• Keine Ergebnisse gefunden

Kaninchen

Die Ergebnisse der infrarotspektroskopischen Harn-steinanalyse von 19 Harnsteinen beim Kaninchen sind in Tabelle 14 dargestellt.

Bis auf einen Harnstein sind alle Konkremente aus zwei mineralischen Komponenten zusammengesetzt.

Bei 16 der 19 Harnsteine wurde Kalziumkarbonat als Hauptbestandteil mit einem Anteil zwischen 25% und 90%

festgestellt (MW 57,5%). Kalziumphosphat liegt bei 16 Harnsteinen mit einem Anteil zwischen 5% und 100%

(MW 44,4%) an zweiter Stelle. Bei zwei Harnsteinen wurde Kalziumoxalat (20%, 15%) und bei zwei weiteren Magnesiumammoniumphosphat (65%, 95%) als beteiligte Komponente nachgewiesen. Ein Harnstein eines Kanin-chens hatte einen Kalziumsulfatanteil von 75%. Bei die-sem Tier konnte vorberichtlich ein hoher Konsum an Nagersteinen festgestellt werden.

Meerschweinchen

Die Ergebnisse der infrarotspektroskopischen Harn-steinanalyse von 19 Harnsteinen sind in Tabelle 15 auf-geführt.

Bis auf eine Ausnahme waren alle Harnsteine aus zwei verschiedenen mineralischen Komponenten zusam-mengesetzt. Ein Harnstein bestand aus drei Kompo-nenten.

Mit einer Ausnahme enthielten alle Harnsteine einen Kalziumkarbonatanteil, der zwischen 30% und 80% lag (MW 66,1%). Die zweithäufigste Komponente war Kal-ziumphosphat mit einem prozentualen Anteil zwischen 20% und 70% (MW 31%). Magnesiumammoniumphos-phat wurde bei vier Harnsteinen festgestellt und lag zwi-schen 35% und 60%. Zwei Urolithen enthielten Kalziumoxalat als Komponente (40%, 10%).

Die Harnsteine mit einem Magnesiumammoniumphos-phatanteil wurden ausschließlich bei weiblichen Meer-schweinchen in der Harnröhre festgestellt.

Tabelle 14: Ergebnisse der Harnsteinanalyse der Kaninchen mit

Tabelle 15: Ergebnisse der Harnsteinanalyse der

2.6 Laboruntersuchung – Blut

2.6.1 Hämatologie

Kaninchen

Beim Vergleich der hämatologischen Werte (Tab. 16;

Diagr. 1 - 5, siehe Anhang) fällt auf, dass der Hämato-kritwert und die Erythrozytenzahl der Kaninchen aus dieser Studie deutlich niedriger sind als die Werte einer klinisch gesunden Tiergruppe von MEYER-BRECK-WOLDT (1996). Der Mittelwert der gesunden Tier-gruppe liegt unterhalb des Maximums der Kaninchen dieser Studie, aber deutlich oberhalb der 75%-Quantile.

Die erkrankten Tiere zeigen eine deutliche Tendenz zur Ausbildung einer Anämie. Im weissen Blutbild kann eine normale Leukozytenzahl, jedoch eine relative Lym-phopenie und eine Granulozytose festgestellt werden.

Die Thrombozytenzahl ist bei den Tieren dieser Studie erhöht.

Meerschweinchen

Anhand der Laborwerte in Tabelle 17 und den Diagram-men 12 - 16 (siehe Anhang) kann man feststellen, dass bei den untersuchten Meerschweinchen der Median des Hämatokritwertes unterhalb des Mittelwertes von HILLYER und QUESENBERRY (1997) liegt und bei der Erythrozytenzahl die 75%-Quantile deutlich unterhalb des Normwertes angesiedelt ist, so dass auch hier eine Tendenz zur Ausbildung einer Anämie vorliegt. Die Leu-kozytenzahl ist deutlich erhöht, wohingegen die Lym-phozyten und segmentkernigen Granulozyten relativ gleichmäßig um den Normwert verteilt liegen. Auch hier ergeben sich Hinweise auf eine Lymphopenie und Gra-nulozytose. Eine Erhöhung der Thrombozytenzahl ist auch bei den Meerschweinchen festzustellen.

