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Wirkung von INVEST auf die Investitionsentscheidung

8   Effekte des Programms auf Privatinvestoren

8.5   Wirkung von INVEST auf die Investitionsentscheidung

In diesem Abschnitt werden die Effekte des INVEST‐Zuschusses auf die Investi‐

tionsentscheidungen  von  Investoren  thematisiert.  Dabei  musste  auf  die  Selbsteinschätzung und Auskunft der befragten Investoren zurückgegriffen  werden. Eine Kontrollgruppenanalyse zur Berechnung der Förderwirkung von  INVEST („Treatmenteffekt“) ist leider nicht durchführbar, da sich die beiden  Befragtengruppen – die Geförderten und Nicht‐Geförderten – im Hinblick auf  verschiedene Faktoren des Investitionsverhaltens zu stark unterscheiden (sie‐

he Abschnitt 8.3) und die Stichprobengröße der Nicht‐Geförderten zu klein ist. 

Der Fragebogen unterschied zwischen drei möglichen Wirkungsweisen des  INVEST‐Zuschusses auf das Investitionsverhalten, für a. Geförderte, b. Nicht‐

Geförderte: 

(1) Beteiligung an mehr Unternehmen 

a. Ich habe durch INVEST insgesamt in mehr junge Unternehmen in‐

vestiert. Wenn ja, in wie viele mehr? 

b. Ich würde durch INVEST wahrscheinlich insgesamt in mehr junge  Unternehmen investieren. 

(2) Insgesamt mehr Beteiligungskapital 

a. Ich habe durch INVEST insgesamt mehr Beteiligungskapital in jun‐

ge Unternehmen investiert. Wenn ja, wieviel mehr? 

b. Ich würde durch INVEST wahrscheinlich insgesamt mehr Beteili‐

gungskapital in junge Unternehmen investieren. 

(3) Mehr Beteiligungskapital in INVEST förderfähige Unternehmen 

a. Bei gemäß INVEST förderfähigen Unternehmen habe ich im Durch‐

schnitt mehr investiert (Investition inklusive der Fördersumme). 

Wenn ja, wie viel mehr? 

b. Bei  gemäß  INVEST  förderfähigen  Unternehmen  würde  ich  im  Durchschnitt wahrscheinlich mehr investieren (Investition inklusive  der Fördersumme). 

Bei den nicht‐geförderten Investoren wurden nur diejenigen um eine hypothe‐

tische Einschätzung des Effektes des INVEST‐Zuschusses auf ihr Investitions‐

verhalten gebeten, die sich prinzipiell vorstellen können, sich für eine INVEST‐

Förderung zu bewerben. Das könnten sich 90% (n=97) der Befragten zumin‐

dest prinzipiell vorstellen. 

Abbildung 8‐13: Tatsächliche Wirkung der INVEST‐Förderung bei geförderten  erfahrenen  Investoren  und  hypothetische  Wirkung  bei  nicht‐

geförderten Investoren 

Quelle: Investoren Online‐Befragung, ZEW 

78%

72%

65%

42%

50%

22%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Mehr Beteiligungskapital pro INVEST föriderfähigem Unternehmen Insgesamt mehr Beteiligungsskapital

Beteiligung an mehr Unternehmen

Geförderte erfahrene Investoren Nicht geförderte Investoren

Abbildung 8‐13 differenziert zwischen erfahrenen geförderten und nicht ge‐

förderten Investoren. Virgin Angels sind in dieser Abbildung nicht aufgeführt,  da sie per Definition in mehr junge Unternehmen und mehr Beteiligungskapi‐

tal investiert haben als zuvor. 

Es zeigt sich, dass die nicht‐geförderten Investoren die von ihnen abgeschätz‐

ten Wirkungen einer INVEST‐Teilnahme wesentlich positiver einschätzen als  die geförderten Investoren, die eine ex‐post Bewertung vorgenommen haben. 

Gut ein Fünftel der geförderten erfahrenen Investoren gab an, durch INVEST in  mehr Unternehmen investiert zu haben. 65% der nicht‐geförderten Investoren  gehen davon aus, dass sie durch die Teilnahme am INVEST‐Programm in mehr  Unternehmen investieren würden. Ebenso denken über zwei Drittel der nicht‐

geförderten Investoren, dass sie durch INVEST insgesamt mehr Beteiligungs‐

kapital und knapp 80%, dass sie pro INVEST förderfähigem Unternehmen mehr  Beteiligungskapital bereitstellen würden. Augenscheinlich ist von den bisher  nicht am INVEST‐Programm teilnehmenden Investoren ein zusätzlicher Beitrag  für Investitionen in junge Unternehmen zu erwarten, wenn sie sich entschlie‐

ßen, sich für eine INVEST‐Förderung zu bewerben.  

