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Der unvollkommene Markt

Im Dokument Verrechnung von Marken im Konzern (Seite 194-200)

Entwicklung eines Modells zur Herstellung vergleich- vergleich-barer Verhältnisse für den Geschäftsvorfall der

5.2 Theoretische Fundierung und Darstellung der Einflussgrö- Einflussgrö-ßen zum Markenlizenzkalkül

5.2.1 Grundlagen der Markt- und Preistheorie

5.2.1.2 Der unvollkommene Markt

5.2.1.2.1 Annahmen des unvollkommenen Marktes

Das Modell des vollkommenen Markts ist nur durch eine Reihe von Restriktionen mög-lich, deren Praxisrelevanz infrage gestellt wird. In der Realität sind vollkommene Märkte nur selten anzutreffen. In der Literatur werden vor allem beispielhaft Wertpapier- und Rohstoffbörsen genannt, bei denen die Annahmen des vollkommenen Marktes annä-hernd bestätigt werden.850 Wird nur eine der Bedingungen des vollkommenen Marktes nicht erfüllt, so spricht man von einem unvollkommenen Markt. In diesem Kapitel werden die für den vollkommenen Markt geltenden Annahmen schrittweise aufgelöst und ihre Auswirkung auf die Preisbestimmung analysiert.

Im unvollkommenen Markt existieren zeitliche, räumliche, persönliche und sachliche Präferenzen der Marktteilnehmer, die bei den Kaufentscheidungen eine wesentliche Rolle spielen können. Vor dem Hintergrund des gehandelten Gutes „Marke“ sind insbe-sondere die sachlichen Präferenzen von großer Bedeutung. Denn eine Marke entsteht sowohl im rechtlichen wie auch wirtschaftlichen Sinne durch eine Unterscheidungsfunk-tion. An sie werden bestimmte Werte psychologischer oder ökonomischer Natur ge-knüpft, die sie einzigartig, anders oder besonders in der Wahrnehmung der Nachfrager macht. Damit wird eine Nutzungsmaximierung des Nachfragers impliziert. Wird auf der Seite des Anbieters eine umsatz-, absatz- oder marktteilbezogene Orientierung nach-verfolgt, müssen bei der Preisbildung die Kosten, welche bei der Entstehung der sachli-chen oder persönlisachli-chen Präferenzen zustande kommen, berücksichtigt werden. Durch Anstieg des Umsatzes wird ein Totalgewinn über die Lebensdauer eines Unternehmens nicht zwingend gewährleistet sein, weil beispielsweise ein überproportionaler Kostenan-stieg (verbunden mit Werbekampagnen etc.) den Zuwachs des Umsatzes kompensieren kann. In dem Zusammenhang ist die zeitliche Komponente einer Gewinnmaximierung

850 Vgl. SCHUMANN,J./MEYER,U./STRÖBLE,W., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 2007, S. 22, GAWEL,E./BIZAR,K., et al., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 2009, S. 329, OTT,A.O., Preis-theorie, 1989, S. 36.

176 nicht zu vernachlässigen. Eine kurzfristige Gewinnmaximierung ist in den wenigsten Fäl-len an einen langfristigen Erfolg geknüpft und vice versa.851

In unvollkommenen Märkten vollziehen sich Preis- und Mengenveränderungen nicht un-endlich schnell. Die verlangsamte Reaktionsgeschwindigkeit hat zur Folge, dass für ho-mogene Güter unterschiedliche Preise vorgefunden werden können. Je höher dabei die Reaktionsgeschwindigkeit (z. B. Börse), desto geringer fällt die Bandbreite der Preise für homogene Produkte aus.

