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Um in der späteren Anwendung der Bewertungsmethode diese Fehlerquelle ausschließen zu können, wird es notwendig sein eine Vorauswahl von Indikatoren für bestimmte Branchen und

geographische Gegebenheiten zu treffen. Diese Vorauswahl wird von Expertinnen und

Exper-ten auf Basis ihres Fachwissens getroffen. Dadurch ist es zukünftig möglich, auf vorgefertigte

Indikatorpools zurückzugreifen, was den Ausschluss von Indikatoren aufgrund zu hohen

Auf-wandes oder eines möglicherweise schlechten Ergebnisses verhindert. Trotz allem gibt es

einige Schwierigkeiten, die in Zukunft durch geeignete Anpassung der Methodik verringert

werden können. Obwohl zur Beurteilung vom Unternehmen nur Dokumente angefordert

wer-den, die grundsätzlich in der alltäglichen unternehmerischen Praxis benötigt werwer-den, gestaltet

sich die Einsicht teilweise schwierig. Obwohl das Unternehmen theoretisch alle Dokumente

für andere Zwecke benötigt (z.B. Steuerabgaben) treten teilweise durch

Kommunikations-schwierigkeiten und Übersetzungsfehler Probleme auf. Zudem ist es durch den integrierten

Charakter und die dadurch entstehende Querverbindungen nachvollziehbar, dass einige

Indi-katoren mehrmals vorkommen. In der Weiterentwicklung der Bewertungsmethode soll darauf

eingegangen werden, indem man diese identifiziert um sie als Störfaktor ausschließen zu

kön-nen. Soziale Indikatoren wie die geschlechterneutrale Bezahlung treten unter verschiedenen

SDGs und Unterzielen mehrmals auf. Dadurch gewinnen sie zusätzlich an Gewicht, womit die

Relevanz von gewissen Themen nochmals hervorgehoben wird. Das mehrmalige Beurteilen

verlangt noch mehr nach belastbaren und klar verständlichen Dokumenten, da ein Ausschluss

dieses Indikators unter jedem SDG oder Unterziel die Relevanz des Indikators nicht

ausrei-chend darstellen würde. Eine weitere Schwierigkeit innerhalb der Methode, wodurch sich im

engeren Sinne auch die Arbeit des Anwenders auszeichnet ist die Nutzung von geeigneten

Benchmarks. Trotz der Skala (siehe Kapitel 3) zur objektiven Beurteilung obliegt die Erstellung

diversen Datenbanken sowie Onlineliteratur ist das Auffinden von geeigneten

Vergleichswer-ten trotzdem möglich, aber zeitlich anspruchsvoll. Dieser Umstand kann jedoch in weiterer

Folge in Kauf genommen werden, da Benchmarks für eine Branche und geographische Lage

oftmals übernommen werden können. Durch mehrmaliges Anwenden auf unterschiedliche

Projekte, wird der Zeitaufwand für die Bewertung und Erstellung von Benchmarks deshalb

maßgeblich gesenkt. In Zukunft kann die Methode somit für bestimmte Branchen und

geogra-phische Lagen vorgefertigt und verallgemeinert werden. Das Anpassen der Benchmarks an

aktuelle Benchmarks erfolgt kontinuierlich, weshalb diese Bewertungsmethode auch zukünftig

unabhängig vom technischen Fortschritt anwendbar sein wird. Dies ist insbesondere vor dem

Hintergrund von Relevanz, da die meisten Unternehmen kleiner und mittlerer Größe (bis zu

25 Mitarbeiter) auf der einen Seite durch Marktgegebenheiten angehalten sind, ähnliche

Nach-haltigkeitsbewertungen vornehmen zu lassen, andererseits keine eigenen Ressourcen haben,

um entsprechende eigene Überlegungen anzustellen. Der potentielle Markt für eine solche

Dienstleistung wird allein in Deutschland auf über 65.000 Unternehmen (größer 50 Mitarbeiter,

kleiner als 250 Mitarbeiter) geschätzt (Statistisches Bundesamt, 2021). Kleinere Unternehmen

unter 50 Mitarbeitern (z.B. Handwerksbetriebe) haben grundsätzlich dementsprechend

ge-ringe Auswirkungen auf die Umwelt. Bei Betrieben über 250 Mitarbeitern ermöglicht die Größe

des Unternehmens im Normalfall eine eigene, hierfür zuständige Stabstelle. Nicht nur einzelne

Personen sondern auch Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass das eigene Handeln

Auswirkungen auf den Planten hat. Um diese Auswirkungen zu verringern ist es notwendig mit

einem geeigneten Datenerhebungsverfahren den Ist-Zustand zu bewerten um

Verbesserun-gen hinsichtlich der Nachhaltigkeit vornehmen zu können.

9. Zusammenfassung

Das Ziel der neu entwickelten Nachhaltigkeitsbewertung ist es, die Nachhaltigkeit eines Un-ternehmens umfangreichreich und transparent darzustellen. Aus diesem Grund basiert die Be-wertung auf den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN, um alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit vollständig abdecken zu können. Durch den integrierten Charakter der SDGs müssen - unabhängig vom Anwendungsfall - immer alle 16 Indikatoren beurteilt werden. Ziel 17 wurde aufgrund der Tatsache, dass es Unternehmen meist nicht betrifft, ausgeschlossen.