2.6.2 Klinische Chemie

Kaninchen

Die Laborwerte der klinischen Chemie der Kaninchen sind in Tabelle 18 und den Diagrammen 6 - 11 (siehe Anhang) dargestellt. Sowohl beim Harnstoff als auch beim Kreatinin liegt die 75%-Quantile oberhalb des Normwertes. Zusätzlich gibt es bei beiden Parametern teils erhebliche Abweichungen in den oberen Bereich.

Bei den Leberwerten verhält sich die ALT unauffällig, die GlDH zeigt eine Aktivitätszunahme und die AP liegt mit allen Werten unterhalb des Normwertes.Die Werte von Natrium, Kalium, Phosphor und Kalzium liegen im Normalbereich wobei das Gesamtkalzium eine deutli-che Tendenz nach unten zeigt. Der Median des Gluko-sewertes liegt im Normbereich, jedoch liegt der größere Anteil der Messwerte darüber.

Meerschweinchen

In Tabelle 19 und den Diagrammen 17 - 22 (siehe An-hang) sind die Laborwerte der klinischen Chemie der Meerschweinchen dargestellt. Hier kann festgestellt werden, dass der Blutharnstoffgehalt der Tiere dieser Studie deutlich erhöht ist, der Kreatininwert hingegen eine Abweichung nach unten aufweist. Normwerte bei den Leberwerten gibt es nur für die ALT, hier liegen alle Tiere dieser Studie unterhalb des Normwertes. Bei der Aktivität der alkalischen Phpsphatase ergaben sich keine Abweichungen im Vergleich zum Normalbereich.

Für Kalium und zum ionisierten Kalzium liegen keine Normwerte vor. Phosphor und Natrium zeigen eine er-niedrigte Tendenz. Das Gesamtkalzium liegt mit allen Werten unterhalb des Normwertes. Auffällig erhöht bei den Meerschweinchen ist der Glukosegehalt. Hier lie-gen alle Messwerte deutlich oberhalb des Normwertes.

2.7 Laboruntersuchung – Harn

2.7.1 Harnstatus

Kaninchen

In Tabelle 20 sind die Ergebnisse der Untersuchung des Harnstatus bei 13 Kaninchen aufgeführt.

Das spezifische Gewicht lag zwischen 1010 und 1040 (MW 1023).

Bei der Auswertung der Untersuchung mit dem Harn-stick konnte ein pH-Wert zwischen 5,0 und 9,0 (MW 6,8) festgestellt werden. In allen Harnproben konnte ein geringgradiger bis hochgradiger Gehalt an Protein nachgewiesen werden. Elf Tiere wiesen einen Hämoglobin- und vier Tiere einen geringgradigen Biliru-bingehalt im Harn auf.

Bei der lichtmikroskopischen Untersuchung des Harn-sedimentes von zehn Kaninchen konnten bei jeweils acht Tieren Erythrozyten bzw. Leukozyten nachgewie-sen werden. Alle zehn Tiere enthielten Übergangsepi-thelien der oberen Schichten und sechs Tiere der tiefen Schichten in ihrer Harnprobe. Bei zwei Meerschwein-chen konnten ganz vereinzelt Zylinder festgestellt wer-den. In sieben Fällen wurden lichtmikroskopisch Kristalle nachgewiesen.

Meerschweinchen

Die Ergebnisse der Untersuchung des Harnstatus bei acht Meerschweinchen sind in Tabelle 21 dargestellt.

Das spezifische Gewicht lag bei den Meerschweinchen zwischen 1002 und 1040 (MW 1020).

Die Auswertung des Harnsticks ergab, dass der pH-Wert zwischen 5 und 9 (MW 7,3) lag. Bei allen Proben konnten gering- bis hochgradige Mengen an Protein und bei sieben Proben ein hochgradiger Gehalt an

Hä-moglobin festgestellt werden. Nur eine Probe enthielt einen mittelgradigen Hämoglobingehalt.

