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D ENKMAL -AG S NACH NIEDERLÄNDISCHEM M USTER IN D EUTSCHLAND ?

Eine Machbarkeitsstudie

Caroline Hero – Katherina Naam, MSD 2010-12 TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, FAKULTÄT VI, INSTITUTFÜR ARCHITEKTUR

UNIV.-PROF. DR.-ING. DOROTHÉE SACK, FACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE, STRASSEDES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. +49-30-314-796 11, MAIL: msd@tu-berlin.de

In vielen niederländischen Städten mit histo-rischem Baubestand gibt es Aktiengesellschaf-ten, die sich maßgeblich an der Verbesserung der städtebaulichen Struktur beteiligen und damit gute Geschäfte machen. Diese Idee ist hierzulande ziemlich unbekannt. Thema unserer Arbeit war die Frage, ob man ein solches Unter-nehmen in Deutschland etablieren kann.

Anfänge

Der Leitgedanke dieser AGs stammt aus den 1950er Jahren, als die einzigartige Amsterda-mer Innenstadt durch Modernisierungspläne der Regierung bedroht war. Führende Köpfe der Stadt wollten die über die Jahrhunderte gewach-sene, aber vernachlässigte Stadtstruktur und Bausubstanz retten. Gleichzeitig sah man eine Chance, mittels Instandsetzung der Wohnge-bäude den damals dringend benötigten Wohn-raum zu schaffen. So folgte die Gründung der Maatschappij tot Stadsherstel N.V., zu Deutsch:

Gesellschaft zur Stadtsanierung AG. Sie fand bis heute zahlreiche Nachahmer im ganzen Land.

Konzept

Das Konzept ist schnell erklärt: Man kauft bau-fällige denkmalgeschützte, aber eher unauf-fällige Wohngebäude im Stadtkern, die aus wirtschaftlichen Gründen möglichst benachbart sind. Diese werden saniert und meist teuer ver-mietet. Seltener werden größere, hochwertige Denkmale wie Kirchen gekauft und dann als Veranstaltungsräume vermarktet. Mit dieser Strategie werden gleichzeitig zwei Aufgaben be-wältigt: Schaffung von neuem Wohnraum und Stadtbildaufwertung. Durch die Kombination beider Ansätze lässt sich Geld verdienen!

Denkmalpflegerische Herangehensweise Die denkmalpflegerische Herangehensweise ist eher betriebswirtschaftlich, zumindest in Amster-dam. Das heißt, man richtet sich nach dem fi-nanziellen Rahmen, den der Aufsichtsrat vorgibt, und nach den Bedürfnissen der anspruchsvollen Mieter. Restaurierungen, die über die absoluten Notwendigkeiten hinausgehen, kommen nur bei hochwertigen Denkmalen vor. Mit einfachen Wohngebäuden geht man weniger sorgfältig um. Am unspektakulären Denkmal wird ge-spart, damit das Geld in die Taschen der Akti-onäre fließt. Die wirtschaftliche Vorgehensweise ist also mit Risiken und Nebenwirkungen für das

Amsterdam, Keizersgracht: typische Bebauung des historischen Grachtengürtels aus dem 17. Jahrhundert, 2011

Berlin, Ortsteil Grünau, Regattastraße: Panorama vom Nordufer des Langen Sees, 2011

einzelne Denkmal verbunden. Da es für die Ge-bäude aber überlebenswichtig ist, dass sie ge-nutzt werden, sind die Denkmalbehörden kom-promissbereit, und man versucht, gemeinsam die optimale Lösung für das Denkmal zu finden.

