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3.2 Tierexperimentelle Untersuchungen

3.2.1 Versuchsaufbau

Die tierexperimentellen Untersuchungen wurden am Institut für Tierernährung der Universität Hohenheim mit Ferkeln der Kreuzung Deutsche Landrasse x Piétrain durchgeführt. Die vom Versuchsgut „Unterer Lindenhof“ stammenden Muttersauen wurden zum Abferkeln ca. zwei Wochen vorher in den Versuchseinrichtungen des Institutes für Tierhaltung aufgestallt. Der Versuchsaufbau ist in Tab. 3 dargestellt.

Tab. 3: Versuchsaufbau

Behandlung Ferkel (n) Fütterung

Kontrollgruppe 5 Milchaustauscher 230 g TS/d

(polyamin- und purinarm)

Polyamingruppe 7 wie Kontrollgruppe, Zusatz von Spermin1 (23,5 µmol/l Milchaustauscher)

Puringruppe 5 wie Kontrollgruppe, Zusatz von

Adenosinmonophosphat2 und Guanosinmonophosphat3 (1,28 mmol bzw.1,23 mmol/l Milchaustauscher)

1 Spermine Free Base, Best.Nr. S 3256; Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Postfach, D-82039 Deisenhofen 2 Adenosin-5´-monophosphorsäure Dinatriumsalz Hexahydrat,

Best.Nr.1.01428.0025; Merck KGaA, Frankfurter Str. 250, D-64293 Darmstadt

Der Versuch erwies sich aufgrund der hohen Fütterungsfrequenz, der täglichen Blutentnahme (für Analysen durch das Institut für Tierhaltung) sowie der Katheterpflege als sehr betreuungsintensiv. Aus organisatorischen Gründen resultierte hieraus eine zeitlich versetzte Aufstallung der Ferkel, so dass mindestens vier und maximal neun Ferkel zur gleichen Zeit betreut wurden. Der Versuch wurde in zwei Abschnitte unterteilt. Der erste Abschnitt bestand aus zwei sich überschneidenden Aufstallungen von je vier Ferkeln (Versuchsabschnitt 1); im zweiten Versuchsabschnitt wurden 9 Ferkel gleichzeitig eingestallt. Ein Schema zum Versuchsablauf ist in Tab. 4 wiedergegeben.

Tab. 4: Versuchsablauf Tage post natum Abschnitt 1 Abschnitt 2

Behandlung

0-5 0-6 • Haltung bei der Muttersau 5 6 • Absetzen der Versuchstiere

• Wiegen

• Katheterimplantation in die V.cephalica antebrachii bzw. V.

jugularis

• Gruppeneinteilung und Adaptation an die Versuchsdiäten 5-6 6-7 • Fütterung von 100 ml Versuchsdiät in 2h - Intervallen

7-21 8-21 • Fütterung von 200 ml Versuchsdiät im Vierstundenrhythmus (mit bzw. ohne Zusatz)

21 21 • Euthanasie der Ferkel 1h postprandial

• Entnahme des Probematerials 6-21 7-21 ⇒Tägliche Blutentnahme (8.00 Uhr)1

1Die Blutentnahme via Katheter war nicht immer möglich, so dass alternativ eine Venenpunktion durchgeführt wurde

3.2.2 Tiere und Haltung

Insgesamt standen 17 Tiere mit einem mittleren Körpergewicht von 2,4 ± 0,3 kg von vier verschiedenen Sauen für den Versuch zur Verfügung. Um mögliche Unterschiede in den Versuchsergebnissen aufgrund von Geschlechtsunterschieden auszuschließen, wurden nur weibliche Ferkel ausgewählt.

Die Tiere verblieben bis einschließlich zum Tag 4 (Versuchsabschnitt 1) bzw. bis zum Tag 5 (Versuchsabschnitt 2) nach der Geburt bei der Muttersau. In der Zeit vor dem Absetzen stand den Sauen mit Nachzucht jeweils eine Einzelbucht (ca. 3 x 2,5 m) mit Ferkelnest und Stroheinstreu zur Verfügung. Die Sauen wurden vor dem Abferkeln ad libitum mit Immunozog®4 bzw. nach dem Abferkeln mit PorVit Lak®5 gefüttert. Die Deklarationen der Inhaltsstoffe und Komponenten der Futtermittel sind im Anhang (Tab. I und Tab. II) dargestellt.

