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Soziologisch-ökologische Charakterisierung der Vegetationseinheiten und waldbauliche Beurteilung mit besonderer Berücksichtigung der Weißtanne

Im Dokument (Abies alba (Seite 81-106)

Im folgenden werden die Einheiten der Vegetationstabelle kurz soziologisch und standörtlich charakterisiert, und zwar von links nach rechts. Auf eine genaue Be-schreibung der typischen Artenkombinationen wird zu einem großen Teil verzichtet, da diese aus der Tabelle der Gesamtvegetation (Beilagen I und III) ersichtlich ist.

Die genannten Zahlen in runden Klammern hinter den Gesellschaftsnamen bezie-hen sich auf Kapitel 3311.

Die waldbauliche Beurteilung erfolgt insbesondere hinsichtlich der waldbaulichen Bedeutung der Weißtanne in den verschiedenen Vegetationseinheiten. Die Begriffe

«Gruppenplenterwald» und «Gebirgsplenterwald» werden wie folgt verstanden: Im gruppenförmigen Plenterwald sollten die Gruppen in Jungwuchs- und Dickungsstufe wenigstens die Grundfläche eines Oberständers einnehmen, also etwa 1-2 Aren. Bei der «Gruppenplenterung» wird auf eine gruppenförmige Verteilung der jüngeren Entwicklungsstufen hin gearbeitet. Die Aushiebe erfolgen in der Regel auch hier, wie bei der «Einzelplenterung», einzelbaumweise (LEIBUNDGUT, 1978). Für den «Ge-birgsplenterwald» dagegen ist eine trupp-, gruppen- bis oftmals sogar horstförmige Vertretung der einzelnen Entwicklungsstufen typisch. Während für den vertikalen Aufbau des Tannen-Fichten(-Buchen)waldes ein ausgeglichenes Übereinander er-strebenswert ist, muß man sich im «Gebirgsplenterwald» meistens ganz bewußt mit einem mehr oder weniger geregelten Nebeneinander begnügen (OTT, 1979).

Über die Wuchskraft der Weißtanne gibt Abbildung 34 Aufschluß. Höhenanga-ben, die gemacht werden, beziehen sich auf die mittleren, mutmaßlich physiologisch erreichbaren Endhöhen.

Die Symbole der Baumarten für die Bestandesaufrisse sind in Abbildung 27 er-sichtlich.

Fichte Tanne Lärche Waldföhre

Abbildung 27 Legende zu den Bestandesaufrissen.

341 Flaumeichenwälder: Sapanaria-Quercetum pubescentis (38*) und Campanula trachelii-Quercetum pubescentis (38**)

Die Flaumeichenwälder des Wallis wurden von BuRNAND (1976) eingehend sozio-logisch beschrieben und charakterisiert.

Das Sapanaria-Quercetum pubescentis, welches durch hohe Kontinentalität, Trok-kenheit und Artenreichtum gekennzeichnet ist (BuRNAND, 1976), steht entlang eines Expositionsgradienten von SSW nach NW an der rechten Talflanke des Val d'Anni-viers unmittelbar in Kontakt mit dem Galia-Abietetum festucetasum.

Das Campanula trachelii-Quercetum (BuRNAND, 1976), welches in der Regel weniger kontinentale Lagen besiedelt, ist an der Lötsehberg-Südrampe auf Silikatun-terlage in 1420 m ü. M. ausgebildet. Auf dem kleinflächigen Silikataufschluß inmitten von plattigen Malmkalkformationen, welche von der Waldföhre eingenommen wer-den, stocken die größten bekannten Flaumeichen im Wallis (BHD = 92 bzw. 85 cm, H = 9 bzw. 12 m) sowie vereinzelte Fichten und eine Weißtanne. Letztere erreicht eine Höhe von 25 m. Entscheidend für das Auftreten dieser Gesellschaft im zentralen Wallis ist offenbar die mineralogisch-petrographische Zusammensetzung des Mutter-gesteins.

