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Von Wolfgang HANNAK, Hannover

Das Jahr 968 darf nach urkundlichen Überlieferungen als der regelrechte Beginn der Erzgewinnung am Rammeisberg angesehen werden. Damit kann der Rammelsberger Berg-bau auf eine tausendjährige Geschichte zurückblicken, die eng mit der Goslars verknüpft ist.

Bis zur Entdeckung des nicht zu Tage ausgehenden Neuen Lagers im Jahre 1859 war das Alte Lager, das knapp 600 m lang am unteren Hang des Rammeisberges ausbeißt, der einzige bekannte Lagerstättenteil. Inzwischen sind 4 Erzkörper- zwei sulfidische und zwei barytische - ferner meist ärmere, bis ins Unterdevon reichende Erzführungen verschiedener Entste-hung bekannt geworden.

Die frühesten geologischen Beobachtungen stammen aus der 2. Hälfte des 18. Jahr-hunderts. Bei v. TREBRA (1785) können wir u. a. lesen: Wenn wir die Lagerstätte der Mineralien im Rammeisberge Gänge oder das Ganze dieser Gänge zusammenfassen, den Umfang, worinne sie liegen, ein Stockwerk nennen, nicht wahr Freund! da versteht uns jeder Bergmann. Wollten wir aber diesen Rummel von Erz, weil ihm im Liegenden die Felsmasse aus bloßen schwarzblauen Thonschiefer, im Hangenden aus einer ganz anderen Gesteinsart besteht, die mehr der Grauwacke in ihrem Gemenge sich nähert, am Stahl Feuer giebt, sogar Lager mit Conchylien gemischt, die kalkartig sind, zwischen sich fassend; und weil dem Streichen und Fallen nach, diese Mineralien-Lagerstatt, mit den Lagern und Bänken des Queergesteins parallel liegt, sie also nichts weniger als durchschneidet, darum ein Flötz nennen: So würden wohl die Bergleute ihre Köpfe ziemlich zusammen stecken, und sich fragen, was die Herren wohl meynen möchten ?

Fällt es v. TREBRA sichtlich schwer, aus seinen Beobachtungen die Folgerungen zu ziehen, so ist es wenige Jahre später V. BÖHMER (1794), der das Vorkommen als Erzflöz anspricht. Überzeugende Argumente für eine gleichzeitige Entstehung der Erzlager mit den umgebenden Gesteinen (Syngenese) äußerte mit als erster FREBOLD (1924). Zuvor hatte die Vorstellung einer syngenetischen Entstehung aber schon bei BERGEAT & STELZNER (1904) um die Jahrhundertwende Eingang in die Lehrmeinung gefunden. Vor wenig mehr als zwanzig Jahren verhalfen schließlich K R A U M E (1955) und R A M D O H R (1953) der An-schauung einer syngenetischen Entstehung der Rammelsberger Erzlager zum Durchbruch.

In BORNHARDT hatten die Epigenetiker - alle jene, die am Rammeisberg für eine spätere Einwanderung der Erzlösungen in die gefalteten Schichten eintreten - dagegen noch bis in jüngste Zeit einen glühenden Verfechter.

Nicht weniger jung ist die Klärung der stratigraphisch-tektonischen Stellung der Erz-lager. Die Grundzüge hierzu wurden im vergangenen Jahrhundert von der jungen auf-strebenden Geologie gelegt, die im Räume Goslars u. a. mit den Namen F. A. ROEMER, A. v. GRODDECK, A. HALFAR und L. BEUSHAUSEN verbunden ist.

Sehr bald wurde erkannt, daß die quarzitischen Schichtfolgen, die die Höhen des Rammeisberges und des Herzberges bis hinüber zur Schalke bilden, älter als die Tonschiefer mit den eingeschalteten Erzlagern in dem nordwestlich anschließenden Gebiete sind. Um

*) Kaum veränderte Fassung aus dem Sonderheft 17 zum Aufschluß 1968.

Anschrift des Verfassers: Dr. Wolfgang HANNAK, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Roh-stoffe, Stilleweg 2, D-3000 Hannover 51.

