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Weitere Erkrankungen

1 Epidemiologie ausgewählter Infektionskrankheiten in Sachsen-Anhalt

1.7 Weitere Erkrankungen

Meldungen: 2012: 253 Erkrankungen 2011: 556 Erkrankungen

Inzidenzen: 2012: 10,74 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2011: 23,55 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Bakterien: Komplex Borrelia burgdorferi sensu lato Pandemische Influenza: Influenza A/H1N1

Reservoir: kleine Nagetiere und Vögel, Rehe und Hirsche als Wirtstiere für Zecken Übertragungsweg: in Mitteleuropa durch Stiche der Schildzecke Ixodes ricinus (Holzbock) Inkubationszeit: Tage bis Wochen

Symptome: typisch für das Stadium I ist das Erythema migrans (an der Stelle des Zeckenstichs sich zentrifugal ausbreitendes Erythem, das im Zentrum oft eine Aufhellung aufweist);

typisch für die Neuroborreliose (Stadium II) sind z. B. eine akute schmerzhafte Radikulitis, akute Lähmungen von Hirnnerven, asymmetrische schlaffe Lähmungen oder Meningitis;

Stadium III: Lyme-Arthritis und Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer, chronische Neuroborreliose

Diagnostik: primär klinische Verdachtsdiagnose, Nachweis von spezifischen IgM-Antikörpern, bestätigt durch Immunoblot

Therapie: Tetracycline, möglichst in der Frühphase (Kinder und Schwangere erhalten Amoxicillin oder Cefuroxim)

Prävention: Information und Aufklärung über Risiken der Übertragung; Kleidung, die möglichst viel Körper- oberfläche bedeckt

Zeitlicher Verlauf

Die Zahl der gemeldeten Erkrankungen lag 2012 bei 253.

Das entsprach einem Rückgang um mehr als 50 %, einer Inzidenz von 10,74 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und damit der bisher niedrigsten Inzidenz. Der Median der Vorjahre (2007 bis 2011) lag bei 23,55 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.

Aufgrund länderspezifischer Meldeverordnungen ist die Borreliose in den 5 östlichen Bundesländern sowie in Rhein-land-Pfalz und dem Saarland meldepflichtig. Auch in diesen Bundesländern fielen die Inzidenzen im Jahr 2012 deutlich niedriger aus als in den Jahren zuvor, lagen insgesamt aber weiterhin auf einem höheren Niveau als in Sachsen-Anhalt.

(z. B. Mecklenburg-Vorpommern: 45,27 Erkrankungen pro 1000.000 Einwohner, Rheinland-Pfalz: 42,68; Brandenburg:

36,02). In Thüringen war die Inzidenz mit 15.62 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner mit der in Sachsen-Anhalt noch am ehesten vergleichbar.

Saisonale Verteilung

Borreliosefälle werden ganzjährig übermittelt, jedoch mit einer deutlichen Tendenz zu der warmen Jahreszeit (verän-dertes Freizeitverhalten, leichtere Bekleidung). Auffällig ist die im Jahr 2012 vergleichsweise gering ausfallende Häu-fung der gemeldeten Fälle im Sommer.

Abb. 89 Inzidenz der Borreliose seit 2003, Sachsen-Anhalt Abb. 90 Saisonale Verteilung der Borreliose, Sachsen-Anhalt, Vergleich der Jahre 2009, 2010, 2011 und 2012

Demografische Merkmale

Kinder im Vorschul- und Grundschulalter erkrankten et-was häufiger als der Landesdurchschnitt. Die höchste alters-spezifische Inzidenz wurde allerdings in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen registriert (15,62 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner).

Abb. 91 Borreliose, altersspezifische Inzidenzen, Sachsen-Anhalt, 2012

Abb. 92 Borreliose, altersspezifische Inzidenzen nach Geschlecht, Sachsen-Anhalt, 2012

Regionale Verteilung

Borrelioseerkrankungen wurden regional sehr unter-schiedlich gemeldet. In den LK Jerichower Land (32,87 Er-krankungen pro 100.000 Einwohner) und Salzlandkreis (26,81) wurden die höchsten altersspezifischen Inzidenzen registriert, gefolgt vom LK Mansfeld-Südharz (19,67) und dem SK Magdeburg 16,92).

