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III. Die natürliche Ertragsfähigkeit von Waldgesellschaften

4. Der Anteil der Holzarten am natürlichen Ertrag a) Der Vorlandbuchenwald

Di.e Vegetationstabelle des Vorlandbuchenwaldes (23) gibt folgende Auskunft über das Auftreten der verschiedenen Arten in der Baumschicht:

Baumart Stetigkeit (0/o) Mittlere Menge 1

Buche 100 65

Bergahorn 90 10

Waldföhre 75 9

Weißtanne 60 6

Traubeneiche 60 3

Fichte 45 5

Esche 40 2

Aus den Stetigkeits z a h 1 e n ersieht man, daß neben der Buche, welche immer vorhanden ist, der Bergahorn in 90 Prozent der Bestände, die Föhre in 75 Prozent der Bestände, die Weißtanne in 60 Prozent der Bestände usw. beobachtet wurden.

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Rechnet man die Zahlen der mittleren Menge 1 auf reinen Ueberschirmungs-gräd um, so ergibt sich, daß die Buchenkronen im Durchschnitt aller Bestände etwa 65 bis 70 Prozent der Bodenfläche decken, während Bergahorn und Waldföhre je nicht einmal zu einem durchschnittlichen Deckungsgrad von 5 Prozent gelangen. In einzelnen Beständen können allerdings Bergahorn, Föhre und Weißtanne je gelegent-lich ¼-¼ der Fläche decken. Alle übrigen Holzarten treten höchstens als men-genmäßig bedeutungslose Beimischung auf. Die Auszählung der für diese Untersuchung g e w ä h 1 t e n 12 Probe bestände ergibt, daß im Durchschnitt aller Bestände von den Bäumen des Oberstandes 60 Prozent Buchen sind, während auf Föhre, Bergahorn und Esche je 9 Prozent, auf Tanne und Fichte je 5 Prozent und auf die Eichen 3 Prozent entfallen.

Die Buche erscheint in diesen Zahlen mit zu schwachem Gewicht, weil die Auf-nahmeflächen bewußt so gelegt wurden, daß auch die beigemischten Holzarten darin gut vertreten waren. Dies, um überhaupt genügend Zahlen über diese letzteren sam-meln zu können.

Die Analyse des Höhenwachstums der Holzarten im Vorlandbuchenwald hat ge-zeigt, daß die Buche mit etwa 65 Jahren Bestandesalter die Vorherrschaft gewinnt.

Die analysierten Bestände sind zum Teil jünger, so daß auch aus diesem Grunde der Anteil der Buche an der Gesamtproduktion in den vorstehenden Zahlen nicht voll zum Ausdruck kommt.

Man darf sich bekanntlich nicht vorstellen, daß im Naturzustand in allen Be-ständen einer Waldgesellschaft ein bestimmtes Mischungsverhältnis der Holzarten streng eingehalten werde. Die Zahlen der Tabelle 15 sollen deshalb lediglich den Rahmen andeuten, in welchem die natürliche Produktion des Vorlandbuchenwaldes etwa erfolgen mag:

Anteil der Holzarten an der Volumenproduktion des naturgemä.6 aufgebauten

Vorlandbuchenwaldes (Tendenzwerte) Tab. 15

Holzart Amplitude 0/o Mittel 0/o

Buche 65-80 75

Föhre 2-10 6

Bergahorn 4- 8 6

Esche 2- 6 4

Tanne 2- 6 4

Fichte 0- 6 3

Eichen, Kirschbaum u. andere 0- 4 2

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In diesem Zusammenhange mag kurz die Frage erörtert werden, ob sich eine Ab-änderung der natürlichen Holzartenmischung des Vorlandbuchenwaldes aus wirt-schaftlichen Erwägungen heraus empfehlen lasse.

1 Mittlere Menge: aus den B r a u n - B 1 a n q u e t'schen Schätzungszahlen errechneter Mittelwert der Abundanz-Dominanz.

