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Zusammenfassende Bewertung der Befragungsergebnisse 127

5 UNTERSUCHUNGEN IN MODELLREGIONEN

5.2 Schriftliche Befragung

5.2.3 Ergebnisse der Befragung

5.2.3.6 Zusammenfassende Bewertung der Befragungsergebnisse 127

Die Befragungsergebnisse verdeutlichen, dass die Landwirtschaft ein Wirtschaftsbereich mit vielfältigen Ausprägungen ist. So zeigen sich beispielsweise deutliche Unterschiede in Bezug auf die Betriebsgrößenstruktur. Während die Gartenbau- und die Weinbaubetriebe mit einer geringen Flächenausstattung bei hoher Flächenproduktivität wirtschaften, steht den Milchviehbetrieben und den Veredlungsbetrieben meist eine höhere Flächenausstattung zur Verfügung, die aber von den Ackerbaubetrieben noch um ein Vielfaches übertroffen wird.

Über alle Produktionsrichtungen hinweg pachten 85 % der Betriebe Flächen zu, dieser Anteil ist bei Gartenbaubetrieben aber deutlich geringer als bei den anderen Betrieben. Damit kommt dem Kapitalabfluss aus der Landwirtschaft in Form von Pachtaufwendungen gerade

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bei großen Ackerbaubetrieben und bei hohen Pachtpreisen in den Veredlungsregionen eine besondere Bedeutung zu.

Die erzielten Umsätze der Betriebe zeigen innerhalb der untersuchten Modellregionen eine große Spanne. Stellt man die Modellregionen einander gegenüber, lassen sich zusätzlich deutliche Unterschiede feststellen: So erzielen die untersuchten Ackerbaubetriebe in Mecklenburg-Vorpommern mit Abstand die höchsten jährlichen Umsätze je Betrieb, die niedrigsten durchschnittlichen Umsätze werden in den untersuchten Milchviehbetrieben in Bayern erwirtschaftet.

Ein Vergleich des Arbeitskräftebesatzes in den verschiedenen Produktionsrichtungen zeigt, dass insbesondere die Milchviehbetriebe stark durch den Einsatz von Familienarbeitskräften geprägt sind. Auch in den Weinbaubetrieben sind vornehmlich Familienarbeitskräfte beschäftigt. In den Veredlungsbetrieben sind im Regelfall ebenso viele Familienarbeitskräfte wie Fremdarbeitskräfte beschäftigt, in den Gartenbaubetrieben und insbesondere in den Ackerbaubetrieben in Mecklenburg-Vorpommern werden in hohem Maße Fremdarbeitskräfte eingesetzt.

Bemerkenswert ist, dass sich innerhalb der Tierhaltung in den großen Ackerbaubetrieben in Mecklenburg-Vorpommern größere Strukturen finden als in den Betrieben der „Modellregion Veredlung“ in Niedersachsen und der „Modellregion Milchproduktion“ in Bayern.

Die Befragung ergab weiterhin, dass landwirtschaftliche Betriebe eng miteinander vernetzt sind. So stehen nahezu alle in die Untersuchung einbezogenen Betriebe mit anderen landwirtschaftlichen Betrieben ihrer jeweiligen Region in intensivem Kontakt. Eine leichte Abweichung zeigte sich bei den Gartenbaubetrieben. Hier bestätigten immerhin 82 % der Betriebsleiter einen direkten Kontakt zu Berufskollegen in der Region. Besonders intensiv arbeiten jeweils die Veredlungsbetriebe und die Milchviehbetriebe untereinander zusammen.

Landwirtschaft setzt auf berufsständische Vertretung

Als wichtige Vereine/Organisationen mit besonderer Bedeutung für den eigenen Betrieb benannten die Betriebsleiter sehr häufig die landwirtschaftlichen Interessenvertretungen.