Epidemiologische Besonderheiten (Stadium der Erkran-kung)

Bei 13 Patienten wurde eine Neuroborreliose diagnosti-ziert. Darunter waren 4 Patienten mit Lähmungen der Hirn-nerven, 4 Patienten mit Meningitis und 4 Patienten mit Radi-kuloneuritis sowie ein Patient mit Lähmungen der Hirnnerven und Radikuloneuritis.

Abb. 93 Regionale Verteilung der übermittelten Borrelioseer-krankungen pro 100.000 Einwohner je Landkreis bzw.

kreisfreie Stadt, Sachsen-Anhalt, 2012 Bei den Kindern sind es die Knaben und bei den

Erwach-senen die Frauen, die überdurchschnittlich häufig erkrankten.

1.7.2 Scharlach

Meldungen: 2012: 1.562 Erkrankungen 2011: 1.373 Erkrankungen

Inzidenzen: 2012: 66,3 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2011: 58,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Bakterien: Streptococcus pyogenes (A-Streptokokken)

Reservoir: Mensch;

in den Wintermonaten asymptomatische Rachenbesiedlung bei 20 % der Bevölkerung

Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion bei direkten Hautkontakten, selten über kontaminierte

Lebensmittel oder Wasser

Inkubationszeit: 2 - 4 Tage

Symptome: fieberhafter Racheninfekt, Schüttelfrost, Erbrechen, typische „Himbeerzunge“, feinfleckiges Exanthem am gesamten Körper (toxinvermittelt) mit Aussparung der Handinnenflächen und Fuß- sohlen, periorale Blässe, anschließende Abschuppung der Haut v. a. der Handinnenflächen und Fußsohlen;

mögliche Spätfolgen: rheumatisches Fieber, akute Glomerulonephritis

Diagnostik: kultureller Nachweis von Streptococcus pyogenes aus Rachen- oder Wundabstrich, Antikörper- nachweis bei Verdacht auf Spätfolgen

Therapie: Penicillin

Prävention: keine spezifische Prophylaxe möglich, Einhaltung von Hygienemaßnahmen

Zeitlicher Verlauf

Mit 1.562 gemeldeten Scharlachfällen (66,3 Erkrankun-gen pro 100.000 Einwohner) wurden wieder etwas mehr Er-krankungen als im Vorjahr gemeldet. Der Median der Vorjahre liegt jedoch weit über diesem Wert (Median 2007 - 2011:

94,05 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner). Dies könnte an einer tatsächlichen Abnahme der Erkrankung oder am besonderen Meldeweg liegen. Scharlach wird von den Ge-meinschaftseinrichtungen gemäß § 34 Abs. 6 IfSG an die Gesundheitsämter gemeldet und auf freiwilliger Basis an das Landesamt für Verbraucherschutz übermittelt. Die vorliegen-den Daten entsprechen nicht der Referenzdefinition des RKI.

Abb. 94 Inzidenz der Scharlacherkrankungen seit 2003,

Sachsen-Anhalt Abb. 95 Saisonale Verteilung der Scharlacherkrankungen,

Sachsen-Anhalt, 2012 im Vergleich mit den Vorjahren

Eine länderspezifische Meldeverordnung für Scharlach gibt es in Sachsen und Thüringen. In Sachsen lag die In-zidenz bei vergleichbaren 65,24 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner, in Thüringen mit 52,27 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner dagegen etwas niedriger.

Saisonale Verteilung

Scharlach tritt vorwiegend in der kühleren Jahreszeit auf.

Demografische Merkmale

Das überproportional Kinder bis zu 14 Jahren von Schar-lach betroffen sind, liegt zum einem daran, dass Kinder in diesem Alter häufiger an Streptokokkeninfekten erkranken und dass die Meldungen nur aus Gemeinschaftseinrichtungen kommen. Diese sind im IfSG (§ 33) als Einrichtungen, in denen überwiegend Säuglinge, Kinder oder Jugendliche betreut werden definiert (also Kinderkrippen, Kindergärten, Kinder-horte, Kindertagestätten, Schulen und sonstige Ausbildungs-einrichtungen, Heime, Ferienlager und Ähnliches).

