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Vorgefasste Meinungen und Stereotype. Arbeitsmethodik und Beispiele aus

5 Programm zur Entwicklung der interkulturellen Kompetenz

5.2 Inhalte des Programms und Arbeitsmethodik

5.2.3 Vorgefasste Meinungen und Stereotype. Arbeitsmethodik und Beispiele aus

5.2.3.1 Ziele und Inhalte

Nationale Stereotype sind anerkannte „Schädlinge“ der Kommunikation zwischen Vertre-tern unterschiedlicher Kulturen. Die Tatsache, dass wir die umgebende Welt durch die Bril-le unserer schematisierten Vorstellungen wahrnehmen, spiegelt sich folgendermaßen in un-serer Ansicht über andere Völker wider: Bei Beginn einer interkulturellen Kommunikation sind wir schon mit bestimmten Vorurteilen gegenüber dem Gesprächspartner vorbelastet, die immer auch einen emotionalen Aspekt haben. Im „ungünstigsten“ Fall droht die Kom-munikation wegen der aufgrund dieses Vorurteils ausgewählten Verhaltensstrategie fehlzu-schlagen. Im schlimmsten Fall sind Streit und Diskriminierung die Folgen der zu eifrigen Fixierung auf Vorurteile und Stereotype. Also, die logische Schlussfolgerung wäre: die Ste-reotype müssen weggeschafft werden. So sind in der Fachliteratur die Ausdrücke „Stereo-type abbauen“ oder „Stereo„Stereo-type beseitigen“ oft anzutreffen. Sind aber diese Ziele realisier-bar, sowohl in der Praxis des Fremdsprachenunterrichts als auch allgemein?

Die Neigung zur Stereotypenbildung ist auf das Bedürfnis unseres Gehirns zurückzufüh-ren, die einzelnen Bilder der Wirklichkeit zusammenzufassen und in ein geordnetes System

zu integrieren. Schemata zu bilden und mit ihrer Hilfe die äußeren Einflüsse zu verarbei-ten, sind natürliche Vorgänge menschlicher mentaler Prozesse. Der Mensch ist auf diese Stereotypenbildung angewiesen, sonst könnte er die eigenen Eindrücke, seine einzelnen zerstreuten Bilder der Wirklichkeit, nicht bearbeiten. Diese soziale Orientierungsfunktion der Stereotype ist sehr wichtig für das Verstehen des anderen. Also: Schemata dienen dem Verstehen einer Sache, Stereotype haben darüber hinaus eine soziale Orientierungsfunkti-on, sie dienen dem Verständnis der Menschen. Man kann Stereotype nicht komplett abbau-en, das widerspricht der Orientierungsfähigkeit des Gehirns. Man kann sie aber modifizie-ren. Dies versteht die Verfasserin als Aufgabe bei der Arbeit mit Stereotypen.

In der vorliegender Arbeit geht es nicht um Stereotype allgemein (sie können sich im Prin-zip auf alle Gruppen beziehen, die anders sind, z.B. Behinderte, Straffällige, Bewohner ei-ner anderen Stadt oder eines anderen Viertels), sondern um nationale Stereotype. Der ge-zielte Abbau nationaler Stereotype ist eine lobenswerte und nur bis zu einem bestimmten Grad erreichbare Zielvorstellung. Ein langer Aufenthalt in einem anderen Land (vielleicht auch in anderen Ländern) wäre eine der Grundvoraussetzungen dazu. Da PEIK aber auf den Hochschulunterricht zugeschnitten ist, ist die Möglichkeit, die vorhandenen Stereotype abzubauen, eher gering.

Die Aufgabe dieses Teil des PEIK ist, vorhandene nationale Stereotype zu thematisieren, sie und ihren Einfluss auf die interkulturelle Kommunikation bewusst zu machen und Stra-tegien zu entwickeln, um im Weiteren mit nationalen Vorurteilen umgehen zu können.

