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2.5 Methoden der Brunsterkennung

2.5.11 Thermometrie

Durch die Messung der Körperinnentemperatur (vaginal) sowie der Milchtemperatur ist es möglich, bei gesunden Tieren den Zeitpunkt einer Brunst zu bestimmen. Mit Beginn des Östrus sinkt die Körperinnentemperatur etwa 22 Stunden vor der Ovulation um 0,3 - 1,0 °C im Vergleich zum Präöstrus ab (RAJAMAHENDRAN et al., 1989; LEHRER et al., 1992; FIRK et al., 2002). Während der Brunst steigt diese

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dann wieder um 0,4 bis 1,3 °C an (REDDEN et al., 1993; GEERS et al., 1997; KYLE et al., 1998; FISHER et al., 2008). Aufgrund der stark differierenden Messergebnisse (bis 0,5 °C) durch eine rektale Temperaturmessung, findet diese Methode keine Anwendung. Die im Bereich der Portio vaginalis zu bestimmende vaginale Temperatur liefert hingegen verlässlichere Ergebnisse (BURFEIND et al., 2010;

VICKERS et al., 2010; SUTHAR et al., 2012). Eine im Abstand von 4 Minuten gemessene Vaginaltemperatur bei 47 Brunstzyklen ergab für diese Methode eine Sensitivität von 89,4 % (KYLE et al., 1998). Weiterhin besteht die Möglichkeit durch fest im Rektum oder der Vagina installierte, drahtlose Sensoren kontinuierlich Daten über den Verlauf der Körperinnentemperatur zu erhalten (MORAIS et al., 2006).

Allerdings können die Ergebnisse rektaler oder vaginaler Temperaturmessungen von der Umgebungstemperatur, der Tages- und Jahreszeit sowie fiebrigen Erkrankungen unterschiedlich stark beeinflusst werden (LEFCOURT u. ADAMS, 1998; FIRK et al., 2002; FISHER et al., 2008; BEWLEY et al., 2008b; COLLIER et al., 2012).

Da die Körperinnentemperatur eng mit der Milchtemperatur korreliert ist, wird die Möglichkeit der Brunsterkennung mit Hilfe kontinuierlicher Messungen der Milchtemperatur (Sammelstück) diskutiert (SCHLÜNSEN et al., 1987).

Temperaturschwankungen in der Milch sollen zum Zeitpunkt der Brunst 0,2 bis 0,4 °C betragen und hinsichtlich der BER eine Sensitivität von 42 bzw. 50 % erreichen (SCHLÜNSEN et al., 1987; LEHRER et al., 1992). Die verhältnismäßig geringe Sensitivität sowie eine, durch Messfehler bedingte, hohe Rate falsch positiver Brunstmeldungen führten bisher nicht zum Praxiseinsatz dieser Methode.

Eine weitere Möglichkeit die Körpertemperatur zu bestimmen, bietet die Platzierung eines Temperatur- und pH- Wert- messenden Bolus im Pansen der Tiere (BEWLEY et al., 2008b; IPEMA et al., 2008). Diese Technik dient in erster Linie der Erkennung und Vorbeugung von Pansenazidosen. Ein in den Bolus integrierter drahtloser Sensor misst kontinuierlich den Pansen- pH sowie die Temperatur und übermittelt die Daten beim Melkvorgang an eine Empfangsstation (LIANG et al., 2013). Als problematisch werden hierbei jedoch die Beeinflussung der Messung durch die Wasseraufnahme, Probleme bei der Übertragung der Messdaten sowie die limitierte Nutzungsdauer der Sensorbatterie beurteilt (BEWLEY et al., 2008a).

