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5.4 Vorhersage psychischer und körperlicher Symptome in einer auf eine

Anpassungsprozesse in einer neuen Schwangerschaft

Hypothese 2c:

Psychosoziale und kognitive Merkmale der Schwangeren stehen in Zusammenhang zur Aus-prägung der psychischen und körperlichen Symptomatik in einer neuen Schwangerschaft.

Hypothese 3:

Verarbeitungsprozesse nach der Fehlgeburt haben einen Einfluss auf die psychische Anpas-sung der Frauen in einer neuen Schwangerschaft.

Für die einzelnen Beschwerdekomplexe im ersten Trimenon der neuen Schwangerschaft (De-pressivität, allgemeine Körperbeschwerden, situative Ängste, schwangerschaftsbezogene Ängs-te, Schwangerschaftsbeschwerden und Schwangerschaftskomplikationen) sollen insgesamt sechs Vorhersagemodelle mittels multipler linearer bzw. binär-logistischer Regressionsanalyse ermittelt werden. Als Prädiktoren gehen zum einen die drei Verarbeitungsmodi „depressive Verarbeitung“, „pessimistisch-traurige Verarbeitung“ und „aktive Auseinandersetzung“ nach der Fehlgeburt und zum anderen die in der Schwangerschaft zu beobachtenden Anpassungs-muster der „Vermeidung“ und der „Auseinandersetzung mit der Schwangerschaft“ ein. Das Merkmal „Beziehung zum Kind in der neuen Schwangerschaft“ wird nicht berücksichtigt, da es sich um Verhaltensweisen handelt, die im ersten Trimenon einer Schwangerschaft eine

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geordnete Rolle spielen40. Als Kontrollvariablen werden die Erwerbstätigkeit der Frauen, die Geplantheit der Schwangerschaft, der zeitliche Abstand zur letzten Fehlgeburt und frühere Schwangerschaftsunterbrechungen berücksichtigt. Das sind diejenigen Variablen, die sich als weitgehend unabhängig von den beschriebenen Verarbeitungs- und Anpassungsprozessen nach der Fehlgeburt und in einer neuen Schwangerschaft erwiesen. Auf weitere Kontrollvariablen muss wegen der Gefahr von Multikollinearität in den Regressionsmodellen verzichtet werden.

Ihr Einfluss auf die Anpassungsmechanismen nach der Fehlgeburt und in einer neuen Schwan-gerschaft wurde bereits dargestellt.

Tabelle 36: Regressionsmodell für die Zielvariable „Depressivität im ersten Trimenon der neuen

Schwangerschaft“, ermittelt an n=80 Schwangeren nach Fehlgeburt (Untersuchungsgruppe II, lineare Regressionsanalyse, Methode: Einschluss)

Vorhersage von „Depressivität im ersten Trimenon der neuen Schwangerschaft“

(R2=0,751, F=10,260, df1=10, df2=34, p<0,001) Prädiktor Standardisierter

Konstante -0,011 p=0,991

Depressive Verarbeitung der

Erwerbstätigkeit (ja/nein) -0,239 -2,222 p=0,033 0,633 1,581

Für die metrischen, normalverteilten Merkmale „Depressivität“, „allgemeine Körperbeschwer-den“, „schwangerschaftsbezogene Ängste“ und „situative Ängste“ im ersten Trimenon der neu-en Schwangerschaft wird jeweils ein Vorhersagemodell mittels linearer Regressionsanalyse, für die nominal verteilten Merkmale „Auftreten von Schwangerschaftsbeschwerden“ und „Auftre-ten von Schwangerschaftskomplikationen (Blutungen)“ (kategorisiert in ja/nein) ein Modell mittels binär-logistischer Regressionsanalyse berechnet. Die Analysen werden an der

40 Die dargestellten Regressionsmodelle wurden zur Kontrolle auch in einer Version mit Einschluss der Variable

„Beziehung zum Kind“ berechnet. Die Variable zeigt in keinem der Modelle einen signifikanten Einfluss auf das Befinden in der neuen Schwangerschaft, so dass die Vorhersagemodelle sich unter Verzicht auf diese Vari-able nicht wesentlich verändern.

5 Ergebnisse 123

chungsgruppe II (80 Schwangere, deren letzte Fehlgeburt zum Zeitpunkt der Erstbefragung maximal 14 Wochen zurücklag) durchgeführt.

5.4.1 Vorhersage von Depressivität im ersten Schwangerschaftstrimenon

Tabelle 36 stellt das Ergebnis der linearen Regressionsanalyse dar (R2=0,751, F=10,260, df1=10, df2=34, p<0,001). Das Auftreten depressiver Befindensstörungen wird offenbar bei einer depressiven und einer pessimistisch-traurigen Verarbeitung der Fehlgeburt sowie vermei-dendem Verhalten in der neuen Schwangerschaft wahrscheinlicher. Bei Frauen mit früheren Schwangerschaftsabbrüchen scheinen depressive Verstimmungen in einer neuen Schwanger-schaft ebenfalls wahrscheinlicher zu sein. Ist der kritische Zeitpunkt der letzten Fehlgeburt(en) überschritten oder sind die Frauen erwerbstätig, so mildert das das Risiko für depressive Be-schwerden in der neuen Schwangerschaft41.

