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Des Weiteren können auch persönliche Ressourcen dazu verhelfen, Anforderungen der Umwelt als weniger bedeutend einzuschätzen und passende Bewältigungsmöglichkeiten zu wählen. Zu den persönlichen Ressourcen zählt unter anderem der Optimismus, der von Scheier und Carver (1992) als generalisierte Ergebniserwartung verstanden wird, dass alles „gut gehen wird“.

Dies spiegelt die subjektive Annahme wider (vgl. Schwarzer/Hahn, 1994, S.

186f.).

In mehreren Studien von Scheier et al. (1989) erwies sich, dass die Optimisten im Gegensatz zu den Pessimisten eine schnellere Genesung und höhere Lebensqualität hatten (vgl. Schwarzer/Hahn, 1994, S. 187).

Die Kompetenzerwartung (Überzeugung der eigenen Wirksamkeit) wirkt sich darauf aus, wie ein Mensch fühlt, was er denkt und wie er sich verhält bzw.

handelt. Je mehr eine Person an sich selbst glaubt und der Meinung ist über geeignete Handlungsmöglichkeiten zu verfügen, desto motivierter ist sie, aktiv zu handeln (vgl. Bandura, 1992, nach Schwarzer/Hahn, S. 187).

Das bedeutet, dass von der subjektiven Beurteilung abhängt, inwieweit die Person eine Situation als angenehm, herausfordernd, bedrohlich oder schädigend einstuft (vgl. Bengel et al., 2004, S. 38, nach Luthiger-Stocker, 2008, S. 12).

Im Stressgeschehen ist die Kompetenzerwartung mitbestimmend, welche Bewältigungsstrategie gewählt wird und wie groß die Anstrengungen sind, bevor man aufgibt (vgl. Jerusalem/Schwarzer, 1992, nach Schwarzer/Hahn, 1994, S.

187).

Geringe Kompetenzerwartung ist verbunden mit Depressivität, ängstlichem Verhalten, geringem Selbstwert, der Unterschätzung eigener Fähigkeiten und pessimistischer Einstellung gegenüber Herausforderungen oder schwierigen Aufgabenstellungen (vgl. Bandura, 1991, nach Schwarzer/Hahn, 1994, S. 187).

Zusätzlich tragen allgemeine Lebenskompetenzen (lifeskills) zu einer verbesserten Bewältigung des Stressgeschehens bei.

Unter diesen Lebenskompetenzen versteht die WHO (1999):

„Die persönlichen, sozialen, kognitiven und physischen Fertigkeiten, die es den Menschen ermöglichen, ihr Leben zu steuern und auszurichten und ihre Fähigkeit zu entwickeln, mit den Veränderungen in ihrer Umwelt zu leben und selbst Veränderungen zu bewirken.“ (WHO, 1999, S. 262)

• Geben und Annehmen von Hilfe

• Beziehungsaufbau, Aufrechterhaltung und nutzen von sozialen Kontakten

• Fähigkeit und Courage, eigene Befindlichkeiten, Bedürfnisse und Wünsche auszudrücken

• Gesundheitsrisiken einschätzen zu können und dadurch Veränderungen der eigenen Lebensweise (vgl. Faustinelli, 2008, S. 87).

9 Die Dynamik von Stress und Entspannung

Forschung sieht Erholung, als „intentional gesteuerten Prozess, der die aktive Auseinandersetzung einer Person mit ihrer Umwelt ebenso umfasst, wie die grundsätzliche Kontrollierbarkeit des Erholungsprozesses“ (Almer, 1996, zit. n.

Eichhorn, 2009, S.50).

Eichhorn (2006) beschreibt, dass Art und Dauer der Belastung in die Erholungsphase ausstrahlt. Das bedeutet, je länger und intensiver die Belastung war, desto länger benötigt der Mensch bis er sich davon erholt hat. Menschen fühlen sich nach stressigen Arbeitstagen einerseits überdreht und angespannt, anderseits fühlt sich der Mensch aber ohne Energie und es besteht keine Intension mehr an Aktivitäten teilzunehmen. Da sich Belastungen kumulieren, kann es passieren, dass eine weiter Belastungsphase beginnt, ohne vorherige ausreichende Erholung. Begünstigt wird das auch noch durch den Aspekt, dass Stress die Qualität und Quantität von Schlaf beeinträchtigt. Die Überlastung tritt immer schneller ein, im Gegensatz dazu benötigt man immer längere Erholungsphasen.

Dies führt zu einem circulus vitiosus (vgl. Eichhorn, 2006, S. 3f.)

Eine Studie von Allmer (2003) zeigt, dass von 5000 Befragten 70% nach ihrer Arbeit gerne abschalten und sich erholen möchten, doch geben sie an, nicht zu wissen, wie sie zu diesem Effekt kommen. So scheint es, dass das einfache

„loslassen“, für die arbeitende Bevölkerung nicht so einfach ist (vgl. Eichhorn, 2006, S.1).

Zur Analyse des Beanspruchung- und Erholungszustands steht der Erholungs-Belastungsfragebogen - EBF - zur Verfügung (vgl. Kallus, 1995, o. S.).

Demnach ist Entspannung ein Zustand, der auf verschiedenen Ebenen sichtbar, bzw. messbar ist. Auf der körperlichen Ebene sind Kriterien wie z. B. weiche und lockere Muskulatur, gleichmäßiger Pulsschlag und Atmung ein Indiz.

Physiologisch kann dies durch sinkende Herzfrequenz, niedrigen Blutdruck oder Absinken der Hauttemperatur gemessen werden (vgl. Bensberg/Messer, 2010, S.

62).