128 W. HANNAK: Die Rammelsberger Erzlager

die Jahrhundertwende wurde die überkippte Schichtenfolge am W-Hang des Rammeis-berges festgestellt, womit die Sattelstellung der Kammlinie des RammeisRammeis-berges früh ge-sichert werden konnte. Zu einem ausgesprochen schwierigen Problem sollte sich die Frage nach der Lage der Mulde entwickeln, die die tektonische Verbindung zu den generell flach-liegenden Schichten etwa am Steinberg bildet. Diese Frage ist beinahe auf schicksalhafte Weise mit der Frage nach der tektonischen Stellung der Erzlager verbunden. Vor mehr als 40 Jahren hatte W. E. SCHMIDT (1932, 33, 33a, 33b, 34) die Aufgabe übernommen, von der geologischen Seite her auf den Disput Syngenese-Epigenese klärend einzuwirken. Von nur zweitrangiger Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, daß er die Lager richtig als syngenetisch ansieht. Entscheidend war, daß er den Kniest - ein eigenartiges, verkieseltes dunkles Gestein im bergmännisch Hangenden der Erzlager — in seinem einmaligen Auftreten als das jüngste vorhandene Schichtenglied am Rammeisberg auffaßt und so zu dem Ergebnis kommt, daß die Lager vornehmlich im normalen Muldenflügel der „Kniestmulde" liegen.

Damit war er der richtigen Lösung außerordentlich nahe. Aber weder der Kniest, noch die von ihm einem bestimmten Horizont zugewiesenen Tuffe haben den ihnen zugesprochenen stratigraphischen Leitwert, so daß D A H L G R Ü N (1955) und KRAUME (1955) - bestärkt durch die lithofaziell unterschiedlich ausgebildeten Schichten beidseitig der Lager - auf eine geschlossene inverse Schichtenfolge vom Kopf des Rammeisberges bis ins Gosetal schlössen.

Der Anwendung der kleintektonischen Arbeitsweise war es schließlich zu verdanken, daß eine endgültige Klärung der tektonischen Stellung der Lager und in Verbindung mit lithofaziellen Untersuchungen auch der Stratigraphie herbeigeführt werden konnte. JAHNS (1955) fand als erster mit einer subtilen Untertage-Kartierung in der westlichen Lagerfort-setzung einen bis dahin unbekannten Faltenbau, der u. a. durch Bohrungen und in der Schichtfolge definierte Tuffe gesichert werden konnte. Im gleichen Jahr konnte der Verf.

eine Großmulde im Lagerbereich feststellen und die Tektonik sowie die Stratigraphie im

sw

RAMMELSBERG-SCHACHT

NE

LIEG. ERZVORKOMMEN

RICHTSCHACHT Doppeltuffbank

des

L agerhonzontes

Abb. 1. Seigerriß der Erzlager. Die Basisdoppeltuffbank des Lagerhorizontes kennzeichnet den Verlauf der Faltenachse in der Lagermulde.

W. HANNAK: Die Rammelsberger Erzlager 129

xN(N. Bewegungsschema SE

Tonschiefer

~ " - " ^ - i ^ - . " • " ' " " . . • Devon

Sandband schief er

Abb. 2. Vereinfachtes Profil durch die Lagermulde.

Lagerbereich, wie sie im vereinfachten Profil (Abb. 2) dargestellt sind, klären (HANNAK 1956).

Der ungewöhnliche Erzreichtum des Rammeisberges ist zwei Lagern, dem N e u e n und A l t e n L a g e r , zu verdanken, die eine geringe flächenhafte Verbreitung haben, sowie große Mächtigkeit und außergewöhnliche hohe Metallgehalte besitzen (Abb. 1). Der ge-samte Buntmetallinhalt der Lager dürfte mehr als 8 Mill. t betragen haben.

