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Studien und Ergebnisse zu Sturz und Schuh

Im Dokument Alter - Haus - Schuh (Seite 43-47)

2.2 Ergebnisse der Literaturrecherche

2.2.5 Studien und Ergebnisse zu Sturz und Schuh

2001 veröffentlichte die amerikanische und britische Geriatric Society und die amerikanische Akademie „Orthopedic Surgeous Panel on falls Prevention“ Richtli-nien zur Sturzprävention von alten Menschen. Die Fragestellung lautete: „Welches ist das sicherste Schuhwerk für Menschen die schon gestürzt oder sturzgefährdet sind?“ („What is the safest footwear for people who have fallen or are at risk of falling?“). Sie kamen zu der Erkenntnis, dass diese Frage zur damaligen Zeit nicht beantwortet werden konnte, da wichtige Studien dazu fehlten (Gschwind 2011).

Einen guten Überblick über viele Studien gibt auch ein Artikel über Sturzpräventi-on im Universitätsportal Basel vSturzpräventi-on 2011. Die AutorInnen bemängeln das Fehlen von experimentellen Studien und können daher auch keine Empfehlung zu Schuheigenschaften geben, die einen Sturz verhindern können. Sie empfehlen den alten Menschen auf den gesunden Menschenverstand zu hören, nicht barfuß oder in Socken zu gehen und keine Schuhe mit zu hohen Absätzen zu tragen. Sie bezweifeln auch, dass die Anpassung des Schuhwerks die alleinige Maßnahme zur Verhinderung von Stürzen sei (Gschwind 2011).

Als Empfehlung geben sie folgendes an:

• das Tragen von Schuhen mit niedrigem Absatz,

• rutschfeste Sohle,

• stabile Fersenkappe bei den Schuhen,

• guter Sitz der Schuhe und

• das Tragen solcher Schuhe innerhalb und außerhalb der Wohnung.

2.2.5.1 Aktuelle Studienergebnisse

Hourihan et al. (2000) befragte in Australien 107 ältere Menschen mit einem Durchschnittsalter von 77 Jahren nach einer Hüftfraktur in einem Krankenhaus.

Alle Befragten lebten in einer eigenen Wohnung. Beim Sturz trugen 33% Haus-schuhe, 24% waren barfuß oder hatten nur Socken an. 68% trugen zum Zeitpunkt ihres Sturzes Schuhe mit einer schlechten, biegsamen Fersenkappe. Das Aus-wahlkriterium der Leute bezüglich ihrer Schuhe war eher die Bequemlichkeit als die Sicherheit.

Arnadottir (2000) testete in Island 35 ältere Frauen im Alter von 65 – 93 Jahren im Hinblick auf Barfußgehen, Gehen mit normalen Schuhen und Gehen mit Wander-schuhen. Dabei spielte auch der gewählte Untergrund, Linoleumboden und Tep-pichboden eine Rolle. Messungen des Gehens mit dem „Time up and go“ Test mit Wanderschuhen auf dem Linoleumboden schnitten am besten ab, ebenso der zehn Meter Gehtest mit Wanderschuhen auf Teppichboden. Die schlechtesten Werte entstanden beim Gehen mit normalen Schuhen. Mittlere Werte ergab das Barfußgehen.

Sherington und Menz (2003) führten im Studienzeitraum von Dezember 1989 bis Februar 2000 eine Studie in Sydney durch. Eine Befragung wurde in sechs Kran-kenhäusern an 95 älteren Menschen zwischen 58 und 99 Jahren nach einer Hüft-frakturen durchgeführt. Dabei hatten beim Sturzgeschehen 75% inadäquate Schuhe an. 45% der Stürze geschahen zu Hause. Es wurden dabei 22% Haus-schuhe, 17% SportHaus-schuhe, 8% Sandalen und 2% Stöckelschuhe getragen.

31% der Befragten trugen Pantoffeln und 7% gaben an barfuß gewesen zu sein.

63% der Schuhe hatten keinen Halteriemen, 43% der Schuhe hatten eine über-mäßig biegsame Fersenkappe und 43% der Schuhe hatten eine sehr biegsame Sohle. Sherington und Menz gaben in dieser Studie als Sturzrisikofaktoren ver-minderte Knochendichte, höheres Alter, vorherige Stürze, schlechten Gesund-heitszustand, Inaktivität, beeinträchtigte Geh- und Balancefähigkeit, schlechtes Sehen, psychoaktive Drogen, hohen Koffeinkonsum, sowie unangemessenes Schuhwerk an.

In einer weiteren Studie von Koepsel (2004), aus Amerika, werden die Ergebnisse von Menz bestätigt. Ältere Menschen, die nur in Strümpfen oder barfuß gehen, haben ein elffach höheres Sturzrisiko, als Menschen die Schuhe tragen. Sport- und Leinenschuhe waren am sichersten, Stöckelschuhe erhöhten das Sturzrisiko.

