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Unfiulle mit Menschenopfern und Sachschäden im Gebiet der Schweizer Alpen

c. Durch Lawinen verursachte Unfälle und Schdden

1. Unfiulle mit Menschenopfern und Sachschäden im Gebiet der Schweizer Alpen

Vorbemerkungen

Mit 73 unserem Institut bekannt gewordenen Schadenfällen erweist sich der Berichtswinter als verhältnismäßig schadenreich. In der großen Mehrzahl handelte es sich dabei um Lawinennieder gänge während oder unmittelbar nach Großschneefällen, wobei vor allem Kommunikationen meist Straßen und Bahnen, betroffen wurden. Mehrfach traten jedoch auch Niedergänge mit außer-ordentlichem Charakter auf, denen alte Häuser und Ställe sowie Wald zum Opfer fielen (11 Fälle).

Zu bedenken gibt die Tatsache, daß auch fünf Skilifte beschädigt oder zerstört wurden, darunter einer während des Betriebes (Unfall Nr. 15).

In 20 Fällen wurden total 77 Personen in Mitleidenschaft gezogen. Von den Mitgerissenen waren 61 nicht vollständig zugedeckt und konnten sich selbst befreien oder durch Kameraden oder Ret tungskolonnen ohne Sucharbeit aufgefunden werden, darunter 6 Tote und 20 Verletzte. In 9 Fällen mußte nach total 16 Verschütteten gesucht werden. Dabei konnten die Vermißten durch folgende Mittel aufgefunden werden:

Kameradenhilfe: 1 (unverletzt)

Sondiermannschaft: 4 (2 Verletzte, 2 Tote)

Lawinenhund: 10 (2 ohne Schäden, 2 Verletzte, 6 Tote;

von den Verletzten ist eine Frau später gestorben)

unbekannt: 1

Als besonders glückliche Rettungsaktionen sind die Fälle von Gsteig-Diablerets (Nr. 9) und Robiei (Nr. 34) zu erwähnen, wo es nach je 30, 40, 45 und 75 Minuten Verschüttungsdauer noch gelang, die Vermißten aus einer Tiefe bis zu 1.80 m lebend zu bergen. Im Gegensatz zu diesen glücklichen Ret tungserfolgen steht der Ausgang der Aktion am Lagaib (Nr. 41), bei der die nur 70 cm tief verschüt tete Skifahrerin nach 36 Minuten aufgefunden werden konnte, trotz ärztlicher Hilfe jedoch am näch sten Tage verschied.

Auffallend viele Unfälle ereigneten sich auf Straßen und Bahnen, wobei die sechs Todesopfer aus-nahmslos im Zusammenhang mit Schneeräumungsarbeiten standen (Nr. 5, 65, 68). Auch ereigneten sich erneut Skilehrer- und Bergführerunfälle, einige davon ohne Schaden, zwei jedoch mit Todes-folge für die beteiligten Bergführer (Nr. 29, 50); wiederum muß in diesem Zusammenhang die Frage aufgeworfen werden, ob bei der Ausbildung der Bergführer und Skilehrer das Problem der Lawinen in genügender Weise berücksichtigt wird.

Von den 16 in Lawinen tödlich Verunfallten waren deren acht Skifahrer und Bergsteiger, die mit einer AusnahmeLagalbdie Schneemassen selbst ausgelöst haben, vier sind während der Är beit auf Bahn, Straße und einer Gebirgsbaustelle verunglückt, während die drei Todesopfer auf der Lukmanierstraße (Nr. 65) und der Tod einer Frau auf vorsommerlichem Spazierweg (Nr. 72) als Spezialfälle zu bezeichnen sind.