Eine herausragende Bedeutung kommt den Landesbauernverbänden in den Untersuchungsregionen (Bayerischer Bauernverband, Landvolk Niedersachsen), dem Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz und insgesamt dem Deutschen Bauernverband (DBV), insbesondere für Ackerbaubetriebe in Mecklenburg-Vorpommern, zu. Zusätzlich wird der Mitgliedschaft in den verschieden Erzeugergemeinschaften (EZG) vor allem innerhalb der Milchviehbetriebe in Bayern, der Veredlungsbetriebe in Niedersachsen und der Ackerbaubetriebe in Mecklenburg-Vorpommern eine zentrale Bedeutung zugesprochen. Für die Veredlungsbetriebe haben ferner insbesondere die Beratungsringe eine bedeutende

Empirische Untersuchungen in Modellregionen 129 Rolle. Ähnlich relevant ist für die Weinbaubetriebe das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR). Die Landwirtschaftskammer wurde von den Betriebsleitern der Veredlungsbetriebe, der Weinbaubetriebe und der Gartenbaubetriebe als wichtige Organisa-tion mit hoher betrieblicher Relevanz genannt. Da in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Bayern keine Landwirtschaftskammern bestehen, sind diese von den befragten Betriebsleitern der Milchvieh- und Ackerbaubetriebe nicht genannt worden.

Intensive Vernetzungen mit Marktpartnern

Die Befragung hat verdeutlicht, dass die Landwirtschaft ein Wirtschaftsbereich ist, der intensiv mit weiteren Wirtschaftsbereichen vernetzt ist. Die nachfolgende Übersicht 5.32 zeigt zusammengefasst, zu welchen Arten von Zulieferern, von Abnehmern und von Dienst-leistern die Betriebe der untersuchten Produktionsrichtungen in Verbindung stehen.

Die Übersicht zeigt, dass eine Reihe von Zulieferern, Abnehmern und auch Dienstleistern für die Landwirtschaft insgesamt relevant sind. Daneben gibt es – insbesondere auf Seiten der Zulieferer und der Abnehmer – auch Marktpartner, die für spezialisierte Bereiche der Land-wirtschaft von besonderer Bedeutung sind. Privater Landhandel sowie Bezugs- und Absatz-genossenschaften fungieren sowohl als Zulieferer wie auch als Abnehmer für die Land-wirtschaft. Ein besonderes Beispiel ist das im Rheinland angesiedelte Unternehmen Landgard, das Genossenschaft, Vermarktungsorganisation und Großhändler zugleich ist.

In allen untersuchten Modellregionen sind auch eigene Berufskollegen Zulieferer und Abnehmer von Erzeugnissen. Mit Ausnahme des Gartenbaus wurden die eigenen Berufs-kollegen in allen Produktionsbereichen zusätzlich auch als Dienstleister genannt.

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Übersicht 5.32: Markt- und Geschäftspartner der ldw. Betriebe in den Modellregionen

Zulieferer/Abnehmer/Dienstleister Ackerbau Veredlung

Milch-produktion Gartenbau Weinbau

Andere Landwirte1) • • • • 2)

Stalleinrichter • • •

Brüterei • •

Gastronomie/Tourismus • • • •

Vermarktungsorganistaion • • • • •

Besamungstechniker • • • •

Labore • • • • •

Zuchtunternehmen • • • •

1) als Zulieferer, Abnehmer und Dienstleister

2) als Zulieferer und Abnehmer

Quelle: Befragungen zusammengefasst 2008, Mehrfachnennungen, n=305

Frage: Vernetzung mit Zulieferern/Vorleistern, Abnehmern und Dienstleistern – Anzahl der jeweiligen aufgelisteten Zulieferer.

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Zulieferer - bevorzugt regional

In der Landwirtschaft werden Vorleistungen aus den unterschiedlichsten Bereichen benötigt.