Bei der Arbeit mit nationalen Stereotypen ist es wichtig zu wissen, dass sie auf allen drei Ebenen des Lernens bearbeitet werden sollten: Stereotypen existieren nicht nur auf kogniti-ven Ebene, sondern sind auch emotional gefärbt und dienen als Anleitung für das weitere Handeln. Ein Beispiel: Auf der emotionalen Ebene kann der Vertreter einer anderen Kultur Ablehnung, Misstrauen oder Mitleid hervorrufen; diese Emotionen begleiten die Meinung darüber, dass der Fremde faul, dreckig, ungebildet, kriminell ist; als Folge ist folgendes Verhalten zu beobachten: den Kontakt mit dem Fremden vermeiden, Informationen vorent-halten, vorsichtig/ nicht ehrlich sein. Die Arbeit mit den Stereotypen sollte dann auf allen drei Ebenen erfolgen.

Auf der kognitiven Ebene liegen die schematischen Bilder der fremden Kultur, die auf-grund der mangelnden oder fehlenden individuellen Erfahrung von anderen Vertretern der eigenen Kultur unkritisch übernommen wurden. Die erste Aufgabe ist, diese Bilder aufzu-decken und sie den Teilnehmern bewusst zu machen. Die Feststellung der möglichen Ent-stehungsgeschichte der nationalen Stereotype wäre der nächste Schritt der Arbeit. Die

Fest-stellung der Tatsache, dass sie zu verallgemeinerte Informationen über Sachverhalte dar-stellen, die dem Teilnehmer selbst unbekannt oder schlecht bekannt sind – wäre die logi-sche Schlussfolgerung dieser Arbeit. Die Mitteilung möglichst umfangreicher Informatio-nen und dadurch die Ausdifferenzierung des bestehenden Auslandsbildes sind hier zu emp-fehlen. „Die groben Verzerrungen der Fremdkultur durch die eingespeicherten Schemata lassen sich durch zusätzliche, differenzierende Informationen relativieren, ergänzen und er-weitern“ (Bredella 1990, S. 566). Die neuen Informationen bringen einige Unstimmigkei-ten in ein eher einheitliches Auslandsbild, dadurch entstehen Widersprüche, die zur Ausdif-ferenzierung dieses Bildes beitragen und letztendlich ausgewertet und in das neue Bild in-tegriert werden sollten.

Da das Beibehalten des einheitlichen Auslandsbildes enorm wichtig ist für das Gehirn der Teilnehmer, sollten die neuen Informationen nicht vereinzelt mitgeteilt werden. Sie sollten in ein System eingebettet werden, das einen Überblick über die zeitlichen und kausalen Hintergründe dieser Informationen verschafft. Das ist durch die Vermittlung von geografi-schen, geschichtlichen und soziokulturellen Zusammenhängen möglich. Diese Funktion im Unterricht hat seit langem Landeskunde übernommen.

„Nur durch wechselseitige, sich gegenseitig ergänzende und oft sogar widersprechende Einbettung unterschiedlicher emotionaler, sozialer, sachlicher und moralischer Kategorien werden die kulturellen Stereotype in einem neutralen Wechselspiel der Module relativiert, modifiziert, interpretiert und bewertet und dabei in adäquate Verhaltensmuster umgesetzt“

(Keller 2007).

Eine besondere Bedeutung wird der Vermittlung von Einstellungen und Werten zugemes-sen. Sie bilden ein Hintergrundwissen, ein „unsichtbares“, aber einflussreiches Netz, das eine entscheidende Rolle bei der Rekonstruktion eines Auslandsbildes spielt. Die Frage nach dem nationalen Charakter (Wie sind die Deutschen?) z.B. wird in diesem Zusammen-hang in die Frage verwandelt: Welche Lebensgewohnheiten haben Jugendliche/ Dorfbe-wohner/ Friesen? Durch welche ökonomischen, technischen, kulturellen Gegebenheiten ist die Entstehung dieser Lebensgewohnheiten zu erklären?