Im letztjährigen Winterbericht Nr. 29 von 1964/65 haben wir bei der Besprechung der Unfälle am Corvatsch (Seite 98-100), bei Gletsch (5. 105-107) und in Mattmark (5. 109-1 12) die Frage eines even tuellen menschlichen Verschuldens unbeantwortet lassen müssen mit Rücksicht auf die damals noch nicht abgeschlossenen strafrechtlichen Untersuchungen. Wir haben gehofft, darüber in der diesjährigen Folge berichten zu können. Unsere diesbezüglichen Erkundigungen Ende Juni 1967 ha-ben ergeha-ben, daß die Fälle Corvatsch und Mattmark noch nicht abgeschlossen sind. Dagegen wurde die Strafuntersuchung über das Unglück bei Gletsch eingestellt. Der zuständige Instruktionsrichter kam zum Ergebnis, «daß trotz eingehender Untersuchung des Falles nach allen Seiten ein zumefiba res Verschulden nicht vorliegt», sodaß er gemäß Art. 1 13, Ziffer 1 litt. b StPO zum Schluß gelangt, die Weiterführung des Verfahrens sei nicht gerechtfertigt. (Verfügung vom 23. Mai 1966, gegen die von keiner Seite Berufung eingelegt wurde).

Nr. 1 30. November 1965: Verkehrsunterbruch im Lötschental.

Während der Schneefälle Ende November gingen im Lötschental mehrere Lawinen nieder, wobei die Talstraße verschüttet wurde. Die Räumungsarbeiten dauerten mehrere Stunden.

Nr. 2 Anfangs Dezember 1965: Schneerutschschäden im Goms.

Im Gebiet von Münster rutschte die Schneedecke an Steilhängen unterhalb des Waldes an ver schiedenen Orten auf der Grasnarbe ab, wobei zwei Stangen der Hochspannungsleitung beschädigt wurden.

Nr. 3 Dezember 1965: Waldschaden in Saas-Fee.

Nachdem die Domlawine bereits am 5. Dezember niedergegangen war und auch die Fall- und Schopfenlawine in großem Ausmaß aufgetreten waren, hatte der nochmalige Absturz der Domlawi ne am 7. Dezember einen Waldschaden zur Folge.

Nr. 4 Dezember 1965: Gebäudeschäden nach künstlicher Auslösung.

Zur Sicherung der Baustelle von Vouasson im Val d‘H&ens wurde die künstliche Auslösung der gefährlichen Schneemassen durch Abwurf von Sprengkörpern aus dem Helikopter angeordnet. Wie beabsichtigt, setzte sich die Schneedecke in den Sprengzonen in Bewegung. Die Lawinen drangen jedoch teilweise bis ins Gebiet der Baustelle vor, wo mehrere Baubaracken zerstört wurden.

Nr. 5 Dezember 1965: Unglück bei der Schneeräumung an der Rochers de Naye-Bahn. Die Todes-opfer: Edmond Ruchet, 24jährig, Glion; Marcel Durgnat, 4Ojährig, Territet.

Die auf den 10. Dezember gefallenen Neuschneemengen erforderten vor der Betriebsaufnahme der Bahn Glion—Rochers de Naye die Freilegung der Geleise. Kurz vor 9.00 Uhr befand sich die Loko

Fig. 1 1 Lawinenunglück am Rochers de Naye, Karte 1 :25 000

*) alle Kartenausschnitte dieses Berichtes sind reproduziert mit Bewilligung der Eidg. Landestopographie vom 13. 6. 1967.

motive mit der Schneeschleuder in den Westhängen von Le Merdasson, zwischen den Haltestellen Paccot und Jaman. Unmittelbar nach der Ausfahrt aus der Lawinengalerie wurde die Komposition von einer Lawine erfaßt und über einige Hundert Meter Distanz durch ein Tobel hinuntergespült.

Auf ca. 1400 m Höhe kam das zertrümmerte Gefährt zum Stillstand.

Von den sieben Angestellten, die sich in der verschütteten Maschine befanden, konnten sieh d&

ren fünf selbständig oder durch die Hilfe ihrer Kameraden retten. Alle waren verletzt und wurden ins Krankenhaus von Montreux eingeliefert; ohne schwerwiegende Verletzungen konnten sie nach kürzerem Aufenthalt wieder entlassen werden.