Übertragung auf Deutschland

Auch in Deutschland gibt es Unternehmen, die professionell mit denkmalgeschützten Immobili-en umgehImmobili-en und damit ihr Geld verdiImmobili-enImmobili-en und gleichzeitig auf gemeinnütziger Ebene Wohn-raum schaffen. Dies sind vor allem Wohnungs-baugenossenschaften, Aktiengesellschaften im Wohnungsbausektor und Stiftungen. In jeder der Formen sind Teile des Geschäftsmodells der niederländischen Stadsherstels bereits hi-storisch angelegt. Die deutschen Grundvo-raussetzungen sind jedoch andere als die nie-derländischen, dies sollte bei der Überprüfung der Übertragbarkeit des Vorbildes in unserer Arbeit berücksichtigt werden. Deshalb haben wir für Deutschland unterschiedliche Aspekte wie rechtliche Rahmenbedingungen und gesell-schaftliche Akzeptanz der verschiedenen Orga-nisationsformen verglichen. Es galt zudem, die Denkmalverträglichkeit zu bedenken. Wir haben abgewogen, welche Alternative für vernachlässi-gte Bausubstanz die bessere ist: eine sorgfältige, aber langsame Restaurierung oder eine zügige und weniger rücksichtsvolle Herangehensweise.

Unsere Schlussfolgerung ist, dass für das Denk-mal selbst ohne Zweifel eine behutsame Sanie-rung der richtige Ansatz ist. Für die Erhaltung be-drohter zusammenhängender Denkmalbestände würde jedoch eine AG die schnellste und größte Wirkung erzielen. Oberflächlicher Erhalt ist bes-ser als Abriss.

Fallbeispiel Grünau

Durch gezielte Anwendung unserer Ergebnisse auf den Berliner Ortsteil Grünau konnte ein städtebauliches Szenario entwickelt werden.

Grünau hat einen zusammenhängenden Denk-malbestand, der aufgrund langanhaltender Strukturschwäche vom Verfall bedroht ist. Durch verschiedene Faktoren ist eine reine Wohnnut-zung nicht gestattet, doch als Standort für ein internationales Internat würde Grünau wieder an Glanz gewinnen. Mit dem Kapital einer Denkmal-AG könnten die Gebäude, die auf die ehemaligen Regatta-Tradition des Ortes zu-rückgehen, schnell und gebündelt instandgesetzt werden.

In etlichen Privatgesprächen und Experten-Inter-views haben wir die Einschätzung von deutschen Wohnungswirtschaftsspezialisten erfragt und durchweg positive Urteile zur Umsetzung des vorgestellten Konzeptes erhalten.

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101 JAHRBUCH MSD 2010-12

- Dr.-Ing. Udo Bode

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt IV Historische Baukonstruktionen I und II

- Dipl.-Ing. (FH) Antonia Brauchle M.Sc.

FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege

PJ Bauaufnahme

PJ Bauaufmaß und Dokumentation PIV Inventarisation - Raumbuch

- Univ.-Prof. Dr. Adrian von Buttlar

FG Kunstwissenschaft

- Dr.-Ing. Christian Clemen

FG Geodäsie und Ausgleichungsrechnung IV Geodäsie für Denkmalpfleger

- Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer

FG Bau- und Stadtbaugeschichte

VL Baugeschichte: Antike

VL Berliner Bau-Politik-Geschichte(n) SE Baustelle Denkmal

- Dr. phil. Dipl.-Ing. (FH) Thorsten Dame M.Sc.

Laufwerk B

PIV Städtebauliche Denkmalpflege I und II

IV Einführung in die Industriedenkmalpflege I und II

- Dr. Thomas Drachenberg

Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

IV Denkmalpflege und Restaurierung in der Praxis

- Univ.-Prof. Dr.-Ing. em. Klaus Dierks

VL Tragwerkslehre für Denkmalpfleger und Kunsthistoriker

- Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper

FG Denkmalpflege

VL Geschichte und Theorie der Denkmalpflege VL Stadtbaugeschichte

- Dipl.-Ing. Wolfgang Frey

ProDenkmal

SE Methoden der Konservierung

- Dr. Michael Gauß

SE Kommunikationstechniken

- Prof. Dr. Jörg Haspel

Landeskonservator, Landesdenkmalamt Berlin VL Denkmalkunde

- Dr.-Ing. Catherine Hof

FG Historische Bauforschung

VL Aspekte der Bauforschung vom 12. bis zum 19. Jh.