Der Erfolg einer realisierten Transaktion wird in dem unvollkommenen Markt durch die sog. Transaktionskosten heruntergesetzt. FRITSCH definiert fünf Typen von Transakti-onskosten: Anbahnungskosten852, Vereinbarungskosten853, Abwicklungskosten854, Kon-trollkosten855 und Anpassungskosten856. Der Preis, welcher sich für den Nachfrager ergibt, stellt die Summe aus Angebotspreis und den Transaktionskosten dar. Dadurch ergeben sich Kostenvorteile für Unternehmen, die geringere Aufwendungen für die Be-reitstellung von homogenen Produkten am Markt besitzen.857

Güter oder Leistungen, die auf dem unvollkommenen Markt gehandelt werden, sind nicht homogen und werden vom Nachfrager auch nicht als solche wahrgenommen. Die Be-schaffung vollständiger Informationen ist mit hohen Transaktionskosten verbunden, was zu Problemen, die sich durch asymmetrische Informationsverteilung858 zwischen den

851 Das Problem bei der Hypothese der Maximierung des Periodengewinns liegt in der Festlegung der Pe-riodenlänge. Geht man beispielsweise von einem Quartal aus, so wirken Werbemaßnahmen oder die Entwicklung eines Produkts in dem Quartal als kostenerhöhend und tragen kurzfristig nicht zum Erlös bei. Diese Maßnahmen wären bei der Betrachtung kurzfristiger Gewinnmaximierung zu unterlassen. Mit-tel- und langfristig läuft jedoch das Unternehmen Gefahr, aus dem Markt verdrängt zu werden. Deswe-gen erscheint es plausibel, nicht den Gewinn einer (kurzen) Periode, sondern den Gewinn über längere Zeiträume hinweg zu maximieren, wobei aus Gründen der Liquiditätssicherung oder Rücksichtname auf kurzfristige Aktionärsinteressen ein bestimmter Mindestgewinn in den jeweils kurzen Perioden ange-strebt wird. Vgl. SCHUMANN,J./MEYER,U./STRÖBLE,W., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 2007, S. 231.

852 „Z. B. Ressourcenverzehr bei der Informationssuche und -beschaffung über potentielle Transaktions-partner und deren Konditionen“(FRITSCH,M., Marktversagen, 2011, S. 10).

853 „Dies sind solche Aufwendungen, die im Zusammenhang mit Intensität und zeitlicher Ausdehnung von Verhandlungen, Vertragsformulierung und Eignung entstehen“ (FRITSCH, M., Marktversagen, 2011, S. 10).

854 „Aufwendungen, die mit der Durchführung der Transaktion verbunden sind, wie etwa Transport- und Managementkosten“ (FRITSCH,M., Marktversagen, 2011, S. 10).

855„[...] Kosten, die zur Sicherstellung der Einhaltung von Termin-, Qualitäts-, Mengen-, Preisvereinbarungen dienen“ (FRITSCH,M., Marktversagen, 2011, S. 10).

856 „Z. B. Aufwendungen zur Durchsetzung von Termin-, Qualitäts-, Mengen-, Preisänderungen auf Grund veränderter Bedingungen während der Laufzeit der Vereinbarung“ (FRITSCH,M., Marktversagen, 2011, S. 10).

857 Vgl. FRITSCH,M., Marktversagen, 2011, S. 10 f.

858 Zu „Agency-Theorie“ vgl., SCHMIDT,R.H., in: Rühli, E./Thommen, J. P., Unternehmensführung, 1981, S. 135–154, PRATT J.W./ZECKHAUSER R.J., Principal and Agents, 1985, S. 2, ELSCHEN,R., DBW, 1988, S. 248–250, SCHNEIDER,D., Betriebswirtschaftslehre, 1992, S. 23 ff., SCHMIDT,R.H./TERBERGER,E., In-vestitions- und Finanzierungstheorie, 1997, S. 415, EWERT,R., HWB, 2007, Sp. 1 ff.

