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„Bewegungsintensität“ und „Kontaktaufnahmehäufigkeit“

3.9 Statistische Methoden

5.1.2 Die Hundehalter

5.1.3.1 Testraum und Testgelände

Der Verhaltenstest der vorliegenden Studie wurde stets auf demselben Gelände durchgeführt. Das Testgelände lag in der Nähe von Peine in Niedersachsen; es war etwa eine Stunde von der Tierärztlichen Hochschule Hannover entfernt und mit dem Auto gut zu erreichen. Das Gelände war ursprünglich eine Baumschule gewesen und wurde bis zum Beginn der Studie etwa ein Mal im Monat als Trainingsgelände von einer Rettungshundestaffel genutzt. Die Testabschnitte „Bewegungsintensität“ und

„Kontaktaufnahmehäufigkeit“ fanden in einem speziellen Raum auf dem Testgelände statt (siehe Kapitel 3.2.1). Die Situationen des Testabschnitts „Hund-Mensch- und Hund-Umwelt-Kontakt“ wurden während eines Rundgangs durch das Gelände ab-getestet (siehe Kapitel 3.2.2).

Hinsichtlich des Testgeländes und des Testortes unterscheiden sich Verhaltenstests mehr oder weniger stark voneinander. Manche Hunde werden zu Hause (MELZACK 1952; ROONEY et al. 2001), in einem Tierheim oder einer tierheimähnlichen Ein-richtung (LORE u. EISENBERG 1986; VAN DER BORG et al. 1991; CHAMOVE 1997; WEISS u. GREENBERG 1997; HENNESSY et al. 2001; DE PALMA et al.

2008; BOLLEN u. HOROWITZ 2008; DIESEL et al. 2008), in einer Hundeschule bzw.

einem Hundetrainingszentrum o. ä. (WILSSON u. SUNDGREN 1997a, b, 1998;

SLABBERT u. ODENDAAL 1999; VAS et al. 2005, 2008; LEOTTA et al. 2006;

HORVÁTH et al. 2007; BATT et al. 2008a; SVOBODOVÁ et al. 2008; SFORZINI et

al. 2009), in oder in der Nähe von Zuchtanlagen (BEAUDET et al. 1994), in universi-tären Einrichtungen (SCOTT u. CHARLES 1954; NETTO u. PLANTA 1997; KING et al. 2003; OTT et al. 2008; SCHALKE et al. 2008; TÓTH et al. 2008) oder an öffent-lichen Plätzen wie etwa auf Wiesen und Feldern, in Parks o. ä. (CHRISTIANSEN et al. 2001; GOSLING et al. 2003; FUCHS et al. 2005; PAROZ et al. 2005;

HAVERBEKE et al. 2009) getestet, wobei manche Autoren ungenaue oder keine An-gaben zu Testgelände bzw. Testort machen. Zum Teil werden verschiedene Testorte miteinander kombiniert (MAHUT 1958; GODDARD u. BEILHARZ 1984a, 1985a, b, 1986; FALLANI et al. 2006; BRÄM et al. 2008; KOTRSCHAL et al. 2009), wie dies auch in der hier vorliegenden Arbeit der Fall ist. In den angeführten Untersuchungen stellt der Testort dabei für manche Hunde eine bekannte Umgebung dar, während andere Hunde den Verhaltenstest an einem für sie unbekannten Ort absolvieren;

einige Hunde werden drinnen, d. h. in Räumen bzw. Häusern getestet, andere wiederum draußen in mehr städtischer oder mehr ländlicher Umgebung.

Die Wahl des Testortes ist zum Teil von dem Ziel abhängig, das mit einem be-stimmten Verhaltenstest verfolgt wird. Es spielen aber auch Überlegungen zur Kon-trollierbarkeit der Testsituationen und Sicherheit der Testpersonen (NETTO u.

PLANTA 1997; BRÄM et al. 2008) oder zur Erzeugung eines bestimmten Stress-levels bei den Hunden (NETTO u. PLANTA 1997) eine Rolle. Weiterhin ist eine Voraussetzung für die Nutzung eines bestimmten Testortes bzw. Testgeländes natürlich dessen Verfügbarkeit für die Dauer der Studie, da der Testort bzw. das Testgelände als eine Variable zu betrachten ist, die für Unterschiede im Verhalten der getesteten Hunde verantwortlich sein kann.

