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Schnee und Lawinen zm Parsenngebiet

B. Die Schneedecke

I. Verlauf der Schneedeckenentwicklung

Um die charakteristischen Züge des Winter 1950/51 aus unseren Beobachtungen herauszuschälen ist es zunächst notwendig, die drei Phasen der permanenten Schneebedeckung, den Früh-, Hoch-und Spätwinter, in bisheriger Weise abzugrenzen. Die genaueren Definitionen dieser Perioden wurden bereits in früheren Winterberichten gegeben, es sei daher an dieser Stelle nur summarisch

1 Vgl. Anhang B

OID

Neuschnee m cm

e Regen

Einsinktiefe in cm

Windgeschwindigkeit Tagesmittel in mfsek

LUfttemperatulj Extreme in °C

Re! Feuchtigkeit Tagesmittel in%

Gfobalstra!lrung in cat/cm1

Sonnenscheindauer in Stunden

Datum

Eldg. Institut für Schnee-und Lawinenforschung

150 . . .

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1

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ZeitQrofil Weissfluhjoch

Hiiht ü. M. 2540m Koord. 7110 900/189 200 300

Beobachter SLF

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Höhe ü. H. 1960m I

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Datum Oktober November Dezember März April Juli

Zeitprofil Davos-KurQark hool

Höhe ü.H.

§

1

in Erinnerung gerufen, daß der Frühwinter die Zeit des Einschneiens sowie die Ablagerung der bodennahen Schneeschichten (Fundament) umfaßt, der nachfolgende Hochwinter die Periode des Aufbaues und der Konservierung der Schneedecke bezeichnet und mit dem Spätwinter der Abbau der Schichten bis zum Ausapern gemeint ist. Wir sind uns bewußt, daß diese Begrenzung mit einiger Willkür verbunden ist, doch weist sie den Vorteil besserer Uebersichtlichkeit auf. Die Dauer der einzelnen Phasen ist aus Tabelle 20 zu entnehmen.

Tabelle 20: Dauer von Früh-, Hoch- und Spätwinter auf den Versuchsfeldern Weißfluhjoch, Büschalp und Davos-Kurpark.

Standardversuchsfeld Versuchsfeld Versuchsfeld

Periode Weißfluhjoch Büschalp Davos-Kurpark

-Datum Tage 0/o Datum Tage 0/o Datum Tage 0/o

Frühwinter

...

27. 10.-14. 1. 80 30 3. 11.-14. 1. 73 34 3. 11.-14. 1. 73 39 (18. 10.-26. 12.)* (70)* (27)*

Hochwinter . . . 15. 1.-22. 4. 98 37 15. 1.-5. 4. 81 38 15. 1.-7. 3. 52 27 (27. 12.-2. 5.)* (127)* (48)*

Spätwinter

...

23. 4.-19. 7. 88 33 6. 4.-5. 6. 61 28 8. 3.-10. 5. 64 34 (3. 5.-7. 7.)* (66)* (25)*

Winter 1950/51 . 27. 10.-19. 7. 266 100 3. 11.-5. 6. 215 100 3. 11.-10. 5. 189 100 (18. 10.-7. 7.)* (263)*

* Zehnjähriger Mittelwert der Winter 1936/37-1945/46, vgl. Schnee und Lawinen in den Wintern 1936/37-1945/46.

1. Charakteristik:

Der Winter 1950/51 läßt sich für die verschiedenen Höhenlagen des Parsenngebietes wie folgt charakterisieren:

Im ganzen schnee- und lawinenreich, über 2300 m ü. M. (bezogen auf die Beobachtungen von 1936/37 bis 1945/46) von annähernd normaler Dauer bei spätem Einschneien und Ausapern, unter 2300 m ü. M. bis 1800 m ü. M. bei normalem Einschneien und spätem Ausapern von langer Dauer, unter 1800 m ü. M. bis ca. 1400 m ü. M. infolge frühem Einschneien und spätem Ausapern von sehr langer permanenter Schneebedeckung.

