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T REBBIN , T ELTOW -F LÄMING : M ITTELALTERLICHE B URGANLAGE

Die Geschichte der Burg Trebbin sowie des Burgwalls und der „Unterwasserbrücke“ bei Kliestow

Christina Ernst – Melanie Thiele, MSD 2010-12 TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTITUTFÜR ARCHITEKTUR

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE, STRASSEDES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. +49-30-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de

Die an der Nuthe gelegene Burg Trebbin be-findet sich südwestlich von Berlin in Teltow-Flä-ming. Von hier aus wurde einst der Übergang zwischen Teltow und Zauche bewacht. Vermut-lich blieb sie durch eine versteckte Brücke noch viele Jahre in Verbindung mit ihrem Vorgänger-bau, dem Burgwall bei Kliestow, einer kleinen, ursprünglich slawischen Siedlung südlich der heutigen Stadt Trebbin.

Die Geschichte der Burg Trebbin

Die genauen Umstände der Entstehung der Burg sind nicht belegt. Es bleibt unklar, wann und von wem die Burg errichtet wurde. Der Magdeburger Ministerial Arnold von Ahlsleben soll die Burg Trebbin erhalten und daraufhin sei-nen Namen in Arnoldus von Trebbin geändert haben (Seibt o.A.). Er war vermutlich der erste Burgvogt Trebbins. 1233 befand sich die Burg im Besitz des Magdeburger Erzstifts und ge-langte um 1250 an die Askanier (Riedel 1856), die im Zuge der frühmittelalterlichen deutschen Ostsiedlung ihr Territorium um bestehende sla-wische und baltische Siedlungen erweiterten.

Über die Jahrhunderte hinweg wurde die Burg Trebbin von zahlreichen, größtenteils säch-sischen und brandenburgischen Herrschern bewohnt und/oder verwaltet, von denen hier nur einige genannt werden können: zunächst ging die Burg in den Pfandbesitz des Sachsen Werner von Arneburg und den Besitz von Slo-teko von Görne aus Brandenburg über. 1320 brannte der Bau nieder (Riedel 1856). Herzog Rudolf von Sachsen soll sie wieder aufgebaut haben (Fidicin 1857). Weiterhin zu nennen sind der brandenburgische adelige Wichard von Ro-chow, der Markgraf von Brandenburg Ludwig der Römer, Hans von Torgau zu Zossen, Paul von Murring aus Oberfranken, Katharina von Sachsen und Balthasar von Schlieben aus der Lausitz. Für das 16. Jh. werden u.a. der schwä-bische Ritter Eitelwolf von Stein, der kurfürstliche Geheimrat Lewin von dem Knesebeck aus der Altmark und der Sachse Hans von Waldow in den Archivalien als Burgherren genannt (Fidicin 1857; Raumer 1831; Riedel 1856; Berghaus 1855).

Im dreißigjährigen Krieg wurde die Burg von schwedischen Truppen zerstört und nicht wieder aufgebaut (Frohner 1929). Man errichtete an ihrer Stelle ein großes Amtshaus mit Nebenge-bäuden – wann dies geschah ist nicht bekannt – welches wiederum im letzten Viertel des 18. Jh.

so baufällig gewesen sein soll, dass es aufge-geben werden musste. Die Steine des Hauses wurden zum Zweck der Baumaterialgewinnung nach und nach abgetragen; dabei entdeckte man ein Kellergewölbe, das als `Burgverließ´

gedeutet wurde (Fidicin 1857).

Was in den Folgejahren auf dem Grundstück passierte, kann heute nicht mehr rekonstruiert werden. Das Gelände muss aber im späten 19. Jh. bereits als Garten umgestaltet worden sein, denn zu dieser Zeit errichtete man über dem Keller ein Gartenhaus im Schweizer Stil mit einer Aussichtsterrasse. (Cante 1995). 1957 wurde zunächst der frühdeutsche Burghügel

un-ter Schutz gestellt, 1995 beantragte das Bran-denburgische Landesamt für Denkmalpflege schließlich die Unterschutzstellung des Kellers als Einzeldenkmal. 1996 mußte das baufällige Gartenhaus abgerissen werden (Archiv BLDAM).

Der Burgwall bei Kliestow

Am linken Nutheufer bei Kliestow, südlich der Stadt Trebbin, soll es einen Übergang über die Nuthe gegeben haben. Der Hügel daneben ist ein Ringwall aus slawischer Zeit, der auch als Fluchtburg bezeichnet wird. Es besteht die Vermutung, dass hier mindestens eine offene Vorburgsiedlung bestanden haben soll, wahr-scheinlich aber sogar der Vorgängerbau der Trebbiner Burg (Heinrich 1973; Herrmann 1960; Huch 1993). Eine Verlegung des Subur-biums Kliestow von diesem Ringwall aus nach Trebbin gilt als sehr wahrscheinlich: eine deut-sche Familie übernahm zunächst die slawideut-sche Burg bei Kliestow; als diese ihren Ansprüchen nicht mehr genügte, erbaute sie schließlich eine neue bei Trebbin. (Cante 1995).