Die Lager streichen um 50-60°. Ihr Einfallen beträgt etwa 40-45° SE. Sie gehören stratigraphisch den tieferen Wissenbacher Schiefern des Mitteldevons an, die sich am Rammeisberg in Sandbandschiefer und Tonschiefer gliedern. Das N e u e L a g e r setzt etwa 30-90 m unter der Erdoberfläche an und reicht mit über 600 m einfallender Länge bis unter die 12. Sohle. Seine größte streichende Länge beträgt etwas über 500 m. Die durchschnitt-liche Mächtigkeit liegt bis zur 9. Sohle um 10 m und erreicht unter der 10. Sohle in der Muldenverdickung 40 m. Das sind fast 100 m Erz in der Horizontalen. Nach W und etwas zum bergmännisch Liegenden versetzt, liegt das A l t e L a g e r , das zwischen der 7. und 8. Sohle mit 400 m einfallender Länge vom Ausbiß gemessen zu Ende ist. Seine Durch-schnittsmächtigkeit lag um 10-15 m. Annähernd l/3 seiner ursprünglichen Größe dürfte abgetragen worden sein. Erzgerölle mit einer dicken Brauneisenkruste findet man immer wieder bei Fundamentgründungen in Goslar. Die Östliche Hauptstörung - eine EW-strei-chende Seitenverschiebung mit starker Vertikalkomponente - versetzt nur unwesentliche Teile des Neuen Lagers. An der tektonisch gleichartigen Westlichen Hauptstörung ist da-gegen der westliche Bereich des Alten Lagers abgeschnitten. Er wird als A l t l a g e r West bezeichnet. Eigenartige tektonische Abfaltungen treten am bergmännisch Hangenden des Lagers auf, von denen die größte das sog. H a n g e n d e T r u m ist (KRAUME 1955), das natürlich im genetischen Sinne nichts mit einem Gangtrum zu tun hat. Zwischen beiden Lagern liegt ein Schwerspatlager, der viel kleinere G r a u e r z k ö r p e r , welcher das Neue Lager unterschneidet und das Alte Lager wenig im bergmännisch Hangenden überlappt.

130 W. H A N N A K : Die Rammelsberger Erzlager

Das L i e g e n d e G r a u e r z v o r k o m m e n ist ein noch kleineres Barytlager, das übertage im bergmännisch Liegenden des Alten Lagers in der Schiefermühle westlich vom Malter-meisterturm aufgeschlossen ist.

So ungewöhnlich der Erzreichtum des Rammeisberges ist, so ungewöhnlich ist auch seine T e k t o n i k . Die Erzlager liegen in einer sehr engen isoklinalen Großmulde, der so-genannten L a g e r m u l d e (Abb. 2). Zum größeren Teil gehören sie dem inversen Falten-flügel an. Der kleinere, im normalen MuldenFalten-flügel liegende Teil ist unmittelbar an den Gegenflügel angefaltet, so daß die Lager annähernd die Lage der Muldenachsenebene, die in dem oberen Faltenbereich nur unwesentlich zum Liegenden hin abweicht, repräsentieren.

Die Abscherungen an den Lagern, die mit ca. 30° zur Muldenachsenebene an der Mulden-verdickung des Neuen Lagers nach unten in das Nebengestein ziehen, sind eine Folge des extremen Festigkeitsanisotropieverhaltens von Erz und Nebengestein. In dem Maße, in dem das Neue Lager durch die tektonische Ausdünnung gegenüber der Umgebung länger geworden ist, wurde es von seiner Nebengesteinshülle unter- und überfahren, so wie es aus dem Bewegungsschema hervorgeht. Es ist also ganz im Gegensatz zu W. E. SCHMIDTS Auffassung nicht etwa von unten her eingespießt worden, sondern gewissermaßen im

„Muldensog" nach unten abgewandert. Derartige Erzeinspießungen kann man immer wieder vom Handstück- bis in den Großbereich hinein beobachten (Abb. 4).

