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Die Waldarbeit hat sich während Jahrzehnten verhältnismäßig wenig geändert und wird noch weitgehend in den traditionellen Formen durchgeführt. Das wird besonders deutlich, wenn wir sie mit der außerordentlich raschen Entwicklung in verwandten Pro-duktionszweigen, wie der Landwirtschaft und dem Bauwesen, vergleichen. Dort hat die Mechanisierung zu großen betriebswirtschaftlichen Änderungen und oft geradezu Um-schichtungen geführt und eine beträchtliche Steigerung der Produktivität ermöglicht.

Auch in der Forstwirt_schaft und vor allem im Ausland sind Bestrebungen im Gange, durch grundlegende Umstellungen im Arbeitsablauf (z.B. Full-Tree-Logging, Bünde-lung, Containerverkehr usw.) günstigere Bedingungen für eine vermehrte Mechani-sierung zu schaffen. Gewisse Verfahren können mit gewissen Anpassungen bestimmt auch in unserem Lande Verwendung finden. Entsprechende Versuche sind eingeleitet, es wird aber noch ziemlich viel Zeit vergehen, bis in unseren Betrieben in größerem Ausmaß eine derartige Umstellung erfolgt. Für einen Großteil unseres topographisch und besitzmäßig stark zersplitterten Waldbesitzes in vorwiegend schwierigerem Ge-lände sind zudem die Bedingungen für eine sehr weitgehende Mechanisierung un-günstig. Die traditionellen Arbeitsformen mit einigen Änderungen werden deshalb auch weiterhin eine Rolle spielen.

Daß die Möglichkeiten der Mechanisierung auf der Basis der heutigen Arbeitsformen verhältnismäßig bescheiden sind, wurde von verschiedener Seite immer wieder betont und nachgewiesen. Die vorliegende Untersuchung befaßt sich mit einem Teilgebiet, dem Einsatz von Motorkettensägen. Sie blickt dabei nicht weit in die Zukunft, sondern basiert ganz bewußt auf den momentanen Verhältnissen, wie sie sich aus dem verstärkten Arbeitermangel der letzten Jahre, aus der üblichen Nutzungsform, den heutigen Anfor-derungen an die Aufrüstung der verschiedenen Sortimente, der momentanen geistigen Einstellung der Arbeiter, Waldbesitzer und Behörden und den technischen Möglich-keiten der auf dem Markte befindlichen Motorsägen ergibt. In den letzten paar Jahren erfolgte eine für viele unerwartete Umstellung in der Beurteilung jeglicher Mechanisie-rung im Walde. Die Zurückhaltung oder gar starre Ablehnung wich, zum großen Teil unter dem Druck der Verhältnisse, einer objektiveren, aufgeschlosseneren oder sogar sehr optimistischen Einstellung sowohl bei den Arbeitern als auch beim Forstpersonal und den Waldbesitzern. Um Fehlentwicklungen zu vermeiden und den neuerdings auftretenden Mechanisierungsdrang in gute Bahnen zu lenken, bedarf es gewisser Maß-nahmen innerhalb des Betriebes und auf gesamtschweizerischem Boden. Die Ergebnisse unserer Versuche sollen die Beurteilung dieser Sofortmaßnahme, die keineswegs eine grundsätzliche Betriebsumstellung zum Ziele haben können, erleichtern.

Betriebswirt-schaftliche Untersuchungen wie die vorliegenden können nie fertige Rezepte liefern, 197

sondern nur einen Teil der Unterlagen geben, die der Betriebsleiter für seine Entschluß-fassung benötigt.

Unter diesem Gesichtspunkt schien es uns einmal wesentlich zu sein, die möglichen zeitlichen Einsparungen unter verschiedenen Arbeitsverhältnissen und bei verschiedenen Sortimenten zu untersuchen. Entsprechend der klar zutage tretenden Verbreitungs-tendenz lag dabei das Schwergewicht auf der Arbeit mit Einmannsägen. Es zeigte sich, daß die Motorsäge eine nicht zu unterschätzende Beschleunigung der Arbeit gegenüber dem Handbetrieb bewirkt. Diese Beschleunigung beträgt bei den Teilarbeiten «Anschro-ten und Fällen» etwa 40

% ,

beim «Ablängen des Nutz- und Schichtholzes» 75-80

% .

Da

diese Teilarbeitsgruppen aber nur einen verhältnismäßig geringen Teil der gesamten Arbeit ausmachen, ist der Zeitgewinn im ganzen wesentlich kleiner und erreicht je nach Holzart und Sortimentsanteil nur zwischen etwa 12 und 36

% .

Vor allem beim ent-rindeten Nadelholz sind selbst unter günstigen Verhältnissen nicht mehr als 20 % Zeit-einsparung zu erwarten. Wir können daraus schFeßen, daß also die Motorsäge bestimmt geeignet ist, die Lage beim heutigen Waldarbeitermangel etwas zu erleichtern, daß aber keine sensationellen Resultate zu erwarten sind und weiterhin alle Anstrengungen gemacht werden müssen, um unseren Waldarbeiterstand zahlenmäßig möglichst auf dem bisherigen Stand zu erhalten und vor allem für genügend Nachwuchs zu sorgen.