Bei der lichtmikroskopischen Untersuchung des Harn-sedimentes von sieben Meerschweinchen konnten bei sechs Tieren Erythrozyten und bei fünf Tieren Leukozy-ten in unterschiedlichem Ausmaß (von gering- bis hoch-gradig) festgestellt werden. Bei allen Tieren wurden Übergangsepithelien der oberen Schichten und bei fünf Tieren auch der tiefen Schichten festgestellt. Zwei Tiere bildeten Zylinder aus. Kristalle wurden bei drei der un-tersuchten Tiere lichtmikroskopisch nachgewiesen.

2.7.2 Mikrobiologische Untersuchung

Eine mikrobiologische Untersuchung der Harnprobe wurde bei 11 Kaninchen durchgeführt. Bei neun dieser Proben konnte kulturell kein Keimgehalt nachgewiesen werden. Ein geringgradiger Keimgehalt an Proteus sp.

und ein mittelgradiger Keimgehalt an E. coli konnten in den zwei positiven Fällen nachgewiesen werden.

Bei 11 Meerschweinchen dieser Untersuchung konnten Harnproben mikrobiologisch untersucht werden. Sieben dieser Proben wiesen kulturell keinen bakteriellen Keimgehalt auf. Bei zwei Tieren konnten vereinzelt Keime festgestellt werden. Im diesen Fällen handelte es sich um gramnegative Kokken. Ein geringgradiger Keimgehalt an Corynebacterium sp. und ein mittelgradi-ger Gehalt an Aerococcus viridans konnten bei den letzten zwei Tieren nachgewiesen werden.

Tabelle 16: Ergebnisse der hämatologischen Laborwerte der Ka-ninchen mit Urolithiasis

Fall-NummerLeukozyten (x1000/µl)Lym- phozy- ten (%) segment- kernige Granulo- zyten (%) stabkernige Granulozy- ten (%) basophile Granulozy- ten (%) eosinophile Granulozy- ten (%)

Monozy- ten (%)

Erythrozy- ten (Mio/µl)

mato- krit (%)

Thrombozy- ten (x1000/µl) 220197381,7613443 313,339615,7633515 46,523053512534950 57,811668166,1742514 61859323,7523500 78,2530591105,0233574 817,14,2524,4586 105,443575,0731 116,9942584,7129749 1213,883266114,5425,5142 1310,3887145,1631574 1451479165,439667 157,130705,9835 173,827552145,7136681 185,8148425,2133484 198,8730584444,528,9879 217,271295,535704 225,853476,7540446 2312,650482

Tabelle 17: Ergebnisse der hämatologischen Laborwerte der Meerschweinchen mit Urolithiasis

ll-NummerLeukozyten (x1000/µl)Lymphozy- ten (%) segmentkernige Granulozyten (%) stabkernige Granulozy- ten (%) basophile Granulozy- ten (%) eosinophile Granulozy- ten (%)

Monozy- ten (%)

Eryth- rozyten (Mio/µl)

Hämato- krit (%)

Thrombozy- ten (x1000/µl) 3,67761774,9237,2693 6,11776254,8738610 2,61285125,8345 17820115,0840669 ,4543885,3645 17,9148243,7729638 6,9247424,9537514 14,44050197,2959

Tabelle 18: Ergebnisse der Laborwerte der klinischen Chemie der Kaninchen mit Urolithiasis

Fall- NummerALT (IU/l)GlDH (IU/l)AP (IU/l)Harn- stoff (mg/dl)

Kreati- nin (mg/dl)

Natrium (mmol/l)Kalium (mmol/l)Phos- phor (mmol/l) Kalzuim gesamt (mmol/l) Kalzium ionisiert (mmol/l)