Die „Unterwasserbrücke“ bei Kliestow Zwischen Burg und Ringwall soll eine

„Unterwasserbrücke“ existiert haben. Sie lag in dem oft überfluteten Sumpfareal knapp unterhalb der Wasseroberfläche und war deshalb gut vor den Augen der Feinde verborgen (Noeske 1996). Da dieser Weg in der Literatur auch als „unterirdisch“ bezeichnet wird, liegt die Vermutung nahe, dass zumindest der Anfang des Weges innerhalb der Burg gelegen haben könnte (Frohner 1929).

Die Besonderheit dieser Brücke hat ein Regionalhistoriker anhand von wenigen Überresten in der Nähe des Kliestower Burgwalls rekonstruiert: Ein verflochtener Knüppelbelag ruhte auf Stützpfeilern aus Eichenbohlen, die als Unterkonstruktion für die Querbalken angespitzt in den sumpfigen Boden

gerammt worden waren. Die 3,50 m breite und 269 m lange Brücke soll ohne einen einzigen Nagel konstruiert worden sein und ruhte lediglich rechts und links auf zwei behauenen Eichenbohlen mit schräg dahinter eingesenkten runden Stützbalken (Noeske 1996).

Literatur

Unterlagen aus dem Archiv des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege, o.A..

Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafentums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jh., 2.

Bd, Brandenburg 1855.

Markus Cante: Gutachterliche Äußerung zum Denkmalwert vom 12.12.1995 in den Akten der Baudenkmalpflege im BLDAM.

Ernst Fidicin: Die Territorien der Mark Brandenburg oder Geschichte der einzelnen Kreise, Städte, Rittergüter,

Stif-tungen und Dörfer in derselben, als Fortsetzung des Land-buchs Kaiser Karl‘s IV. 1. Geschichte des Kreises Teltow und der in demselben belegenen Städte, Rittergüter, Dörfer etc., Berlin 1857, 39-50.

E. Frohner (Vorname unbekannt): Eine Geschichtliche rung durch Trebbin, Brandenburgia Monatsblatt der

Gesell-schaft für Heimatkunde und Heimatschutz in der Mark Bran-denburg 38, Berlin 1929, 124-137.

Gerd Heinrich (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschland, Bd. 10: Berlin und Brandenburg, Stuttgart

1973.

Joachim Herrmann: Die vor- und frühchristlichen Burgwälle Groß-Berlins und des Bezirks Potsdam, Schriften der

Sekti-on Vor-und Frühgeschichte 9, Handbuch Vor- und Frühge-schichtlicher Wall- und Wehranlagen 2, Berlin 1960, 59-160.

Gaby Huch: Die Teltowgraphie des Johann Christian Jeckel.

(Veröffentlichung aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz 36) Köln 1993, 188-197.

Dieter Noeske: Die “Unterwasserbrücke“ bei Kliestow (Die Mark Brandenburg 23), Berlin 1996, 15.

Georg Wilhelm von Raumer: Codex Diplomaticus burgensis Continuatus. Sammlung gedruckter Urkunden zur

Brandenburgischen Geschichte, 1. Bd. Berlin-Stettin-Elbing 1831.

Adolf Friedrich Riedel: Codex Diplomaticus Brandenburgensis.

Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quel-lenschriften für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. Bd. 1, 10, Berlin 1956.

Willy Seibt: Wie alt ist eigentlich unsere Stadt? (Festschrift. 775 Jahre Stadt Trebbin, 1213-1987), ohne Angabe des Ortes

und des Erscheinungsjahres.

Lageplan der Burg Trebbin, des Burgwalls Kliestow und des vermu-teten Verlaufs der „Unterwasserbrücke“ (Grundlage Google Earth)

Das Gartenhaus (19. Jh.). Foto aus dem Heimatverein Trebbin.

Datum der Aufnahme unbekannt. Ansicht der Südostseite.

Das Gartenhaus (19. Jh.). Foto aus dem Heimatverein Trebbin.

Datum der Aufnahme unbekannt. Ansicht der Nordostseite

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68 JAHRBUCH MSD 2010-12

T REBBIN , T ELTOW -F LÄMING : M ITTELALTERLICHE B URGANLAGE

Eine Bestandsaufnahme des Bodendenkmals im Seminar Gartendenkmalpflege II

Im Rahmen des Seminars Gartendenkmalpflege II wurden die Reste einer mittelalterlichen Burganla-ge in der südlich von Berlin Burganla-geleBurganla-genen Stadt Treb-bin untersucht, die heute zum brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming gehört. Die ehemalige Burganlage befindet sich am Ortsausgang in der Luckenwalder Straße. Vor der Regulierung der Niederung ab 1750 lag Trebbin direkt an der Nuthe. Der an dieser Stelle entstandene Flussü-bergang und die damit verbundenen Zolleinnah-men bildeten die Grundlage der Entstehung und Entwicklung der Stadt mit ihrer Burganlage.

