• Keine Ergebnisse gefunden

III Capitel

A. Vom Kopf und seinen Theilen

Das Genick ist der oberste Theil des Kopfes und zugleich der Anfang des Halses. Ein schönes Genick ist recht lang, fast oval geformt und gehörig mit Fleisch bekleidet, ein solches Genick gestaltet leichte Bewegungen des Kopfes und seine gute Lage des Kopfgestells der Zäumung; denn die Ge- nick sind durchgescheuerte Stellen von der Zäumung; denn die Genickbeule eine sehr hartnäckige Entzündung des Nackenbands und dessen Umgebung.

Auf dem höchsten Theil des Kopfes, dem das Oberhauptbein zur Grundla- ge dient, befindet sich der Schopf, welcher zum Schutz des Schädels und gegen Insecten dient. Bei edlen Pferden ist er fein, bei solchen von gemeiner Ab- kunft dickhaarig, weshalb ihn die Pferdehändler durch das Ausziehen von Haaren stets dünn zu erhalten suchen. Die Ohren sind zum Auffangen des Schalls bestimmt und können durch Muskeln, nach allen Seiten bewegt werden. Sie sind gut, zu nennen, wenn sie in gehörigen55 Verhältniß zum Kop- fe stehen, frei bewegt werden, keinen auffallenden Stand haben muß

inwendig nur wenig, äußerlich aber mit feinen Haaren besetzt sind.

Böse Pferde legen die Ohren zurück, Pferde die an fieberhaften Krank- heiten leiden, haben kalte Ohren. Beim Dumkoller spielt das Pferd mit den Ohren oder hält sie verstellt still.

Fehlerhafte Ohren sind: Eselsohren, Mäuseohren, Schaufelohren (zu breite) Hasenohren, und Schweinsohren.

Zu lange Ohren kann man durch Verschneiden der Ränder verkürzen.

Hängende Ohren kann man dadurch eine bessere Haltung geben, daß man den Stirnriem breit und schwer verschiebbar auf dem Backenriemen

macht. Die Form der Ohren pflanzt sich auf die Füllen fort.

Der Vorkopf oder Schädel erstreckt sich zwischen den Ohren bis zur Stirn und den Augenbogen. Bei Racepferden ist er etwas hervorstehend und gewölbt.

Die Stirn fängt unter dem Vorkopfe an, und reicht bis unter die Augen

also bis zur Nase. Die Stirn ist schön, wenn sie mäßig breit, sich seitwärts sanft abrundet. Oberhalb der Augenbogen zur Seite der Stirn liegen die Augen- gruben. Diese Vertiefungen enthalten in der Jugend viel Fett, welches

55 Der letzte Buchstabe ist nur undeutlich zu lesen.

sich später vermindert, wodurch diese Stellen ein hohles altes Ansehen be- kommen. Sie sind bestimmt den Kronenfortsätzen des Hinterkiefers

Raum zur Bewegung zu geben, und gestatten, daß das Auge tief in seine Höhlen zurückgezogen werden kann.

Von den Augen.

Man unterscheidet die äußern und innern Theile oder das eigentliche Auge. Zu den äußern sichtbaren Theilen gehören die Augenbogen, die Augenlieder mit dem Augenwimpern, die Fühlhaare und

die Augen, die Blinz- und Nickhaut [,] die Tränenkarungel und die Bindehaut.

Das eigentliche Auge besteht aus mehreren Häuten, Gebilden und Flüssigkeiten. Das Auge befindet sich in einer Öffnung zu Seite Seite 15

der Stirn in der Augenhöhe deren oberer Theil von dem Stirn aus Jochbeinfortsätzen gebildet wird, der frei liegende die Augengrube von der Augenhöhle abtheilt und Augenbogen heißt. Racepferde ha- ben hervorstehende Augenbogen, sie dienen zum Schutz gegen Ver- letzungen von vorn und oben. Geschwulst, Verletzungen und Nar- ben auf der Haut der Augenbogen, deuten auf vorhergegangenen krankhaften Zustand als, Gehirnentzündung, Dumkoller, Koliken, Augenfehler pp:. Die Haare auf den Augenbogen werden im Al- ter grau. Die Augenlieder sind bewegliche Hautfalten, die das Auge gänzlich schließen, und einen innern und äußern Augenwinkel

bilden. Das obere Augenlied ist sehr beweglich, und bis zu seinem Ran- de mit feinen Haaren besetzt. Etwas über den innern Augenwin-

kel finden sich auf dem Augenliede lange Haare die man Fühl- haare nennt.