177 Nachfragern und Anbietern ergeben, führt. Die Ungleichverteilung der Informationen der Marktteilnehmer kann zu opportunistischem Marktverhalten führen, wodurch die Funkti-onstüchtigkeit des Marktes erheblich beeinträchtigt wird, was im schlimmsten Fall zum Marktversagen führen kann.859 Die mangelnden Informationen der Marktteilnehmer kön-nen zu der sog. „adverse selection“860 führen. Diese hat zur Folge, dass Angebote über-durchschnittlicher Qualität, für die dieser Preis zu niedrig wäre, gar nicht erst auf den Markt kommen. Die durchschnittliche Qualität und demzufolge auch der Preis, den die Nachfrager zahlen, werden entsprechend niedriger. Dies kann zu einem Gleichgewicht auf dem Markt führen, wenn die angebotene Qualität der Produkte sinkt bis noch die allerschlechteste Qualitätsklasse im Angebot ist.861 Um das Zusammenbrechen bzw. das Versagen des Marktes zu verhindern, können die Marktteilnehmer versuchen, dem In-formationsmangel entgegenzuwirken. Allerdings sind die Maßnahmen, die zur Überwin-dung der genannten Hindernisse führen, mit erheblichen Kosten verbunden. Dabei muss man Wohlfahrtseinbußen hinnehmen, welche sich nicht zwangsläufig in erhöhten Prei-sen oder ErlöPrei-sen widerspiegeln.862 Weitere Markteinschränkungen im unvollkommenen Markt sind räumliche (z. B. kulturelle Beschränkungen), organisatorische (z. B. Börsen-zeiten) und Zahlungsbeschränkungen (z. B. Devisenbewirtschaftung) sowie Kapazitäts-einschränkungen (z. B. Erweiterung von Produktionsanlagen, Verfügbarkeit von qualifi-zierten Fachkräften).863 Darüber hinaus stellen staatliche Eingriffe wie Besteuerung oder Festsetzung eines Höchst- oder Mindestpreises weitere Markteinschränkungen dar864. Durch das Auflösen der Prämissen des vollkommenen Marktes stellt sich kein einheitli-cher Preis für vergleichbare Produkte oder Leistungen ein, vielmehr ergeben sich für die Unternehmen diverse Möglichkeiten, Preisdifferenzierungen durchzuführen.

859 Ein viel zitiertes Beispiel für Marktversagen durch Informationsasymmetrie ist ein Gebrauchtwagenmarkt, auf dem nur dem einzelnen Anbieter die Qualität des von ihm angebotenen Wagens bekannt ist, die Nachfrager hingegen nur die durchschnittliche Qualität des Gesamtangebots kennen, hingegen nicht in der Lage sind, den einzelnen Wagen zu beurteilen. Die Nachfrager werden deswegen nur bereit sein, höchstens einen der durchschnittlichen Qualität entsprechenden Preis zu zahlen. Vgl. FRANKE,G./HAX, H., Finanzwirtschaft, 2009, S. 458, SCHUMANN,J./MEYER,U./STRÖBLE,W., Grundzüge der mikroökono-mischen Theorie, 2007, S. 132.

860 Vgl. AKERLOF,G., Quarterly Journal of Economics, 1970, S. 488 ff.

861Vgl. SCHUMANN,J./MEYER,U./STRÖBLE,W., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 2007, S. 459, FRITSCH,M., Marktversagen, 2011, S. 268–285.

862 Vgl. FRANKE,G./HAX,H., Finanzwirtschaft, 2009, S. 459.

863 Vgl. VORMOOR,CH., Unternehmensdatenbanken, 2005, S. 80.

864 Vgl. SCHUMANN,J./MEYER,U./STRÖBLE,W., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 2007, S. 217.

178 5.2.1.2.2 Preiskalkül im unvollkommenen Markt

Für die Modellierung der Preisfindung im unvollkommenen Markt sind die Kosten, wel-che bei der Entstehung der sachliwel-chen oder persönliwel-chen Präferenzen zustande kom-men – d. h. die Kostenstruktur, die Marktforkom-men, die durch die Zielsetzung der Marktteil-nehmer sowie deren Verhaltensweisen beeinflusst werden, sowie die sich daraus erge-bende Preis-Absatz-Funktion – maßgeblich.865 Für das Verhalten der Marktteilnehmer ist die Ausprägung der Marktstruktur, in der sie operieren, von großer Bedeutung. Des-wegen wird an dieser Stelle erläutert und untersucht, welche Preise sich auf den unvoll-kommenen Märkten abhängig von der Marktstruktur einstellen.