Die festgestellten Zeitaufwände bilden zusammen mit den Messungen über Betriebs-stoffverbrauch, Aufwand für Unterhalt usw. die Grundlagen zur Beurteilung der Frage, welche finanziellen Auswirkungen der Motorsägeneinsatz zeitigt. Im einzelnen muß diese Kalkulation durch die Betriebe selbst erfolgen, da sie selbstverständlich stark von Lohnansätzen, den Ausnützungsmöglichkeiten der Maschinen, den Kapitalbeschaffungs-kosten und den Amortisationsgrundsätzen abhängt. Für die Lebensdauer und den Re-paraturaufwand war es uns leider nur möglich, Schätzungen anzugeben, da wir über zu wenig lange und zu wenig breite Erfahrungen verfügen, um mit genügender Sicher-heit Ausführungen zu machen. Wir glauben aber aus unseren Versuchen und Erfah-rungen schließen zu dürfen, daß der Motorsägeneinsatz dann auch finanziell vorteilhaft ist, wenn die Betriebsstundenkosten, das heißt die Kosten pro Stunde dauernder Motor-sägenarbeit, nicht höher sind als die Kosten einer Arbeiterstunde, wobei hier natürlich

auch alle Soziallasten berücksichtigt werden müssen. Das dürfte unter mittleren schweizerischen Verhältnissen ungefähr der Fall sein. Abgesehen von Gebieten mit sehr tiefen Löhnen hat also heute die Motorsägenarbeit bei vorsichtiger Kostenberechnung keine Verteuerung, abgesehen von Betrieben mit außergewöhnlich hohen Löhnen, aber auch keine wesentliche Arbeitsverbilligung zur Folge,

Die Arbeitsorganisation, d. h. also der Einsatz der Motorsäge innerhalb der Arbeiter-gruppen, hat einen wesentlichen Einfluß auf Zeiteinsparung und Kostengestaltung. Lei-der ist die Wirkung nicht gleichsinnig, sonLei-dern oft gegensätzlich. Vom Standpunkt des Zeitgewinnes aus betrachtet, sind kleine Gruppen mit möglichst wenigen Arbeitern pro Motorsäge unbedingt vorzuziehen, trotzdem dadurch der Ausnüt~ungsgrad der Ma-schinen ungünstiger wird und die Kosten ansteigen. Das führt in manchen Ländern dazu, daß man die Motorsägen in größeren sogenannten Arbeitsbrigaden einsetzt, um so eine optimale Ausnützung zu erreichen. Unter unseren schweizerischen Verhältnissen 198

sind aber die Nachteile dieser Organisationsform größer als die Vorteile. Deshalb schlagen wir den Einsatz einer Einmann-Motorsäge innerhalb einer Zweimannrotte vor, wobei die beiden Arbeiter der Rotte weitgehend unabhängig voneinander arbeiten und in der Bedienung der Motorsäge miteinander abwechseln. Diese Organisation ent-spricht auch recht gut den Forderungen der Arbeitshygiene. Wir konnten, überein-stimmend mit andern Autoren, zeigen, daß die Gefahr von Gesundheitsschädigungen durch Einatmen der Auspuffgase minim ist, daß aber der Lärm und die Vibrationen auf die Dauer gewisse gesundheitliche Nachteile haben können. Diese Nachteile sind natur-gemäß am geringsten; wenn die Arbeit mit der Motorsäge häufig durch andere Tätig-keiten unterbrochen wird.

Auch die Frage, ob Einmann- oder Zweimannsägen vorzuziehen seien, ist in erster Linie eine organisatorische Frage. Die Zweimann-Motorsägen haben einige

unbestreit-bare Vorteile technischer Natur, vor allem im Flachland. Es zeigte sich aber immer wieder,'daß die Arbeitsleistung mit ihnen weder beim Anschroten und Fällen, noch beim Ablängen .des Brennholzes doppelt so hoch ist wie bei einer Einmannsäge, die mit der halben Bedienung auskommt. Die Vorteile der Einmannsäge sowohl in bezug auf die Beschleunigung der Arbeit als auch in bezug auf die Kosten sind so bedeutend, daß die Nachteile mehr als ausgeglichen werden. Abgesehen von Gegenden mit außerge-wöhnlich großem Anteil an sehr starkem Holz ist in der Schweiz daher der Einmann-säge der Vorzug zu geben.