Seit 1957 ist das Gelände als Bodendenkmal durch das damalige Museum für Ur- und Frühge-schichte Potsdam ausgewiesen. Der Katasterplan zeigt die Teilung des 1400 qm großen Geländes in mehrere kleinere Flurstücke, deren Eigentümer die Stadt Trebbin und ein Privatbesitzer sind.

Bestandsaufnahme der Vegetation

Im nördlichen Abschnitt des Areals befindet sich der gepflegte und bewohnte Bereich des Privat-eigentümers. Die angrenzende Burganlage je-doch ist brachliegend und unbewirtschaftet. Im Laufe der Zeit hat die Fläche eine waldähnliche Struktur angenommen, die sich durch hochge-wachsene Bäume und eine dichte Strauch- und Bodendeckerschicht auszeichnet (Abb. 1). Auf dem Gelände sind besonders viele Ahorn- und Erlengewächse vertreten, während Kastanien, Lin-den, Silberweiden und Tannen eher in geringer Zahl vorkommen. Hinter dem Eingangsbereich befindet sich ein Störreservelager1. Dahinter er-hebt sich ein etwa 2 m hoher und im Grundriss leicht eiförmiger, nach Norden fast abgeschnitten erscheinender Turmhügel, in dem sich ein Gewöl-bekeller verbirgt. Vor dem Kellereingang stehen zwei alte Kastanien, die ein Indiz einer einstigen geplanten Anlage sein könnten. Alle vorhan-denen Bäume wurden mit ihren Eigenschaften und Standorten in einem Plan sowie im Baumka-taster festgehalten. Insgesamt wurden 62 Bäume eingetragen, wobei von jeder Art je eine dendro-chronologische Probe zur Altersbestimmung ent-nommen wurde. Die von K.-U. Heußner (DAI)² untersuchten Proben datierten beide Kastanien auf 90 Jahre. Noch älter ist die Linde mit 100, während alle anderen Bäume zwischen 40 und 50 Jahre alt sind.

Bestandsaufnahme des Gewölbekellers Die Außenwände des mittelalterlichen Burgkellers werden an das Ende des 13. bis beginnenden 14. Jh. datiert.3 Aus dem Turmhügel ragen Reste von Backsteinmauerwerk heraus, die mit einer Holzkonstruktion und darüber gespannter Dachpappe konditioniert wurden. Über einen im Norden gelegenen Treppenabgang mit Feldstein-stufen gelangt man in den Größeren der zwei Kellerräumen. Die Eintrittsöffnung zwischen dem Treppenaufgang und dem Hauptraum wird durch eine segmentbogige Türöffnung in Backstein-mauerwerk gebildet, deren Segmentbogenform sich in einer Stichkappe im Tonnengewölbe fort-setzt. Der östliche Kellerraum misst 5 x 5,50 m, der Nebenraum besitzt die Maße 5 x 2 m. Beide werden durch eine Wand aus industriell gefertig-ten Ziegeln unterteilt (Abb. 4).

Abb. 1 Übersicht des Areals in westlicher Blickrichtung mit Türmhügel und Sondagen (S1 - S3) sowie dem Störreservelager, 2011

Abb. 4 Übersicht des Gewölbekellers nach Westen; rechts: nördlicher Zugang und mittig: Durchgang zum Nebenraum, 2011 Abb. 3 Schnitt A-A in westlicher Blickrichtung, formtreues Aufmaß, 2011

Abb. 2 Grundriss des Burgkellers, formtreues Aufmaß, 2011

Der Boden des Hauptraumes besteht aus gefe-stigtem Erdreich, nur im nördlichen Bereich in Breite der Stichkappe ist Backsteinpflaster verlegt.

Die Wände bestehen aus sorgfältig gequadertem Feldsteinmauerwerk, das auf den ersten Blick ei-nen relativ guten Erhaltungszustand aufzuweisen scheint. Nur an wenigen Stellen wurden Fehlstel-len mittels Backstein und Backsteinbruchstücken ausgezwickelt. Die westliche Schildwand läuft zur Nordwestecke rund zu. Das Tonnengewölbe ist aus Backsteinmauerwerk errichtet. Die Wände und die Decke besitzen einen Bewurf aus Kalk-putz, der starke Spuren der Salzverkrustung auf-weist. Aufgrund des kontinuierlichen Feuchteein-trages kommt es vermehrt zur Salzausblühung en und daraus folgend zu Putzabplatzungen. Neben zwei größeren Ausbesserungen von Fehlstellen an Ost- und Westwand ist in der Nähe des Zugangs ein großer Setzriss im Gewölbe erkennbar.

Die Erschließung des westlichen Raumes erfolgt über eine mittige Türöffnung. Die Wände des Nebenraums entsprechen dem des Hauptraums.

In der südlichen Wand ist eine rundbogige Öff-nung mit Stichkappe durch Backsteinmauerwerk zugesetzt. Der westliche Teil dieser Zusetzung ist durch eine vorgesetzte Wand verdeckt. Der Boden besteht aus nachträglich eingebrachtem Estrich. Demzufolge liegt das Bodenniveau des Nebenraumes ca. 2 cm höher als im Hauptraum.

