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Mobilität

Im Dokument Alter - Haus - Schuh (Seite 24-29)

2.2 Ergebnisse der Literaturrecherche

2.2.2 Mobilität

Im Jahr 2006 wird Mobilität im Brockhaus folgendermaßen beschrieben: „Möglichkeit des Wechsels aus einer Position in eine andere“. Im Duden wird auf die geistige Be-weglichkeit im soziologischen Sinn und die BeBe-weglichkeit im Bezug auf den Beruf, die soziale Stellung und den Wohnsitz hingewiesen. Nach dem lateinischen Zeitwort mobilitare heißt Mobilität: beweglich und lebendig machen (Günther 2013).

Diese Beschreibungen zeigen, dass es unterschiedliche Deutungen von Mobilität ge-ben kann.

In dieser Arbeit wird vor allem auf die körperliche (physische und geistige) Mobilität des älteren Menschen in seinem Wohnumfeld und im öffentlichen Raum eingegangen.

In ihrem Buch „Fit bis ins hohe Alter“ meint Regelin (2008, S 10): „Bewegung ist eine der besten Möglichkeiten ein gesundes und selbständiges Leben im hohen Alter zu führen und sie ist auch notwendig um den Alltag zu bewältigen“. „Die Grundvorausset-zung für eine minimale Mobilität ist neben dem sicheren Stand die Beherrschung un-terschiedlicher Gehgeschwindigkeiten, sowie ein sicheres Tempo- und Zeitgefühl aber auch Gefühl für Abstand und Entfernung“ (Regelin 2008, S. 28). Ihre Grundidee ist da-bei: Mobilität, Sicherheit, Stärke und Beweglichkeit zu fördern.

Im Alter lässt die Gehsicherheit nach und mit der Zeit kann der Mensch zunehmend immobiler werden. Die Orientierungsfähigkeit und das rasche Reagieren auf Situatio-nen werden zu einer zusätzlichen Herausforderung. Bei 40% der 80-Jährigen ist eine deutliche Verschlechterung der Gelenksbeweglichkeit und der Muskelkraft zu bemer-ken. Die Hälfte der 80-jährigen Frauen kann nur mehr mit großer Mühe Treppen stei-gen oder sich bücken. Auch das Trastei-gen von Einkaufstaschen wird zum Problem (Rischanek 2009).

„Mobilität ist aber eine wesentliche Grundvoraussetzung für eine zufriedenstellende Lebensgestaltung im Alter und sie trägt dazu bei, dass ältere Menschen selbstbestim-mend leben können“ (Reiterer 2009, S. 179).

Aktiv am Leben teilnehmen, selbst Erledigungen machen zu können, Kontakte zu pfle-gen, Neues kennen lernen, steigert den Selbstwert und die Freude am Leben und er-höht die Lebensqualität. Körperlich und geistig mobil bis ins hohe Alter zu bleiben ist der Wunsch jedes Menschen. Die Umgebung und jeder selbst können viel dazu beitra-gen (Reiterer 2009).

2.2.2.1 Außerhäusliche Mobilität im Alter

Außerhäusliche Mobilität ermöglicht selbständig alltägliche Anforderungen zu bewälti-gen, das soziale Netz aufrechtzuerhalten, ehrenamtlichen Tätigkeiten nachzugehen und auch Freizeitaktivitäten durchzuführen. Spazierengehen, Wandern oder ein Stadt-bummel sind die beliebtesten Tätigkeiten älterer Menschen (Reiterer 2009). Hochbe-tagte fahren weniger mit dem Auto, benützen eher öffentliche Verkehrsmittel und sind viel zu Fuß unterwegs. Zu Fuß gehen ist die beliebteste und am häufigsten genützte Fortbewegungsart älterer Menschen (Kreiner und Klemenjak 1999).

Durch verminderte Sehkraft, Abnahme der Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit muss oft auf das eigene Fahrzeug im Alter verzichtet werden. Öffentliche Verkehrsmit-tel sind für mehr als ein DritVerkehrsmit-tel der älteren Frauen das wichtigste VerkehrsmitVerkehrsmit-tel, aber nur für ein Fünftel aller älteren Männer. Neben den Gesundheitsfahrtendiensten gibt es auch in Wien und in größeren Städten Österreichs Freizeitfahrtendienste, die auch schwer gehbehinderte ältere Menschen nützen können um Freizeitaktivitäten und sozi-ale Kontakte zu pflegen (Reiterer 2009). Positiv wird in Österreich die Gestaltung der öffentlichen Verkehrsmittel und die dazu gehörige Infrastruktur gewertet. Die erleichter-ten Ein- und Ausstiegsmöglichkeierleichter-ten, Lifte und barrierefreie Gehwege machen eine zufriedenstellende Bewegungsfreiheit möglich. Zu wenig Zeit für das Ein- und Ausstei-gen oder das Überqueren einer Straße erzeugt bei HochaltriAusstei-gen aber Stress und Angst (Amman 2006).

