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4. Ergebnisse des Kennzahlenvergleichs

5.8 Stadtprofil Viersen

Die soziostrukturellen Rahmen-bedingungen können derzeit nur teilweise abgebildet werden, da die Bundesagentur für Arbeit keine Daten für das Stadtgebiet Viersen zur Verfügung stellen kann.

Darüber hinaus zeigen sich differenzierte Problemlagen für die Stadt Viersen.

Während die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss deutlich über dem Mittelwert liegt, zeigt sich der Kontext im Hinblick auf die Betroffenheit von Kindern und Jugendlichen durch die Scheidung ihrer Eltern im Vergleich der acht Benchmarkingstädte sehr positiv. Hierzu ist allerdings anzumerken, dass die Zahl der von Scheidung betroffenen Kinder und Jugendlichen nur für die Ebene des Amtsgerichtsbezirkes zur Verfügung steht und für das Stadtgebiet Viersen umgerechnet wurde.

115,1

163,1

50,7

162,4 SGB II-HE u65

SGB II-HE u25

Schulabg.

Scheidung Jugendetat

Kita

Viersen 2005 MW = Index 100 n.v.

n.v.

Im Rahmen der Kontextanalyse ist besonders auffallend, dass die Stadt über einen sehr geringen Jugendetat verfügt. Da sich die Aufwendungen der Kommune für Leistungen für Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit (nach §§ 11 und 12 SGB VIII) entlastend auf das Leistungsgeschehen der erzieherischen Hilfen+ auswirken können, weist Viersen in diesem Punkt eine deutliche Problemlage auf.

Der unterdurchschnittliche Versorgungsgrad an Plätzen in Kindertageseinrichtungen ist ebenfalls vor dem Hintergrund der Ergebnisse der beiden historisch bedingt gut ausgestatteten Vergleichspartner Rostock und Potsdam zu sehen. Allerdings ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass Viersen im Vergleich der Benchmarkingstädte über die am geringsten ausgebaute Versorgung für die unter 3-Jährigen verfügt. Hier zeigt sich daher noch deutliches Entwicklungspotenzial

Stadtprofil Viersen

(*jeweils ausgewiesen: die Abweichung des Stadtergebnisses der Kennzahl vom Mittelwert der Städte in Prozent)

-4,9

6,8

-13,3

-26,8 -15,3

19,3

-50,0 -37,5 -25,0 -12,5 0,0 12,5 25,0 37,5 50,0

Netto-Ausgaben HzE+ pro EW*

Netto-Ausgaben HzE+ pro Fall*

vzv. ASD-Mitarbeiter pro 100 Fälle*

Mitarbeiter gesamt pro 100 Fälle*

HzE+Fälle gesamt pro 100 EW*

Anteil stationäre HzE+Fälle an allen

HzE+Fällen*

Die Auswertung des quantitativen Stadtprofils zeigt zunächst die Auffälligkeit, dass es der Stadt gelungen ist, bei einer relativ hohen Leistungsdichte insgesamt die Nettoausgaben pro EW im Vergleich sehr niedrig zu halten.

Dies wird im Stadtprofil auch daran ersichtlich, dass die Fallkosten im Vergleich ebenfalls sehr niedrig sind.

Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass Viersen einen im Vergleich sehr geringen Anteil seiner HzE+-Fälle stationär betreut. Hinzu kommt, dass es der Stadt vergleichsweise häufig gelungen ist, Pflegefamilien für Fälle zu finden, für die sich eine Fremdunterbringung nicht vermeiden lässt. Dies ist nicht im Stadtprofil erkennbar, nähere Ausführungen hierzu sind dem Kapitel 4.2. (vgl. KeZa 56 und KeZa 55) zu entnehmen.

Im qualitativen Austausch konnte bereits herausgearbeitet werden, dass Viersen besonderen Wert darauf legt, auch pflegende Verwandte im Rahmen von Hilfen zur Erziehung+ zu betreuen, um den Abbruch eines Pflegeverhältnisses zu vermeiden. Der Benchmarkingkreis wird im Verlauf des weiteren Projektverlauf noch Gelegenheit haben, die Vorgehensweise in Viersen näher kennen zu lernen, um hieraus Impulse zu ziehen.