5.4.2 Allgemeine Körperbeschwerden im ersten Schwangerschaftstrimenon

Tabelle 37: Regressionsmodell für die Zielvariable „Allgemeine Körperbeschwerden im ersten Trimenon der neuen Schwangerschaft“, ermittelt an n=80 Schwangeren nach Fehlgeburt (Untersuchungsgruppe II, lineare Regressionsanalyse, Methode: schrittweiser Ausschluss (F-Wahrscheinlichkeit<0,10), Modell 2 nach Ausschluss der Variablen „depressive Verarbeitung der Fehlgeburt“)

Vorhersage von „Allgemeine Körperbeschwerden im ersten Trimenon der neuen Schwangerschaft“

(R2=0,400, F=4,374 df1=10, df2=34, p=0,001) Prädiktor Standardisierter

Konstante 0,443 p=0,660

Depressive Verarbeitung der

Allgemeine Ängstlichkeit 0,127 0,790 p=0,433 0,717 1,395

Erwerbstätigkeit (ja/nein) -0,258 -2,059 p=0,045 0,504 1,983

Allgemeine Körperbeschwerden in der neuen Schwangerschaft lassen sich durch vermeidendes Verhalten in der Schwangerschaft und in negativer Beziehung durch die Erwerbstätigkeit der

41 Die Trait-Angst der Frauen übt einen positiven, statistisch bedeutsamen Einfluss auf die Ausprägung der De-pressivität, der allgemeinen Körperbeschwerden, der schwangerschaftsbezogenen und der situativen Ängste im ersten Trimenon einer neuen Schwangerschaft aus (Abschnitte 5.4.1 bis 5.4.4). Sie kann jedoch aufgrund hoher Kollinearität zu anderen Variablen nicht in das Schätzmodell aufgenommen werden.

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Frauen vorhersagen (Tabelle 37). Verarbeitungsmuster nach der Fehlgeburt scheinen keinen signifikanten Einfluss auf körperliche Beschwerden in der neuen Schwangerschaft auszuüben.

5.4.3 Schwangerschaftsbezogene Ängste im ersten Schwangerschaftstrimenon

Die Stärke und Häufigkeit schwangerschaftsbezogener Ängste ist diesem Modell zufolge ab-hängig von Verarbeitungsprozessen nach der Fehlgeburt und Bewältigungsmustern in der Schwangerschaft (R2=0,612, F=5,204, df1=10, df2=33, p<0,001). Während eine depressive Verarbeitung der Fehlgeburt und vermeidendes Verhalten in der Schwangerschaft, aber auch eine Auseinandersetzung in der Schwangerschaft mit stärkeren schwangerschaftsbezogenen Ängsten einhergehen, scheint eine Auseinandersetzung mit der Fehlgeburt schon unmittelbar nach dem Schwangerschaftsverlust die Ängste in der neuen Schwangerschaft zu mildern (Tabelle 38).

Tabelle 38: Regressionsmodell für die Zielvariable „schwangerschaftsbezogene Ängste im ersten Trimenon der neuen Schwangerschaft“, ermittelt an n=80 Schwangeren nach Fehlgeburt

(Untersuchungsgruppe II, lineare Regressionsanalyse, Methode: Einschluss)

Vorhersage von „Schwangerschaftsbezogenen Ängsten im ersten Trimenon der neuen Schwangerschaft“

(R2=0,612, F=5,204 df1=10, df2=33, p<0,001) Prädiktor Standardisierter

Konstante -1,758 p=0,088

Depressive Verarbeitung der

Erwerbstätigkeit (ja/nein) 0,241 1,763 p=0,087 0,628 1,591

5.4.4 Situative Ängste im ersten Schwangerschaftstrimenon

Die Ergebnisse der linearen Regressionsanalyse für die Vorhersage von situativen bzw. Zu-standsängsten (R2=0,645, F=9,590, df1=7, df2=37, p<0,001) enthält Tabelle 39. Ausgeprägte Zustandsängste werden durch eine depressive Verarbeitung der Fehlgeburt und vermeidendes Verhalten in der Schwangerschaft vorhergesagt.