Stereotype haben einen emotionalen Charakter. Aus diesem Grund ist es wichtig, auch die-se Ebene bei der Arbeit in Betracht zu ziehen. Die Bilder über Völker können negativ oder positiv gefärbt sein. Im Regelfall sind Autostereotype (schematische Vorstellungen über das eigene Volk) positiver beladen, während Heterostereotype (schematische Vorstellungen über andere Völker) sowohl negative als auch positive Charakteristiken aufweisen. Die emotionale „Ladung“ von Stereotypen scheint der Hauptgrund für Diskriminierungen zu

sein und auch dafür, dass vorhandene Schemata so schwer abzubauen sind. Als Aufgabe für den Fremdsprachenunterricht ist die Weckung positiver Assoziationen für fremde Völ-ker zu nennen. Dieser Vorgang ist eng mit der Motivierung der Teilnehmer verbunden:

durch die positive Einstellung zum Lerninhalt, in unserem Fall sind das die Fremdsprache und die Fremdkultur, kann die Motivation zum Unterricht erhöht werden.

Die bei der Entwicklung der interkulturellen Kompetenz bewährte Arbeitsmethode des Kulturvergleichs ist bei der Arbeit mit den Stereotypen aufgrund folgender Überlegung einzusetzen: Teilnehmer mit fehlender oder geringer Auslandserfahrung werden das in der eigenen Kultur erworbene Wissen über die fremde Kultur (das oft in Form von nationalen Stereotypen existiert) bei dem Vergleich der beiden Kulturen einsetzen. Deshalb ist es wichtig für den Fremdsprachenlehrer, darauf zu achten und die Teilnehmer darauf auf-merksam zu machen, dass die Schlussfolgerungen über das Fremde aufgrund von vorgetra-genen Informationen und nicht aufgrund der vorgefassten Meinungen gemacht werden sollten. Die Rekonstruktion der fremden Realität aus der Sicht ihrer Vertreter durch authen-tische Texte muss im Fremdsprachenunterricht angestrebt werden.

Eine andere Arbeitsweise ist, nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Um von der Kategorisie-rung nach der nationalen Zugehörigkeit abzulenken, müssen andere Kategorien geschaffen werden. So kann das Schaffen einer Überschneidungskategorie wie z.B. „Wir Jugendliche“

oder „Wir Polizisten“ in bestimmten Kontexten zur Auflösung der Kategorien „Wir Rus-sen“ und „Die Deutschen“ führen.

5.2.3.2 Didaktisch-methodische Umsetzung

In PEIK werden folgende Aufgaben zum Thema „Stereotype“ eingesetzt: Fragebogen

„Deutschland und die Deutschen“, Diskussionsrunde „Nationale Stereotype“, Unterrichts-einheit „Andere Länder in unseren Köpfen“, UnterrichtsUnterrichts-einheit „Typisch Russisch?“.

Als Einführung dieses Teils des Programms wird ein Fragebogen „Deutschland und die Deutschen“ eingesetzt, der gezielt nach den stereotypen Bildern über die Nation, deren Sprache gelernt wird, fragt. Hier sind die Fragen:

• Nennen Sie Ihre Assoziationen zu den Wörtern „Die Deutschen“, „Deutschland“.

Nennen Sie nicht weniger als 10 Begriffe zu jedem Wort.

• Wurden Sie schon mit Vertretern der deutschen Nation konfrontiert? Wenn ja, be-schreiben Sie Ihren Kontakt.

• Woher haben Sie Ihre Information über die Deutschen (Deutschland). Nennen Sie die Quellen.

• Welche deutschen Filme und Fernsehprogramme haben Sie gesehen, welche deut-schen Bücher, Zeitungen, Zeitschriften haben Sie gelesen?

• Was halten Sie davon, wenn Ihr Mitbewohner ein Deutscher wäre?