33 2.5.12 Aktivitätsmessung

Während der Brunst steigt die Bewegungsaktivität der Kuh signifikant an (WANGLER et al., 2005). Im Durchschnitt ist die Bewegungsaktivität von Tieren in Brunst gegenüber nicht brünstigen Tieren um das 4- fache erhöht (KIDDY, 1977;

SCHLÜNSEN et al., 1987; SCHOFIELD et al., 1991). Seit Mitte der 1980er Jahre werden Schrittmesser für die Brunsterkennung eingesetzt. Es haben sich seither Systeme bewährt, die durch eine kontinuierliche Messung der Bewegungsaktivität Daten über die Bewegungsmuster sowie Abweichungen von der Durchschnittsaktivität ermitteln können. Das Prinzip der Aktivitätsmessung beruht auf der Aufzeichnung eines Impulsgebers, der in einem Transponder untergebracht ist, welcher oberhalb des Fesselgelenkes (Pedometer) oder am Hals der Tiere (Neck collar) (Heatime®, SCR Engineers Ltd, Netanya, Israel; Alpro®, DeLaval, Tumba, Schweden) angebracht ist (ROELOFS et al., 2005a; YÁNIZ et al., 2006; MACKAY et al., 2012). Während das Pedometer als Schrittzähler fungiert, zeichnet der Sensor am Halsband die Bewegungen in drei Dimensionen und zusätzlich die Beschleunigung der Bewegung auf. Die Daten werden regelmäßig über eine drahtlose Datenübertragung an eine computergestützte Auswerteinheit übertragen.

Maßgebend für den Erfolg der Brunsterkennung ist die Grenzwerteinstellung. Der Grenzwert beschreibt den Wert der Aktivitätsabweichung, bei dessen Überschreitung die Kuh als brünstig gemeldet wird. Nicht jeder Aktivitätsanstieg wird durch eine Brunst ausgelöst. Managementbedingte Maßnahmen wie Umstallungen oder tierärztliche Behandlungen verursachen Unruhe und beeinflussen das Aktivitätsverhalten. Diese Aktivitätsschwankungen müssen von brunstbedingten Aktivitätsanstiegen unterschieden werden (WANGLER et al., 2005). Abweichende Bewegungsprofile können zudem auf kranke Tiere mit einer herabgesetzten Aktivität hinweisen. Ein zu niedrig gesetzter Grenzwert führt zwar zu einer sehr hohen BER, erfasst allerdings auch gleichzeitig eine große Zahl nicht brünstiger (falsch positiver) Tiere. Die Verlässlichkeit einer Brunstmeldung sinkt dadurch stark ab. Wird der Grenzwert zu hoch gesetzt, steigt die Verlässlichkeit einer Brunstmeldung aufgrund der Reduzierung falsch positiver Brunstmeldungen stark an; brünstige Kühe mit einer geringen Aktivitätserhöhung werden allerdings nicht erfasst, was zu einer

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herabgesetzten BER führt. Ebenso können Klauenerkrankungen sowie Kühe mit einem BCS < 2,0 durch eine verminderte Bewegungsaktivität für falsch negative Ergebnisse sorgen (HOLMAN et al., 2011). Die Festlegung des Grenzwertes ist somit immer ein Kompromiss zwischen einer möglichst hohen BER sowie einer ebenfalls hohen Verlässlichkeit der Brunstmeldung. Beispielsweise kann mit einer Grenzwertverschiebung die BER von 78,1 % auf 94,7 % erhöht werden, wodurch die VLR allerdings von 55,3 % auf 45,9 % sinkt (WANGLER et al., 2005). Die meisten auf einer Aktivitätsmessung basierenden Brunsterkennungssysteme zeigen Brunsten mit einer Sensitivität von 80 - 90 % an (LEHRER et al., 1992; AT- TARAS u. SPAHR, 2001; FIRK et al., 2002; HOLMAN et al., 2011; SAINT- DIZIER u. CHASTANT- MAILLARD, 2012; RUTTEN et al., 2013). Fehlerraten von 17 - 55 % weisen jedoch auf eine hohe Zahl an falsch positiven Brunstmeldungen hin (FIRK et al., 2002;

HOLMAN et al., 2011).