Die höchste altersspezifische Inzidenz war bei den 3-Jäh-rigen zu verzeichnen mit 1465,49 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.

Abb. 96 Scharlacherkrankungen, altersspezifische Inzidenzen, Sachsen-Anhalt, 2012

Regionale Verteilung

Das unterschiedliche Meldeverhalten der einzelnen Ge-meinschaftseinrichtungen spiegelt sich deutlich in der Dar-stellung der regionalen Inzidenzen wider. Die Spannweite der Inzidenz der Scharlacherkrankungen in den einzelnen Landkreisen reichte 2012 von 292,83 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner in der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau bis 32,35 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner im LK An-halt-Bitterfeld.

Abb. 97 Regionale Verteilung der übermittelten Scharlacher-krankungen pro 100.000 Einwohner je Landkreis bzw.

kreisfreie Stadt, Sachsen-Anhalt, 2012 Zwischen den Geschlechtern gab es bei den

Scharlach-erkrankungen 2012 nur einen sehr geringen Unterschied:

808 Personen waren männlichen und 754 Personen weib-lichen Geschlechts.

1.7.3 Legionellose

Meldungen: 2012: 12 Erkrankungen 2011: 8 Erkrankungen

Inzidenzen: 2012: 0,51 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2011: 0,34 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Bakterien: in 90 % Legionella pneumophila

Reservoir: Süßwasser, gute Bedingungen für die Vermehrung bei 25 bis 50 °C Wassertemperatur, erhöhtes Legionellenrisiko besteht bei älteren und schlecht gewarteten oder nur zeitweilig genutzten

Warmwasserleitungen und -behältern

Übertragungsweg: Aufnahme der Erreger durch Einatmen bakterienhaltigen Wassers als Aerosol, z. B. beim Duschen, in klimatisierten Räumen und Whirlpools; eventuell auch Mikroaspiration möglich,

keine Übertragung von Mensch zu Mensch Inkubationszeit: 2 - 10 Tage

Symptome: insbesondere bei abwehrgeschwächten Personen Pneumonie (Legionärskrankheit);

bei immunkompetenten Personen oft als Pontiac-Fieber (leichter Verlauf wie unspezifischer Infekt) Diagnostik: kultureller Nachweis aus respiratorischen Materialien, Nachweis des Legionella-Antigens im Urin,

Titeranstieg der Serum-Antikörper oft erst spät

Therapie: Erythromycin, eventuell zusätzlich Rifampicin, Pontiac-Fieber nur symptomatisch Prävention: Maßnahmen gegen die Kontamination von wasserführenden Systemen

Zeitlicher Verlauf

2012 wurden 12 Erkrankungen an Legionellose übermittelt (0,51 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner). Im Vergleich mit dem Median der Vorjahre 2006-2010 (0,47 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner) war das wieder eine leichte Zunah-me.

Bundesweit lag die Inzidenz bis 2009 auf relativ stabilem Niveau, in den letzten beiden Jahren wurden jedoch mehr Fälle übermittelt, 2012 betrug die Inzidenz 0,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.

Abb. 98 Inzidenz der Legionellose seit 2003, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

Demografische Merkmale, regionale Verteilung

Unter den 12 betroffenen Personen waren 4 Frauen im Alter zwischen 36 und 90 Jahren und 8 Männer zwischen 35 und 74 Jahren.

4 Erkrankte kamen aus dem Saalekreis, 3 aus dem LK Harz, je 2 aus dem LK Wittenberg und der Landeshauptstadt Magdeburg und einer aus dem Altmarkkreis Salzwedel.