Die Ergebnisse unserer Höhenwuchsanalysen gebieten in dieser Beziehung Vor-sicht. Auf jeden Fall eignet sich der sehr dichte, tonreiche, eher flachgründige Boden des Vorlandbuchenwaldes nicht zu betonter Bevorzugung von Fichte und Lärche.

Auch die Tanne leistet nur Mittelmäßiges, in quantitativer wie in qualitativer Bezie-hung. Dieser Holzart mag die meist sonnenexponierte Lage des Vorlandbuchenwaldes nicht besonders behagen.

Die Esche läßt sich zwar kau~ je völlig verdrängen. Sie scheut den dichten Bod_en nicht und schätzt die neutrale Bodenreaktion. Hingegen ist es hier doch etwas trocken-warm für die Esche, was sich um so mehr auswirkt, als die Böden meist eher flach-gründig sind. Die Eschen sind engringig und braunkernig, das Holz kurzfaserig.

Vermehrte Begünstigung vermöchte die mangelhafte Qualität nicht grundsätzlich zu bessern.

So bleiben als einigermaßen aussichtsreiche Beimischungen einzig die Föhre und der Bergahorn. Sehr befriedigende Altexemplare beider Holzarten zeigen immer wieder, daß sie Wertvolles zu leisten vermögen, wenn man sie genügend von der Buchenkonkurrenz befreit. Eine Erhöhung des finanziellen Ertrages des Vorland-buchenwaldes durch Begünstigung und Pflege von Bergahorn und Föhre erscheint also sehr wohl möglich. Verschlechterung des Bodenzustandes ist nicht zu befürch-ten, so lange man nicht direkt Föhrenreinbestände begründet, und vor allem wenn man die Föhren in einen Nebenbestand von Buchen einbettet. Und dieser Buchen-unterstand ist ja auf Vorlandbuchenwald-Standorten unter Föhre wie unter Bergahorn leicht zu haben.

Es ist kaum anzunehmen, daß .irgendeine andere einheimische, oder eine der bekannten exotischen Holzarten den nachhaltigen Ertrag des Vorlandbuchenwaldes zu steigern vermöchte.

b) Der feuchte Ahorn-Eschenwald

Aus der Vegetationstabelle dieser Gesellschaft (23) ersieht man das folgende durchschnittliche Auftreten der Baumarten (Baumschicht):

Baumart Stetigkeit °lo Mittlere Menge

Esche 100 39

Bergahorn 100 35

Buche 77 12

Bergulme 69 7

Weißtanne 46 6

Fichte 46 5

Spitzahorn 38 2

Der aus der mittleren Menge veranschlagte Ueberschirmungsgrad beträgt unge-fähr: für die Esche 43, den Bergahorn 37, die Buche 5 Prozent und für die übrigen Holzarten unbedeutende Anteile. Die Auszählung unserer 12 Probebestände

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ergab folgende durchschnittliche Anteile der Holzarten an der Stamm z a h 1 der 0 b er s chic h t : Esche 46 Prozent, Bergahorn 22 Prozent, Buche 19 Prozent, Tanne 5 Prozent, Fichte 3 Prozent, Bergulme 3 Prozent und Spitzahorn 2 Prozent.

Der Bergahorn ist also in den Probebeständen schwächer, die Buche entsprechend stärker vertreten als es die Vegetationstabelle _vermuten läßt.

Anteil der Holzarten an der Volumenproduktion des naturgemä.6 aufgebauten feuchten Ahorn-Eschenwaldes (Tendenzwerte) Tab. 16