Ein Unterschied hinsichtlich der Effektivität liegt zwischen der Pedometrie und dem Neck collar nicht vor (WANGLER et al., 2005). Der Einsatz von Aktivitätsmessern wirkt sich positiv auf die Fruchtbarkeitskennzahlen aus. So konnte in einem Versuch die Güstzeit von 105 auf 97 Tage verkürzt und der Erstbesamungserfolg von 49 auf 53 % gesteigert werden (WANGLER et al., 2005).

Bei einem weiteren System (Heatime- RuminAct®, HR- Tagmonitoring system, SCR Engineers Ltd., Netanya, Israel) werden die Daten der Aktivitätsmessung durch Informationen über die Wiederkauaktivität der Tiere ergänzt (SORIANI et al., 2012; KAMPHUIS et al., 2012). Dies geschieht ebenfalls über einen Sensor, der am Hals der Tiere befestigt ist. Die Daten über die Wiederkauaktivität werden wie die Daten der Aktivitätsmessung per Funk an eine Kontrollstation übermittelt und ausgewertet. Durch eine kontinuierliche Überwachung der Wiederkauaktivität können Schwankungen sofort analysiert und gemeldet werden.

Ein Abfall der Wiederkauaktivität kann beispielsweise ein Zeichen für eine Kalbung, eine Stoffwechselerkrankung oder eine Brunst sein (SCHIRMANN et al., 2012;

SORIANI et al., 2012; KAMPHUIS et al., 2012). Am Tag der Brunst sinkt die Wiederkauaktivität deutlich im Vergleich zu den Tagen des Prä- und Postöstrus ab (REITH et al., 2012). Neueste Studien zeigen, dass durch die Messung der

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Wiederkauaktivität fast 10 % mehr Brunsten erkannt werden können als durch alleinige Aktivitätsmessung (REITH et al., 2014). In einer weiteren Studie überstieg die BER der Wiederkauaktivität (77 % mit VLR 82 %) die der Aktivitätsmessung (62 % mit VLR 77 %) um 14,5 % (KAMPHUIS et al., 2012). Dagegen berichten weitere Studien von verhältnismäßig niedrigen BER von 36 % bzw. 62 % jedoch einer hohen VLR von jeweils 84 % (MICHAELIS et al., 2014; CHANVALLON et al., 2014).

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3 MATERIAL UND METHODEN 3.1 Patientengut

Die Studie wurde auf einem Milchviehbetrieb mit 430 Milchkühen und einer durchschnittlichen Laktationsleistung von 9500 kg im Landkreis Cuxhaven an 69 primi- und 70 pluriparen Kühen mit einer Kalbehäufigkeit von 2,16 ± 1,46 (Mittelwert

± Standartabweichung) der Rasse Holstein Friesian durchgeführt.

Die Herde war in drei Gruppen (Hochleistende, Mittelleistende und Altmelker) zu je ca. 120 Tieren aufgeteilt. Diese wurden in Boxenlaufställen mit Betonspalten und mit Stroh eingestreuten Tiefliegeboxen gehalten sowie dreimal täglich gemolken.

Trockensteher, Frischkalber und hochtragende Färsen waren in separaten Stallabteilungen aufgestallt. Zwei Wochen vor dem errechneten Abkalbetermin wurden die tragenden Tiere in für drei Kühe ausgelegte Abkalbeboxen umgestallt.

Die frisch abgekalbten Kühe wurden zunächst in einem Tiefstreustall gehalten, bevor sie nach einer Regenerationszeit von einigen Tagen in die Hochleistungsgruppe integriert wurden. Die Umstallung von der hoch- in die mittelleistende Gruppe erfolgte zwischen dem Tag 120 und 160 post partum (pp) nach einem positiven Trächtigkeitsbefund am Tag 40 post inseminationem (pi). Entsprechend ihrer Milchleistungsentwicklung, wurden die Kühe im Laufe der weiteren Laktation in die altmelkende Gruppe umgestallt.