Epidemiologische Besonderheiten (Untersuchungsma-terial, Infektionsquelle)

Die labordiagnostische Sicherung erfolgte über folgende Materialien/ Methoden:

• 8 x Nachweis des Legionella-pneumophila-Antigen im Urin

• 2 x kultureller Erregernachweis nach bronchoalveolärer Lavage

• 2 x kultureller Erregernachweis und Nukleinsäurenach-weis mittels PCR aus Sekreten des Respirationstraktes (ohne nähere Differenzierung)

1.7.4 Listeriose

Meldungen: 2012: 10 Erkrankungen 2011: 9 Erkrankungen

Inzidenzen: 2012: 0,42 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2011: 0,38 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Bakterien: v. a. Listeria monocytogenes

Reservoir: weit verbreitet im landwirtschaftlichen Bereich, häufig im Tierfutter, besonders in verdorbener Silage, Kontamination von Lebensmitteln auf verschiedenen Stufen der Gewinnung und

Bearbeitung möglich

Übertragungsweg: vorwiegend Verzehr von kontaminierten tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln; nosokomial;

Neugeboreneninfektion transplazentar, während der Geburt oder postnatal Inkubationszeit: 3 - 70 Tage

Symptome: Infektion und Erkrankung beim immunkompetenten Menschen selten (nur Aufnahme und Besiedlung des Darms);

bei älteren Menschen, chronisch Kranken oder Immunsupprimierten grippeähnliche Symptome bis zur Sepsis oder eitrigen Meningitis bzw. (Rhomb)Enzephalitis (grundsätzlich jedes Organ möglich);

bei Schwangeren meist relativ unauffällig als grippaler Infekt, aber Übergang auf das ungeborene Kind, das infiziert oder als Früh-/Totgeburt zur Welt kommen kann;

neonatale Listeriose: Frühinfektion (Auftreten in der 1. Lebenswoche) mit Sepsis, Atemnot- syndrom, Hautläsionen (Granulomatosis infantiseptica) und häufig infauster Prognose; Spät- infektion ab 2. Lebenswoche mit Meningitis (meist bei Infektion unter der Geburt) Letalität bis zu 30 %;

lokale Hautläsionen nach Kontakt zu infizierten Tieren;

Diagnostik: Erregerisolierung aus Blut, Liquor oder anderen Materialien sowie Abstrichen vom Neugeborenen Therapie: Amoxycillin und Aminoglykosid, eventuell zusätzlich Rifampicin

Prävention: Hygienemaßnahmen bei der Gewinnung, Herstellung und Behandlung der Lebensmittel, Küchenhygiene

Zeitlicher Verlauf

2012 wurden mit 10 Listeriose-Fällen ähnliche viele Er-krankungen wie im Vorjahr gemeldet. Die Inzidenz be-trug 0,42 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und lag knapp unter der Deutschlandweiten (0,52 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner).

Demografische Merkmale, regionale Verteilung

Betroffen waren 5 Frauen und ein männliches Neugebo-renes und 4 Männer. Die meisten Patienten (5) waren über 80 Jahre alt.

Die Patienten kamen aus folgenden Landkreisen: je 2 x Altmarkkreis Salzwedel, LK Jerichower Land, kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau, je 1 x LK Anhalt-Bitterfeld, Salzland-kreis, kreisfreie Städte Halle (Saale) und Magdeburg.

Epidemiologische Besonderheiten (Nachweis, Risiko-faktoren)

Bei 7 Patienten konnte der Erreger kulturell aus dem Blut/

Serum nachgewiesen werden, bei einer Patientin gelang der Nachweis im Hüftgelenkspunktat, im Fall der Schwanger-schaftslisteriose (siehe Kasuistik) wurde der Listeriennach-weis im Plazentaabstrich erbracht.

Die Befragung bezüglich des Verzehrs von Risikolebens-mitteln gestaltete sich meist sehr schwierig für das erRisikolebens-mittelnde Gesundheitsamt. Einerseits war der Verzehr bestimmter Le-bensmittel nicht mehr erinnerlich, andererseits waren einige Patienten auch so schwer erkrankt, dass eine Befragung nicht mehr möglich war.

Abb. 99 Inzidenz der Listeriose seit 2003,

Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

Kasuistiken (Risikofaktoren, Schwangerschaftslisterio-se)

• Erkrankung einer 71-jährigen Frau (Dialysepatientin) aus dem SK Dessau-Roßlau mit septischem Krankheitsbild.

In der Blutkultur wurde Listeria monocytogenes nachge-wiesen.