Nach den Ergebnissen der Befragung sind über alle Produktionsrichtungen hinweg Land-maschinenhändler die Zulieferer für die meisten Landwirte zutun haben, gefolgt von Betriebsstoffhändlern sowie den Bezugs- und Absatzgenossenschaften und privaten Land-händlern. Für einen Großteil der Betriebe stellen zudem die Lieferanten von Saat- und Pflanzgut Zulieferer dar. „Andere Landwirte“ spielen als Zulieferer für etwa die Hälfte der untersuchten Betriebe eine Rolle.

Durchschnittlich befindet sich etwa die Hälfte aller genannten Zulieferer in einer räumlichen Entfernung von bis zu 20 km zu den jeweiligen landwirtschaftlichen Betrieben. Ein weiteres Viertel der Zulieferer befindet sich in einer Entfernung von 21 – 50 km, so dass insgesamt ein deutlich regional orientierter Bezug von Vorleistungen festzustellen ist. Bei den Veredlungsbetrieben im Weser-Ems-Gebiet sind sogar mehr 60 % der Zulieferer im näheren Umfeld von bis zu 20 km angesiedelt, bei den Ackerbaubetrieben in Mecklenburg-Vorpommern sind es dagegen weniger als 30 %.

Bei einigen Zulieferern wie Landmaschinenhändlern, privaten Landhändlern, Bezugs- und Absatzgenossenschaften und „anderen Landwirten“ ist die Regionalität besonders aus-geprägt. Bei spezialisierten Zulieferern wie Brütereien oder auch Saat- und Pflanzgutlieferan-ten besteht dagegen in der Regel eine größere räumliche Distanz.

Die meisten Kontakte pro Jahr haben die landwirtschaftlichen Betriebe im Durchschnitt über alle Produktionsrichtungen mit privaten Landhändlern und Bezugs- und Absatzgenossen-schaften.

Die Verhandlungsposition gegenüber Zulieferern sehen die Betriebsleiter differenziert. Am besten schätzen sie ihre eigene Verhandlungsposition jedoch bei Geschäften mit „anderen Landwirten“ als Zulieferer ein. Ein Zusammenhang zwischen regionaler Nähe der Markt-partner und Einschätzung der Verhandlungsposition konnte nicht nachgewiesen werden.

Unterschiedliche Abnehmerstruktur

Die Vermarktungswege der Landwirtschaft können je nach erzeugten Produkten deutlich variieren. Parallelen zeigen sich insbesondere bei den untersuchten Ackerbaubetrieben, die auch überwiegend Tierhaltung betreiben, den Veredlungsbetrieben und den Milchvieh-betrieben. Die am häufigsten genannten Abnehmer dieser drei Produktionsrichtungen sind Viehhandel, privater Landhandel, Bezugs- und Absatzgenossenschaften, Molkereien, Schlachtereien und Energieversorger. Die Betriebsleiter der Weinbaubetriebe nannten am häufigsten Endverbraucher und Gastronomie/Tourismus als Abnehmer ihrer Erzeugnisse, während die Gartenbaubetriebe in den häufigsten Fällen an den Großhandel und an Bezugs-

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und Absatzgenossenschaften liefern. Bedingt durch die große Anzahl auf Seiten der Abnehmer ist insgesamt bei den Weinbaubetrieben und auch bei den Gartenbaubetrieben ein hoher Vermarktungsaufwand festzustellen.

Bei Betrachtung der Abnehmerstrukturen fällt auf, dass sich einzig bei den untersuchten Veredlungsbetrieben mehr als die Hälfte der Abnehmer im Umkreis bis zu 20 km zu den landwirtschaftlichen Betrieben befinden. Hier liegt ein typisches Beispiel für eine regionale geschlossene Wertschöpfungskette vor.

Ein Beispiel für eine eher überregionale Orientierung in der Vermarktung ist der Weinbau.

Hier ist der überwiegende Anteil der belieferten Einzelhändler, der Endverbraucher und der Gastronomie mehr als 100 km von den jeweiligen Weinbaubetrieben entfernt.

