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Phase 4: Der Partner ist jetzt Patient

6 Das Konstrukt der Selbstwirksamkeitserwartung (Magdalena Chlond) .1 Albert Banduras sozial-kognitive Lerntheorie und das Konstrukt der

6.4 Studien zum Zusammenhang von Selbstwirksamkeit und Gesundheit (Magdalena Chlond) (Magdalena Chlond)

Handlungsbewertung statt. Misslungene Handlungsversuche können dabei der Volitions-stärke abträglich, und erfolgreiche Versuche können ihr zuträglich sein. Ob misslungene Handlungen zukünftige Versuche negativ beeinflussen, hängt jedoch von deren Bewertung ab. Wird ein Erfolg beispielsweise internal attribuiert, also den eigenen Fähigkeiten zuge-schrieben, so kann dieser die Volitionsstärke erhöhen und die Selbstwirksamkeitserwartung stärken. Wird er dagegen external attribuiert, z. B. von äußeren Umständen abhängig ge-macht, so kann dies zukünftigen Versuchen eher abträglich sein. Insgesamt ist es für die postaktionale Phase wichtig, sich erreichbare Unterziele zu setzen, sich Belohnungen zu schaffen und verschiedene Bewältigungsoptionen zur Verfügung zu haben. Selbstwirksam-keitserwartungen sind hier besonders für die Verarbeitung von Rückschlägen und für eine erneute Motivierung wichtig (Knäuper & Schwarzer, 2000). Nicht nur bei der Gesundheits-förderung, sondern auch im Zusammenhang mit der Bewältigung einer chronischen Erkran-kung wie dem Parkinson-Syndrom scheint dieses Modell anwendbar. Untersuchungen haben gezeigt, dass Personen nach einem akuten Gesundheitsereignis (z. B. dem Eintritt einer progredienten chronischen Krankheit) zunächst hoch motiviert für eine Verhaltens-änderung sind. Eine größere Bedeutung kommt hier der Volitionsphase zu, das heißt, der dauerhalten Umsetzung von gesundheitsförderlichem oder adaptivem Verhalten. Die gezielte Förderung der Selbstwirksamkeit, zum Beispiel im Rahmen einer Patientenschulung, sowie eine Ressourcenkommunikation und das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen können die Patienten bei der Bewältigung der Krankheitsfolgen unterstützen.

6.4 Studien zum Zusammenhang von Selbstwirksamkeit und Gesundheit

chronischen Erkrankung. Die Befragten schätzen hier auf einer Ordinalskala von 0 (not at all confident) bis 10 (totally confident) ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugungen im Hinblick auf unterschiedliche Aspekte der Erkrankung ein. Zu diesen gehören der Umgang mit Erschöpfung, Schmerz sowie mit körperlichen und emotionalen Beschwerden. Außerdem werden Beeinträchtigungen von Alltagsaktivitäten und die Überzeugung in die eigenen Fähigkeiten zum Management der Erkrankung erfasst. Mit einem Cronbachs α Koeffizienten von 0,91 kann die interne Konsistenz der Skala als sehr gut gewertet werden. Unter Verwen-dung einer modifizierten Form der SSE (Lorig et al., 1996) untersuchten Kuljer und de Ridder (2003) die Abweichung der persönlichen Wertigkeit von der Erreichung gesund-heitsrelevanter Ziele, deren Auswirkung auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und das psychologische Wohlbefinden sowie die Rolle von Selbstwirksamkeitserwartungen in diesem Prozess. Genauer gesagt ging es um die Frage, ob die Diskrepanz zwischen Wichtigkeit und Erreichung von Zielen die Lebensqualität der Patienten beeinflusst und ob Selbstwirksamkeitserfahrungen diesen Prozess moderieren oder mediieren. Untersucht wurden Patienten mit unterschiedlichen chronischen Erkrankungen, darunter Asthma-Patienten (n = 54), Asthma-Patienten mit Diabetes mellitus (n = 31) und Asthma-Patienten mit einer chronischen Herzinsuffizienz (n = 31). Trotz der verschiedenen krankheitsbedingten Herausforderungen der drei untersuchten Erkrankungsgruppen konnten die Autoren zeigen, dass sich die Patienten hinsichtlich der wahrgenommenen Diskrepanz nicht unterschieden.