• Bei einer 85-jährigen Frau aus dem SK Dessau-Roßlau mit Abszessbildung nach einer Hüft-OP und septischem Krankheitsbild wurde im Hüftgelenkpunktat Listeria mo-nocytogenes nachgewiesen.

• Erkrankung eines 92-jährigen Mannes aus Salzlandkreis mit Fieber und septischem Krankheitsbild. In der Blutkul-tur wurde Listeria monocytogenes nachgewiesen. Über den Verzehr von Risikolebensmitteln konnte der Patient nicht befragt werden, da er an einer Demenz leidet.

• Erkrankung eines 83-jährigen Mannes aus Altmarkkreis Salzwedel mit Fieber und grippeähnlichen Symptomen.

In der Blutkultur wurde Listeria monocytogenes nachge-wiesen. Eine Serotypisierung war nicht mehr möglich.

Nach dem Verzehr von Risikolebensmitteln konnte der Patient nicht befragt werden.

• Erkrankung eines 68-jährigen Mannes aus dem LK An-halt-Bitterfeld mit Fieber und septischem Krankheitsbild.

In der Blutkultur wurde Listeria monocytogenes Sero-gruppe 1/2a nachgewiesen. Der Patient gab den Verzehr von diversen Wurstsorten und rohem Hackfleisch an. Der Verzehr von Käse und Rohmilch wurde verneint.

• Ein 71-jähriger Mann aus dem SK Halle (Saale) erkrankte mit Fieber. Im Rahmen der differentialdiagnostischen Untersuchungen wurde in der Blutkultur Listeria mono-cytogenes nachgewiesen. Hinweise auf den Verzehr von Risikolebensmittel ergaben sich nicht.

• Eine 85-jährige Diabetikerin aus dem SK Magdeburg er-krankte mit einem septischen Krankheitsbild. In der Blut-kultur wurde Listeria monocytogenes nachgewiesen. Der Verzehr von Risikolebensmitteln konnte vom Gesund-heitsamt nicht ermittelt werden.

• Erkrankung einer 85-jährigen Frau aus dem Altmarkkreis Salzwedel mit Fieber, Kopfschmerzen, Meningitis und veränderter Bewusstseinslage. In der Blutkultur wurde Listeria monocytogenes nachgewiesen. Der Verzehr von Risikolebensmitteln (z. B. Rohmilchkäse, Rohwurst, Räu-cherlachs) wurde von der Patientin verneint.

• Bei einem im Dezember 2012 geborenen männlichen Säugling aus dem LK Jerichower Land wurde in der Blutkultur Listeria monocytogenes nachgewiesen. Das Fruchtwasser war zur Entbindung verfärbt und das Neu-geborene zeigte septische Krankheitszeichen. Die Ent-bindung erfolgte regulär zum errechneten Geburtstermin.

Die 34-jährige Mutter erkrankte während der Schwan-gerschaft mit Fieberschüben. Im Plazentaabstrich wurde ebenfalls Listeria monocytogenes nachgewiesen. Hin-weise auf erhöhte Infektionsrisiken ergaben sich nicht.

1.7.5 Creutzfeld-Jakob-Krankheit (CJK)

Meldungen: 2012: 4 Erkrankungen 2011: 5 Erkrankungen

Inzidenzen: 2012: 0,17 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2011: 0,21 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Prion-Protein

Reservoir: unbekannt

Übertragungsweg: meist sporadisches Auftreten, selten iatrogen durch Kornea- oder Duratransplantationen, durch neurochirurgische Instrumente oder Wachstumshormone;

eine Übertragung vom Tier auf den Menschen ist bisher nicht nachgewiesen Inkubationszeit: 12 Monate bis 30 Jahre

Symptome: fortschreitende Demenz, Myoklonien, visuelle und zerebelläre Symptome, pyramidale und extrapyramidale Symptome, akinetischer Mutismus, vegetative Regulationsstörungen

Diagnostik: im EEG typische „sharp-wave“-Komplexe, im Liquor Nachweis des 14-3-3-Proteins, neuro- pathologische Diagnostik (Nachweis einer typischen (Immun)Histopathologie, des proteaseresistenten Prion-proteins oder Scrapie-assoziierter Fibrillen)

