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Harnsteine werden entweder nach ihrer chemischen oder ihrer mineralogischen Bezeichnung eingeteilt. In dieser Arbeit werden sich die Benennungen auf die chemische Bezeichnung konzentrieren.

1.4.1 Kalziumphosphat

(mineral.: Hydroxyapatit, Karbonatapatit, Brushit, Whitlockit)

Die Bildung von Kalziumphosphatkonkrementen wird gefördert durch einen alkalischen Harn-pH-Wert und eine hohe Konzentration an Kalziumionen und anorga-nischem Phosphat. Beim Menschen sind unter ande-rem ein primärer Hyperparathyreoidismus, andere hyperkalzämische Erkrankungen, eine nephrogene Azi-dose oder eine ideopathische Hyperkalzurie als Ursa-che für das Vorkommen von Kalziumphosphatsteinen

bekannt. Als Inhibitoren werden anorganische Pyro-phosphate, Zitrat und Magnesiumionen und als Promo-toren Kalziumoxalat- und Uratkristalle genannt (KLAUSNER u. OSBORNE 1986). Nach BROWN et al.

(1977) findet man Phosphatsteine eher bei weiblichen als bei männlichen Tieren. LING et al. (1998) stellen fest, dass Apatit häufiger beim weiblichen und Brushit häufiger beim männlichen Tier festgestellt wird. Röntge-nologisch lassen sich Phosphatsteine meistens gut dar-stellen (OSBORNE et al. 1983).

1.4.2 Kalziumoxalat (mineral.: Whewellit, Weddellit)

Oxalat ist das Salz der Oxalsäure. Oxalsäure wird unter anderem in grünem Gemüse gefunden, kann aber auch endogen in der Leber synthetisiert werden. Hyperkalz-urie, Hyperoxalurie und Hyperuricosurie sind Faktoren, die die Oxalatsteinbildung fördern (OSBORNE u.

KLAUSNER 1980). Als Inhibitoren werden saure Gluko-saminoglykane und saure Peptide, mit einer geringeren Aktivität auch Magnesium, Pyrophosphate und Zitrat genannt. Als Promotoren sind Uromukoid, Matrixsub-stanz A, Kalziumphosphat und Natriumurat bekannt.

Die Rolle des Tamm-Horsfall-Mukoproteins ist umstrit-ten (OSBORNE et al. 1986a). Kalziumoxalatkristalle tre-ten eher seltre-tener im Zusammenhang mit einer bakteriellen Besiedlung auf (GASKELL 1978). OS-BORNE et al. (1996a) konnten diese Kristalle sowohl im sauren als auch im neutralen und alkalischen Harn fest-stellen. Katzen mit Kalziumoxalaturolithiasis wiesen ei-nen Harn-pH-Wert von 6,3 bis 6,7 auf (OSBORNE et al.

1996b). Nach BROWN et al. (1977) und LING et al.

(1998) sind mehr männliche als weibliche Tiere und nach OSBORNE et al. (1986a) und OSBORNE et al.

(1996b) mehr unkastrierte als kastrierte Tiere betroffen.

Radiologisch stellen sich diese Steine eher röntgendicht dar (OSBORNE et al. 1983).

1.4.3 Kalziumkarbonat (mineral.: Kalzit, Aragonit, Vaterit)

Kalziumkarbonat kommt in der Regel bei Harnsteinen von Pflanzenfressern, wie Pferden, Rindern, Schafen, Kaninchen und Meerschweinchen vor (HIENZSCH u.

SCHNEIDER 1973; OSBORNE et al. 1986b). Als Ursa-che für die Bildung von Kalziumkarbonatsteinen wird ein unphysiologisches Angebot von Kalzium und Phos-phor vermutet (HIENZSCH u. SCHNEIDER 1973).

GRÜNBERG (1971) gibt an, dass das Ausfallen von Karbonatsteinen stark vom Magnesium/Kalzium-Ver-hältnis und vom pH-Wert des Harns abhängt. Durch eine Verringerung der Magnesiumionenkonzentration wird durch eine Reduzierung der komplexbildenden Kraft der Magnesiumionen die Ausfällung von Kalzium-karbonat begünstigt. Mit steigendem Harn-pH-Wert steigt auch das Ausmaß der Übersättigung mit Karbo-nationen.

1.4.4 Magnesiumammoniumphosphat (mineral.: Struvit)

Struvitsteine entstehen bei einer Übersättigung des Harns mit Magnesiumammoniumphosphat. Zusätzlich unterstützen weitere Faktoren wie Infektionen mit urea-seproduzierenden Erregern, ein alkalischer Harn-pH-Wert, genetische Disposition und die Futterzusammen-setzung die Bildung von Struvitsteinen. Man unterschei-det infektionsbedingte und sterile Steine. Bei einer Infektion mit ureasebildenden Bakterien wird Harnstoff hydrolysiert, so dass Ammoniak und Kohlendioxid ent-stehen. Das Ammoniak reagiert spontan mit Wasser und bildet Ammonium und Hydroxylionen (OH-), die wiederum mit Wasserstoffionen (H+) zu Wasser reagie-ren, so dass dadurch der Harn alkalisch wird. Aus den Ammoniumionen wird Magnesiumammoniumphosphat gebildet (OSBORNE et al. 1986c). Bei der Bildung steri-ler Struvitsteine spielen wahrscheinlich dietätische und

metabolische Faktoren eine Hauptrolle (OSBORNE et al. 1986c). Sterile Struvitsteine enthalten in der Regel einen geringeren Matrixateil (OSBORNE et al. 1989a) und bestehen häufiger zu 100% aus Struvit als infekti-onsbedingte Steine (OSBORNE et al. 1989b). Nach LING et al. (1998) sind weibliche Tiere öfter betroffen als männliche und OSBORNE et al. (1996b) konnten Struvitsteine bei kastrierten Tieren häufiger nachwei-sen. Struvitsteine sind eher als röntgendicht einzustufen (OSBORNE et al. 1983).