Hinsichtlich der Kontakthäufigkeit zu den Abnehmern lässt sich über alle Produktionsrichtungen hinweg tendenziell festhalten, dass die Anzahl der Kontakte bei zunehmender räumlicher Entfernung abnimmt.

Die Verhandlungsposition der befragten Betriebsleiter gegenüber ihren Abnehmern sehen die Betriebsleiter differenziert. Gegenüber den eigenen Berufskollegen sehen sie sich in einer guten Verhandlungsposition. Auch gegenüber den Endverbrauchern und der Gastronomie schätzen sie ihre Verhandlungsposition durchweg gut ein. In der schlechtesten Verhandlungsposition sehen sich die Betriebsleiter gegenüber Molkereien und Energieversorgern. Gegenüber dem privaten Landhandel sehen sie sich tendenziell in einer besseren Verhandlungsposition als gegenüber den Bezugs- und Absatzgenossenschaften.

Nutzung einer breiten Palette von Dienstleistungen

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass auch der Dienstleistungssektor ein wichtiges Segment innerhalb der landwirtschaftlichen Unternehmensnetzwerke darstellt. Danach nutzt die Landwirtschaft insgesamt ein breites Spektrum verschiedenster Dienstleistungen, die bei-spielsweise Bezug zu Produktionstechniken, betriebs- oder finanzwirtschaftlichen Aspekten oder auch zur Qualitätsprüfung von Erzeugnissen haben.

Über alle untersuchten Produktionsrichtungen hinweg zählen Steuerberatungsunternehmen, Versicherungen, Lohnunternehmen, Kreis-, Bezirks- und Regionalbauernverbände sowie das Kreditwesen zu den am häufigsten genannten Dienstleistern für die Landwirtschaft. Daneben wurden häufig weitere produktionsspezifische Dienstleister wie Tierärzte, Besamungstechniker, Labore und Zuchtunternehmen genannt.

Die landwirtschaftlichen Betriebsleiter greifen bis auf wenige Ausnahmen auf eine eher geringe Anzahl der jeweiligen Dienstleister zurück. Generell wird eine enge Zusammenarbeit mit verlässlichen Partnern praktiziert. Sofern „andere Landwirte“ als Dienstleister genutzt werden, wird allerdings auf eine größere Anzahl zurückgegriffen.

Empirische Untersuchungen in Modellregionen 133 Die Dienstleister, die für die Landwirtschaft tätig sind, befinden sich im Durchschnitt über alle untersuchten Betriebe etwa zur Hälfte in einer räumlichen Entfernung von bis zu 20 km zu den jeweiligen Betrieben. Vor allem bei den Weinbaubetrieben ist ein hohes Maß an Regionalität festzustellen, über zwei Drittel der Dienstleister befinden sich dort in unmittelbarer Nähe. Ausgesprochen überregionale Beziehungen zu Dienstleistern haben dagegen die Ackerbaubetriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Hier ist nur etwa ein Viertel der Dienstleister der landwirtschaftlichen Betriebe direkt im Umfeld angesiedelt.

Ausgeprägtes gesellschaftliches Engagement der Betriebsleiter und ihrer Familien Über alle Produktionsrichtungen hinweg zeigt sich ein hohes soziales bzw. bürgerschaft-liches Engagement von Personen aus der Landwirtschaft. So bekleiden insgesamt fast drei Viertel der befragten landwirtschaftlichen Betriebsleiter ein Ehrenamt. Am höchsten ist der Anteil der ehrenamtlich Tätigen mit fast 90 % bei den Leitern der Milchviehbetriebe in Bay-ern, am geringsten unter den Betriebsleitern der Gartenbaubetriebe in Nordrhein-Westfalen.

Darüber hinaus gab ein Drittel der Befragten an, Leistungen für Umwelt und Landschaft, z.B.

durch die Pflege von Bäumen, Wegen, Gehölzen und Gewässerrändern zu erbringen. Hier ist der Anteil unter den Betriebsleitern der Ackerbaubetriebe in Mecklenburg-Vorpommern mit 64 % besonders hoch.