Auffallend ist in allen Hohenlagen die sich bis Mitte Januar erstreckende Frühwinterperiode, mit hauptsächlich auf den Monat November fallendem Fundamentaufbau und kühler, nieder-schlagsarmer Witterung im Dezember, die eine rasche Umwandlung, bzw. Auflockerung besonders des oberen Schichtkomplexes des Fundamentes verursachte. Der vom 15.-22. Januar andauernde und von zahlreichen, teils katastrophalen Lawinen begleitete Großschneefall des Winters bereitete dem Frühwinter ein jähes Ende und ließ die bisher mehr oder weniger durchschnittlichen

Schnee-·höhen im ganzen Parsenngebiet sprunghaft ansteigen. Unter 2200 m ü. M. wurde dadurch bereits zu Beginn des Hochwinters - fast um einen Monat verfrüht - das Schneehöhenmaximum erreicht, und über 2200 m ü. M. stieg die Schneedeckenmächtigkeit bis nahe an den gegen Mitte April fest-gestellten Höchstwert. Nach diesem ungewöhnlichen Neuschneeschub dem hervorstechendsten Merkmal der gesamten Schneedeckenentwicklung- war der übrige Verlauf des Hochwinters im wesentlichen durch häufige kleinere Schneefälle, allgemein zunehmende Verfestigung der seit Mitte Januar gebildeten und in höheren Lagen auch der bodennahen Schneeschichten, ferner durch eine auf diese Verfestigungstendenz zurückzuführende, ausgeprägte Lawinenarmut und endlich durch die dem Januarniederschlag zuzuschreibenden, überdurchschnittlichen Schnee-höhen charakterisiert. Der Abbau der Schneedecke (Spätwinter) setzte mit dem Ansteigen der Tagestemperaturen über 0° C allgemein etwas frühzeitiger als normal ein, und zwar anfangs März in Lagen von 1400 bis 1800 m ü. M., anfangs April in den Gebieten über 1800 m ü. M. bis ca.

2300 m ü. M. und Ende April über 2300 m ü. M. In dieser Periode fällt, abgesehen vom erheblichen

Packungsgrad der Hochwinterablagerungen, ganz besonders die bis fast zum Abbau anhaltende Feinkörnigkeit dieser Schneeschichten auf. Neben den nur wenig vom langjährigen Mittel abwei-chenden Lufttemperaturen waren diese Umstände wohl auch mitbestimmend für das Ausbleiben großer Spätwinterlawinen, für den verhältnismäßig langsamen Abbau und daher auch für das im ganzen Parsenngebiet festgestellte späte Ausapern der Schneedecke.

Auf Grund des Aufbaues der Gesamtschneedecke beurteilt, kann der Winter 1950/51 in Lagen über 2300 m ü. M. dem Entwicklungstyp 1 zugeordnet werden, der mit Ausnahme lockerer Zwischen-schichten ein festes Profil aufweist, während für die Schneedecke tieferer Gebiete ein lockeres Fundament mit Ueberlagerung verfestigter Schichten bezeichnend ist. Auf die Ursachen dieser Differenzierung wollen wir in den folgenden Abschnitten noch näher eintreten.

2. F r ü h w i n t e r

Vom Einschneien der Berge bis zum Beginn einer permanenten Schneebedeckung in den Tal-lagen dauert es im Parsenngebiet im Mittel ungefähr einen Monat. Im Winter 1950/51 vollzog sich dieser Vorgang in der kurzen Zeitspanne von nm: 7 Tagen. Ein unbedeutender Schneefall (6 cm, bzw. 2,5 mmf überzog das Parsenngebiet in der Nacht vom 26. zum 27. Oktober bis in die Niede-rungen mit einer mageren Decke, die unter 2300 m ü. M. Ende Oktober bei Strahlungswetter wieder wegschmolz, darüber aber den Beginn der permanenten Schneebedeckung - verglichen mit dem zehnjährigen Mittel (1936/37-1945/46) um 9 Tage verspätet - einleitete. Diese dünne Schnee-schicht kam überall auf ungefrorenen Boden zu liegen und erfuhr bei großen Temperaturunter-schieden, zwischen dem verhältnismäßig warmen Untergrund und der kalten Schneeoberfläche, bis cmfangs November eine rasche und intensive Umkristallisation. Der "erste" Schnee wurde im Ver-laufe des weiteren Schneedeckenaufbaues stark zusammengepreßt, blieb aber als unscheinbare Basisschicht bis zum Ende des Winters erhalten.