Des Weiteren sind die niedrigen Fallkosten in Viersen darauf zurückzuführen, dass in besonders hohem Ausmaß niederschwellige und wenig eingriffsintensive ambulante Hilfeformen erbracht werden. Strategie der Stadt ist es, durch die frühzeitige Installierung niederschwelliger Hilfen eine Verfestigung von Problemlagen und dadurch eingriffsintensivere Hilfen zu vermeiden. Als Entwicklungspotenzial sieht die Stadt Viersen für sich, noch präventiver zu wirken, damit Hilfen zur Erziehung+ gar nicht erst notwendig werden.

6 Ergebnisse des qualitativen Benchmarking

Der Benchmarkingkreis hat sich auch in seinem zweiten Projektjahr intensiv über zentrale Aspekte der Organisation und Steuerung von Hilfen zur Erziehung+ ausgetauscht.

Erfolgskritische Prozessfaktoren im Pflegekinderwesen

Ausgehend von den Ergebnissen der ersten Berichtsjahres mit ausgezeichneten Ergebnissen Bremerhavens bei der Akquirierung und Betreuung von Pflegefamilien hatte der Benchmarkingkreis die Möglichkeit, die Bremerhavener Vorgehensweise näher kennen zu lernen.

Zusätzlich konnten die neuen Mitstreiter im bundesweiten Benchmarking Siegen und Viersen, die beide ebenfalls positive Ergebnisse im Pflegekinderwesen aufweisen, einzelne Punkte in die Diskussion einbringen. Eine umfassende Betrachtung der Abläufe im Pflegekinderwesen in Siegen und in Viersen gilt es im weiteren Projektverlauf noch vorzunehmen.

Im Rahmen des qualitativen Austausches konnten konkrete Prozessfaktoren identifiziert werden, von denen anzunehmen ist, dass sie entscheidend zum Erfolg der Städte beigetragen haben.

Im Rahmen des Austausches wurden ebenfalls Erfolgsfaktoren benannt, auf die die Jugendämter nur geringen Einfluss haben, die also weniger steuerungsrelevant, weil weniger steuerbar sind.

Hierzu ist nach Einschätzung der Städte insbesondere die geografische Lage der Stadt zu zählen.

Verfügt man als Oberzentrum, umgeben von ländlichen Kreisen, über eher viele potenzielle Pflegefamilien? Oder ist die Stadt als Oberzentrum von anderen Städten umgeben, die ebenfalls besonders viele Pflegefamilien benötigen und daher wenig bereit sind, welche „abzugeben“? Als ein zentraler Erfolgsfaktor in Bremerhaven wurde die ausgezeichnete Kooperation mit dem Umland benannt, die nicht durch das eher übliche Konkurrenzverhältnis geprägt ist. Die Vorreiterrolle der Stadt Bremerhaven beim Aufbau des PKD sichert dem städtischen Pflegekinderdienst heute eine entsprechende Position.

Grundsätzlich ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass der quantitative Kennzahlenvergleich Impulse für stadtinterne Prüfungen und Überlegungen geben kann. Er kann nicht die Antwort darauf geben, ob die Städte ggf. mehr ihrer stationären Fälle in Form von Vollzeitpflege nach § 33 SGB VIII betreuen könnten, d.h. ob sie ihr Potenzial ausschöpfen.

Empfohlen wird, bei entsprechenden Kennzahlenergebnissen – einem vergleichsweise geringen Anteil an Leistungen nach § 33 SGB VIII – zunächst von noch gegebenen Steuerungsspielräumen auszugehen, um alle etwaige Möglichkeiten auszuloten.

Folgende Merkmale in der Vorgehensweise und Konzeption der Arbeit im Pflegekinderwesen insbesondere in Bremerhaven wurden als erfolgsentscheidend herausgearbeitet:

Die Haltung gegenüber den Pflegeeltern

Entscheidend für die Akquirierung von Pflegeeltern ist eine positive Haltung gegenüber potenziellen Pflegefamilien, eine Haltung, die vermittelt, dass sie nicht perfekt sein müssen, Fehler machen und auch scheitern dürfen (wie leibliche Eltern auch). Diese Haltung wird in Bremerhaven den Mitarbeitern immer wieder vermittelt.