5 Ergebnisse 125

Tabelle 39: Regressionsmodell für die Zielvariable „Situative Ängste im ersten Trimenon der neuen Schwangerschaft“, ermittelt an n=80 Schwangeren nach Fehlgeburt (Untersuchungsgruppe II, lineare Regressionsanalyse, Methode: schrittweiser Ausschluss (F-Wahrscheinlichkeit<0,10), Modell 4 nach Ausschluss der Variablen „Erwerbstätigkeit,“ „pessimistisch-traurige Verarbeitung der Fehlgeburt“ und „zeitlicher Abstand zur letzten Fehlgeburt“)

Vorhersage von „Situativen Ängsten im ersten Trimenon der neuen Schwangerschaft“

(R2=0,541, F=11,330 df17, df2=37, p<0,001) Prädiktor Standardisierter

Konstante 4,073 p<0,001

Depressive Verarbeitung der

5.4.5 Schwangerschaftsbeschwerden und -komplikationen im ersten Schwangerschafts-trimenon

In Hypothese 3 wird angenommen, dass auftretende Schwangerschaftskomplikationen – es tre-ten ausschließlich Blutungen auf – in engem Zusammenhang mit Ängstre-ten und Nervosität in der Schwangerschaft zu sehen sind, aber auch mit bestimmten Bewältigungsmustern (Vermeidung, schwangerschaftsgefährdendes Verhalten) und Verarbeitungsmustern nach der Fehlgeburt. Die-se HypotheDie-se kann nicht bestätigt werden. Aus den Prädiktoren Verarbeitung der Fehlgeburt (depressive und pessimistisch-traurige Verarbeitung, Auseinandersetzung), Anpassung in der Schwangerschaft (Vermeidung, Auseinandersetzung), schwangerschaftsbezogene und situative Ängsten sowie Neigung zu allgemeiner Ängstlichkeit lässt sich mittels binär-logistischer Reg-ressionsanalyse kein zuverlässiges Modell entwickeln, welches das Auftreten von Blutungen vorhersagen könnte (R2=0,214 (Nagelkerkes), Chi2=4,265, df=8, p=0,832 (Hosmer-Lemeshow-Test)). Nur 17 Frauen der Schwangeren der Untersuchungsgruppe I geben Schwangerschafts-komplikationen in Form von Blutungen an. Dieser Stichprobenumfang ist für die Methode der logistischen Regression zu klein.

Auf explorativer Ebene (Mittelwert- bzw. Rangsummenvergleiche der Gruppen Blutungen vs.

keine Blutungen über den T-Test und den U-Test nach Man & Whitney) können ebenfalls

kei-5 Ergebnisse 126

ne Merkmale festgestellt werden, die überzufällig häufiger mit Blutungen einhergingen (de-pressive Verarbeitung der Fehlgeburt: U=490,000, p=0,941; pessimistisch-traurige Verarbei-tung: T=1,553, df=76, p=0,125; Auseinandersetzung mit der Fehlgeburt: U=476,000, p=0,805;

Vermeidung in der Schwangerschaft: T=1,330, df=106, p=0,186; Auseinandersetzung mit der Schwangerschaft: T=-0,041, df=106, p=0,968; schwangerschaftsbezogene Ängste: T=0,101, df=40,785, p=0,920; Zustandsangst: T=1,319, df106, p=0,190; allgemeine Ängstlichkeit:

U=1777,000, p=0,311; Depressivität: T=1,188, df=78,414, p=0,238; allgemeine Körperbe-schwerden: T=-0,636, df=72,673, p=527).

Auch subjektiv geklagte Schwangerschaftsbeschwerden sind unseren Vermutungen zufolge an Verarbeitungsstrategien nach der Fehlgeburt, Verhaltensweisen in der Schwangerschaft und Ängste in der Schwangerschaft geknüpft. Die Häufigkeit geklagter Beschwerden lässt sich e-benfalls nicht mittels einer logistischen Regressionsanalyse über die in diesem Kapitel aufge-zählten Prädiktoren vorhersagen (R2=0,174 (Nagelkerkes), Chi2=6,049, df=8, p=0,642 (Hos-mer-Lemeshow-Test)). Auch in diesem Fall erscheint der Stichprobenumfang (n=13 Schwangere, die keine Schwangerschaftsbeschwerden angeben) für die gewählte Analyseme-thode nicht ausreichend groß. Mittels explorativer Verfahren ergibt sich hier ein ähnliches Bild:

Keines der Merkmale scheint ein geeigneter Prädiktor für die Vorhersage des Auftretens von Schwangerschaftsbeschwerden zu sein (depressive Verarbeitung der Fehlgeburt: U=419,000, p=0,706; pessimistisch-traurige Verarbeitung: T=0,529, df=76, p=0,599; Auseinandersetzung mit der Fehlgeburt: U=319,000, p=0,093; Vermeidung in der Schwangerschaft: T=-1,469, df=106, p=0,145; Auseinandersetzung mit der Schwangerschaft: T=-0,815, df=23,162, p=0,424; schwangerschaftsbezogene Ängste: T=0,108, df=105, p=0,914; Zustandsangst: T=-0,054, df=106, p=0,957; allgemeine Ängstlichkeit: U=920,000, p=0,843) .