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Sind gesundheitsschädliche Einwirkungen auf die Arbeiter zu befürchten?

Die unbestreitbaren Vorzüge der Motorsägen werden natürlich illusorisch, wenn zu befürchten wäre, daß auf die Dauer gesundheitliche Schädigungen der Bedienungsleute eintreten könnten. Es scheint uns daher wichtig, dieser Frage volle Aufmerksamkeit zu schenken. Dies umso mehr, als heute vor allem Arbeiter mit Motorsägen arbeiten, die der Maschine positiv gegenüberstehen und daher geneigt sind, gewisi,e Unannehmlich-keiten oder Gefahren zu übersehen oder zu bagatellisieren und weil manche Folgen mög-licherweise erst nach Jahren sichtbar werden könnten. Gesundheitsschädliche Einwir-kungen sind vor allem durch Auspuffgase, Geräusch und Vibration denkbar.

a) Auspuffgase

Die Frage nach der Gefährlichkeit der Auspuffgase wurde uns von Arbeitern und Forstbeamten immer wieder gestellt. Sie ist zweifellos auch berechtigt, wenn man bedenkt, wie nahe heim Auspuff des Motors der Bedienungsmann bei gewissen Arbeiten seinen Kopf hat und wie durch Luftströmungen oder oft noch schlimmer, bei absoluter Windstille manchmal ganze Schwaden von Auspuffrauch durch den Bestand ziehen.

Ganz vereinzelt wurde auch von subjektiven Beschwerden einzelner Arbeiter berichtet;

es ist aber immer schwierig festzustellen, ob das Kopfweh oder die Appetitlosigkeit wirklich von der Arbeit mit der Motorsäge und wenn ja, von der Einatmung gewisser Stoffe herrühre oder andere Ursachen habe. Es schien uns daher notwendig, diesen Fragen etwas nachzugehen, und wir führten einige Untersuchungen zusammen mit dem . Institut für Arbeitsphysiologie und Arbeitshygiene an der ETH (Leiter: Prof. Dr.

E. Grand je an) und dem Gericht!. Medizinischen Institut der Universität Zürich (Leiter: Prof. Dr. F. Schwarz) durch. Den beiden Herren Institutsvorständen sowie ihren Mitarbeitern D r. R. E g l i , D r. S. W e h r l i und A. Rh i n e r sind wir für die wertvolle Unterstützung zu großem Dank verpflichtet.

In einer ersten Untersuchung wurde während der praktischen Arbeit mit dem LKB Carbon Monoxide Tester der CO-Gehalt der Luft in Gesichtsnähe der Atbeiter geprüft.

Es zeigte sich dabei, daß je nach Arbeitsstellung, Windströmung, Geländeverhältnissen usw. die Konzentration der eingeatmeten Luft ziemlich stark ändert. Wir fanden Werte zwischen O und 0,004 Volumenprozenten. Diese Konzentration liegt weit unter dem 186

zulässigen Wert für die maximale Arbeitsplatzkonzentration bei dauernder 8-stündiger Exposition, der mit 100 ppm = 0,01 Volumenprozent angegeben wird. Die ziemlich großen Schwankungen, die festgestellt wurden und die Möglichkeit, daß bei anstrengen-der Arbeit die CO-Aufnahme größer sei als bei einer beispielsweise sitzenden Tätigkeit, veranlaßte uns, in einem weiteren Versuch den CO-Gehalt des Blutes der Arbeiter während und nach der Arbeit zu untersuchen. Bei drei verschiedenen Arbeitern wurden während 3 Tagen, an denen sie bei verschiedener Arbeitsorganisation die Motorsäge bedienten, jeweilen am Mittag und am Abend unmittelbar nach Arbeitsschluß eine Blutprobe entnommen und im gerichtsmedizinischen Institut analysiert. Die Resultate zeigen, daß die Witterung, die Arbeitsweise, aber offenbar auch individuelle Unter-schiede der Arbeiter einen Einfluß haben. An einem Tag mit leichtem Wind fand sich bei keine~ Arbeiter CO im Blut. Die größten festgestellten Konzentrationen betrugen 0,0127

%

bei einer Arbeitsorganisation, bei der die Motorsäge während 27

%

des Tages im Betrieb stand. Selbst unmittelbar nach halbstündigem, ununterbrochenem Ablängen mit 2 Motorsägen unter ungünstigen Luftverhältnissen, direkt vor einer offe-nen Wetterschutzhütte, wurden nur Konzentratiooffe-nen von 0,0096

%

erreicht. Die Gefahr von schwerwiegenden Vergiftungen ist daher bei vernünftiger Arbeitsweise sehr gering.