Von den Arbeitern Ruchet und Durgnat war durch die ersten Hilfskräfte keine Spur zu entdecken.

So wurden die Polizei sowie die Lawinenhundeführer der Gegend alarmiert, letztere in der Zeit zwi schen ll.30—l2.15 Uhr. Die durch weitere Helfer vervollständigten Rettungsequipen von total ca.

80 Mann langten um 13.15 bzw. 14.45 Uhr auf der Unfallstelle an. Der Suchbereich in dem mehrere Hundert Meter langen Tobel gestattete, die sechs Hunde in Ablösungen zu je drei Equipen einzu setzen. Bei stürmischem Schneefall gestalteten sich die Sucharbeiten für Mann und Hund sehr müh sam. Um 16.10 Uhr konnte der vermißte Ruchet in einer Tiefe von ca. 80 cm und um 17.15 Uhr M.

Durgnat unter einer rund 2 m mächtigen Schneedecke auf Grund der Anzeigen durch die Hunde aufgefunden werden. Bei beiden wurden längere Wiederbelebungsversuche unternommen, wobei die Hoffnung bestand, den verunglückten Durgnat der noch geringe Lebenszeichen von sich gab

am Leben zu erhalten. Trotz anderthalbstündiger Bemühungen unter der Leitung eines Arztes ge lang es leider nicht, die zwei Verschütteten zu retten.

Nr. 6 Dezember 1965: Strafienverschüttung bei Finhaut VS.

Eine große Lawine ging, auf teilweise bisher nie beobachteter Absturzbahn, nur 100 m vom Dorf-rand gegen Gitroz nieder und verschüttete die zwei Tage vorher geöffnete Straße.

Nr. 7 Dezember 1965: Verkehrsunterbruch im Meiental.

Durch den Niedergang der Lawine im Löwerental wurde das Meiental von der Außenwelt abge schnitten. Die Schneemassen überdeckten die Straße Meien—Wassen auf rund 100 m Länge 3—4 m hoch.

Nr. 8 31. Dezember 1965: Gotthardstraße verschüttet.

Am Silvestertag um 20.30 Uhr, als zum Verladebahnhof Göschenen ein reger Autoverkehr herrsch te, ging die berüchtigte Entschigtallawine in großem Ausmaß nieder und überflutete in der Ent schigtalkurve die Gotthardstraße auf etwa 40 m Länge. Die bis 10 m hoch über der Straße liegenden Schneemassen hatten einen Verkehrsunterbruch bis 1. 1. 66, 15.00 Uhr zur Folge. Die Autotransport züge wurden während dieser Zeit bis und ab Erstfeld geführt. Es darf als glücklicher Zufall bezeich net werden, daß sich im Augenblick des Lawinenniederganges kein Fahrzeug in der Gefahrenzone befand.

Nr. 9 31. Dezember 1965: Glückliche Rettung im Berner Oberland.

Nachdem an den Vortagen größere Schneemengen gefallen waren und auch am Silvestermorgen nochmals ca. 50 cm Zuwachs gemessen wurde, mußte die Normalabfahrt von der Oldenegg zur Tal-station Reusch der Diablerets-Seilbahn gesperrt werden. Eine Gruppe des Sicherungsdienstes erhielt den Auftrag, die im allgemeinen lawinensichere Abfahrt «Chamois», die im obersten Teil durch lichten Lärchenwald führt, zu kontrollieren. Die sechs Patrouilleure fuhren in kleineren Abständen und hatten unterhalb Oldenegg einen Steilhang zu überwinden. Als erster fuhr Kurt B., ihm folgten Arthur B. und Fritz B., während die übrigen sich weiter zurück befanden. Plötzlich löste sich unmit telbar oberhalb Fritz B. eine Schneebrettlawine. Fritz B. konnte sich an einer Lärche festklammern und sich so vor einer Verschüttung retten, die beiden Spitzenfahrer dagegen wurden von den Schneemassen erfaßt und zugedeckt. Dies geschah um ca. 10.20 Uhr.