Wie erwartet, war eine größere Diskrepanz zwischen der persönlichen Wertigkeit gesundheitsrelevanter Ziele (z. B. die Aufrechterhaltung von Autonomie und psychischem Wohlbefinden) und deren Erreichbarkeit mit einer niedrigeren gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie einer schlechteren mentalen Gesundheit assoziiert. Bezüglich der Funktion von Selbstwirksamkeit konnten die Autoren die Annahme eines Mediationseffektes bestätigen, jedoch keinen Moderatoreffekt finden. Selbstwirksamkeitserwartungen vermitteln also den Effekt zwischen der wahrgenommenen Diskrepanz und den Maßen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und beeinflussen nicht dessen Ausprägung, wie es bei einem Moderatoreffekt der Fall wäre. Dementsprechend war eine größere Diskrepanz mit einer niedrigeren Selbstwirksamkeit verbunden. Dies stimmt auch mit der Annahme Banduras überein, wonach sich Selbstwirksamkeitserwartungen verringern, wenn bestimmte Handlungen ein negatives Ergebnis zur Folge haben. Eccles und Simpson (2011) untersuchten in ihrer systematischen Übersichtsarbeit den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Maßen der persönlichen Kontrolle (darunter das Konzept des „locus of control“ sowie Selbstwirksamkeitserwartungen) und von soziodemographischen, klinischen und psychosozialen Faktoren in einer Gruppe von Patienten mit progredient verlaufenden motorischen Erkrankungen (Parkinson-Syndrom, Multiple Sklerose und Motoneuronenerkrankungen, v. a. Amyotrophische Lateralsklerose – ALS). Trotz der

Ver-schiedenheit der Instrumente zur Erfassung der unterschiedlichen Kontrollüberzeugungen und der heterogenen Qualität der eingeschlossen Studien konnten die Autorinnen einige Gemeinsamkeiten finden. Zunächst konnte kein Zusammenhang zwischen den soziodemographischen Variablen Alter und Geschlecht und den unterschiedlichen Maßen der Kontrollüberzeugung entdeckt werden (obwohl ein geringer Teil der älteren Patienten stärker an die Kontrolle der Erkrankung durch den behandelnden Arzt als an die eigenen Kontrollfähigkeiten glaubte). Kein Zusammenhang fand sich außerdem zwischen der Ausprägung von Selbstwirksamkeitserwartungen und der Dauer der Erkrankung. Die Auto-rinnen vermuteten, dass hier die Schwere der Erkrankung und nicht ihre Dauer von Bedeu-tung ist, da alle drei Erkrankungsgruppen intraindividuell sehr unterschiedlich und unvorher-sehbar verlaufen. Eindeutige positive Zusammenhänge fanden sich dagegen zwischen den unterschiedlichen Kontrollüberzeugungen und den Maßen des psychosozialen Wohlbe-findens. Dabei hatten Kontrollüberzeugungen in Lebensbereichen, die nicht die Erkrankung betreffen, eine größere Bedeutung und waren mit einer höheren Lebensqualität verbunden.

Auch in dieser Untersuchung waren eine größere allgemeine Kontrollüberzeugung in unter-schiedlichen Lebensbereichen und Selbstwirksamkeitserwartungen in Bezug auf das Selbst-management mit einem höheren physischen Funktionsniveau und weniger körperlichen Be-einträchtigungen assoziiert. Darunter hatten in einer eingeschlossenen Längsschnitt-untersuchung niedrige Depressionswerte einen positiven prädiktiven Einfluss auf die Selbst-wirksamkeitserwartungen im Verlauf der Erkrankung. Die Autorinnen sprachen sich daher für die Berücksichtigung von Kontrollüberzeugungen bei der Konzeption von psychosozialen Interventionen für Patienten mit chronischen motorischen Erkrankungen aus. Aufgrund ihrer Modifikationsmöglichkeit durch psychologische Interventionen scheint die Förderung von Selbstwirksamkeit hier von zentraler Bedeutung zu sein. Gallagher et al. (2008) untersuchten den Zusammenhang zwischen den Selbstmanagementfähigkeiten von chronisch erkrankten Patienten (Parkinson-Syndrom, chronische Herzinsuffizienz, chronische Atemwegser-krankungen und chronische Schizophrenie) und ihren krankheitsspezifischen Selbstwirk-samkeitserwartungen sowie dem Kohärenzgefühl. Eingeschlossen wurden vorwiegend ältere Patienten, die im vorausgegangenen Monat eine Krankheitsverschlechterung mit an-schließender stationärer Behandlung durchlaufen hatten. Die Autoren fanden in der unter-suchten Gruppe mittlere bis gute auf die Bewältigung der Krankheitsfolgen bezogene Selbst-managementfähigkeiten. Im Durchschnitt schlechter ausgeprägt waren diese bei den älteren sowie bei den Schizophrenie-Patienten. Selbstwirksamkeitserwartungen und das Kohärenz-gefühl erwiesen sich als Prädiktoren für die aktuellen sowie für die zukünftigen Selbst-managementfähigkeiten. Da ein gutes Selbstmanagement sekundäre Krankheitsfolgen wie Symptomverschlechterungen, Komorbiditäten und psychosoziale Folgen verhindern oder zumindest lindern kann, wird auch in dieser Studie die Implementierung psychosozialer