Glukose (mg/dl) 125112021710,241276,23,532,892,17357 2253,467,73,971374,383,113,081,3890 3264,7191001,031403,231,313,51,69102 42415,287201,091414,210,943,361,62200 51614,430401,211374,060,851,44 6191,8261589,191066,011,422,961,53283 73511,557301,151433,941,383,571,56151 81256,275381,781483,521,153,881,81 10121,631963,711433,781,153,421,45353 11361,181,27 12424,6151507,861125,53 13442,044511,191414,111,183,341,58173 14131,242641,881375,252,162,881,24407 15112,035280,771433,651,073,611,81161 17117,346361,46 187256411,21433,861,133,781,77150 193226,840511,21444,451,383,071,66124 20527 21244,733481,461443,751,623,141,57158 22181,931271,151474,071,053,491,87115 2345,2392018,691464,910,883,691,65149

Tabelle 19: Ergebnisse der Laborwerte der klinischen Chemie der Meerschweinchen mit Urolithiasis

Fall-NummerALT (IU/l)GlDH (IU/l)AP (IU/l)Harn- stoff (mg/dl)

Kreati- nin (mg/dl)

Natrium (mmol/l)Kalium (mmol/l)Phos- phor (mmol/l) Kalzuim gesamt (mmol/l) Kalzium ionisiert (mmol/l)

Glukose (mg/dl) 1154,39490,781333,561,362,541,43190 34023,71644,591408,886,413,340,99 41657,5102911,462,622,51,07 7299,799370,741344,961,192,671,36 865 9991,183,08 132946,8922381254,175,590,85 143523,413391,21 15219,235300,511275,068,383,111,46133 181113,54 211?33,6791031,42,13,16125

Tabelle 20: Ergebnisse der Harnanalyse bei Kaninchen mit Uro-lithiasis

Fall-Num- merspezifi- sches Ge- wicht pH-WertPro- tein (mg/dl) Erythrozy- tenLeukozytenÜbergangsepithe- lien der oberen Schicht Übergangsepithe- lien der tiefen Schicht

Zylin- derKristalle 610135,0100++g.v.v.g.v.g.v. 710265,0100++v.++++ 96,5500++v.v. 1010156,530+++v. 1110406,530g.v.+ 1210155,0100++++++v.+++ 1310158,5500v.++++++ 1510269,0spur 1610108,0100++g.v.+++++g.v.++ 1810255,0g.v.++ 2110258,0500++++++++++ 2210408,030+ 237,0500 g.v.= ganz vereinzelt v.= vereinzelt += geringgradig ++= mittelgradig +++= hochgradig

Tabelle 21: Ergebnisse der Harnanalyse bei Meerschweinchen mit Urolithiasis

Fall-Num- merspezifisches GewichtpH-WertPro- tein (mg/dl) Erythrozy- tenLeukozytenÜbergangsepithe- lien der oberen Schicht Übergangsepithe- lien der tiefen Schicht

Zylin- derKris- talle 110028,5spurg.v. 31024+++++++++ 610208,5spur 810406,0100v.+++++ 1510109,0500v.++++v.+++ 1810205,0100+++++++++ 1910206,0500++++++g.v.++ 2110258,0500+++++++++++++++ g.v.= ganz vereinzelt v.= vereinzelt += geringgradig ++= mittelgradig +++= hochgradig

IV Diskussion

In dieser Untersuchung wird erstmalig eine größere An-zahl klinisch erkrankter Tiere mit Urolithiasis untersucht.

Die hohen Fallzahlen von GARIBALDI et al. (1987), MAIER und LUTTER (1989) und PENG et al. (1990) sind im Rahmen von Sektionen von 170 bis 651 Tieren festgestellt worden. Klinische Aspekte wurden hierbei nicht berücksichtigt.

Die Altersverteilung der Kaninchen dieser Untersu-chung entspricht in etwa den Beobachtungen, die an-dere Autoren gemacht haben (siehe Tab. 2). Bei der Meerschweinchengruppe liegt das Durchschnittsalter mit 3,6 Jahren etwas höher als im Vergleich zu den in der Literatur beschriebenen Fällen, die ein Durch-schnittsalter von 2,7 Jahren aufweisen. Hierbei muss man jedoch berücksichtigen, dass die Fallzahlen zu ge-ring sind, um sichere Aussagen treffen zu können. Bei so geringen Fallzahlen beeinflussen Ausreißer das Ge-samtergebnis noch erheblich.