In Deutschland müssen die Fußgängerampeln vor SeniorInnenheimen auf 1,0 Me-ter pro Sekunde geschaltet sein (Meßmann 2011). Auf die Anfrage beim Straße-namt, ob diese Vorgabe für Fußgängerampeln vor SeniorInneneinrichtungen auch in Österreich gesetzlich vorgegeben ist, sagte der Leiter der Verkehrslichtsignalan-lagen in Graz, DI Cagran: „Der österreichische Gesetzgeber selbst macht über-haupt keine Angabe über die der Grünzeit und Zwischenzeit zu Grunde zu legen-den Räumgeschwindigkeiten. Jedoch werlegen-den in legen-den Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen (RVS) – welche zwar kein Gesetz sind aber in der Realität ähnlich behandelt werden - Empfehlungen zur anzuwendenden Bandbreite (1,0 bis 1,5 Meter pro Sekunde sowohl für Querungs- als auch Räumungsgeschwin-digkeit) gemacht. Eine definitive Festlegung wie in Deutschland gibt es jedoch nicht“.

Aus Unsicherheit beim Gehen und Angst vor Stürzen und Verletzungen schränken die älteren Menschen ihre Mobilität sehr ein (Kreiner 2000). „Bei den Hochbetagten ist die-se Sturzangst die größte und meist genannte Angst, sodass die Vermeidung von Stür-zen ein wesentlicher Ansatzpunkt zur Mobilitätsverbesserung hochaltriger Personen sein muss“ (Amann 2006, S. 55f).

2.2.2.2 Mobilität in der Wohnung

„Dadurch, dass sich der räumliche Aktionsradius im hohen Alter reduziert, rückt für ältere Menschen die Wohnung immer mehr in den Mittelpunkt ihres Lebens und wird zum zentralen Lebensraum“ (Rischanek 2009, S. 70f). „Durchschnittlich ver-bringen ältere Menschen 20,5 Stunden, also den Großteil des Tages, in ihrer Wohnung und nur 2,5 Stunden außerhalb der Wohnung“ (Saup 2001, S. 96).

Um als älterer Mensch den Alltag bewältigen zu können und sicher in der eigenen Wohnung unterwegs zu sein, sollte sie altersgerecht umgestaltet werden. Dazu bedarf es für ältere Menschen oft große Überwindung und Eigenkompetenz. Kruse (2010, S. 411) schreibt in seinem Buch „Zukunft Altern“ über Wohnanpassungen:

„Der in Richtung Barrierearmut gehende Umbau der Wohnung ist in der Regel deutlich günstiger als die Behandlung der Folgen des Sturzes samt möglicherwei-se frühzeitiger Übersiedelung in eine stationäre Wohnform“. Meistens geschieht dies aber erst nach einem plötzlichen Geschehen oder Sturz mit gravierenden Folgen.

Treppen und Türschwellen stellen ein erstes Hindernis beim Betreten einer Woh-nung dar. Bei Treppen benötigt der ältere Mensch einen guten Handlauf, womög-lich rechts und links der Treppe und nicht zu hohe Stufen. Die Treppenkanten soll-ten rutschsicher und gut erkenntlich sein. Wichtig ist auch eine gute Ausleuchtung der Stiege (Kisser 2009).

Schwellen bei Türen sollten nicht vorhanden sein oder durch Keile ausgeglichen werden, damit der ältere Mensch ohne Probleme auch mit Gehhilfen, wie Rollatoren, diese gut überwinden kann. Der Boden und die Bodenbeläge sollten nicht zu dunkel, rutschsicher und ohne Teppiche sein. Kabel elektrischer Geräte dürfen nicht lose am Boden herumliegen und die Beleuchtung der Räume sollte sehr hell sein. Im Badezimmer ist eine Badewanne für ältere Menschen eher un-geeignet und höchstens dann benützbar, wenn sie gut montierte Haltegriffe oder mit einem Liftheber ausgestattet ist. Besser ist eine Dusche, die eben betreten

werden kann, also keine Schwelle hat und mit einem gut befestigten Duschsitz ausgestattet ist. Ebenso sollte das WC mit einem Handgriff zum leichteren Setzten und Aufstehen ausgestattet sein (Kisser 2009).

