2 Zusammenfassungen
3.2 FFH-Lebensraumtypen
3.2.4 Wacholderheiden [5130]
Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Wacholderheiden
a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen
Bewertung auf Gebietsebene B
Beschreibung
Wacholderheiden treten im FFH-Gebiet in der Ausbildung kalkreicher Böden regelmäßig im räumlichen und standörtlichen Zusammenhang mit Kalk-Pionierrasen [*6110] und Kalk- Ma-gerrasen [6210] an süd-, südwest- oder südostexponierten, steilen Hängen auf. Sie sind dort durch die historische Weidenutzung mit Schafen und Ziegen entstanden und werden heute durch Pflegemaßnahmen offengehalten. Von den weiter unten beschriebenen Kalk-Magerrasen [6210] unterscheiden sie sich nur durch ihren landschaftsprägenden Bestand an Wacholdern, pflanzensoziologisch und floristisch bestehen dagegen keine grundsätzlichen Unterschiede. Die Bestände des Lebensraumtyps im FFH-Gebiet liegen am westlichen Rand des zusammenhängenden baden-württembergischen Hauptverbreitungsgebietes von Wa-cholderheiden, das die Schwäbische Alb, die Baar und die Oberen Gäue umfasst.
Die offeneren und sehr artenreichen, mit zahlreichen typischen und zum Teil auch seltenen Magerrasenarten ausgestatteten Bestände im Gebiet wurden hinsichtlich ihres Arteninventars mit Wertstufe A („hervorragend“) bewertet. Weniger artenreiche Bestände dagegen, die oft-mals auch einen erhöhten Anteil an abbauenden Arten wie Streu bildenden Saumarten oder Gehölzen enthalten, wurden bei diesem Kriterium mit Wertstufe B („gut“) eingestuft.
Die Habitatstrukturen der meisten Wacholderheiden des FFH-Gebietes wurden mit „gut“ be-wertet (Wertstufe B), dazu tragen gut ausgeprägte trocken-warme Standorte, die Vielfalt von Kleinstandorten und eine für den Lebensraumtyp günstige Pflegesituation bei. Die Wacholder-büsche sind dabei überwiegend vital, allerdings erfolgt Verjüngung nur noch stellenweise in nicht gemähten Bereichen. Nur bei wenigen Beständen wurden die Habitatstrukturen mit Wertstufe C bewertet, dies betrifft vor allem Wacholderheiden mit aktuell fehlender Offenhal-tungspflege in Teilen der Wacholderheide am Galgenberg (TG 6 Neckarhang zwischen Horb und Mühlen) und südlich des Käppeleshofes bei Horb (TG 5 Steilhänge mit Kuglerhang bei Horb), die auch hinsichtlich ihres Habitatangebotes als deutlich verarmt anzusprechen sind.
Hier fehlen beispielsweise offene und halboffene Vegetationsstrukturen mit lückigen Magerra-senbeständen, offene Bodenstellen und ein vielfältig ausgeprägtes Standortmosaik. Die Nut-zungs- und Pflegesituation in den beiden genannten Beständen ist für den Lebensraumtyp ungünstig.
Hinsichtlich der Beeinträchtigungen werden die Wacholderheiden im Gebiet sehr unterschied-lich beurteilt. Keine oder nur sehr geringe Beeinträchtigungen sind bei Flächen festzustellen, die durch langjährige und regelmäßige Pflege offengehalten werden. In den wegen ihrer ext-remen Steilheit z.T. nur schwer zu pflegenden Beständen können sich aber Saumarten und Gehölze auch bei regelmäßiger Pflege noch in großer Zahl im Bestand erhalten. Solche Be-stände – z.B. auch der wegen seines Orchideenreichtums bekannte Kugler Hang bei Horb – wurden bei diesem Kriterium mit Wertstufe B („mittel“) bedacht. Stark verbuschte oder verbu-schende Bestände bei fehlender oder nicht ausreichender Pflege sind schließlich als stark beeinträchtigt zu bezeichnen, sofern dies nicht bei den zuvor genannten Kriterien schon in vollem Umfang in die Bewertung eingeflossen ist – Wertstufe C.
Verbreitung im Gebiet
Wacholderheiden beschränken sich innerhalb des FFH-Gebietes auf z.T. extrem steile, süd-exponierte Trockenhänge in der näheren Umgebung von Horb, namentlich die Bereiche „Kat-zensteig“ und „Schwenkle“ nordwestlich Horb, am „Kugler Hang“ bei Horb (TG 4 Steilhang nordwestlich Horb, TG 5 Steilhänge mit Kuglerhang bei Horb), und ein Trockenhang östlich von Horb (TG 6 Neckarhang zwischen Horb und Mühlen).