Die Entscheidung für die Nutzung eines speziellen Raumes auf dem Testgelände einerseits und eines Rundgangs über das gesamte Testgelände andererseits ergab sich auf Grund der Ziele der einzelnen Testabschnitte des hier entwickelten Ver-haltenstests. Die beiden Testabschnitte „Bewegungsaktivität“ und „Kontaktaufnahme-häufigkeit“ hatten eine Untersuchung eben dieser beiden Parameter zum Ziel, die beide möglichst unbeeinflusst von äußeren Störfaktoren erhoben werden sollten. Bei der Auswertung der Videoaufnahmen stellte sich jedoch folgendes heraus: da diese Testabschnitte des Verhaltenstests in einer zu der einen Seite hin offenen Garage

stattfanden, konnten die Hunde durchaus Reize von draußen wahrnehmen. Diese Reize waren teils akustischer Natur – menschliche Stimmen, Hundegebell, Rascheln von Laub – und teils optischer Natur – durch Wind verursachte Bewegung von Büschen und Bäumen –, und auch olfaktorische Reize, insbesondere der Geruch von auf dem Gelände lebenden Wildtieren, können nicht ausgeschlossen werden.

Somit richteten einige Hunde ihre Aufmerksamkeit auf diese Reize, hielten sich zum Teil vermehrt in bestimmten Teilen des Testraumes auf und verharrten dort. Ein nach allen Seiten hin abgeschlossener Raum, der ausreichend gegen akustische, optische und olfaktorische Reize von außen isoliert ist, wäre daher hinsichtlich der Ablenkbar-keit der Hunde von Vorteil gewesen, stand aber leider nicht zur Verfügung. Im Test-abschnitt „Hund-Mensch- und Hund-Umwelt-Kontakt“ wurden die Hunde hingegen während eines Spaziergangs, der in möglichst natürlicher Umgebung stattfinden sollte, nacheinander mit verschiedenen Reizen konfrontiert. Für dieses Ziel mussten mehrere Aspekte bedacht werden: Zum einen durften wegen eines möglichen Ein-flusses auf das Verhalten des Hundes keine Störungen von außen durch andere Menschen oder Tiere bzw. durch Geräusche auftreten. Zum anderen mussten die für die verschiedenen Situationen benötigten Testmaterialien am Rand des Parcours bei Nichtgebrauch „zwischengelagert“ werden können, ohne dass der Hund sie schon von weitem sehen konnte. Darüber hinaus musste gegeben sein, dass die Test-personen selbständig von einer Station zur nächsten Station wechseln konnten, ohne den Testablauf zu stören. Schließlich musste die Gruppe um das Hund-Halter-Team soweit Platz finden, dass der Testleiter die Gesamtsituation stets im Griff haben konnte und gleichzeitig der Beobachter das gesamte Verhalten des Hundes, ins-besondere nach Auftauchen eines Reizes wahrnehmen und beurteilen konnte.

Entgegen dem Vorgehen in anderen Studien (SLABBERT u. ODENDAAL 1999;

SVOBODOVÁ et al. 2008; VAN DER WAAIJ et al. 2008) wurde in dieser Unter-suchung keine Rücksicht auf die Wetterverhältnisse oder die Jahreszeit genommen.

Die Verhaltenstests fanden zwischen Mai und Dezember statt, so dass an den ein-zelnen Testtagen die klimatischen Gegebenheiten von Sommer, Herbst oder Winter herrschten. Sicherlich können die Witterungsbedingungen – Temperatur, Luft-feuchtigkeit, Regen bzw. Schneefall etc. – das Verhalten eines Hundes beeinflussen

(DE MEESTER et al. 2008); zu nennen ist hier zum Beispiel die oft bei kurzhaarigen Hunderassen zu beobachtende Empfindlichkeit gegenüber Kälte und Feuchtigkeit.

Inwieweit die Wetterverhältnisse die getesteten Deutschen Schäferhunde be-einflussten, kann jedoch weder auf der Basis wissenschaftlicher Untersuchungen noch an Hand dieser Studie festgestellt werden.

5.1.3.2 Die Testpersonen

Zur Durchführung des Verhaltenstests wurden pro Testtag mindestens sechs Test-personen benötigt. Dies waren Studenten der Tierärztlichen Hochschule Hannover sowie Mitarbeiter, Praktikanten und Doktoranden des Instituts für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde) der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Zwischen den Testtagen ergaben sich in der Gruppe der Testpersonen rein zufällige Unterschiede hinsichtlich Geschlecht, Größe, Statur, Alter und Anzahl der mitwirkenden Studierenden. DE MEESTER et al. (2008) konnten stets die gleiche Zusammensetzung der Helfer des Verhaltenstests nutzen. Diese Vorgehensweise ist optimal im Hinblick auf die Minimierung von Unterschieden im Verhalten der Hunde, die auf dem Verhalten der Helfer beruhen. In der vorliegenden Untersuchung musste aus versicherungsrechtlichen Gründen auf Angehörige der Tierärztlichen Hochschule Hannover als Testpersonen zurückgegriffen werden. Bedingt durch die Termin-vorgaben der Hundehalter sowie Termine auf Seiten der Helfer – Teilnahme an Pflichtvorlesungen oder -praktika, Absolvieren von Klausuren o. a. Prüfungen etc. – musste hier auf eine stets anders zusammengesetzte Gruppe an Helfern zurück-gegriffen werden.

