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4.5 Sprachförderung in Österreich und die Rahmenbedingungen im Bereich der

4.5.1 Sprachstandserhebungen

Aus den aktuellsten Ergebnissen des Jahres 2012 zur Auswertung der Sprachstandser-hebungen in steirischen Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen geht Folgendes hervor: Die Erhebung wurde in der gesamten Steiermark im Zeitraum von Oktober bis November des Jahres 2012 durchgeführt. Dabei wurde eine Sprachstandsbeobachtung bei insgesamt 15.695 Kindern zwischen viereinhalb und sechs Jahren vorgenommen.

Für den Bezirk Graz wurden Ergebnisse des Sprachstandes bei 3.144 Mädchen und Jungen erhoben, das sind 20 % der Gesamtbeobachteten. Innerhalb der Steiermark konnte bei 1.607 Kindern ein gesonderter Bedarf an Sprachförderung festgestellt wer-den. Dieses Ergebnis zeigt, dass 10 % der Heranwachsenden speziell unterstützende

Sprachfördermaßnahmen benötigen. Aus dem Bericht zur Auswertung der Resultate der Sprachstandsbeobachtung in den steirischen Kindergärten geht ebenso hervor, dass in der gesamten Steiermark rund 90 % der Kinder keine individuelle Sprachförderung be-nötigen. Von den 1.607 Mädchen und Jungen mit speziellem Bedarf an sprachlicher Förderung haben 954 von ihnen Deutsch als Muttersprache, das sind insgesamt 59 %.

Die anderen 41 % mit Sprachförderbedarf - in Zahlen ausgedrückt sind dies 653 He-ranwachsende - sprechen Deutsch nicht als Erstsprache. Der größte Anteil von Kindern mit erhöhtem sprachlichem Förderbedarf wurde innerhalb des Bezirkes Graz erhoben.

Jener Wert liegt bei insgesamt 27 % und betrifft somit in Summe 435 Kinder der gesamt 1.607 Beobachteten (vgl. Land Steiermark 2012, S. 1).

Als Vergleich sollen an dieser Stelle die Ergebnisse zur Studie der Sprachstandserhe-bung aus dem Jahr 2011 herangezogen werden. 2011 wurden in der Steiermark insge-samt bei 9.193 Kleinkindern, im Alter von viereinhalb bis fünfeinhalb Jahren, Sprach-standsbeobachtungen vorgenommen. Im Bezirk Graz wurden gesamt 1.797 Mädchen und Jungen beobachtet. Im Elementarbereich zielen die Erhebungen und Beobachtun-gen des Sprachstandes primär darauf ab „flächendeckend den Sprachförderbedarf von Kindern 15 Monate vor der Einschulung differenziert zu erfassen“ (Land Steiermark 2011, S. 3). Zur Anwendung kommen dabei identisch angewandte Erhebungsinstrumen-te, wobei die Zuteilungen sowie Einteilungen des Bedarfs an gesonderter sprachlicher Förderung, aufgrund einheitlicher Standards entschieden werden. Dahingehend kann in weiterer Folge eine spezifizierte Anpassung der Sprachförderung vorgenommen wer-den. Um die sprachlichen Fördermaßnahmen an den derzeitigen Sprachentwicklungs-stand eines Kindes angleichen zu können, ist es notwendig potenzielle sprachliche Wei-terentwicklungen zu erfassen. Dies kann durch den nochmaligen Einsatz derselben Er-hebungsinstrumente für das gleiche Kind gewährleistet werden. Erhoben wurden Daten der Heranwachsenden in den Bereichen Geschlecht, Eintrittsjahr in den Kindergarten, die Muttersprache der Kinder, ob bereits andere Sprachfördermaßnahmen durchgeführt wurden, sowie eine Bewertung der sprachlichen Kompetenz des Kindes vor der Beo-bachtung und die Resultate aus der getätigten BeoBeo-bachtung als auch Dokumentation.