- Dipl.-Ing. Ursula Hüffer

Hüffer • Ramin Architekten

PIV Sanierungskonzepte und -technologien I und II

- PD Dr. Annemarie Jaeggi

FG Kunstwissenschaft VL Das neue Frankfurt

- Dr. Ruth Klawun

Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

PIV Städtebauliche Denkmalpflege I und II

- Dr. Christof Krauskopf

Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

SE Einführung in die Archäologie

- Dr.-Ing. des. Dietmar Kurapkat

FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege PJ Bauaufnahme

PJ Bauaufmaß und Dokumentation IV Geodäsie für Denkmalpfleger

- Univ.-Prof. Cordula Loidl-Reisch

FG Landschaftsbau-Objektbau

- Prof. Dr. Christoph Merzenich

FH Erfurt, Fachbereich Konservierung und Restaurierung PIV Architektur- und Raumfassungen

- Prof. Dr.-Ing. Frank Neitzel

FG Geodäsie und Ausgleichungsrechnung

- Dr.-Ing. Thomas Nitz

Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie

PIV Einführung in die Archivforschung VL Einführung in die Dendrochronologie

- Dr.-Ing. Caroline Rolka

Landesdenkmalamt Berlin PIV Gartendenkmalpflege I und II

- Univ.-Prof. Dr.-Ing. Klaus Rückert

FG Tragwerksentwurf und -konstruktion

- Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack

FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege PJ Bauaufnahme

PJ Bauaufmaß und Dokumentation Ü Perzeption und Präsentation VL Methoden der Bauforschung

- Univ.-Prof. Dr. rer.-pol. Rudolf Schäfer

FG Baurecht und Bauverwaltungslehre VL Rechtliche Grundlagen des Denkmalwesens

- Prof. Dr. Sc.tec. Philipp Speiser

FG Bau- und Stadtbaugeschichte

SE Theorie und Terminologie der Denkmalpflege im internationalen Kontext

- Dr.-Ing. Daniela Spiegel M.A.

FG Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege Ü Perzeption und Präsentation

- Dr. Jürgen Tietz

Freier Journalist

IV Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und das Verfassen wissenschaftlicher Texte

- Dr. Elgin von Gaisberg

FG Historische Bauforschung

VL Aspekte der Bauforschung vom 12. bis zum 19. Jh.

- Apl.-Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert

FG Kunstgeschichte

VL Himmelstürmende Architektur

- Dipl.-Ing. Albert Wiedemann

BSF Swissphoto GmbH

PIV Photogrammetrie für Denkmalpfleger

Abkürzungen FG Fachgebiet

IV Integrierte Veranstaltung PJ Projekt

PIV Projektintegrierte Veranstaltung SE Seminar

Ü Übung VL Vorlesung

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102 JAHRBUCH MSD 2010-12 Simone Bogner M.A.

simone.m.bogner@googlemail.com Dipl.-Ing. Ayşe Dalyancı

ayse.dalyanci@gmail.com Maurizio De Rosa B. Arch.

mail@maurizioderosa.net Christina Ernst M.A.

christina-ernst@t-online.de Dipl.-Rest. (FH) Frauke Gallinat frauke.gallinat@gmx.de

Dipl.-Ing. (FH) Ulrike Goldmann u_goldmann@gmx.de

Katarzyna Gondzik M. Sc.

Katarzyna.Gondzik@gmx.de Michael Grass M.A.

grass.m@gmx.de Caroline Hero M.A.

carohero@gmx.net; carolinehero@t-online.de Dipl.-Ing. Thieu Binh Hoang

bihoa@web.de

Dipl.-Ing. (FH) Sabine Klingner

sklingner@gmail.com, sklingner@yahoo.com Dipl.-Ing. Michael Knuth

knuth.architekt@gmx.net Dipl.-Ing. Maike Kohnert kohnertm@gmx.de Dipl.-Ing. Thomas Krause thomas.krause@walddrehna.de Michael Lentz B. Sc.

Lentz_Michael@gmx.de

* Jens Mahrdt B.A.

jensmahrdt@gmx.de

Katherina Naam M.Sc.

katherina.naam@gmx.de Dipl.-Ing. (FH) Jakob Pittroff j.pittroff@online.del

Julia Pohl B.A.

