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Anhand der Interviewauswertungen soll in dieser Kategorie erforscht werden, wie sich ältere MigrantInnen ihre Altersversorgung vorstellen. Aufgrund der Interviews entstanden drei Subkategorien.

Zu Beginn werden die professionelle Unterstützung zu Hause und die externe professionelle Unterstützung abgehandelt. In der letzten Subkategorie wird das Thema ältere aramäische MigrantInnen in Einpersonenhaushalten diskutiert.

Da die Altersversorgung durch pflegende Angehörige, am häufigsten in den Interviews genannt wird, wird diese in der nächsten Kategorie ausführlich separat beschrieben.

10.1.1 Professionelle Unterstützung zu Hause

In den Interviews wurde immer wieder von professioneller Hilfe und Unterstützung gesprochen. Diese wurde von den StudienteilnehmerInnen mit der Versorgung zu Hause in Verbindung gebracht. Die Subkategorie wurde somit auch aufgrund der großen Bedeutung die sie für die ProbandInnen darstellt gebildet.

Alle InterviewpartnerInnen sind sich einig das sie zu Hause bleiben möchten solange es möglich ist. Ein PensionistInnenwohnhaus kommt für keine/n in Frage. Dies spiegelt sich in allen Interviews wieder.

„Aber ich würde nicht einem Pensionistenwohnhaus leben wollen.

Warum auch? Wenn ich nicht pflegebedürftig bin würde ich dort nicht hin gehen. […] und erst wenn ich nicht mehr alleine leben kann würde ich in ein Pflegeheim gehen.“ (I7/S12/Z381-384)

„Aber so lange es geht, ist es besser, die professionelle Pflege zu Hause zu bekommen. Es ist auf jeden Fall besser zu Hause zu sein wenn es irgendwie möglich ist […]“ (I2/S10/Z308-311) Bis auf eine Interviewteilnehmerin, die gemeinsam mit ihrem Mann ihre Schwiegermutter pflegt, könnten sich alle eine professionelle Unterstützung zu Hause kombiniert mit regelmäßigen Besuchen der Kinder für sich und ihre Eltern vorstellen (vgl. I4/S2-3/Z59-66, I2/S2/Z49-53, I6/S6/Z184-187 und I8/S3/Z86-92). Für die oben genannte Interviewpartnerin wäre es nur eine Notlösung. „[…] Aber das ist wirklich, wirklich, wirklich der letzte Ausweg! Und auch nur wenn es nicht anders geht.“ (I1/S4/Z96-99) Ihrer

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Meinung nach können nur die eigenen Kinder ihre Eltern wirklich gut versorgen (vgl. I1/S4/Z100-101). Zwei andere StudienteilnehmerInnen sehen in der professionellen Unterstützung einen großen Vorteil für ihre Familienangehörigen die zu Hause leben.

„Sie hätte schon jemanden professionellen gebraucht der nach ihr schaut. Eine Krankenschwester oder so wäre schon gut gewesen. Die hätten sie dann waschen oder im Bett drehen können. Die wissen einfach wie man das macht.“

(I3/S6-7/187-190 und vgl. I2/S7/Z209-211)

Somit kann gesagt werden, dass keine/kein InterviewpartnerIn ein PensionistInnenwohnhaus in Anspruch nehmen möchte. Insgesamt gesehen, wollen alle StudienteilnehmerInnen zu Hause bleiben und wenn nötig zu Hause von einer Fachkraft unterstützt werden.

10.1.2 Professionelle Unterstützung Extern

Mit externer professioneller Unterstützung ist die Altersversorgung in einem Pflegewohnhaus gemeint.

Auch bei diesem Thema waren sich alle InterviewpartnerInnen einig. Eine Pflege- und Betreuungseinrichtung für ältere Menschen kommt für sie nur bei einer 24 Stunden Pflege die zu Hause nicht bewältigbar ist, in Frage. Sie wollen damit sicherstellen, dass sie keine Belastung für ihre Familienmitglieder werden.