Über dem Keller der Burganlage befand sich ein

späteres Gartenhaus, das 1996 aufgrund seiner negativ einwirkenden Lasten auf das darunterlie-gende Mauerwerk abgetragen wurde.

Archäologische Ausgrabung

Ausgangspunkt für die Grabung war die Ermitt-lung des ursprünglichen Profils von Burgwall und -graben. Als Grundlage diente ein Lageplan, der in das Jahr 1739 datiert wird4 und den wahr-scheinlichen Verlauf des Burggrabens markierte.

Bis zu einer Tiefe von etwa 50 cm wurde aus-schließlich humoser Boden angetroffen, der stark mit Mörtelbrocken, Ziegelbruch, kleinen Feldstei-nen und zahlreichen Keramikstücken durchzogen war. Hieraus wird ersichtlich, dass das gesamte Gelände östlich des Hügels aufgeschüttet wurde.

Aufgrund der nötigen erheblichen Ausweitungen der Sondagen zur weiteren Abtiefung wurde die Untersuchung eingestellt.

Fazit

Das Bodendenkmal wurde in seinem Bestand aufgenommen und dokumentiert. Zur weiteren Klärung von Bauhistorie und Umfang der einstigen Burganlagen sollten weitere tiefgreifendere archäologische Grabungen angestrebt werden. Die geplante Öffnung des Areals für die Allgemeinheit wird durch eine anschließende Masterarbeit untersucht, mit dem Ziel eines visuellen Informationsleitsystems auf dem Gelände (vgl. S. 97).

1 Amt für Kataster und Vermessung und Grundstücksverkehr, LK Teltow-Fläming, Dezernat IV, 16.11.2011

2 Deutsches Archäologisches Institut, Naturwissenschaftliches Re-ferat. Arbeitsbereich Dendrochronologie

3 Cante, Markus: Gutachterliche Äußerung zum Denkmalwert vom 12.12.1995

4 Burggelände Trebbin Anno 1739 H 16537/36, P.Br. Potsdam Ktn. Teltow 133, geheimes Staatsarchiv Potsdam

S3

S1 S2

T. Binh Hoang – Thomas Krause – Julia Pohl, MSD 2010-12 TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTITUTFÜR ARCHITEKTUR

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE, STRASSEDES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. +49-30-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de

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69 JAHRBUCH MSD 2010-12

Arbeitsproben – Handaufmaß: Ansicht West Gesamtplan - Detail

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Ansicht West, Abbildung o.M., im Originalmaßstab 1: 25, 2011

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Ansicht West, Detail-Abbildung im Originalmaßstab 1: 25, 2011

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70 JAHRBUCH MSD 2010-12

Arbeitsproben – Handaufmaß: Grundriss EG - Längsschnitt

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Grundriss Erdgeschoss, westl. Teil, Abbildung o.M., im Original Maßstab 1: 25, 2011 Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Längsschnitt, westl. Teil, Abbildung o.M., im Original Maßstab 1: 25, 2011

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Grundriss Erdgeschoss, Abbildung o.M., im Original Maßstab 1: 25, 2011

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71 JAHRBUCH MSD 2010-12

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Längsschnitt, Abbildung o.M., im Original Maßstab 1: 25, 2011

Arbeitsproben – Handaufmaß: Grundriss EG - Längsschnitt

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Grundriss Erdgeschoss, östl. Teil, Detail-Abbildung im Original Maßstab 1: 25, 2011 Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Längsschnitt, östl. Teil, Abbildung o.M., im Original Maßstab 1: 25, 2011

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72 JAHRBUCH MSD 2010-12

Arbeitsproben – Handaufmaß: Grundriss OG Gesamtplan - Detail

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Grundriss Obergeschoss, Detail-Abbildung im Originalmaßstab 1: 25, 2011 Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Grundriss Obergeschoss, Abbildung o.M., im Originalmaßstab 1: 25, 2011

1: 25

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73 JAHRBUCH MSD 2010-12

Arbeitsproben – Handaufmaß: Querschnitt Gesamtplan - Detail

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Querschnitt B-B, Detail-Abbildung im Originalmaßstab 1: 25, 2011 Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof', Querschnitt B-B, Abbildung o.M., im Originalmaßstab 1: 25, 2011

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74 JAHRBUCH MSD 2010-12

Arbeitsproben – Fassadenbuch: Südfassade

TU Berlin, Masterstudium Denkmalpflege, Projekt 2010/2011 Thieu Binh Hoang, Melanie Thiele, Sandra Reinken, Michael Knuth, Thomas Krause Blatt-Nr. D-Süd_04

Abbildungen

Am Güterbahnhof 15366 Hoppegarten Stand 01/2011 sonstiges:

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof' Fassadenbuch

Sockel

Giebel Wand

Gebäudeteil D Fassade Süd

D

C E

B A

Am Güterbahnhof 15366 Hoppegarten Stand 01/2011 sonstiges:

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof' Fassadenbuch

Sockel

Giebel Wand

Gebäudeteil D Fassade Süd

D

C E

B A

TU Berlin, Masterstudium Denkmalpflege, Projekt 2010/2011 Thieu Binh Hoang, Melanie Thiele, Sandra Reinken, Michael Knuth, Thomas Krause Blatt-Nr. D-Süd_06

Abbildungen

Am Güterbahnhof 15366 Hoppegarten Stand 01/2011 sonstiges:

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof' Fassadenbuch

Sockel

Giebel Wand

Gebäudeteil D Fassade Süd

D

C E

B A

Bef. Bild Bestand Bemerkungen

TU Berlin, Masterstudium Denkmalpflege, Projekt 2010/2011

Thieu Binh Hoang, Melanie Thiele, Sandra Reinken, Michael Knuth, Thomas Krause Blatt-Nr. D-Süd_05 Abb. 3:

Ansicht Fassade Süd, Gebäudeteil D

Abb. 4:

Regeldetail 1: Anschlüsse der bauzeitlichen Holzverbindung, Fase und Anlauf

3 Oberfläche

Bauzeitliche Gefache steinsichtig im Läuferverband ausgefacht, Ziegelformat: 24 x 7 cm.

Fassung aus gelber Tünche.

Zugesetzte Fenster und Türöffnungen unterscheiden sich in der Materialität der Ausfachung.

Auf den Hölzern befinden sich Reste einer grünen Farbfassung.

4

Konstruktion

Fachwerkkonstruktion mit Ziegelausfachungen, Holzschwelle auf Sockel liegend, Stiel mit Querrie-geln und diagonalen Verstrebungen in Form von Andreaskreuzen zwischen den Riegeln A-G4-2 und A-G4-3 sowie den Riegeln A-G8-2 und AG8-3.

Holzverbindungen mit Holznägeln, neuere Ergän-zungen teilweise mit Schrauben.

Bauzeitliche Hölzer gefast mit Anlauf. Fase unter-brochen an den Anschlusstellen Stiel zu Riegel, bzw.

Riegel oder Stiel zu Strebe (Regeldetail 1).

bei neueren Ausbesserungen teilweise nicht mehr ausgeführt

Abbundzeichen

Die Abbundzählung erfolgt in blockartigen Römi-schen Ziffern von Ost nach West, beginnend mit

„I“ am Stiel D-S8 (hier allerdings durch Gelän-deranbauten verdeckt) und endet mit „VI“ am Stiel D-S2. Entsprechend den Stielen werden die Riegel lagenweise ebenfalls von Ost nach West gezählt, so auch die Streben.

Als Wandbezeichnung sind den Römischen Ziffern drei Ruten angestellt. Die Abbundzeichen sind jeweils am unteren bzw. am rechten Balkenende angebracht.

Vgl. hierzu Bauforschungsbericht, Ab-bundzeichen

Am Güterbahnhof 15366 Hoppegarten Stand 01/2011 sonstiges:

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof' Fassadenbuch

Sockel

Giebel Wand

Gebäudeteil D Fassade Süd

D

C E

B A

Bef. Bild Bestand Bemerkungen

TU Berlin, Masterstudium Denkmalpflege, Projekt 2010/2011

Thieu Binh Hoang, Melanie Thiele, Sandra Reinken, Michael Knuth, Thomas Krause Blatt-Nr. D-Süd_07 Wand

5 D-SW

Holzschwelle, im Bereich der Türöffnung T0.21c zwischen den Stielen D-S4 und D-S6 unterbrochen.

Schwellbalken durch eine Bohle mit vier Nägeln aufgedoppelt; auf der Bohle befindet sich auf der oberen Kante eine Fase mit Anlauf; Bohle ist nicht ganz bündig unter den Stiel D-S2 gesetzt.

Schwelle besonders im Bereich der Gebäudeecke stark geschädigt.

6 Die östliche Bohle endet an der Südostecke und ist mit Gehrung mit der Schwelle der Längswand verbunden.

Fasen sind an der Oberkante der Bohlen zu den Gefachen hin angehobelt. Hier wurde die Gestal-tung der Schwelle in den übrigen Gebäudeteilen nachgeahmt.

Auf der Oberfläche der Bohlen sind Reste einer grünen Farbfassung erhalten. In einzelnen Berei-chen Graffiti.

Über der Aussparung in der Sockelrollschicht ist an der Bohle der Abdruck einer ehemaligen Metallver-blendung erkennbar.

Funktion ist unbekannt, möglicherweise dienten sie der Lüftung der Boden- und Holzkonstruktion

8 D-S2

Eckstiel zwischen der Längs- und Giebelwand des Gebäudeteils D. Anschlüsse und Fase mit gekehlten Anläufen folgt in der Längsseite dem Regeldetail.

Im Bereich des Riegels D-R2-2 Anschluss über eine aufgesetzte Leiste.