Holzart Amplitude °lo

Esche 45-50

Bergahorn 22-37

Buche 5-20

Tanne und Fichte 0- 8

Bergulme 0- 8

Spitzahorn und übrige 0- 6

Veränderung der natürlichen Holzartengarnitur in Wirtschaftsbeständen

Mittel 0/o 47 30 12 4 4 3 100

Es ist nicht schwer zu begreifen, daß die natürliche Holzartenvertretung dem Standort des feuchten Ahorn-Eschenwaldes ausgezeichnet entspricht: der ton- und nährstoffreiche, wasserzügige Boden sagt vor allem der Esche zu. Bergahorn und Buche finden zwar ihre Nährstoffansprüche voll befriedigt, sind aber, verglichen mit der Esche, durch die geringe Luftkapazität des Bodens etwas gehemmt. Zweifellos geli~gt der Esche eine intensivere und tiefere Durchwurzelung des wassergetränk-ten Bodens, als irgendeiner andern Holzart. Zudem liefert sie eine maximal rasch abbauende La ubstreu, und sie läßt Licht und Wärme ins Bestandesinnete gelangen,"

was bei der reliefbedingt schattigen Lage . die biologische Aktivität dieser feuchten Böden fördert. Maxima 1 e Leisti{ng erscheint deshalb hier nur mit star-ker Beteiligung der Esche m ö g 1 ich.

Anderseits liegt es im Wesen der Esche, Beimischungen in ihren Bestandesverband aufzunehmen. Sie fängt nur einen geringen Teil des Lichtes auf und konkurrenziert offenbar im Wurzelraum -andere Arten schwächer als die Nachbarn der eigenen Art.

So gedeiht auf dem von der Esche bezwungenen Boden eine Beimischung von Bergahorn und Buche recht gut, sicher besser, als beide Holzarten allein bei Abwesen-heit der Esche gedeihen würden.

Von den drei Hauptholzarten der Gesellschaft wird wohl die Esche immer die wirtschaftlich interessanteste bleiben. Man wird aber gut beraten sein, wenn man ihr - . auf FläC'hen vori 0,5 ha und mehr bezogen - keinen größeren Anteil als 60 bis 70. Prozent des Vorrates zubilligt, um das gesamtökologische Gefüge der Gesellschaft nicht zu stören. Waldbaulich erhält man sich damit Stufungs- und Ausf ormungsmöglichkeiten.

Vielleicht könnte es sich lohnen, der Berg u 1 m e vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken. Zweifellos ist sie in der Gesellschaft heimatberechtigt. Eine stärkere Ver-tretung würde dem Boden sicher nicht schaden, im Gegenteil. Hingegen muß die Frage offen bleiben, ob die Bergulme in qualitativer Beziehung wirklich befriedigen würde. Die gemachten Beobachtungen , reichen zur Beurteilung dieser Frage nicht aus. Auf jeden Fall wurden hie und da Frostrisse angetroffen.

Der Spitzahorn bleibt im Wachstum eindeutig hinter dem Bergahorn zurück.

Die Erhöhung seines Mischungsanteiles ist somit uninteressant.

Tanne und Fichte wachsen im feuchten Ahorn-Eschenwald sehr rasch. Ge-schweifte Stämme sind häufig und wohl zum Teil durch leichte Sackungen und Rutschungen des Bodens verursacht. Die starke Astigkeit mag zum Teil durch den oft vereinzelten Stand im Laubholzgrundbestand erklärt werden. Gipfelbrüche sind nicht selten. Die Weißtanne zeigt hie und da Risse.

Wenn auch als sicher gelten kann, daß Reinbestände von Fichte und Tanne Boden-verdichtung und -vernässung provozieren würden, so darf doch angenommen werden, daß eine Beimischung von insgesamt 20 Prozent zum Eschen-Mischbestand keine praktisch spürbare Bodenverschlechterung nach sich zöge. Fraglich ist nur, ob das pr?duzierte Sortiment den Versuch lohnen würde.

Eher als typische Standorte des feuchten Ahorn-Eschenwaldes kommen solche Flächen zur Anzucht von Fichten und Tannen in Frage, die zwar der Gesellschaft nahestehen, aber einen grobkörnigeren, besser drainierten Boden haben, als der Typus (z. B. Uebergänge zum Querceto-Carpinetum luzuletosum oder zum Fagetum majanthemetosum).