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zur Spitzentechnologie. Der Forschungstag vernetzt und begeistert Wissenschaftler aus aller Welt

Im Dokument ZUKUNFT – HEIMAT (Seite 143-146)

K O m PA K T

Spitzentechnologien locken üBer 700 BeSucher an

Ein Faden, der so dünn ist, dass er bei 50 km Länge nur ein einziges Gramm wiegt – dank modernster Technik ist das heute möglich. Die detailgenaue Simulation eines Autounfalls – mit dem nötigen Know-how und ausreichender Rechenpower ist auch das kein unlösbares Problem mehr. Auch Fenster, die den Lichteinfall an die Bedürfnisse der Bewohner anpassen, wird man zukünftig in Gebäuden finden können.

Von diesen und vielen weiteren neuen Entwicklungen in der Spitzentechnologie konnten sich über 700 Besucher in der Stuttgarter Liederhalle beim Forschungstag der Baden-Württemberg Stiftung ein eindrucksvolles Bild machen.

proJekte und perSönliche kontakte

Der Forschungstag kann inzwischen auf eine kleine Tradition zurückblicken. Bereits zum vierten Mal trafen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Baden-Württemberg, um ihre aktuellen Forschungsprojekte zu präsentieren. Während bislang zweimal die Lebenswissenschaften im Mittelpunkt standen, lag der Fokus im vergangenen Jahr, wie schon 2009, auf der Hochtechnologieforschung. Neben den über 100 Projekten der Stiftung, die vor Ort vertreten waren, zählten auch diesmal wieder zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zu den Gästen.

Die Baden-Württemberg Stiftung möchte in ihren Projekten Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zusammenführen. Wenn Forscher bei ihrer Arbeit an Grenzen stoßen, weil auch die Besten ihres Faches nur über endliches Knowhow und begrenzte Ausstattung verfügen, dann lohnt häufig der Blick über den Tellerrand des eigenen Fachgebiets. Viele technische Fragestellungen sind heute nur durch die Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten lösbar. Dass genau diese zusammenfinden, ist ein Anliegen des Forschungstags. Anders als bei den meisten Fachtagungen treffen hier Ingenieure auf Mediziner, Physiker auf Materialwissenschaftler und Chemiker auf Biologen. Nanotechnologische Ansätze zur Entwicklung reibungsarmer Oberflächen werden hier ebenso vorgestellt wie biegsame Photovoltaikmo-dule aus Kunststoff. Reichlich Gelegenheit also, Ideen zu entwickeln und Kontakte zu knüpfen. Dass der persönliche Kontakt zwischen Wissenschaftlern trotz Skype und E-Mail noch von immenser Bedeutung ist, bekräftigte Physik-Nobelpreisträger Klaus von Klitzing, der sich unter den prominenten Gästen des Forschungstags befand: »Gerade in der Forschung steht immer der Mensch im Mittelpunkt und deshalb sind solche Tagungen extrem wichtig.« Von Klitzing nahm die Zuhörer in seinem Vortrag mit in die Nano-welt, in der nicht zuletzt auf der Grundlage seiner Entdeckungen derzeit rasante Entwicklungen stattfinden.

Der Physiker vom Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperforschung nannte als Beispiel das von vielen als Wundermaterial betrachtete Graphen, das für den Bau von transparenten Elektroden, Touch-screens oder Batterien eingesetzt werden soll. Baden-Württemberg sei in diesem Bereich der Nanophysik im Vergleich zur internationalen Konkurrenz bestens aufgestellt und könne wichtige Impulse setzen.

▶ Der Forschungstag der Baden-Württemberg stiftung bietet Wissenschaftlern Gelegenheit, sich über aktuelle Forschungsthemen zu informieren, und ermöglicht einen Disziplinen übergreifenden austausch innerhalb der Forschungsprojekte der stiftung. er fand 2013 zum vierten Mal statt.

▶ Wissenschaft und Forschung sind die Grundlage für innovationen. Neue Forschungsideen entstehen gerade im persönlichen austausch zwischen Wissenschaftlern. Der Forschungstag gibt so impulse für neue Kooperationen.

wichtig

forSchung lohnt Sich

Auch die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer machte deutlich, dass das Land als Innovationsregion Nummer eins in Europa im internationalen Vergleich gut dasteht. »Unser Land steht für Forschung und Entwicklung wie kein anderes. Und es steht auch für Hochtechnologiefor-schung.« Ohne die Wissenschaft seien zukünftige Herausforderungen wie etwa der Klimawandel, die wachsende Weltbevölkerung oder der demografische Wandel nicht zu bewältigen. »Wir können und wir müssen dabei auf die Klugheit, die Kreativität und den Mut der Wissenschaft vertrauen«.

Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Peter Gruss, wies zudem darauf hin, dass die Forschung nicht nur zum Verständnis der Natur beitrage, sondern auch ganz wesentlichen Einfluss auf das wirt-schaftliche Wohlergehen eines Landes habe: »Die Triebfeder für den wirtwirt-schaftlichen Fortschritt sind neue Technologien. Und die beruhen auf neuen Ideen und neuen wissenschaftlichen Konzepten.« Deutsch-land als Industrienation werde im internationalen Wettbewerb nur bestehen können, wenn die Gesell-schaft innovationsfreudig bleibe. Dass Investitionen in Forschung mittelfristig Früchte tragen, machte Gruss am Beispiel des Humangenomprojekts deutlich. Dort seien für jeden investierten Dollar inzwischen 140 Dollar »Return on Investment« zurückgeflossen.

vom Berühmten higgS-teilchen – Bericht auS genf

Eines der größten Forschungsprojekte der Welt präsentierte Rolf-Dieter Heuer, der Generaldirektor des Euro-päischen Kernforschungszentrums CERN. Tausende Wissenschaftler aus der ganzen Welt beschäftigen sich dort mit dem Aufbau der Materie. In den riesigen Röhren des Large Hadron Collider lässt man dazu Teilchen nahezu mit Lichtgeschwindigkeit kollidieren, um aus den Spuren ihrer Trümmer die Zusammensetzung zu rekonstruieren. Heuer, der in Stuttgart studierte und in Heidelberg promovierte, berichtete von der span-nenden Suche nach dem Higgs-Teilchen, dessen Nachweis zu den größten Erfolgen des Projekts zählt.

motion-tracking im kernSpintomografen

Hochtechnologie findet man jedoch nicht nur in großen Forschungseinrichtungen. Sie ist inzwischen allgegenwärtig und fast jeder trägt sie täglich in Form mobiler Endgeräte bei sich. In vielen gesellschaft-lichen Bereichen ist modernste Technik mittlerweile unverzichtbar geworden – etwa in der medizinischen Diagnostik. Dass auch dort der Blick über den Tellerrand lohnt, kann Ulrike Wallrabe vom Institut für Mikrosystemtechnik in Freiburg nur unterstreichen. In ihrem Projekt bei der Baden-Württemberg Stiftung ist es gelungen, Dinge zusammenzubringen, die bis dato nicht viel miteinander zu tun hatten: Optik und Kernspintomografie. Letztere liefert, ohne belastende Röntgenstrahlung, eindrucksvolle Einblicke in das Innere des Körpers. Das gilt jedoch nur, solange sich der Patient während der Aufnahme nicht bewegt. So wie jedes Foto bei langer Belichtungszeit zu verwackeln droht, verliert auch die Kernspinaufnahme durch unwillkürliche Bewegungen des Patienten an Qualität. Zur Lösung des Problems setzen die Freiburger Forscher bei Aufnahmen des Kopfes ein Verfahren ein, dass in ähnlicher Form auch in Filmstudios Verwendung findet und dort als Motion-Tracking bezeichnet wird. Kameras nehmen den Patienten während der Belichtung auf und übermitteln die Bewegungsdaten an die Steuereinheit des Kernspinto-mografen, dessen Magnetfeld dann entsprechend nachgeführt wird. Der Kopf erscheint relativ zum Magnetfeld ruhig. Zum Einsatz kommen dabei spezielle Kameras mit sogenannten adaptiven Linsen.

Diese sind klein genug, um in der engen Spule des Kernspintomografen Platz zu finden und werden gleichzeitig nicht durch das starke Magnetfeld beeinträchtigt. Die Technik befindet sich derzeit noch in der Entwicklung, soll aber auf absehbare Zeit Ärzten eine bessere Diagnose ermöglichen und dadurch zahlreichen Patienten helfen.

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/ . Baden-WürttemBerg Stiftung Jahresbericht 2013

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F O r s c h U N G

Der Forschungstag 2013 begann mit einer Lasershow und brachte Wissenschaftler aus aller Welt nach Baden-Württemberg.

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