In der ersten Frage werden die allgemeinen Stereotype zu den Wörtern „Deutsche“ und

„Deutschland“ abgefragt. Bei der zweiten Frage wird festgestellt, ob die vorher angeführ-ten Assoziationen meisangeführ-tens aus der eigenen Erfahrung gemacht wurden oder die in der ei-genen Gesellschaft verbreiteten Bilder darstellen. Die Frage über die Art des interkulturel-len Kontakts hat das Ziel, die Intensität des Kontakts zu prüfen. Wichtig für die weitere Diskussion ist die Frage drei: Das Nachdenken über die Quellen des Wissens über das fremde Land ist selbst ein Lernprozess, die Teilnehmer lernen zu verstehen, wie sehr ihre Assoziationen von dem Wissen abhängig sind, die sie aus den Medien bekommen haben, und welcher Teil ihrer Assoziationen „aus der Luft“43 gegriffen wurde. Um einen weiteren Impuls in diese Richtung zu geben, wurde die Frage vier eingeführt. Die fünfte Frage ist auf die emotionale Einstellung der Teilnehmer zu den Deutschen ausgerichtet. Die Frage nach dem Wunsch, mit einem Deutschen zusammenzuwohnen, misst das Interesse der Teil-nehmer an einem näheren Kontakt mit Vertretern der Zielkultur.

Die Ergebnisse des Fragebogens werden von den drei Kleingruppen ausgewertet, von de-nen jede sich mit zwei Fragen beschäftigt. Die Ergebnisse werden weiter im Plenum prä-sentiert.

Der nächste Schritt für die Thematisierung der nationalen Stereotype ist die Diskussion zu diesem Thema. Sie wird durch einen kleinen Vortrag eingeleitet, der die Definitionen der Wörter „Stereotyp“, „Vorurteil“ und „Nationalcharakter“ sowie allgemeine Informationen darüber enthält. Der Vortrag wird von einem der Teilnehmer mit der Hilfe des Lehrers vor-bereitet. Am Ende dieses Vortrages präsentiert der Referent die „Völkertafel“44 mit einer

43 Die Redewendung „aus der Luft“ stammt aus dem Russischen. In diesem Zusammenhang bedeutet das, dass die Teilnehmer oft die Quelle vieler Informationen gar nicht nennen können. Das bedeutet, sie haben es aus der Umgebung, aus dem Alltag vermittelt bekommen. Im Grunde genommen kann gesagt werden, der Vermittler dieser Informationen ist die eigene Kultur selbst.

44 Völkertafel ist ein in der Steiermark im 18. Jahrhundert entstandenes Ölgemälde eines unbekannten

selbst erarbeiteten Übersetzung.

Anschließend wird die vom Lehrer moderierte Diskussion durchgeführt. Zur Diskussion werden folgende Fragen gestellt:

1. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie die Völkertafel aus dem 18. Jahrhundert sehen? Erken-nen Sie die eigeErken-nen Vorurteile gegenüber anderen Völkern? Was denken Sie über die Vorurteile gegenüber den Russen?

2. Haben sich die nationalen Stereotype Ihrer Meinung nach im Laufe der Zeit geän-dert? Was können die Gründe für diese Veränderungen sein?

3. Was sind mögliche positive oder negative Folgen der nationalen Stereotype?

Die Aufgabe dieser Diskussionsrunde besteht darin, auf die theoretischen Grundlagen sol-cher Stereotype aufmerksam zu machen, z.B. dass Nationalbilder relativ konstant sind, auch dass einige geschichtliche Ereignisse darin ihre Spuren hinterlassen haben. Es wird damit gerechnet, dass die Konfrontation mit nationalen Vorurteilen gegenüber der eigenen Gruppe emotional sehr bedeutsam sind, besonders weil Vorurteile gegenüber Russen häu-fig emotional negativ ausfallen. Diese Einsichten vermitteln den Teilnehmern Anregungen, darüber nachzudenken, welches Bild der eigenen Kultur in anderen Kulturen existiert.