Interventionen zur Erhöhung von Selbstwirksamkeit empfohlen. Marks, Allgrante und Lorig (2005) stellten eine umfangreiche Übersicht der psychoedukativen Patientenschulungen zur Förderung der krankheitsbezogenen Selbstwirksamkeitserwartungen bei unterschiedlichen chronischen Erkrankungen zusammen. Die Autoren zeigten, dass selbstwirksam-keiterhöhende Selbstmanagementprogramme den allgemeinen Umgang mit Beeinträchti-gungen sowie soziale Kompetenzen verbessern. Außerdem wird das Gesundheitsverhalten der Patienten gefördert sowie das körperliche und mentale Wohlbefinden positiv beeinflusst.

Durch eine niedrigere Inanspruchnahme medizinischer Hilfeleistungen führen diese Verän-derungen schließlich auch zu einer Entlastung des Gesundheitssystems. Chenoweth et al.

(2008) versuchten in ihrer Studie die Faktoren zu identifizieren, die das Selbstmanagement von Parkinson-Erkrankten beeinflussen. 75 Parkinson-Patienten in einem mittleren bis schweren Stadium der Erkrankung wurden hierzu zu zwei Messzeitpunkten (erster Messzeit-punkt während eines stationären Krankenhausaufenthaltes sowie ein Follow-up vier Wochen später) untersucht. Selbstwirksamkeitserwartungen erwiesen sich ebenfalls, neben einer geringen Anzahl vorangegangener Hospitalisierungsraten, als Prädiktoren für gut ausge-prägte krankheitsbezogene Selbstmanagementfähigkeiten. Der Einfluss des Kohärenz-gefühls auf das Selbstmanagement der Erkrankung wurde auch hier durch Selbstwirksam-keitserwartungen mediiert. Die Unterstützung durch die Familie sowie weitere soziale Kontakte erwiesen sich dabei als förderliche Faktoren zur Steigerung der Selbstwirksam-keitserwartung. In einer randomisierten kontrollierten Studie untersuchten Sohng et al.

(2007) die Effekte eines Selbstmanagement-Programms für Parkinson-Betroffene. Das Programm konnte die Selbstwirksamkeit der Patienten steigern und hatte außerdem positive Auswirkungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie die Depressivität der Be-troffenen. Zudem konnten einige physiologische Parameter (wie z. B. eine eingeschränkte Beweglichkeit) verbessert werden. Fujii et al. (1997) untersuchten die allgemeine Selbst-wirksamkeit von 143 Parkinson-Patienten und konnten zeigen, dass die Patienten mit einer hohen allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung weniger Schwierigkeiten bei der Bewäl-tigung alltäglicher Aktivitäten hatten, stärker nach Unterstützung, auch außerhalb ihrer Familie, suchten und bessere Fertigkeiten und Wissen über gesundheitsbewusstes Verhalten hatten. Außerdem nahmen Parkinson-Patienten mit hoher allgemeiner Selbst-wirksamkeitserwartung Symptome wie das Freezing oder Dyskinesien als weniger schwerwiegend wahr. Insgesamt verfügten aber nur 33,5% der untersuchten Patienten über eine hohe allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung.

In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Auswirkungen ein psychosoziales Trai-ning für Parkinson-Patienten auf die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung der Betrof-fenen hat und ob die Selbstmanagement-Elemente des Programms die Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit erhöhen können. Dabei ist Selbstmanagement neben Compliance und

Empowerment eines der drei wichtigsten Ziele von Patientenschulungen (s. Kap. I 1.4). Nach Bleichhardt (2000) kann Selbstmanagement in der Patientenschulung als Steigerung von Selbstwirksamkeitserleben und von eigenverantwortlichem Gesundheitshandeln bei Pati-enten mit chronischen Erkrankungen verstanden werden.