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Intra-Observer-Reliabilität im Testabschnitt „Kontaktaufnahme- „Kontaktaufnahme-häufigkeit“

„Bewegungsintensität“ und „Kontaktaufnahmehäufigkeit“

3.9 Statistische Methoden

4.3.4 Qualitätskriterien des Verhaltenstests – Reliabilität

4.3.4.8 Intra-Observer-Reliabilität im Testabschnitt „Kontaktaufnahme- „Kontaktaufnahme-häufigkeit“

Wie in Kapitel 4.3.2 erläutert, zeigte sich bei der Auswertung der Video-aufzeichnungen der Situationen „Kontaktaufnahmehäufigkeit 1: Kein Stimulus“,

„Kontaktaufnahmehäufigkeit 2: Futter in Box“ und „Kontaktaufnahmehäufigkeit 3:

Spielzeug in Box“, dass eine Auszählung, wie oft ein Hund in der jeweiligen Situation entsprechend der für diesen Testabschnitt festgelegten Beurteilungssystematik (siehe Kapitel 3.7.2) Kontakt zu seinem Halter aufnahm, wegen der Beleuchtungs-verhältnisse sowie der Positionierung von Halter, Hund und Kamera nur schwer möglich oder sogar ganz unmöglich war.

Auf Auswertung und statistische Analyse dieses Testabschnittes wurde daher – wegen einer möglichen Verfälschung der Ergebnisse – verzichtet.

4.3.4.9 Intra-Observer-Reliabilität im Testabschnitt „Hund-Mensch- und Hund-Umwelt-Kontakt“

In den Situationen des Testabschnitts „Hund-Mensch- und Hund-Umwelt-Kontakt“

wurden, im Gegensatz zu den vorangegangenen beiden Testabschnitten –

„Bewegungsintensität“ und „Kontaktaufnahmehäufigkeit“ – die getesteten Hunde lediglich vor Ort beurteilt; es wurden jedoch keine Videoaufzeichnungen angefertigt.

Aus diesem Grund ist es nicht möglich, die Intra-Observer-Reliabilität der einzelnen Situationen dieses Testabschnitts zu analysieren.

5 Diskussion

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die Untersuchung von 64 reinrassi-gen Deutschen Schäferhunden hinsichtlich ihrer Bewegungsintensität, ihrer Kontakt-aufnahmehäufigkeit zum Hundehalter sowie ihrem Verhalten in 25 Situationen eines Verhaltenstests.

5.1 Tiere, Material und Methode

5.1.1 Die Hunde

Alle 64 getesteten Tiere waren „Deutsche Schäferhunde“; es wurden somit nur Hunde einer einzigen Rasse getestet. Durch diese Beschränkung sollte gewährleistet werden, Ungleichheiten in den Ergebnissen, die auf der Rassezugehörigkeit der

ge-testeten Hunde basieren, zu vermeiden. Derartige Unterschiede konnte nur bei einem Teil vorangegangener Studien nicht nachgewiesen werden (GODDARD u.

BEILHARZ 1985a; TOPÁL et al. 1997; MITTMANN 2002; BÖTTJER 2003; JOHANN 2004; SVARTBERG et al. 2005; BOLLEN u. HOROWITZ 2008; OTT et al. 2008;

SCHALKE et al. 2008; TÓTH et al. 2008) oder werden nicht erwähnt. In der über-wiegenden Anzahl wissenschaftlicher Untersuchungen aber zeigen sich mäßige bis deutliche Unterschiede zwischen Hunden verschiedener Rassen (MAHUT 1958;

PLUTCHIK 1971; CATTELL et al. 1973; GODDARD u. BEILHARZ 1985a, 1986;

WILSSON u. SUNDGREN 1997a; CHRISTIANSEN et al. 2001; BÖTTJER 2003;

KING et al. 2003; FALLANI et al. 2006; SAETRE et al. 2006; BOLLEN u.

HOROWITZ 2008; SCHALKE et al. 2008). Die Ursache für diese Differenzen liegt wahrscheinlich im Hauptverwendungszweck und damit in der Zuchtgeschichte der einzelnen Rassen, d. h. in der künstlichen Selektion auf bestimmte Ver-haltensmerkmale (WILSSON u. SUNDGREN 1997a; CHRISTIANSEN et al. 2001).

Die Beschränkung auf Hunde der Rasse „Deutscher Schäferhund“ wurde vorge-nommen, weil dieses Projekt eine gemeinsame Untersuchung zwischen dem Institut für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde) und dem Istituto Zoo-profilattico Sperimentale dell'Abruzzo e del Molise „G. Caporale" in Teramo, Italien, war. Da entsprechend der ersten Überlegungen 50 % der Hunde in Italien und 50 % der Hunde in Deutschland getestet werden sollten, einigte man sich auf Grund der guten Verfügbarkeit von Deutschen Schäferhunden in beiden Ländern darauf, aus-schließlich Hunde dieser Rasse zu testen. Die Pläne zur Lokalisation des Verhaltens-tests wurden später aus statistischen Gründen – Wegfall der Variable „Testort“ – ver-worfen; an der Auswahl der Hunderasse änderte sich jedoch nichts mehr.

