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5   Diskussion

5.3   Vergleich von Microleakage- und Mikro-CT-Versuch

Eine statistische Korrelation beider Versuche miteinander konnte in dieser Studie nicht durchgeführt werden. Es lagen zum einen unterschiedliche Anzahlen an Probe-körpern vor: Während von den insgesamt 60 Zähnen 20 dem Mikro-CT zugeführt wurden, verblieben 40 Zähne zur Untersuchung mittels Farbstoffpenetration. Dabei wurden letztere durch den Sägevorgang in noch weitere Probekörper geteilt. Weiter-hin erfordert eine Korrelation verschiedener Materialien wie z.B. Adhäsive die An-wendung möglichst ähnlicher Mess- oder Testverfahren, um vergleichbare Ergebnis-se zu erhalten. Microleakage- und Mikro-CT-Versuch unterscheiden sich dafür zu stark, zumal man aus der Anwesenheit der Porositäten nicht auf eine Ausbildung von Microleakage schließen kann. Statistisch relevante Daten können in diesem Fall sinnvollerweise an ein und demselben Probekörper erhoben werden. In der vorlie-genden Studie wurden die Zähne für den Microleakage-Versuch in Zahnschnitte zer-sägt und standen danach einer Mikro-CT-Untersuchung nicht mehr zur Verfügung.

Andererseits sollte vor dem Mikro-CT Scanvorgang keine Entwicklung des Silberni-trats erfolgen, um eine übermäßige Artefaktbildung durch ausgefälltes Silber zu ver-meiden (105). Dieser Prozess ist jedoch unumgänglich für die mikroskopische Aus-wertung der Randspalten (24). Desweiteren könnte die Dehydrierung der Probekör-per während des ca. zweistündigen Scanvorganges unberechenbare Defekte wie die Ausbildung von Haarrissen nach sich ziehen. Es findet sich eine Studie, in der die Probekörper nach Infiltration von Silbernitrat, Thermocycling und Mikro-CT-Scanvor-gang zersägt, in Rhodamin-B eingelegt und mikroskopisch analysiert wurden (125).

Ob die Farbpenetration nach den vorangegangenen Arbeitsschritten noch verläss-liche Werte liefert, muss durch darauf aufbauende Arbeiten belegt werden.

Im Folgenden sollen die drei zentralen Fragestellungen dieser Arbeit im Vergleich von Microleakage- und Mikro-CT-Versuch behandelt werden:

 Zeigen verschiedene Adhäsivsysteme Unterschiede in Bezug auf die Ausbildung von Microleakage?

 Zeigen sich je nach schmelz- oder dentinbegrenztem Kavitätenrand lokalisationsbedingte Unterschiede in Bezug auf die Ausbildung von Microleakage?

 Stellt das Mikro-CT im Rahmen der Untersuchung von Microleakage eine wirksamere Methode dar als herkömmliche Untersuchungsverfahren?

Die erste Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Während für die dentinbe-grenzten Kavitätenareale gruppenübergreifend weder im Microleakage- noch im Mikro-CT-Versuch signifikante Unterschiede in der Länge der Penetrationsstrecken respektive in der Anzahl der Porositäten zwischen den einzelnen Adhäsivsystemen festgestellt werden konnten, zeigten im Schmelz einzelne Adhäsive signifikant höhere Werte. Für die schmelzbegrenzten Areale im Microleakageversuch zeigte Optibond Solo Plus signifikant höhere Penetrationswerte (0,56 ± 0,32 mm, p < 0,00) als die anderen Versuchsgruppen. Für die schmelzbegrenzten Areale des Mikro-CT-Versuches zeigte Prime & Bond NT signifikant höhere Porositätenanzahlen (1,14 ± 1,61 P, p < 0,02). Mit sieben Porositäten bildet es auch den absoluten Maximalwert aller Adhäsive sowohl im Dentin als auch im Schmelz.

Frage zwei lässt sich eindeutig mit ja beantworten, denn es gibt lokalisationsbedingt Unterschiede bei der Ausbildung von Microleakage. Hier zeigen die beiden Analyse-methoden jedoch konträre Ergebnisse. So lassen sich im Microleakage-Versuch bei Betrachtung der mittleren Penetrationsstrecken durchgehend niedrigere Werte im Schmelz als im Dentin feststellen. Signifikant niedrigere Penetrationsstrecken in den schmelzbegrenzten Arealen zeigen sich für Adper Single Bond Plus (Dentin: 0,55 ± 0,24 mm, Schmelz: 0,21 ± 0,24 mm, p < 0,00), ExciTE (Dentin: 0,61 ± 0,40 mm, Schmelz: 0,23 ± 0,22 mm, p < 0,00), iBond TE (Dentin: 0,47 ± 0,18 mm, Schmelz:

0,14 ± 0,16 mm, p < 0,00) sowie Prime & Bond NT (Dentin: 0,47 ± 0,24 mm,

Schmelz: 0,34 ± 0,34 mm, p < 0,04). Ähnliche Ergebnisse finden sich in zahlreichen Studien, da die adhäsive Haftung am Schmelz derjenigen am hydrophilen Dentin überlegen ist (26,126,127). Im Gegensatz dazu zeigt der Mikro-CT-Versuch bei Betrachtung der Mittelwerte mit Ausnahme von Optibond Solo Plus durchgehend höhere Porositätenanzahlen in den schmelzbegrenzten Arealen als im Dentin.

