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4. Zusammenstellung der Methoden und Ergebnisse

4.4 Toxikologische Eigenschaften

Die Toxikokinetik untersucht den Verbleib eines Stoffes im Organismus, d.h. die Abnahme der Konzentration im zeitlichen Verlauf. Beschrieben wird die Resorption, die Verteilung, die Biotransformation und die Elimination des Stoffes. Kenntnisse zum toxikokinetischen Verhalten eines Fremdstoffes können wichtige Informationen zur möglichen Toxizität liefern.

Wichtige Parameter sind Bioverfügbarkeit, Bioakkumulation und Bioaktivierung.

Fremdstoffmetabolismus (Biotransformation):

Einführung: ATBC hat eine geringe orale Toxizität. Die Substanz ist weder haut- noch augenreizend und zeigt kein gentoxisches Potential.

Resorption: Der Hauptresorptionsort bei oraler Aufnahme ist der Magen-Darm-Trakt und hier hauptsächlich der Dünndarm wegen seiner großen Oberfläche. Die Molekülgröße und die Lipophilie sind wichtige Eigenschaften der Substanz für die transmembrane Bewegung.

Lipophile Stoffe wie ATBC können biologische Membranen leicht durch passive Diffusion durchdringen.

First-Pass-Effekt bei oraler Aufnahme: Fremdstoffe werden über den Gastro-Intestinal Trakt direkt über die Pfortader aufgenommen und gelangen zuerst in die Leber. Als erstes Organ, das mit dem Fremdstoff in Kontakt kommt, hat sie eine hohe Aktivität an metabolischen Phase 1 und 2 Enzymen. Das bedeutet, dass bereits eine metabolische Eliminierung statt-finden kann bevor der Stoff systemisch verfügbar wird. Die Bioverfügbarkeit wäre somit herabgesetzt.

Verteilung: Das Verteilungsvolumen ist abhängig von der Molekülgröße, der Ladung, der Lipophilie, der Löslichkeit und dem Ausmaß der Proteinbindung (Bindung an endogene Eiweiße wie z. B. Albumin). Beeinflusst wird die Verteilung auch durch die unterschiedliche Organdurchblutung. Lipophile Stoffe neigen zur Akkumulation im Fettgewebe.

Metabolisierung / Biotransformation: Carbonsäureester werden bevorzugt durch Esterasen zu Alkoholen und Carbonsäuren hydrolysiert. Diese Enzyme befinden sich sowohl im Blutplasma als auch in vielen Organen. Im Fall von ATBC wären die Metaboliten Butanol,

Essigsäure und Zitronensäure zu erwarten. Primäre und sekundäre Alkohole werden über die Alkoholdehydrogenase (ADH) zu Aldehyden bzw. Ketonen oxidiert und durch die Aldehyddehydrogenase (ALDH) zur Carbonsäure abgebaut. Die Carbonsäuren könnten über den Krebszyklus weiter zu CO2 und H2O abgebaut werden. Die Buttersäure als einfachste natürliche Fettsäure könnte über die β-Oxidation weiter abgebaut werden.

Eliminierung: Die Hauptausscheidungswege von Fremdstoffen sind renal und biliär. Lipophile Stoffe wie ATBC können nur im geringen Umfang unverändert über den Harn ausgeschieden werden. Die Molekulargewichtsgrenze für eine biliäre Elimination liegt beim Menschen bei

> 500 D. Eine biliäre Ausscheidung von ATBC oder seiner Metaboliten als glucuronidierte Konjugate wäre ein möglicher Ausscheidungsweg.

In-vivo Toxikokinetik-Studie:

