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Bestimmung der Ovulationszeitpunkte und Bewertung

3.2 Versuchsablauf

3.2.4 Zyklusüberwachung

3.2.4.3 Bestimmung der Ovulationszeitpunkte und Bewertung

Eine Ovulation wurde durch das Vorliegen einer sonographisch festgestellten Ovulation in Verbindung mit einer innerhalb von 24 Stunden vor bzw. nach der Ovulation gemessenen P4- Konzentration von ≤ 1,0 ng/ml (Blutserum) bestätigt und lag den Ergebnissen der visuellen Brunstbeobachtungen sowie der Heatime®-Meldungen als Goldstandart (Ov- Brunst) zu Grunde. Zeigte Heatime® oder die visuelle Brunstbeobachtung (Score 1, 2 oder 3) innerhalb von 48 Stunden vor bzw.

24 Stunden nach dem ermittelten Ovulationszeitpunkt eine Brunst an, wurde dies als

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richtig positive Brunstmeldung gewertet. Als falsch negative Brunstmeldung wurde es bewertet, wenn trotz stattgefundener Ov- Brunst keine Brunst vom Erkennungssystem gemeldet wurde. Betrug die Progesteronkonzentration bei einer Brunstmeldung durch Heatime® oder der visuellen Brustbeobachtung mehr als 1,0 ng/ml, wurde von der Existenz eines aktiven CL ausgegangen, womit eine zeitnahe Ovulation ausgeschlossen werden konnte. In diesem Falle lag eine falsch positive Brunstmeldung vor.

Die Summe der richtig positiven und falsch negativen Brunstmeldungen eines Brunsterkennungssystems (Heatime®/VBb/BdDr) ist gleich der Anzahl aller Ov- Brunsten. Dabei entspricht der Anteil der richtig positiven Brunstmeldungen an der Gesamtzahl aller Ov- Brunsten der Brunsterkennungsrate (BER) und damit der Sensitivität eines Systems.

BER = Anzahl aller richtig positiven Brunstmeldungen eines Brunsterkennungssystems Anzahl aller Ov−Brunsten

Die Berechnung der Spezifität eines Systems war auf Grund der nicht messbaren

„richtig negativen Brunstmeldungen“ nicht möglich. Dem Ereignis „richtig negative Brunstmeldung“, entsprach der Umstand, dass ein Brunsterkennungssystem außerhalb eines Brunstgeschehens keine Brunst anzeigte. Da dieses Ereignis bis auf den Zeitpunkt einer richtig positiven oder falsch positiven Brunstmeldung durch das System allgegenwärtig und damit nicht messbar war, war die Berechnung der Spezifität eines Systems nicht möglich. Als Ersatz dafür wurde die Richtig- Positiv- Rate, die sich in der Verlässlichkeitsrate (VLR) eines Systems widerspiegelte, berechnet.

Die Zahl aller Brunstmeldungen eines Erkennungssystems (Heatime®/VBb/BdDr) teilt sich auf die richtig positiven sowie die falsch positiven Meldungen auf. Der Anteil der richtig positiven Meldungen an der Gesamtzahl aller Brunstmeldungen des Systems spiegelt die VLR eines Systems wider.

VLR = Anzahl aller richtig positiven Brunstmeldungen eines Brunsterkennungsstystems Anzahl aller Brunstmeldungen eines Brunsterkennungssytsems

44 3.2.5 Ovarialzysten

Waren im sonographischen Bild der Eierstöcke eine oder mehrere Ovarialzysten (Durchmesser > 3 cm, Blase mit anechogenem Inhalt) darstellbar, wurden dem Tier zur Zystenbehandlung nach siebentägigem Fortbestehen der Zyste 5 ml Buserelin®

(Fa. aniMedica, Sende- Bösensell, Wirkstoff: Buserelinacetat 0,0042 mg/ml) und 2 ml Ovaren® (Fa. CP- Pharma, Burgdorf, Wirkstoff: (R)- Cloprostenol 0,075 mg/ml) intramuskulär appliziert. Die Untersuchungen zur Zyklusüberwachung wurden nach oben genanntem Schema unter Beobachtung der Zyklusentwicklung fortgesetzt.