Insgesamt 30 % aller Betriebsleiter erbringen auch landeskulturelle Leistungen, beispielsweise durch die Erhaltung historischer Gebäude oder die Ausrichtung bzw.

Mitgestaltung von Festen und kulturellen Veranstaltungen in ihren Gemeinden. Hier ist der Anteil unter den Betriebsleitern der Gartenbaubetriebe mit 46 % besonders hoch.

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Insgesamt lassen sich aus den empirischen Untersuchungen folgende zusammenfassende Schlussfolgerungen ableiten:

¾ Die Landwirtschaft ist in Deutschland breit aufgestellt. Der traditionelle „bäuerliche Familienbetrieb“ findet sich besonders ausgeprägt bei den Milchviehbetrieben in Bayern.

¾ Der überwiegende Teil der in der Landwirtschaft eingesetzten Arbeitskräfte stammt aus der Region, die landwirtschaftlichen Betriebe erhalten bzw. schaffen

Arbeitsplätze in ihrer Region.

¾ Wichtigste Organisation mit landwirtschaftlichem Bezug ist der Bauernverband mit seinen angegliederten Landesverbänden.

¾ Die Landwirtschaft ist mit ihren Marktpartnern insgesamt ausgeprägt regional vernetzt. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Veredlungsbetriebe.

¾ Die regionale Vernetzung ist bei den Zulieferern der landwirtschaftlichen Betriebe stärker ausgeprägt als bei den Abnehmern oder Dienstleistern.

¾ Regionale Vernetzung mit Marktpartnern hängt offensichtlich von regionalen und produktionsspezifischen Strukturen der Landwirtschaft ab. Gerade bei den Ackerbaubetrieben in Mecklenburg-Vorpommern ist auch eine deutliche überregionale Vernetzung festzustellen.

¾ Tendenziell weisen die Abnehmer der landwirtschaftlichen Betriebe eine größere räumliche Distanz zu den landwirtschaftlichen Betrieben auf als die Zulieferer. Dies führt zu einem Nettokapitalstrom in die jeweiligen Schwerpunktregionen.

¾ Je produktionsspezifischer ein Marktpartner, desto größer ist die räumliche Distanz.

¾ Die Kontakthäufigkeit zu den Marktpartnern nimmt mit zunehmender Entfernung zu den jeweiligen landwirtschaftlichen Betrieben ab.

¾ Die durchschnittliche Anzahl der Marktpartner variiert nach Produktionsrichtungen.

Am höchsten ist sie im Gartenbau.

¾ Landwirte schätzen ihre Verhandlungsposition bei Geschäften mit anderen

Landwirten als besonders gut ein. Innerhalb der Landwirtschaft wird „auf Augenhöhe“

verhandelt.

¾ Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Leistungsträger, wenn es um Engagement für Gesellschaft, Umwelt oder Kultur geht: Eine besondere Bedeutung hat das Ehrenamt innerhalb landwirtschaftlicher und sonstiger Organisationen.

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5.3 Ergänzende Interviews

Ergänzend zu den schriftlichen Befragungen (vgl. Abschnitt 5.2) wurden Ende 2008 bis Anfang 2009 persönliche Interviews mit Leitern landwirtschaftlicher Betriebe in den unter-suchten Modellregionen durchgeführt. Insgesamt wurden 16 Leiter gut aufgestellter, zukunftsträchtiger landwirtschaftlicher Unternehmen persönlich besucht und anhand eines Gesprächsleitfadens (siehe Anhang) zu ihren Vernetzungen mit Marktpartnern befragt. In jeder der fünf Modellregionen waren drei bis vier Betriebe für die Interviews zur Thematik ausgewählt worden. Die jeweiligen Betriebsleiter hatten teilweise im Rahmen der schrift-lichen Befragung Interesse an weiterführenden Gesprächen signalisiert, teilweise waren sie von Fachverbänden als Interviewpartner vorgeschlagen worden.