In einer Toxikokinetikstudie wurde 4 männlichen Ratten zur Untersuchung der Absorption und Elimination und 5 männlichen Ratten zur Ermittlung der Absorptionsrate eine einmalige Dosis von 70 mg/kg Körpergewicht 14C radioaktiv markiertes ATBC in einer Formulierung mit Maisöl oral verabreicht. Die Resorption der Substanz erfolgte schnell (t1/2 = 1 Stunde) und umfänglich (≥ 67 %). Es konnte gezeigt werden, dass 48 Stunden nach der Exposition bereits über 99 % der verabreichten Dosis ausgeschieden wurde. Hauptausscheidungswege waren Urin (59 – 70 %) und Faeces (25 – 36 %). Im Urin wurden hauptsächlich folgende radioaktiv markierten Metaboliten gefunden: Acetyl Citrat, Mono-butyl Citrat (Hauptmetabolit), Acetyl mono-butyl Citrat, Dibutyl Citrat und Acetyl dibutyl Citrat. Der Tierköper einschließlich Blut und Gewebe wurden auf radioaktiv markierten Kohlenstoff und/oder unverändertes ATBC hin untersucht. Ein Bioakkumulationspotential konnte nicht festgestellt werden. ATBC wurde in dieser Studie schnell und umfänglich absorbiert, metabolisiert und eliminiert (Hiser et al. 1992).

Es gibt keine Studien zur dermalen Aufnahme von ATBC. Die Resorption über die Haut ist aufgrund langer Diffusionswege in der Hornhaut und die geringe Durchblutung von Epidermis (ohne Blut- und Lymphgefäße) und Dermis (mit Blut- und Lymphgefäßen) erschwert. Die Hornhaut (Stratum corneum) stellt keine große Barriere für lipophile Stoffe dar. Mit der Adsorption in die Hornhaut ist aber die Substanz noch nicht systemisch verfügbar, dazu muss eine dermale Resorption in die Epidermis und Dermis erfolgen. Dies ermöglicht dann im letzten Schritt die perkutane Penetration in die Blutgefäße. Aufgrund der physikalisch-chemischen Eigenschaften on ATBC (Molekulargewicht von 402,5 g/mol und LogKow von 4,86) ist eine umfängliche dermale Resorption nicht zu erwarten. Die ECHA geht von einer Bioverfügbarkeit von 10 % aus bei einer Molekülmasse > 500 D und einem logKow < -1 oder > 4. Aufgrund der fehlenden Datenlage wird jedoch gemäß den ECHA Leitlinien die dermale Resorption für die Stoffsicherheitsbeurteilung auf 100 % gesetzt.

Eine inhalative Aufnahme von ATBC ist aufgrund des niedrigen Dampfdruckes von

< 0,049 Pa und des hohen Siedepunktes von 331°C nicht wahrscheinlich. Aufgrund der fehlenden Datenlage geht man jedoch auch hier von einer Resorptionsrate von 100 % aus.

Ergebnis für die Stoffsicherheitsbewertung: ATBC wird nach oraler Exposition von Ratten schnell resorbiert, metabolisiert und eliminiert.

Bioakkumulationspotential: kein Bioakkumulationspotential Resorptionsrate - oral (%): 100

Resorptionsrate - dermal (%): 100 (aufgrund fehlender stoffspezifischer Daten) Resorptionsrate - inhalativ (%): 100 (aufgrund fehlender stoffspezifischer Daten) 4.4.2 Akute systemische Toxizität

Akute orale Toxizität:

Die akute orale Toxizität wurde mittels LD50-Bestimmung getestet. Es gibt hierzu eine Rattenstudie aus dem Jahr 1959, die den wissenschaftlichen Standard mit akzeptablen Einschränkungen (geringe Tierzahl, teilweise limitierte Dokumentation) erfüllt. 5 Wistar-Ratten wurde eine einmalige Dosis von 10 bis 30 ml/kg Körpergewicht (10,5 – 31,5 g/kg bei einer Dichte von 1,05 g/ml) per Magensonde verabreicht. Die Tiere wurden innerhalb der 21-tägigen Nachbeobachtungsphase auf toxizitätsbedingte Veränderungen hin untersucht.

Körpergewicht, Blut und Urin wurden zu Beginn und am Ende der Studie kontrolliert. Es ergaben sich keine Hinweise auf eine systemische Toxizität. Auf eine Sektion der Tiere wurde aufgrund fehlender schädlicher Effekte verzichtet.

ATBC wurde auch an 8 Katzen getestet mit oraler Verabreichung. 4 Katzen wurde nach einer Fastenphase von 24 Stunden ATBC mit dem Futter in einer einmaligen Dosis von 30 bis 50 ml/kg Körpergewicht per Magensonde verabreicht, 2 weiteren Katzen wurde eine einmalige Dosis von 50 ml/kg Körpergewicht per Magensonde appliziert und 2 Katzen wurden unbehandelt als Kontrolle eingesetzt. Die Nachbeobachtungsphase betrug 2 Monate.