3.2.6 Persisitierende Corpora lutea

Waren persistierende Corpora lutea durch die sonographischen Untersuchungen nachweisbar, wurde keine hormonelle Behandlung des Tieres durchgeführt. Die regelmäßigen sonographischen Untersuchungen wurde so lange weitergeführt, bis der pCl in Regression ging und gegebenenfalls eine neue Brunst einleitete.

3.2.7 Besamung und Trächtigkeitsuntersuchung

War zum Zeitpunkt einer Brunstmeldung von Heatime® die freiwillige Wartezeit von 40 Tagen abgelaufen, wurden die Tiere durch den Betriebsleiter künstlich besamt und die sonographischen sowie hormonellen Untersuchungen nach zuvor genanntem Schema der Zyklusüberwachung bis zu einer erneuten Ovulation oder dem Nachweis einer Trächtigkeit fortgeführt. Eine Trächtigkeitsuntersuchung (TU) galt als positiv, wenn im sonographischen Bild der Herzschlag des Embryos darstellbar war. War dies am Tag 30 pi der Fall, endeten die regelmäßigen sonographischen Untersuchungen. Zur Überprüfung eines Frühabortes folgten weitere Trächtigkeitsuntersuchungen an den Tagen 40, 60 und 100 pi. Bullten die Tiere vor dem Tag 30 pi um, wurden sie erneut besamt und die Zyklusaktivität der Tiere wurde weiterhin nach dem oben beschriebenen Schema der Zyklusüberwachung sonographisch und hormonell überwacht. Zeigte Heatime® oder die visuelle Brunstbeobachtung nach Tag 30 pi jedoch eine gesteigerte Aktivität eines als trächtig untersuchten Tieres an, wurde es einer zusätzlichen sonographischen Untersuchung unterzogen, um festzustellen, ob weiterhin eine

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Trächtigkeit bestand oder das Tier umbullte. Die Progesteronkonzentration wurde ebenfalls bestimmt. Führten drei künstliche Besamungen zu keinem Trächtigkeitserfolg, wurden sämtliche Untersuchungen bei dem Tier beendet.

3.2.8 Parameter

3.2.8.1 Beurteilung der Körperkondition

Zur Bewertung der Körperkondition wurden die Tiere nach dem Body- Condition- Score (BCS) von EDMONSON et al. (1989) beurteilt. Demnach wurde die Körperkondition einer Kuh durch eine adspektorische und palpatorische Untersuchung auf einer Skala von 1 bis 5 mit Viertelschritteinteilung bewertet. Der Wert 1 entsprach einem hochgradig kachektischen, der Wert 5 einem hochgradig adipösen Zustand. Es wurden folgende Körperregionen hinsichtlich ihrer Fettdepots begutachtet: Dornfortsätze, Verbindungslinie Dorn- und Querfortsätze, Querfortsätze, Übergang der Querfortsätze zur Hungergrube (rechts), Hüfthöcker, Sitzbeinhöcker, Bereich zwischen Hüft- und Sitzbeinhöcker, Bereich zwischen Hüfthöckern und Beckenausgangsgrube. Die Kühe wurden vierzehn Tage vor dem errechneten Abkalbetermin mit der ersten BCS- Bestimmung erfasst. Fortan wurde die Körperkondition im vierzehntägigen Abstand bis zum Tag 98 pp beurteilt. Es wurde untersucht, ob der Grad der Fetteinschmelzung einen Einfluss auf die Erkennung der Brunst hat.