Vom 3.-6. November fiel wieder Schnee bis in die Tallagen (69 cm bzw. 56 mm), der nun auch unter 2300 m ü. M. zum Frühwinterbeginn führte. In 2300-1800 m ü. M. entspricht dieser Termin dem Mittel, unter 1800 bis ca. 1400 m ü. M. erfolgte das Einschneien mit dem langjährigen Durch-schnitt (1891-1937) verglichen um 12 Tage zu f:üh.

Eine vom Ende der ersten bis anfangs der zweiten Novemberdekade andauernde Erwärmung begünstigte die Setzung und Verfestigung der bodennahen Schichten. In tieferen Lagen wurde die Schneedecke während de.:1 warmen und sonnigen Tagen (6.-11. November) sogar teilweise abge-baut. Der Pegel des Kurparkfeldes von Davos zeigte daher am 12. November einen momentanen Tiefstand von 5 cm und auf dem Standardversuchsfeld Weißfluhjoch ein Minimum von 28 cm an.

Die Folge größerer Niederschläge mit zeitweisen Regenfällen unter 1600 m ü. M. - , die vom 14.-22. November den größten Beitrag zum Aufbau der Frühwinterschneedecke leisteten (149 cm, bzw. 180,5 mm), ließen auf Weißfluhjoch die Schneehöhe rapid auf einen, das zehnjährige Mittel um ca. 50 cm übertreffenden Wert von 129 cm ansteigen, während in Davos mit 77 cm das Früh-wintermaximumerreicht wurde.

Diese Neuschneemassen und eine auf Ende November einsetzende Erwärmung förderten die Setzung und Verfestigung sowohl der Basisschichten als auch der Neuablagerungen, besonders in höheren Lagen, über 2200 m ü. M. Auf Büschalp und in Davos mußte dagegen festgestellt werden, daß die Festigkeiten der bodennahen Schichte:t bis anfangs Dezember nur unwesentlich zugenom-men hatten. Zum Teil ist dies auf den Einfluß des Regens (Kornvergröberung) und teilweise wohl auch auf die geringere Ueberlagerung zurückzuführen. Außerdem muß auch beachtet werden, daß die bodennahen Schichten in den tieferen Lagen schon im Verlaufe des Frühwinters abgebaut wurden. So waren z. B. auf Büschalp die bis Mitte November erfolgten Ablagerungen, mit einem

1 Vgl. Schnee und Lawinen in den Wintern 1936/37-1945/46.

2 Die Angaben über gefallene Neuschneemengen beziehen sich jeweils auf die im Standardversuchsfeld auf Weißfluh-joch gemessenen Werte und sind als Summen der pro Schneetag gefallenen Niederschläge in cm Neuschneehöhe, bzw. mm Wasserwert zu verstehen.

Wasserwert von 43 mm bis zum 3. Januar, infolge des von der Bodenwärme hervorgerufenen Schmelzprozesses, vollständig verschwunden und das gleiche Schicksal erfuhr die Schneedecke im Kurparkfeld von Davos, wo der Gesamtwasserwert der Schneedecke vom 16. November bis zum 5. Januar um 37 mm reduziert wurde. Die auf Weißfluhjoch am meisten verfestigten, bis Mitte November gebildeten Basisschichten der Frühwinterschneedecke waren somit auf Büschalp und in Davos - teils infolge Abbaues an der Oberfläche, teils wegen Abschmelzens über dem Boden-zu Beginn des Hochwinters gar nicht mehr vorhanden.

Ein völlig neuer Abschnitt in der Entwicklung unserer Schneedecke begann nun mit der kühlen, in den beiden ersten Dekaden durch häufige kleinere Schneefälle und im letzten Drittel durch gekennzeichneten Dezemberwitterung (54 cm, bzw. 54,8 mm). Diese Verhältnisse leite-ten in allen bisher noch wenig gepackleite-ten, luftdurchlässigeren Schneeschichleite-ten eine inleite-tensive Um-kristallisation ein und ließen an Stelle der früheren Verfestigungstendenz den im Schneeprofil von anfangs Januar auf allen Feldern deutlich erkennbaren Einfluß der Auflockerung, bzw. Entfesti-gung treten. Während auf Weißfluhjoch diese sogenannte konstruktive Metamorphose im Anfangs-stadium stecken blieb und sich nur auf die lockere obere Profilhälfte (60 cm) erstreckte, war sie auf den tiefer gelegenen Feldern schon viel weiter fortgeschritten und hatte dort die nur unbedeu-tend verfestigte Schneedecke völlig erfaßt.