Trennarten der Flaumeichenwälder gegenüber von Pineten und Abieteten sind die Wärme- und Trockenheitszeiger der Quercus-pubescens-Gruppe (3) sowie der Origanum vulgare-Gruppe ( 4). Der offene Bestandescharakter kommt in der starken Vertretung der Arten aus der Klasse der Trifalia-Geranietea deutlich zum Ausdruck.

Gemeinsam mit den Erica-Pineten weisen sie eine hochstete Vertretung der Teucrium chamaedrys-Gruppe (9) auf.

Während die Tanne sich in den kontinentalsten Ausbildungen des Flaumeichen-waldes (Sapanaria-Quercetum pubescentis) kaum anzusamen vermag, verjüngt sie sich im Campanula trachelii-Quercetum pubescentis unter Schirm und vermag sogar vereinzelt in die Baumschicht einzuwachsen.

342 Waldföhrenwälder

Der Waldföhre fallen im inneralpinen, buchenfreien Raum beträchtliche Areale zu. In der kollinen Stufe bilden die Waldföhrenwälder die Klimaxgesellschaft.

3421 Xerotherme Föhrenwälder: Odontito-Pinetum (65*) und Ononido-Pinetum (65**)

Verbreitung und Ökologie dieser beiden Föhrenwaldgesellschaften wurden von BRAUN-BLANQUET (1961) eingehend charakterisiert. Das Odantita-Pinetum ist aus-gesprochen xerotherm und erträgt stärkste Austrocknung. Aspektbestimmend sind Carex humilis und Odantites viscasa. Letztere erreicht als südwestmediterrane Art

gerade noch das Wallis. Die obere Verbreitungsgrenze liegt am Südhang örtlich auf rund 1000 m ü. M.

Das Ononido-Pinetum, die zweite xerische Föhrenassoziation , erlangt im Wallis größere Verbreitung. Maßgebend für die Ausbildung sind die Basizität des ganzen Bodenprofils, die Flachgründigkeit und die starke Neigung des Bodens, der im Som-mer viel Wärme aufnimmt (BRAUN-BLANQUET, 1961). Die Physiognomie der Kraut-schicht wird vielfach bestimmt durchArctostaphylos uva-ursi und weitere Licht- und Magerkeitszeiger der Gruppe 12.

35 m

30

25

20

15

10

5-0

152

1; 500

Abbildung 28 Bestandesprofil im Odontito-Pinetum (990 m ü. M., SW, Neigung 55% ).

Beiden stark xerothermen Gesellschaften gemeinsam ist die Astragalus monspes-sulanus-Gruppe (11), Wärme- und Trockenheitszeiger, welche als Differentialarten gegenüber den Erico-Pineten gelten.

Während das Ononido-Pinetum als azonale Föhrenwaldgesellschaft aufzufassen ist, kommt das Odontito-Pinetum am Südhang örtlich bis gegen 1000 m ü. M. vor. Es führt ins Erico-Pinetum silvestris caricetosum humilis über.

Das Odontito-Pinetum wurde von BRAUN-BLANQUET (1961) als lichter, gebüsch-artiger Krüppelwald beschrieben. Wie das Bestandesprofil (Abb. 28) aber zeigt, wer-den an der oberen Verbreitungsgrenze beachtliche Baumhöhen und Deckungsgrade erreicht.

Waldbau

Die Schlußkraft der Waldföhre ist in beiden Einheiten eingeschränkt (Hainbil-dung). In der meist offenen Baumschicht erreicht die Waldföhre Baumhöhen von 7 bis maximal 15/17 m. Die Weißtanne vermag sich nur vereinzelt im Ononido-Pine-tum anzusamen und in die Strauchschicht einzuwachsen. Diese Bestände sind wirt-schaftlich ohne Bedeutung. Waldbauliche Eingriffe beschränken sich auf phytosani-täre Maßnahmen (Verhütung von Käferkalamitäten, Waldbrand).