3.2.7.2 Lahmheit

Bei jeder sonographischen Untersuchung wurde das Gangbild der Kühe gemäß des Locomotionscores (LS) nach SPRECHER et al. (1997) in fünf Grade eingeteilt. Dazu wurde während des Ganges und im Stand die Form der Rückenlinie sowie die Belastung der Gliedmaßen nach folgendem Schema beurteilt.

LS I Rücken im Stehen und Gehen gerade. Macht lange sichere Schritte. (keine Lahmheit)

LS II Gerader Rücken im Stehen aber gekrümmter Rücken im Gehen. Leicht abnormaler Gang. (geringgradige Lahmheit)

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LS III Gekrümmter Rücken im Stehen und Gehen. Macht mit einem oder mehreren Beinen kürzere Schritte. Am Bein gegenüber dem Lahmheit verursachenden Bein können die Afterklauen leicht abgesunken sein. (mittelgradige Lahmheit) LS IV Gekrümmter Rücken im Stehen und Gehen. Belastet ein oder mehrere Beine

nur noch teilweise. Am Bein gegenüber dem Lahmheit verursachenden Bein sind die Afterklauen abgesunken. (hochgradige Lahmheit)

LS V Stark gekrümmter Rücken. Tier setzt sich nur wiederwillig in Bewegung. Das Lahmheit verursachende Bein wird nahezu vollständig entlastet.

(höchstgradige Lahmheit)

Für die Auswertung der Daten wurde untersucht, ob und inwieweit der Grad der Lahmheit einen Einfluss auf die Brunsterkennung hat.

Dazu wurde der Locomotionscore gewertet, den das Tier zu der, der Ovulation vorangegangenen, Untersuchung zeigte.

3.2.7.3 Milchleistung und Fett- Eiweiß- Quotient

Der Untersuchungsbetrieb war der Milchleistungsprüfung (MLP) angeschlossen. Eine Milchkontrolle wurde einmal pro Monat durchgeführt. Der Einfluss des Milchfett- Milcheiweiß- Quotienten (FEQ) auf die Brunsterkennung wurde anhand der MLP- Daten der ersten Milchkontrolle (1. - 31. Laktationstag) untersucht. Um den Einfluss der Milchleistung auf die Brunsterkennung zu überprüfen, wurde die Milchmenge mittels Milchkilogramm (MKg) zum Zeitpunkt der zweiten Milchkontrolle (32. - 61.

Laktationstag) herangezogen.

3.2.8 Dokumentation von besonderen tierspezifischen Ereignissen

Ereignisse, die zu einer Aktivitätssteigerung hätten führen können, welche nicht in Zusammenhang mit einer Brunst standen, wurden dokumentiert. So wurden Umstallungen, Behandlungen durch einen Klauenpfleger sowie durch den Betriebsleiter durchgeführte Klauenbehandlungen festgehalten. Durch diese Maßnahmen induzierte Steigerungen der Aktivität wurden so nicht fälschlicherweise einem Brunstgeschehen zugeordnet.

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3.3 Beschreibung des Heatime®- Systems

Heatime® ist ein von der Firma SCR Engineers Ltd (Netanya, Israel) entwickeltes System zur Brunsterkennung bei Kühen und Rindern. In Deutschland wird das System von der Firma Milkline (Podenzano, Italien) vertrieben. Es bestand bei dem Untersuchungsbetrieb aus einer Kontrollstation mit großem beleuchteten Display und einer Bedientastatur, einer Infrarotantenne sowie 300 Transponderhalsbändern. Die Antenne war am Ausgang des Melkstandes angebracht. Die in den Halsbändern abgespeicherte Bewegungsaktivität der einzelnen Kühe wurde somit nach jedem Melkvorgang ausgelesen. Die Kontrollstation war mit der Infrarotantenne über ein Kabel verbunden. Sie meldete in Form von akustischen und optischen Alarmsignalen eine erkannte Brunst. Die Daten konnten über eine Schnittstelle auf einen PC sowie in die Herdenmanagersoftware „DMS“ der Firma Milkline übertragen werden.