Insbesondere die Erstgespräche mit möglichen Pflegeeltern werden in Bremerhaven so wenig formalisiert wie möglich gestaltet. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigten

Erfahrungsberichte anderer Städte, die die Fragebögen ihrer Stadt in ihrer Ausführlichkeit und in ihrem kontrollierenden Charakter als eher weniger einnehmend einschätzen.

Eine weitere wichtige „Stellschraube“ zur Gewinnung von Pflegeeltern sind die Kurse zur Grundbildung, auch hier gilt die offensive Vermittlung einer positiven und fehlertoleranten Haltung.

Grundphilosophie: Heim ist keine Lebensform auf Dauer

Der Bericht aus Bremerhaven machte deutlich, dass die Vorgehensweise der Stadt durchweg durch die Philosophie geprägt ist, dass ein Heim keine Lebensform auf Dauer ist. Dies gilt – das ist ein entscheidender Punkt und macht den Unterschied – zunächst für jedes Kind, unabhängig von seinen individuellen Problemlagen und Herausforderungen.

Diese Position wird nicht in allen Pflegekinderdiensten der teilnehmenden Städte geteilt. So wurde aus anderen Städten berichtet, dass Pflegefamilien von den zuständigen Sachbearbeitern in der Regel nur für kleine Kinder mit geringen sozialen Auffälligkeiten als die geeignete Hilfeform eingeschätzt werden.

In Bremerhaven war der Aufbau des erfolgreichen Pflegekinderwesens durch das außerordentliche Engagement einer Einzelperson geprägt, die diese Mentalität gelebt hat.

Dadurch wird es aber nicht überflüssig, dass die jetzigen Steuerer diese Grundphilosophie immer wieder vermitteln und ggf. auch einfordern müssen.

Philosophie als roter Faden im Steuerungskreislauf

Um die Hilfeplanung immer wieder an der Philosophie auszurichten dass das Heim zunächst für jeden keine Lebensform auf Dauer ist, werden in Bremerhaven unterschiedliche Steuerungsinstrumente installiert. Diese ziehen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Steuerungskreislauf.

In Bremerhaven wird wie auch in anderen Städten der Pflegekinderdienst in die Phase der Hilfeplanung eingebunden. Der Unterschied besteht in dem hohen Verbindlichkeitsgrad der Einbindung, der in Bremerhaven praktiziert wird.

So werden in Bremerhaven Kinder unter 14 Jahren grundsätzlich von sog.

Fremdplatzierungsteams betreut. Der PKD ist verpflichtend in den Platzierungsprozess institutionell eingebunden.

Darüber hinaus – und dies wurde in der Diskussion als zentraler Unterschied deutlich – ist das Votum des PKD bei der Unterbringung der Kinder vorrangig.

Da eine Heimunterbringung nicht dem Leitgedanken entspricht, wird jede Heimunterbringung spätestens nach zwei Jahren auf mögliche Alternativen regelhaft hin überprüft, durch – und dies ist auch ein entscheidendes Element – externe Träger (gemäß der in § 34 Nr. 1 und Nr. 2 SGB VIII formulierten Zielsetzung.).

Wenn die Betreuung in einem Heim nicht zu vermeiden ist, wird dies nicht als Dauerlösung betrachtet und Kinder und Jugendliche in einem Heim können sich durch sog. Patenfamilien (potenzielle künftige Pflegeeltern oder betreuende Personen aus dem sozialen Umfeld) an das Leben in einer Familie gewöhnt und emotionale familienähnliche Beziehungen aufbauen.

Rückkehroption von Pflegekindern in die Herkunftsfamilien – eine Herausforderung für die Jugendämter

Bremerhaven berichtete, dass das gute Kennzahlenergebnis der Stadt bei den Pflegekindern zu einer kritischen Prüfung geführt hat, ob nicht zu wenige Pflegekinder in ihre Herkunftsfamilien

zurückgeführt werden. Denn dies ist natürlich auch ein Erklärungsfaktor für einen hohen Anteil an Fällen nach § 33 SGB VIII.

Dabei wurde deutlich, dass nach der Abgabe der Betreuung der Pflegekinder und der Pflegefamilien an den PKD nach zwei Jahren keine regelmäßigen Hilfepläne mehr erstellt werden In der Folge geraten die Kinder und Jugendlichen meist aus dem Blickfeld des PKD. Dies wird künftig stärker in den Fokus der Bremerhavener Aktivitäten gerückt.