Die Arbeit an der Thematisierung der nationalen Stereotype wird in der Unterrichtseinheit

„Andere Länder in unseren Köpfen“ fortgesetzt.45 Im ersten Teil des Unterrichts erraten die Teilnehmer für verschiedene Nationen typische Gegenstände und Verhaltensweisen.

Ein Arbeitsblatt mit kleinen Bildern dient als Vorlage. Auf einem weiteren Blatt ist die Ka-rikatur eines Deutschen dargestellt. Der Arbeitsauftrag lautet: Was finden Sie typisch deutsch? Was hat der Künstler übertrieben? Im zweiten Teil der Unterrichtseinheit werden alle Teilnehmer in zwei Kleingruppen aufgeteilt. Die erste Kleingruppe stellt eine Collage zusammen, die ihre Vorstellungen über eine Nationalität darstellt. Die zweite Kleingruppe bereitet ein kleines Theaterstück zum Thema vor.

1. . Die erste Kleingruppe wählt selbst ein Thema für ihre Collage aus: es geht um ein konkretes Thema aus dem Alltag, z.B. „Familie“, „Arbeit“, „Freizeit“ in Bezug auf die Deutschen. Alle notwendigen Materialien wie Zeitungen, Zeitschriften, Stifte,

Malers, das heute als Quelle der nationalen Stereotypen betrachtet wird. Auf dem Gemälde sind einige europäische Völker abgebildet, denen bestimmte Eigenschaften zugeschrieben sind.

45 Diese Unterrichtseinheit basiert auf den Materialien, die von Ivica Lencova (1997), Deutschlehrerin aus der Slowakei, ausgearbeitet wurden.

Schere sind vorhanden. Diese Collage bietet den Teilnehmern in einer spielerischen und handlungsorientierten Form die Möglichkeit, ihre Stereotype bewusst zu ma-chen. Im weiteren Ablauf präsentiert sie der anderen Kleingruppe ihre Collage ohne Kommentare. Die Teilnehmer der zweiten Gruppe versuchen, die Bilder zu entzif-fern, was zu der Diskussion über den gemeinsamen Wissensstand führen sollte. Ei-nige Bilder können vermutlich nicht entziffern werden, was als Anregung zur Dis-kussion über die Subjektivität der Wahrnehmung dienen kann.

2. . Die zweite Kleingruppe bereitet ein kleines Theaterstück vor, in dem Vertreter ei-niger Nationen dargestellt werden. In der Vorbereitungsphase werden sowohl das Szenario als auch die Rollen erarbeitet. Die Teilnehmer wählen das Thema auch selbst aus, es kann aber schon um ein Missverständnis oder einen Konflikt gehen.

Im Stück sollten die nationalen Stereotype simuliert werden. Im Anschluss an die beiden Präsentationen findet eine Diskussion statt.

Das nächste Arbeitsthema betrifft Auto- und Heterostereotype von Russen. Es wird in der Unterrichtseinheit „Typisch Russisch?“ realisiert. Bei der Differenzierung der Stereotype spielt die Perspektive des Betrachters eine wichtige Rolle: Vorurteile gegenüber der eige-nen Kultur bzw. über Vertreter der eigeeige-nen Gruppe werden Autostereotype genannt; Vorur-teile, die eine ethnische Gruppe gegenüber der anderen hegt, werden Heterostereotype ge-nannt. In der Regel sind Autostereotype positiver belegt als Hetereostereotype, sie sind auch oft differenzierter.

PEIK bereitet die Teilnehmer auf einen interkulturellen Kontakt vor, dabei ist die Kon-frontation mit den Vorurteilen der Vertreter einer fremden Kultur gegenüber der eigenen Kultur unausweichlich. Da die Heterostereotype der Teilnehmer gegenüber anderen Natio-nen in den vorigen Unterrichtseinheiten schon thematisiert wurden, sind nun die Autoste-reotype der Russen an der Reihe: Mit welchen Vorurteilen kann man bei einem interkultu-rellen Kontakt rechnen? Die Autostereotype werden aber gezielt abgegrenzt, indem eine Subgruppe innerhalb einer Nation besprochen wird. Die typisch russischen Studierenden stehen im Vordergrund.