Die Fütterung erfolgte durch eine Totale Mischration (TMR), deren Hauptbestandteile Mais- und Grassilage darstellten. Die hochleistende Gruppe erhielt die gleiche TMR wie die mittelleistende Gruppe. Die Frischmasse (FM) setzte sich aus folgenden Komponenten zusammen: Maissilage (Trockenmasse (TM): 29,9 %) 30 %, Maissilage (TM: 29,4 %) 20 %, Grassilage (1. Schnitt; TM: 54,7 %) 17 %, Grassilage (2. Schnitt; TM: 39,1%) 14 %, Roggen 6,5 %, Getreideschlempe Protivanze 4 %, Rapsschrot geschützt 4 %, Rapsschrot 2,5 %, Kohlensaurer Futterkalk 0,65 %, Futterfett (25 MJ NEL) 0,5 %, Maisschrot 0,35 %, Viehsalz 0,2 %, Mineralfutter 0,2 %, Magnesiumoxid 0,1 %. Altmelker und Frischkalber sowie Trockensteher und Färsen erhielten eine TMR anderer Zusammensetzung. Die künstliche Besamung

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(Gefriersperma) erfolgte durch den Betriebsleiter. Bei der Wahl des Besamungszeitpunktes orientierte sich dieser ausschließlich an den Brunstmeldungen des Heatime®- Systems. Eine zusätzliche visuelle Brunstbeobachtung des Betriebsleiters wurde nicht durchgeführt.

Das Tierschutzvorhaben wurde vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Aktenzeichen: 33.2-42502-05-LG-05-01/2012) genehmigt.

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3.2 Versuchsablauf

Die Untersuchungen fanden über einen Zeitraum von neun Monaten statt.

Abb. 1: Schematische Darstellung des Untersuchungsablaufes am Beispiel einer normal zyklischen Milchkuh, die am Tag 28 post partum ihre erste Ovulation aufwies und am Tag 49 erfolgreich besamt wurde. Nach positiven Trächtigkeitsuntersuchungen (TU) am Tag 30, 40 und 60 nach der Besamung endeten die regelmäßigen Untersuchungen.

39 3.2.1 Brunsterkennung

3.2.1.1 Brunstbeobachtung durch Heatime®

Alle für eine Besamung vorgesehenen Tiere wurden vom Tag 14 pp bis zum Tag 60 der Trächtigkeit mit einem Transponderhalsband ausgestattet (Abb. 1). Nach einer siebentägigen Kalibrierungsphase lieferten die in den Transpondern integrierten Aktivitätssensoren ganztägig Daten über die Bewegungsaktivität der besenderten Tiere. Diese von den Transpondern in einem 2- Stunden- Rhythmus gespeicherten Daten, wurden dreimal täglich von einer Infrarotantenne erfasst und an eine Kontrollstation weitergeleitet. Die Kontrollstation verarbeitete die empfangenen Daten und kalkulierte anhand eines Statistiksystems für jedes besenderte Tier einen individuellen Aktivitätsgraphen. Stieg die Aktivität der Kuh über einen manuell eingestellten Schwellenwert, hier über 5 % der Durchschnittsaktivität, meldete das System eine Brunst. Die Brunstmeldungen wurden mehrmals täglich, vor allem nach den Melkdurchgängen, kontrolliert. Meldete Heatime® eine Brunst, wurde das Tier innerhalb von 12 Stunden künstlich besamt. Über die USB- Schnittstelle der Kontrollstation wurden mit dem Programm Heatime® HR for PC wöchentlich Daten zur Auswertung auf einen Laptop übertragen.

