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Wie bereits am Anfang dieses Kapitels beschrieben gibt es nur sehr wenig Literatur zu den AramäerInnen. Für dieses Unterkapitel konnte aus diesem Grund keine Literatur zugezogen werden. Auf der Grundlage vorwissenschaftlichen Wissens der Autorin und aus mehrfachen persönlichen

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Mitteilungen durch Angehörige der Bevölkerungsgruppe, wurde dieses Unterkapitel geschrieben (vgl. vorwissenschaftliches Wissen 2015).

Wie im Kapitel 3.2 beschrieben, ziehen sich ältere MigrantInnen in die eigene Bezugsgruppe zurück und greifen auf Werte und Traditionen ihrer Herkunftskultur zurück. Was dies für ältere aramäische MigrantInnen bedeutet wird im Anschluss kurz beschrieben.

Aramäische MigrantInnen, jung wie alt, sind sehr in ihrer Gemeinschaft verhaftet. Sie legen viel Wert auf ihre gemeinsame Kultur, Religion und Sprache, denn genau diese Aspekte sind es, die die aramäische Diaspora ausmachen und verbinden.

Ältere AramäerInnen werden fast immer innerhalb der Familie versorgt, umsorgt und wenn nötig gepflegt. Größtenteils werden diese Aufgaben von den Frauen (Ehefrauen, Töchtern und Schwiegertöchtern), wenn nötig auch von den Söhnen und Enkelkindern, übernommen. Mehrgenerationenhaushalte sind bei den aramäischen MigrantInnen keine Seltenheit.

Durch Sprachschwierigkeiten der ersten Generation kommen die Kinder der aramäischen MigrantInnen, in die Situation, dass sie für Angehörige Anträge übersetzten oder Begleitungen zu Amtswegen übernehmen müssen. Hier soll aber angemerkt werden, dass es sich bei dieser Lösungsstrategie nicht um eine spezifisch aramäische handelt. Bei vielen MigrantInnengruppen übernehmen die Kinder die Rolle der AnwältInnen für Ihre Angehörigen. Bei aramäischen MigrantInnen gibt es aber, im Vergleich zu vielen anderen MigrantInnengruppen, nicht die Möglichkeit eine/einen DolmetscherIn hinzuzuziehen, da es für die aramäische Sprache keine anerkannten DolmetscherInnen in Wien gibt. Viele AramäerInnen der ersten Generation sprechen arabisch, kurdisch oder türkisch. In Notfällen können sie auf diese Sprachen zurückgreifen. Die türkische und kurdische Sprache wird aber bei AramäerInnen nicht gerne gesprochen, da sie mit Unterdrückung, Verfolgung, Zwang, Vertreibung und Tod verbunden wird.

Weil die meisten aramäischen MigrantInnen aus dem Turabdin in der Türkei stammen, kennen sie sich bereits aus ihrem Ursprungsland. Somit besteht ein

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starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, das durch die Flucht und ihre gemeinsame Vergangenheit gestärkt wird.

Ihr Besuchsverhalten kann auf ihr Verhalten in ihrem Ursprungsland zurückgeführt werden. Regelmäßige Besuche bei Verwandten, Bekannten, Kranken und Gebrechlichen standen dort auf der Tagesliste. Im Vergleich dazu gibt es in Wien eine größere örtliche Distanz zu anderen aramäischen MigrantInnen. Somit entsteht durch die Urbanisierung ein neues Besuchsverhalten, das sich meistens dann nur noch auf die wichtigsten Besuche beschränkt (Familienangehörige, alte und kranke Menschen).

Wie bereits erwähnt, sind die aramäischen MigrantInnen sehr religiös. Dies wirkt sich auch auf ihre Essgewohnheiten aus. Die veganen Fastentage sind ein fester Bestandteil des Lebensstils dieser MigrantInnenminderheit.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die verschiedenen MigrantInnengruppen unterschiedliche Sprachen, Religionen, Essgewohnheiten, Ansichten zur Beziehungsgestaltung und Besuchsverhalten haben, dennoch können sie in ihrem Bedürfnis nach Verständigung, dem Ausleben der eigenen Religion und der Bräuche, mit anderen MigrantInnengruppen verglichen werden. Aramäische MigrantInnen unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von anderen MigrantInnengruppen.

Somit kann der Anspruch dieser Arbeit zur Verallgemeinerung auf alle MigrantInnengruppen erhoben werden.