Hinsichtlich der Zielsetzung der Marktteilnehmer kann vereinfachend auf der Anbieter-seite (Lizenzgeber und ggf. Lizenznehmer) von der Gewinnmaximierung866 und auf der Seite der Nachfrager von Nutzenmaximierung gesprochen werden. Aufgrund dessen setzen Preisentscheidungsmodelle, die auf mikroökonomischen Theorien basieren, die Kenntnis über die Kosten der Anbieter, die bei Erbringung einer Leistung verursacht wur-den, die Reaktion der Nachfrager auf die Veränderungen des Preises und die Reaktion der Konkurrenten voraus.867

Tabelle 4: Marktformen nach Stackelberg868

865 Vgl. GAWEL,E./BIZAR,K., et al., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 2009, S. 331.

866 Vgl. GAWEL,E./BIZAR,K., et al., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 2009, S. 223, sprechen in dem Zusammenhang von folgenden Zielen: Gewinnzielen (kurzfristige Gewinnmaximierung als Maxi-mierung des Periodenerfolgs, langfristige GewinnmaxiMaxi-mierung als MaxiMaxi-mierung des Totalerfolgs, „Satis-ficing“), Erlösmaximierung und Kostendeckung.

867 Vgl. NIESCHLAG,R./DICHTL,E./HÖRSCHGEN,H., Marketing, 2002, S. 799.

868 Quelle: NEUBÄUMER,R./HEWEL,B./LENK,T., Volkswirtschaftslehre, 2011, S. 95.

viele wenige einer

viele Polypol Angebotsoligopol Angebotsmonopol

wenige Nachfrageoligopol zweiseitiges Oligopol beschränktes Angebotsmonopol

einer Nachfragemonopol (Monopson)

beschränktes

Nachfragemonopol zweiseitiges Monopol Anzahl der Anbieter

Anzahl der Nachfrager

179 Die Unvollkommenheit eines polypolistischen Marktes wirkt sich auf die Independenz- Dependenz-Situation des einzelnen Marktteilnehmers folgendermaßen aus: Die Inde-pendenz des einzelnen Mitanbieters (bzw. Mitnachfragers) wird durch die Unvollkom-menheit des Marktes erhöht. Hier wirkt sich nicht nur die große Anzahl von Marktteilneh-mern sowohl auf der Nachfrager- als auch Lizenznehmer-Seite (im Fall der Lizenzneh-mer mehrere TeilnehLizenzneh-mer bei Vergabe von einfachen Lizenzen möglich) aus, die dem Einzelnen die Aktionen eines seiner Konkurrenten wenig spürbar macht, sondern auch die Heterogenität der Produkte sowie die Existenz der Nachfrager-Präferenzen869 ver-schiedener Art für bestimmte Anbieter. Gleichzeitig wird die Abhängigkeit des einzelnen Marktteilnehmers von der Gesamtheit aller anderen geschwächt. Demzufolge befindet sich der Polypolist in einer Independenz-Situation gegenüber einem anderen Anbieter und einer Dependenz-Situation gegenüber der Gesamtheit aller Anbieter.870

Das Polypol871 stellt eine vollständige Konkurrenz872 dar, wo der Preis für die Anbieter ein Datum ist, weil sie diesen aufgrund ihrer im Verhältnis zur Gesamtangebotsmenge kleinen Angebotsmenge nicht beeinflussen können.873 Polypolisten können keine Preis-politik betreiben, sondern können sich durch Produktions- bzw. Angebotsmengen an den Markt anpassen.874 Somit ist der Grenzerlös für Unternehmen, die sich an den Preis anpassen müssen, dem (Markt-)Preis gleichzusetzen. Deshalb liegt beim Polypol eine Sonderform der Gewinnmaximierungsregel vor, die besagt, dass das Gewinnoptimum sich nach der Differenzierung der Gewinnfunktion bei einer Ausbringungsmenge ergibt, bei der der Preis und die Grenzkosten übereinstimmen.875 In der polypolistischen Kon-kurrenz ist der Zustand, in dem Anbieter Gewinne erzielen, nicht stabil.876 Weil keine

869 Als Beispiele für die Ursachen dieser Präferenzen können Qualitätsunterschiede, Anbieterimage, Mar-kenimage, Service, persönliche Bindung, Freundlichkeit des Personals, Standortvorteile usw. genannt werden. Vgl. SIEMS,F., Preismanagement, 2009, S. 157, WIED-NEBBELING,S., Markt- und Preistheorie, 1994, S. 105 ff.