Am Tag 5 (Versuchsabschnitt 1) bzw. Tag 6 (Versuchsabschnitt 2) erfolgte das Absetzen und unmittelbar daran anschließend die Operation zur Verlegung eines Venenverweilkatheters in die Vena cephalica antebrachii bzw. in die Vena jugularis (Claus et al. 1990). Die tägliche Blutentnahme diente zur Probengewinnung für Analysen des Institutes für Tierhaltung, Fachgebiet Tierhaltung und Leistungsphysiologie. Die Vena jugularis wurde katheterisiert, falls die Vena cephalica antebrachii für die Katheterimplantation aufgrund von tierindividuellen Einflüssen schwer zugänglich war. Nach der Operation wurden die Tiere auf die einzelnen Versuchsgruppen verteilt, wie es in Tab. 3 beschrieben ist.

Während des Versuches wurden die Tiere einzeln in Stoffwechselkäfigen gehalten.

Die Stoffwechselkäfige bestanden aus einem mit Rollen versehenen Stahlgestell, das mit

4 Energie- und wirkstoffreiches Geburtsvorbereitungsfutter für Sauen; Raiffeisen Kraftfutterwerke SÜD, Nördliche Hafenstraße 12, 97080 Würzburg

5 Energie- und wirkstoffreiches Alleinfutter für säugende Sauen; Raiffeisen Kraftfutterwerke SÜD,

einer transparenten Polyacrylplatte zu den Seiten hin abgegrenzt war. Zur Stabilisierung war es auf der Außenseite zusätzlich noch mit einem Edelstahlgitter versehen. Der Bodenbelag bestand aus einer PVC-Grundkonstruktion (Tenderfoot®6), die dem Wärmebedürfnis der Tiere entgegenkam und leicht zu reinigen war. Zwei Auffangschalen für Urin bzw. Kot waren unter dem Boden angebracht und leicht zugänglich. Jedem Ferkel stand eine Grundfläche von 0,475m2 zur Verfügung. Aufgrund dieser Konstruktion war ein ständiger Sicht- sowie akustischer und olfaktorischer Kontakt zwischen den Tieren gewährleistet.

Einmal täglich wurden die Käfige und deren Umgebung gereinigt und desinfiziert.

Die mit einem Thermohygrographen aufgezeichnete Umgebungstemperatur und relative Luftfeuchte (ca. 70 %) konnte durch Inbetriebnahme der Heizung und durch den Einsatz von Wärmelampen den jeweiligen Bedürfnissen der Tiere angepaßt werden. Die Umgebungstemperatur betrug ca. 30 °C am Anfang des Versuches und wurde auf ca. 28 °C in der zweiten und ca. 26 °C in der dritten Woche gesenkt.

Um die Eisenversorgung sicherzustellen, wurde den Tieren am zweiten Tag post natum ein Milliliter eines Eisen-Vitamin-Präparates7 in die Halsmuskulatur caudal des Ohrgrundes injiziert (Eisen-Dosis ca. 190 mg pro Tier).

Die Ferkel wurden am Absetztag gewogen. An den Tagen 10, 16 und 21 erfolgte zusätzlich eine Wiegung vor der 7.00 Uhr Fütterung, um das Körpergewicht zu kontrollieren.

6 Stallböden Vertriebs GmbH, Am Sportzentrum 7, 49479 Ibbenbüren

7 Ferrum u. Vitamin-Rosco® für Tiere, Fa. Atarost GmbH u. Co., 27239 Twistringen

3.2.3 Futter und Fütterung

3.2.3.1 Rationszusammensetzung

Alle Versuchsgruppen erhielten einen Milchaustauscher als Basisdiät, der im institutseigenen Futterlabor hergestellt wurde. Die Zuammensetzung des Milchaustauschers wird nachfolgend in Tab. 5 dargestellt. Die Einzelkomponenten wurden so ausgewählt, dass ein möglichst niedriger Amin- und Puringehalt gewährleistet war.

