III. Die natürliche Ertragsfähigkeit von Waldgesellschaften
3. Der Volumenertrag des V orlandbuchenwaldes und des feuchten Ahorn-Eschenwaldes
Tabelle 2 gibt die gesamte Wuchsleistung schweizerischer Laubholz-Hochwälder als Funktion der Oberhöhe. Tabelle 10 orientiert über den Höhenwachstumsgang des Vorlandbuchenwaldes und des feuchten Ahorn-Eschenwaldes.
Aus diesen Grundlagen läßt sich die gesamte Wuchsleistung errechnen , welche unsere beiden Waldgesellschaften in verschiedenen Altern erreichen. Die Tabellen 12 und 13 zeigen zunächst die Altersdifferenzen zwischen Beständen gleicher Leistung.
Das Alter, in welchem bestimmte Leistungen vom Vorlandbuchenwald und vom feuchten Ahorn-Eschenwald erreicht werden
Tab.12
Berechnung mittels der allgemeinen Beziehung zwischen Wuchsleistung und Oberhöhe
1
(aus Tabelle 2) (aus Tabelle 10)
Alter des Gesamte Wuchsleistung Alter, in welchem nebenstehende feuchten Ahorn·
Eschenwaldes Höhen und ges. Wuchsleistungen in Prozent
Oberhöhe Wert der erreicht werden:
des Alters des graphisch aus· Streuung
1
Vorland·
geglichenen ±s Vorland· feuchter Ahorn· buchenwaldes
Kurve buchenwald Eschenwald
m m3 1113 Jahre Jahre °lo
12 213 25 - -
-13 237 21 34,7 -
-14 263 34 38,0 -
-15 292 22 41,5 -
-16 323 20 L!5,4 -
-17 355 29 49,6 -
-18 387 34 54,5 32,9 60
19 421 38 59,1 35,9 61
20 455 33 64,0 39,1 61
21 489 36 69,0 42,2 61
22 524 38 74,4 45,3 61
23 560 31 80,0 48,4 61
24 598 39 86,2 51,7 60
25 638 40 92,9 55,0 59
26 681 38 100,0 58,3 58
27 730 30 115,0 61,8 54
28 787 71 - 65,4
-29 851 65 - 69,3
-30 922 60 - 73,1
-31 1000 - - 76,9
-32 - - - 81,0
-33 - - - 86,1
-34 - - - 92,1
-35 - - - 100,0
-1
Das Alter, in welchem bestimmte Leistungen des Vorlandhuchenwaldes und des feuchten Ahorn-Eschenwaldes erreicht werden
Oberhöhe
Berechnung anhand der allgemeinen Beziehung zwischen Wuchsleistun g und der Gröfie H (1
+
1:0
0 )1
1 Alter. in welchem die neben-Gesamte Wuchsleist1mg
stehend~n Werte erreicht werden:
Werte der
graphisch aus- Streuung
Vorland- feuditer
Ahorn-geglichenKurve en ± s Buchenwald Eschenwald
m3 m3 Jahre Jahre beider Gesellschaften. Bild 16 macht. den Inhalt aller drei Tabellen anschaulich.
Es ist somit möglich geworden, über den Volumenertrag des Vor-landbuchenwaldes und des feuchten Ahorn-Eschenwaldes zahlen-mäßige Angaben zu liefern.
Im Altersabschnitt 35-75 Jahre und bei Betrachtung je gleichalter Bestände beträgt die gesamte Wuchsleistung des Vorlandbuchenwaldes etwa 58 bis 62 Prozent jener des feuchten Ahorn-Eschenwaldes. (Seine Höhe erreicht nach Tabelle 10 rund 73 Prozent der Höhe des feuchten Ahorn-Eschenwaldes.) Nimmt man für den
Vor-Die gesamte Wuchsleistung im Vorlandbuchenwald und im feuchten Ahorn-Eschenwald
Gesamtleistung Bild 16
Gesamtleistung m3 m3 ~---,
lOOll
900
800
700
600
500
400
300
200
100
1000
900
- 800
700
600
500
- 400
300
. 200
~--L---1--....l..---'----'---'----'---_..__ _____
--'----'-_J
10010 20 30 40 50 60 70 80 90 100 ll O Jahre
mit Hilfe der Beziehung Oberhöhe/ gesamte Wuchsleistung mit Hilfe der Beziehung H (1
+
~~~~r)/
gesamte Wuchsleistung hypothetische Kurvenstückelandbuchepwald ein Abtriebsalter von 120 Jahren mit einer ·Gesamtleistung von 760 m3 an, für den feuchten Ahorn-Eschenwald hingegen ein Abtriebsalter v~n ~ 80 Jahren mit einer Gesamtleistung von 1010 m3, so errechnet sich für den Vorland-buchenwald eine Haubarkeitsalters-Durchschnittsleistung von 6,3 m3, für den feuch-ten Ahorn-Eschenwald hingegen eine solche von 12,6 m3 • Die angenommenen Abtriebs-alter dürften etwa den Zeitpunkt bezeichnen, wo die beiden Waldtypen ihre natür-liche Hiebsreife (beginnendes Auftreten von Alterserscheinungen) erreichen.