3.2.1.2 Visuelle Brunstbeobachtung

Im Stallbereich der hochleistenden Tiergruppe wurden von Montag bis Freitag dreimal täglich für je 30 Minuten (08.00 - 08.30 Uhr, 12.30 - 13.00 Uhr und 19.00 - 19.30 Uhr) visuelle Brunstbeobachtungen durchgeführt (Abb. 1). Damit konnte das äußere Brunstverhalten der Kühe vom Tag 21 pp bis zum Tag 40 der Trächtigkeit (Umstallung von der hochleistenden in die mittelleistende Tiergruppe) dokumentiert werden. Bei der Wahl der Beobachtungszeiträume wurde sichergestellt, dass sich die Tiere in einer Ruhephase mit einem zeitlichen Abstand von mindestens 60 Minuten zur Fütterung sowie Umtreibe- oder Melkvorgängen befanden. Das Verhalten der Tiere wurde nach HALL et al. (1959) mit einem 3- Punkte- System beurteilt. Der SCORE 1 entsprach einer leichten Aktivitätssteigerung, geringem Abgang von Vaginalschleim oder leicht gesteigertem Interesse an

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Herdenmitgliedern. Der SCORE 2 lag bei starker Aktivitätssteigerung, vermehrtem Abgang von Vaginalschleim, stark gesteigertem Interesse an Herdenmitgliedern oder Bespringen von Herdenmitgliedern vor. Zeigte eine Kuh den Duldungsreflex, wurde sie mit dem SCORE 3 bewertet. Tiere, die keine der zuvor genannten Verhaltensweisen zeigten, wurden nicht erfasst. Wurden in derselben 30- minütigen Beobachtungsphase zwei unterschiedliche Scores notiert, ersetzte der höhere den niedrigeren Score. Dadurch konnte nur für den Duldungsreflex die BER genau ermittelt werden, da die Symptome des Score 1 und 2 überschrieben wurden, sobald ein höherer Score in der gleichen Beobachtungsphase beobachtet wurde. Alle visuellen Brunstbeobachtungen wurden von derselben Person durchgeführt. Eine Brunst galt als erkannt, wenn durch die visuelle Brunstbeobachtung innerhalb von 48 Stunden vor bzw. 24 Stunden nach einer festgestellten Ovulation ein Beobachtungsscore von 1, 2 oder 3 ermittelt wurde (VBb).

Zusätzlich zu der Methodik der VBb wurde überprüft, wie erfolgreich die Brunsterkennung ausschließlich durch die Beobachtung des Duldungsreflexes (BdDr) ist. Demnach galt eine Brunst nur dann als erkannt, wenn durch die visuelle Brunstbeobachtung innerhalb von 48 Stunden vor bzw. 24 nach einer Ovulation der Duldungsreflex (Score 3) beobachtet wurde.

3.2.3 Brunstarten

Bei den Untersuchungen wurde zwischen nicht hormonell induzierten und hormonell induzierten Brunsten unterschieden. Die nicht induzierten Brunsten wurden in spontane Brunsten (SpB) und Umbuller (Ub) eingeteilt. Handelte es sich bei einer nicht induzierten Brunst um die erste Brunst pp oder wurde bei der vorherigen Brunst keine KB durchgeführt, wurde diese Brunst als SpB bezeichnet. Als Ub wurde eine nicht induzierte Brunst bezeichnet, wenn das Tier bei der vorherigen Brunst bereits künstlich besamt wurde.

Zusätzlich wurden 23 normalzyklische Kühe, die einen Blütegelbkörper zwischen dem Tag 30 und Tag 60 pp aufwiesen, mit einem synthetischen Prostaglandin F- Präparat (2 ml Ovaren®, Fa. CP- Pharma, Burgdorf, Wirkstoff: (R)- Cloprostenol 0,075 mg/ml, i.m.) behandelt. Es wurde anschließend untersucht, ob die induzierte

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Brunst (IndB) innerhalb von 8 Tagen post applicationem (pa) durch Heatime® bzw.

die visuelle Brunstbeobachtung erkannt wurde. Eine später eintretende Luteolyse bzw. Ovulation konnte nicht in zeitlichen Zusammenhang mit der Prostaglandin F- Applikation gebracht werden, sodass die damit verbundene Brunst nicht einer IndB sondern einer SpB zugeordnet wurde. Wäre dennoch innerhalb von 8 Tagen pa trotz ausbleibender Ovulation eine Brunst gemeldet worden, so entspräche dies einer falsch positiven Brunstmeldung einer IndB. Bei bereits besamten Tieren wurde keine Brunstinduktion durchgeführt.