Die Rasseangaben der Halter wurden bei Vorstellung des jeweiligen Hundes zum Verhaltenstest übernommen; die Vorlage eines Abstammungsnachweises oder eines ähnlichen Dokumentes eines Rassehundvereins, wie etwa bei MAHUT (1958), war nicht notwendig. Bislang sind keine Kandidatengene bekannt, an Hand derer ein Hund genotypisch eindeutig einer Rasse zugeordnet werden kann (MITTMANN 2002). Deutsche Schäferhunde unterscheiden sich phänotypisch deutlich von Hunden anderer Rassen, auch von Hunden anderer Schäferhundrassen. Da die

Halter zudem freiwillig an dieser Studie teilnahmen und die Ergebnisse keinerlei Konsequenzen für das Hund-Halter-Gespann, wie z. B. Leinen- und Maulkorbzwang, Haltungsverbot, Zuchtverbot oder gar Euthanasie des Hundes hatte, wurde auf einen Beleg für die Rassezugehörigkeit der Hunde verzichtet und durch den Testleiter und den Beobachter bzw. die Beobachter lediglich eine Überprüfung an Hand des Phäno-typs vorgenommen.

Zu den 64 Deutschen Schäferhunden gab es keine Kontrollgruppe. Ein Vergleich des Verhaltens von Hunden unterschiedlicher Rassen hinsichtlich Bewegungsintensität, Kontaktaufnahmehäufigkeit zum Hundehalter und Verhalten gegenüber bestimmten belebten und unbelebten Stimuli ist aus diesem Grund nicht möglich. Inwieweit die Ergebnisse zudem durch Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den getesteten Individuen beeinflusst werden, kann für die vorliegende Arbeit auf Grund des Fehlens entsprechender Daten nicht abgeschätzt werden; solche Verwandtschafts-verhältnisse könnten jedoch, wie von WILSSON und SUNDGREN (1997a) diskutiert, deren Datenmaterial von einer geschlossenen Zuchtkolonie des „Swedish Dog Training Centre (SDTC)“ stammt, durchaus eine Einflussgröße darstellen.

Neben der Rassezugehörigkeit werden auch andere Merkmale der Hunde als Ur-sachen für mögliche Unterschiede im Verhalten zwischen verschiedenen Individuen angeführt, so z. B. Alter, Geschlecht oder Hormonstatus der Tiere (FEDDERSEN-PETERSEN 1993b, 2008; FEDDERSEN-(FEDDERSEN-PETERSEN u. OHL 1995). Die genannten Faktoren werden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Verhalten von Hunden kontrovers diskutiert. So finden manche Untersuchungen keinen signifikanten Einfluss des Alters auf das Verhalten der Hunde (SCOTT u. CHARLES 1954;

MAHUT 1958; GODDARD u. BEILHARZ 1984a, 1985a, 1986; BEAUDET et al. 1994;

LINDBERG et al. 2004; BOLLEN u. HOROWITZ 2008; DE MEESTER et al. 2008;

TÓTH et al. 2008) oder erwähnen diesen Aspekt nicht. In anderen Studien werden dem Alter der getesteten Individuen jedoch durchaus mehr oder weniger starke Aus-wirkungen auf das Verhalten der Tiere zugeschrieben (GODDARD u. BEILHARZ 1984a, b, 1985a, 1986; LORE u. EISENBERG 1986; BEAUDET et al. 1994;

WILSSON u. SUNDGREN 1997a, 1998; CHRISTIANSEN et al. 2001; LINDBERG et al. 2004; STRANDBERG et al. 2005; BOLLEN u. HOROWITZ 2008; VAN DER

WAAIJ et al. 2008; SFORZINI et al. 2009). Die Altersgrenzen für die teilnehmenden Hunde lagen bei einem Jahr (Minimum) und acht Jahren (Maximum) und sollten extreme altersbedingte Veränderungen im Verhalten ausschließen. Vor der sexuellen Reife, die ab dem sechsten Monat, bei großwüchsigen Hunderassen aber auch erst mit neun bis zehn Monaten eintreten kann, sind Hunde noch nicht vollständig körper-lich ausgereift; die soziale Reife kann sogar erst wesentkörper-lich später im Leben eines Hunde, teilweise erst mit zwei bis drei Jahren eintreten. Der „geriatrische Lebens-abschnitt“, in dem häufig neben Erkrankungen im muskulo-skelettalen System oder im Herz-Kreislauf-System sowie Veränderungen der Leistungsfähigkeit der Sinnes-organe auch Verhaltensveränderungen auftreten, wird als die Zeit etwa ab dem 8.

Lebensjahr (FEDDERSEN-PETERSEN 1993) definiert. Auf der Basis dieser Über-legungen mussten teilnehmende Hunde in den Altersbereich von einem Jahr bis acht Jahren fallen. Welchen Einfluss das Alter trotz dieser Einschränkung auf das Ver-halten der Hunde hatte, konnte VON GAERTNER (2009) zeigen: so fand sich zwischen dem Alter der Hunde und ihrem Verhalten in der Situation „Anstarren“

tendenziell ein Zusammenhang und in der Situation „Geister“ ein signifikanter Zusammenhang.