3422 Erico-Pinetum silvestris ( 65), Schneeheide-(Wald- )Föhrenwald Die vertikale Verbreitung des Erico-Pinetum silvestris geht aus Abbildung 11 her-vor. Der typische Schneeheide-Waldföhrenwald besiedelt im mittleren Wallis die we-niger extremen Trockenstandorte. Die Erico- Pineten lassen sich von den Abieteten durch die Wärme- und Trockenzeiger der Teucrium chamaedrys-Gruppe (9) trennen, welche sie gemeinsam mit den xerothermen Föhrenwäldern und den Flaumeichen-wäldern aufweisen.

Das Erico-Pinetum läßt sich klar in zwei Untereinheiten gliedern, welche sich in ihrer Produktionskraft deutlich unterscheiden.

a) Erico-Pinetum silvestris caricetosum humilis

Diese Subassoziation weist einen weniger thermophilen Charakter auf als das Ononido-Pinetum und das Odontito-Pinetum. Sie besiedelt einerseits flachgründi-gere Standorte, andererseits vermittelt sie südseitig zwischen dem Odontito-Pine-tum und dem Erico-PineOdontito-Pine-tum caricetosum albae. Es können zwei petrographisch bedingte Varianten unterschieden werden: Die Variante mit Dicranum rugosum (Gruppe 13) auf oberflächlich entkalkten Böden und die Typische Variante auf den silikatreichen Bündnerschieferformationen. Letztere weist eine hochstete Vertretung von Antennaria dioeca auf. Beiden Varianten gemeinsam sind hohe

Deckungsgrade von Carex humilis sowie das spärlichere Vorkommen bzw. Fehlen der Arten aus der Picea abies- (21), der Abies alba- (22) und der Calamagrostis varia-Gruppe (17). Die geringe Schlußkraft der Waldföhre äußert sich in der An-wesenheit vieler lichtbedürftiger Arten (Gruppe 12).

Waldbau

Die lückige Baumschicht erreicht kaum Höhen über 15 m. Die Tanne ist hochstet in der Krautschicht, vermag aber selten in die Strauchschicht einzuwachsen. Die Vertretung der Fichte in der Baumschicht bildet die Ausnahme. Infolge der gerin-gen Produktionskraft werden sich die waldbaulichen Eingriffe auf phytosanitäre Maßnahmen (Insekten, Brandgefahr) zu beschränken haben.

b) Erico-Pinetum silvestris caricetosum albae

Der Schneeheide-Waldföhrenwald mit Weißsegge ist charakterisiert durch das her-denweise Auftreten von Carex alba und Melica nutans (Gruppe 19) und/oder durch das Vorkommen der Galium rotundifolium-Gruppe (23). Die Moosschicht ist in der Regel gut ausgebildet (Gruppen 21, 22).

Aufgrund petrographisch und edaphischer Unterschiede können 3 Varianten aus-geschieden werden: Scleropodium purum-Variante ( Gruppe 15) auf leicht ver-braunten, kalkflaumigen Rendzinen (Profil Nr. 1, Abb. 26), die Galium rotundifo-lium-Variante (Gruppe 23) auf schwach sauren, biologisch sehr aktiven Braun-erden und die Arabis Turrita-Variante (Gruppe 7) auf silikatreicher Unterlage.

Letztere weist auch eine hochstete Vertretung der Ononis rotundifolia-Gruppe (14) auf.