Diese Tendenz zeigt sich nicht nur in Bremerhaven. Auch Siegen und Viersen berichteten über diese Schwierigkeit.

Diese Herausforderung wird bundesweit diskutiert (s. hierzu Jugendhilfe Report, 2/ 2006, Erfahrungsberichte aus Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr). In allen Städten stellt sich zunehmend die Frage, wie eine Rückkehroption von Pflegekindern und Jugendlichen in ihre Herkunftsfamilien gefördert werden kann. Es wird eine zentrale Herausforderung sein, zunehmend mittelfristige flexible Pflegeformen zu entwickeln, die eine nachhaltiger systematisch geplante und organisierte Rückführung von Kindern und Jugendlichen in ihre Familien einbezieht. Daher ist die Weiterentwicklung der bestehenden Angebote in dem Pflegekinderwesen sowie die Erarbeitung neuer Konzeptionen wichtig.

Betreuung von Verwandtenpflegestellen durch das Jugendamt

Im Rahmen des Austausches wurde deutlich, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Jugendämtern in der Frage der Betreuung von Verwandtenpflegestellen gibt.

In Viersen wird die intensive Betreuung von Verwandtenpflegeverhältnissen als ein Erfolgsfaktor für die verstärkte Betreuung in Pflegefamilien gesehen. Es wird davon ausgegangen, dass auch Verwandtenpflegeverhältnisse die Unterstützung des Jugendamtes brauchen, um ein Scheitern des Pflegeverhältnisses und eine spätere Unterbringung in einem Heim zu vermeiden.

Die fachliche Unterstützung durch den Sozialen Dienst sowie die Gruppenangebote des Pflegekinderdienstes stehen in allen Städten auch den Verwandtenpflegefamilien zur Verfügung.

Der Unterschied zwischen den Städten ist darin zu sehen, wie proaktiv das Jugendamt auf die Verwandten mit Unterstützungsangeboten zugeht. Die Einschätzung der Kooperationsbereitschaft von Verwandten als Pflegeeltern unterscheidet sich denn auch deutlich in den Städten. Ggf.

könnte man sich im Rahmen des Benchmarking über unterschiedliche Formen der Ansprache austauschen, die eher Kooperationsbereitschaft oder Abwehrhaltung der Pflegeeltern hervorrufen.

Stärkung ambulanter Hilfen durch Dezentralisierung und Sozialraumorientierung

Die Kennzahlenergebnisse für Darmstadt aus dem ersten (wie auch dem zweiten Berichtsjahr) weisen deutlich darauf hin, dass es der Stadt gelungen ist, ambulante Hilfeformen als frühzeitig greifende Alternative zu stationären Hilfearrangements zu installieren. Bei einer insgesamt knapp unterdurchschnittlichen Leistungsdichte, werden fast 70 Prozent der Hilfen in ambulanter Form erbracht.

Ausgehend hiervon hatte der Benchmarkingkreis Gelegenheit die Vorgehensweise in Darmstadt näher kennen zu lernen. Die Rahmenbedingungen der langfristig angelegten Umsteuerung wurden bereits beschrieben. In diesem Kapitel werden die im Rahmen der Diskussion identifizierten Erfolgsfaktoren beschrieben.

Ambulante Angebote stärken

Ein wesentlicher Faktor für das Ergebnis ist, dass die fachliche Strategie im Vordergrund steht, Kindern und Jugendlichen das Leben in der Herkunftsfamilie zu ermöglichen, auch wenn die Konstellationen und Bedingungen sehr schwierig sind. Und auch, wenn dies für das Jugendamt bedeutet, mit einem sehr intensiven Ressourceneinsatz in die Familie zu gehen, um die Situation für die Kinder und Jugendlichen positiv zu gestalten.

Starke Präsenz vor Ort

Ein Erfolgsfaktor ist sicherlich, dass Darmstadt seine Anlaufstellen sehr bürgernah ausgestaltet hat, so beispielsweise in Einkaufszentren. Auch die Stadtteilbüros wurden an Orten eingerichtet, die einen hohen Publikumsverkehr aufweisen. Hier kann unbürokratisch und ohne Stigmatisierung unterstützt werden. Die Hemmschwelle der Klienten, um Unterstützung zu bitten, ist hierdurch enorm gesunken.