Die Thränenkarunkel ist ein kleiner rundlicher, dunkelbrauner

Körper im innern Augenwinkel. Sie erhält den Augengenwinkel feucht und führt die überflüßigen Thränen in kleinen Oeffnungen die

man Thränenpunkte nennt, dann in den Thränensack und Thränen- kanal, welcher im innern Augenwinkel beginnt, durch eine Öffnung des Thränensbeins in die Nasenhöhle fortläuft und dort mit einer lin- sengroßen Öffnung endigt.

Die Nick [-] oder Blinzhaut, welche quer den innern Augenwinkel durchläuft, ist eine Falte der Bindehaut. Wenn man das Auge gewaltsam berührt, so sieht sie fleischfarbend aus und tritt mehr hervor. Sie dient zum Schutze des Auges und wird beim zurückzieh- en desselben vor das Auge geschoben.

Die Bindehaut verbindet die äußeren Theile mit dem eigentlichen Auge. Sie beginnt auf der innern Fläche der Augenlied-Ränder, klei- det die ganze faltige Vertiefung zwischen den Augenliedern und dem Auge in der Augenhöhle aus. Sie ist sehr empfindlich, gefäßreich und wird von den Thränen feucht erhalten, im gesunden Zustande ist sie blaßroth.

Das eigentliche Auge oder der Augapfel, besteht aus mehreren Ge- bilden und Flüssigkeiten und ist durch die Bindehaut mit dem äußern Theile verbunden. Mittelst eines Grundmuskels kann das Pferd seine Augen tief in Augenhöhlen zurückziehen, um

es gegen Verletzungen zu bewahren. Der Augapfel ist bis auf vorn, von der undurchsichtigen Hornhaut, umschlossen, der sichtbar weiße Theil des Auges ist ein Theil derselben. Von vorne betrachtet bietet das Auge eine convexe durchsichtige Fläche dar.

Die durchsichtige Hornhaut durch welche man die dahinter liegen- den Theile sehen kann. Sie besteht aus mehreren Schichten und wird von der farbenlosen Fortsetzung der Bindehaut überzogen. Wenn die durchsichtige Hornhaut durchstochen wird, so fließt eine wäs- serige Flüssigkeit, die sich unmittelbar hinter ihr befindet aus, und die Hornhaut fällt etwas zusammen. Reine Verletzungen der Hornhaut sind nicht immer gefährlich.

Das innere des Auges, durch die Hornhaut betrachtet, bildet zu- erst die Regenbogenhaut, in deren Mitte sich eine horizontale Seite 16

ovale Offnung befindet, die das Sehloch oder die Pupille heißt. Diese sehr feine empfindliche Regenbogenhaut oder Iris dehnt sich bei der Einwirkung der Lichtstrahlen und verkleinert sich mithm [?]56 die Pupille; umgekehrt wird dieselbe vergrößert, sobald sich die

Regenbogenhaut zusammen zieht. Letztere ist bei dunklen Pferden dunkelbraun, bei solchen von heller Farbe hellbraun. An oberen Sehlochrande befinden sich kleine traubenartige Büschel, die man Trauben nennt, und die wohl keinen andern Zweck haben, als das starke hienneinfallen der Lichtstrahlen zu verhindern, am untern sind die Trauben auch vorhanden, aber meist sehr klein.

Will man das Auge eines Pferdes untersuchen, so müssen die Pupillen groß erscheinen, daher stelle man das Pferd innerhalb an die Stallthür, jedoch so, daß keine Lichtstrahlen die Augen treffen. Uebrigens muß die Größe bei der Pupillen genau verglichen [werden], weil eine Abweichung stets einen krankhaften Zustand anzeigt.

Ein schmaler blauer Rand, der von außen gesehen wird, umgiebt die Regenbogenhaut und heißt Strahlenrand, es ist die Verbindung der Regenbogenhaut und Aderhaut. Der Raum zwischen der durch [-]

sichtigen Hornhaut und Regenbogenhaut, der mit der wässrigen Flüssigkeit angefüllt ist, wird vordere Augenkammer genannt. In

der hintern Augenkammer befinden sich zunächst der undurchsichtigen Hornhaut, die sehr feine Ader oder Gefäßhaut. Ihr folgt vom Sehnerv ausgehend die weiße Sehnerv oder Netzhaut. Diese beide Häute, so wie der nach vorn zu folgende Glaskörper sind von Außen nicht

zu sehen. Von höchster Wichtigkeit ist die vor dem Glaskörper stehende Kristallinse, die namentlich in krankhaften Zustande fühlbar ist.