Während ein Mann unverzüglich zur Oldenegg aufstieg, um dort Hilfe zu holen, begannen die Nichtverschütteten, den Lawinenkegel nach den zwei Kameraden abzusuchen. Sie entdeckten da-bei eine Skispitze und das Nachgraben förderte ihren Kameraden Arthur B. zutage. Bei einer Ver schüttungstiefe von 1 .20 m hatte er rund 30 Minuten in den Schneemassen gelegen, und war bereits bewußtlos. Mund und Nase waren mit Schnee gefüllt, sodaß er nach Ansicht seiner Retter nicht mehr lange hätte überleben können. Nach kurzer künstlicher Beatmung erholte sich der Gerettete rasch wieder und half in der Folge sogar bei der Suche nach Kurt B.

STATION OLDENEGG

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Fig. 12 I..CI\VllWflUflfallbei Gsteig-Diablerels: 1) Standort der NichtverschüUeen, 2)Slandort VOflFrHz B., der sich an einer Lärche festhalten konnte,

3) Fundstelle von Arthur B. und 4) Kurt B.

Die Alarmierung der Rettungsmannschaften und ihr Eintreffen auf der Unfallstelle geschah be merkenswert rasch. Um 1 1 .20 Uhr konnte die Sondierarbeit beginnen, die 1 Itrnde waren auf dem Anmarsch. Nach kurzer Suche und unmittelbar vor dem Eintreffen einer weiteren Suchmannschaft mit Lawinenhunden konnte Kurt B. mit einer Sondierstange in ca. 1 .80 m Tiefe lokalisiert und nach

Cii. 1¼ Stunden Verschüttungsdauer befreit werden. Ueber sein Erlebnis berichtete der Gerettete:

«Ich fuhr als Erster in den Lawinenhang ein, und in einem gewissen Abstand folgte mir Arthur B. Ich befand mich ziemlich tief im Hang, als mir die andern zuriefen: ‚en Loui!‘ Ich selbst hörte einen dumpfen Knall, auf welchen die ganze Schneedecke zu gleiten begann. Dadurch wurde ich nicht besonders beein druckt, weil ich glaubte, ich könnte mich durch Äbwärtsfahrt in Sicherheit bringen. Wenn ich mich rich fig erinnere, gelang es mir noch, die Ski abwärts zu wenden. Bevor ich jedoch fahren konnte, wurde ich mehr und mehr eingepackt. Es war mir unmöglich, mich von den Ski zu befreien. Die Zeit langte zu nichts.

Es ging mit mir einfach abwärts, wobei ich immer fester eingepackt wurde. Ich erinnere mich sehr gut, daß ich schützend eine Hand vor den Kopf hielt. Dies war auch der Fall, als der Fluß zum Stillstand kam und jedes meiner Glieder festgemauert war. Ueber meine Lage im Schnee konnte ich mir unmöglich Re-chenschaft geben. Ich wußte nicht, was unten und was oben war. Sicher bin ich, daß mir die Hand vor dem Mund einen kleinen Hohlraum verschaffte. Nach meiner Befreiung zeigte sich, daß an dieser Hand Handschuh und Skistock fehlten. Ueber die Zeit, die ich im Schnee verbrachte, konnte ich mir nur schwerlich eine Vorstellung machen. Ich bin sicher, daß ich nicht die ganze Zeit über bei Bewußtsein

war und ich weiß auch, daß ich geschrien habe, wenn ich erwachte. Es ist für mich schwer zu sagen, ob ich dies tat, um mich bemerkbar zu machen, oder ob es bloße Angst war, die mich jeweils überfiel. Fer ner erinnere ich mich an ständigen Sauerstoffmangel. Äls ich nach 2 (?) Stunden befreit wurde, war ich sehr benommen, und meine Glieder schmerzten mich. Schmerzen hatte ich vorher keine verspürt. Meine Lage im Schnee war eher seitlich und Kopf hangabwärts. Im Gegensatz zu meinem Kameraden Burri, der sehr rasch aufgefunden worden ist, mußte ich nicht beatmet werden.»