870 Vgl. OTT,A.O., Preistheorie, 1989, S. 62.

871 Auch als atomistische Anbieterkonkurrenz bezeichnet. Vgl. OTT,A.O., Preistheorie, 1989, S. 44.

872 Ein vollkommener Markt im Polypol wird als vollständige Konkurrenz oder atomistische Konkurrenz be-zeichnet. Vgl. NEUBÄUMER,R./HEWEL,B./LENK,T., Volkswirtschaftslehre, 2011, S. 104.

873 Vgl. NEUBÄUMER,R./HEWEL,B./LENK,T., Volkswirtschaftslehre, 2011, S. 104.

874 Würde ein Polypolist einen Preis, der minimal über dem Marktpreis läge, verlangen, dann würde (bei homogenen Gütern, vollkommener Markttransparenz und unendlicher Reaktionsgeschwindigkeit) die Nachfrage nach seinem Produkt verschwinden, weil die Nachfrager das Produkt bei einem anderen An-bieter kaufen würden. Vgl. NEUBÄUMER,R./HEWEL,B./LENK,T., Volkswirtschaftslehre, 2011, S. 104. OTT, A.O., Preistheorie, 1989, S. 64 spricht von einer autonomen Mengenanpassung.

875 Vgl. NEUBÄUMER,R./HEWEL,B./LENK,T., Volkswirtschaftslehre, 2011, S. 104.

876 Vgl. NIESCHLAG,R./DICHTL,E./HÖRSCHGEN,H., Marketing, 2002, S. 805.

180 Marktbarrieren existieren, treten neue Anbieter auf den Markt, was zu einer Erhöhung der angebotenen Menge führt und eine Preissenkung bewirkt.877

Auf einem Markt mit vielen kleinen Nachfragern kann sich ein weiteres Extrem ergeben, dass es nämlich nur einen Anbieter gibt, den Monopolisten.878 Ein Monopol ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Gut nur von einem Marktteilnehmer angeboten wird und für das keine bzw. nur höchst ungenügende Substitute existieren. Aufgrund dessen können die Nachfrager im Falle einer Preiserhöhung nicht auf Produkte anderer Anbieter aus-weichen.879 Die einzige Entscheidung des Nachfragers besteht entweder im Verzicht oder in der Reduktion seines Konsums. Der Monopolist kann im Gegensatz zum Poly-polisten entweder zu einem von ihm festgelegten Preis (Preisfixierer) über die Nachfra-gefunktion seine Absatzmenge berechnen oder zu einer von ihm vorgegebenen Menge (Mengenfixierer) über die Nachfragefunktion den Preis bestimmen.880

Im Monopol können hinsichtlich der Ursachen drei Formen unterschieden werden: kos-tenbasierte Monopole881, technologie- und rechtsbasierte Monopole882 sowie markenba-sierte Monopole. Markenmonopole entstehen durch die subjektive Markenwahrnehmung der Kunden, indem der Anbieter durch markenpolitische Maßnahmen (u. a. „Branding“) ein oder mehrere Kundengruppen dazu bringt, dass sie nur diesen Anbieter als relevant ansehen und andere Anbieter und ihre Preise, die grundsätzlich vorhanden sind, ohne

877 Vgl. NIESCHLAG,R./DICHTL,E./HÖRSCHGEN,H., Marketing, 2002, S. 805.

878 Die Unvollkommenheit der Märkte verhilft den Marktteilnehmern, auch den Polypolisten, zu einem ge-wissen Handlungsspielraum, der es ihnen erlaubt, sich wie Monopolisten zu verhalten. Ein Unternehmen kann unterschiedlichen Wettbewerbssituationen ausgesetzt sein, doch haben die Preis-Absatz-Funktio-nen der meisten Anbieter eines gemeinsam: Ihr Verlauf wird durch den Einsatz von Marketing-Instru-menten entscheidend geprägt. Sie schafften bei den Abnehmern Präferenzen für ein Produkt. Das Vor-handensein von Präferenzen schlägt sich unmittelbar in der Preis-Absatz-Funktion nieder und weist ei-nen monopolistischen Bereich auf. Vgl. NIESCHLAG, R./DICHTL, E./HÖRSCHGEN,H., Marketing, 2002, S. 805 und 833 f.