Ähnlich kritisch muss die Geschlechtsverteilung be-trachtet werden. In dieser Studie sind bei beiden Tierar-ten die Geschlechter etwa gleichmäßig verteilt.

Vergleicht man dieses Ergebnis mit der Untersuchung von FEHR und RAPPOLD (1997), bei der von 20 unter-suchten Meerschweinchen 15 weibliche Tiere dabei wa-ren, fällt auf, dass hier das Verhältnis deutlich verschoben ist. Es müßte daher eine größere Anzahl an Tieren untersucht werden müssen, um eine gesicherte Aussage über die Geschlechterverteilung machen zu können.

Bei den Kaninchen in dieser Untersuchung kommen Harnblasensteine am häufigsten vor. Dies stimmt mit den Beobachtungen in der Literatur überein (Tab. 1).

Weibliche Tiere neigen eher dazu, einen Harnblasen-stein zu entwickeln, während bei männlichen Kaninchen

auch Harnröhrensteine vorkommen. Meerschweinchen hingegen bilden im Vergleich zu den Kaninchen häufi-ger bei weiblichen Tieren Harnröhrensteine aus. Nie-rensteine konnten in dieser Untersuchung ausschließlich bei Kaninchen festgestellt werden, dage-gen beschreibt SPINK (1978) auch den Fall eines Meerschweinchens mit einem Nierenstein. Die Neigung männlicher Kaninchen und Meerschweinchen, Harn-steine in der Harnröhre abzulagern, lässt sich mit dem anatomischen Bau der Harnröhre erklären. Beide Tier-arten haben einen ausgeprägten sigmoiden Verlauf der Harnröhre, so dass die Umschlagpunkte der Harnröhre eine Prädispositionsstelle für die Ablagerung von Harn-konkrementen darstellt. Beim weiblichen Kaninchen hat die Harnröhre einen geraderen Verlauf und in der Harn-blase entstandene kleine Kristalle können mit dem Harn ausgeschieden werden. Beim weiblichen Meerschwein-chen hingegen endet die Harnröhre extravaginal am Ostium urethrae und ist vom Präputium clitoridis umge-ben. Durch die Nähe der Klitoris wird die Harnröhren-mündung stark eingeengt und stellt daher eine Prädilektionsstelle für Kristallablagerungen dar und er-klärt, warum beim weiblichen Meerschweinchen relativ häufig Harnröhrensteine diagnostiziert werden können.

Hinsichtlich der Symptomatik bei Urolithiasis stehen sehr unspezifische Symptome im Vordergrund. Inappe-tenz, Gewichtsverlust und ein reduziertes Allgemeinbe-finden sind sowohl bei den Tieren dieser Untersuchung als auch bei den in der Literatur beschriebenen Fällen (Tab. 1 und 2) der häufigste Vorstellungsgrund. Sinnvoll ist es deshalb bei Tieren mit entsprechenden Auffällig-keiten eine routinemäßige Röntgenuntersuchung durch-zuführen, um eine mögliche Urolithiasis zu erkennen.

Zweithäufigster Symptomenkomplex sind Auffälligkeiten beim Harnabsatz. Diese traten in dieser Untersuchung in etwa der Hälfte aller Fälle in Form von Schmerzäuße-rungen, Harndrang und Tenesmus auf. Etwa jedes fünfte Tier fiel wegen einer Hämaturie auf. Hierbei ist zu beachten, rötlich gefärbten Harnabsatz nicht sofort mit

blutigem Harnabsatz gleichzusetzen, sondern abzuklä-ren, ob es sich vielleicht nur um eine durch Porphyrine hervorgerufene Verfärbung handelt (LECK 1988). GA-RIBALDI et al. (1987) konnten in ihrer Untersuchung bei 29% der Tiere mit Hämaturie eine Urolithiasis nachwei-sen. Differentialdiagnostisch müssen Tumoren oder Entzündungen im Blasen- oder Uterusbereich und Nie-renveränderungen in Betracht gezogen werden (GARI-BALDI et al. 1987; LECK 1988).