Diese sehr große tektonische Plastizität des Erzes wirkte sich auch auf den Verlauf der Faltenachsen um das Lager und im Lager aus. Von der 8. Sohle abwärts ist das Ab-tauchen der Faltenachsen im Lagergrenzbereich annähernd identisch mit dem Verlauf des Randes des Neuen Lagers. Die Lage der Doppeltuffbank im Muldenkern, die die Grenze des Lagerhorizontes zum tieferen Wissenbacher Schiefer bildet, ist charakteristisch für den Achsenverlauf in unmittelbarer Lagernähe (Abb. 1). Die Tuffbank muldet knapp westlich des Neuen Lagers zwischen 8. und 9. Sohle. In steilem Bogen schwingt sie im Lagermuldenkern nach E unter die 12. Sohle noch um einiges tiefer unter die Lagerspitze hinunter und kenn-zeichnet damit den unmittelbaren Faltenachsenverlauf. Von da ab steigt die Faltenachse flach nach E an und entspricht damit der im Oberharz allgemein üblichen Achsenlage.

Die hier sichtbar werdenden Unterschiede zwischen Lagerrand und Basis des Lagerhorizon-tes haben ihre Ursache in Lagerhorizont-internen Mächtigkeitsveränderungen am E-Rand des Neuen Lagers.

Die Rammelsberger Erzlager gehören zu dem T y p d e r s u b m a r i n e x h a l a t i v -s e d i m e n t ä r e n E r z l a g e r -s t ä t t e n . Man hat die Vor-stellung, daß Metall-beladene Ga-se, wahrscheinlicher aber Metall-reiche Thermen am Meeresboden ausgetreten sind und daß in Reaktion mit dem Meerwasser die Metallgehalte gefällt wurden. Ihre Herkunft verdanken die Lösungen der Differentiation.eines subvulkanischen bis plutonischen, primär basischen Magmenherdes, der sich im Zusammenhang mit dem i n i t i a l e n g e o s y n k l i n a l e n M a g m a t i s m u s bilden kann. Derartige lagerstättenbildende Vorgänge lassen sich gegen-wärtig auf den Inseln Santorin und Vulkano beobachten. Von Ganglagerstätten kennt man die regelmäßigen Altersabfolgen - die Paragenesen. In ihnen spiegeln sich die physiko-chemischen Bedingungen wider, die analoge Veränderungen mit dem Abstand vom Erz-spender hervorrufen und damit ebenfalls zeitabhängig in einer bestimmten Richtung ab-laufen.

Beim Austritt derartiger vollständiger Lösungszyklen am Meeresboden erfolgt im Gegensatz zu einer Gangausfüllung eine reine s e d i m e n t ä r e A b l a g e r u n g d e r E r z e , in deren stratigraphischer Abfolge sich die paragenetische Abfolge widerspiegelt und die in sehr unterschiedlichem Maße mit dem sedimentären Detritus verzahnt sein kann. Diese Erze haben einen eigenen sedimentären Habitus, und man unterscheidet je nach Vor-herrschen eines bestimmten Minerals auf dem Rammeisberg mehrere E r z s o r t e n , die alle

W. H A N N A K : Die Rammelsberger Erzlager 131

Abb. 3. 1) Melierterz mit Pyritknollcn. Die dicken hellen Erzschlieren bestehen aus Kupferkies und die feinen, heildunkel gebänderten Lagen aus Bleiglanz und Zinkblende. 2) Feingefaltetes Pyritbanderz mit Kleinstörungen und Quarzgangspalte. Strichmaßstab = 2 cm.

132 W. H A N N A K : Die Rammelsberger Erzlager

möglichen fließenden Übergänge zeigen. Vom stratigraphisch Liegenden zum Hangenden sind grob vereinfacht Schwefelerz, Kupfererz, Braunerz, Blei-Zinkerz und zuletzt Grauerz gebildet worden, in denen Pyrit, Kupferkies, Zinkblende, Bleiglanz-Zinkblende und Schwer-spat die Hauptmineralien sind. Übergänge werden z. B. mit kiesigem Kupfererz, barytischem Blei-Zinkerz usw. umschrieben. Ein auffallendes Erz ist das Melierterz (Abb. 3), das sich bei stets schon vorhandenen Barytgehalten durch Kupferkiesbänder und -Schlieren neben Blei-Zinkerzlagen und Pyritknollen auszeichnet. Die alten kiesigen Erze sind Baryt-frei.