Heatime® verwendet für die Datenübertragung von den Halstranspondern auf die Antenne ein Infrarotsystem, was Interferenzen mit gängigen Funkfrequenzen verhindert. Im Fressgitter stehend wurde dem Tier das Halsband so angelegt, dass der Transponder an der linken oberen Halsseite und das, den korrekten Sitz des Bandes stabilisierende, Gewicht an der Halsunterseite zum Liegen kam. Zudem wurde der Verschluss des Halsbandes mit einem Kabelbinder zusätzlich gesichert.

Vor der Besenderung wurden Transponder- und Tiernummer an der Kontrollstation eingegeben. In einer 7- tägigen Kalibrierungsphase wurden das individuelle Aktivitätsniveau sowie die Durchschnittsaktivität des Tieres ermittelt.

Bewegungssensoren maßen und speicherten in „Zwei- Stunden- Paketen“ die Aktivität des Tieres. Die Kontrollstation verarbeitete die von der Antenne empfangenen Rohdaten und kalkulierte anhand eines Statistikprogrammes einen aktuellen Aktivitätsgraphen. Zusätzlich wurde durchgehend das mittlere Aktivitätsniveau der gesamten Herde ermittelt und den Auswertungen zu Grunde gelegt. An der Kontrollstation wurde manuell der Aktivitätsschwellenwert (Bsp. 5,5) eingestellt. Stieg die Aktivität eines Tieres über diesen Schwellenwert, meldete Heatime® eine Brunst. Der Hersteller empfahl einen Aktivitätsschwellenwert von 5,5.

In der vorliegenden Studie war ein Schwellenwert von 5,0 installiert. Stieg die Aktivität einer Kuh über den Schwellenwert von 5,0, meldete Heatime® eine Brunst.

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Tiere, die eine erhöhte Aktivität zeigten, wurden für eine Dauer von 32 Stunden ab Schwellenwertüberschreitung in einer gesonderten Liste aufgeführt. Die Daten wurden für eine Dauer von 60 Tagen gespeichert. Über die „Kuhliste“ der Kontrollstation waren jederzeit alle Aktivitätswerte der Tiere ablesbar. Für jedes einzelne Tier konnten die Werte über verschiedene Zeitabschnitte graphisch dargestellt werden. Eine mittelfristige Beobachtung des Aktivitätsverlaufes bis zu 60 Tagen sowie dessen Anlehnung an das Zyklusgeschehen war somit möglich. Dies konnte bei einer anstehenden Besamung durch Aufrufen des Graphen in Betracht gezogen werden. Vom Hersteller wurde darauf verwiesen, dass der Aktivitätspeak stark mit dem Duldungsreflex des Tieres korreliere und eine Besamung 6 - 18 Stunden nach besagtem Peakzeitpunkt dem optimalen Besamungszeitraum recht nahe käme.

Abb.2: Schematische Darstellung des Aufbaus des Heatime®-Systems (Quelle: V51D – HEATIME Bedienungsanweisung – 26.08.2008 (http://heatime.dk/Heatime-tysk.pdf))

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3.4 Blutprobenentnahme und Bestimmung der Progesteronkonzentration

Die Blutprobenentnahme erfolgte aus der Vena caudalis mediana (S- Monovette 9 ml, Fa. Sarstedt, Nümbrecht, Deutschland). Die Proben wurden 60 Minuten nach der Entnahme über 15 Minuten bei 3500/min zentrifugiert. Das daraus gewonnene Blutserum wurde pro Probe zu je 2 ml in zwei Eppendorf- Gefäße (Haupt- und Rückstellprobe) pipettiert und bis zur Laboruntersuchung bei - 20 °C gelagert.