Keine Angst vor neuen Fällen!

Die angesprochene gesunkene Hemmschwelle kann ggf. auch zu steigenden Fallzahlen führen, gerade in der Anfangsphase der Umsteuerung. Daher scheint ein wesentlicher Erfolgsfaktor zu sein, die Linie der bürgernahen Präsenz durchzuhalten, auch wenn die Fallzahlen zunächst steigen. Außerdem ist eine Steigerung der Fallzahlen auch kein Automatismus.

Wer vor Ort ist, muss auch entscheiden können!

Dezentralisierung ist ähnlich wie Sozialraumorientierung in der fachlichen wie politischen Diskussion ein schillernder Begriff, der sehr unterschiedlich gefüllt wird. Wichtig für eine erfolgreiche Umsteuerung in Richtung ambulanter erzieherischen Hilfen+ ist, dass die Bürger nicht nur Anlaufstellen vor Ort haben, sondern dass in diesen Anlaufstellen auch fallsteuernde Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Diese können dann den ggf. notwendigen Hilfeprozess gleich entsprechend vorbereiten.

Keine Angst vor Feed-back der Klienten!

Darmstadt führt Befragungen der Klienten zu ihrer Zufriedenheit durch. Im Wesentlichen geht es darum zu gewährleisten, dass die Klienten am Prozess der Hilfeplanung beteiligt sind und auch verstehen, um was es für sie dabei geht.

Haltung der Mitarbeiter

Eine zwar selbstverständliche aber nicht leicht umzusetzende Voraussetzung für die Stärkung ambulanter Hilfeformen ist, dass die Mitarbeiter die dahinterstehende Philosophie mitragen.

Dass Kinder und Jugendliche auch dann in ihren Herkunftsfamilien bleiben sollen, wenn diese durch schwierige Problemlagen und Konstellationen gekennzeichnet sind – abgesichert durch einen intensiven Ressourceneinsatz des Jugendamtes – ist eine Forderung, die den Mitarbeitern oftmals emotional viel abverlangt.

Der Rückhalt im Team und bei der Leitung und eine ausgefeilte Risikoeinschätzung zur Kindeswohlgefährdung sind hier von besonderer Bedeutung.

Flexible Angebotsformen müssen vorhanden sein, um genutzt zu werden!

Es ist von zentraler Bedeutung, zu überprüfen, ob die Angebotsstrukturen vor Ort auch ausreichend flexibel sind, um Alternativen für stationäre Hilfearrangements zu haben. Darmstadt hatte hier in der Anfangsphase seiner Umsteuerung im Rahmen der Hilfeplanung eine Standardfrage für die fallsteuernden Mitarbeiter eingeführt, die lautete „Würden Sie eine andere Leistungsform oder ein anderes Maßnahmenpaket wählen, wenn es Ihnen zur Verfügung stünde?

Wie wäre dies ausgestaltet ?“.

7 Ausblick

Der bundesweite Benchmarkingkreis Hilfen zur Erziehung+ hat sich mit den beiden neuen Teilnehmern Siegen und Viersen vergrößert und damit erfreulicherweise auch seine bisherige nordrhein-westfälische „Lücke“ geschlossen.

Im zweiten Projektjahr des Kreises standen ausgehend von den Kennzahlenergebnissen des ersten Berichtsjahres Steuerungsansätze im Pflegekinderwesen sowie zur Stärkung ambulanter Hilfen im Mittelpunkt des Austausches. So konnten zahlreiche erfolgskritische Prozessmerkmale für eine verstärkte Steuerung durch die Jugendämter identifiziert werden.

Auch der diesjährige Kennzahlenvergleich bietet wieder zahlreiche Impulse zur Optimierung der Steuerung in den Jugendämtern für wirksame und effiziente erzieherische Hilfen+.

So gilt es künftig verstärkt die Zugangssteuerung der Jugendämter vor Ort zu vergleichen, um Hinweise für eine möglichst zielgenaue Ausgestaltung zu erhalten. In diese Richtung geht beispielsweise auch der Ansatz einer Stadt, in der ersten mehrwöchigen Phase der Kontaktaufnahme mit dem Jugendamt bewusst keine formale HzE+ zu installieren, um verstärkt alternative Möglichkeiten auszuloten.