Waldbau

Pinus silvestris erreicht relativ gute Wuchsleistungen (20-25 m). In geschlossenen Beständen ist sie schlank und astrein. Regelmäßig beigemischt ist die Fichte, wel-che sehr langsamwüchsig ist. Sie vermag insbesondere auf grobskeletthaltigen Bö-den kaum in die Oberschicht einzuwachsen. Vereinzelt beteiligt sich die Lärche am Bestandesaufbau. Sie ist der Waldföhre kaum wuchsüberlegen , eignet sich aber als sekundäre Hauptbaumart. Die Weißtanne verjüngt sich unter dem licht-durchlässigen Kronendach der Waldföhren vielfach sehr üppig und wächst verein-zelt sogar in die Baumschicht ein (vgl. Abb. 29). Ihre physiologische Altersgrenze ist tief. Sie wird früh stark klebastig (vgl. Abb. 35) und zeigt eine vorzeitige Stor-chennestbildung. Auf waldbauliche Eingriffe reagiert sie sehr empfindlich mit ver-stärkter Klebastbildung und vorzeitiger Storchennestbildung. Die Bewirtschaf-tung dieser relativ produktiven Föhrenbestände ist in jedem Fall lohnenswert.

Qualitätsholzproduktion mit Föhre und Lärche ist durchaus möglich. Groß-flächige Schäden sollten unbedingt verhindert werden, da diese Bestände vielfach

ausgeprägte Schutzfunktionen zu erfüllen haben. Ebenso sind starke Eingriffe ris-kant, weil die Gefahr groß ist, dadurch das Wasserregime der Gesellschaft zu stö-ren und eine Rückentwicklung zu schlechter wüchsigen Pioniergesellschaften ein-zuleiten.

3423 Vaccinio Pinetum silvestris (68*), Preiselbeer-Waldföhrenwald Im Bereich desAbietetum-Areals kommt in der Montanstufe auf sauren, extremen Spezialstandorten die Dauerwaldgesellschaft des Preiselbeer-Waldföhrenwaldes vor.

Prächtig ausgebildet ist diese Einheit auf den Rundhöckern westlich von Zeneggen in ebener und südlich exponierter Lage auf saurer Moränenunterlage. In Nordexpo-sition geht sie in den montanen Fichtenwald über. Analog zum Preiselbeer-Engadi-nerföhrenwald (TREPP, 1977; BrcHSEL, 1980) ließen sich entlang eines hauptsächlich edaphisch bedingten Gradienten verschiedene Ausbildungen ausscheiden. Dieser Reihe von Vegetationseinheiten entspricht eine genetische Serie von Silikatböden, die vom Rohboden zum Eisenpodsol im montanen Fichtenwald führt.

Kennzeichnend in der Strauchschicht ist das üppige Auftreten von Juniperus com-munis. Gemeinsam mit dem Ononido-Pinetum, dem Odontito-Pinetum und den Flaumeichenwäldern weist die Gesellschaft eine hochstete Vertretung der Licht- und Magerkeitszeiger der Euphorbia cyparissias-Gruppe (12) auf, mit dem Erico-Pine-tum jene der Pinus silvestris-Gruppe (16).

In der bodensaurenAusbildung in ebener Lage sind die Flechten (Gruppe 26, 27) und die Vaccinien (Gruppe 28) aspektbestimmend. Letztere treten in der trocken-warmen Ausbildung in lokaler Südexposition stark zurück und werden durch die Ba-sen- und Kontinentalitätszeiger Saponario ocymoides und Astragalus exscapus er-setzt.

Eine weitere Unterteilung der bodensauren Ausbildungen ist aufgrund des vorlie-genden Untersuchungsmaterials nicht möglich.

Waldbau

Die Wuchsleistung der Föhre schwankt entsprechend der unterschiedlichen Bodengründigkeit zwischen 14 und 24 m. Regelmäßig beigemischt ist die Lärche, welche als sekundäre Hauptbaumart in Frage kommt. Die Fichte wächst selten in die Baumschicht ein. Die Tanne vermag sich vereinzelt anzusamen.