Dieser sehr glücklich verlaufene Unfall beleuchtet einmal mehr einige Erfahrungstatsachen, auf die immer wieder hingewiesen wird, die in der Praxis jedoch zu oft mißachtet werden. So gilt nach wie vor, daß lichter Lärchenwald nicht als zuverlässiger Lawinenschutz gelten darf. Nach Schnee-fall- und Sturmperioden sollten zudem Steilhänge, wie jener im vorliegenden Falle, unbedingt vor-sichtiger, d. h. einzeln und mindestens im Rahmen eines Sicherungsdienstes mit Lawinen-schnur befahren werden. Schließlich haben die Patrouilleure aber bewiesen, welche Bedeutung einer guten Kameradenhilfe, von der Beobachtung des Unfallgeschehens über das Absuchen mit Aug und Ohr bis zum richtigen Einsatz der ersten Suchmannschaft und der ersten Hilfe, zukommt.

Ihr mutiges und fachtechnisch richtiges Verhalten, mit dem sie sich zwei Kameraden und den zwei Familien den Ernährer erhalten haben, verdient volle Anerkennung.

Nr. 10 Ende Dezember 1965: Wildschaden im Toggenburg.

Am Wildhauser Schafberg wurden durch eine Lawine fünf Stück Steinwild in die Tiefe gerissen.

Dabei wurden drei Steingeißen getötet und ein stattlicher Bock so schwer verletzt, daß er abgetan werden mußte. Ein Tier konnte unverletzt aus den Schneemassen ausgegraben und in Freiheit ge setzt werden.

Nr. 1 1 2. Januar 1966: Stromunterbruch im Lötschental.

Durch einen Lawinenniedergang zwischen Goppenstein und Kippel wurde wiederum die Straße verschüttet und die Stromzufuhr unterbrochen.

Nr. 12 4. Januar: Gefährlicher Lawinenniedergang in Zermatt.

Zu einer dramatischen Situation kam es in Zermatt, als nachts ein Uhr eine gewaltige Lawine ge gen den nordwestlichen Dorfrand niederstürzte und in der Gegend des Bahnhofes sowie nördlich da-von große Zerstörungen verursachte. Es ist als gütiges Schicksal zu betrachten, daß dieser Nieder-gang nicht einige Stunden früher erfolgte; in den Nachmittags- oder Abendstunden wäre eine Kata strophe mit zahlreichen Opfern unabwendbar gewesen. So befand sich lediglich ein 3Ojähriger deut scher Gast in der Gefahrenzone, der zu Boden geschlagen, verschüttet, und durch Holzsplitter am Kopfe verletzt wurde.

Sehr bedeutend erwiesen sich die materiellen Schäden. Die Geleise der Visp-Zermatt-Bahn wurden auf etwa 500 m Länge überdeckt und die Fahrleitung zerstört. Die neue Güterhalle erlitt Totalscha den, die Schäden am Rohmaterial betrugen Fr. 900 000.—. Zahlreiche Türen und Fenster am Bahn-hofgebäude und -Buffet und an den umliegenden Häusern wurden eingedrückt, Starkstrom- und Te lefonleitungen umgerissen. Holzsplitter und anderes Material wurde über den flachen Talboden bis zur 300 m entfernten Vispe getragen.

Der Bahnverkehr blieb längere Zeit unterbrochen. Zwischen Zermatt und Täsch wurde ein Heu-kopter-Flugdienst eingerichtet, den am Unglückstag rund 100 Gäste zur Abreise benützten.