Therapie: bisher keine

Prävention: spezifische krankenhaushygienische Maßnahmen zur Vermeidung iatrogener Formen, für

sporadische Erkrankungen unbekannt

Zeitlicher Verlauf

Mit 4 Erkrankungen und einer Inzidenz von 0,17 Erkran-kungen pro 100.000 Einwohner wurde der Median der Vor-jahre überschritten (Median 2007 bis 2011: 2 Erkrankungen pro Jahr, Inzidenz: 0,08 Erkrankungen pro 100.000 Einwoh-ner).

Deutschlandweit lag die Inzidenz bei 0,15 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Das entsprach 124 gemeldeten Er-krankungen.

Kasuistiken

• Erkrankung einer 45-jährigen Frau aus dem Saalekreis mit Myoklonien, Ataxie, Dystonie und beidseitigen Si-gnalanhebungen. Im Liquor wurde das 14-3-3-Protein nachgewiesen.

• Erkrankung und Tod eines 64-jährigen Mannes aus LK Anhalt-Bitterfeld, der an einer fortschreitenden neuro-psychiatrischen Symptomatik mit Ataxie und Angstzu-ständen litt. Die Diagnose konnte durch die Autopsie und die anschließenden Untersuchungen (histologische und immunhistochemische Untersuchungen des Hirngewe-bes, Nachweis des proteaseresistenten Prionproteins im Western-Blot) bestätigt werden.

• Eine 71-jährige Frau aus dem LK Harz erkrankte im Juli 2012 mit Sehstörungen und wurde daraufhin hospitali-siert. Innerhalb der folgenden Wochen verschlechterte sich der Zustand der Patientin. Sie erlitt eine fortschrei-tende Demenz, akinetischen Mutismus und zeigte visu-elle, zerebelläre sowie pyramidale und extrapyramidale Krankheitszeichen. Im Liquor wurde das 14-3-3-Protein nachgewiesen. Der Nachweis des proteaseresistenten Prionproteins gelang im Hirngewebe.

• Erkrankung eines 57-jährigen Mannes aus dem Salzland-kreis im September 2012 mit fortschreitender Demenz, Myoklonien, pyramidalen bzw. extrapyramidalen Symp-tomen. Im Liqour gelang der Nachweis des 14-3-3 Pro-teins. Der Patient wurde hospitalisiert und verstarb trotz intensivmedizinischer Maßnahmen. Der behandelnde Arzt informierte das NRZ Göttingen über die Erkrankung.

Weitere Angaben zur Materialentnahme bzw. Unter- suchung sind nicht bekannt.

Bei allen Patienten ließ sich (bereits zu Lebzeiten) im Rah-men der Differentialdiagnostik keine alternative Diagnose bestätigen.

Abb. 100 Inzidenz der Creutzfeld-Jakob-Krankheit seit 2003, Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

1.7.6 Keratokonjunktivitis epidemica (KCE)

Meldungen: 2012: 276 Erkrankungen 2011: 25 Erkrankungen

Inzidenzen: 2012: 11,71 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2011: 1,06 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Adenoviren der Typen 8, 19, 37

Reservoir: Mensch

Übertragungsweg: überwiegend durch Schmier-, gelegentlich durch Tröpfcheninfektion, meist über kontaminierte Hände oder kontaminierte Gegenstände

Inkubationszeit: 5 - 12 Tage

Symptome: Konjunktivitis mit Hornhautinfiltraten, Lymphknotenschwellungen

Diagnostik: klinische Diagnose, Nachweis von Adenoviren im Konjunktivalabstrich (PCR, Antigennachweis

oder Virusisolation)

Therapie: nur symptomatisch

Prävention: Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Schmierinfektionen Besonderheit bei der Meldung

Im IfSG besteht nach § 7 Abs. 1 nur die Meldepflicht für den direkten Nachweis von Adenoviren im Konjunktivalabstrich (Labormeldepflicht). Zusätzlich wird in Sachsen-Anhalt der Krankheitsverdacht auf und die Erkrankung an Keratokonjunkti-vitis epidemica aufgrund der nach Landesverordnung erweiterten Meldepflicht gemeldet (Arztmeldepflicht). Die Referenzde-finition erfüllen jedoch neben den klinisch-labordiagnostischen Erkrankungen auch die klinisch-epidemiologisch bestätigten Erkrankungen.