Der Grauerzanteil nimmt zu den jüngeren Lagererzteilen zu, so daß Schwerspat-reiche Blei-Zinkerze in diesen Partien die Regel sind. In dem durch ein Tonschiefermittel vom Neuen Lager getrennten Grauerzkörper treten die Sulfide stark zurück oder fehlen schließlich vollständig. Diese skizzierte Erzabfolge wiederholt sich im Prinzip im Alten Lager und dem genetisch zugehörigen liegenden Grauerzvorkommen, das aus einer Folge derber Grauerz-bänke mit allen Übergängen zu feinrhythmischen Baryt-Schieferwechsellagerungen besteht.

Überaus kennzeichnend sind für dieses Vorkommen reichlich auftretende Baryt-Sphärolith-Lagen, in denen die Sphärolithe von Lage zu Lage wechselnd Korndurchmesser von weniger als einem mm bis zu über 5 mm erreichen können.

Die sulfidischen Lagererze sind sehr feinkörnig dicht, und ihre charakteristische Strei-fung ist vornehmlich sedimentären Ursprungs. Zum Teil geht sie noch in der FeinstreiStrei-fung auf tektonische Auswalzungsauslese zurück. Und zwar sind die ursprünglich gemischten Sulfidgele durch die Faltungsüberprägung so intensiv ausgewalzt, daß es zu einer Separie-rung der einzelnen Erzkomponenten zu Schlieren und Streifen kommen konnte. Die Lager-erze sind in tektonisch komplexen Partien der Lagermulde ganz sicher kontinuierlich mehr-fach gefaltet. Erst angelegte Falten sind bis zur Unkenntlichkeit ausgeplättet worden und wurden so als eingeschlichtetes Parallelgefüge erneut in die Faltung einbezogen, ähnlich, wie man es von Fließfalten einer öligen Haut auf Wasser kennt. Deutlicher als diese kom-plexen Faltungen sind die Druckschattenbildungen mit Faserquarzen und Karbonaten an Pyritknollen zu erkennen und die Boudinagen und einfachen Verfaltungen der spröderen Pyritlagen, die stets stark kataklastisch reagiert haben.

Außer den genannten Haupterzmineralien, die dem primären Altbestand angehören, sind noch eine ganze Reihe weiterer, meistens nur mikroskopisch sichtbarer Minerale be-kannt geworden (RAMDOHR 1953/55). Diese Haupterzmineralien haben durch die tonische Beanspruchung manche Umbildungen durchgemacht und nur an seltenen, tek-tonisch wenig oder nicht überprägten Stellen ist ihre ursprüngliche Gelform erhalten geblie-ben. Markasit ist noch am stärksten vertreten und oft mit Pyrit schalig verwachsen. Magnet-kies kommt besonders reichlich tafelig im Braunerz des Neuen Lagers vor. Magnetit ist sicher wie der Magnetkies eine paratektonische Bildung. Bournonit und Fahlerz wird aus Druckschattenbereichen erwähnt. Lezteres bildet wohlkristallisiert mit Kupferkies, Zink-blende, Schwerspat und Kalkspat junge Spaltenausfüllungen im Lager. Arsenkies ist in dem H a n g e n d e n E r z v o r k o m m e n reichlich vertreten, wogegen er sonst stark zurücktritt.

Ferner sind Wismutglanz, mit gewisser Einschränkung Emplektit, Valleriit, das als geologi-sches Thermometer nach BORCHERT (1934) sich in einem Temperaturintervall von 225-250 °C gebildet haben sollte und damit die tektonisch mechanische Aufheizung der Lager bei der Faltung kennzeichnet und schließlich noch Linneit, Gudmundit, Molybdän-glanz, Wolframit, Gold und Wismut zu erwähnen. Detritogen sind Anatas, Rutil und Zirkon. Oxidations- und Zementationserze haben am Rammeisberg nie Bedeutung gehabt.

Covellin ist noch das verbreitetste. Dünne Anflüge auf Schieferungsflächen der Tonschiefer im Lagerausbiß lassen sich allenthaben beobachten. Sehr viel seltener wurde Kupferglanz und Bornit festgestellt.