Die Tiere wurden regelmäßig auf äußere Anzeichen von Toxizität hin untersucht inklusive Veränderungen im Verhalten und in der Futteraufnahme. In Intervallen von 2 Wochen wurden Körpergewicht, Blut und Urin kontrolliert. Es wurden keine Anzeichen für eine systemische Toxizität beobachtet. Einzig leichte Übelkeit und Durchfall wurden bis zu 24 Stunden beobachtet (Finkelstein & Gold, 1959).

Stoffsicherheitsbewertung: Auch bei der höchsten Dosis in der Rattenstudie konnte keine schädlich Wirkung beobachtet werden. Somit konnte der LD50-Wert aus beiden Studien auf >

31,5 g/kg Körpergewicht festgelegt werden. Der für die Sicherheitsbewertung relevante toxikologische Endpunkt ist das Ergebnis aus der Rattenstudie. Basierend auf diesen Ergebnissen erfüllt ATBC nicht die Kriterien für eine Einstufung gemäß der CLP-Verordnung.

Eine Einstufung als akut oral toxisch ist bis zu einem Maximalwert von 2000 mg/kg Körpergewicht gegeben. Bevorzugte Tierart für die Prüfung ist die Ratte

Akute dermale Toxizität:

Die Toxizität aufgrund dermaler Verabreichung wird für ATBC als gering eingestuft. Zum einen ist die orale Toxizität äußerst gering und es ist nicht zu erwarten, dass die Substanz in größeren Mengen über die Haut aufgenommen wird (s. Kapitel 4.4.1 Toxikokinetik). Es liegt eine Hautirritationsstudie am Kaninchen vor (Morflex 1975). Mit dieser Studie können neben der lokalen Wirkung auch systemische Wirkungen erfasst werden. ATBC wurde in dieser Studie über 4 Tage in einer Menge von 1 ml/kg Körpergewicht und Tag auf die intakte rasierte Haut von 3 männlichen Albinokaninchen appliziert. Die Tiere wurden täglich untersucht und darüber hinaus in einer Nachbeobachtungsphase von 36 Stunden. Aus den Untersuchungen ergaben sich keine Anzeichen für eine Toxizität. Es kam zu keinen auf die Prüfsubstanz zurückführbaren Todesfällen. Zusammenfassend kam es in dieser Studie zu keiner dermalen Toxizität bei einer täglichen Dosis von ca. 1000 mg/kg Körpergewicht.

Stoffsicherheitsbewertung: Der LD50-Grenzwert liegt in dieser Studie bei > 1000 mg/kg Körpergewicht. Nachteilig ist, dass die Studie keinem Standardprüfprotokoll folgt. Unter Einbeziehung der Ergebnisse zur oralen Toxizität und der Tatsache, dass eine umfangreiche Resorption von ATBC über die Haut nicht zu erwarten ist, wurde das dermale Toxizitäts-potential als sehr gering eingeschätzt.

Akute inhalative Toxizität:

Eine Exposition von Menschen durch Inhalation ist nicht zu erwarten. ATBC hat einen sehr geringen Dampfdruck und einen hohen Siedepunkt, daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass ATBC über die Atemwege in einer ausreichend toxisch wirkenden Menge aufgenommen werden kann, bedingt durch den sehr hohen LD50-Wert. Daher wurde zu diesem Endpunkt keine tierexperimentelle Studie durchgeführt. Jedoch ist zu beachten, dass lipophile Substanzen mit geringer Wasserlöslichkeit tiefer in die Lunge eindringen können. Bei der Aufnahme von Fremdstoffen über die Luft besteht auch eine erhöhte Gefahr für eine systemische Wirkung, da es zu keinem First-Pass-Effekt kommen kann. Diese Unsicherheit wurde in der Wege-Extrapolation mit einem entsprechenden Sicherheitsfaktor bei der DNEL-Berechnung berücksichtigt (Abschnitt 5.1).