In einigen Fällen von Harnröhren- oder Harnblasenstei-nen kann bereits durch Palpation die Verdachtsdiag-nose erstellt werden. Diese Erfahrung machten auch andere Autoren (LECK 1988; KALLAB u. GRIES 1992;

WHARY u. RANDALL 1994). MAYRHOFER und PFEIL (1985) benutzten zusätzlich zur Palpation eine Knopf-sonde, die sie in die Harnröhre eines männlichen Ka-ninchens einführten wobei sie einen Steinklang feststellten.

Zur Absicherung der Diagnose ist grundsätzlich das An-fertigen von Röntgenaufnahmen anzuraten. Diese Auf-nahmen sollten in zwei Strahlengängen angefertigt werden, um die Steinlage besser beurteilen zu können und Überlagerungen mit dem Becken bzw. der Wirbel-säule zu vermeiden. Desweiteren muss darauf geachtet werden, den gesamten Harnröhrenabschnitt auch hinter dem Becken abzulichten, damit weit kaudal gelegene Konkremente nicht übersehen werden. Alle Harnsteine der eigenen Untersuchung stellten sich auf den Aufnah-men als gut abgegrenzte röntgendichte Struktur dar.

Man muss dabei jedoch berücksichtigen, dass der Harn von Kaninchen und Meerschweinchen physiologischer-weise Kristalle enthält, die sich auf den Röntgenaufnah-men als schattengebendes SediRöntgenaufnah-ment darstellen lassen (MAYRHOFER u. PFEIL 1985). Aber auch dieses Harn-sediment kann, sich in der Harnblase anreichern und zu einer klinischen Symptomatik führen (MAIER u. LUT-TER 1989; PUMP 1993).

Bei einem Teil der Tiere dieser Untersuchung wurde

eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Diese Un-tersuchung ist sinnvoll, um zwischen Harngrieß und ei-nem soliden Harnstein in der Harnblase unterscheiden zu können. Bei unklarer Lokalisation kann durch diese Untersuchung festgestellt werden, ob der Harnstein in der Blase, dem Ureter oder der Niere liegt. Zusätzlich kann durch eine Ultraschalluntersuchung beurteilt wer-den, ob bereits sekundäre Veränderungen wie Harnlei-terstau, Nierenbeckenstau oder Hydronephrose eingetreten sind. GASCHEN et al. (1998) berichten von dem Fall eines Meerschweinchens, bei dem auf der Röntgenaufnahme eine mineralisierte Struktur in der Blasenregion und dorsal davon kleinere mineralisierte Strukturen zu sehen waren. Bei der sich anschließen-den Ultraschalluntersuchung konnten eine hydroneph-rotische Niere mit einem deutlich dilatierten Ureter und echodichte Strukturen mit distalen Schallschatten fest-gestellt werden. In Bezug auf die Prognose ist es si-cherlich hilfreich, Sekundärveränderungen so weit wie möglich abgeklärt zu haben.

Bei den Laborveränderungen fällt in dieser Studie auf, dass sowohl bei den Kaninchen als auch bei den Meer-schweinchen der Hämatokrit und die Erythrozytenzahl in der Regel unterhalb des jeweiligen Normwertes an-gesiedelt waren. Dies ist in der Kaninchengruppe auf Grund der höheren Fallzahlen deutlicher ausgeprägt als bei den Meerschweinchen. Diese Beobachtung stimmt mit denen von GARIBALDI und PECQUET GOAD (1988) überein, die ebenfalls bei ihrem Fall von Urolithi-asis eine Anämie feststellten. Auch HINTON et al.