Erwähnenswert sind in dem Zusammenhang die R a m m e l s b e r g e r V i t r i o l e , die sich vor allem auf der warmen Stollensohle aus Tropfwässern nach Durchsickerung des

W. HANNAK: Die Rammelsberger Erzlager 133

Abb. 4. Banderzfalte mit Lagererzmuldeneinspießungen.

„Alten Mann" ausscheiden. Folgende Mineralien sind in den Stalaktiten und Stalagmiten festgestellt worden: Eisenvitriol, Botryogen, Römerit, Voltait, Misy, Kupfervitriol, Zink-vitriol und Haarsalz, ein Zink-Eisen-Magnesium-Tonerde-Sulfat. Vor 25 Jahren noch wurde aus den sauren Wässern durch Umsetzung von Eisenschrott Zementkupfer gewonnen.

Die Durchschnittszusammensetzung des Alten Lagers läßt sich mit 18% Zn, 10% Pb, 2 % C u , 14% Fe, 12% BaS04 angeben.

Die Werte für das Neue Lager sind:

2 1 % Zn, 12% Pb, 2 % C u , 10% Fe, 2 6 % B a S 04.

Für 1964 geförderte derbe Lagererze gibt K RÄUME einen Durchschnitt von 17,6 % Zn, 8 % Pb, 1,3 % Cu, 10,3 % Fe und 24,5 % BaS04 an. Die Edelmetallgehalte liegen bei 75 g/t Ag und 0,4-1 g/t Au.

134 W. HANNAK: Die Rammelsberger Erzlager GOSLARER TROG

Nordberg r- Logermulde Oberharzer Devon-Sattel TON

HORIZONT der ERZLAGER

S CHIEFER

SANDBAND-SANDSTEIN - TUFF - HÖR.

SCHIEFER CALCEOLA-SCHIEFER

Unterdevon OKERTAL-SCHWELLE

Abb. 5. Schematisches paläogeographisches Profil durch Okertal-Schwelle und Goslarer Trog.

Etwa die Hälfte der Metallgehalte der Lagererze erreichen die B a n d e r z e , die bereichs-weise schon unmittelbar über der Basisdoppeltuffbank des Lagerhorizontes einsetzen und besonders in der streichenden Fortsetzung des Ostrandes des Neuen Lagers auftreten, aber auch lokal als Linsen im Lagererz eingeschaltet sein können. Sie bestehen aus einem rhyth-mischen Wechsel von Tonschiefern und feinkörnigem Erz. Vorwiegend besteht das Erz aus Zinkblende und etwas Bleiglanz, daneben gibt es sehr kupferreiche Lagen sowie nahezu reine Pyritbanderze (Abb. 3). Die Erzlagen zeigen oft in sich eine Kleinabfolge, die Pyrit-reich beginnt und Blei-Pyrit-reich abschließt.

Über die tektonische Deformation der Banderze läßt sich außerordentlich viel sagen.

Bei einer stets vorhandenen Schieferung der Tonschieferlagen sind die einfachsten Formen vom Kleinst- bis in den Großbereich Abschiebungen. Kleinstfalten haben Amplituden und Wellenlängen im mm-Bereich und gehen bis in mikroskopisch kleine Dimensionen. Ent-sprechend lassen sich alle Übergänge bis zu Faltengrößen im Meterbereich und darüber belegen. Dabei sind ungewöhnlich intensive Materialwanderungen von den Faltenschenkeln in die Scharniere festzustellen, die den Faktor 1:10 weit überschreiten können. Eng- und weitständige Schieferungsüberprägungen mit Übergängen von der echten Biegegleitfalte zur Scherfalte sind in mannigfachen Abwandlungen zu beobachten. In den Faltenumbie-gungen sind die Erzlagen entlang den Schieferungsfugen in besonders stark beanspruchten Partien büschel- und garbenförmig ins Nebengestein abgequetscht, und auf weitständigen Schieferungsfugen und lokalen Dehnungsfugen erkennt man leicht paratektonische Erz-mobilisate, wie z. B. Kupferkies, Bleiglanz, Zinkblende, Pyrit und Quarz als Gangart. Auf Abscherungsflächen sind gar nicht so selten hauchdünne Bleiglanzharnische zu finden. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Anzeichen für sedimentäre Rutschungen vorhanden sind, die aber durch die tektonische Überprägung nur in den seltensten Fällen sicher von echten tek-tonischen Formen zu unterscheiden sind.