10 Gesundheitskompetenz - Health Literacy

Gesundheitskompetenz ist eine wichtige Grundlage für gesundes Handeln. Diese Kompetenz entsteht durch lebenslange Lern- und Sozialisationsprozesse und ist durch unsere Entwicklungs- und Lebensbedingungen geprägt (vgl.

Sommerhalder/Abel, 2007, S. 4).

Health Literacy zählt zu den jungen Konzepten in Public Health, und wird zurzeit noch hauptsächlich als Resultat von Bildungs- und Informationsmaßnahmen in der Gesundheitsförderung angesehen. Wichtig ist es aber, auch das Interesse für Gesundheitskompetenzen bei Institutionen und in der Politik zu wecken, um nötige Rahmenbedingungen schaffen zu können. Gesundheitskompetenz ist also keine isolierte Maßnahme im stillen Kämmerlein, sondern spielt sich auf vielen Ebenen und im sozialen Kontext ab (vgl. Arbeitsbericht Gesundheitskompetenz, 2006, S. 3f.).

Die WHO legte die Bedeutung von Health Literacy 1998 folgendermaßen fest:

„Health literacy represents the cognitive and social skills which determine the motivation and ability of individuals to gain access to, understand and use information in ways which promote and maintain good health“ (WHO, 1998, zit.

n. Arbeitsbericht Gesundheitskompetenz, 2006, S. 5).

In Abel & Bruhin (2003) wird Gesundheitskompetenz als „(...) wissensbasierte Kompetenz für eine gesundheitsförderliche Lebensführung. (...) Dieses Wissen wird primär über Kultur, Bildung und Erziehung vermittelt bzw. weitergegeben.

Zur wissensbasierten Gesundheitskompetenz gehört neben dem alltagspraktischen auch spezialisiertes Wissen z.B. über individuelle und kollektive Gesundheitsrisiken oder über Massnahmen zur Verbesserung der gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen“ (Abel/Bruhin, 2003, S. 129, zit. n.

Sommerhalder/Abel, 2007, S. 4).

Welches spezialisierte Wissen wird im Rahmen des Stressgeschehens benötigt?

Welche Kenntnisse müssen erworben werden, um sich in Stresssituationen gesund zu verhalten?

Dieses spezielle Wissen kann man in drei verschiedene Arten kategorisieren: das konkrete Wissen, den Prozess der Problemlösung und die Kenntnis über eigene Grenzen und Ressourcen.

Unter dem konkreten Wissen versteht man Informationen, wie sie z. B. in Kursen zur Stressbewältigung vermittelt werden. Dazu zählen unter anderem die Definition über Stress, physiologische, kognitive und emotionale Stressfolgen, Copingstrategien und Erkrankungen, die durch chronischen Stress entstehen. Dies soll das Bewusstsein und die richtige Einschätzung für die Dimensionen von Stress schärfen (vgl. Faustinelli, 2008, S. 65).

Der Prozess der Problemlösung beschreibt die Haltung, die man gegenüber Stressoren einnimmt. Es geht darum, konkrete Situationen einzuschätzen, um die Fähigkeit Ziele zu definieren, sich der zur Verfügung stehenden Ressourcen bewusst zu sein, bzw. zu erkennen, welche Ressourcen fehlen, um letztlich Vorgehensweisen zu fixieren, falls es zu möglichen Hindernissen kommt (vgl.

Faustinelli, 2008, S. 65).

Um die eigenen Grenzen zu erkennen und zu wissen, wo man Hilfe erhalten kann, ist es nötig über ein Prozess- und Kommunikationswissen zu verfügen. Dies entspricht den interaktiven Dimensionen im Modell von Kickbusch und Maag (2005) (vgl. Faustinelli, 2008, S. 65).

11 Berufung oder doch „nur“ Beruf

1992 wurden in einer durchgeführten Studie von Mahnkopf (in Engelkamp, 2001, S. 41) Berufsanfänger im Altenpflegebereich zu ihren Motiven für ihre Berufswahl befragt, wobei die meisten Befragten eine intrinsische Motivation für die Wahl des Berufes angaben. 44,4% gaben an, Freude an der Arbeit mit Menschen zu haben, dass sie Menschen helfen wollen und Bestätigung dafür erhalten. 16,9% wollten Beziehungen aufbauen und Gespräche führen, um dadurch etwas bewirken zu können. 5,6% der Befragten sahen darin ihre Lebensaufgabe - einen Traumberuf oder Berufung (vgl. Abel, 2007, S. 37f.).

Für Bartolome und Evans gibt es drei Bedingungen, um ein gutes Verhältnis zum eigenen Beruf zu haben:

• man fühlt sich den Anforderungen gewachsen und ist weder über- noch unterfordert

• die Arbeit macht überwiegend Spaß

• Beruf entspricht den eigenen Werten (vgl. Bartolome & Evans, nach Pines

& Aronson & Kafry, 2000, S. 17f.).

Zusätzlich sind die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz entscheidend.

Gallup führt seit 2001 jährlich eine Befragung - Gallup Engagement Index - zur Stärke der emotionalen Bindung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern durch. Gallup konnte mit dieser Befragung zeigen, dass sich die Produktivität durch die richtigen Maßnahmen zur Steigerung der Mitarbeiterbindung nachweisen und deutlich verbessern lässt (vgl. Gallup, 2013, o. S.).

Folgende Abbildung soll die emotionale Bindung an ein Unternehmen im internationalen Vergleich sichtbar machen.

Abb. 4: Engagement Index 2010 im internationalem Vergleich

Quelle: The State of the Global Workplace, Gallup 2010

hohe emotionale Bindung geringe emotionale Bindung keine emotionale Bindung