Nur bei sehr ungünstigen Witterungs- und Arbeitsplatzverhältnissen besteht die Mög-lichkeit einer beschränkten Gefährdung.

Sun d b er g (10) stellte in einem Fall bei Arbeit in einem Graben bei windstillem Wetter eine CO-Konzentration in der Luft von 0,02

%

fest. Blutuntersuchungen haben aber auch bei ihm ergeben, daß die CO-Absorption unbedeutend war. Er beurteilt daher die Gefahr von CO-Vergiftungen ebenfalls als klein. Auch Kamins k y (5) kommt zum gleichen Ergebnis, indem er schreibt, daß selbst eine Konzentration, die nur leichte Kopfschmerzen verursachen könnte, nicht nachgewiesen werden konnte.

Wir dürfen daraus schließen, daß von dieser Seite her für den Arbeiter also keine nennenswerte Gefahr besteht. Gewisse in den Auspuffgasen enthaltene andere Stoffe können allerdings für den Arbeiter unangenehm sein und seine Leistung einschränken, wie Kamins k y schreibt. Auf der anderen Seite wird durch diese Wolken der Ar-heiter gerade veranlaßt, aufzupassen und dadurch die Gefahr vermindert, daß er unbe-wußt gefährliche Mengen des unsichtbaren und unriechbaren CO aufnimmt.

h) Lärm

Die Lärmentwicklung, vor allem der kleinen und hochtourigen Motoren, ist sehr bedeutend. Bei einzelnen Modellen kann das Geräusch für empfindliche Ohren sogar schmerzhaft werden. Auffallenderweise erklären die meisten Arbeiter, daß sie der Mo-torenlärm nicht störe und die Fälle .sind nicht selten, wo mehr oder weniger absichtlich sogar unnötig Lärm erzeugt wird. Es ergeben sich da gewisse psychologisch interessante Parallelen zu Motorradbesitzern! Diese Einstellung der Arbeiter darf uns aber nicht daran hindern, objektiv zu untersuchen, ob nicht der Lärmpegel bei der Arbeit so hoch sei, daß auf die Dauer Gehörschädigungen der Bedienungsleute zu befürchten wären.

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Unter Umständen müßte durch Schalldämpfer, durch Vorschreiben eines Hörschutz-gerätes oder durch eine entsprechende Arbeitsorganisation dafür gesorgt werden, daß schädliche Wirkungen so weitgehend als möglich vermieden werden. Im weiteren schien es uns interessant, verschiedene Modelle miteinander zu vergleichen.

In einem Versuche wurde mit einem Schallpegelmesser, Modell Rhode und Schwarz, EZG. N. unter verschiedenen Bedingungen sowohl der Gesamtpegel gemessen als auch eine Frequenzanalyse durchgeführt. Die Sägen wurden dabei allerdings nicht zum Schneiden von Holz eingesetzt, sondern am Boden stehend, bei verschiedenen Touren-zahlen geprüft. Ein Vergleich mit den uns erst nachträglich bekannt gewordenen Unter-suchungen von K a m i n s k y , der beim Durchschneiden von Buchenstämmen mit Voll-gas seine Messungen durchführte, zeigt, daß zum mindesten beim Gesamtpegel bei den-selben Maschinen sich dadurch keine anderen Resultate ergaben. Nicht ganz über-einstimmende Werte ergaben sich dagegen bei der Frequenzanalyse, wo aber unter Umständen auch der Meßapparat eine gewisse Rolle spielen kann. Die Lautstärke wurde bei verschiedenen Sägen an der Stelle gemessen, wo sich das Ohr des Arbeiters beim Ablängen normalerweise befindet.

Die gemessenen Gesamtpegel bei den verschiedenen Modellen zeigt die Abb. 14.

