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Die „Conservation of resources“ (COR)-Theorie wird von Schwarzer (1993a, 19) als „moderne Alternative zu der [Theorie] von Lazarus“ bezeichnet (Schwarzer, 1993a, 19, zit. n. Starke, 2000, S. 29).

Das Modell soll das Verhalten von Menschen in stressreichen Situationen klären und überprüfbar sein. Es basiert auf der Grundthese, dass Menschen danach trachten ihre Ressourcen aufzubauen und zu schützen. So ist Hobfoll der Meinung, dass der vermeintliche oder wirkliche Verlust von Ressourcen jene Komponente ist, die dem Menschen bedrohlich erscheint. Der Stressprozess wird durch die Bedrohung von Ressourcen ausgelöst und der Mensch versucht, Verluste zu begrenzen. Diese Überlegungen gehen auf Schönpflug (1985a) zurück, der Hobfoll stark inspirierte. Im Gegensatz zu Lazarus und Folkman spielt für Hobfoll die Persönlichkeitsdisposition eine geringere Rolle. In einer Studie zur Evaluation der Krisentheorie zeigen Hobfoll und Walfisch (1986), dass mehr als 50% der Personen, die in der Voruntersuchung psychisch unauffällig waren, infolge von Krisen Anzeichen von depressiven Verstimmungen aufzeigten (vgl.

Starke, 2000, S. 29ff.).

5 Pfeiler des Stressmanagements

Stressmanagement ist keine spezifische Behandlungsmethode, sondern ein Ansatz, der unterschiedlichste Bewältigungsstrategien anbietet. Von Lichtenstein wurden 1988 Gemeinsamkeiten beschrieben, die zu den Grundelementen des Stressmanagements zählen:

• Kognitive Restrukturierung – durch bewusste Denkmuster kommt es zu einer erfolgreichen Veränderung des Verhaltens. Positive Einstellungen sollen gefördert werden. Stressverschärfende Einstellungen und Bewertungen werden verändert.

• Entspannung – diese dient zur Reduzierung der physiologischen Anspannung. Erholung und Entspannung stehen im Vordergrund, körperliche und seelische Stressreaktionen werden gelindert.

• Training sozialer Kompetenzen und der Selbstsicherheit

• Selbstbeobachtung – dadurch wird eine objektivere Sichtweise gestärkt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass erwünschtes Verhalten eintritt, ist erhöht (vgl. Payne, 1998, S. 29).

In der neueren Literatur wird angeregt, eher von Ressourcenmanagement zu sprechen.

6 Klassifikationen von Coping

Coping kommt vom englischen „to cope with“ und bedeutet so viel wie

„bewältigen“ oder „überwinden“ (Pflegewiki, 2013, o. S.).

In der Psychologie und Medizin wird der Begriff synonym mit Bewältigungsstrategien und -mechanismen verwendet.

Wichtig ist zu erwähnen, dass Bewältigung oder Coping nicht wie landläufig verwendet über einen Erfolg, sondern lediglich über die Bemühungen, mit der belastenden Situation fertig zu werden, definiert wird (vgl. Kaluza, 2002, S. 574).

Lazarus und Folkman (1984) definierten Bewältigung (Coping) für die Stresstheorie wie folgt:

„Wir definieren Bewältigung als fortwährend sich wandelnde kognitive und verhaltensbezogene Anstrengungen zur Handhabung bestimmter externer und/oder interner Anforderungen, die vom Betroffenen als seine Ressourcen belastend oder überlastend bewertet werden.“ (Lazarus/Folkman, 1984, zit. n.

Lazarus, 2005, 239f.)

Urdis (1992) erklärt den Coping-Prozess folgend:

„Ich nehme eine bestimmte Situation wahr, schätze sie bezüglich meiner Emotionen, meiner Vorstellungen, meiner Bewältigungsmöglichkeiten und meiner Ziele ein, suche eine bestimmte Verhaltensweise aus, frage nach den innerpsychischen und externen Ressourcen, prüfe, ob ich diese Situation bewältigen kann, und handle. Durch die Handlung wird die Situation wieder verändert.“ (Urdis, 1992, zit. n. Steinmann, 2005, S. 45)

Coping wird daher als Prozess und nicht als Zustand verstanden.

