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Vergitterung der NE- und der NW-Strukturen im Gesamtbild des Oberharzes

Falten- und Schuppenbau im Oberharz

IV. Vergitterung der NE- und der NW-Strukturen im Gesamtbild des Oberharzes

Die strukturellen Hauptzüge des Oberharzes sind teils durch erzgebirgische Falten und teils durch herzynische Bruchschollen bedingt, die wechselnd vorwiegen und dadurch individuelle Formungen im Gesamtbild des Oberharzes hervorrufen. Einige der Faltenele-niente durchziehen den ganzen Oberharz und lassen sich sogar noch weit darüber hinaus

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verfolgen, wobei sie u. a. enge Zusammenhänge zwischen Harz und Rheinischem Schiefer-gebirge anzeigen (H. SCHMIDT 1931). So ist der Acker-Bruchberg ein Teilstück einer viel längeren Einheit des Grundgebirges. Er gehört dem etwa 350 km langen und 3-4 km breiten Hörre-Gommernzug an, der sich von der Hörre im südöstlichen Rheinischen Schiefergebirge bis nach Gommern bei Magdeburg erstreckt. Auch der Oberharzer Diabaszug wie einige Kulmmulden sind nur Teilstücke langer erzgebirgisch streichender Einheiten, die weit im SW im Rheinischen Schiefergebirge wieder auftauchen.

Demgegenüber sind andere erzgebirgische Faltenelemente durch herzynische Störungen versetzt oder gar zerstückelt. Einige dieser Falten, wie z. B. der große Oberharzer Devon-sattel, werden durch die herzynischen Verwerfungen so vollkommen abgeschnitten, daß sie im NE-SW-Fortstreichen im geologischen Kartenbild nur unvollkommen oder kaum noch zum Ausdruck kommen, wenngleich sie unter den jüngeren Gesteinen noch vorhanden sein dürften. Auch das Iberg-Winterberg-Massiv mit seinem erzgebirgischen Sattel- und herzy-nischen Horst-Charakter ist nach beiden Richtungen ausgestaltet. In solchen Fällen tritt die herzynische Schollentektonik, die im Gegensatz zu den erzgebirgischen Falten z. T. auch in jüngerer Zeit wiederbelebt wurde, besonders deutlich hervor. Dann erscheint - bedingt durch die D u r c h k r e u z u n g d e r n o r d ö s t l i c h e n F a l t e n m i t d e n n o r d w e s t l i c h e n S c h o l l e n - d i e für das deutsche variszische Gebirge oft typische S c h a c h b r e t t - T e k t o n i k mit dem Wechsel + rechteckiger bis rhombischer Felder im geologischen Kartenbild.

Die nordwestliche Bruchschollenrichtung hat somit regionaltektonisch für den Bau-plan des Harzes keineswegs geringere Bedeutung als die nordöstliche Faltenrichtung. Hängt doch mit ihr überhaupt die jetzige herzynische Umrandung der Harzscholle und deren Heraushebung zum heutigen Gebirge zusammen. Alt angelegte Lineamente (ein nördliches, ein mittleres und ein südliches) spielen hier eine Rolle und teilen den Harz in zwei große flachherzynische Schollen (SCHRIEL 1954, Abb. 142), wobei lokal ausgesprochene Quer-zonen, wie bei Wernigerode-Thale, Tanne und Ilfeld (vgl. Abb. 1), entstanden (SCHWAN 1956, S. 282). Vermutlich hängt mit den herzynischen Tiefenbruchzonen auch das reichliche Aufsteigen leichter Granitschmelzen im Harzraum zusammen, und zwar in Gestalt e i n e s sehr ausgedehnten batholithischen Granitkörpers mit mehreren Aufwölbungen, die am Ramberg, am Brocken und in einem verdeckten Granitmassiv 5-10 km nordwestlich des Harzes vorliegen, wie JACOBSEN (1951, S. 757) auf Grund der Höhen der Erzlagerstätten-stockwerke bzw. des primären Teufenspiegels ermittelte. Daneben haben auch rheinisch gerichtete Spalten für die Granitintrusionen möglicherweise eine Rolle gespielt (BENEK &

CHROBOK 1965, S. 283). Nicht zuletzt mit dieser frühen G r a n i t a n s a m m l u n g in hohem Niveau wird vermutlich auch die s p ä t e r e H e r a u s h e b u n g des H a r z e s als herzynischer Gebirgskomplex zusammenhängen.

Auch andere Rumpfschollen des ehemals geschlossener hervortretenden, erzgebirgisch streichenden variszischen Falten- und Schuppengebirges, wie Flechtinger Höhenzug und Thüringer Wald, zeigen hauptsächlich herzynischen Umriß und liegen heute als Horste vor.

Das Nebeneinander der beiden Hauptrichlungen NE und NW ist aber im Falle des Harzes besonders ausgeprägt, und so hat man hier schon seit langem vor allem den G e g e n s a t z z w i s c h e n e r z g e b i r g i s c h e r S t r u k t u r u n d h e r z y n i s c h e r K o n t u r d e s G e b i r g e s hervorgehoben.

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