„Das absolute nein ist für mich, dass ich einmal zu meiner Tochter oder zu meinem Sohn gehe wenn ich alt bin. Das wird auf gar keinen Fall passieren. Mir wäre es lieber ich lebe in einem kleinen Zimmer bevor ich zu meinen Kindern gehe damit sie mich pflegen. Ich will nicht, dass sie das machen müssen. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht mit meiner Oma und ich will das nicht für meine Kinder.“ (I6/S5-6/Z161-166)

Diese Interviewpartnerin will aufgrund ihrer eigenen Erfahrung nicht von ihren Kindern gepflegt werden. Aber auch andere StudienteilnehmerInnen beschreiben ihre Ablehnung gegen eine Pflege von Familienangehörigen ähnlich: „Solange ich und meine Frau uns versorgen können leben wir alleine.

Aber ich möchte niemanden zur Last fallen deshalb würde ich in ein Pflegeheim gehen wenn es notwendig wird.“ (I7/S2/Z42-44) „[…] Ich möchte nicht, dass

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mich Familienmitglieder pflegen. Ich sehe es als eine Belastung an wenn man in der Familie gepflegt wird. Andere müssen sich für dich aufopfern. Das will ich nicht. […] (I8/S12/Z357-363)

Obwohl der heimliche Wunsch bei jungen wie auch bei älteren ProbandInnen besteht, dass die Altersversorgung im Familienverbund und wenn notwendig durch professionelle Unterstützung stattfindet entscheiden sich viele dagegen (vgl. I8/S2/Z44-45, I1/S10/Z201-305, I7/S12/Z395-398 und I3/S12/Z367-369).

„Ich glaube sie hoffen im Grunde alle, dass sie zu Hause bleiben können oder das sie von ihren Kindern dann aufgenommen und gepflegt werden.“

(I4/S5/Z156-158)

Es wird somit deutlich, dass die externe professionelle Unterstützung nur in Anspruch genommen werden würde, damit Familienangehörige entlastet werden. Der Wunsch in der Familie zu verweilen, bleibt aber aufrecht.

10.1.3 Einpersonenhaushalte

In dieser Subkategorie wird die Veränderung der Lebensumstände von alten aramäischen MigrantInnen dargestellt. Auch wenn sich nur zwei InterviewpartnerInnen direkt zu diesem Thema geäußert haben, zeigt es doch eine Tendenz auf. Mittlerweile gibt es auch ältere Personen, vor allem Frauen, die alleine leben.

Beide InterviewpartnerInnen geben an, dass es einige ältere Personen gibt die alleine leben (vgl. I5/S10/Z295-298). Eine Probandin meint sogar „[…] Es werden immer mehr […].“ (I8/S5/Z155-162) Die andere Interviewteilnehmerin begründet es mit der Auflösung der Mehrgenerationenhaushalte und dem individualistischem Denken der Kinder (vgl. I8/S5/Z155-162). Eine 86jährige Interviewpartnerin beschreibt ihre eigene Situation folgendermaßen:

„Es fehlt mir an nichts aber vielleicht wäre es doch besser eine eigene Wohnung zu haben. Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht ob es wirklich besser wäre. Ich habe es ja nie ausprobiert. Könnte ich denn überhaupt alleine leben?“ (I5/S10-11/Z313-316)

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Es zeigt sich, dass die Studienteilnehmerin aus Angst vor dem Unbekannten, vor Veränderungen und dem allein sein, eine Abhängigkeit von ihren Kindern hinnimmt. „Naja, wenn ich noch einen Mann hätte dann würde er arbeiten gehen und wir könnten uns einen Bissen Brot leisten aber so …. bin ich gezwungen bei meinen Kindern zu leben. […]“ (I5/S2/Z52-56) In diesem Zitat verbindet sie die Abhängigkeit mit ihren fehlenden finanziellen Mitteln.

Viele der älteren Frauen die in erster Generation nach Österreich migriert sind haben nie gearbeitet. Sie haben die Kinder großgezogen und den Haushalt erledigt. Dadurch haben sie weder einen Arbeitslosen- noch einen Pensionsanspruch und standen schon damals in einer Abhängigkeitssituation zu ihren Männern. Es wird somit verständlich warum diese Interviewpartnerin die Abhängigkeit zu ihren Kindern akzeptiert.

Abschließend soll noch erwähnt werden, dass diese Teilnehmerin sehr wohl eine finanzielle Unterstützung erhalten könnte. Die Bedarfsorientierte Mindestsicherung wäre hier eine von vielen Möglichkeiten (vgl. URL 35).