Wie auf Grund früherer, ähnlicher Beobachtungen zu erwarten war, setzten sich die der Um-kristallisation preisgegebenen Ablagerungen, trotzmächtiger Ueberdeckung, im Verlaufe des Hoch-winters nur noch wenig und erfuhren auf Weißfluhjoch und Büschalp erst ab Mitte Februar eine langsam ansteigende Verfestigung, während diese in Davos sogar erst kurz vor dem Abschluß der permanenten Schneebedeckung eintrat.

Die anfänglich ein solides Fundament verheißende Schneedeckenentwicklung ergab damit schließlich eine denkbar unstabile, für die Lawinenbildung äußerst gefährliche Unterlage.

Bis zum Ende des Frühwinters, Mitte Januar, fielen auf Weißfluhjoch in einzelnen, kleineren Niederschlägen nochmals 44 cm, bzw. 36,7 111111 Neuschnee, der im Verlaufe des Hochwinters durch die folgenden, großen Schneemassen so stark zusammengepreßt wurde, daß die betreffenden Schichten schließlich zu den am meisten verfestigten der gesamten Schneedecke zählten.

3. H o c h w i n t e r

Wenn wir den Frühwinter mit seinen Gegensätzen von Niederschlagsreichtum und Trocken-heit, von Schichtverdichtung und Schichtauflockerung als .,eigenwillig" bezeichnen, so trifft dies für die Schneedeckenentwicklung im Hochwinter erst recht zu. Gleich zu Beginn dieser Periode löste eine, sowohl in bezug auf die zeitliche Ausdehnung als auf die Ergiebigkeit, ungewöhnliche Schneefallperiode die niederschlagsarme Witterung der zweiten Frühwinterhälfte ab und leitete den hochwinterlichen Schneedeckenaufbau Mitte Januar im ganzen Parsenngebiet zur gleichen Zeit ein.

Bei absinkender Temperatur schneite es zunächst vom 15.-17. Januar (59 cm, bzw. 55,3 mm).

worauf eine kurze Aufhellung und der nachfolgende Temperaturanstieg glücklicherweise den Set-zungsprozeß dieser Neuablagerung förderten. Doch noch am gleichen Tage folgten weitere große Niederschläge, die bis zum 22. Januar- bei zeitweise stürmischen Winden- fast ununterbrochen anhielten (212 cm, bzw. 255,9 mm). Innert acht aufeinanderfolgenden Tagen erreichten damit die summierten Tagesschneefälle auf Weißfluhjoch den, während einer einzigen Niederschlagsperiode seit 1936/37 nie festgestellten Wert von 271 cm, bzw. 311,2 mm. Desgleichen stiegen auch die Schneehöhen im Parsenngebiet bis zum 21. Januar auf in diesem Zeitpunkt noch nie beobachtete Spitzenwerte (Davos-Kurpark 210 cm, Weißfluhjoch 283 cm). Unterhalb ungefähr 2200 m ü. M. re-präsentierten die Pegelstände bereits das frühzeitig eingetretene Wintermaximum, während sie in höheren Lagen sehr nahe an den ca. 2:Y2 Monate später gemessenen Höchstwert reichten. Auf dem Standardversuchsfeld von Weißfluhjoch betrug z. B. diese Differenz nur 31 cm.

Vergleicht man den Schneedeckenzuwachs mit demjenigen der Schneehöhe, so erkennt man sofort, daß die jungen Ablagerungen sich schon während der Schneefälle beträchtlich setzten.