Eine annähernd quadratische Aussparung am unteren südlichen Ende ist zur Hälfte mit einer Leiste gefüllt.

Bedingt durch die schadhafte Schwelle-besitzt der Stiel D-S2 keine kraftschlüssige Verbindung an der Unterseite. Hier ist dieser nach außen verschoben.

7 D-G2-1

Bauzeitliche Ausfachung mit gelblich gefassten Ziegeln. Ziegelmauerwerk im Läuferverband gefüllt, in Kalkmörtel gesetzt und anschließend durch

Zementmörtel verfugt. Das Mauerwerk der unteren Gefache D-G2-1 bis -2a und b sind durch den verschobenen Stiel D-S2 gerissen; in den Risszonen ist die Verfugung schad- bzw.

fehlerhaft. Stellenweise kommt es dadurch zur Auswaschung des Setzmörtels.

D-R2-1

Riegel, Anschlüsse und Fasen folgen dem Regel-detail 1.

Wand

Abb. 6:

Detail Sockel, Südfassade Gebäudeteil D, westlich der Türöffnung

Abb. 5:

Detail Sockel, Südfassade Gebäudeteil D, östlich der Türöffnung

1

1

[1] [2]

Abb. 7:

Detail D-G2-1, zu erkennen sind die in Kalkmörtel [1]

gesetzten Ziegel und die Verfugung mit Zementmörtel [2]

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75 JAHRBUCH MSD 2010-12

Arbeitsproben – Raumbuch: Obergeschoss

Abbildungen

Kurzbeschreibung

TU Berlin, Masterstudium Denkmalpflege, Projekt 2010/2011

Ayşe Dalyancı, Michael Lentz, Małgorzata Popiołek, Sandra Schumacher, Oleg Voronov Blatt-Nr. 1.02_1

Bef. Bild Bestand Bemerkungen

Schwelle besonders im Bereich der Gebäudeecke stark geschädigt. Der Raum 1.02 befindet sich im Oberge-schoss des südlichen Teils des westlichen Querbaus. Diesen Raum erreicht man über das Anleitern einer Öffnung an der Nordostecke in der Decke von Raum 0.11. Er hat einen rechteckigen Grundriss. (Größe: 7,26 m x 3,80 m= 27,60 m²) Der Raum schließt mit einem Satteldach ab, dessen First in Nord-Süd Richtung läuft. Die Raum-höhe erreicht unter der Firstpfette 1,95 m. In dem Raum ist keine natürliche Belichtung vorhanden.

Der Boden besteht aus einer Holzbalkendecke. Es ist kein Bodenbelag vorhanden. Die Wände sind ohne Putz als Fachwerk ausgebildet. Die Gefache sind mit Ziegelsteinen gefüllt. Bei der Dachkonstruktion handelt es sich um ein Pfettendach mit Firstpfette. An der Nordostecke des Raumes verläuft ein Schornstein aus dem Erdgeschoss, der ohne Öffnungen über Dach geführt wird.

Über die Nutzung gibt es keine Hinweise. Nach dem derzeitigen Stand der Bauforschung gehört der Raum zum ältesten Teil des Gebäudes

Foto 2 Blick nach Westen auf Wand d.

Zeichnung 1 Grundriss und Schnitt

Foto 1 Blick nach Osten auf Wand b.

Am Güterbahnhof 15366 Hoppegarten Stand 01/2011 sonstiges:

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof' Raumbuch

Boden Decke Wand Obergeschoss Raum 1.02

ab cd a c

d b

1.01

1.02 1.02

Am Güterbahnhof 15366 Hoppegarten Stand 01/2011 sonstiges:

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof' Raumbuch

Boden Decke Wand Obergeschoss Raum 1.02

ab cd a c

d b

1.01

1.02 1.02

Wand a

Oberfläche Unverputzt Konstruktion

Fachwerk mit Ziegelausfachung. 5 Stiele und 6 Gefache sind sichtbar. Die Stiele stehen auf Deckenbalken.

Oberer Abschluss mit Rähm (14 cm x 18 cm) auf der Höhe von 97 cm = Dachbalken. Die Stiele sind durch Holznägel mit dem Rähm verzapft.

Ziegelsteine: hangefertigt, rotgelb (25cm x 7,5 cm).

Schornstein

An der NW-Ecke Schornstein ( 75,5 cm x 45 cm), verputzt.

Ein weiterer Stiel ist vermutlich hinter dem Schornstein an der Nordostecke.

Der obere Wandabschluss entspricht der Deckenhöhe von Raum 1.01 (Kaisersaal).

Im oberen Bereich fehlt der Putz, so dass vier Reihen von Ziegelsteinen sichtbar sind.