Kennzeichnende Pflanzenarten
Bewertungsrelevante, charakteristische Arten
Diese sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Tabelle 6: Charakteristische Arten und Rote-Liste-Arten von Wacholderheiden und Kalk-Magerrasen im FFH-Gebiet (nach eigenen Beobachtungen und Angaben der § 32-Kartierung)
Artname deutsch Artname wissenschaftl. Gefährdung*
Genfer Günsel Ajuga genevensis
Gewöhnliches Katzenpfötchen Antennaria dioica RL BW 2, SG 2
Ästige Graslilie Anthericum ramosum RL BW V, SG V
Wundklee Anthyllis vulneraria RL BW V, SG V
Gewöhnliche Akelei Aquilegia vulgaris RL BW V, SG V
Öhrchen-Gänsekresse Arabis auriculata RL BW 3
Rauhe Gänsekresse Arabis hirsuta
Quendel-Sandkraut Arenaria serpyllifolia
Gewöhnliche Osterluzei Aristolochia clematitis RL BW V, SG 3
Hügel-Meister Asperula cynanchica
Kalk-Aster Aster amellus RL BW V, SG V
Süßer Tragant Astragalus glycophyllus
Fieder-Zwenke Brachypodium pinnatum
Gewöhnliches Zittergras Briza media
Aufrechte Trespe Bromus erectus
Sichelblättriges Hasenohr Bupleurum falcatum
Büschel-Glockenblume Campanula glomerata RL BW V, SG V
Pfirsichblättrige Glockenblume Campanula persicifolia
Frühlings-Segge Carex caryophyllea
Erd-Segge Carex humilis RL BW V, SG V
Vogelfuß-Segge Carex ornithopoda
Hochstengelige Eberwurz Carlina acaulis RL BW V, SG V
Gewöhnliche Eberwurz Carlina vulgaris
Weißes Waldvöglein Cephalanthera damasonium
Acker-Hornkraut Cerastium arvense
Stengellose Kratzdistel Cirsium acaule RL BW V, SG V
Wollköpfige Kratzdistel Cirsium eriophorum
Karthäuser-Nelke Dianthus carthusianorum RL BW V, SG V
Stolzer Heinrich Echium vulgare
Rotbraune Stendelwurz Epipactis artrorubens RL BW V, SG V
Breitblättrige Stendelwurz Epipactis heleborine (1998) Zypressen-Wolfsmilch Euphorbia cyparissias
Wiesen-Augentrost Euphrasia rostkoviana Schaf-Schwingel-Gruppe Festuca ovina agg.
Blaugrünes Labkraut Galium glaucum RL BW V, SG V
Artname deutsch Artname wissenschaftl. Gefährdung*
Deutscher Ginster Genista germanica
RL BW 3, SG V (1998)
Färber-Ginster Genista tinctoria
Kreuz-Enzian Gentiana cruciata RL BW 2, SG 3
Frühlings-Enzian Gentiana verna RL BW 2, SG 2
Fransen-Enzian Gentianella ciliata RL BW V, SG V
Deutscher Enzian Gentianella germanica RL BW V, SG V
Blut-Storchschnabel Geranium sanguineum
Echte Kugelblume Globularia punctata RL BW 3, SG 2
Mücken-Händelwurz Gymnadenia conopsea RL BW V, SG V
Gewöhnliches Sonnenröschen Helianthemum nummularium RL BW V, SG V
Echter Wiesenhafer Helictotrichon pratense RL BW V, SG V
Kleines Habichtskraut Hieracium pilosella
Bocks-Riemenzunge Himantoglossum hircinum RL BW 3, SG 3
Gewöhnlicher Hufeisenklee Hippocrepis comosa
Dürrwurz Inula conyzae
Weiden-Alant Inula salicina
Gewöhnlicher Wacholder Juniperus communis Pyramiden-Kammschmiele Koeleria pyramidata agg.