(1982) stellten beim Vergleich von 94 erkrankten mit 23 gesunden Kaninchen bei den erkrankten Tieren häufig eine Anämie fest. Hervorgerufen werden kann diese Anämie, die auch MEYER-BRECKWOLDT (1996) bei Encephalitozoon-cuniculi-erkrankten Kaninchen mit er-höhten Nierenwerten feststellen konnte, durch eine ge-störte Erythropoese auf Grund von Nierenschädigungen oder durch ein chronisches Entzündungsgeschehen. Im weissen Blutbild fällt bei den Kaninchen der eigenen

Studie ein im Normbereich liegender Leukozytenwert auf, wohingegen Meerschweinchen eher eine Leukozy-tose ausbilden. Die Ergebnisse beider Tiergruppen ge-ben gleichzeitig Hinweise auf eine Neutrophilie und Lymphopenie. Auch bei der Untersuchung von GARI-BALDI und PECQUET GOAD (1988) konnte eine Neu-trophilie und Lymphopenie festgestellt werden. Dass erkrankte Kaninchen häufig keine Erhöhung der Leuko-zyten im Blutbild aufweisen, sondern eine Neutrophilie und Lymphopenie ausbilden, bestätigen auch TOTH und KRUEGER (1989). Dieses begründen die Autoren mit einer erhöhten stressbedingten Kortisolausschüt-tung, die zu diesen Veränderungen im Blutbild führen.

Die Meerschweinchen scheinen auf diesen endogenen Stress nicht so empfindlich zu reagieren oder die Er-krankung ist bei diesen Tieren nicht mit einer vergleich-baren Kortisolausschüttung verbunden, da sie keine deutliche Neutrophilie und Lymphopenie ausbilden. Die Leukozytose der Meerschweinchen lässt sich mit dem Entzündungsprozess im Verlauf der Erkrankung erklä-ren. Eine Thrombozytose bei erkrankten Kaninchen, wie sie bei den Kaninchen und Meerschweinchen die-ser Studie auftritt, konnte auch MEYER-BRECKWOLDT (1996) in seiner Arbeit über Encephalitozoon-cuniculi-erkrankte Tiere feststellen und verweist auf das chroni-sche Entzündungsgechroni-schehen als mögliche Ursache.

Auffällige Veränderungen traten bei den Nierenwerten auf. Sowohl die Harnstoff- als auch die Kreatininwerte liegen bei den Kaninchen dieser Studie deutlich ober-halb des Normwertes. Betrachtet man die gesamten Untersuchungsbefunde der einzelnen Fälle, deren Werte auf mehr als das Doppelte des Normwertes er-höht waren, dann kann man feststellen, dass diese Ver-änderungen entweder auf einen hochgradigen Harnrückstau oder auf eine Nierenschädigung zurück-zuführen sind. Bei den Kaninchen Nummer 1 und 6 lag der Stein in der Urethra, bei Fall Nummer 10 im Blasen-halsbereich, so dass es zu einem Harnrückstau und ei-ner Azotämie kam. Bei Fall Nummer 20 und 23

handelte es sich um Tiere mit Nierensteinen, die durch Nierenparenchymschädigungen eine gestörte Nieren-funktionstätigkeit hatten und daraus folgend eine Urä-mie ausbildeten. Gleiche Beobachtungen wurden bei den in der Literatur beschriebenen Fällen aufgezeigt.

Erhöhte Harnstoff- und/oder Kreatininwerte bei Nieren-steinen, Pyelonephritis und Hydronephrose geben LEE (1978), GARIBALDI et al. (1987), GARIBALDI und PECQUET GOAD (1988) und MAIER und LUTTER (1989) an. Liegen jedoch keine Verlegungen der har-nableitenden Wege oder Nierenschädigungen vor, dann liegen die Nierenwerte im Referenzbereich (z.B. Fall Nummer 4, 7, 22). Die Harnstoffwerte sind bei den Meerschweinchen in dieser Untersuchung ebenfalls er-höht, die Kreatininwerte lagen jedoch, im Gegensatz zu denen der Kaninchen, im Normbereich. Eine Ausnahme bilden zwei Extremfälle erhöhter Kreatininwerte bei Meerschweinchen (Fall Nummer 3 und 18), bei denen Urethrasteine vorlagen, die einen Harnrückstau und eine Urämie verursachten. Bei den übrigen Meer-schweinchen war der Harnabfluss immer gewährleistet.