Zusammenfassung der Ergebnisse für die akute systemische Toxizität:

Akute orale Toxizität: keine toxischen Effekte (LD50 > 31.500 mg/kg KG) Akute dermale Toxizität: keine toxischen Effekte (LD50 > 1000 mg/kg KG)

Akute inhalative Toxizität: Zu diesem Endpunkt wurde keine tierexperimentelle Studie durchgeführt.

4.4.3 Haut- und Augenreizung

Untersucht wird die lokale Wirkung an der Haut und am Auge. Reizungen sind meist reversibel. Bei der Reiz- und Ätzwirkung ist der pH-Wert eines Stoffes entscheidend. Liegt der pH-Wert bei < 2,0 oder > 11,5 kann davon ausgegangen werden, dass die Substanz eine starke Wirkung auf die Haut hat. Die Mechanismen der lokalen Wirkung werden bei Tier und Mensch als vergleichbar angesehen.

Hautreizung:

ATBC wurde in einer Studie zur Hautreizung über 4 Tage in einer Dosis von 1 ml/kg Körpergewicht und Tag auf die rasierte intakte Haut von 3 männlichen Albinokaninchen appliziert (Morflex 1975). Die Tiere wurden täglich untersucht einschließlich einer Nachbeobachtungsphase von 36 Stunden. In einem weiteren Test wurde 5 männlichen Albinokaninchen auf die intakte und vorgeschädigte Haut eine Dosis von je 1 ml/kg Körpergewicht 18mal an 6 Tagen pro Woche appliziert. Die Tiere wurden täglich untersucht bis insgesamt 2 Wochen nach der letzten Applikation. Es wurden keine Hautschädigungen (Rötung, Schorfbildung, Ödem und sonstige Läsionen) beobachtet.

Stoffsicherheitsbewertung: Es ergaben sich keine Hinweise auf eine Hautreizung. Die Studie entspricht zwar nicht dem Standardprüfprotokoll mit einmaliger Applikation über 4 Stunden, wurde aber als vergleichbar angesehen. Eine Einstufung in die Kategorie 2 hautreizend gemäß CLP-Verordnung ist nicht erforderlich.

Augenreizung:

In dieser Studie von Morflex aus dem Jahr 1975 wurde 3 männlichen Albinokaninchen einmalig 0,1 ml der unverdünnten Testsubstanz in den jeweils linken Bindehautsack eingebracht. Das rechte Auge war jeweils die Kontrolle. Untersucht wurde nach 20 Minuten, nach 3, 24, 48 und 72 Stunden. 2 von 3 Kaninchen zeigten eine moderate Bindehautrötung innerhalb von 20 Minuten nach der Verabreichung, die auch nach 3 Stunden beobachtet wurde und bei einem Tier noch 5 Stunden danach anhielt. Nach 24 Stunden verstärkte sich die moderate Bindehautrötung leicht bei einem Tier, wohingegen die anderen beiden Tiere ohne Befund waren. Nach 48 und 72 Stunden waren alle Augen ohne Befund.

Stoffsicherheitsbewertung: Die Stärke der Reaktion wird entsprechend der CLP-Verordnung Anhang I, Tabelle 3.3.2 der kategorisiert. Auch bei dem Tier mit der stärksten Reaktion lag der Grad der Bindehautrötung im individuellen Mittel nach 24, 48 und 72 Stunden unterhalb des Cut-off für eine Einstufung als augenreizend. Der Grad der Bindehautrötung lag bei allen Tieren im Mittel unter 2. Die Kriterien für eine Einstufung als reversibel augenreizend sind somit nicht erfüllt. Schädliche Wirkungen am Auge gelten dann als reversibel gemäß CLP-Verordnung, wenn eine vollständige Rückbildung innerhalb von 21 Tagen beobachtet werden kann.