Die Progesteronkonzentration im Serum wurde bei allen Proben mit Hilfe eines Enzyme- linked Immunosorbent Assay (ELISA) quantitativ bestimmt (PRAKASH et al., 1987). Bei diesem auf der Doppelantikörpertechnik basierenden Immunoassay wurden zunächst Microtiterplatten mit einem Antikörper gegen Ratten- IgG (Ziege anti Ratte) gecoated. Danach wurden 100 µl der Enzymverdünnung (Enzym:

Progesteron- 3- O- CMO- HRP, Freising, Deutschland, 19.01.09) sowie 20 µl des verdünnten zu bestimmenden Serums/Progesteronstandards zuzüglich 100 µl der Antikörperverdünnung (Antikörper: P- 1922 Monoclonal Anti Progesterone, Clone 2H4, Sigma) in die Wells der Platten pipettiert. Die Inkubation erfolgte zunächst für eine Stunde bei 37 °C auf einem Schüttler. Dann wurde der Überstand verworfen und die Platten 4 Mal mit 300 µl Waschlösung pro Well gewaschen. Anschließend wurden 150 µl Substrat in jedes Well pipettiert und die Platten für 40 Minuten bei Raumtemperatur im Dunkeln auf einem Schüttler inkubiert. Im Anschluss wurde die Reaktion mit 50 µl 2M H₂SO₄ je Well gestoppt und die optische Dichte der durch die Substratreaktion hervorgerufenen Gelbfärbung bei 450 nm bestimmt. Mit Hilfe einer Standardkurve im Bereich von 0,2 - 12,5 ng/ml konnte die Konzentration des Serumprogesterons bestimmt werden. Der untere Messbereich lag bei 0,2 ng/ml, der Intraassay- Variationskoeffizient lag bei 9,6 und der Interassay- Variationskoeffizient bei 12,5 %.Das Prinzip der Doppelantikörpertechnik basiert auf der Konkurrenz zwischen einer konstanten Menge enzymmarkierten Progesterons (Marker) mit nicht markiertem Progesteron aus der Probe um eine begrenzte, konstante Anzahl an hormonspezifischen Bindungsstellen eines monoklonalen Antikörpers. Durch die Zugabe eines zum Markerenzym passenden, chromogen gefärbten Substrates, wird

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der Anteil des enzymmarkierten Progesterons nachgewiesen, der mit den Antikörpern eine Bindung eingegangen ist. Die durch das Enzym katalysierte Umsetzung des Substrates ist eine Reaktion, die mit einem Farbumschlag einhergeht, wodurch die Menge des enzymmarkierten Progesterons photometrisch bestimmt werden kann. Die Konzentration des Serumprogesterons verhält sich umgekehrt proportional zu der gemessenen Menge an markiertem Progesteron und kann mit Hilfe einer Standardkurve ermittelt werden.

3.5 Statistische Auswertung

Das Sammeln sowie die Organisation der Rohdaten erfolgte mittels des Tabellenkalkulationsprogramms Microsoft Excel® (Fa. Microsoft Inc., USA). Die statistische Auswertung der Daten wurde beim Vergleich von Häufigkeiten unter Verwendung des Statistikprogramms SAS® (Version 9.2, SAS Institute Cary, NC, USA) durchgeführt. Die Untersuchung auf signifikante Abweichungen erfolgte mit dem Exakten Test nach Fisher (GLANTZ, 2012). Das Signifikanz- Niveau lag bei P <

0,05.

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4 ERGEBNISSE 4.1 Tierzahl

Bei 139 Kühen wurden über den Untersuchungszeitraum von neun Monaten insgesamt 238 SpB und 164 Ub sowie 20 IndB festgestellt. Weitere elf Tiere wurden vor Beendigung des Versuches verkauft (n = 7) oder von der Zucht ausgeschlossen (n = 4). Deren bis dato gesammelte Daten flossen nicht mit in die Auswertungen ein.