343 Erico-Pinetum montanae (67), Schneeheide-Bergföhrenwald

Der Schneeheide-Bergföhrenwald tritt ganz vereinzelt als Pioniergesellschaft auf sich allmählich konsolidierendem Kalkhangschutt und auf Hangrippen auf. Die Berg-föhre steigt vereinzelt bis gegen 700 m ü. M. hinab.

Aspektbestimmend in dieser Gesellschaft sind die dominierenden Erica carnea und Carex alba. Erica carnea zeigt im Schneeheide-Bergföhrenwald optimale Ent-wicklung. Im inneralpinen Tannen-Fichtenwaldgebiet tritt Erica carnea sonst nur sehr sporadisch auf. Ihre soziologische Bindung an die Föhre beginnt sich allmählich zu lösen (ZIMMERMANN, 1981). Die Tanne samt sich schon in der ersten Bergföhren-generation in der von Hylocomium splendens dominierten Moosschicht an und wächst vereinzelt in die Baumschicht ein. Wuchsleistung und Vitalität sind sehr ge-ring. Die natürliche Sukzession führt zum Weißseggen-Fichten-Tannenwald mit Kah-lem Alpendost.

35 m

30

25

94 20

15

10

5-o-

--25m

1 '. 500

Abbildung 29 Bestandesprofil im Erico-Pinetum silvestris caricetosum albae, Variante mit Galium rotundifolium (1130 m ü. M., SW, Neigung 50% ).

344 Fichten-Tannenwälder (Abietetum)

Mit wechselndem Anteil bauen Tanne und Fichte im Naturwald typische Mischbe-stände auf. Weithin sind die Gesellschaften heute aber an Tanne verarmt. Anthropo-gene fichten- und lärchenreiche Ersatzeinheiten treten vielfach an ihre Stelle.

Kennzeichnend ist ein soziologisch-ökologisches Artengruppengefüge von Fich-tenwaldarten und typischen Nadelwaldbegleitern (Vaccinium myrtillus- (28) und Ho-mogyne alpina-Gruppe (29) sowie Buchenwald- und Laubwaldarten (Veronico latifo-lia-(32), Mycelis muralis- (35), Festuca altissima- (37), Lathyrus vernus-Gruppe (38).

Da die Schlußwälder auf Silikat- und Karbonatgesteinen sehr unterschiedliche Stand-orte besiedeln, unterscheidet sich das kennzeichnende Artengefüge erheblich quanti-tativ und qualiquanti-tativ. Deshalb ist die soziologische Wertigkeit acidophiler und basiphi-ler Kennarten sehr ungleich, da auf bodensauren Standorten die meisten Laubwald-arten nicht klimatisch, sondern edaphisch bedingt ausbleiben (MAYER, 1974).

Die Verbreitungsschwerpunkte der einzelnen Gesellschaften sind aus den Abbil-dungen ·11 und 12 ersichtlich. Soziologisch-ökologisch lassen sich drei Gesellschafts-gruppen unterscheiden, die tiefsubalpinen Fichten-Tannenwälder des Adenostylo-Abietetum (50), das Calamagrostio villosae-Abietetum ( 47) im Übergangsbereich zum inneralpinen Fichtenwaldgebiet und die montanen Fichten-Tannenwälder (51, 52) des inneralpinen Fichten-Tannenwaldgebietes.

Letztere wurden von KuocH (1954) als Abietetum melampyretosum beschrieben.

Die Saxifraga cuneifolia-Variante auf silikatreichen, kalkarmen Gesteinen wurde von ELLENBERG und KLöTZLI (1972) dem Galio-Abietetum, die Carex alba/digitata-Variante dem Carici albae-Abietetum zugeordnet. Eine Nachprüfung der Zuordnung der Walliser Aufnahmen KuocHs ergab, daß ein Großteil nur mit Mühe zugeordnet werden konnte. Das Vorliegen einer spezifischen Gebietsausbildung im kontinental geprägten Wallis wäre zu überprüfen.