Die Zusammensetzung des Milchaustauschers orientierte sich an den Bedarfsangaben des NATIONAL RESEARCH COUNCIL (1988) für Schweine im Gewichtsbereich von 1-5 kg Lebendmasse.

Tab. 5: Zusammensetzung der Basisdiät (% Originalsubstanz)

Komponente Anteil [%]

Laktose 36,3

Molkenfettkonzentrat 30,0

Natrium-Caseinat 28,0

Mineralstoff/Vitamin-Vormischung 2,5

CaHPO4 1,5

CaCO3 1,0

Na2HPO4 0,7

Die Bezugsquellen der Rationskomponenten und die Zusammensetzung des Molkefettkonzentrates sowie der Mineralstoff-/Vitamin-Vormischung sind im Anhang (Tab.

III und Tab. IV) aufgeführt.

3.2.3.2 Versuchsrationen

Die Versuchsration mit einem definierten Gehalt an Spermin wurde zubereitet, indem der Tagesration Spermin in Form einer wässrigen Lösung zugesetzt wurde (35 µmol in ca. 3 ml Aqua bidest gelöst). Es wurde ein Spermingehalt von 23,5 µmol/l angestrebt, da die Wirkung der Substanz im physiologischen Bereich getestet werden sollte. Die hier gewählte Konzentration entsprach der von Sauenmilch; die täglich aufgenommene Sperminmenge betrug max. 28 µmol.

Für die Puringruppe wurden der Tagesration je 0,5 g AMP und GMP, ebenfalls in wässriger Lösung von ca. 2 ml, zugegeben. Dies entspricht einer Konzentration von 1,23 mmol/l Milchaustauscher AMP bzw. 1,28 mmol/l Milchaustauscher GMP. Die täglich maximal aufgenommene Menge lag somit bei 1,54 mmol AMP und 1,48 mmol GMP. Die zugesetzte Purinmenge wurde anhand von Literaturangaben aus Versuchen an Ratten abgeleitet (ORTEGA et al. 1995; BUENO et al. 1994). Bei höheren Konzentrationen wurde über Unverträglichkeitsreaktionen berichtet und bei niedrigerer Dosierung waren keine Effekte auf die Darmmukosa festzustellen.

3.2.3.3 Fütterung

Jedes Ferkel erhielt täglich 230 g Milchaustauscher ohne (Kontrollgruppe) oder mit dem entsprechenden Zusatz an Spermin (Polyamingruppe) bzw. Adenosinmonophosphat/

Guanosinmonophosphat (Puringruppe).

Zur Morgenfütterung (7.00 Uhr) wurden die Tagesrationen frisch zubereitet. Der Milchaustauscher wurde in 1500 ml Wasser mit einer Anfangstemperatur von 40-45 °C suspendiert. Während der Zubereitung und der Verteilung auf die Futtertröge kühlte der Milchaustauscher ab und war zum Zeitpunkt der Fütterung handwarm. Die verbleibenden Tagesrationen wurden bis zur nächsten Futtergabe im Kühlschrank aufbewahrt und vor dem Einfüllen in die Tröge in der Mikrowelle bei kleinster Stufe auf ca. 40 °C erhitzt.

Während der Anfütterungsphase an den Tagen fünf und sechs (Versuchsabschnitt 1) bzw.

sechs und sieben (Versuchsabschnitt 2) wurden 100 ml des Milchaustauschers im

Zweistundenrhythmus verabreicht. Ab Tag 7 (Versuchsabschnitt 1) bzw. Tag 8 (Versuchsabschnitt 2) erhielten die Ferkel sechsmal täglich jeweils 200 ml Milchaustauscher und zwar um 7.00 Uhr, 11.00 Uhr, 15.00 Uhr, 19.00 Uhr, 23.00 Uhr und 3.00 Uhr.

Frisches Wasser wurde den Ferkeln ad libitum angeboten.

Falls die Ferkel den Milchaustauscher nicht vollständig innerhalb von 30 min aufgenommen hatten, wurde die restliche Milchmenge volumetrisch bestimmt. Somit ließ sich die aufgenommene Futtermenge berechnen und daraus die aufgenommene Spermin- bzw.

Purinmenge ableiten.