Der Unterschied in der Veränderung der Nierenwerte zwischen den Kaninchen und Meerschweinchen lässt sich damit erklären, dass bei den Meerschweinchen kein Tier mit Nieren- oder Harnleitersteinen vorkommt, so dass hier eine Urämie auf Grund einer Nierenschädi-gung in den Hintergrund tritt.

Bei den Leberenzymen fällt auf, dass bei den Kanin-chen die Aktivitätswerte der alkalisKanin-chen Phosphatase weit unterhalb der Norm der Vergleichsgruppe von MEYER-BRECKWOLDT (1996) liegen. Wenn man je-doch die Referenzwerte der Autoren in Tabelle 6 mit denen von MEYER-BRECKWOLDT (1996) vergleicht, fällt auf, dass deren Normbereiche niedriger und in en-geren Grenzen liegen. Von diesen Werten zeigen die Tiere dieser Studie keine deutliche Abweichung. Die Abweichungen der ALT bei den Meerschweinchen und der GlDH bei den Kaninchen beziehen sich jeweils nur auf eine Referenzwertquelle. Hinsichtlich dieser

Labor-parameter sollten deshalb noch weitere Untersuchun-gen folUntersuchun-gen, um den Normbereich dieser Parameter abzusichern.

Nicht bestätigt wurden in dieser Untersuchung die Be-obachtungen von GARIBALDI et al. (1987), GARIBALDI und PECQUET GOAD (1988) sowie WHARY und PE-PER (1994), dass der Kalziumspiegel im Blut erkrankter Kaninchen deutlich erhöht ist. Bei keinem Tier dieser Untersuchung ist der Gesamtkalziumspiegel auffällig er-höht. Auch das ionisierte Kalzium entspricht dem Norm-wert. In der Meerschweinchengruppe konnten Gesamtkalziumwerte gemessen werden, die deutlich unter dem angegebenen Normwert liegen. Auch die Elektrolyte Natrium und Kalium sowie Phosphor lagen in dieser Untersuchung im Normbereich.

Die erhöhten Glukosewerte beim Kaninchen und die Hyperglykämie beim Meerschweinchen lassen sich au-ßer durch die Erkrankung auf Stressfaktoren bei der Blutabnahme zurückführen. Zum einem ist die Fixation zur Blutabnahme am nichtsedierten Tier besonders für Meerschweinchen sehr belastend, so dass eine Stress-hyperglykämie auftreten kann. Andererseits hat ein Teil der Patienten zum Zeitpunkt der Blutabnahme in Nar-kose gelegen und es lag vermutlich eine narNar-kosebe- narkosebe-dingte Hyperglykämie vor.

Bei der Harnuntersuchung fiel auf, dass das spezifische Gewicht aller Tiere innerhalb der physiologischen Gren-zen lag. Der Harn-pH-Wert hingegen war sowohl bei den Kaninchen als auch bei den Meerschweinchen bei jedem zweiten Tier in den leicht sauren Bereich ver-schoben. Dieses widerspricht den in der Literatur be-schriebenen Urolithiasisfällen (Tab. 1 und 2), bei denen der Harn-pH-Wert im physiologischen Bereich zwischen pH 8 und 9 lag. Bei den Tieren mit niedrigen Harn-pH kann keine Verbindung zur Steinzusammensetzung oder zum mikrobiellen Keimgehalt hergestellt werden.

Bei der Harnuntersuchung fiel auf, dass das spezifische Gewicht aller Tiere innerhalb der physiologischen Gren-zen lag. Der Harn-pH-Wert hingegen war sowohl bei den Kaninchen als auch bei den Meerschweinchen bei jedem zweiten Tier in den leicht sauren Bereich ver-schoben. Dieses widerspricht den in der Literatur be-schriebenen Urolithiasisfällen (Tab. 1 und 2), bei denen der Harn-pH-Wert im physiologischen Bereich zwischen pH 8 und 9 lag. Bei den Tieren mit niedrigen Harn-pH kann keine Verbindung zur Steinzusammensetzung oder zum mikrobiellen Keimgehalt hergestellt werden.