4.4.4 Sensibilisierung der Haut

Bei diesem Test wird eine immunologisch induzierte Hautreaktion auf eine Substanz (allergische Kontaktdermatitis) ausgelöst. Die einzelnen Phasen des Tests sind die Induktionsexposition, die Induktionsphase und die Provokationsexposition. Es wurde ein Meerschweinchen Maximierungstest in Anlehnung an die Prüfmethode OECD 406 (Magnusson Kligman Test) durchgeführt (US EPA 2001). Leider fehlen zu dieser Studie wichtige Details wie Anzahl der behandelten Tiere und verabreichte Substanzkonzentrationen. Die Induktion erfolgte durch intradermale Injektion der Testsubstanz ATBC mit Freundscher Adjuvans in die enthaarte Schulterregion der Tiere. Die Wirkung wird durch das Adjuvans potenziert und damit wird die Empfindlichkeit des Tests erhöht. 7 Tage später wurde durch eine epidermale okklusive Applikation induziert. Die Provokation erfolgte am Tag 21 epikutan okklusiv und wurde eine Woche später nochmals wiederholt. Die Ruhephasen sind erforderlich, damit sich eine Immunreaktion entwickeln kann. Die Untersuchung der Tiere erfolgte jeweils 24 und 48 Stunden nach Entfernung des Okklusivverbandes. Bewertet werden entzündliche Reaktionen der Haut wie Rötung und Schwellung. Es konnte keine Sensibilisierung ausgelöst werden.

Für den Ansatz zur Beweiskraft der Daten wurde eine zweite Studie herangezogen.

In einem humanen Patch Test (Epikutantest) wurden 59 Probanden (Männer und Frauen) wiederholt durch Applikation auf kleine Hautareale 0,4 ml der Prüfsubstanz ATBC ausgesetzt (US EPA 2001). Die Induktionsbehandlung wurde 3mal pro Woche über 3 Wochen durchgeführt. Dabei wurde ein mit ATBC getränktes Läppchen für 24 Stunden am Oberarm belassen. Die Auslösebehandlung wurde 2 Wochen danach zweifach durchgeführt mit einem Patch-Set an der Originalstelle und einem Set benachbart. Vor jeder Patch-Behandlung und jeweils 48 und 96 Stunden danach wurde der Hautzustand mit einem Punktesystem bewertet. In diesem Test konnte durch ATBC keine Sensibilisierung ausgelöst werden.

Stoffsicherheitsbewertung: Die Studie am Meerschweinchen alleine reicht nicht aus um eine gesicherte Aussage zum Sensibilisierungspotential machen zu können. Mit dem Vorliegen von 2 Studien aus unterschiedlichen Quellen kann jedoch mit dem Ansatz zur Beweiskraft der Daten (REACH-Verordnung Anhang XI) eine hinreichend beweiskräftige Datenlage geschaffen werden. Die negativen Ergebnisse aus den zwei unabhängigen Studien lassen somit den Schluss zu, dass die Prüfsubstanz ATBC kein sensibilisierendes Potential besitzt.

4.4.5 Toxizität nach wiederholter Gabe

Gemäß der OECD Methode 408 wurde eine subchronische Fütterungsstudie über einen Zeitraum von 90 Tagen mit Wistar-Ratten durchgeführt (Rosner 2003). Den Ratten wurde in drei Dosisgruppen und einer Kontrollgruppe mit jeweils 10 Männchen und 10 Weibchen

täglich 0, 100, 300 bzw. 1000 mg ATBC pro kg Körpergewicht mit dem Futter verabreicht. Mit dieser Studie wurden wirkungsbezogene Änderungen von Morphologie, Physiologie, klinischer Chemie, Wachstum und Lebensdauer untersucht. Am Ende der Studie wurden alle Tiere getötet und seziert einschließlich einer histopathologischen Untersuchung von Organen (u.a. Leber, Nieren, Fortpflanzungsorgane) und Geweben. Es kam zu keinen ungeplanten Todesfällen. Es kam zu keinen Effekten auf die Futteraufnahme und die Körpergewichtsentwicklung. Es gab keine klinischen Anzeichen für eine Toxizität und auch die ophthalmologische Untersuchung blieb ohne Befund. Auf neurologische Veränderungen wurden nicht untersucht. Eine Urinanalyse wurde nicht durchgeführt. Die beobachteten Effekte beschränkten sich auf die Hochdosisgruppe. Es kam zu geringen Abweichungen bei den klinisch biochemischen Parametern (männliche Ratten waren stärker betroffen als weibliche) und leicht erhöhten Lebergewichten verbunden mit minimaler hepatozellulärer Hypertrophie. Diese klinischen und biochemischen Veränderungen wurden metabolischen Adaptionsprozessen zugeordnet und nicht als Zeichen von Toxizität gewertet.