Um sicher in der Wohnung unterwegs zu sein „sollten gut sitzende, geschlossene, mit rutschfester Sohle ausgestattete Schuhe auch zu Hause getragen werden“

(Kisser 2009, S. 166f).

2.2.2.3 Körperliche und geistige Mobilität im Alter

Es ist erwiesen, dass ein älterer Mensch, der in seiner Jugend sportlich aktiv war, auch im Alter für Sport zu begeistern ist. Nur 20% der über 60-Jährigen betreiben in Österreich Sport. Dazu gehört an erster Stelle Wandern, gefolgt von Schwim-men und Radfahren (Kolland 2000).

Im Jahre 1998 wurde in einer Umfrage erhoben, welche Sportarten die über 60-jährigen ÖsterreicherInnen regelmäßig und gelegentlich betreiben und in Tabelle 1 beschrieben (Statistik Austria 1998).

Tabelle 1: Freizeitaktivitäten der ÖsterreicherInnen 60+

regelmäßig gelegentlich

Wandern 15,2 % 59,8 %

Schwimmen 12,6 % 53,8 %

Gymnastik 18,8 % 35,5 %

Radfahren 8,9 % 22,6 %

Kegeln 1,8 % 19,7 %

Langlaufen 2,5 % 17,8 %

Tischtennis 1,8 % 17,5 %

Eisstockschießen 1,9 % 16,9 %

Schifahren 4,7 % 10,7 %

Quelle: Freizeit und Kultur 1998, Statistik Austria

Körperliche Aktivität ist in jedem Lebensalter enorm wichtig, denn was der Körper nicht nutzt, baut er ab und durch die Muskelschwäche steigt das Unfallrisiko. Re-gelmäßige körperliche Aktivität reduziert das Herzinfarktrisiko, senkt den

Blut-hochdruck und den Zuckerspiegel. Sie reduziert das Risiko Osteoporose zu be-kommen und das Sturzrisiko (Dorner 2009).

Körperliche Aktivität erhält länger die Unabhängigkeit im Alter. Das „Transtheoreti-sche Modell“ von Keller zeigt Strategien auf, wie Verhaltensänderungen bei Men-schen gelingen können. Dies geht vom Steigern des Problembewusstseins, über Freude, Selbstlob, Beziehungen ausnutzen, bis zur Selbstverpflichtung (Keller 1999).

Im Alter muss nicht anders trainiert werden als in der Jugend. Am Beginn ist zwar die Beweglichkeit der Gelenke nicht so umfangreich, aber sie wird mit der Zeit immer besser. Training mit Gleichgesinnten ist viel motivierender. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass das Durchschnittsalter der FitnessstudiobesucherInnen steigt (Knappich 2011).

Schippinger, Leiter des Instituts für Sportmedizin meinte, dass es die typische Sportart für ältere Menschen nicht gäbe. Es käme ganz auf den gesundheitlichen Allgemeinzustand, die persönliche Einstellung und die Dosierung an. Ideal seien Wandern, Nordic Walking, Laufen, Radfahren, Golf und Tennis auf Sand gespielt (Hausberger 2004).

Aber auch die geistige Fitness ist wichtig. Lesen, Rätseln, soziale Kontakte pfle-gen, ehrenamtliche Tätigkeiten ausführen wird empfohlen. Durch ein körperlich und geistig aktives Leben, kann Altern positiv beeinflusst werden (Kolland 2009).

Im Kompetenzmodell übernimmt jeder ältere Mensch die Verantwortung für sein Leben, wie er es gestaltet um noch gewisse Werte und Ziele, z.B. durch ein kör-perliches und kognitives Training, zu erreichen. Hilfreich sind dabei eine anregen-de Umwelt und motivierenanregen-de soziale Kontakte (Kolland 2009).

Der Philosoph Lenk sieht im Sport ein Medium der Kunst, ein ausgewogenes, vita-les und spannendes Leben zu führen (Bachmann 2001).

„Das oberste Ziel ist die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit und die möglichst lange Erhaltung der Selbständigkeit jedes alten Menschen. Auch sollte jeder/jede seinen/ihren Lebensstil so einrichten, dass er/sie alles in seiner/ihrer Macht ste-hende dafür tut, um geistig und körperlich bis ins hohe Alter gesund und fit zu bleiben“ (Spitzer 2005, S. 16f).

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