Zeitlicher Verlauf

2012 kam es in mehreren Landkreisen zu Erkrankungs-häufungen durch KCE. Insgesamt wurden 276 Erkrankun-gen (davon erfüllten 230 die Referenzdefinition des RKI) übermittelt. Das entsprach einer Inzidenz von 11,71 Erkran-kungen pro 100.000 Einwohner und einer Verzehnfachung des Medianwertes der Vorjahre (Median 2007 bis 2011 23 Erkrankungen bzw. 0,98 Erkrankungen pro 100.000 Einwoh-ner). Deutschlandweit lag die Inzidenz bei 2,62 Erkrankun-gen pro 100.000 Einwohner.

Abb. 102 Keratokonjunktivitis epidemica (alle Erkrankungen), altersspezifische Inzidenzen, Sachsen-Anhalt, 2012 Abb. 101 Inzidenz der Keratokonjunktivitis epidemica seit 2003,

Sachsen-Anhalt und Deutschland im Vergleich

Demografische Merkmale

Auch die Verteilung der Erkrankungen auf verschiedene Altersgruppen ist stark von eventuellen Ausbrüchen abhän-gig. Die höchsten altersspezifischen Inzidenzen wurden bei den über 60- und über 70-Jährigen registriert.

Von den Erkrankungen waren etwas mehr Personen weiblichen Geschlechts (153) als männlichen Geschlechts (123) betroffen.

Regionale Verteilung

Aus dem Altmarkkreis Salzwedel wurden 2012 keine Er-krankungen gemeldet.

Tab. 13 Regionale Verteilung der übermittelten KCE-Fälle je Land-kreis bzw. Land-kreisfreie Stadt, Sachsen-Anhalt, 2012 Landkreis/ kreisfreie Stadt Anzahl der Erkrankungen

LK Anhalt-Bitterfeld 23

Insgesamt wurden 2012 13 Erkrankungshäufungen durch KCE gemeldet.

Betroffene

Einrichtung Anzahl der Häufungen Anzahl der Fälle Augenarztpraxen/

Augenklinik 9 214

Kindertagesstätte 3 19

Familie 1 3

gesamt 13 236

Tab. 14 KCE-Erkrankungshäufungen, Sachsen-Anhalt, 2012

Über eine Erkrankungshäufung im Burgenlandkreis wird nachfolgend berichtet:

Es erkrankten 59 Patienten im Zeitraum vom 05.07. bis 30.07.2013. In 54 Fällen wurde mittels PCR/Antigen ein Nachweis von Adenoviren erbracht. Der Altersmedian be-trägt 71 Jahre (Spannweite von 37 bis 87 Jahren), 54,2 % der Erkrankten sind weiblich.

Die ersten Fälle wurden durch die Augenarztpraxis A ge-meldet. Dort wurden zwei Index-Patienten behandelt, die sich zuvor stationär in der Augenklinik B aufgehalten hatten.

Auf Nachfrage in der Augenklinik B erhielt die Arztpraxis A die Auskunft, dass dort seit Mai 2012 derartige Erkrankun-gen bekannt seien. Leider war die weiter behandelnde Au-genarztpraxis A nicht darüber informiert worden.

Bedingt durch familiäre Kontakte zwischen den Patienten und durch die Behandlung von Familienangehörigen in zwei

anderen Arztpraxen im Burgenlandkreis war ein Übergreifen auf diese Praxen in der Kürze der Zeit vom Bekanntwerden bis zur Einleitung von antiepidemischen Maßnahmen durch das Gesundheitsamt nicht zu vermeiden. Die Augenarztpra-xis A hatte unmittelbar ihre ärztlichen Kollegen informiert, auch weil sie kurz danach selbst Praxis-Urlaub geplant hatte und Patienten zu Kollegen überweisen musste.