3.2.4 Zyklusüberwachung

Die Überwachung der Zyklusaktivität erfolgte durch regelmäßig durchgeführte transrektale sonographische Untersuchungen sowie Messungen der Progesteronkonzentration im Serum (P4) (Abb. 1).

3.2.4.1 Transrektale sonographische Untersuchungen

Die transrektalen sonographischen Untersuchungen wurden mit einem transportablen Ultraschallgerät (HS- 101V, HONDA Electronics CO., Tokio, Japan) im B- Mode (HERZOG et al., 2008) durchgeführt, das mit einem 5 MHz Linearschallkopf ausgestattet war. Dabei befanden sich die zu untersuchenden Tiere im Fressgitter eines dem Melkstand angeschlossenen Untersuchungsstalles. Die sonographischen Zyklusbestimmungen begannen am Tag 21 pp. Fortan wurden die Tiere dreimal pro Woche (Montag, Mittwoch, Freitag) bis zum Feststellen einer Ovulation untersucht. War ab dem Tag 21 pp bis zur nachfolgenden Ovulation kein CL sonographisch darstellbar, wurde diese als erste postpartale Ovulation gewertet.

Lag am Tag 21 pp ein CL vor oder deutete ein, sich am Tag 22 oder 23 pp anbildendes, CL auf eine vor Untersuchungsbeginn stattgefundene Ovulation hin, wurde bei der nachfolgenden Ovulation von der zweiten Ovulation pp ausgegangen.

War ein zuvor darstellbarer, dominanter Follikel bei der folgenden Untersuchung nicht mehr nachweisbar, wurde von einer Ovulation zwischen dieser und der zuletzt durchgeführten Untersuchung ausgegangen. Ließ sich zu diesem Zeitpunkt ein Gelbkörper in Anbildung darstellen, wurde von einer zwei Tage zurück liegenden

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Ovulation ausgegangen (Tag 3 des Zyklus; Ovulation = Tag 1 des Zyklus). War ein entsprechender Gelbkörper nicht nachweisbar, wurde die Ovulation auf den Vortag datiert (Tag 2 des Zyklus).

Nach einer (sonographisch) festgestellten Ovulation wurden bei diesem Tier die dreimal pro Woche durchgeführten Untersuchungen zunächst eingestellt. Die Anbildung eines CL wurde anschließend am Tag 7 ± 1 des Zyklus sonographisch überprüft. Um den Zeitpunkt der nachfolgenden Ovulation zu bestimmen, begannen bei dem betroffenen Tier die dreimal pro Woche durchgeführten sonographischen Untersuchungen im Falle des ersten Zyklus pp am Tag 13 ± 1 des Zyklus und bei allen anschließenden Zyklen bzw. ab dem zweiten Zyklus pp sowie allen folgenden Zyklen am Tag 17 ± 1 des Zyklus. Alle folgenden Ovulationen wurden nach dem zuvor beschriebenen Untersuchungsschema erfasst.

3.2.4.2 Progesteronbestimmung

Ab dem Tag 21 pp wurde innerhalb von 24 Stunden nach jeder Brunstmeldung durch Heatime® (bis zum Tag 60 der Trächtigkeit) oder durch die visuelle Brunstbeobachtung (bis Tag 40 der Trächtigkeit) eine Blutprobe zur Bestimmung der Progesteronkonzentration entnommen. Dies wurde ebenfalls durchgeführt, wenn eine sonographische Untersuchung auf eine kürzlich stattgefundene Ovulation hindeutete, Heatime® oder die visuelle Brunstbeobachtung allerdings keine in zeitlichem Zusammenhang mit der Ovulation stehende Brunst anzeigten.