Technisch gesehen haben die modernen Motorsägen einen hohen Stand an Betriebs-sicherheit erreicht und entsprechen den Arbeitsanforderungen recht gut. Motoren mit Membranvergasern oder Einspritzpumpen sind solchen mit Schwimmervergasern über-legen, da sie in jeder Stellung arbeiten können und Vorrichtungen zum Schwenken des Schwertes überflüssig machen, was sich· besonders beim Anschroten und beim Entasten auf die Arbeitsleistung sehr ~orteilhaft auswirkt. Noch unzureichend ist bei den meisten Modellen die Lärmverminderung und die Dämpfung von Vibrationen. Teilweise werden Laustärken erreicht, die bei dauernder Beschäftigung Gehörschädigungen verursachen können. Die Konstrukteure sollten dieser Frage unbedingt mehr Aufmerksamkeit schenken.

Großer Anstrengung bedarf in unserem Lande noch die verbesserte Ausbildung der Arbeiter an der Motorsäge, vor allem auch beim Fällen. Manche unbefriedigende Er-fahrungen mit Motorsägenarbeit sind auf mangelndes Können der Arbeiter zurückzu-führen. Auch den richtigen Unterhalt der Maschinen, dem Herrichten der Ketten usw.

muß noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zum Teil können die einzelnen Betriebe viel zur Verbesserung _beitragen, zum Teil sollte der K~ndenservice·durch die Fabrikanten noch wesentlich ausgebaut werden.

Die moderne Motorsäge stellt also ein sehr brauchbares, in verschiedener Hinsicht nützliches Werkzeug für die Holzernte dar. Die starke Verbreitung in den letzten Jahren und die Urteile der damit arbeitenden Holzhauer zeigt, daß die meisten Arbeiter die

"Motorsäge der Handarbeit vorziehen. Vielfach wird die Motorsägenarbeit als weniger streng empfunden. Zudem entspricht sie weitgehend dem Zeitgeist ·und findet auch daher Anklang. Es besteht aller Grund anzunehmen, daß sie in naher Zukunft in immer

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weiteren Gebieten Eingang findet und die Handsäge immer mehr verdrängt. In ver-nünftige Bahnen gelenkt, kann sich diese Entwicklung nur vorteilhaft für den Wald auswirken.

Resnme

Ce travail expose les problemes que l'introduction de scies a moteur legeres, maniables par un seul homme, souleve dans l' ecorwmie forestiere suisse. Les avantages et les desavantages des scies a deux .hommes par rapport aux scies maniables par un seul homme sont analyses et, autant que possible, demontres par des chiffres. Une [arge place est consacree a la description, dans differentes conditions de travail, de l' augmentation de rendement possible, ainsi qu' a une analyse des frais. A l' aide de quelques essais particuliers, entrepris en collaboration avec l' Institut d' hygiene et de physiologie du tra-vail de l'Ecole polytechnique federale et l'lnstitut de medecine legale de l'Universite de Zurich, on a cherche a determiner les influences eventuelles sur la-sante de l' ouvrier des gaz d' echappement, du bruit et des vibrations. Cet expose se termine par un comm(,n-taire des problemes que posent l' achat et l' entretien des scies a moteur ainsi que l' orga-nisation du travail dans les differentes exploitations. J.P. Farron

Riassunto

Nel corso del presente lavoro si esamina i. problemi sorti in Svizzera in seguito alla introduzione di seghe a motore leggere, servite da una sola persona, per i lavori di taglio forestale. I vantaggi e gli svantaggi di queste seghe rispetto a quelle servite da due persone vengono messi in luce e, ove possibile esprimerli in eifre, confrontati quan-titativamente. La possibilita di aumentare il rendimento in diverse condizioni di lavoro, come pure lo studio della configurazione dei costi, vengorw discussi in modo partico-larmente esauriente. In alcuni esperimenti, eseguiti in collaborazione con l' I stituto d'igiene e di fisiologia del lavoro del Politecnico federale e con l' I stituto di medicina legale dell'Universita di Zurigo, furorw indagati gli effetti dei gas di combustione, del rumore e delle vibrazioni del motore sulla salute dei boscaioli addetti alla manovra delle seghe. Alla fine del presente lavoro si discute come risolvere nel modo migliore questioni quali l' acquisto ed il mantenimento delle macchine oppure l' organizzazione del lavoro nei singoli enti forestali.

M. E. Martignoni

Summary

The present investigation enters into problems which arise from the introduction in Swiss -forestry of light one-man motor-saws. Advantages and disadvantages of the two-men motor-saws in relation to the one-man motor-saws are discussed and as f ar as 200

possible proved by figures. The description of possible increase of efficiency according to various working conditions and the judging of costs is given a comparatively Zarge space. On the basis of some special experiments, which have been carried out in coopera-tion with the Institute of Work-physiology and Work-hygiene of the Swiss Federal Institute of Technology and the University Institute of Medical ]ustice, possible effects of exhaust gases, noises and vibrations on the health of the workers are discussed. Finally the paper enters into questions concerning purchase, maintenance and work-organi-sation, which have tobe solved by the single undertakings. J. Zehnder

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moteur et machines

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201

i.