Wie für das Alter beschrieben, verhält es sich auch mit dem Geschlecht der ge-testeten Hunde: manche Autoren finden keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Geschlecht und Verhalten der Tiere (MAHUT 1958; GODDARD u.

BEILHARZ 1985a; TOPÁL et al. 1997; CHRISTIANSEN et al. 2001; LINDBERG et al. 2004; BOLLEN u. HOROWITZ 2008) oder berücksichtigen diesen Punkt nicht. Die Mehrzahl der Autoren stellt hingegen durchaus mehr oder weniger starke Korrela-tionen zwischen diesen beiden Parametern fest (SCOTT u. CHARLES 1954;

PLUTCHIK 1971; GODDARD u. BEILHARZ 1985a; LORE u. EISENBERG 1986;

VAN DER BORG et al. 1991; BEAUDET et al. 1994; WILSSON u. SUNDGREN 1998; LINDBERG et al. 2004; STRANDBERG et al. 2005; BOLLEN u. HOROWITZ 2008; DE MEESTER et al. 2008; TÓTH et al. 2008; VAN DER WAAIJ 2008;

SFORZINI et al. 2009). Im Rahmen der vorliegenden Arbeit gab es keine Einschrän-kungen hinsichtlich des Geschlechts oder des Vorliegens einer Kastration. Es ergab sich, dass etwa gleich viele männliche und weibliche Tiere teilnahmen, wobei der

An-teil der kastrierten Tiere in beiden Geschlechtern klein, aber annähernd gleich groß war. Inwieweit das Geschlecht einen Einfluss auf das Verhalten der Hunde hatte, konnte VON GAERTNER (2009) zeigen: so fand sich in der Situation „Plötzliches Er-scheinen eines Dummys“ tendenziell ein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht der Hunde und ihrem Verhalten sowie in den Situationen „Spiel 1a“, „Spiel 1b“,

„Jagdsequenz“, „Distanzspiel 2“ und „Spiel 2“ ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Kastration bei den Hunden und ihrem Verhalten.

Weitere Variablen, welche die Hunde betreffen und deren Verhalten beeinflussen können, sind Größe und Zusammensetzung (männliche / weibliche Welpen) des Wurfes sowie Geburtszeitpunkt (VAN DER WAAIJ et al. 2008), Aufzuchtbedingungen (MAHUT 1958; GODDARD u. BEILHARZ 1985), Herkunft bzw. derzeitige Haltung (CHAMOVE 1997; TÓTH et al. 2008), Hauptnutzungsrichtung (FALLANI et al. 2006) und Ausbildungsstand (LINDBERG et al. 2004; FALLANI et al. 2006). Die Individuen der für einen Verhaltenstest genutzten Hundepopulation sollten sich im Idealfall in möglichst vielen dieser und der zuvor bereits genannten Kriterien gleichen. Praktisch ist es jedoch kaum möglich, auch die allerkleinsten Abweichungen zu vermeiden (FULLER 1955). Unter der Voraussetzung völliger Gleichheit können beobachtete Unterschiede im Verhalten der Tiere vorrangig dem Individuum selbst und weniger den aufgeführten Faktoren zugeschrieben werden. Eine solche ideale Hunde-population, die zudem noch ausreichend groß sein muss, um statistisch signifikante Aussagen aus den Ergebnissen ziehen zu können, ist jedoch nur äußerst schwer zu-sammenzustellen. Dabei ist folgendes zu bedenken: selbst wenn es gelingt, eine ausreichend große Hundepopulation unter standardisierten Bedingungen zu züchten und zu halten, kann selbst diese standardisierte Umgebung unerwartete Aus-wirkungen auf das vorhandene „genetische Material“ haben (FULLER 1955).

Vor Beginn des Verhaltenstests für einen bestimmten Hund wurde der jeweilige Hundehalter über möglicherweise vorliegende, akute oder chronische Erkrankungen befragt; eine positive Antwort hätte einen Hund von der Teilnahme ausgeschlossen, da mit Schmerzen einhergehende Krankheiten das Verhalten von Hunden be-einflussen (NMELF 2000; HIRSCHFELD 2005) und somit zu falschen Ergebnissen führen können. Eine Allgemeinuntersuchung vor Ort durch die Tierärztinnen, die den

Verhaltenstest organisierten, wie sie bei BEAUDET et al. (1994) erfolgte, wurde jedoch nicht vorgenommen. Da falsche Informationen seitens der Hundehalter – wissentlich oder unwissentlich – eine schwer einzuschätzende Fehlerquelle darstellen, sollte bei zukünftigen Untersuchungen stets eine kurze Allgemein-untersuchung vorgenommen werden, um zumindest gesundheitliche Probleme im Herz-Kreislauf-System sowie schmerzhafte Prozesse bei den untersuchten Individuen und damit eine Verfälschung der gesammelten Daten zu verhindern.