Die Berner Bewältigungsformen (BEFO) wurden von Heim et al. (1986) entwickelt. Dieses Verfahren erfasst vor allem Bewältigungsstrategien von physisch, chronisch Kranken. Dieses besteht aus zwei Einschätzungsbögen und

einem Analyseraster. Es soll Betroffenen in den Bewältigungsstrategien konkreter unterstützen.

Die BEFO nach Heim et al. (1991) unterteilt Coping in drei Gruppen: dem emotionalen (hadern, resignieren, selbstbedauern, Optimismus, Wut, passive Kooperation, usw.), dem kognitiven (Humor oder Ironie, Problemanalyse, grübeln, akzeptieren, Sinngebung, usw.) und dem handlungsbezogenen (Kompensation, zupacken, sozialer Rückzug, Entspannungstechniken, aktives Vermeiden, usw.) Coping (vgl. Tschopp, 2012, S.1ff.).

Lazarus et al. unterscheidet die Arten der Stressbewältigung nach:

• problemorientiertem Coping: durch informieren, direkte Handlungen oder auch das Unterlassen von Handlungen wird versucht, Probleme bzw.

Situationen zu überwinden oder sich gegebenenfalls diesen Situationen anzupassen (Ebene der Situation bzw. des Reizes).

• emotionsorientiertem Coping: in erster Linie wird der Versuch gestartet, emotionale Erregung abzubauen, welche durch die Problemsituation entstanden ist. Dies geschieht, ohne sich mit den Ursachen auseinandersetzen zu müssen (innerpsychische Ebene).

• bewertungsorientiertem Coping: die Situation wird von der betroffenen Person neu bewertet, um so adäquat damit umzugehen. Ziel ist es, eine Belastung eher als Herausforderung zu sehen. Die Situation wird dadurch positiv belegt und es werden Ressourcen frei, um angemessen zu reagieren (Reappraisal, Neubewertung).

In den meisten Fällen wird in der Literatur zwischen problembezogenem (instrumentellem) und emotionsbezogenem (palliativem) Coping unterschieden:

Beim problembezogenen Coping versucht der Betroffene die Situation zu Verändern oder die Ursache neu zu interpretieren. Dies geschieht z. B. durch die Aneignung neuer Kompetenzen, das Finden neuer Lösungen (Alternativlösungen) und indem man Aufwand und Nutzen gegeneinander abwägt. Anders beim emotionsbezogenen Coping, bei dem es um das Verhalten und den Umgang mit der belastenden Situation geht. Die/der Betroffene versucht die emotionale

Belastung abzuschwächen. Beispiele dafür sind Entspannungstechniken, Bewegung und Sport, verbalisieren des Problems, aber auch Distanzierung, Beschuldigung oder Ablenkung von der Problematik (vgl. Steinmann, 2005, S.

45).

Beehr und McGrath (1996) unterscheiden des Weiteren den zeitlichen Aspekt des Coping nach fünf Zeitpunkten:

• Präventives Coping (preventiv coping) findet lange Zeit vor einem stressreichen Ereignis statt (der Raucher, der lange vor dem Auftreten von Lungenkrebs das Rauchen aufgibt).

• Antizipatorisches Coping (anticipatory coping) ist kurz vor dem zu erwarteten Ereignis (Beruhigungsmittel vor einer Prüfung einnehmen).

• Dynamisches Coping (dynamic coping): Das Ereignis ist gerade im Gange (z. B. sich von chronischen Schmerzen ablenken).

• Reaktives Coping (reactive coping): findet nach dem Ereignis statt und führt zu einer Veränderung des Lebens.

• Residuales Coping (residual coping): Diese Art des Copings kommt erst lange Zeit nach einer stresshaften Situation zum Einsatz (vgl.

Schwarzer/Gutiérrez-Doña, 2000, S. 456).

Stone & Neale (1984) definieren Coping als „solche Verhaltensweisen und Gedanken, die von einem Individuum bewusst eingesetzt werden, um die Effekte einer vorhergesehenen oder bereits erfahrenen Stresssituation zu lenken oder zu kontrollieren“ (Stone/Neale, 1984, S. 893; zit. n. Barth, o. J., o. S.).

Nach Stone und Neale ist Coping also eine aktive und zielgerichtete Handlungsweise.

In der Stressforschung lassen sich zwei Ansätze unterscheiden. Strack und Feifel (1996) unterscheiden zwischen den älteren Ansätzen, die Stress in einem entwicklungstheoretischen Rahmen sehen. Das bedeutet, dass diese Theorien sich auf das Coping konzentrieren und die tatsächliche Stresssituation ausklammern.