Soziologisch-systematisch sind die Abieteten durch den wechselnden Anteil von Fagetalia-(oder der ihr untergeordneten Einheiten) und Vaccinio-Piceetalia-Arten, das Fehlen von Charakterarten und einer durchgehenden einheitlichen charakteristi-schen Artenkombination schwer zu fassen (MAYER, 1974). Die Systematik der Cha-rakterarten berücksichtigt zudem nur «Extremstandorte» (KLöTZLI, 1972; ELLEN-BERG, 1982) und kümmert sich kaum um die oft weit verbreitete Vegetation eher mittlerer Standorte. Daraus resultiert die unsichere systematische Stellung der Abie-teten.

Tannenwälder in subkontinental getöntem Klima auf nährstoffreichen Böden ( Galio-Abietetum festucetosum) stehen den Buchenwäldern floristisch am nächsten, obwohl ihnen die Buche aus klimatischen Gründen fehlt. Sie gehören zweifellos zur Ordnung Fagetalia und zum Fagion und werden von manchen Autoren im Unterver-bande Galio-Abietion vereinigt (ELLENBERG, 1982). Von ELLENBERG und KLöTZLI (1972) wurden Fichten-Tannenwälder provisorisch in den Verband «Piceo-Abietion»

gestellt.

Die Schwierigkeit der systematischen Zuordnung der Abieteten zeigt sich auch bei der Bestimmung der Verbandszugehörigkeit mit Hilfe des Verhältnisses von Cha-rakterartengruppen (KELLER, 1979).

Diesen Fragen kann im Rahmen dieser Arbeit aber nicht weiter nachgegangen werden.

3441 Carici albae-Abietetum (52), Weißseggen-Fichten-Tannenwald

Die beiden Ausbildungen des montanen Fichten-Tannenwaldes im Wallis sind unter lagebedingt.

Die Verwandtschaft der seggenreichen Schlußwaldgesellschaft des Carici albae-Abietetum auf Kalkunterlage zum Erico-Pinetum silvestris wird durch die mäßigen Trockenheitszeiger aufbasenreichen Standorten der Polygala chamaebuxus- (18) und der Calamagrostis varia-Gruppe (17) belegt. Der xerische Charakter dieses Karbo-nat-Fichten-Tannenwaldes zeigt sich im Fehlen bzw. in der schwachen Vertretung me-sophiler Arten, wie der Festuca altissima-(37) und der Veronica latifolia-Gruppe (32), sowie im Fehlen der Farne (Gruppe 43).

a) Carici albae-Abietetum caricetosum humilis

Die Carex humilis-Ausbildung des Weißseggen-Fichten-Tannenwaldes bringt den Übergangscharakter zum Erico-Pinetum silvestris deutlich zum Ausdruck. Hoch-stet ist neben Carex humilis die Pinus silvestris-Gruppe (16). Entsprechend dem warm-trockenen Gesamtstandortscharakter ist die Bodenentwicklungstiefe nur gering. Die sauren Braunerden zeigen ab etwa 60 cm Kalkflaumausscheidungen (vgl. Abb. 26, Profil Nr. 2).

b) Carici albae-Abietetum typicum

Die typische Variante steht bezüglich der Wasserversorgung im Zentrum der Asso-ziation. Ihre Hauptverbreitung liegt in mittleren montanen Lagen. Sie entspricht demAbietetum melampyretosum, Carex alba/digitata-Variante (KuocH, 1954).

c) Carici albae-Abietetum homogynetosum

Diese Einheit ist gekennzeichnet durch das häufigere Auftreten von Arten aus dem Verband Vaccinio-Piceion und von Säurezeigern, z. B. der Vaccinium myrtil-lus- (28) und der Homogyne alpina-Gruppe (29). Entsprechend dem hochmonta-nen Schwergewicht der Verbreitung ist diese Subassoziation in kühleren Lagen, auf Böden mit tieferer Bodenentwicklung und ausgeglichener Wasserversorgung ausgebildet. Die Böden sind vielfach leicht podsoliert (vgl. Abb. 26, Profil Nr. 3).