Ziel des INVEST‐Programms ist, dass mehr junge Unternehmen Beteiligungs‐

kapital erhalten und insgesamt mehr Beteiligungskapital in junge Unterneh‐

men  fließt.  Zusätzliche  Investitionssummen  wurden  durch  das  INVEST‐

Programm auf zweierlei Weise zur Verfügung gestellt: Zum einen konnte zu‐

sätzliches Kapital durch neue Investoren, die wir hier Virgin Angels genannt  haben, akquiriert werden. Zum anderen haben – wie oben gezeigt – auch 50% 

der erfahrenen Investoren mehr Beteiligungskapital investiert. 

Es konnten 220 Virgin Angels mit Hilfe der Online‐Befragung und den Beteilig‐

tendaten des Mannheimer Unternehmenspanels identifiziert werden. Sie ha‐

ben im Beobachtungszeitraum insgesamt 247 Investments getätigt, also etwa  99 pro Jahr. Virgin Angels haben als erstmalige Investoren ihre gesamte Inves‐

titionssumme  als  zusätzliches  Kapital  zur  Verfügung  gestellt,  das  sind  14,3 Mio. € und 14% der gesamten Bewilligungssumme (104,3 Mio. €). Es  wurden rund 19% der Investitionssumme als Zuschuss bewilligt (2,7 Mio. €); 

etwa 4% der Virgin Angels haben pro Jahr sogar mehr als den förderfähigen  Betrag von 250.000 € investiert60

Im Folgenden wird das zusätzlich investierte Kapital der erfahrenen Investoren  und der Nettoeffekt der Förderung, also unter Abzug der Fördersumme, be‐

rechnet. Ein positiver Nettoeffekt liegt dann vor, wenn die gewährten Zu‐

schüsse an die jungen Unternehmen weitergegeben werden, entweder unmit‐

telbar an die geförderten Unternehmen oder mittelbar an andere. Wenn dem  nicht so wäre, würden die geförderten Investoren den Zuschuss als eigenen  Gewinn verbuchen und die jungen Unternehmen würden nicht von der Förde‐

rung profitieren. In diesem Fall läge ein kompletter Mitnahmeeffekt vor.  

Um den Nettoeffekt der Förderung zu messen, werden die gesamten zusätz‐

lich investierten Mittel den bewilligten Zuschüssen61 gegenübergestellt. Die  Differenz gibt dann das Ausmaß des Mitnahmeeffektes wieder. Investiert ein  Investor weniger zusätzliches Kapital als die INVEST‐Fördersumme, gäbe es  einen vollständigen oder teilweisen Mitnahmeeffekt. Dabei ist zu bedenken,  dass beim Vorliegen eines geringen Mitnahmeeffektes den jungen Unterneh‐

men immer noch mehr Kapital zur Verfügung stehen würde als ohne die IN‐

VEST‐Förderung. D.h. ein geringer Mitnahmeeffekt wäre mit den Zielen des  Programms noch vereinbar.62 

Zur Berechnung des Nettoeffektes für die erfahrenen Investoren, die in der  Online‐Befragung befragt wurden, wird zum einen berücksichtigt, ob ein In‐

vestor durch INVEST in insgesamt mehr Unternehmen investiert hat und zum  anderen, ob ein Investor insgesamt durch den INVEST‐Zuschuss mehr Beteili‐

 

       

60 Bei den erfahrenen Investoren wurden 18% der Investitionssumme als Zuschüsse aus‐

bezahlt, 6% der erfahrenen Investoren investierten mehr als 250.000 € pro Jahr. 

61 Es wird mit den bewilligten und nicht mit den bereits ausgezahlten Zuschüssen gerech‐

net, weil uns nicht bekannt ist, welche der bewilligten Beträge mittlerweile ausgezahlt  wurden. Da in den Jahren 2013 100% und im Jahr 95% der bewilligten Zuschüsse auch  ausbezahlt wurden, nehmen wir an, dass die noch ausstehenden bewilligten Zuschüsse  i.d.R. auch ausgezahlt werden. 

62 Beispiel: Ein Investor investiert 8.000 € mehr als er es ohne den INVEST‐Zuschuss getan 

hätte. Er erhält eine Fördersumme von 10.000 €. In diesem Fall läge ein Mitnahmeeffekt in  Höhe von 2.000 € vor. Dennoch erhalten die jungen Unternehmen zusätzlich 8.000 € mehr  als ohne die Förderung.