Abb. 14 Gesamtschallpegel in db

G.samt Plgel

db 120

110

100

90

80

70

Bei Vollgas erreichen also alle Sägen zwischen 104 und 114 db. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen sind nicht sehr bedeutend. Es ist aber auffal-lend, daß nicht diejenigen Sägen den höchsten Lärmpegel haben, welche vom menschli-chen Ohr am lautesten oder am unangenehmsten empfunden werden. Die Verteilung auf die Frequenzen spielt eine bedeutende Rolle. In Abb. 15 sind die Ergebnisse von zwei Maschinen dargestellt, die sich in der Tonhöhe sehr stark ·unterscheiden. Für das Ohr ist die Jo-Bu-Säge viel störender als die Mall-Säge, obwohl der Gesamtpegel bei beiden Modellen praktisch derselbe ist.

Das Maximum liegt aber bei der Mall-Säge bei einer Frequenz von 500 Hertz, bei der Jo-Bu dagegen bei 2000 Hertz.

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l 1

Lautstärke und Frequenz bei zwei verschiedenen Einmannsägen

rlb Herstellerfirma die Anbringung eines Schalldämpfers zu empfehlen. Dank diesem ergab sich eine spürbare Lärmverminderung. Wie Abb. 16 zeigt,. gelang es, vor allem die

Lautstärke und Frequenz mit und ohne Schalldämpfer

50

Jo-Bu junior ohn1 Schalldämpfer Jo-Bu junior mit Schallrlämpf•r

~

/

Im Gegensatz zu den Wirkungen von Auspuffgasen und Lärm, die recht gut bekannt

·sind, weiß man wenig über die Folgen der Vibrationen, vor allem wenn es sich um hohe Frequenzen handelt, die gerade bei den Einmannsägen die größte Bedeutung haben._

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K a m i n s k y ( 5) führte an verschiedenen Modellen ausgedehnte Messungen der Kräfte an den Handgriffen, der Frequenz der Schwingungen und der Beschleunigung . der Schwingungen durch. Dabei zeigte es sich, daß die Werte in einem Bereiche lagen, der eine gewisse Auswirkung auf den Körper erwarten läßt. Welcher Art diese Aus~

wirkungen sind, ob es sich mehr um unangenehme Empfindungen oder um körper-schä-digende Einflüsse handelt, ist vorläufig noch wenig abgeklärt. Gewisse körperliche Abnützungserscheinungen können oft auch erst nach recht langer Zeit erkannt werden, so daß auch au.s diesem Grunde heute keine bestimmte Aussage möglich ist. Auf alle Fälle glauben wir, daß dieser Frage große Aufmerksamkeit geschenkt werden muß und daß gewisse Schädigungsmöglichkeiten nicht von der Hand zu weisen sind.

Zusammenfassend dürfen wir feststellen, daß bestimmt keine alarmierenden Gefah-ren für die Gesundheit der Arbeiter bei der Bedienung von Motorsägen bestehen. Ge-wisse Auswirkungen sind noch zu wenig untersucht, um schon heute ein endgültiges Urteil abgeben zu können. Auf jeden Fall steht aber fest, daß das Risiko von Dauer•

schäden und Abnützungserscheinungen umso geringer ist, je häufiger ein Arbeiter zwi-schen Motorsägenbedienung und Handarbeit abwechselt. Auch aus diesem Grunde ist die reine Serieai:beit, bei welcher ein Mann unter Umständen während eines ganzen Tages ausschließlich an der Motorsäge arbeitet, abzulehnen. Bei einer Arbeitsorganisa-tion, wie wir sie vorgeschlagen haben, ist die Gefahr sehr klein und deshalb sprechen, zum mindesten bis alle offenen Fragen eindeutig abgeklärt sind, auch arbeitshygienische Gründe ein gewichtiges Wort für diese Organisationsform. Da diese auch betriebswirt-schaftlich durchaus zu vertreten ist, sehen wir keinen Grund, um sie nicht anzuwenden.

Für die Motorsägenkonstrukteure ergibt sich aber die Pflicht, Mittel und Wege zu suchen, um vor allem Lärm und Vibration auf ein unschädliches Maß zu reduzieren.

6. W eiche Probleme treten bei der Einführung von