4.2 Auswertung der visuellen Brunstbeobachtung

4.2.1 Modifizierung des Beobachtungsscore

Zur Beurteilung der visuellen Brunstbeobachtung war es nötig, die durch das 3- Punkte- System von HALL et al. (1959) vorgegebenen Kriterien für jeden Score differenzierter zu beschreiben. Das Verhalten der Tiere wurde in der Vorbereitung auf die visuelle Brunstbeobachtung zunächst nach dem 3- Punkte- System von HALL et al. (1959) beurteilt (Siehe Absatz 2.1.2 Visuelle Brunstbeobachtung). Bei den Voruntersuchungen stellte sich jedoch heraus, dass die Kriterien zur Vergabe der Scores 1 und 2 für eine genaue Beurteilung des Verhaltens der Tiere zu ungenau formuliert waren und in praxi eine Grenze zwischen leichter und erhöhter Aktivitätssteigerung, geringem und vermehrtem Abgang von Vaginalschleim sowie leichtem und erhöhtem Interesse an Herdenmitgliedern nur schwer zu ziehen war.

Daher war es nötig die Kriterien von Score 1 und 2 genauer zu beschreiben und anhand der bei der Vorbereitung beobachteten Verhaltensweisen zu modifizieren.

Es wurde folgende Modifizierung vorgenommen:

Score 1

Einer leichten Steigerung der Aktivität wurde ein allgemein auffälliges Verhalten, unruhiges Umherlaufen und -schauen, Aufstellen der Ohren, gelegentliches Brüllen sowie ein geringes Interesse an einer Gruppe brünstiger Tiere zugeordnet. Durch einen kurzen, klaren oder trüben, aus der Scham des Tieres hängenden

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Schleimfaden zeigte sich ein geringer Abgang von Vaginalschleim. Eine leichte Interessenssteigerung wurde durch die Kontaktaufnahme zu Nachbartieren, das Belecken von Herdenmitgliedern außerhalb des Schambereiches (Kopf, Hals, Rücken, Flanke) sowie das Belecken des Schambereiches definiert.

Score 2

Eine starke Aktivitätssteigerung äußerte sich durch nervöses und rastloses Umherlaufen sowie das Mitlaufen in der Gruppe brünstiger Tiere. Ein vermehrter Abgang von Vaginalschleim wurde durch einen langen, klaren aus der Scham des Tieres hängenden Schleimfaden angezeigt. Eine erhöhte Steigerung des Interesses an Herdenmitgliedern zeigte sich durch ein länger als zwei Sekunden anhaltendes Kopfauflegen im Rumpfbereich anderer Kühe, welches meist vor dem Bespringen des Tieres beobachtet wurde. Als Bespringen von Herdenmitgliedern wurde jede Art des Aufsprungversuches gewertet, da der Erfolg bzw. die Dauer des Aufsprunges maßgeblich von der Duldungsbereitschaft des besprungenen Tieres abhängig war.

Score 3

Der Duldungsreflex bedurfte keiner weiteren Definition.

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Tabelle 3: Anzahl der Beobachtungen sowie Verlässlichkeitsrate (VLR) der Brunstsymptome des Score 1, wenn der Score 1 als höchster Score einer Beobachtungsphase der visuellen Brunstbeobachtung notiert wurde. Außerdem Anteil der Beobachtungsphasen mit dem Höchstscore 1 bei einer Ovulations- Brunst (Ov- Brunst), bei denen in der vorherigen bzw. nachfolgenden Beobachtungsphase der Score 2 oder 3 gesichtet wurde.

Brunstsymptom Anzahl

54 4.2.2 Brunstsymptome

Für die Beurteilung der Verlässlichkeit eines Brunstsymptoms wurden nur die gezeigten Symptome des in einer Beobachtungsphase notierten Höchstscore gewertet. Zeigte das Tier also durch Bespringen eines anderen Tieres (Score 2) eine Brunst an, entfielen die gegebenenfalls zuvor notierten Brunstsymptome des Score 1 für diese Auswertung und es wurde beurteilt, ob das Tier zum Zeitpunkt des Bespringens in Ov- Brunst war oder nicht. Kühe, deren Verhalten mit dem Score 2 oder 3 beurteilt wurden, zeigten in der gleichen Beobachtungsphase immer auch Brunstsymptome des Score 1.