d) Carici albae-Abietetum adenostyletosum glabrae

Die Adenostyles glabra-Subassoziation ist eine typische Kalkhangschuttausbil-dung. Sie ist anzutreffen am Fusse von abwitternden Felswänden oder auf grobem Kalkblockschutt , welcher von Feinmaterial durchrieselt wird. Typisch für diese Standorte ist die Gruppe der Kalkschuttzeiger: Adenostyles glabra, Lastrea rober-tiana, Campanula cochlearifolia (Gruppe 33) und die Basenzeiger der Daphne mezereum-Gruppe (34). Entsprechend dem stetigen kolluvialen Nachschub ist die Bodenentwicklung sehr gering.

Waldbau

Vielfach zeichnen sich die Hangwälder des Carici albae-Abietetum durch eine Bei-mischung der Lichtbaumarten Lärche und Föhre aus. In pionierhaften Stadien spie-len sie gemeinsam mit der Fichte eine größere Rolle. Ohne Gefährdung des standört-lichen Potentials kann der Anteil dieser natürstandört-lichen Vorwaldbaumarten hoch bemes-sen werden (KuocH, 1954). Ein hoher Tannenanteil ist aber zur Sicherung einer nach-haltigen Produktion unentbehrlich.

In der meist reichlich vorhandenen Moosschicht auf mullartigem bis rohhumosem Moder findet die Tanne ausgezeichnete Ansamungsbedingungen. Tanne und Fichte verjüngen sich reichlich unter Schirm und in kleinen Lücken. Der Anteil der ansa-mungsfreudigen Tanne läßt sich durch langfristige Verjüngungsverfahren oder Plen-terdurchforstungseingriffe leicht erhöhen.

Die Tanne zeichnet sich in der typischen und in der Ausbildung mit Homogyne alpina (Abb. 30) durch eine hohe Produktionskraft und gute Qualität aus. Die Ver-jüngung vollzieht sich kleinflächig unter lockerem Schirm und in kleinen Lücken. Bei guter Vertretung der Weißtanne ist in jedem Fall die Gruppenplenterung angezeigt.

Die Erhaltung der Lichtbaumarten, insbesondere der produktionsstarken Lärche, verlangt auf diesen Standorten gebirgsplenterartige Eingriffe. Ein Bestockungsan-teil der Tanne von 30 bis 40 Prozent sollte aber aus Gründen des Betriebsrisikos (Schneedruck, Windwurf) überall angestrebt werden. Der Anteil der Weißtanne läßt sich überall mit stark auf Ungleichförmigkeit abzielenden Eingriffen leicht erhöhen.

Die Adenostyles glabra- und die Carex humilis-Ausbildung weisen ihre waldbauli-chen Besonderheiten auf.

In der Carex humilis-Ausbildung (Abb. 31) ist die Fichte deutlich wuchsunter-legen. Die Bestände sind daher vielfach sehr tannenreich. Die Ausformung der Weiß-tanne ist gering (Klebastigkeit, schlechte natürliche Astreinigung). Ihre Produktions-kraft ist kleiner. Auf starke Eingriffe reagiert sie mit vermehrter Klebastbildung. Die Verjüngungskraft der Tanne ist sehr groß. Eine Beimischung der Lichtbaumarten Föhre und Lärche verlangt einen gebirgsplenterförmigen Aufbau dieser Bestände.

Die Bestandesöffnungen sollten aber nach Norden und Osten ausgerichtet werden, damit das Wasserregime dieser Standorte nicht verschärft wird.