879Vgl. NEUBÄUMER,R./HEWEL,B./LENK,T., Volkswirtschaftslehre, 2011, S. 106, NIESCHLAG,R./DICHTL,E./

HÖRSCHGEN,H., Marketing, 2002, S. 806, MEFFERT,H., Marketing, 2000, S. 533 f.

880 Vgl. GAWEL,E./BIZAR,K., et al., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 2009, S. 367, NEUBÄUMER, R./HEWEL,B./LENK,T., Volkswirtschaftslehre, 2011, S. 106, NIESCHLAG,R./DICHTL,E./HÖRSCHGEN,H., Marketing, 2002, S. 806, SCHUMANN,J./MEYER,U./STRÖBLE,W., Grundzüge der mikroökonomischen The-orie, 2007, S. 26 f.

881 Eine Ursache für diese Monopole besteht darin, dass aufgrund hoher Fixkosten nur ein Anbieter (in vielen Fällen war das früher der Staat) seine Leistung am Markt anbieten kann. Beispiele hierfür sind ehemals monopolistische Branchen wie Bahn, Telekommunikation und Energie. Vgl. SIEMS,F., Preismanage-ment, 2009, S. 135, VARIAN,H.R., Mikroökonomie, 2011, S. 513 ff., WIED-NEBBELING,S., Markt- und Preistheorie, 1997, S. 37.

882 Monopole können entstehen, wenn nur ein Anbieter technisch in der Lage ist, eine Leistung/ein Produkt zu erzeugen, weil das hierzu notwendige Wissen anderen Unternehmen z. B. wegen eingetragener Pa-tente nicht zur Verfügung steht. Ein typisches Beispiel sind Pharma-Unternehmen, die ein neues Produkt entwickelt haben, dessen Rezeptur zeitlich befristet anderen Unternehmen nicht verfügbar ist. Vgl.

SIEMS,F., Preismanagement, 2009, S. 135.

181 Beachtung bleiben. Somit tritt der Anbieter diesen Kunden gegenüber als Monopolist auf.883

Entgegen dem Fall der vollständigen Konkurrenz stellt der Preis für den Monopolisten kein Datum dar, deswegen ist sein Grenzerlös nicht gleich dem Preis.884 Zur Bestimmung eines gewinnoptimalen Preises ist die Kenntnis der Grenzkosten, nicht jedoch die Kennt-nis der absoluten Höhe der Gesamtkosten erforderlich.885

Beim Gesamterlös muss der Monopolist darauf achten, ob eine Preissenkung oder Preiserhöhung mit der dadurch bestimmten Änderung der Ausbringungsmenge eine Zu- oder Abnahme des Erlöses bewirkt. Der Monopolist erreicht den höchsten Gewinn, wenn die Differenz zwischen den Erlösen und Kosten am größten ist.886 Er kann davon ausge-hen, dass er von einem Produkt umso mehr absetzt, je billiger er es anbietet. Die negativ geneigte Preis-Absatz-Funktion verläuft von einem Prohibitivpreis, zu dem nichts abge-setzt wird, bis zum Punkt der Marktsättigung, der bei dem Preis null die absetzbare Menge angibt.887

Abbildung 16: Gewinnmaximum im Angebotsmonopol bei linearem Kostenver-lauf888

883 Vgl. SIEMS,F., Preismanagement, 2009, S. 135.

884 Vgl. NEUBÄUMER R./HEWEL,B./LENK,T., Volkswirtschaftslehre, 2011, S. 107.

885 Vgl. MEFFERT,H., Marketing, 2000, S. 535.

886 Vgl. NIESCHLAG,R./DICHTL,E./HÖRSCHGEN,H., Marketing, 2002, S. 807.

887 Vgl. NIESCHLAG, R./DICHTL, E./HÖRSCHGEN, H., Marketing, 2002, S. 807, SCHUMANN, J./MEYER, U./STRÖBLE,W., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 2007, S. 24–25.

888 Quelle: NIESCHLAG,R./DICHTL,E./HÖRSCHGEN,H., Marketing, 2002, S. 808.

Im Dokument Verrechnung von Marken im Konzern (Seite 194-200)