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Der Zweck des Hufbeschlags ist Schutz des Hufes auf harten steinigen Boden, wo auch der der [sic!] beste Huf, bei einer täglichen Anstrengung des Thieres bald

abnutzen wird, außerdem können die Mängel eines schlechten Hufes durch einen passenden Beschlag zum Theil beseitigt werden; aber nur durch einen guten Beschlag können diese Vortheile erreicht werden, wäh- rend ein schlechter Beschlag die Güte des Hufes sehr beeinträchtigt und zu mancherlei Hufschäden Veran- lassung giebt. Die Ernennung des Hufbeschlages ist nothwendig, wenn das Horn zu sehr nachgewachsen ist, wenn der Strahl nicht mehr die Erde berührt, wenn das Eisen verbogen, zerbrochen oder abgenutzt ist.

Von den erforderlichen Werkzeugen.

1. Die Hautklinge, ein abgebrochenes Stück Säbel- klinge, welches zum Hinwegnehmen des überflüssi- gen Horns an den Zehen, den Trachten und den Wänden gebraucht wird.

2. Das Huf- oder Wirkmesser zum gradeschneiden der Wände, Trachten, Sohle und Strahl.

3. Der Hufhammer zum Einschlagen der Nägel.

4. Zange und Raspel

5. Das Nieteisen zum Umbiegen der eingeschlagenen Nägel 6. Der Durchschlag, zum Heraustreiben stecken geblie- bener Nägel.

Bei uns wendet man Hufeisen mit 2 Stollen an, die den Vorzug haben, daß sie dem Pferde mehr Sicherheit und Festigkeit im Ganzen geben, in die Unebenhei- ten des Bodens eingreifen und das Ausgleiten verhüten, auf ganz ebenen Boden würden sie zu entbehren sein.

Bei Pferden die anhaltend auf hartem steinigen Boden sehr arbeiten müssen, setzt man den Eisen noch einen dritten Stollen vorn unter der Zehe an.

Das Hufeisen muß von gutem und zähen Eisen

gemacht sein und nach jedem Huf besonders gerichtet [,]

werden, die Gestalt richtet sich nach der Form des Hufes die Stärke und Schwere nach der Schwere der Arbeit, und nach der Größe des Hufes. Pferde mit kleinen und schmalen Hüfen, so wie Reitpferde müssen daher kleine und leichtere Eisen haben, als Pferde mit großen und dicken Hüfen.

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Beide Stollen müssen gleich groß und stark sein, denn sonst bekommt das Pferd einen schiefen Stand; übrigens dürfen sie nicht zu hoch sein, gewöhnlich noch einmal so hoch und stark als die Eisen und müssen ferner abgerundet

sein, damit sich das Pferd nicht so leicht beschädigen kann.

Das Eisen selbst muss am innwendigen Rande so dick als am auswendigen sein, doch muss es von der Zehe nach den Trachten hin so wohl an der Dicke als an der Breite etwas abnehmen; die Nagellöcher müssen viereckig und konisch zulaufend sein, in der Regel 6-9 Löcher (bei uns 8). Dieselben dürfen nicht zu weit nach innen sein, weil sonst das Pferd zu leicht verna- gelt wird. Das aufgeschlagene Eisen muß überall mit dem äußern Rande mit dem Rande des Hu- fes abschneiden, nur hinten kann es etwas über den Rand hervorragen. In Hinsicht der Länge muß das Eisen bei einem gut gebaueten Hufe mit dem Stol- lenende um ungefähr ½ Zoll über den Trachten hervor- treten, denn durch das Nachwachsen des Hufes wird das Eisen ohne dieses vorwärtsgezogen. Wenn ein Eisen scharf gemacht werden soll so schärft man entweder die äußere Stollen oder schlägt Eisnägel ein.

Behandlung des Pferdes beim ersten Beschlag.

Es ist gut, wenn der Huf einige Tage vor dem Be- schlage etwas erweicht wird, damit er sich besser aus- schneiden lässt. Das bewirkt man dadurch, das man das Pferd mit den Vorderfüßen, denn mit den Hin- terfüßen ist es nicht nöthig, in kurzen Mist stehen läßt, oder Lehm um den Huf schlägt. Hat man da- zu keine Zeit, so schmiere man Abends vorher die

Sohle mit Fett oder Oel.

Das Brennen des Hufes durch den Schmied, in der Absicht um ihn zu erweichen und um ihn besser zu bear-

beiten können, ist höchst schädlich,es macht ihn sprö- de, rissig und zu Krankheiten geneigt.

Das Geschäft des Aufschlagens eines Hufeisens besteht:

1. in dem Aufhalten der Füße,

2. in dem Abnehmen der alten Eisen,

3. in dem gehörigen Beschneiden und Zurichten des Hufes, 4. in dem Aufpassen und Richten des neuen Eisens,

5. in dem Aufschlagen des neuen Eisens.

Bei dem Beschlage des ersten Vorderfußes stellt sich der Aufhalter neben demselben, mit dem Ge- sicht nach vorn gewandt, drückt mit der linken Hand sanft gegen die Schulter des Pferdes, um die Körperlast mehr auf den Fuß zu schieben und während dies geschieht, gleitet man mit der rechten Hand, an der vordern Fläche des Seite 66

rechten Hufes über das Knie bis zur untern Hälfte der Schiene, gelinde drückend herunter. Das Pferd hebt den Fuß dabei von selbst auf, so daß man ihm das Knie leicht liegen und das Schienbein in horizon- taler Richtung bringen kann. Dann ergreift man den Fessel von der äußern Seite her mit der linken Hand, zieht die rechte Hand zurück, stellt sich vermit- telst einer halben Wendung vor dem Fuß, hebt den Huf bis gegen die Ellbogen in die Höhe, legt nun auch die rechte Hand um die innere Seite des Fessels und hält so den Fuß fest. Dabei kommen die Daumen hinter dem Ballen neben einandner zu liegen; das Knie des Pferdes stützt sich auf den etwas vorwärts gestellten Schenkel des Aufhalters, während letzterer sich etwas gegen die Schulter des Pferdes lehnt, und mit seinem linken Fuß ein wenig zurück- und vor-

wärts tritt. Am linken Vorderfuße analog.