Die oft steinschlaggefährdeten Bestände der Adenostyles glabra-Ausbildung mit ausgeprägter Schutzfunktion erfordern einen großen Weißtannenanteil (80 % ) . Die

Konkurrenzkraft der Fichte wird in aktiven Steinschlagzonen stark eingeschränkt, da die Fichte im Vergleich zur Weißtanne eine verminderte pathologische Resistenz gegenüber Wurzelpilzen und ein kleineres Wundheilvermögen aufweist. Auf der gan-zen Fläche sind möglichst kleinflächig ungleichaltrige und stammzahlreiche Bestände

35 m

+-- _ ___ _ _

30_m_

1: 500

Abbildung 30 Bestandesprofil im Carici albae-Abietetum homogynetosum (1240 m ü. M., NE, Neigung 65% ).

anzustreben. Die Verjüngungsgunst ist in dieser Ausbildung am geringsten. Bei zu starker Auflichtung tritt Calamagrostis varia stärker hervor. In den von Natur aus oft reich gestuften Beständen läßt sich durch baum- bis truppweise Eingriffe eine grup-penplenterartige Struktur aufrechterhalten.

3442 Galio-Abietetum (51), Labkraut-Fichten-Tannenwald

Der Labkraut-Fichten-Tannenwald bildet die typische Schlußwaldgesellschaft auf silikatreicher, kalkarmer Unterlage in der Montanstufe. Die Assoziation weist eine große ökologische Amplitude auf. Es wurden drei Subassoziationen ausgeschieden.

Als Ganzes läßt sich das Galio-Abietetum vom Carici albae-Abietetum durch die Silikatpflanzen Poa nemoralis und Polypodium vulgare abgrenzen. Als weitere Trenn-arten gelten die typisch montanen Arten der Mycelis muralis-Gruppe (35) sowie die Nährstoffzeiger der Geranium robertianum-Gruppe (36). Diese beiden Artengrup-pen bringen auch den weniger xerischen Gesamtstandortcharakter von Silikatunter-lagen zum Ausdruck.

a) Galio-Abietetum festucetosum

Das Galio-Abietetum festucetosum umfaßt die artenreichsten Fichten-Tannenwäl-der des Wallis. Sie stocken in mäßig steilen bis sehr steilen Lagen in Fichten-Tannenwäl-der unteren und mittleren Montanstufe und stehen in Kontakt zum Erico-Pinetum carice-tosum albae (Arabis Turrita-Variante) und zum Saponario-Quercetum. Kennzeich-nend ist einerseits das starke Hervortreten von Fagetalia- und Fagion-Arten, von Basen-, Nährstoff- und Frischezeigern, z.B. der Festuca altissima- (37), Lathyrus vernus-(38) und der Veronica latifolia-Gruppe (32), andererseits die Abwesenheit von Säurezeigern. Das Zurücktreten der Moose ist Folge der basenreichen Moder-humusauflagen und z. T. der Hangeinwirkung (Alliaria officinalis-Variante). Der thermophile Charakter dieser Subassoziation und die Verwandtschaft zum Flaum-eichenwald zeigt sich in der hochsteten Vertretung der Arabis Turrita-Gruppe (7).

Im Gegensatz zur typischen Variante steht die Alliaria officinalis- Variante ( Gruppe 39) unter deutlicher Hangeinwirkung. Sie erfährt öfters eine sehr geringfügige oberflächliche Materialbewegung. Kennzeichnend sind die Stickstoffzeiger Allia-ria officinalis, Chelidonium majus und M oehringia trinervia, ebenso das häufigere Auftreten von Geranium robertianum und Galium aparine.

b) Galio-Abietetum typicum

Die typische Ausbildung bestockt mittlere montane und hochmontane Lagen.

Kennzeichnend ist die Artenarmut, das Zurücktreten der typischen Laubwald-begleiter, die Abwesenheit der thermophilen Arten und das Auftreten von

Kennzeichnend ist die Artenarmut, das Zurücktreten der typischen Laubwald-begleiter, die Abwesenheit der thermophilen Arten und das Auftreten von

Im Dokument (Abies alba (Seite 81-106)