Läßt man auch den Vorlandbuchenwald nur 80 Jahre alt werden, so errechnet sich bei 560 m3 Gesamtleistung eine Durchschnittsleistung von 7,0 m3 ; wird er 100 Jahre alt, so ergeben sich 6,9 m3 Durchschnittsleistung.
Der feuchte Ahorn-Eschenwald übertrifft also in seiner Volumenleistung die I. F 1 ur y' sehe Buchenbonität beträchtlich; er kommt etwa der III. Fichtenbonität gleich, während der Vorlandbuchenwald als gute IV. Buchenbonität angesprochen werden kann.
140
Die gesamte Wuchsleistung des Vorlandhuchenwaldes und des feuchten
Ahorn-Eschenwaldes in bestimmten Altern (runde Werte) Tab.14
Gesam.te Wuchsleistung Alter
Vorland- feuchter Vorlandbuchenwald in Prozenten
buchenwald Ahorn-Eschenwald des feuchten Ahorn-Eschenwaldes
Jahre ms ms °lo
35 240 400 60
40 280 460 61
45 320 520 62
50 360 575 63
55 390 635 61
60 430 700 61
65 460 770 60
70 500 840 60
75 530 920 58
80 560 1010 56
85 600
-
-90 630 -
-95 660 -
-100 690 -
-105 720 -
-llO 740 -
-ll5 750 -
-Die angegebenen Ertragsvolumen sind mit einer Streuung der Einzelwerte von bis 10 Prozent behaftet (vergl.Tabelle 2 und Text daselbst). Berücksichtigt man diese Tatsache, so erscheinen die Abweichungen im Ertrag, welche entstehen, je nachdem man bei der Berechnung auf die Beziehung GL IH oder auf die Beziehung GL!H (1 +
1~~e;)
basiert (Bild 16), ziemlich unbedeute.nd. Sie liegen - mindestens für die betrachteten Altersspannen - im Streuungsbereich der Einzelwerte.Der eigentümlichen konkaven Krümmung der Ertragskurve des feuchten Ahorn-Eschenwaldes, welche besagen würde, daß der laufende Zuwachs bis ins Alter von ca. 80 Jahren leicht ansteige, ist keine besondere Beachtung zu schenken. Sie ist wohl durch zufällige Eigenheiten des Grundlagenmaterials verursacht. Wahrscheinlich darf im erfaßten Altersbereich von 35-75 Jahren ein geradlinig gestrecktes Streu-ungsband angenommen werden. Unsere Kontrollbestände der Gesellschaft (LN 19, LN 20, LN, 21, L 10 und L 11) zeigen alle einen geradlinigen Anstieg der Gesamtleistung über dem Alter (Beobachtungszeitraum 25-60 Jahre Alter). Natur-notwendig muß sich auch die Ertragskurve des feuchten Ahorn-Eschenwaldes bei genügend hohem Alter verflachen.
Die Kontrollbestände unserer Versuchsanstalt, aus welchen die allgemeine Bezie-hung zwischen gesamter Wuchsleistung und Oberhöhe hergeleitet ist, sind aber nicht
genügend hoch, um die Ertragskurve des feuchten Ahorn-Eschenwaldes soweit zu ziehen, daß dieses flachere Endstück zur Darstellung käme ( vergl. den unteren Teil der Tabelle 12).
Die Zahlen, die wir heute über den Ablauf der Volumenproduktion in zwei soziolo-gisch definierten Waldtypen geben können, sind erste Beispiele zur Sammlung solcher Ertragsdaten. Sie zeigen die Gangbarkeit des eingeschlagenen Weges. Die einleitend gestellte Aufgabe, «die natürliche Ertragsfähigkeit soziologisch definierter Standorts-typen kennen zu lernen», erscheint mit tragbarem Aufwand und in nützlicher Frist lösbar.
Trotz möglicher Vervollkommnung des Verfahrens werden aber die erhaltenen Daten immer statistische Mittelwerte bleiben, denen nicht unbedeutende Streuungen der Einzelfälle zugeordnet sind. Es sind in erster Linie Kriterien der idea-len Typen : der Vorlandbuchenwald liefert 60 Prozent der Leistung des feuchten Ahorn-Eschenwaldes. Einzelne Bestände beider Typen können in ihrer Leistung vom Standardwert abweichen.
Sobald es sich also nicht darum handelt, die abstrakten Typen zu charakterisieren und zu vergleichen, sondern darum, die Zahlen auf bestimmte Bestände anzuwenden, so wird man sie als Rahmen, als Orientierungswerte betrachten, die durch direkte Messungen an Ort und Stelle präzisiert werden könnten. Keines f a 11 s ersetzen sie solche direkte Messungen, schon deshalb nicht, weil irgendwelche Bestände, über die man orientiert sein muß, nur etwa mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit gute Vertreter von Waldgesellschaften sind, und ebenso oft als U ebergänge zwischen den Typen stehen.
4. Der Anteil der Holzarten am natürlichen Ertrag