3.2.4.3 Bestimmung der Ovulationszeitpunkte und Bewertung der Brunstmeldungen

Eine Ovulation wurde durch das Vorliegen einer sonographisch festgestellten Ovulation in Verbindung mit einer innerhalb von 24 Stunden vor bzw. nach der Ovulation gemessenen P4- Konzentration von ≤ 1,0 ng/ml (Blutserum) bestätigt und lag den Ergebnissen der visuellen Brunstbeobachtungen sowie der Heatime®-Meldungen als Goldstandart (Ov- Brunst) zu Grunde. Zeigte Heatime® oder die visuelle Brunstbeobachtung (Score 1, 2 oder 3) innerhalb von 48 Stunden vor bzw.

24 Stunden nach dem ermittelten Ovulationszeitpunkt eine Brunst an, wurde dies als

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richtig positive Brunstmeldung gewertet. Als falsch negative Brunstmeldung wurde es bewertet, wenn trotz stattgefundener Ov- Brunst keine Brunst vom Erkennungssystem gemeldet wurde. Betrug die Progesteronkonzentration bei einer Brunstmeldung durch Heatime® oder der visuellen Brustbeobachtung mehr als 1,0 ng/ml, wurde von der Existenz eines aktiven CL ausgegangen, womit eine zeitnahe Ovulation ausgeschlossen werden konnte. In diesem Falle lag eine falsch positive Brunstmeldung vor.

Die Summe der richtig positiven und falsch negativen Brunstmeldungen eines Brunsterkennungssystems (Heatime®/VBb/BdDr) ist gleich der Anzahl aller Ov- Brunsten. Dabei entspricht der Anteil der richtig positiven Brunstmeldungen an der Gesamtzahl aller Ov- Brunsten der Brunsterkennungsrate (BER) und damit der Sensitivität eines Systems.

BER = Anzahl aller richtig positiven Brunstmeldungen eines Brunsterkennungssystems Anzahl aller Ov−Brunsten

Die Berechnung der Spezifität eines Systems war auf Grund der nicht messbaren

„richtig negativen Brunstmeldungen“ nicht möglich. Dem Ereignis „richtig negative Brunstmeldung“, entsprach der Umstand, dass ein Brunsterkennungssystem außerhalb eines Brunstgeschehens keine Brunst anzeigte. Da dieses Ereignis bis auf den Zeitpunkt einer richtig positiven oder falsch positiven Brunstmeldung durch das System allgegenwärtig und damit nicht messbar war, war die Berechnung der Spezifität eines Systems nicht möglich. Als Ersatz dafür wurde die Richtig- Positiv- Rate, die sich in der Verlässlichkeitsrate (VLR) eines Systems widerspiegelte, berechnet.

Die Zahl aller Brunstmeldungen eines Erkennungssystems (Heatime®/VBb/BdDr) teilt sich auf die richtig positiven sowie die falsch positiven Meldungen auf. Der Anteil der richtig positiven Meldungen an der Gesamtzahl aller Brunstmeldungen des Systems spiegelt die VLR eines Systems wider.

VLR = Anzahl aller richtig positiven Brunstmeldungen eines Brunsterkennungsstystems Anzahl aller Brunstmeldungen eines Brunsterkennungssytsems

44 3.2.5 Ovarialzysten

Waren im sonographischen Bild der Eierstöcke eine oder mehrere Ovarialzysten (Durchmesser > 3 cm, Blase mit anechogenem Inhalt) darstellbar, wurden dem Tier zur Zystenbehandlung nach siebentägigem Fortbestehen der Zyste 5 ml Buserelin®

(Fa. aniMedica, Sende- Bösensell, Wirkstoff: Buserelinacetat 0,0042 mg/ml) und 2 ml Ovaren® (Fa. CP- Pharma, Burgdorf, Wirkstoff: (R)- Cloprostenol 0,075 mg/ml) intramuskulär appliziert. Die Untersuchungen zur Zyklusüberwachung wurden nach oben genanntem Schema unter Beobachtung der Zyklusentwicklung fortgesetzt.

