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Empirischer Teil 3

3.2 Methode

3.2.2 Versuchsdesign und Hypothesenaufstellung

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„Soziale Extravertiertheit“ und „Vigilität“. Sie bietet damit mehr Möglichkeiten bei der Auswertung als die Bf-S und erhält infolge dessen den Vorzug.

Nach Angaben des Autors befinden sich die durch die BBS erfassten Daten auf Intervallskalenniveau.400

134 3.2.2.1.1 Hypothese Ia: Musikpräferenz

Nullhypothese (H0): Die Höhe der Zustimmung zu einem Musikstück korreliert nicht signifikant oder signifikant negativ mit den eingestellten Lautstärkewerten: ρ ≤ 0.401

Alternativhypothese (H1): Die Höhe der Zustimmung zu einem Musikstück korreliert signifikant positiv mit den eingestellten Lautstärkewerten (je größer die Zustimmung desto höher der eingestellte Wert): ρ > 0.

Unabhängige Variable (UV): Zustimmung zum Musikstück auf einer Skala von 1 = „mag ich überhaupt nicht“ bis 7 = „mag ich sehr gerne“.

Abhängige Variable (AV): eingestellter Lautstärkewert, gemessen in Sone bzw. dBSPL. 3.2.2.1.2 Hypothese Ib: Musikpräferenz

H0: Die Lautstärkeeinstellungen der Gruppe derer, die der Aussage „Das Musikstück würde ich sonst auch hören“ zugestimmt haben, sind signifikant niedriger als die der Vpn, die der Aussage nicht zugestimmt haben, oder es besteht kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen: y¯ j ≤ y¯ n.402

H1: Die Lautstärkeeinstellungen der Gruppe derer, die der Aussage „Das Musikstück würde ich sonst auch hören“ zugestimmt haben, sind signifikant höher als die der Vpn, die der Aussage nicht zugestimmt haben: y¯ j > y¯ n.

UV: Zustimmung zu der Aussage „Das Musikstück würde ich sonst auch hören“ mit Ja oder Nein.

401 In der vorliegenden Untersuchung wird bei allen Fragestellungen ein Signifikanzniveau von α = 0,05 zugrunde gelegt. Sollte sich eine Korrelation oder ein Gruppenunterschied als signifikant erweisen, so schließt sich die Frage an, ob die Stärke des Zusammenhangs oder der Gruppenunterschied auch bedeutsam ist (siehe dazu: Bühl [2010], S. 386).

Als Verfahren zur Berechnung des Korrelationskoeffizienten kommen bei ordinalskalierten oder nicht normalverteilten intervallskalierten Daten Spearmans Rangkorrelationskoeffizient (Spearmans Rho; ρ) und Kendalls Tau (τ) in Betracht. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird im Folgenden bei der Aufstellung der Hypothesen nur das Symbol ρ verwendet werden. Bei der Auswertung der Daten kommen aber beide Verfahren zum Einsatz.

402 Mit der Bezeichnung y¯ (anstatt des eigentlich üblichen x¯ ) soll angedeutet werden, dass neben dem arithmetischen Mittel noch andere Maße der zentralen Tendenz (z. B. der Median) für die Auswertung in Frage kommen.

135 AV: eingestellter Lautstärkewert, gemessen in Sone bzw. dBSPL.

3.2.2.2 Hypothese II: Organismusvariable Geschlecht

H0: Die Lautstärkeeinstellungen der Gruppe der Männer sind signifikant niedriger als die der Gruppe der Frauen, oder es besteht kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen:

m ≤ y¯ w.

H1: Die Lautstärkeeinstellungen der Gruppe der Männer sind signifikant höher als die der Gruppe der Frauen: y¯ m > y¯ w.

UV: Geschlecht der Vp.

AV: eingestellter Lautstärkewert, gemessen in Sone bzw. dBSPL. 3.2.2.3 Hypothese III: Organismusvariable Alter

H0: Das Alter der Vpn korreliert nicht signifikant oder signifikant negativ mit den eingestellten Lautstärkewerten: ρ ≤ 0.

H1: Das Alter der Vpn korreliert signifikant positiv mit den eingestellten Lautstärkewerten (je höher das Alter, desto größer der eingestellte Wert): ρ > 0.

UV: Alter in Jahren.

AV: eingestellter Lautstärkewert, gemessen in Sone bzw. dBSPL.

3.2.2.4 Hypothese IV: Organismusvariable momentane Befindlichkeit

H0: Die momentane Befindlichkeit der Vpn korreliert nicht oder nicht signifikant mit den eingestellten Lautstärkewerten: ρ = 0.

H1: Die momentane Befindlichkeit der Vpn korreliert signifikant positiv oder negativ mit den eingestellten Lautstärkewerten: ρ > 0 oder ρ < 0.

UV: Aktivierungsniveau der Stimmung auf der BBS, entweder als Summenscore von 16 =

„sehr wenig aktiviert“ bis 112 = „sehr hoch aktiviert“, oder als Score der vier Einzelskalen

„Vitalität“, „Intrapsychischer Gleichgewichtszustand“, „Soziale Extravertiertheit“ und

„Vigilität“ (jeweils mit Werten von 4 bis 28).