F5

Z2

TU Berlin, Masterstudium Denkmalpflege, Projekt 2010/2011

Ayşe Dalyancı, Michael Lentz, Małgorzata Popiołek, Sandra Schumacher, Oleg Voronov Blatt-Nr. 1.02_5 TU Berlin, Masterstudium Denkmalpflege, Projekt 2010/2011

Ayşe Dalyancı, Michael Lentz, Małgorzata Popiołek, Sandra Schumacher, Oleg Voronov Blatt-Nr. 1.02_4

Am Güterbahnhof 15366 Hoppegarten Stand 01/2011 sonstiges:

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof' Raumbuch

Boden Decke Wand Obergeschoss Raum 1.02

ab cd a c

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1.01

1.02 1.02

Foto 5 Blick nach Norden auf Wand a

Zeichnung 2 Schnitt durch Wand a Abbildungen

TU Berlin, Masterstudium Denkmalpflege, Projekt 2010/2011 Ayşe Dalyancı, Michael Lentz, Małgorzata Popiołek, Sandra Schumacher, Oleg Voronov Blatt-Nr. 1.02_0

Am Güterbahnhof 15366 Hoppegarten Stand 01/2011 sonstiges:

Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof' Raumbuch

Boden Decke Wand Obergeschoss Raum 1.02

ab cd a c

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1.01

1.02 1.02

Grundriss Raum 1.02

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_MSD-2010-12-3_MSD-PROJ_120201-cs5.indd Abs1:75 01.02.2012 16:16:4501.02.2012 16:16:45

Prozessfarbe Schwarz Prozessfarbe Schwarz

76 JAHRBUCH MSD 2010-12

Arbeitsproben – Bauforschungsbericht: Abbundsystem

Technische Universität Berlin - Masterstudium Denkmalpflege - Projekt 2010/11 Blatt-Nr.: ANHANG 5_01 Anhang 5: Bericht zur Erfassung der Abbundzeichen am 'Kaiserbahnhof' Hoppegarten

Bauforschung Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof'

Am Güterbahnhof

15366 Hoppegarten Bearbeitung: MSD Gruppe Bauforschung

Technische Universität Berlin - Masterstudium Denkmalpflege - Projekt 2010/11 Blatt-Nr.: ANHANG 5_03 Anhang 5: Bericht zur Erfassung der Abbundzeichen am 'Kaiserbahnhof' Hoppegarten

Bauforschung Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof'

Am Güterbahnhof

15366 Hoppegarten Bearbeitung: MSD Gruppe Bauforschung

Technische Universität Berlin - Masterstudium Denkmalpflege - Projekt 2010/11 Blatt-Nr.: ANHANG 5_04 Anhang 5: Bericht zur Erfassung der Abbundzeichen am 'Kaiserbahnhof' Hoppegarten

Bauforschung Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof'

Am Güterbahnhof

15366 Hoppegarten Bearbeitung: MSD Gruppe Bauforschung Technische Universität Berlin - Masterstudium Denkmalpflege - Projekt 2010/11 Blatt-Nr.: ANHANG 5_02

Anhang 5: Bericht zur Erfassung der Abbundzeichen am 'Kaiserbahnhof' Hoppegarten Bauforschung Hoppegarten, 'Kaiserbahnhof'

Am Güterbahnhof

15366 Hoppegarten Bearbeitung: MSD Gruppe Bauforschung

Einleitung

Auf dem Fachwerk sowie dem Dachwerk des Bahnhofgebäudes lassen sich Abbundzeichen beobachten.

Abbundzeichen sind Buchstaben, Ziffern, Symbole oder Muster, welche die Zimmerleute beim Herstellungs-prozess des Fach- oder Dachwerks auf dem Abbundplatz an den Hölzern anbringen. Sie dienen dem schnel-len und sicheren Zuordnen der Bauteile und dem Zusammensetzen der Gebinde beim späteren Aufbau.Eine erste Erfassung dieser Abbundzeichen an den Fassaden fand im Wintersemester 2010/11 statt. Auf Grund-lage des verformungsgerechten Aufmaßes im Maßstab 1:25 konnte ein Teil der sichtbaren Abbundzeichen in die Pläne eingetragen werden.

Beim Betrachten der Abbundzeichen ergaben sich Ungereimtheiten, die im Sommersemester 2011 zur systematischen Kartierung der Zeichen führten. Zunächst wurden alle Bauteile an den Stellen, an denen Ab-bundzeichen vermutet wurden, freigelegt. Nun wurden die AbAb-bundzeichen erfasst und in ihrer numerischen Abfolge kartiert. (Abb. 1)

Im zweiten Schritt wurden die Beizeichen analysiert und daraus Gruppierungen entwickelt. Um die Systematik bildlich darzustellen, wurden die Ansichts-Zeichnungen des ´Kaiserbahnhofs´ farbig unterlegt. (Abb. 2) Ziel dieser bauforscherischen Untersuchungen war es, in Verbindung mit der systematischen Erfassung der Holzverbindungen Erkenntnisse über Bauphasen und Reparaturen des Gebäudes zu gewinnen.

Abb. 1: Nummerische Kartierung der Abbundzeichen auf der Westfassade, o. M.

Abb. 2: Im Original farbige Darstellung der Abbundzeichen auf der Westfassade. Hier in Grauabstufungen, o. M.