Menschen haben verhältnismäßig stabile Vorlieben im Umgang mit Problemen

und den jeweiligen Copingstilen. Veränderungen in den Bewältigungsstrategien erklären die Vertreter dieser psychoanalytisch orientierten Theorien durch einen Reifungsprozess des Individuums. Neuere Theorien konzentrieren sich im Gegensatz dazu eher auf die eigentliche Stresssituation. Dazu zählt auch die Theorie von Lazarus. Lazarus und Folkman sind der Ansicht, dass es keine besseren oder reiferen Copingstrategien gibt. Es gibt ihrer Meinung nach nur Strategien, die durch die subjektive Situationsbeurteilung, und durch die zur Verfügung stehenden Ressourcen besser und geeigneter wirken als andere. Diese würden sich mit dem Alter verändern (vgl. Faustinelli, 2008, S. 19).

Coping hängt nicht nur sehr stark von der jeweiligen Situation, sondern auch von der Persönlichkeitsstruktur eines Menschen ab (vgl. ebd, S. 19).

Bevorzugte Coping-Stile lassen sich mit Persönlichkeitsmerkmalen zusammenführen (vgl. Perring-Chiello et al., 2001, nach Steinmann, 2005, S. 46).

Moos und Schaefer (1993) haben in einem Modell die Ansätze beider Theorien miteinander vereint. In ihrem Modell spielen sowohl die Situationsmerkmale als auch die Persönlichkeitsmerkmale eine entscheidende Rolle. Ihrer Meinung nach haben Menschen auf der einen Seite das Verlangen, während ihres Lebens dieselben Bewältigungsstrategien zu verwenden, auf der anderen Seite verändern sich diese mit der Zeit, um sich an die gegenwärtigen Stressoren und auch Ressourcen anzupassen (vgl. Faustinelli, 2008, S. 19).

Schlussendlich gilt, dass je mehr Bewältigungsstrategien einer Person zur Verfügung stehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eine Bedrohung zu bewältigen.

Wie die Stressbewältigung aussieht, hängt unter anderem davon ab, ob der Mensch an und für sich problem- oder lösungsorientiert an die Situation herangeht.

Thomae (1983) unterscheidet fünf verschiedene Gruppen, die zur Bewältigung unterschiedliche Daseins-Techniken bevorzugen:

• Leistungsbezogene Techniken (Beeinflussung der Umgebung durch vermehrten Einsatz und Kräftemobilisierung)

• Aggressive Techniken (eigene Bedürfnisse werden auf Kosten der Umwelt durchgesetzt)

• Defensive Techniken (unterschiedliche Abwehrmechanismen wie Verdrängung oder Regression)

• Evasive Techniken (sich zurückziehen)

• Anpassungstechniken (Veränderung des eigenen Verhaltens, um mit der Situation zurecht zu kommen) (vgl. Wirsing, 2000, S.348).

6.1 „Sie“ und „Er“ - Unterschiede in den Copingstrategien?

Wie sieht es aber bei den beiden Geschlechtern aus? Gibt es Unterschiede in den Copingstrategien?

In einer nationalen Querschnittsstudie mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern in zwei unterschiedlichen Altersgruppen (40 bis 45 Jahren und 50 bis 55 Jahren) unterschieden sich Frauen und Männer nur im Gebrauch einer Strategie wirklich signifikant. So schätzten sich Männer, im Gegensatz zu Frauen, öfter wieder neu positiv ein. Sowohl die befragten Frauen als auch die befragten Männer gaben an,

„Handlungen“ mit 61% und „Kognitionen“ mit 55% am häufigsten als Copingstil einzusetzen, im Vergleich zur „emotionalen Bewältigung“ mit 29% (vgl. Perring-Chiello et al., 2001, vgl. nach Steinmann, 2005, S. 45f.).

Hampel & Petermann (2001) führen Mädchen und junge Frauen (12 bis 20 Jahre) als Risikogruppe in Bezug auf Stress und Stressverarbeitung. Sie haben nicht nur ein erhöhtes Stresserleben, sondern verwenden inadäquate Stressverarbeitungsmuster. Strategien wie „Ablenkung“, „Bagatellisierung“,

„passive Vermeidung“, „Gedankenkreisen“, „Resignation“ und „Aggression“

werden von dieser Altersgruppe am häufigsten eingesetzt (vgl. Steinmann, 2005, S. 49).