AV: eingestellter Lautstärkewert, gemessen in Sone bzw. dBSPL.

136 3.2.3 Stichprobenkonstruktion

Auf Grund der beschränkten Mobilität des Versuchs-Setups war es realistischer Weise nur möglich, ad hoc verfügbare Personen zu untersuchen. Die Teilnehmer wurden am Musik-wissenschaftlichen Institut der Universität Hamburg (30 Vpn) und im persönlichen Umfeld des Autors rekrutiert (12 Vpn). Der vorliegende Versuch basiert also auf einer Gelegenheitsstichprobe.403 Der Idealfall einer Zufallsstichprobe kann in der psychologisch-experimentellen Forschung nur in den seltensten Fällen realisiert werden. So wird überwiegend mit Gelegenheitsstichproben gearbeitet – im universitären Bereich aus Kostengründen fast ausschließlich mit Studenten.404

Kann keine Zufallsstichprobe gezogen werden, sollte sich die Auswahl der Vpn stattdessen am Zweck einer Untersuchung ausrichten. In diesem Sinne war im vorliegenden Fall darauf zu achten, dass die vier Organismusvariablen Alter, Geschlecht, Musikpräferenz und momentane Befindlichkeit in der Stichprobe in möglichst vielfältiger Ausprägung vorlagen. Eine auf dieser Grundlage zusammengestellte Stichprobe wird auch als bewusste Auswahl bezeichnet.405 Diese war allerdings nur für das Alter und das Geschlecht möglich, und auch hier nur in begrenztem Ausmaß, da besonders sehr junge und sehr alte Menschen als potentielle Untersuchungsteilnehmer schwer zu erreichen waren. Die momentane Befindlichkeit und die Musikpräferenz konnten realistischer Weise erst während des Versuchs erfasst werden, so dass eine bewusste Auswahl gar nicht möglich war.406

403 Auch: Anfallende Stichprobe, Ad-hoc-Stichprobe. Damit gemeint ist, dass Vpn herangezogen werden, die dem Vl „gerade zur Verfügung stehen“ (Sarris [1992], S. 232; Bortz, Döring [2006], S. 402).

404 Bortz, Döring (2006), S. 74f.; Friedrichs (1990), S. 125f.; McGuigan (2008), S. 252; Sarris (1992), S. 232.

Das gilt auch für psychoakustische Untersuchungen zur Lautheit. Dem Autor ist keine Untersuchung bekannt, deren Stichprobe auch nur annähernd auf einer Zufallsauswahl beruht. Vielmehr fehlen die Angaben zur Grundgesamtheit oder zum Verfahren der Ziehung der Stichprobe meist völlig. Typischerweise besteht die Stichprobe aus Angehörigen des Instituts (inklusive den Autoren der Studie) und/oder Studenten. Zudem weisen die Stichproben häufig auch noch eine viel zu geringe Größe auf (n < 10; siehe zu diesem Thema auch Abschnitt 2.3.3).

405 Friedrichs (1990), S. 130ff.

406 Auch die Ziehung einer geschichteten Stichprobe, also einer Stichprobe, die bezüglich ausgewählter Merkmale (merkmals-)spezifisch repräsentativ für eine Grundgesamtheit ist, war nicht möglich, da weder für die momentane Befindlichkeit noch für die Musikpräferenz die Verteilung in der Grundgesamtheit bekannt ist (vgl.

Bortz, Döring [2006], S. 397).

137 Basiert ein Versuch auf einer Gelegenheitsstichprobe, so hat dies Konsequenzen für die Auswertung der Daten. Aussagen über Kausalzusammenhänge sind kaum möglich. Zudem ist die Verallgemeinerungsfähigkeit der Ergebnisse beschränkt.407 Dies wird in der vorliegenden Arbeit berücksichtigt werden, zumal sich ähnliche Einschränkungen schon aufgrund des differentialpsychologischen Ansatzes der Untersuchung ergeben (s. o.).

Der optimale Stichprobenumfang einer Untersuchung ist abhängig vom Signifikanz-niveau, der Teststärke und der vermuteten Effektgröße und kann nicht pauschal angegeben werden. Für die meisten Fragestellungen werden aber schon Stichprobenumfänge von 30 Vpn als ausreichend angesehen.408 Für die vorliegende Untersuchung war die Teilnehmerzahl schon aufgrund des reinen Zeitaufwandes pro Vp (ca. 1,5 Stunden) beschränkt – eine größere Stichprobe als die 42 Vpn, die konkret am Versuch mitwirkten, war praktisch nicht realisierbar. Wegen der hohen Anzahl von hörgeschädigten Vpn verringerte sich die Stichprobengröße auf 31 Vpn (siehe Abschnitt 3.3.1.1). Aber selbst in dieser Größenordnung bewegt sich die Stichprobe, verglichen mit anderen psychoakustischen Untersuchungen, noch im oberen Bereich.