Für Behörden und Fachleute kam dieser Lawinenabsturz um so überraschender, als in den Jahren 1956-1961 im Einzugsgebiet der Schweifenen eine Lawinenverbauung im Betrag von über 1 Mio. Fr.

erstellt worden war. Es wurde in der Folge eindeutig festgestellt, daß der Anriß der Schadenlawine innerhalb der Verbauung gelegen hatte, indem neun Werke durch den Niedergang Beschädigungen erlitten hatten; die hier angewandte sehr aufgelöste Anordnung der Werke hatte sich offensichtlich nicht bewährt. Unseres Wissens wurde das für die künftige Sicherung des gefährdeten Dorf-teiles so wichtige Ereignis auch nicht gründlich untersucht und das Ergebnis in einem Bericht zusam mengefaßt.

Unklar war längere Zeit auch das weitere Vorgehen zur Verhinderung ähnlicher gefährlicher Ab-stürze. Schließlich wurde der Beschluß gefaßt, im südlichen Teil des Änrißgebietes, der Schweife-nen, die Lawinenverbauung zu vervollständigen. Diese Arbeiten sind bereits 1966 begonnen wor den. Die Visp-Zermatt-Bahn ihrerseits hat das ganze gefährdete Trassee nördlich des Bahnhofes (Schafgrabenlawine) mit einer lawinensicheren Gtlerie überdeckt, was rund 2 Mio. Fr. kostete.

Ungeschützt bleibt weiterhin der Auslaufbereich der Schafgrabenlawine, in dem in den letzten Jahren Neubauten entstanden sind. Es hat sich auch in diesem Falle gerächt, daß die zuständige Baubehörde, entgegen den seinerzeitigen Weisungen des Bundes, Gesuche zum Bau von Wohnhäu sern in der Gefahrenzone dieser Lawine bewilligt hat. Sie hat sich damit der Möglichkeit beraubt, die gefährliche Lawine mit Hilfe des Bundes und des Kantones zu verbauen.

Nr. 13 4. Januar 1966: Realp abgeschnitten.

Vom Müeterlishorn gingen die Spitzeggental- und die Gonenhaltenlaui nieder und überfluteten zwischen Steinbergen und der «Neuen Brücke» die Kantonsstraße und die Fahrbahn der FOB auf rund 200 m Länge. Realp blieb während 3 Tagen ohne Verkehr und ohne genügende Stromversor gung, weil die elektrische Leitung ebenfalls unterbrochen wurde und das kleine Werk im Lochbach wegen Wassermangels nur für jeweils kurze Zeiten in Betrieb gesetzt werden konnte.

Nr. 14 5. Januar 1966: Wald- und Gebäudeschäden bei Ädelboden.

Am frühen Vormittag ging vom Vorder-Lohner-Gipfel eine rund 200 m breite Lawine nieder und stürzte durch die Weite Kumme ins Bonder-Läger. Durch ihren Luftdruck hatte sie im Wald von Holzberg und im Fleckli Schäden verursacht. An Gebäuden im Gebiet von Ahorni und Hirzboden port wurden Glaslauben und leichtere Türen eingedrückt.

Nr. 15 6. Januar 1966: Lawine auf fahrenden Skilift.

Auf der Riederalp im Oberwallis löste sich um 13.45 Uhr, vermutlich durch die starke Einstrah lung, oberhalb des Skiliftes Blausee eine rund 100 m breite Lawine und überflutete dessen

Fahr-Fig. 13 Der Lawinenniedergang ins Bahnhofareal von Zermatt (Foto Comet)

bahn. Dabei wurden mehrere Fahrgäste von den Bügeln gerissen und ganz oder teilweise verschüt tet. Vier der verunfallten Skifahrer konnten sich selbst befreien, zwei durch die erste Gruppe von Skilehrern und Touristen rasch aufgeftinden werden. Ein Skifahrer hatte Verletzungen am Kopf, ein anderer an einem Bein erlitten.

