, Sportereignisse, vielfältige Erfahrungen.

6. Spaß/Freude/Begeisterung: Rückmeldung, Hilfe, Bedürfnisse, Vorbild.