Blauer Lattich Lactuca perennis RL BW V, SG V
Zarter Lein Linum tenuifoium RL BW 3, SG 2
Großes Zweiblatt Listera ovata
Sichelklee Medicago falcata
Futter-Esparsette Onobrychis viciifolia
Kriechende Hauhechel Ononis repens
Dornige Hauhechel Ononis spinosa
Bienen-Ragwurz Ophrys apifera
RL BW V, SG V (1998)
Fliegen-Ragwurz Ophrys insectifera RL BW 3, SG 3
Stattliches Knabenkraut Orchis mascula RL BW V, SG V
Helm-Knabenkraut Orchis militaris RL BW V, SG V
Purpur-Knabenkraut Orchis purpurea RL BW V, SG V
Brand-Knabenkraut Orchis ustulata
RL BW 2, SG 2 (1999)
Labkraut-Sommerwurz Orobanche caryophyllacaea
(RL BW 3, SG 2 1990)
Purpur-Sommerwurz (cf.) Orobanche cf. purpurea RL BW 2, SG 1 Gamander-Sommerwurz Orobanche teucrii
RL BW 3, SG 3 (1998)
Steppen-Lieschgras Phleum phleoides RL BW 3, SG 3
Kleine Pimpernell Pimpinella saxifraga
Weiße Waldhyazinthe Platanthera bifolia RL BW V, SG V
Sumpf-Kreuzblume (cf.) Polygala cf. amarella RL BW V, SG V Schopfige Kreuzblume Polygala comosa
Frühlings-Fingerkraut Potentilla neumanniana
Große Brunelle Prunella grandiflora RL BW V, SG V
Gewöhnliche Kuhschelle Pulsatilla vulgaris RL BW 3, SG 3
Quirlblütiger Salbei Salvia verticillata Kleiner Wiesenknopf Sanguisorba minor
Tauben-Skabiose Scabiosa columbaria
Kalk-Blaugras Sesleria albicans
Nickendes Leimkraut Silene nutans
Aufrechter Ziest Stachys recta
Artname deutsch Artname wissenschaftl. Gefährdung*
Trauben-Gamander Teucrium botrys RL BW V, SG V
Echter Gamander Teucrium chamaedrys
Akeleiblättrige Wiesenraute Thalictrum aquilegiifolium
RL BW V, SG 2 (1998)
Berg-Leinblatt Thesium bavarum
RL BW V, SG V (1998)
Wiesen-Leinblatt Thesium pyrenaicum RL BW 3, SG 3
Stengelumfassendes Hellerkraut Thlaspi perfoliatum
Krainer Thymian Thymus pulegioides ssp. carniolicus Arznei-Thymian
Thymus pulegioides ssp. pulegioi-des
Feld-Klee Trifolium campestre
Purpur-Klee Trifolium rubens RL BW 3, SG 3
Großer Ehrenpreis Veronica teucrium
Schwalbenwurz Vincetoxicum hirundinaria
* Gefährdungsgrad landesweit nach Roter Liste Baden-Württemberg (BREUNIG &DEMUTH 1999)
LRT abbauende/beeinträchtigende Arten
Als solche treten im Gebiet vor allem Saumarten auf, die bei längerer Brache durch ih-re schwer abbaubaih-re Stih-reu zu einer Verfilzung der Magerrasenvegetation fühih-ren, allen voran Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum) und Land-Reitgras (Calamagrostis epigeios). Weitere typische Saumarten sind Gewöhnlicher Odermennig (Agrimonia eu-patoria), Wirbeldost (Clinopodium vulgare) und Gewöhnlicher Dost (Origanum vulgare).
Auch viele Gehölzarten sind in Wacholderheiden als abbauende Arten aufzufassen, insbesondere wenn sie zu flächenhafter Ausbreitung durch Polykormone in der Lage sind. Als häufigste Arten von Verbuschungsstadien sind zu nennen: Roter Hartriegel (Cornus sanguinea), Weißdorn (Crataegus spec.), Zitter-Pappel (Populus tremula), Schlehe (Prunus spinosa) und verschiedene Rosen (Rosa spec.).
Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung
Pflanzenarten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung gehen aus der oben stehen-den Artenliste hervor, die auch die nach der Roten Liste Bastehen-den-Württemberg gefährdeten Pflanzenarten enthält. Magerrasen- und Wacholderheide-Lebensräume – insbesondere relativ großflächige im Verbund mit Fels-Lebensräumen - haben außerdem eine hohe Bedeutung für zahlreiche seltene und gefährdete Arten insbesondere aus den Tiergruppen Tagfalter und Widderchen, Geradflügler und Wildbienen. In Kap. 3.5.2 sind gefährdete Arten dieser Gruppen für trockenwarme Standorte aufgelistet.
Bewertung auf Gebietsebene
Angesichts des Vorherrschens von Erfassungseinheiten mit Erhaltungszustand B wird der Lebensraumtyp auch auf Gebietsebene als „gut“ bewertet – Erhaltungszustand B. Ein nicht unerheblicher Teil der LRT-Fläche ist sogar in hervorragendem Erhaltungszustand (A), sodass auch auf Gebietsebene eine Tendenz dahin besteht. LRT-Flächen mit Erhaltungszustand
„durchschnittlich bis beschränkt“ wurden dagegen nur kleinflächig festgestellt.