Um eine Rangfolge der Relevanz der 16 Ziele zu erstellen, werden diese unterschiedlich

ge-wichtet. Da es sich um eine branchenunabhängige Methode handelt, wird die Relevanz der

SDGs abhängig vom Anwendungsfall durch die immer gleiche universelle Säule sowie eine

spezifisch zugeschnittene Säule definiert. Um belastbare und nachvollziehbare Ergebnisse

der fallabhängigen Gewichtung zu erhalten, wird die Methodik der Expertenbefragung

ange-wandt. Abhängig von deren Expertise und der täglichen Arbeit werden Gewichtungen erstellt

und danach mit jenen der universellen Säule gemittelt, um die Gesamtgewichtung zu

berech-nen. Innerhalb der einzelnen SDGs werden die Unterziele sowie zugehörige

Unternehmensin-dikatoren beurteilt. Um festzustellen, welche InUnternehmensin-dikatoren beurteilt werden sollen, müssen zuvor

die Systemgrenzen definiert werden. Abhängig vom Unternehmen und dessen Tätigkeit,

wer-den diese so eng wie möglich gezogen, um die Komplexität möglichst gering zu halten. Somit

werden unterschiedliche Standorte entweder als Gruppe oder einzeln beurteilt, abhängig von

der geographischen Lage und der Tätigkeit. Eine Punktebewertung bildet die Grundlage, um

eine objektive Bewertung zu ermöglichen. Abhängig vom Anwendungsfall und Indikator

wer-den geeignete Benchmarks herangezogen (z.B. Branchenmittelwerte). Mittelwerte werwer-den

aufgrund ihrer Beschaffenheit als Befriedigend angenommen, also mit 3 Punkten bewertet. Je

nachdem welche Leistung das Unternehmen erreicht, wird davon ausgehend die Bewertung

erstellt. Erreicht das Unternehmen nur insgesamt 25% des Mittelwertes erhält es zwei Punkte,

erreicht es jedoch 25% bessere Werte, erhält es 4 Punkte. Um ein Gesamtergebnis zu

erhal-ten, werden die Gesamtpunkte berechnet und durch die Maximalpunktezahl dividiert. Dadurch

erhält man ein Ergebnis in Prozent, welches dem Erfüllungsgrad des Unterziels entspricht. Der

Mittelwert der Unterziele entspricht dem Erfüllungsgrad des SDGs, das mit der zuvor

erwähn-ten Gewichtung in das Endresultat einfließt. Dargestellt wird das Endergebnis durch eine

Gra-fik und einen umfangreichen Abschlussbericht. Der Bericht ist zusätzlich zu der graphischen

Darstellung notwendig, um die Transparenz und die Vergleichbarkeit sicherzustellen. Die

Vor-gehensweise der Methode konnte in einem Fallbeispiel erprobt werden, in dem gezeigt wurde,

dass sich die Vorgehensweise in der Praxis anwenden lässt. Wichtig ist jedoch, dass abhängig

vom Unternehmen nicht alle Indikatoren bewertet werden. Es ist zuvor deshalb notwendig,

begründete Annahmen zu treffen, welche Indikatoren in der geographischen Lage und auf-grund der Aktivität des Unternehmens beurteilt werden müssen. Grundsätzlich kann man sa-gen: wenn ein Einfluss des Unternehmens auf den Indikator besteht und keinerlei Gründe gefunden werden ihn nicht zu beurteilen, eine Beurteilung erfolgen muss, um ein belastbares Ergebnis zu erhalten. Trotzdem werden durch diesen Vorgang so viele Indikatoren exkludiert, dass eine praktische Anwendung zeitlich und aufwandsbedingt möglich ist. Im genannten Fall-beispiel wurden drei SDGs für einen Batteriehersteller aus China beurteilt. Die Ergebnisse befinden sich mit 58%, 62,5% und 73,5% im Mittelmaß zwischen Befriedigend und Gut.

Dadurch ist es mit diesem Ergebnis möglich, dass Schwachstellen aufgezeigt werden um die

Effizienz und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Die Methode dient also nicht nur dazu, die

Nachhaltigkeit quantitativ zu bewerten, vielmehr werden auch Verbesserungspotenziale in

wirtschaftlicher Hinsicht aufgezeigt, wodurch die Besserstellung gegenüber der Konkurrenz

gelingen kann. Sie eröffnet demnach nicht nur die Möglichkeit Nachhaltigkeit quantitativ zu

messen, vielmehr verspricht sie dem Anwender sowie dem Beurteilten auch wirtschaftliche

Vorteile. Wichtig ist jedoch, durch geeignete Auswahl der Indikatoren sowie dem bedachten

Ziehen der Systemgrenzen, die Komplexität gering zu halten, um einen reibungslosen Ablauf

sicherzustellen. Schlussfolgernd kann festgehalten werden, dass durch die Fallstudie die

prak-tische Anwendbarkeit der Methode teilweise dargestellt werden konnte. Um die umfassende

Anwendbarkeit auf alle Branchen weltweit zu erreichen, bedarf es weiteren Forschungsbedarf,

womit innerhalb der Methode zusätzliche Schwachstellen aufgezeigt und behoben werden

können.

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