8 Effekte des Programms auf Privatinvestoren
8.2 Profil der befragten Investoren
Quelle: Investoren Online‐Befragung, ZEW
In den Daten der Online‐Befragung stehen uns also Angaben von 493 (80%) erfahrenen Investoren und von 130 (21%) Virgin Angels zur Verfügung, 29 (6%) befragte erfahrende Investoren mit einer INVEST‐Förderung erwiesen sich als Erstinvestoren von jungen Unternehmen. Demzufolge haben 27% aller IN‐
VEST‐Geförderten (n=169) durch das INVEST‐Programm erstmals in ein junges Unternehmen investiert.
Für die Vergleichsgruppe dieser Befragung wurden nur solche Personen aus‐
gesucht, die sich in den letzten beiden Jahrzehnten offen an einem jungen, innovativen Unternehmen beteiligt haben (teilweise auch mit einer Beteili‐
gungsgesellschaft). D.h. diese Personen sind zu 100% erfahrene Investoren von jungen Unternehmen.
8.2 Profil der befragten Investoren
Mehr als ein Drittel der geförderten Investoren ist in den Jahrgängen ab 1970 geborgen, während bei den nicht geförderten Investoren nur 25% aller Inves‐
toren in dieser Altersgruppe sind (Abbildung 8‐2). Im Durchschnitt sind die
geförderten Investoren 49 Jahre alt, die nicht geförderten Investoren sind mit 53 Jahren im Mittel älter. Der Unterschied von 4 Jahren ist statistisch signifi‐
kant.
Auch innerhalb der Gruppe der geförderten Investoren gibt es Unterschiede:
Virgin Angels sind im Mittel 47 und erfahrene Investoren 50 Jahre alt.
Abbildung 8‐2:Verteilung der Geburtenjahrgänge der INVEST geförderten Investoren und der nicht geförderten Investoren
Quelle: Investoren Online‐Befragung, ZEW
Alle befragten Investoren wurden gebeten ihre Risikobereitschaft einzuschät‐
zen. INVEST‐geförderte Investoren erweisen sich im Mittel als etwas risikobe‐
reiter als nicht geförderte: Risikobereit oder sehr risikobereit sind mehr als die Hälfte der INVEST‐Geförderten, bei den nicht INVEST‐geförderten Investoren sind es 48% (Abbildung 8‐3). Der Unterschied ist aber statistisch nicht signifi‐
kant.
1%
12%
23%
39%
20%
5%
2%
8%
19%
35%
26%
10%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
<=1939 1940‐1949 1950‐1959 1960‐1969 1970‐1979 1980 und früher
INVEST geförderte Nicht gefördere Investoren
Abbildung 8‐3: Risikoeinschätzung der Investoren
Quelle: Investoren Online‐Befragung, ZEW
Virgin Angels sind im Durchschnitt weniger risikobereit als die erfahrenen In‐
vestoren: Nur 41% der Virgin Angels schätzen sich als risikobereit oder sehr risikobereit ein; bei den erfahrenen Investoren sind es 55%.
Die Investoren wurden um eine Einschätzung darüber gebeten, welchen Anteil ihres Vermögens sie maximal in junge Unternehmen investiert würden. Zwi‐
schen den beiden Befragtengruppen ist ein geringfügiger Unterschied zu be‐
obachten: Die INVEST geförderten Investoren würden im Durchschnitt bis zu 15% ihres gesamten Vermögens für Beteiligungen an jungen Unternehmen ausgeben und die nicht‐geförderten Investoren mit 18% im Mittel etwas mehr.
35% der INVEST‐geförderten Investoren und 45% der nicht‐geförderten Inves‐
toren wären sogar bereit einen Anteil von 20% oder mehr ihres Gesamtver‐
mögens in ein junges, innovatives Unternehmen zu investieren. Diese Werte decken sich mit den Angaben der Investoren, von denen Fallstudien im Rah‐
men der leitfadengestützten Interviews angefertigt wurden; diese würden ebenfalls zwischen 10% und 33% ihres Vermögens investieren (vgl. im Anhang Abschnitt 13.1.3).
Mehr als 90% der befragten Investoren lernen die Gründer oder Gründerinnen ihrer Portfolio‐Unternehmen – die Unternehmen, in die sie investieren – über bestehende private oder geschäftliche Kontakte kennen. Der zweitwichtigste Kontaktkanal zu jungen Unternehmen sind Business Angel Netzwerke. Bemer‐
kenswert ist, dass es in diesem Punkt einen deutlichen Unterschied zwischen geförderten und nicht‐geförderten Investoren gibt: Gut ein Drittel der INVEST‐
geförderten Investoren nutzt Business Angel Netzwerke, um mit jungen Un‐
2%
Gar nicht risikobereit Risikoavers Mittel Risikobereit Sehr risikobereit
ternehmen in Kontakt zu kommen, bei den nicht‐geförderten sind es nur 18%. Investoren lernt Gründerinnen und Gründer über Businessplan‐ oder Grün‐
derwettbewerbe kennen. 12% der Geförderten war schon auf Messen erfolg‐
reich (9% der Virgin Angels). Auch in diesem Punkt unterscheiden sie sich von nicht INVEST‐Bewerbern: Nur 5% wurden auf Messen auf ihre Portfolio‐
Unternehmen aufmerksam. Aus dieser Beobachtung könnte man den Schluss ziehen, dass die geförderten Investoren etwas aktiver sind bei ihrer Suche nach Portfolio‐Unternehmen.