. Als erster Schritt wird den Teilnehmern angeboten, eine Liste der Eigenschaften zusam-menzustellen, die sie als „typisch russisch“ in Bezug auf die Studentenschaft definieren.

Die Arbeit erfolgt in zwei Kleingruppen. In der zweiten Etappe wird die folgende Tabelle angeboten, bei der die angekreuzten Felder frei sind. Diese Tabelle stellt die Überarbeitung der Ergebnisse einer empirischen Untersuchung an der Universität Bielefeld zu Auto- und

Heterostereotypen von deutschen und russischen Studierenden dar (vgl. Rösch 1998). Den Teilnehmern wird aufgegeben, die Übereinstimmungen zwischen der eigenen Aufzählung und der von deutschen Studierenden benannten Charakteristika von Russen herauszufin-den. In der anschließenden Diskussion wird gefragt, wodurch die Unterschiede zu erklären sind. In der dritten Etappe werden die Teilnehmer aufgefordert, in den Kleingruppen die Gewichtung der einzelnen Eigenschaften einzuschätzen. Im Weiteren werden die Ergebnis-se der Untersuchung auf einer Folie präErgebnis-sentiert:

☺ ☺☺ ☺☺☺ ☺☺☺

offen X

nationalistisch X

fröhlich X

gastfreundlich X

selbstbewusst X

stolz X

bescheiden X

trinkfreudig X

feiern gern X

nicht strebsam X

herzlich X

traditionsbewusst X

unkompliziert X

gesellig X

familiär X

Im Anschluss findet eine Diskussion mit den folgenden Leitfragen statt:

1. Entsprachen Ihre Einschätzungen den Meinungen der deutschen Studenten? Was hat Sie am meisten überrascht?

2. Wodurch sind die Unterschiede zwischen den Auto- und Heterostereotypen zu er-klären?

3. Wenn Sie schon einen interkulturellen Kontakt zu Deutschen hatten, haben Sie eine Bestätigung Ihrer Vorurteile gefunden? Oder war Ihr deutschsprachiger Partner ein

„untypischer“ Deutscher?

4. In Laufe der interkulturellen Kommunikation merken Sie, dass Ihr fremdkultureller

Partner sich auf Stereotype über die Russen bezieht. Welche Strategien können Sie dagegen entwickeln?

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass kulturübergreifende Kenntnisse über nationa-le Stereotype und ihr Einfluss auf die interkulturelnationa-le Kommunikation in PEIK durch vier Unterrichteinheiten vermittelt wird: Fragebogen „Deutschland und die Deutschen“, Dis-kussionsrunde „Nationale Stereotype“, Unterrichtseinheit „Andere Länder in unseren Köp-fen“ Unterrichtseinheit „Typisch Russisch?“. Dank der unterschiedlichen Aufgabenstellun-gen und Arbeitsmethoden (FrageboAufgabenstellun-gen, Diskussion, Erstellung von CollaAufgabenstellun-gen, Vortrag) werden die Teilnehmer sowohl gegenüber den vorgefassten Meinungen über die anderen Nationen als auch über die eigene Nation sensibilisiert. Die russischen Autostereotype und Heterostereotype gegenüber den Deutschen werden thematisiert; in den Diskussionen wer-den sowohl die Gefahren, die vorgefasste Meinungen für die interkulturelle Kommunikati-on darstellen, als auch die Strategien für den Umgang mit Stereotypen besprochen. Dieser Teil des Programms hat das Ziel, die Fähigkeit zum Umgang mit vorgefassten Meinungen zu fördern.

5.2.4 Landeskunde und Sprachübungen: Arbeitsmethodik und Beispiele aus dem