Der Score 1 wurde 1442 Mal als höchster Score in einer Beobachtungsphase notiert.

Eine leichte Steigerung der Aktivität wurde in den täglichen Beobachtungen oft beobachtet, jedoch traten die Symptome (186 von 1141 in Ov- Brunst; VLR: 16,3 %) verhältnismäßig selten in Zusammenhang mit einer Ov- Brunst auf. Dabei wurde durch Unruhe (unruhiges Umherlaufen und -schauen oder durch das Aufstellen der Ohren) in nur 181 von 1005 Fällen eine Ov- Brunst korrekt angezeigt (VLR: 18,0 %).

Gelegentliches Brüllen war in nur 5 von 136 Fällen alleiniger Indikator für eine Ov- Brunst (VLR: 3,7 %). Wurde ein geringer Abgang von Vaginalschleim beobachtet, trat dies nur wenige Male (16 von 159 in Ov- Brunst; VLR: 10,1 %) im Zusammenhang mit einer Ov- Brunst auf. Dabei kam der Abgang von trübem Vaginalschleim (0 von 67 in Ov- Brunst; VLR: 0,0 %) nicht in Verbindung mit einer Ov- Brunst vor, klarer Vaginalschleim zeigte in nur 16 von 92 Fällen (VLR: 17,4 %) eine Ov- Brunst richtig an. Bis auf wenige Ausnahmen (n = 24) wurde ein geringer Abgang von Vaginalschleim nur bei ruhenden Tieren beobachtet (n = 135). Das Belecken und Beriechen von Herdenmitgliedern sowohl außerhalb (Kontaktaufnahme; n = 118) als auch innerhalb des Schambereiches (n = 24) wurde verhältnismäßig häufig beobachtet, konnte jedoch aufgrund der geringen Verlässlichkeit (VLR: 10,2 % / 20,8 %) nicht als Kriterium für eine visuell erkannte Ov- Brunst herangezogen werden (Tabelle 3). Da aus den Ergebnissen der visuellen Brunstbeobachtung für die Brunstsymptome des Score 1 eine VLR ≤ 20,8 % resultierte, wurden diese Symptome und damit der Score 1 nicht mit in die

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Auswertung einbezogen. Die Bestimmung einer Ov- Brunst war durch die Beobachtung dieser Symptome auf Grund der geringen Verlässlichkeit zu unsicher.

Wurde der Score 1 als höchster Score in einer Beobachtungsphase bei einem brünstigen Tier notiert, so zeigte dieses Tier im Schnitt in 51,1 % der Fälle bereits in der vorhergegangenen oder in der nachfolgenden Beobachtungsphase den Score 2 oder 3 (Tabelle 3).

Der Score 2 wurde 360 Mal als höchster Score in einer Beobachtungsphase gesichtet. Als verlässliche Brunstsymptome des Score 2 stellten sich eine erhöhte Steigerung der Aktivität (142 von 152 in Ov- Brunst; VLR: 93,4 %), ein länger als zwei Sekunden anhaltendes Kopfauflegen im Rumpfbereich anderer Kühe (26 von 30 in Ov- Brunst; VLR: 86,7 %) sowie das Bespringen von Herdenmitgliedern (167 von 178 in Ov- Brunst; VLR: 93,8 %) heraus (Tabelle 4). Kühe, die durch eine erhöhte Steigerung der Aktivität (Score 2) auffielen, zeigten in der gleichen Beobachtungsphase eine Ov- Brunst auch immer durch Kopfauflegen im Rumpfbereich (Score 2) und das Bespringen anderer Tiere (Score 2) oder den Duldungsreflex (Score 3) an. Tiere, bei denen ein vermehrter Abgang von Vaginalschleim (Score 2) beobachtet wurde (n = 2), zeigten in der gleichen Beobachtungsphase auch den Duldungsreflex (Score 3).