3.2.6 Persisitierende Corpora lutea

Waren persistierende Corpora lutea durch die sonographischen Untersuchungen nachweisbar, wurde keine hormonelle Behandlung des Tieres durchgeführt. Die regelmäßigen sonographischen Untersuchungen wurde so lange weitergeführt, bis der pCl in Regression ging und gegebenenfalls eine neue Brunst einleitete.

3.2.7 Besamung und Trächtigkeitsuntersuchung

War zum Zeitpunkt einer Brunstmeldung von Heatime® die freiwillige Wartezeit von 40 Tagen abgelaufen, wurden die Tiere durch den Betriebsleiter künstlich besamt und die sonographischen sowie hormonellen Untersuchungen nach zuvor genanntem Schema der Zyklusüberwachung bis zu einer erneuten Ovulation oder dem Nachweis einer Trächtigkeit fortgeführt. Eine Trächtigkeitsuntersuchung (TU) galt als positiv, wenn im sonographischen Bild der Herzschlag des Embryos darstellbar war. War dies am Tag 30 pi der Fall, endeten die regelmäßigen sonographischen Untersuchungen. Zur Überprüfung eines Frühabortes folgten weitere Trächtigkeitsuntersuchungen an den Tagen 40, 60 und 100 pi. Bullten die Tiere vor dem Tag 30 pi um, wurden sie erneut besamt und die Zyklusaktivität der Tiere wurde weiterhin nach dem oben beschriebenen Schema der Zyklusüberwachung sonographisch und hormonell überwacht. Zeigte Heatime® oder die visuelle Brunstbeobachtung nach Tag 30 pi jedoch eine gesteigerte Aktivität eines als trächtig untersuchten Tieres an, wurde es einer zusätzlichen sonographischen Untersuchung unterzogen, um festzustellen, ob weiterhin eine

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Trächtigkeit bestand oder das Tier umbullte. Die Progesteronkonzentration wurde ebenfalls bestimmt. Führten drei künstliche Besamungen zu keinem Trächtigkeitserfolg, wurden sämtliche Untersuchungen bei dem Tier beendet.

3.2.8 Parameter

3.2.8.1 Beurteilung der Körperkondition

Zur Bewertung der Körperkondition wurden die Tiere nach dem Body- Condition- Score (BCS) von EDMONSON et al. (1989) beurteilt. Demnach wurde die Körperkondition einer Kuh durch eine adspektorische und palpatorische Untersuchung auf einer Skala von 1 bis 5 mit Viertelschritteinteilung bewertet. Der Wert 1 entsprach einem hochgradig kachektischen, der Wert 5 einem hochgradig adipösen Zustand. Es wurden folgende Körperregionen hinsichtlich ihrer Fettdepots begutachtet: Dornfortsätze, Verbindungslinie Dorn- und Querfortsätze, Querfortsätze, Übergang der Querfortsätze zur Hungergrube (rechts), Hüfthöcker, Sitzbeinhöcker, Bereich zwischen Hüft- und Sitzbeinhöcker, Bereich zwischen Hüfthöckern und Beckenausgangsgrube. Die Kühe wurden vierzehn Tage vor dem errechneten Abkalbetermin mit der ersten BCS- Bestimmung erfasst. Fortan wurde die Körperkondition im vierzehntägigen Abstand bis zum Tag 98 pp beurteilt. Es wurde untersucht, ob der Grad der Fetteinschmelzung einen Einfluss auf die Erkennung der Brunst hat.

3.2.7.2 Lahmheit

Bei jeder sonographischen Untersuchung wurde das Gangbild der Kühe gemäß des Locomotionscores (LS) nach SPRECHER et al. (1997) in fünf Grade eingeteilt. Dazu wurde während des Ganges und im Stand die Form der Rückenlinie sowie die Belastung der Gliedmaßen nach folgendem Schema beurteilt.

LS I Rücken im Stehen und Gehen gerade. Macht lange sichere Schritte. (keine Lahmheit)

LS II Gerader Rücken im Stehen aber gekrümmter Rücken im Gehen. Leicht

LS II Gerader Rücken im Stehen aber gekrümmter Rücken im Gehen. Leicht