Vom 15. Januar bis zum Abschluß der Niederschlagsperiode am 22. Januar betrug die Setzung der im gleichen Zeitintervall gebildeten Schichten auf Weißfluhjoch ca. 48 °/o der summierten Neu-schneehöhen oder rund 130 cm. Aus dem gleichen Grunde nahm die Schneehöhe schon vom 17.

auf den 18. Januar um 2 cm und vom 21. auf den 22. Januar nochmals um 13 cm ab, obwohl wäh-rend dieser Zeit 10 cm, bzw. 20 mm Neuschnee gefallen waren.

Das u. a. vom Temperaturgang sehr stark abhängige Setzungsmaß nahm zunächst vom 16. bis 18. Januar bei ansteigender Lufttemperatur zu, wodurch vor allem die letzten Frühwinterablage-rungen und die vom 15.-17. Januar gebildeten Schichten eine gewisse Verfestigung erfahren haben dürften. Mit dem anschließendEm, bis zum 19. Januar dauernden Temperaturrückgang wurde dann aber die sehr erwünschte Konsolidierung der am 18. und 19. Januar angehäuften Neuschnee-massen stark beeinträchtigt. Diese Schichten blieben momentan kohäsionsarm; sie konnten sich zusammen mit einem Teil der folgenden Ablagerungen erst verfestigen, nachdem erneute Warm-luftzufuhr den Setzungsprozeß am 21. und 22. Januar wieder beschleunigte. Für die Lawinenbildung waren diese Verhältnisse zweifellos von ausschlaggebender Bedeutung (vgl. Seiten 43 ff.)

Das große Eigengewicht und die hohe Deformationsbereitschaft des jungen, filzigen Schnees ließen den Packungsgrad der im Januar aufgebauten Schichtkomplexe während der folgenden trockenen drei Wochen rasch ansteigen. Im Standardversuchsfeld Weißfluhjoch wurde auch das gesamte Fundament von dieser Verfestigungstendenz erfaßt, wobei allerdings in den stark um-kristallisierten Ablagerungen von Ende November und anfangs Dezember nur eine unbedeutende Festigkeitszunahme festzustellen war.

Auf Büschalp und in Davos standen die untersten Schichten immer noch unter dem Einfluß der konstruktiven Metamorphose. Die Zähigkeit dieser Aggregate hatte dabei einen so hohen Grad erreicht, daß selbst die bedeutende Auflast von ca. 400 kg/m2 bzw. 260 kg/m2 eine weitere Ver-dichtung vorläufig ausschloß. Erst ab Mitte Februar machte sich bei abnehmendem Temperatur-gradient auf Büschalp eine langsame Verfestigung geltend; im Kurparkfeld von Davos blieb in-dessen der lockere, unterste .,Stock" bis zum Abbau erhalten.

Am weiteren Aufbau der Schneedecke beteiligten sich während des Hochwinters nur noch mittlere bis kleine, dafür aber häufige Neuschneeschübe. Wir registrierten auf Weißfluhjoch von anfangs Februar bis Ende April keinen einzigen Tagesschneefall über 30 cm Mächtigkeit. Dennoch müssen einzelne Niederschlagsperioden als ergiebig bezeichnet werden, es betrifft dies die Tage vom 11.-13. Februar mit 50 cm bzw. 54,4 mm, ferner die Zeit vom 18.-21. März, mit 54 cm bzw.

52,2 mm und den 9.110. April mit 45,5 cm bzw. 30,5 mm Neuschnee. Als Folge dieser Ablagerungen nahm die Schneehöhe über 2300 m ü. M. trotz anhaltender Setzung der frisch gebildeten und der älteren Schichten langsam zu, überschritt auf Weißfluhjoch Ende März den Höchstwert vom 21. Ja-nuar (283 cm) und stieg schließlich mit dem letzten großen Hochwinterniederschlag am 11. April auf das Maximum von 314 cm. Die gleichen Schneefälle ergaben auf Büschalp des intensiveren, auf die höheren Luft- und Schneetemperaturen zurückzuführenden Setzungsprozesses wegen, von Mitte Februar bis anfangs April nur unwesentliche Aenderungen der Schneedeckenmächtigkeit (200 cm) und in Davos nahm sie sogar ständig ab.