Stoffsicherheitsbewertung: Da keine adversen Effekte bis zur höchsten Dosis auftraten, wurde diese Dosis als NOAEL-Wert angesehen. Der NOAEL wurde somit auf ≥ 1000 mg/kg Körpergewicht und Tag festgelegt.

4.4.6 Reproduktionstoxikologie

Die Studien dienen der Erkennung und Analyse schädlicher Einflüsse der Testsubstanz auf die Fortpflanzungsfähigkeit der Elterntiere und die Entwicklung der Nachkommen.

Zweigenerationen-Prüfung:

Es gibt in der Literatur eine Zweigenerationenstudie mit Ratten in Anlehnung an die OECD-Methode 416 (Robbins 1994). ATBC in Mengen von 0, 100, 300 und 1000 mg/kg Körpergewicht und Tag wurden 30 männlichen und 30 weiblichen Ratten pro Dosisgruppe oral verabreicht. Die Exposition erfolgte bereits vor der Verpaarung, über die Trächtigkeit bis hin zur Stillperiode und Aufzucht der Nachkommen. Es konnte bei keiner Dosierung ein Einfluss auf die Fruchtbarkeit, Verpaarung, Trächtigkeit und Anzahl der Nachkommen festgestellt werden. Zudem blieben die körperliche Verfassung und das Verhalten der Tiere unbeeinflusst. Einzig die Körpergewichte der männlichen Tiere der F1 Generation in der mittleren und hohen Dosis-Gruppe waren durchgehend reduziert. Bei den Nachkommen wurde eine leichte Reduktion im Körpergewicht und eine leicht erhöhte Sterberate bei Dosen von 300 und 1000 mg/kg KG/Tag beobachtet. Da aber auch eine durchweg reduzierte Wasseraufnahme bei den Elterntieren beobachtet wurde, wurde das als Grund für diese Effekte vermutet. Darüber hinaus wurden keine schädlichen Wirkungen beobachtet. Bei der Sektion konnte keine Abnormität oder Entwicklungsstörung bei den Nachkommen festgestellt werden.

Stoffsicherheitsbewertung: Der NOAEL für die Auswirkungen auf die Elterntiere wurde auf 100 mg/kg KG/Tag festgelegt aufgrund der Gewichtsreduktion bei den männlichen Eltern-tieren der F1 Generation. Es wurden keine Effekte auf die Reproduktion und die Entwicklung bis zur höchsten Dosis von 1000 mg/kg KG/Tag in dieser Studie beobachtet. Es kam zu keiner Beeinträchtigung der Sexualfunktion und Fruchtbarkeit der Elterntiere sowie der Entwicklung der Nachkommen. Auch aus einer chronischen Studie mit oraler Verabreichung ergaben sich keine Hinweise auf schädliche Effekte oder morphologische Abweichungen an den Geschlechtsorganen und Geweben (Eierstöcke, Brustdrüse, Prostata, Vagina und Gebärmutter).

Prüfung auf pränatale Entwicklungstoxizität:

Das Prinzip gemäß der OECD-Methode 414 ist die Untersuchung schädlicher Wirkungen einer Substanz auf das trächtige Versuchstier und den Embryo bzw. Fötus während der pränatalen Entwicklung. Toxische Wirkungen können zum Tod der Feten, zu strukturellen Abnormitäten (Fehlbildungen) oder zu Wachstumsstörungen führen. Die Behandlung beginnt im Allgemeinen mit Tag 5 der Trächtigkeit bis zu einem Tag vor der Geburt bzw. der Tötung der Muttertiere (ca. Tag 20 bei der Ratte). Eine Studie gemäß der empfohlenen OECD-Methode liegt für ATBC nicht vor. In einer nicht standardisierten Studie wurde Ratten die Testsubstanz oral verabreicht über einen Zeitraum von 12 Monaten (Larionov und Cherkasova 1977). Die Tiere wurden in 3 Gruppen eingeteilt unter Berücksichtigung einer Kontrollgruppe. Den Tieren wurde über das Futter eine Dosis von 0, 50 und 250 mg/kg KG/Tag verabreicht. Nach 9 Monaten wurden die Tiere verpaart. 1 Tag vor der Geburt wurden alle Muttertiere getötet und sowohl Uterusinhalt als auch Feten untersucht.