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5 Pflegeversorgung und soziale Betreuung in Wien

In diesem Kapitel wird der Versuch gestartet einen Überblick über die Pflege- und Wohneinrichtungen sowie deren Angebote für ältere Menschen in Wien wiederzugeben. Es wird zu Beginn der Fonds Soziales Wien (FSW) näher beschrieben, da er als erste Anlaufstelle gilt, wenn es um Belange bezüglich der Pflege und der sozialen Betreuung von alten Menschen geht. Durch die nähere Beschreibung der Angebote des FSW für alte Menschen kann gezeigt werden, wie die Pflege- und Betreuungslandschaft in Wien aussieht. Den größten Teil der Wohn- und Pflegeplätze wird von den zwei städtischen Organisationen Krankenanstaltenverbund (KAV) und Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) zur Verfügung gestellt. Deshalb wird auch kurz auf diese beiden Organisationen eingegangen.

Wenn folgend der Begriff der Pflege und Pflegebedürftigkeit benutzt wird, dann wird darunter die unten stehende Auslegung im § 4 Abs. 1 des Bundespflegegeldgesetzes (BPGG) verstanden. Die gesetzlichen Bestimmungen rund um die Thematik Pflege werden in diesem Gesetz festgehalten (vgl. URL 8). Im § 1 des BPGG wird der Zweck des Pflegegeldes folgendermaßen beschrieben. Die finanzielle Unterstützung soll gewährleisten, dass Menschen die benötigte Betreuung und Hilfe erhalten die sie brauchen um ein selbstbestimmtes und bedürfnisorientiertes Leben zu führen. Anspruch haben folgende Menschen (§ 4 (1) BPGG): „[…] wenn auf Grund einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung oder einer Sinnesbehinderung der ständige Betreuungs- und Hilfsbedarf (Pflegebedarf) voraussichtlich mindestens sechs Monate andauern wird oder würde.“ Im § 4 (2) werden die sieben Pflegestufen, gestaffelt nach dem monatlichen Pflegeaufwand, im Hinblick auf die dafür benötigte Zeit, beschrieben. Dieser ist mit unterschiedlich hohen Geld- und/oder Sachleistungen verbunden. Fonds Soziales Wien

Die Stadt Wien gründete den Fonds Soziales Wien (FSW) um Beratung und finanzielle Unterstützung zu den verschiedensten Einrichtungen und

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Pflegearrangements anzubieten. Er gilt als erste Anlaufstelle im Bereich Pflege und Betreuung.

Der FSW fördert Einrichtungen, Projekte und bedürftige Menschen aus den Steuermitteln der Stadt Wien. Eines seiner drei Tochterunternehmen ist die FSW - Wiener Pflege- und Betreuungsdienste GmbH (vgl. URL 17).

„Der Fonds Soziales Wien stellt sicher, dass jede Wienerin und jeder Wiener individuelle Hilfe bekommen kann, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten und unabhängig von der Ursache des Betreuungsbedarfs.“ (URL 18)

Nur Einrichtungen, die vom FSW anerkannt werden und somit gewisse Auflagen erfüllen, können mittels staatlicher Förderung in Anspruch genommen werden. Die Inanspruchnahme von Einrichtungen ohne Förderung des FSW ist jederzeit möglich. Dies bringt aber deutliche Mehrkosten mit sich.

Im Anschluss werden die verschiedenen Betreuungs- und Pflegemöglichkeiten kurz aufgezählt da diese das Angebot für ältere Menschen in Wien wiederspiegeln. Für alle anderen Informationen, die keine Relevanz für diese Arbeit haben, wie etwa die Voraussetzungen und die Leistungen wird auf Grund der Vollständigkeit auf die Internetseite des FSW verwiesen (URL 23).

• Betreuung zu Hause

Durch die Betreuung zu Hause soll auch im fortgeschrittenen Alter ein Leben im eigenen Zuhause ermöglicht werden. Die Pflege- und Betreuungsangebote reichen unter anderem von Essen auf Rädern, 24-Stunden-Betreuung bis hin zur mobilen Palliativbetreuung (vgl. URL 20).

• Tagesbetreuung

Zur Tagebetreuung zählen Freizeitfahrtendienste, Tageszentren für SeniorInnen und Fahrten zu Ärzten oder zur Therapie. Sie stellen eine mögliche Ergänzung zur Betreuung im eigenen Haushalt für nicht bettlägrige ältere Menschen dar (vgl. URL 21).

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• Betreute Wohngemeinschaften

Für ältere Menschen die aus psychischen, physischen oder sozialen Gründen nicht mehr alleine leben möchten oder können, gibt es die Möglichkeit einer betreuten Wohngemeinschaft (vgl. URL 22).

• Wohn- und Pflegehäuser

Wenn ambulante Dienste für eine Betreuung zu Hause nicht mehr ausreichen, können ältere Menschen dauerhaft oder befristet (bis zu 92 Tage) ein Wohn- oder Pflegehaus in Anspruch nehmen (vgl. URL 24).