Die kühle hochwinterliche Witterung sorgte über 2300 m ü. M. für eine bis gegen Ende April andauernde Konservierung der Schneedecke, wobei die Schichtfolgen der Monate Oktober, No-vember und Januar eine ständig zunehmende, Mitte April zum Maximalwert ansteigende Packung erfuhren. Unter diesem Einflusse mußte die Luftdurchlässigkeit dieser Schneearten auf ein Minimum abnehmen und gleichzeitig wurde auch die an eine möglichst freie Luftzirkulation gebundene Auf-lockerungstendenz (konstruktive Metamorphose) gedrosselt bzw. ganz abgestoppt. Die mächtigen, schweren Ueberlagerungen, die gehemmte Umwandlung der Schneeschichten in hochmetamorphe

Aggregate und die mit der Schneehöhenzunahme ansteigenden Schneetemperaturen waren im wesentlichen die Ursachen der ungestörten, mit der Zeit natürlich abnehmenden, aber lange anhal-tenden Verdichtung. Auf diese Umstände sind auch die großen, z. T. bisher noch nie gemessenen Rammwiderstände und Zugfestigkeiten zurückzuführen. Bedeutend geringere Werte erzielten da-gegen die unplastischeren, im Dezember stark umgewandelten Frühwinterablagerungen, die dem gepreßten Januarschnee als Unterlage dienten.

In den tiefer gelegenen Gebieten, unter 2300 m ü. M., trat die Verdichtung- vor allem der gerin-geren Ueberlagerung wegen- etwas abgeschwächter inErscheinung, dieRammwiderstände waren aber auch dort noch sehr hoch. Viel lockerer, als in den höheren Lagen, blieb hier einzig das schon zu Beginn des Hochwinters bedeutend mehr umkristallisierte Fundament. Einige Meßergebnisse mögen das Bild dieser Entwicklung ergänzen (vgl. Tabelle 21).

Tabelle 21: Maximale Rammwiderstände und Zugfestigkeiten verschiedener Schneeschichten aufWeißflujoch, Büschalp und Davos-Kurpark, sowie Vergleich mit den entsprechendenWerten vom l.Februar1951

I

Schneefall Rammwiderstand * Zugfestigkeit**

Versuchsfeld Hoch-winter kein Abbau erfolgte, während er auf Büschalp von anfangs Januar bis Ende März nochmals einen Massenverlust von 30 mm Wasserwert und im Kurparkfeld Davos von anfangs Januar bis Ende Februar einen solchen von 36 mm verursachte. Zählt man die im Früh- und Hochwinter er-mittelten Verluste zusammen, dann ergeben sich die folgenden beachtlichen Gesamt- und Durch-schnittswerte: Büschalp (16. 11.-30. 3.) 73 mm bzw. 0,5 mm Tagesdurchschnitt

Davos (16. 11.-28. 2.) 73 mm bzw. 0,7 mm Tagesdurchschnitt

Diese 73 mm verschwanden ohne irgend einen Einfluß von Schmelzwasser aus höher gelegenen Schichten; sie entsprechen ungefähr einer Neuschneeschicht von 73 cm Mächtigkeit.

Das Zeichen zum Abbau der in mancher Hinsicht ungewöhnlichen Hochwinterschneedecke gab im ganzen Parsenngebiet der je nach Höhenlage zu verschiedenen Zeitpunkten eintretende Anstieg der Tagestemperaturen über 0° C. In Davos war dies schon anfangs März, auf Büschalp anfangs April und auf Weißfluhjoch Ende April der Fall.

4. S p ä t w i n t e r

In sämtlichen Höhenlagen des Parsenngebietes sticht die verhältnismäßig lange Dauer des Spät-winters hervor. Unsere drei Versuchsfelder aperten, verglichen mit den Durchschnittswerten, um ca. einen halben Monat zu spät aus. Diese Verzögerung ist auf das Zusammenwirken verschiede-ner Faktoren zurückzuführen. Hauptsächlich fallen die Perioden mit kühler Witterung und zeit-weisen Schneefällen ins Gewicht, aber auch die bis zum Abschmelzen erhalten gebliebene Fein-körnigkeit der, trotz Schmelzwassereinfluß, immer noch dicht gepackten Schneeschichten, war für den langsamen Abbau mitverantwortlich.