Durch das Gesundheitsamt erfolgte am 17.7.2012 eine erste Begehung in der Augenarztpraxis A, bei der intensiv auf Desinfektion, Separierung betroffener Patienten und deren Aufklärung zu Verhaltensmaßnahmen eingegangen wurde.

Da diesbezüglich Unsicherheiten in der Praxis festgestellt wurden, erfolgte eine Nachbegehung im Oktober 2012.

Bedingt durch o. g. Patienten-/Angehörigenkontakte zu den beiden anderen Praxen im Burgenlandkreis kam es auch hier zu Meldungen von KCE, Begehungen durch das Gesundheitsamt erfolgten im August 2012. Auch hier erga-ben sich Unsicherheiten beim Umgang mit KCE, insbeson-dere bezüglich der Wirksamkeit eingesetzter Desinfektions-mittel.

Um eine weitere Ausbreitung der Erkrankungen mög-lichst einzudämmen wurden in der Folge alle 12 Augenarzt-praxen des Landkreises durch das Gesundheitsamt began-gen.

1.7.7 Brucellose

Meldungen: 2012: 0 Erkrankungen 2011: 0 Erkrankungen

Inzidenzen: 2012: 0 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2011: 0 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Bakterien: Brucella melitensis (Malta-Fieber), B. suis, B. abortus (M. Bang), selten B. canis Reservoir: Rind, Schaf, Schwein, Ziege und andere Tiere

Übertragungsweg: Kontakt zu erkrankten Tieren, Verzehr kontaminierter Lebensmittel, v. a. nicht pasteurisierter Milch Inkubationszeit: 5 - 60 Tage

Symptome: zyklische Allgemeininfektion mit 4 Hauptformen:

subklinisch (90 %);

akut bis subakut: undulierendes Fieber mit Allgemeinsymptomen;

bei 5 % chronischer Verlauf: >1 Jahr, unspezifische Allgemeinsymptome (Affektlabilität, Schlaf- losigkeit, Depression), Hepatosplenomegalie;

lokalisiert: persistierende Infektionsloci unterhalten chronische Verläufe, oft in Knochen oder Gelenken

Diagnostik: Erregerisolierung oder serologisch Therapie: Rifampicin und Doxycyclin

Prävention: Lebensmittelhygiene, wirksame Bekämpfung der Infektion unter Haustieren

Zeitlicher Verlauf

In den letzten 10 Jahren wurden in Sachsen-Anhalt nur selten Fälle von Brucellose bekannt (2 Fälle 2006 und 1 Fall 2007). Auch 2012 wurde kein Fall gemeldet. Deutschlandweit lag die Inzidenz auch nur bei 0,03 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (28 Erkrankungen).

1.7.8 Dengue-Fieber

Meldungen: 2012: 7 Erkrankungen 2011: 4 Erkrankungen

Inzidenzen: 2012: 0,30 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner 2011: 0,17 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner Steckbrief

Erreger: Dengue-Virus

endemisch in über 100 tropischen und subtropischen Ländern außerhalb Europas Reservoir: Reservoirwirte: Menschen, Affen;

Vektoren: Mücken (Aedes aegypti oder Aedes albopictus) Übertragungsweg: Stich durch infizierte Mücken

Inkubationszeit: 3 - 14 Tage

Symptome: in etwa 90 % grippale Symptome;

in etwa 10 % Muskel- und Gelenkschmerzen, hohes Fieber bis 40 °C (biphasischer Verlauf), masern- oder scharlachartiges Exanthem, gelegentlich ZNS-Symptomatik und hämorrhagischer Verlauf (v. a. bei Kindern und bei Zweitinfektion mit einem anderen Serotyp)

Diagnostik: Virusnachweis (Anzucht, PCR), ab 8. Tag serologischer Nachweis spezifischer IgG- und IgM-Antikörper

Therapie: symptomatisch, keine Salicylate wegen erhöhter Blutungsneigung Prävention: Expositionsprophylaxe (v. a. tagsüber Mückenschutz)

Zeitlicher Verlauf

2012 wurden 7 Erkrankungen an Dengue-Fieber erfasst.

2012 wurden 7 Erkrankungen an Dengue-Fieber erfasst.