Sie nimmt die Mitte des Auges ein, ist klar und durchsichtig, von einer feinen Umhüllung umgeben und liegt hinter der Pupille, und pa- rallel mit ihr. Beim beginnenden Staar ist eine Trübung der Linse vor- handen, bei Staarpunkten hat sich diese Trübung zu weiß grauen Flec- kchen vereinigt und beim vollkommen ausgebildeten grauen Staar ist die ganze Kristallinse weißgrau oder grau. Bei Staarpunkten sieht das Pferd zwar noch, doch bilden sie sich später bei wiederkeh-

56 Gemeint ist „mithin“.

render Entzündung des Auges zum grauen Staar aus.

Von außen betrachtet würden die einzelnen Theile des Auges so aufeinanderfolgen:

1. die undurchsichtige Hornhaut 2. die durchsichtige Hornhaut 3. die wässerige Flüssigkeit

4. die Regenbogenhaut mit der Pupille, den Trauben und den Strahlenrande.57 5. die Kristallinse mit ihrer feinen Kapsel.

6. Der Glaskörper (der die hintere Augenkammer theilweise ausfüllt) 7. die Netzhaut mit dem Sehnerv.

8. Die Aderhaut.

Blinde Pferde gehen auf Alles los, treten hoch, und verziehen die Augenlieder nach oben.

Die Mondblindheit oder periodische Augenentzündung giebt

sich dadurch zu erkennen, daß sie bei geschlossenen Augenliedern aus den großen Augwinkel, eine starke Thränenabsonderung

Seite 17

statt findet, die vordere Augenkammer eine trübe Flüssigkeit enthält, die flockig darin schwimmt, und die Pupille verkleinert und die Regen- bogenhaut, wie mit Flecke besetzt erscheint. Selbst nach der Entzün- dung bleibt die Pupille kleiner, und ist meist mit Staarpunkten versehen.

Wird der Glaskörper des Auges durch irgend eine Veranlassung krank, so verändert er sich nicht selten, wird undurchsichtig und nimmt eine mehr grüne Farbe an, wodurch der

grüne

Star gebildet wird.

Derselbe kommt mit dem grauen Staar in der Regel gemeinschaft- lich vor. Beim schwarzen Staar findet eine Lähmung des Augen- nervs statt.

Von der Nase.

Die Nase fängt unter der Stirn an und geht bis zu den Nasenlöchern, ihr dienen die Nasenbeine zur Basis, die nach innen die Nasenhöhlen bilden. Die grade oder etwas gebogene gilt für die schönste Form.

Die beiden Seitentheile des Vorderkiefers heißen die Vorderkinn- backen, sie haben zur Grundlage das Thränen-, Joch- und Kieferbein und in ihnen befinden sich die Backenzähne. Verletzungen der

Zahnwurzel erzeugen Zahngeschwüre um [sic!]58 sogar öfters Zahnfisteln.

Die unregelmäßigen Bewegungen oder Erweiterungen der Nasenlöcher deuten auf Fehler der Brustorgane oder auf ande- re Krankheiten. Da wo in der Nase die Trennung der dunklen Haut von der blasrothen Schleimhaut stattfindet, zeigt sich eine kleine Öffnung, welche die Ausmündung des Thränenkanals bildet. Ist dieselbe krankhaft ergriffen z. B. verstopft, so fließen Thränen oder Eiter aus einen der größern Augenwinkel. Die Schleimhaut der Nase ist bei Krankheiten von Wichtigkeit, ist sie hochroth und troc- ken, so deutet sie auf eine mehr oder weniger starke Entzündung, so wie die gelbe oder gelbröthliche Farbe ebenfalls ein sehr schlechtes Zeichen abgiebt. Bei der Drüsenkrankheit geht in den Nasenlöchern

57 „Strahlenrande“ steht im Original hinter dem Wort „Kapsel“ eine Zeile weiter unten.

58 Gemeint ist „und“.

eine starke Schleimabsonderung mit Geschwüren vor sich; sind letztere von einem speckigen Grunde und ohne Schorfe, fließt dabei aus den Nasenlöchern eine grüngelbe schlecht riechende Jauche, die sich an den Rändern fest setzt, und finden beim schwe- ren Athmen noch Nasenbeinaufthreibungen statt, so kann man auf das Vorhandensein des Rotzes schließen.