Viele Investoren engagieren sich neben der finanziellen Beteiligung in ihren Portfolio‐Unternehmen und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Sie stellen Kon‐
takte zu potenziellen Geschäftspartnern oder anderen Financiers her, wirken als „Türöffner“ in Bereichen, die sonst nur schwer erschlossen werden kön‐
nen, bieten Ihre Unterstützung beim Marktzugang an, wenn sie über die ent‐
sprechenden Marktkenntnisse verfügen, übernehmen teilweise Unterneh‐
mensaufgaben oder arbeiten in Beiräten. Einige Investoren können auch Infra‐
struktureinrichtungen (Räume, IT‐, Büroausstattung, etc.) zur Verfügung stel‐
0%
len. Nicht zuletzt leisten sie spontan und bei Bedarf Schützenhilfe oder bera‐
ten bei schwierigen Entscheidungen (vgl. Abschnitt 13.1.3 im Anhang).
Im Online‐Fragebogen wurden die Investoren gebeten, die Intensität ihrer Unterstützungsleistung in 8 verschiedenen Bereichen einzuschätzen. Die Skala reicht von 1 für „Keine Unterstützungsleistung“ bis 5 für eine „sehr starke Un‐
terstützungsleistung“. Es zeigt sich, dass 86% der Geförderten und 96% der Nicht‐Geförderten bei mindestens einer der Bereiche einen Intensitätswert von 3 (=mittlere Intensität) oder größer eintrugen. Wir folgerten daraus, dass fast alle befragten Personen tatsächlich als Business Angel agieren und nicht nur als passive Investoren auftreten. Dieses Ergebnis ist überraschend, wenn man bedenkt, dass der Anteil der passiven Investoren an allen zwischen 25 und 50% liegen müsste53. Offenbar haben sich am INVEST‐Programm haupt‐
sächlich Business Angel und eher nicht passive Investoren beteiligt54. Dieses Ergebnis würden die Experten, die im Rahmen dieses Projektes interviewt wurden, begrüßen. Im Allgemeinen halten die befragten Experten es ohnehin für sinnvoller erfahrene Business Angel zu fördern statt die passiven Investo‐
ren. Junge Unternehmen könnten so von dem Erfahrungsschatz der Business Angel profitieren.
Tabelle 8‐1 zeigt die durchschnittlichen Antworten der geförderten und nicht‐
geförderten Investoren im Vergleich. Die Werte für die Subgruppe der Geför‐
derten, die Virgin Angels, werden ebenfalls ausgewiesen. Unterstützungsleis‐
tungen mit den höchsten Intensitäten waren jeweils „Herstellen von Kontak‐
ten als Türöffner“ und „allgemeine Betreuung und Beratung“, im Mittel wurde von den Investoren eine Intensität von 3‐4 angegeben. Auch Hilfestellungen beim Marktzugang werden mindestens mit mittlerer Intensität gegeben. Bei diesen drei wichtigsten Unterstützungsleistungen unterscheiden sich Geför‐
53 Diese Zahlen resultieren zum einen aus einer Studie des ZEW zur „Finanzierung von
jungen Unternehmen in Deutschland durch Privatinvestoren“ (Egeln und Gottschalk, 2014). In dieser Studie wurde geschätzt, dass in Deutschland zwischen 6.300 und 9.100 Business Angels tätig sind. Zum anderen wurde im Rahmen dieses Projektes die Anzahl der Investoren von jungen, innovativen Unternehmen berechnet (Abbildung 7‐4).
54 Auch bei den befragten Nicht‐Geförderten gab es nur vier Personen, die ihre Portfolio‐
Unternehmen nur wenig nicht‐monetär unterstützt. Das deutet auf eine Antwortverzer‐
rung hin, passive Investoren fühlten sich vermutlich nicht von dem Aufruf zur Teilnahme angesprochen.
derte und Nicht‐Geförderte quasi nicht, das zeigt ein T‐Test‐Vergleich der Mit‐
te Finanzierungsrunde, geht, sind geförderte Investoren etwas aktiver als nicht‐geförderte. Der Signifikanztest zeigt einen statistisch signifikanten Un‐
terschied der Mittelwerte an.
Nicht am INVEST‐Programm teilnehmende Investoren engagieren sich dage‐
gen intensiver im Geschäftsbetrieb des Unternehmens, indem sie Funktionen im Unternehmen übernehmen (Beirat, Übernahme von Aufgaben im Unter‐
nehmen) oder Infrastruktur bereitstellen. Eine Erklärung für diesen Unter‐
schied könnte darin liegen, dass die befragten nicht‐geförderten Investoren im Durchschnitt an kleineren Unternehmen beteiligt sind und einen höheren An‐
teil an ihren Portfolio‐Unternehmen halten (vgl. dazu den nachstehenden Ab‐
schnitt 8.3). Daraus leitet sich eine größere individuelle Verantwortung ab.
Eine in allen Aspekten niedrigere Unterstützungsintensität ist für Virgin Angels zu konstatieren. Die Mittelwerte weichen sowohl von denen der Nicht‐
Geförderten als auch von denen der erfahrenen Geförderten‐Gruppe signifi‐
kant ab.