1.4.5 Urat

Faktoren, die die Bildung von Uratsteinen unterstützen sind eine erhöhte renale Ausscheidung und erhöhte Urinkonzentration von Harnsäure, eine erhöhte renale Exkretion, renale Produktion oder mikrobielle Produk-tion von Ammoniumionen, ein saurer Harn-pH-Wert und das Vorhandensein von Promotoren oder das Fehlen von Inhibitoren. Ein erhöhtes Risiko zur Bildung von Uratsteinen haben Tiere mit porto-vaskulären Anoma-lien, da sie erhöhte Harnsäure- und Ammoniumwerte in Blutserum und im Harn aufweisen. Auch eine stark pu-rinhaltige Nahrung kann das Risiko zur Steinbildung er-höhen (BARTGES et al. 1999). Nach GASKELL (1978), OSBORNE et al. (1989a), OSBORNE et al. (1989b) und BARTGES et al. (1999) kommen Uratsteine häufi-ger beim männlichen als beim weiblichen Tier vor. OS-BORNE et al. (1996b) konnte bei beiden Geschlechtern eine gleichmäßige Verteilung feststellen, wobei kast-rierte häufiger betroffen sind als intakte, und LING et al.

(1998) geben an, dass in ihrer Untersuchung weibliche Tiere häufiger betroffen sind als männliche. Uratsteine sind in der Regel röntgenologisch schlecht darstellbar (BARTGES et al. 1999).

1.4.6 Xanthin

Diese Steine können entstehen, wenn ein Enzymdefekt auftritt. Es fehlt die Xanthinoxidase, die im Purinstoff-wechsel Hypoxanthin zu Xanthin und dann Xanthin zu Harnsäure katalysiert. Xanthinsteine können ebenfalls im Rahmen einer Behandlung mit Allopurinol entstehen, da Allopurinol die Xanthinoxidase hemmt und somit ver-mehrt Xanthin als Stoffwechselprodukt ausgeschieden wird. Bei Haustieren werden Xanthinsteine jedoch sehr selten festgestellt (OSBORNE et al. 1986b; BARTGES et al. 1999). Xanthinsteine fallen im sauren Milieu leich-ter aus (OSBORNE et al. 1996a). Nach LING et al.

(1998) und BARTGES et al. (1999) kommen Xanthin-steine häufiger beim männlichen Tier vor.

1.4.7 Zystin

Diese Steine kommen bei Tieren mit Zystinurie vor.

Zystinurie entsteht durch einen genetischen Defekt, der bewirkt, dass die Reabsorption von dibasischen Amino-säuren im proximalen Tubulus gehemmt wird und es so zu einer erhöhten Konzentration im Harn kommt (HESSE u. BRÜHL 1988). Zystinsteine sind fast aus-schließlich bei männlichen Tieren anzutreffen (GAS-KELL 1978; LING et al. 1998; OSBORNE et al. 1999a).

Zystin ist im alkalischen Harn besser löslich (HESSE u.

BRÜHL 1988). Röntgenologisch sind Zystinsteine weni-ger radiodicht aber besser darzustellen, als Urate (OS-BORNE et al. 1983; OS(OS-BORNE et al. 1999a).

1.4.8 Silikat

Silikatsteine können entstehen, wenn mit der Nahrung vermehrt silikat- bzw. kieselsäurehaltiges Futter aufge-nommen wird. In der Regel nehmen die Tiere die Sub-stanz mit pflanzlicher Nahrung auf. Pflanzenfresser neigen zur Silikatsteinbildung, wenn sie siliziumreiches Futter aufnehmen, Fleischfresser nehmen die Substan-zen durch Futtermittel auf, denen ein höherer Anteil

pflanzlicher Fasern zugesetzt wurde (KIENZLE 1991;

OSBORNE et al. 1999b). Siliziumdioxid ist im sauren Milieu schlechter löslich als im alkalischen Bereich (OS-BORNE et al. 1998b). Männliche Tiere sind häufiger be-troffen als weibliche (LING et al. 1998; OSBORNE et al.

1999b). Röntgenologisch sind Silikatsteine eher als röntgendicht einzustufen (OSBORNE et al. 1983; OS-BORNE et al. 1999b).

1.4.9 Matrixsteine

Konkremente, die zu über 65% aus Matrixmaterial be-stehen, findet man häufiger in der Harnröhre bei männ-lichen Katzen oder Schafen (OSBORNE u. CLINTON 1986). Wahrscheinlich wird das Matrixmaterial vom harnabführenden Gewebe gebildet und in diese galler-tige Masse werden Kristalle aus dem Urin sekundär ein-gelagert (OSBORNE u. KRUGER 1984).

1.4.10 Medikamentensteine

Medikamente, über einen langen Zeitraum oder in einer sehr hohen Dosis verabreicht, können ebenfalls zur Harnsteinbildung führen. Tetrazykline oder Sulfonamide sind zum Beispiel Substanzen, die in Harnsteinen nach-gewiesen werden konnten (OSBORNE et al. 1986b;

OSBORNE et al. 1999c).