Die Lippen, sind die untersten Theile des Kopfes, und sie bilden wo sie zusammen treffen, die Maulhöhle. Äußerlich sind sie be- haart, und innerhalb mit Schleimhaut versehen, welche letztere blas- roth und mit kleinen Drüsen durchwachsen ist. In den Lippen kommen die sogenannten Lümpfgeschwüre vor, die wenn sie geöffnet und reinhgehalten werden bald heilen. Die Unterlippe wird am

Kiefer stärker, und bildet zugleich dahinter einen Einschnitt, welchen man Bart oder Kinn nennt. Hier entstehen öfters Ver- letzungen durch die Kinnkette. Vom Wirbel bis zum Kinn des Hinterkiefers folgt die Kinnlade, an der öfters Quetschungen und Zahnfisteln vorkommen. Am Wirbel des Hinterkiefers lauft die Kinnbacken-Pulsader, woran man den Puls fühlt.

Hinter ihr ist der Sitz des Ohrendrüsenkanals, dessen Verletzungen Speichelfisteln zu folge hat, die sehr schwer zu heilen ist. Wange oder Ganasche wird die hinterste Seitenfläche des Hinterkiefers Seite 18

des Kopfes genannt. Die Vertiefung zwischen den Ganaschen heißt der Kehlgang. Er soll weder angeschwollene Drüsen, noch Geschwüre oder verhärtete Knoten haben. Sind letztere vorhanden und erscheinen sie wie in den Kinnladen angewachsen, zeigt sich ferner an den Nasenrändern jener schmutzige Ausfluß und auf der Schleim- haut der Nasenhöhle kleine Geschwüre mit speckigen Grunde, so deuten diese Merkmale das Vorhandensein des Rotzes an.

Dagegen sind lockere, stark ausgedehnte schmerzhafte Geschwül- ste die Kennzeichen der Druse.

Die Maulhöhle, welche von beiden Kiefern gebildet wird, ent- hält die Zähne, die Zunge, die Laden59 und den Gaumen. Sie ist mit einer viel Speicheldrüsen enthaltenden blasrothen Schleim- haut ausgekleidet. Dieselbe ist im krankhaften Zustande des Pferdes trocken und hochroth, oder gelb und blaß wie beim Rotz und Wurm.

Das allgemeine über die Zähne ist schon früher angeführt, das Speciellere in den Kapitel über die Erkrankung des Alters aus den Zähnen.

Die Zunge ist ein muskelloser sehr beweglicher Theil und dazu bestimmt, die Nahrung zwischen die Zähne zu bringen.

Die Laden, werden die beiden zahnlosen Ränder des Hinterkie- fers genannt, die zwischen den Schneide- und Backenzähne stehen;

sie sind mit Zahnfleisch und der Schleimhaut bedeckt und von ihrer Breite und Höhe hängt die Empfindlichkeit des Pferdes für das

59 Unter einer „Lade“ versteht man das zahnfreie Diastema im Unterkiefer (vgl. Vogt 2011, 130). Der Begriff wird auch weiter unten im Text erklärt.

Gebiß ab. Es ist Regel, Pferden mit starken Laden dünne Mund- stücke, und solchen mit schwachen und hohen, starke Mundstücke aufzulegen. Das Gebiß bewirkt hier öfters Quetschungen, die leicht, und namentlich wenn die Knochen gelitten haben gefähr- lich werden können.

Der Gaumen, ist die quergefurchte Decke, in der Maulhöhle die zwischen den leichten beiden Reihen der Backenzähne hin- aufsteigt. Jeder Kopf der mit dem Körper im richtigen Ver- hältniß steht, keine auffallende Form hat, und dessen Theile sich in beschriebenen normalen Zustande befinden, wird als regel- mäßig zu betrachten sein. Die geraden regelmäßig geform- ten Köpfe, mit hervortretenden Muskeln und Blutgefäßen sind die schönsten. Man unterscheidet Ramms-, Schaafs-, Schweins- und Hechtköpfe. Zum Reitpferd eignet sich das Pferd, wenn der Kopf, eine ziemlich senkrechte Stellung hat, und wenn seine Verbindung mit dem Halse im Genick diese Richtung begünstigt.