2000sternchen@gmx.net Małgorzata Popiołek M.A.

magpopiolek@gmail.com Sandra Reinken M.A.

SandraReinken@web.de

* Eva Rohrmoser evarohrmoser@gmx.net

Dipl.-Ing. Ivanna Sanjuan Garriga ivanna.sg@hotmail.com

Dipl.-Ing. (FH) Björn Schmidt bjoern_schmidt@gmx.net Jelena Schmidt M.A.

jelenaschmidt@freenet.de

Dipl.-Ing. (FH) Jean-Baptiste Schöneberger JeanSchoeneberger@web.de

Sandra Schumacher B. Sc.

sandra_schumacher84@gmx.de Corinna Tell M.A.

corinna.tell@gmx.de Melanie Thiele M.A.

mthiele3@freenet.de Dipl.-Biol. Nora Ullrich nora.ullrich@googlemail.com

* Oleg Voronov B.A.

ovoronov@gmail.com

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103 JAHRBUCH MSD 2010-12

7 A. Brauchle

8 o. D. Sack, mi. ???, u. M. Gussone 9 o. D. Kurapkat, u. ???

10 o. A. Brauchle, u. I. Frase 11 D. Kurapkat

12 M. Gussone

13 o./u. M. Gussone, mi. D. Spiegel 14-16 alle Abbildungen: Referenten

17 alle Abbildungen: Herausgeber/Verlage 18 FG Historische Bauforschung/M. Taschner 19 alle Abbildungen: Herausgeber/Verlage

20-21 Alle Abbildungen: Verfasser, wenn nicht anders nachgewiesen

23 1. Resafa, Luftbild von Nordosten: M. Stephani 1999, 2. Resafa, Südwest-Ecke der Stadtmauer von Südosten, D. Sack 2011, 3. Messene, S. Müth, 4. Wittenberg, I. Frase 2011

24-46 Alle Abbildungen: Verfasser, wenn nicht anders nachgewiesen 49 Google-Earth, Aufnahmejahr: 2009 (10.11.2011)

50 A. Brauchle

51 li. F. Gallinat, re. A. Brauchle 52 li. A. Tuma, re. D. Kurapkat

53 1. R. A. Brauchle, 2. R. li. A. Tuma, re. A. Brauchle, 3. R. A. Tuma, 4. R. li. A. Brauchle, re. A. Tuma, 5. R. A.

Brauchle

54-68 Alle Abbildungen: Verfasser, wenn nicht anders nachgewiesen

69-80 Die Urheber der Arbeitsproben sind in der Regel auf den entsprechenden Seiten verzeichnet, sonst handelt es sich um Gemeinschaftsarbeiten des MSD Jahrgangs 2010-12

82 1. R. (Merseburg) li. A. Brauchle; mi. u. re. S. Schuhmacher. 2. R. (Franken) S. Schumacher 83 (Altmark) M. Schnelle

85-100 Alle Abbildungen: Verfasser, wenn nicht anders nachgewiesen 102 MSD 2010-12

104 o. Ansichtskarte (Archiv Kulturverein “Grünes Tor” Dahlwitz-Hoppegarten e.V.); u. MSD 2010-12

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Hoppegarten reloaded – Raum und Zeit

Durch die Erfindung der Eisenbahn veränderte sich die Wahrnehmung von Zeit und Raum nachhaltig. So ist es auch kein Zufall, dass zur Erklärung der Relativitätstheorie von Albert Einstein mehrfach Beispiele aus dem Eisenbahnwesen herangezogen wurden. Von dort aus war es nur noch ein kleiner Schritt zu den am Ende des letzten Jahrhundert wild wuchernden Theorien der Parallel-Universen, Multiversen, etc. etc.

Auf unseren beiden Abbildungen scheint das Raum-Zeit-Kontinuum nun endgültig aus den Fugen geraten zu sein. Wie viele Unterschiede sind zu sehen?

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Anmerkungen der Redaktion:

Aus urheberrechtlichen Gründen wurden in der digitalen Version vereinzelte

Abbildungen entfernt.

J ahrbuch