Der Skitourist freute sich über diese Verhältnisse ganz besonders, boten sie ihm doch genuß-reiche Abfahrten in einem auf harter Unterlage ruhenden Sulzschnee. Noch wichtiger war aber, daß die dem Abbau entsprechende, verhältnismäßig langsame Abnahme der hohen Schneefestigkei-ten zur Verhütung weiterer Lawinenkatastrophen beitrug. Die großen Spätwinterlawinen sind denn

glücklicherweise auch ausgeblieben.

Anhand der Feldbeobachtungen wollen wir nun noch den Verlauf der Spätwinterperiode in den verschiedenen Höhenlagen betrachten. Auf dem K u r p a r k - F e l d v o n D a v o s setzte der Schmelzprozeß anfangs März, mit dem Ansteigen der Schneetemperaturen gegen 0° C, mit langsam zunehmender Schneefeuchte und mit der Bildung von Eislamellen ein. Die im März und während der ersten Aprildekade erfolgten Niederschläge zählten in höheren Gebieten noch zum Hochwin-ter und bewirkten dort eine Zunahme der Schneehöhe. Auch in Davos fiel in dieser Zeit fast aus-schließlich Schnee, wodurch der Abbau stark verzögert wurde. Die Schneehöhenabnahme betrug daher vom 28. März (138 cm) bis zum 10. April (130 cm) nur 8 cm, und der Wasserwert der Gesamt-schneedecke erreichte erst Mitte April das Maximum von 402 mm.

Mit der Erwärmung von anfangs März machte sich in der Schneedecke zunächst eine allge-meine Entfestigung geltend, die aber, nach Einsetzen kühlerer Witterung, bis anfangs April wieder wettgemacht wurde. Der mittlere Rammwiderstand verzeichnete daher auch eine Zunahme von 10,7 kg (14. März) auf 21,3 kg (3. April) und im Januarschnee fand man immer noch Schichten mi1 52 kg Rammwiderstand. Im lockeren Fundament dagegen änderten die Festigkeiten nicht.

Eine Beschleunigung des Schneedeckenabbaues während der letzten Aprildekade und anfangs Mai war der trockenen und wärmeren Witterung zuzuschreiben. Der Pegelstand nahm deshalb vom 10. bis zum 28. April im Mittel täglich um 4,7 cm und vom 30. April bis zum 10. Mai um 5,2 cm ab.

Mitte April bestand das ganze Profil erstmals aus wassergesättigtem Naßschnee. Parallel dieser Entwicklung verlief eine allgemeine Entfestigung; der Januarschnee wies indessen immer noch Rammwiderstände von 42 kg auf. In dieser Zeit nahm nun auch der Wasserwert der Gesamtschnee-decke ab. Zusammen mit dem, seit Mitte April abgelagerten Schnee, betrug der Maßenverlust 413 mm oder im Mittel 17,2mm pro Tag. 53,4mm des Gesamtbetrages (0,75mm im Tagesdurch-schnitt) wurden an der Bodenoberfläche abgeschmolzen, diesmal allerdings unter Einwirkung des, aus den Ueberlagerungen abfließenden Schmelzwassers. Zusammengerechnet erreichte somit der Abbau an der Basis der Schneedecke im Winter 1950/51 den Betrag von 126 mm. Am 10. Mai en-dete die permanente Schneebedeckung auf dem Versuchsfeld Davos-Kurpark, mit einer Verspätung von 17 Tagen gegenüber dem langjährigen Mittelwert.

Einen Monat später als in Davos - anfangs April begann der Spätwinter auch auf der B ü s c h a l p. Nach einer kurzen, durch Schneefälle und kühle Witterung bewirkten Abbauver-zögerung leitete in der zweiten Dekade eine starke Erwärmung den Schmelzprozeß ein. Bereits im Profil vom 16. April war der Schnee bei Temperaturen von 0° C feucht, die Rammwiderstände

Einen Monat später als in Davos - anfangs April begann der Spätwinter auch auf der B ü s c h a l p. Nach einer kurzen, durch Schneefälle und kühle Witterung bewirkten Abbauver-zögerung leitete in der zweiten Dekade eine starke Erwärmung den Schmelzprozeß ein. Bereits im Profil vom 16. April war der Schnee bei Temperaturen von 0° C feucht, die Rammwiderstände