Der eingangs erwähnte und von W. E. SCHMIDT (1932, 1934) als stratigraphischer Horizont eingestufte K n i e s t steht eng mit der Lagerstättenbildung in Zusammenhang.

Abb. 6. Ausbiß der unterdevonischen Erzbank im Kommunion-Steinbruch. •

W. H A N N A K : Die Ratnmelsberger Erzlager 135

136 W. HANNAK : Die Rammelsberger Erzlager

Vornehmlich im bergmännisch Hangenden, also dem unmittelbaren stratigraphisch Liegen-den des Alten Lagers, treten mehrere, unterschiedlich große, derartige verkieselte Schiefer-linsen auf. Ihre Entstehung führt man auf reine kieselsäurereiche und metallarme Vorläufer-thermen zurück. Während der Faltung sind die Kniestlinsen stark zerbrochen und durch mobilisierte Erzlösungen aus den Lagern vererzt worden. Nicht auszuschließen ist auch die Möglichkeit, daß es sich um eine selbständige aszendente Vererzung im Rahmen der Ober-harzer Gangbildungen handelt.

Eine wesentliche Ursache für die Lagerbildung ist in der p a l ä o g e o g r a p h i s c h e n G e o s y n k l i n a l - E n t w i c k l u n g des L a g e r b e r e i c h e s zu suchen. Die Lager liegen am nordwestlichen Schwellenabhang der Okertalschwelle (Westharzschwelle) zum Goslarer Trog (Abb. 5). Dieser Schwellenabhang ist vom Ende des Unterdevons bis zur Zeit der Lagerbildung ein Bereich sich stetig ändernder Fazies und Mächtigkeiten. Einer stark kon-densierten Mächtigkeit in kalkiger Fazies mit Schichtausfällen auf der Schwelle, die für das Mitteldevon bis zum Lagerhorizont noch keine 150 m beträgt, steht eine Mächtigkeit von möglicherweise mehr als 1000 m im Goslarer Trog gegenüber. Die Entwicklung zeichnet sich in den Cafceo/a-Schiefern schon deutlich in der unterschiedlichen Ausbildung der Ablage-rungen ab. Die Differenzierung des Geosynklinalbereichs in Becken und Schwelle ist zu der Zeit in voller Entwicklung. Es fehlten nur die Sedimentzufuhren, um die Absenkung zu kompensieren. Mit den Bewegungen geht eine Belebung der Reliefenergie des Abtragungs-gebietes einher, die sich mit zeitlicher Verzögerung im Sandbandschiefer voll auswirkt. Das Abtragungsgebiet lag im heutigen nordöstlichen Harzvorland, von dem stark sandige Schüttungen entlang dem Schwellenhang in das Becken hinein erfolgten und die die Absen-kung akkumulierten.

Mit den epirogenen Bewegungen ist eine deutliche Zunahme des initialen Magmatismus zu verzeichnen, der zunächst nur ein reiner Tuffvulkanismus ist. Erste Tuffe treten schon im Unterdevon auf; sie werden im Laufe der Zeit immer zahlreicher und erreichen etwa zur Zeit der Lagerbildung ihre größte Mächtigkeit. Später in den höheren Wissenbacher Schiefern ist dann der Vulkanismus effusiv und führte zu den Diabasdecken am Steinberg, bei Wolfshagen usw.

Der paläogeographische Überblick sollte zeigen, daß ein mobiler simischer Magmatis-mus da ist, daß der Lagerbereich auf dem Schwellenabhang in dem tektonisch günstigen

Der paläogeographische Überblick sollte zeigen, daß ein mobiler simischer Magmatis-mus da ist, daß der Lagerbereich auf dem Schwellenabhang in dem tektonisch günstigen