Ein weiteres Thema für das Benchmarking wird die Thematik der fallunspezifischen und fallübergreifenden Hilfen im Hinblick auf Konzeption und Finanzierungsmöglichkeiten sein.

Ab dem nächsten Projektjahr können im Rahmen des Benchmarking drei Jahrgänge ausgewertet werden. Hierdurch wird es verstärkt möglich, Entwicklungstendenzen in einzelnen Städten abzubilden.

Ein weiterer Schwerpunkt des weiteren Benchmarkingprozesses wird ein vertiefter Austausch über den Aufgabenzuschnitt und die Aufgabenwahrnehmung im ASD sein. Aufschlussreich dürften hier in erster Linie qualitative Komponenten sein, beispielsweise die Frage der Arbeitsteilung oder auch die Frage, wie und durch wen sozialraumorientierte Aufgaben wahrgenommen werden.

Da der Benchmarkingkreis sein Kennzahlenset zum Outcome von erzieherischen Hilfen+ weiter präzisiert und bereits eine erste Datenerhebung durchgeführt hat, wird er sich in seiner diesjährigen Tagung zur Prozessanalyse am Ende des Jahres mit der Thematik der wirkungsorientierten Steuerung auseinandersetzen.

Zum einen dient diese Tagung dazu, einen Überblick über bundesweite Aktivitäten zu erhalten, beispielsweise zur Frage wirkungsorientierter Vereinbarungen und erfolgsorientierte Vergütungsbestandteile oder auch die Optimierung der Hilfeplanung im Jugendamt durch eine verstärkte Wirkungsmessung.

Zum anderen werden sich die Städte über ihre bereits laufenden Aktivitäten austauschen, beispielsweise zur Auswertung von Zielerreichungsgraden bei den Hilfen zur Erziehung+ oder zu den ersten Erfahrungen mit der Installierung spezifischer Organisationsstrukturen zur verstärkten Ergebnisorientierung in der Hilfeplanung des Jugendamtes.

8 Anhang

Abb. 21: Arbeitslosendichte der 15 bis U25 am 31.12. des Bj. pro 100 EW 15 bis unter 25 Jahre (KeZa 1.1.) KeZa 1.1:

Arbeitslosendichte der 15 bis unter 25-jährigen am 31.12. des Berichtsjahres pro 1000 altersgleiche Einwohner mit Haupt- und Nebenwohnsitz

24,8

12,6

11,0

7,3

19,1

30,8

21,3

14,8 17,7

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0

BHV DA KA MA P HRO SI VIE

Arbeitslosendichte der 15-u.25-jährigen je 100 EW 15-u.25 Jahre mit Haupt- und Nebenwohnsitz 2005

Mittelwert 2005

Abb. 22: rbeitslosendichte der 15 bis unter 65 J. am 31.12. des Bj. pro 100 EW 15 bis unter 65 J. (KeZa 1.) KeZa 1:

Arbeitslosendichte der 15 bis unter 65-jährigen am 31.12. des Berichtsjahres pro 1000 altersgleiche Einwohner mit Haupt- und Nebenwohnsitz

5,5 6,0

11,9 11,7

9,2 7,5

15,4

9,0 9,5

0,00 2,00 4,00 6,00 8,00 10,00 12,00 14,00 16,00 18,00

BHV DA KA MA P HRO SI VIE

Arbeitslosendichte der 15-u.65-jährigen je 100 EW 15-u.65 Jahre mit Haupt- und Nebenwohnsitz 2005 Mittelwert 2005

Abb. 23: Definition Basiszahl und Kennzahl

Definition Basiszahl und Kennzahl

Eine Basiszahl ist eine Grundzahl, quasi eine „Rohinformation“

Kennzahl ist die Bezeichnung für quantitative Informationen über Strukturen, Eigenschaften und Leistungen eines Systems.

Eine Kennzahl wird aus mehreren Basiszahlen errechnet.

Beispiel:

Kennzahl: Nettoausgaben pro Einwohner

Basiszahlen, die für die Berechnung dieser Kennzahl benötigt werden sind:

Basiszahl: Bruttoausgaben Basiszahl: Einnahmen Basiszahl: Einwohner Berechnung der Kennzahl:

(Bz Bruttoausgaben minus Bz Einnahmen) dividiert durch die Bz Anzahl der Einwohner

Abb. 24: Berechnung der Stadtprofile