Die meisten Personen, die sich als Testpersonen für diese Studie zur Verfügung stellten, waren weiblich, während männliche Testpersonen nur an wenigen Testtagen zum Einsatz kamen. Ein Zusammenhang zwischen der Verteilung der Geschlechter unter den Testpersonen im Verhaltenstest einerseits und unter den Studierenden (deutlich überwiegender Frauenanteil) an der Tierärztlichen Hochschule andererseits liegt nahe.

Das Geschlecht der Testpersonen kann durchaus einen Einfluss auf das Verhalten der Hunde in den einzelnen Testsituationen eines Verhaltenstests haben. So fanden NETTO und PLANTA (1997), dass manche der von ihnen getesteten Hunde aggressiver reagierten, wenn es sich bei der Testperson um einen Mann handelte.

Auch LORE und EISENBERG (1986) beobachteten Auswirkungen des Geschlechts der Testpersonen auf das Verhalten der Hunde, welche zusätzlich noch vom schlecht der Hunde abhängig waren; es gab also eine Interaktion zwischen dem Ge-schlecht der Hunde und dem GeGe-schlecht der Testpersonen. In der Studie von LORE und EISENBERG (1986) hielten sich die männlichen Hunde in 60 % der zehn-minütigen Testsituation in der Nähe der weiblichen Testperson auf, verbrachten jedoch nur 33 % der Testzeit in der Nähe der männlichen Testperson; bei den weib-lichen Hunden wurde allerdings kein derartiger Unterschied in der Präferenz des Ge-schlechts der Testperson beobachtet. Ähnliche Ergebnisse erzielten LORE und EISENBERG (1986) auch bei der physischen Kontaktaufnahme der Hunde zu den Testpersonen unterschiedlichen Geschlechts.

Aus diesem Grund schlagen NETTO und PLANTA (1997) vor, stets männliche und weibliche Testpersonen einzusetzen, was auch DE MEESTER et al. (2008) befolgen.

Im Rahmen der hier vorliegenden Studie wurde versucht, diesen Ansatz so gut wie möglich umzusetzen. Das Geschlechterverhältnis unter den Studierenden der Tier-ärztlichen Hochschule Hannover – circa 95 % weibliche Studierende und circa 5 % männliche Studierende pro Semester – erschwerte diesen Versuch jedoch stark.

Die Merkmale, an Hand derer Hunde männliche und weibliche Testpersonen differenzieren, sind bislang nicht bekannt. LORE und EISENBERG (1986) diskutieren hier vor allem optische – Körperbau und Kleidung – und olfaktorische Charakteri-stika, erwähnen darüber hinaus aber, dass auch akustische Merkmale als Basis für die Geschlechterunterscheidung durch Hunde nicht zu vergessen sind. LORE und EISENBERG (1986) führen an, dass die von den Hunden gezeigte Differenzierung zwischen Testpersonen unterschiedlichen Geschlechts jedoch möglicherweise von kurzer Dauer sein und nach einigen Begegnungen zwischen Hund und Testperson verschwinden kann, was insbesondere für die Besetzung einzelner Stationen eines Verhaltenstests berücksichtigt werden sollte. Auf Grund dieser Unklarheiten und um

zu verhindern, dass Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Test-personen in Köperbau, Haltungen und Bewegungen das Verhalten der Hunde im Verhaltenstest beeinflussten, wurde folgendermaßen verfahren: männliche Test-personen, die sich zur Teilnahme meldeten, bekamen weitestgehend solche Situationen zugeteilt, in denen eben diese möglichen Unterschiede nicht zum Tragen kommen würden, d. h. sie bedienten vor allem die Stationen, in denen es keinen direkten Kontakt zwischen Testperson und Hund gab.

Ebenso wie das Geschlecht der Testpersonen kann auch deren Kleidung das Ver-halten der Hunde in einer Testsituation beeinflussen. So fand CHAMOVE (1997) in einer ersten Untersuchung, dass Hunde sich am meisten submissiv gegenüber un-bekannten Menschen mit einem gestreiften Shirt, mittelgradig submissiv gegenüber unbekannten Menschen mit einem gepunkteten Shirt und am wenigsten submissiv gegenüber unbekannten Menschen mit einem einfarbigen Shirt verhielten. Auch die Art der Streifen – breit oder schmal – und ihre Richtung – horizontal oder vertikal – machte dabei einen Unterschied (CHAMOVE 1997). In der vorliegenden Arbeit waren die Testpersonen angewiesen, wetterfeste Alltagsbekleidung zu tragen. Ein-heitliche Bekleidung für jede einzelne Situation konnte, bis auf die in einzelnen Situationen benötigte spezielle Kleidung (u. a. langer Mantel und Hut, nach Alkohol riechende Jacke), nicht zur Verfügung gestellt werden. Genau genommen wäre hier pro Hund gleich aussehende, frisch gewaschene Kleidung nötig gewesen, was aber im Rahmen dieser Studie wegen des enormen Aufwands nicht umsetzbar war.