Systematik

Die Abbundzeichen am Kaiserbahnhof Hoppegarten sind aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt (Abb. 3). Am Anfang stehen römische Ziffern. Dann folgen entweder dreieckige Einkerbungen, die sogen-annten Stiche, oder aber Ruten, das sind schrägstrichartige Markierungen. Als Drittes folgen schließlich die Hohlschläge aus halbkreisförmigen Kerben. Bei der Analyse dieser Bestandteile konnten drei übergreifende Systeme festgestellt werden.

Abb. 3: Exemplarische Darstellung der Abbundzeichen.

III

Römische Ziffer Stich Hohlschlag

VII

Römische Ziffer Rute Hohlschlag

Römische Ziffer Stich Hohlschlag

Römische Ziffer Rute Hohlschlag

System 1: Gestemmte Abbundzeichen mit Hohlschlägen

Die Hohlschläge bezeichnen einen Gebäudeteil. Es lassen sich so drei Gebäudeteile unterscheiden: im Gebäudeteil D finden sich einfache sichelförmige Hohlschläge, Baukörper C ist bis ungefähr zur Mitte seiner Länge mit zwei Hohlschlägen gekennzeichnet. Am Gebäudeteil B kommen jeweils drei Hohlschläge vor.

Die Stiche und Ruten kennzeichnen die Trauf- oder Giebelseiten des Bahnhofs. Auf den Giebelseiten finden sich Stiche. Dabei tritt im Norden jeweils ein Stich auf, im Süden hingegen jeweils drei. Auf den Traufseiten finden sich Ruten. Bei dem Gebäudeteil D ließen sich nur auf der Westseite zwei Ruten beobachten. Im mit-tleren Gebäudeteil C gibt es an der Norfassade eine Rute, an der Südfassade zwei Ruten. An dem westlichen Baukörper (Gebäudeteil B) sind der Westseite zwei Ruten und der Ostseite eine zugeordnet.

Die römischen Ziffern schließlich sind die Zählzeichen für die einzelnen Fachwerkhölzer. Diese wurden von den Zimmerleuten vereinfacht dargestellt, um Verwechslungen auszuschließen: statt der römischen IV steht eine IIII und statt der IX steht eine VIIII. An der Nord- und Südfassade wurde von Ost nach West gezählt, an der Ost- und Westfassade erfolgte die Zählung von Nord nach Süd (Abb. 4).

Giebelseiten Traufseiten Abb. 4: Schematischer Grundriss mit gestemmten Abbundzeichen mit Hohlschlägen.

Abb. 5: Schematischer Grundriss mit Zählung der Fachwerkhölzer innerhalb des Abbundsystems mit Hohlschlägen.

System 2: Gestemmte Abbundzeichen ohne Hohlschläge

Das zweite System findet sich an den Gebäudeteilen A, C (West) und E und die Zeichen setzen sich aus zwei Symbolen zusammen: Eine römische Ziffer und darauffolgend Stich oder Rute. Sie sind wie die der ersten Gruppe gestemmt.

Giebelseiten Traufseiten Abb. 6: Schematischer Grundriss mit gestemmten Abbundzeichen ohne Hohlschläge.

Abb. 7: Schematischer Grundriss mit Zählung der Fachwerkhölzer innerhalb des Abbundsystems ohne Hohlschlägen.

Am Bahnhofsgebäude in Hoppegarten stellt sich diese Systematik wie folgt dar: das Fachwerk der Giebel-seiten ist wieder mit Stichen markiert. Abbundzeichen mit nur einem Stich finden sich auf der Westfassade von Gebäudeteil A, drei Stiche auf der Ostseite von Gebäudeteil E. Auf den Traufseiten der Gebäudeteile A, C (Ost) und E bezeichnet eine Rute die Südseite, während auf der Nordseite keine Ruten vorhanden sind (Abb. 6). Im Süden und Norden wurden die Hölzer ausgehend von den giebelsichtigen Fassaden (Gebäude-teile B und D) gezählt, im Osten und Westen erfolgte die Zählung von Nord nach Süd (Abb. 7).

System 3: Geritzte Abbundzeichen

Ein weiteres durchgehendes System besteht aus geritzten Zeichen. Es lässt sich an den Gebäudeteilen B, C (Ost) und D finden, allerdings nur an der Südfassade. Am Gebäudeteil B, dessen Südfassade die Giebel-seite darstellt, sind die geritzten Zeichen lediglich römische Ziffern. Am östlichen Teil des Baukörpers C, der mit der Traufseite nach Süden zeigt, bestehen die geritzten Abbundzeichen aus einer römischen Ziffer und einer Rute. Während die Zählweise an Gebäudeteil B von Ost nach West aufsteigend erfolgt, sind die Hölzer in Gebäudeteil C in Gegenrichtung gezählt (Abb. 8).

Abb. 8: Schematischer Grundriss mit geritztem Abbundsystem und Zählung der Fachwerkhölzer.

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Prozessfarbe Schwarz Prozessfarbe Schwarz