Ziel der persönlichen Interviews war es, Vernetzungsstrukturen und -ausmaß für Beispielbetriebe genau abzubilden. Analog zur schriftlichen Befragung wurden Vernetzungen mit Zulieferern, Abnehmern und Dienstleistern der Betriebe untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse sind in Form von vereinfacht dargestellten, so genannten Egonetzwerken abgebildet. Mit diesen Egonetzwerken werden die regionalen und überregionalen Verbindungen der einzelnen Akteure zu ihren Marktpartnern und Sozialpartnern visualisiert, soweit diese für das Unternehmen von Bedeutung sind. Der jeweils untersuchte landwirt-schaftliche Betrieb steht dabei im Zentrum des Egonetzwerkes. Zusätzlich wurden betrieb-liche Daten sowie Pläne für die Zukunft der landwirtschaftbetrieb-lichen Betriebe erfasst.

Zur Methodik

In der Literatur werden Egonetzwerke einzelner Akteure als Basis von umfassenden Netzwerkstrukturen beschrieben, die aus der Überlagerung von zahlreichen individuellen Egonetzwerken entstehen (BRANDT et al., 2008, S. 86). Somit stehen Egonetzwerke für die kleinste Einheit oder auch Mikro-Ebene eines Clusters. Sie geben einen Überblick über die Einzelbausteine von Clustern.

Egonetzwerke lassen sich graphisch darstellen und zeigen das unmittelbare Umfeld einzelner Akteure und die Verbindungen zu ihren Netzwerkpartnern (Alteri).Die Analyse von Ego-Netzwerken kann auf verschiedenen Messungen basieren. Im Hinblick auf vertiefende Erkenntnisse über die Vernetzungsintensität des Clusters Agribusiness ist insbesondere die Anzahl oder die Multiplexität der jeweiligen Netzwerkpartner von Interesse.

Egonetzwerkdarstellungen als Methode zur Analyse von landwirtschaftlichen Verbund-systemen sind ein junger wissenschaftlicher Ansatz, der beispielsweise bei der Unter-suchung des Verbundsystems innerhalb der Veredlungswirtschaft in Nordwestdeutschland angewendet worden ist (vgl. DEIMEL, THEUVSEN, EBESKOTTE, 2008). Im Vordergrund der Untersuchung stehen dabei unternehmensbezogene Informationsbeziehungen sowie der

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Austausch von Wissen zwischen den Akteuren der Veredlungskette. Die „ego-zentrierte Verfahrensweise“ bietet dabei die Möglichkeit, ausgehend vom Netzwerk des Landwirtes auch Netzwerke seiner Alteri zu untersuchen. Damit werden weitere Informationen zum gesamten Verbundsystem erfasst (DEIMEL, THEUVSEN, EBESKOTTE, 2008, S. 25).

In der vorliegenden Untersuchung bezieht sich die Netzwerkperspektive auf die Sicht der einzelnen landwirtschaftlichen Unternehmen. In jeder der fünf Modellregionen wurde nach Abschluss aller geführten Interviews für die jeweilige Produktionsrichtung jeweils ein land-wirtschaftlicher Betrieb ausgewählt, der bezüglich der Vernetzung als typisch anzusehen ist.

Die Darstellungen der Egonetzwerke umfassen folgende Aspekte:

- Räumliche Entfernung der Netzwerkpartner - Kontakthäufigkeit

- Bedeutung der jeweiligen Netzwerkpartner für den Betrieb.

Die untersuchten Beispielbetriebe stehen im Mittelpunkt der dargestellten Egonetzwerke. Die abgebildeten Beziehungen sind in erster Linie betriebsbezogen und beschreiben damit ein

„professional network“. Abschließend werden die jeweiligen vom Betriebsleiter genannten betrieblichen Pläne für die Zukunft aufgezeigt.