Auch Larsen (2004) stellte bei Befragungen von 4281 Personen in einer Gemein-de in Dänemark fest, dass das Tragen von Socken und Hausschuhen ohne Soh-len, sowie schlecht sitzende Schuhe bei älteren Personen im signifikanten Zu-sammenhang mit Stürzen stand.

Menz (2006) bewertete in Australien die Schuhcharakteristika im Bezug auf Stürze im Haus und im Freien bei 176 Personen zwischen 62 und 96 Jahren über eine Zeit von 12 Monaten. Der größte Teil der älteren Testpersonen lebte in einer Al-tensiedlung und nur 21 davon im „Betreuten Wohnen“. Die meisten Stürze

pas-sierten in den Wohnräumen. Meistens wurde dabei barfuß gegangen oder es wur-den nur Socken getragen. Typische Schuhwerkseigenschaften konnten nicht mit Stürzen in Verbindung gebracht werden, aber das Tragen von geschlossenen Schuhen in der Wohnung wurde empfohlen.

Von Menanth (2008) wurde in Australien eine Literaturarbeit über verschiedene Studien zu Schuhen im Bezug auf Stabilität und Gangsicherheit veröffentlicht. Bei einer Studienumfrage bei 128 Personen (> 65 Jahre, Männer n=60), alle in einer Altenwohnsiedlung wohnend, wurde festgestellt, dass in der Regel barfuß gegan-gen oder Socken getragegan-gen wurden. In einer anderen Befragung bei 312 Gemein-debewohnerInnen trugen 25% Pantoffeln in der Wohnung und 19% liefen barfuß.

Dies führten die AutorInnen auf das warme Klima in Australien zurück. In Einrich-tungen und Krankenhäusern stieg die Zahl der alten Menschen die Pantoffeln tru-gen. Eine weitere Studie ergab, dass 37% von 606 HeimbewohnerInnen und 66%

von 44 PatientInnen in einem Krankenhaus Pantoffeln trugen. Als Grund wurde bequemes Benutzen bei schmerzenden Füßen und Fußfehlstellungen angegeben.

Bei einer Telefonumfrage zu zum Zeitpunkt des Sturzes getragenen Schuhen bei 652 GemeindebewohnerInnen im Alter von 65+, gaben 26% an robuste Schuhe beim Sturzgeschehen getragen zu haben. Menanth schließt daraus, dass die älte-ren Menschen sowohl in der Wohnung als auch außer Haus meist ungeeignete Schuhe tragen. Sie meint auch, dass eventuell finanzielle Erwägungen eine Rolle spielen könnten, um sich sichere Schuhe zu leisten, denn gute Schuhe kosten mehr. Schuhe werden nach Komfort, dem Freiraum für schmerzende Füße und Zehen gewählt und sind oft zu lange und zu breit. Auch die Bequemlichkeit, sich beim Schuhanziehen nicht bücken zu müssen, spielt eine große Rolle.

Aus der Literaturrecherche geht hervor, dass die Wahl der Schuhart entscheidend ist und einen Sturz verursachen aber auch verhindern kann. Es bedarf aber noch einiger Erkenntnisse dazu.

In Tabelle 3 sind zur Übersicht alle in dieser Arbeit erfassten internationalen Stu-dien dargestellt.

Tabelle 3: Studien ab 2000 zum Thema Schuh und Sturz

68% Schuhe mit schlechter, biegsamen Fersenkappe

Barfußgehen oder Gehen mit Strümpfen erhöht die Sturzge-fahr.

Sportschuhe: geringes Sturzri-siko.

1/3 höhere Sturzgefahr bei normalen Schuhen als mit Sportschuhen.

Larsen

et al. 2004 DK 4281 66+J Befragung

Signifikanter Zusammenhang zw. Sturz und Tragen von So-cken, Hausschuhen und Barfußgehen oder Gehen mit Socken

Menanth

et al. 2008 AU 128

312 65+J Literaturarbeit

In der Regel wird im Haus barfuß oder mit Socken ge-gangen

25% Pantoffeln 19% barfuß

3 Methode der empirischen Studie

Ziel dieser empirischen Arbeit ist es mit einem „Timed Up and Go“ Test (TUG) aufzuzeigen ob und wieweit die Gehgeschwindigkeit/Gehsicherheit von Menschen 80+ mit ihren eigenen geschlossenen Schuhen sich von ihrer Gehgeschwindigkeit mit ihren hinten offenen Hausschuhen unterscheidet. Zusätzlich wurde mit Hilfe eines auf neun Punkte reduzierten Fragebogens der Pflegeabhängigkeitsskala (PAS) (vgl. Tabelle 5) die Mobilität der getesteten Personen erfragt und durch Ermittlung der Größe und des Gewichtes der Personen ihr Ernährungszustand (BMI) erhoben.

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