Der Duldungsreflex (67 von 67 in Ov- Brunst; VLR: 100,0 %) wurde ohne Ausnahme nur bei brünstigen Kühen beobachtet. Zeigte sich der Score 2 als höchster Score einer Beobachtungsphase bei einem brünstigen Tier, so wurde in 24,8 % der Fälle bereits in der vorhergegangenen oder in der nachfolgenden Beobachtungsphase der Score 3 gesichtet (Tabelle 4).

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Tabelle 4: Anzahl der Beobachtungen sowie Verlässlichkeitsrate (VLR) der Brunstsymptome des Score 2 , wenn der Score 2 höchster Score einer Beobachtungsphase der visuellen Brunstbeobachtung war. Außerdem Anteil der Beobachtungsphasen bei einer Ovulations-Brunst (Ov- Brunst) mit höchstem Score 2, bei denen in der vorherigen/nachfolgenden Beobachtungsphase der Score 3 notiert wurde.

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4.3 Brunsterkennung durch Heatime® über den gesamten Untersuchungszeitraum

Über einen Zeitraum von neun Monaten wurden 402 nicht induzierte Ov- Brunsten untersucht. Diese gliederten sich in 238 Ov- Brunsten ohne eine vorherige künstliche Besamung (SpB) und 164 Ov- Brunsten mit einer vorherigen künstlichen Besamung (Umbuller; Ub) auf. Zusätzlich wurde bei 23 normalzyklischen Kühen, die einen Blütegelbkörper zwischen dem Tag 30 und Tag 60 post partum (pp) aufwiesen, mit einem synthetischen Prostaglandin F- Präparat eine Brunst eingeleitet. Es wurde anschließend untersucht, ob die induzierte Ov- Brunst (IndB) innerhalb von 8 Tagen post applicationem (pa) durch die Brunsterkennungssysteme erkannt wurde. Bei drei von 23 Tieren trat innerhalb von acht Tagen nach der PGF- Applikation keine Luteolyse ein, eine Ovulation blieb ebenfalls aus. In diesen drei Fällen ausgebliebener Luteolyse wurde die jeweils folgende Ov- Brunst den SpB zugeordnet. Falsch positive IndB wurden von keinem der Erkennungssysteme gemeldet. Der zeitliche Abstand zwischen PGF2a- Applikation und Ovulation betrug zwei (n = 2), drei (n = 5), vier (n = 8), fünf (n = 4) bzw. sechs (n = 1) Tage.

Heatime® erkannte 348 der 402 nicht induzierten Ov- Brunsten (BER: 86,6 %).

Dabei fiel die BER der Ub um 11,8 % höher aus (154 von 164; BER: 93,3 %) als die der SpB (194 von 238; BER: 81,5 %; P < 0,001). Die nicht induzierten Ov- Brunsten wurden mit einer VLR von 90,9 % gemeldet. Dabei unterschieden sich SpB (VLR:

91,9 %) und Ub (VLR: 89,5 %) numerisch kaum (P = 0,42). Heatime® registrierte 19 der 20 IndB (BER: 95,0 %) mit einer VLR von 100 %. Ein Unterschied zwischen IndB und SpB sowie zwischen IndB und Ub hinsichtlich BER und VLR lag nicht vor (P ≥ 0,13; Tabelle 5).

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Tabelle 5: Vergleich der Brunsterkennungsrate (BER) und Verlässlichkeitsrate (VLR) von nicht induzierten Brunsten mit (Ub) und ohne (SpB) vorherige künstliche Besamung sowie

induzierten Brunsten (IndB) durch das Heatime®- System.

a, b: P < 0,05

4.4 Reduzierung der Ergebnisse auf die Daten der Tage Montag

4.4 Reduzierung der Ergebnisse auf die Daten der Tage Montag