Die zwei aus dem Tal aufgebotenen Lawinenhunde suchten bis 17.15 Uhr nach evtl. weiteren Ver schütteten, dann stellte sich heraus, daß niemand mehr vermißt wurde.

Am Skilift entstand nur geringfügiger Schaden.

Nr. 16 23. Januar 1966: Studentengruppe in Schneebrettlawine.

Eine Gruppe von 12 Studenten aus Zürich befand sich auf einer Skitour von Mollis über den Schild nach Mühlehorn. Auf der Abfahrt vom Schild zur Mürtschenaip gerieten einige Teilnehmer in eine Schneebrettlawine. Durch eigene Kraft und die Hilfe ihrer Kameraden konnten sie jedoch schadlos geborgen werden. Dieses Ereignis bewog den Leiter der Gruppe, bei dem herrschenden schlechten Wetter nicht weiter zu gehen, sondern an einer geschützten Stelle zu biwakieren. Eine zur Hilfeleistung eingesetzte SAC-Rettungskolonne stieß am 24. Januar frühmorgens auf die Gruppe und konnte die mitgenommenen Teilnehmer ins Tal bringen.

Nr. 17 27. Januar 1966: Skilift bei Leysin beschädigt.

Vier Masten des Skiliftes von Chaut de Mont (Socit Tlpherique Ai-Berneuse SA) wurden durch eine Lawine weggerissen.

Nr. 18 Januar 1966: Waldschaden bei Fngelberg.

Durch die vom Grassen abstürzende Herrenrütilawine entstand beträchtlicher Waldschaden.

Nr. 19—22 Ende Januar 1966: Verschiedene Straflenunterbrüche im Wallis.

In den letzten Januartagen verschütteten Lawinen mehrere Straßen im Wallis, so die Route nach Saas-Fee, jene im Val d‘Hrens bei Praz-Jean und unterhalb FIaudres, die Lötschentalstraße an vier verschiedenen Stellen, sowie die Zufahrt ins Binntal; im letzterwähnten Fall wurde ein Auto, dem die Weiterfahrt durch eine Lawine verunmöglicht war und dessen Lenker Hilfe geholt hatte, durch einen nachfolgenden Niedergang vollständig verschüttet.

Nr. 23 31. Januar 1966 : Verkehrsunterbrüche im Tavetsch.

Wie im laufenden Winter bereits mehrmals, wurden die Straße und die Geleise der Furka-Oberilp Bahn durch kleinere Schneerutsche verschüttet, sodaß kürzere Verkehrsunterbrüche entstanden.

Nr. 24 1. Februar 1966: Alpschäden im Unterwalilis.

Von der Dent-d‘Oche, oberhalb dem Grenzdorf Novel, ging eine seit 1922 in diesem Ausmaß nie mehr beobachtete Lawine auf die Alp «La Planche» nieder und zerstörte dort vier Alpgebäude.

Nr. 25, 26 2. Februar 1966: Schäden an Alpgebäuden im Kt. Uri.

In der Gemeinde Gurtnellen-Geißberg fiel dem Niedergang der Himplisplangge-Lawine ein Heu-stall auf Wolfbühl zum Opfer, während die Ob. Heimbüel-Lawine auf Heimbüel-Stafel eine Hütte wegriß.

Nr. 27 8. Februar 1966: Straße in der Schöllenen gesperrt.

Durch den Niedergang der Sprengikehlenlawine wurde die Schöllenenstraße vom 8. Februar 18.30 Uhr bis 9. Februar, 12.00 Uhr gesperrt.

Nr. 28 10. Februar 1966: Oberalpbahn nochmals unterbrochen.

Zwischen Sedrun und Nätschen gingen zahlreiche Lawinen auf die Geleise der Furka-Oberaip

Zwischen Sedrun und Nätschen gingen zahlreiche Lawinen auf die Geleise der Furka-Oberaip