Ausschließlich Prime & Bond NT weist jedoch signifikant mehr Porositäten im Schmelz auf (1,14 ± 1,61 P) als im Dentin (0,56 ± 1,0 P, p < 0,04).

Ob das Mikro-CT im Rahmen der Untersuchung von Microleakage eine aussagekräf-tigere Methode darstellt als herkömmliche Untersuchungsverfahren, kann in dieser Studie nicht eindeutig beantwortet werden. Da es eine sehr zeit- und kostenauf-wendige Untersuchungsmethode darstellt, wird das Mikro-CT wohl auch in der Zukunft nicht als Standard zur Microleakageevaluation angewendet werden. Für gezielte Fragestellungen vor allem in der quantitativen Volumenberechnung stellt es jedoch eine vielversprechende Alternative dar (27,30). Die Einführung des Mikro-CT in die Microleakage-Analyse verspricht objektive und quantitative Ergebnisse, die studienübergreifend als Vergleichsmöglichkeit herangezogen werden können (28,30,113). Dabei zeigt die Literatur eine gute Übereinstimmung zu mittels Farb-stoffpenetration gewonnenen Resultaten, wobei das Mikro-CT zusätzlich kleine unzusammenhängende Lücken detektiert, in die der Farbstoff nicht penetrieren kann (30). Es muss abgewogen werden, ob diese Lücken detektiert werden sollen, da sie ohne Verbindung zum Randspalt keine negative Beinflussung auf die Langlebigkeit der Füllung ausüben und lediglich eine durchgängige Aneinanderreihung mehrerer Porositäten von der Zahnoberfläche nach zentral klinisch relevante Microleakage-werte ergibt (70).

Der große Nachteil der herkömmlichen Analysemethoden ist die überwiegend quali-tative Erfassung von Microleakage. Durch Einführung geeigneter Skalen ist es mög-lich, eine semi-quantitative Beurteilung der Randspalten durchzuführen (3,118). Eine rein quantitative Erfassung ist mit diesen Untersuchungsverfahren nicht möglich.

Weiterhin lassen sich die unterschiedlichen Methoden aufgrund der fehlenden Stan-dardisierung nicht miteinander vergleichen (128). Da die Probekörper zur Durchfüh-rung der Analyse in der Regel zersägt und somit zerstört werden, stehen sie für weitere Untersuchungen nicht zur Verfügung.

Zahlreiche Studien nutzen qualitative Auswertungsmethoden nach dem Mikro-CT-Scan (105,106,125). Eine prozentuale Darstellung der Penetrationsstrecke gemes-sen an der Gesamtlänge des Kavitätenbodens steigert die Genauigkeit der Erfas-sung von Microleakage, zumal die Mikro-CT-Analyse bedeutend mehr Bilder in Form von Schnittebenen liefert, als es mit herkömmlichen Sägeschnitten möglich ist (105,125). Die Anzahl der Porositäten gibt hingegen wenig Aufschluss über das gesamte Ausmaß an Microleakage. Dabei kann eine große Anzahl an Porositäten den Eindruck eines deutlich höheren Ausmaßes an Microleakage suggerieren, wäh-rend möglicherweise wenige aber große Porositäten quantitativ mehr Volumen aus-machen. Zudem sind Porositäten nur klinisch relevant, wenn sie direkt im Rand-bereich liegen und eine Passage für Flüssigkeiten und Mikroorganismen erlauben.

Es konnte gezeigt werden, dass die Auswertung per Mikro-CT nicht immer den her-kömmlichen Methoden mittels Mikroskopie überlegen ist (129). Auch wenn bei ande-ren Studien quantitative und qualitative Methoden zur Erhebung von Microleakage die gleichen Ergebnisse hervorgebracht haben (10), kann ein direkter Vergleich mit den Penetrationswerten des Microleakage-Versuches nur mit Vorbehalt angestellt werden. An dieser Stelle soll nochmals verdeutlicht werden, dass lediglich eine durchgängige Aneinanderreihung mehrerer Porositäten von der Zahnoberfläche nach zentral klinisch relevante Penetrationsstrecken ergibt.

Weiterführende Studien sollten die Analyse von Microleakage mittels Mikro-CT in die Richtung verbessern, dass die Resultate mit den mittels Farbstoffpenetration gewon-nenen korreliert und dadurch objektiv verglichen werden können. Hierbei kann man z.B. an eine Modifikation der Röntgenopazität denken, um die Porositäten exakter abgrenzen, ihre Verbindung zu Zahnoberfläche und Kavitätenrand eindeutig darstellen und eine klinisch relevante Penetrationsstrecke messen zu können.

5.4 Ausblick auf die Verwendung des Mikro-CT zur Bestimmung von