Ausgewertet wurde die Gewichtszunahme der Muttertiere, Größe und Gewicht der Plazenten, Zahl, Geschlecht, Größe und Gewicht der lebenden und toten Feten, morphologische Abweichungen sowohl äußerlich als auch bei Geweben und Verhaltensauffälligkeiten. Bei einer Dosis von 50 mg/kg KG/Tag konnte keine schädliche Wirkung identifiziert werden. Bei einer Dosis von 250 mg/kg KG/Tag wurde eine Gewichts- und Größenzunahme bei den Feten sowie erhöhte Plazentagewichte beobachtet. Wachstum und Entwicklung der Nachkommen wurden nicht beeinflusst. Es gab weder negative Wirkungen auf die Fruchtbarkeit noch auf die Anzahl der Schwangerschaften und Nachkommen.

Stoffsicherheitsbewertung: Der NOEL für die Entwicklungstoxizität wurde auf 250 mg/kg KG/Tag festgelegt. Insgesamt konnte mit dieser Studie keine Entwicklungstoxizität gezeigt werden. ATBC wird im Körper schnell und umfänglich metabolisiert und eliminiert. Auch von den möglichen Abbauprodukten sind keine reproduktionstoxischen Wirkungen zu erwarten.

Zur weiteren Absicherung höherer Expositionskonzentrationen beim Menschen könnte ein Limittest gemäß der geforderten OECD-Methode 414 bei einer Dosierung von 1000 mg/kg

KG/Tag durchgeführt werden. Bei dieser Dosis kam es in der chronischen Studie über 2 Jahre (Kapitel 4.4.7) zu keinen adversen Effekten bei weiblichen Ratten.

4.4.7 Mutagenität und Kanzerogenität

Zum Endpunkt Mutagenität wird gemäß der REACH-Verordnung folgende in vitro Test-batterie benötigt: ein Test auf Genmutationen (Rückmutation) in Bakterien, ein Test auf Gen-mutationen (Vorwärtsmutation) in Säugerzellen und ein Test auf Chromosomenschäden (Chromosomenaberration) oder ein Mikrokerntest.

Mit ATBC wurden folgende in-vitro und in-vivo Studien durchgeführt:

Ames Test gemäß OECD 471:

Beim Ames-Test handelt es sich um einen in-vitro Genmutationsversuch an Bakterien mit oder ohne metabolische Aktivierung, d.h. mit und ohne Zusatz metabolisierender Systeme (S9-Mix, Mikrosomen). Verwendet wird ein His-abhängiger Bakterienstamm mit Mutation im Histidin-Operon. Die Inkubation mit einer mutagenen Substanz kann zur Rückmutation führen. Die Mutation kann durch Basenpaarsubstitution oder Leserasterverschiebung ausgelöst werden. Nach dem Ausplattieren auf Histidin-Mangelnährböden bilden sich nur die Kolonien, die aufgrund der Rückmutation wieder endogenes Histidin bilden können. Die Anzahl der Kolonien ist von der Konzentration der Substanz abhängig. Als Positivkontrolle wird ein Standardmutagen eingesetzt (z.B. Natriumazid). Mit ATBC wurde ein Platteninkorporationstest mit den Bakterienstämmen Salmonella typhimurium TA1535,

Beim Ames-Test handelt es sich um einen in-vitro Genmutationsversuch an Bakterien mit oder ohne metabolische Aktivierung, d.h. mit und ohne Zusatz metabolisierender Systeme (S9-Mix, Mikrosomen). Verwendet wird ein His-abhängiger Bakterienstamm mit Mutation im Histidin-Operon. Die Inkubation mit einer mutagenen Substanz kann zur Rückmutation führen. Die Mutation kann durch Basenpaarsubstitution oder Leserasterverschiebung ausgelöst werden. Nach dem Ausplattieren auf Histidin-Mangelnährböden bilden sich nur die Kolonien, die aufgrund der Rückmutation wieder endogenes Histidin bilden können. Die Anzahl der Kolonien ist von der Konzentration der Substanz abhängig. Als Positivkontrolle wird ein Standardmutagen eingesetzt (z.B. Natriumazid). Mit ATBC wurde ein Platteninkorporationstest mit den Bakterienstämmen Salmonella typhimurium TA1535,