Die anschließende Bearbeitung der erfassten Ergebnisse dient elementarpädagogischen Fachkräften bei der Entscheidung zur Zuteilung spezifischer Sprachfördermaßnahmen der Mädchen und Jungen als Stütze. Folglich liegt die Einteilung bei Kindergartenpäda-goginnen und -pädagogen, welche Kinder zusätzlich zu alltagsintegrierten Maßnahmen spezielle Sprachförderung erhalten. Anhand der Ergebnisse aus der

Sprachstandserhe-bung in institutionellen Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen aus dem Jahr 2011 geht hervor, dass rund 85 % der Heranwachsenden keinen gesonderten sprachli-chen Förderbedarf aufweisen. 15 % der Kinder, 1.321 Mädsprachli-chen und Jungen brausprachli-chen zusätzlich zu den alltagsintegrierten, spracherwerbsfördernden Maßnahmen, Unterstüt-zung hinsichtlich ihrer Sprachentwicklung (vgl. Land Steiermark 2011, S. 4f.). Unter Berücksichtigung von Mehrsprachigkeit ist anzumerken, dass 55 % der Kinder mit nicht deutscher Muttersprache erhöhten Förderbedarf benötigen. Insgesamt sind dies 771 Mädchen und Jungen von 1.392. Die restlichen 621 Kinder, welche spezifische Förder-maßnahmen erhalten, haben die deutsche Sprache als Erstsprache.

Von steiermarkweit 1.392 Kleinkindern fallen auf den Bezirk Graz 401 Kinder mit Be-darf an sprachlicher Förderung. Davon haben 44 Kinder (11 %) Deutsch als Erstsprache und 357 der Heranwachsenden, das sind insgesamt 89 %, sprechen Deutsch als Zweit-sprache. Die Geschlechteraufteilung der insgesamt 1.392 Kinder mit besonderem Be-darf sprachlicher Fördermaßnahmen beträgt 593 Mädchen (43 %) und 799 Jungen (57

%) (vgl. Land Steiermark 2011, S. 5f.).

Wo liegt nun der größte Bedarf an sprachlicher Förderung bei Kindern in elementarpä-dagogischen Institutionen? Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass im Betreuungs-jahr 2011 in der gesamten Steiermark 15 % der Kleinkinder zusätzliche Fördermaß-nahmen benötigen, unabhängig der alltagsintegrierten Sprachförderung. Auf die Stadt Graz fällt damit der größte Anteil an Sprachförderbedarf mit immerhin 22 % (vgl. Land Steiermark 2011, S. 7).

Bezugnehmend auf die Resultate der Sprachstandserhebung in der Steiermark bedeutet dies für die Bildungs- und Entwicklungsarbeit mit Kindern, dass eine Orientierung spracherwerbsfördernder Maßnahmen an den Potenzialen, Begabungen und an der Wissbegierde der Heranwachsenden auszurichten ist. Kindliche Belange als auch Werte müssen im Zuge der Sprachförderung Berücksichtigung finden. Dies macht die Signifi-kanz der Bildungsangebote deutlich, denn der Einfluss von Sprache und der Umgang mit Mehrsprachigkeit sind zielführend in der Bildung und Entwicklung von Mädchen und Jungen (vgl. Land Steiermark 2011, S. 9).

Dennoch sind die Ergebnisse der Sprachstandserhebungen kritisch zu betrachten, da der zeitliche Unterschied hinsichtlich des Zeitraums der Erhebung und der Zeitraum des Eintritts in die Schule berücksichtigt werden müssen. Beachtet werden muss dabei ebenso, dass die Sprachenwicklung eines Kindes nicht durchgängig linear verläuft.

Konkret bedeutet dies, dass die positive sprachliche Entwicklung von Mädchen und

Jungen auf eine Vielzahl an Einflussfaktoren angewiesen ist (vgl. Doubek 2012, o.S.).

Entscheidend ist demnach, ob Erhebungen und die daraus resultierenden Maßnahmen zur Förderung einzig und „allein auf sprachliche Richtigkeit abzielen und dabei wesent-liche kommunikative Aspekte außer Acht lassen“ oder die Gesamtentwicklung der Kin-der beachtet wird (Doubek 2012, o.S.).