Das Aufheben des Hinterfußes geschieht ebenfalls mit gelinden Hinüberdrücken des Körpers.

Der Aufhalter umfaßt dann mit beiden Händen den Fessel, läßt denselben und das Schienbein auf seinen etwas vorwärtsgesetzten Fuße derselben derselben [sic!] Seite ruhen, während sein anderer Fuß einen halben Schritt zurück und etwas nach außen steht, mit der Schulter legt er sich gegen die Kruppe des Pferdes. Bei Pferden, die aus schlechter Gewohn- heit beim Aufheben der Füße ungezogen sind, sind durch drohendes Anrufen, durch Schnellen mit den Zü- geln, oder durch einen Hieb mit der Ruthe gehor- sam zu machen. Furchtsame Pferde müssen mit

Güte behandelt, jedes grobe Geräusch, das Funken- sprühen pp vermieden werden. Man muß bei

jungen Pferden in einiger Entfernung von der Schmiede bleiben, oder das Pferd im Stalle beschla- gen, zu weilen das Schürtzfell99 weglassen pp.

Bei Pferden mit zu großer Empfindlichkeit ist san- fte Ausführung des Beschlages und nöthigenfalls eine Bremse anzuwenden. Böse Pferde müs- sen bestraft werden und wenn sie sich nachgie- big zeigen sanft und gut behandelt werden.

(Drohungen, Schnellen mit den Zügeln pp sind die anzuwendenten Strafen.)

2. Das Abnehmen des alten Eisens wird nothig:

a. wen sie zu dünn abgelaufen, oder wen sie zerbrochen oder verbogen sind.

b. bei den Vorhandensein verschiedener Huffehler und Lahmheiten. Zuerst werden die Niete an den Hufeisen gelößt mit der Hauklinge oder einen Meißel. Hierauf legt man die Hauklinge zwischen Seite 67

die Stollenden des Hufeisens und der Trachtenwand treibt sie mit einigen Hämmerschlägen etwas tiefer hinnein und beigt dann mit der Hauklinge das tiefere Ende des Hufeisens von der Wand ab, oder man lüftet das Eisen mit der Zange. Hierauf klopft man das Eisen wieder gegen den Huf, damit die Nagelköpfe etwas hervortreten und zieht dann die Nägel einzeln heraus. Das gewaltsame Losreißen des Eisens auf einmal, erzeugt leicht Ausdehnungen der Gelenke, Lahmheiten und zuweilen Risse in der Hornwand.

3. Das Ausschneiden (Auswirken) und Zurichten des Hufes, besteht in dem Hinwegnehmen des über- flüßigen Horns, so daß der Tragerand der Wand rund herum eine ebene Fläche bildet und die Soh- le je nach der natürlichen Form des Hufes mehr oder weniger ausgehöhlt erscheint, es wird stets nur das trockene, spröde, abgestorbene Horn weg- genommen und es ist besser zu viel stehen zu lassen als zu viel wegzunehmen, den durch letzteres ver- liert die Hornsohle und der Strahl die schützende Wirkung für die innern Huftheile, der Huf schrumpft zusammen und wird krank. Besonders muß das star- ke Ausschneiden des Strahls und der Trachten vermie- den werden und das unvorsichtige Durchstoßen

der Eckstreben. Das Ausschneiden geschieht mit-

99 Unter einem „Schurzfell“ (abgeleitet von „Schürtzfell“) versteht man ein Fell von meist „weißgarem Leder“ (Pierer 1862, 477).

telst des Wirkmessers mit Hülfe der Hauklinge und der Raspel.

4. Das Auspassen geschieht entweder in warmen oder kalten Zustande. Wendet man das letztere an, was gewöhnlich der Fall ist, so darf das Eisen nicht zu warm sein. An der Zehe steht das Eisen etwas über und ist daselbst etwas aufgerichtet, die Sohle darf vom innern Rande des Eisens nicht berührt werden.

5. Beim Einschlagen der Nägel muß man darauf

sehen, daß sich das Eisen nicht verschiebe. Zuerst wird gewöhnlich der 2te Zehnagel der innern Seite einge- schlagen und wird derselbe da aufgesetzt, wo die weiße Linie am Rande des Hufes herum geht.

Der Nagel darf sich nicht verbiegen, oder zu tief ins Horn gehen. 1 Zoll über dem Tragerande muß der Nagel wieder zum Vorschein kommen. Jede Nagel- spitze wird sogleich umgebogen, nach dem sämtli- che eingeschlagen sind, werden dieselben angezog- gen, indem man gegen sie an der umgebogenen Stelle die Ecken des Zangenmauls setzt und dabei einige kurze Schläge auf die Nagellöcher macht.

Hierauf werden die Nagelspitzen abgezwickt und Seite 68

dann umgenietet. Das Abzwicken und häufig auch das Zu- zwicken geschieht an das Vordereisen auf den Beschlag- bock, an den Hinterfüßen aber in der Hand des

Aufhalters.

Verschiedenheiten des Beschlages nach dem Gebrauchzweck