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Soziales Umfeld im Bereich von Sicherheit und Gesundheit

Stufe III: Handlungskompetenz als eigeninitiatives vorgreifendes Gestalten der Lebens- und Arbeitsbedingungen

Kernelement 7: Proaktive Funktion

6 Generelle Kompetenzmatrix zu Sicherheit und Gesundheit

6.2 Generelle Kompetenzmatrix zur Handlungsbereitschaft im Hinblick auf Sicherheit und Gesundheit

6.2.7 Soziales Umfeld im Bereich von Sicherheit und Gesundheit

Jeder Mensch bewegt sich in mehreren Ebenen des sozialen Umfeldes, die unter-schiedliche Werte leben können. Als Kind wird man in der Familie von anderen Werten geprägt als in der Schule oder in der eigenen Peer-Group. Im betrieblichen sozialen Umfeld lassen sich ebenfalls verschiedene Ebenen festhalten. Mit der Kol-legin vor Ort bildet man ein Team (Mikroebene), mit weiteren KolKol-leginnen und Kolle-gen gehört man einer bestimmten Abteilung an. Die Abteilung ist mit anderen Abtei-lungen Teil einer weiteren größeren Einheit, wie z. B. einer Verwaltung. Die Verwal-tung bildet mit dem Produktionsbereich und seinen Untereinheiten ein Werk usw. Die Werte einer Sicherheits- und Gesundheitskultur, die für das gesamte Unternehmen propagiert werden, können in den verschiedenen Ebenen sehr unterschiedlich gelebt werden. So können Sicherheitsstandards im Produktionsbereich ernster genommen und stärker verfolgt werden als am Büroarbeitsplatz in der Verwaltung. Die einzelne Person kann sich an den gelebten Werten vor Ort oder an den Unternehmenswerten orientieren.

Das soziale Umfeld gibt durch Reaktionen Rückmeldung über das Handeln des Indi-viduums:

l Es verstärkt sicherheits- und gesundheitsgerechtes Handeln durch das Auslö-sen positiver Emotionen beim handelnden Subjekt (z. B. durch Lob, Bestätigung, Anerkennung).

l Es schwächt bzw. löscht sicherheits- und gesundheitsgerechtes Handeln durch das Auslösen negativer Emotion beim handelnden Subjekt (z. B. durch Tadel, Nichtbeachtung, Missachtung, Ächtung).

l Es verstärkt sicherheits- und gesundheitswidriges Handeln durch das Auslösen positiver Emotion beim handelnden Subjekt (z. B. durch Lob, Bestätigung, Aner-kennung, Duldung).

l Es schwächt bzw. löscht sicherheits- und gesundheitswidriges Handeln durch das Auslösen negativer Emotion beim handelnden Subjekt (z. B. durch Tadel, Missachtung, Ächtung)

Jede Person bewegt sich wie erwähnt in verschiedenen Subsystemen des sozialen Umfeldes, in dem verschiedene Wertekulturen gelebt werden. Wenn man Sicherheit und Gesundheit als eigene Werte internalisiert hat, stellt sich die Frage, welche Kompetenzen das Individuum in einem sozialen Umfeld benötigt, das sicherheits-und gessicherheits-undheitsgerechte Kompetenzen unterstützt bzw. nicht unterstützt.

Das soziale Umfeld unterstützt sicherheits- und gesundheitsgerechte Kompetenzen.

Das Individuum benötigt folgende Bereitschaften, um sicherheits- und gesundheits-gerechte Kompetenzen beizubehalten oder weiterzuentwickeln:

l Bereitschaft zur Wahrnehmung und Akzeptanz der Unterstützung

Das soziale Umfeld kann auf vielfältige Weise sicherheits- und gesundheitsge-rechtes Verhalten unterstützen. Angebote wie Informationen, Seminare oder Be-ratung müssen jedoch wahrgenommen und angenommen werden. Zum Beispiel bieten Krankenkassen, Volkshochschulen oder Sportvereine spezielle Rücken-schulkurse an. Eine Person kann auf verschreibungspflichtige Physiotherapie fi-xiert sein und andere Angebote nicht wahrnehmen oder nicht bereit sein, diese zu akzeptieren, weil sie nicht von der Ärztin als Autorität für medizinische Qualität verordnet sind.

l Bereitschaft zur Kooperation

Im Bereich von Sicherheit und Gesundheit gibt es viele Expertinnen und Exper-ten, die über detailliertes Wissen in einzelnen Gebieten verfügen, was die Ge-staltung der Bedingungen und des eigenen Verhaltens angeht. Es muss die Be-reitschaft bestehen, mit ihnen für Sicherheits- und Gesundheitsbelange zu ko-operieren und beispielsweise Vorschläge zu akzeptieren oder Anweisungen (z. B. des Arztes) zu befolgen. Die Bereitschaft zur Kooperation ist auch wichtig für Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen, die nur im Team erarbeitet und umgesetzt werden können, wie die sicherheitsgerechte Neugestaltung von Spielplätzen im Kindergarten als gemeinsame Aktion des Elternbeirats oder die Bewältigung saisonaler Mehrarbeit im Betrieb.

l Bereitschaft für das Erlernen der Elemente der Handlungsfähigkeit

Hier wird die Verbindung zur Handlungsfähigkeit deutlich. Die einzelne Person muss bereit sein, sich zu informieren und Wissen anzueignen, Methoden zu er-lernen usw.

Das soziale Umfeld unterstützt nicht sicherheits- und gesundheitsgerechte Kompe-tenzen. Das Individuum benötigt in diesem Fall folgende Bereitschaften, um die ei-genen sicherheits- und gesundheitsgerechten Kompetenzen beizubehalten:

l Bereitschaft zur Reflexion der Wertunterschiede

Ist man sich unterschiedlicher Werte bewusst, kann man sich aktiv für die einen Werte entscheiden und diese verfolgen. Zugleich entscheidet man sich ge-gen die Werte des sozialen Umfelds.

Ist man sich der eigenen Werte bewusst, kann man diese kommunizieren und das eigene Handeln begründen.

Um eigene Werte durchzusetzen, benötigt man die Bereitschaft, ihnen im Alltag kontinuierlich und konsequent einen bestimmten Rahmen zu geben.

l Bereitschaft für den Einsatz von sicherem und gesundheitsgerechtem Handeln Unterstützt das soziale Umfeld nicht sicherheits- und gesundheitsgerechtes Han-deln erfordert es die Bereitschaft, sich dennoch und in Abweichung vom sozialen Umfeld dafür einzusetzen. Dazu muss man bereit sein, das eigene Verhalten so weit wie möglich beizubehalten und durchzusetzen. Unterstützt wird dies durch die Bereitschaft, das eigene Verhalten immer wieder zu begründen.

l Bereitschaft, Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen, Bereitschaft zum kon-struktiven Umgang mit Konflikten, Bereitschaft zum Dialog

Gerade wenn in Gruppen, zu denen man gehören will (Berufsgruppe, Freundes-kreis, Verein etc.) sicherheits- und gesundheitsgerechtes Verhalten nicht ge-schätzt wird und beispielsweise als altmodisch, den Spaß verderbend oder als Zeichen von Schwäche gilt, ist es notwendig, den sozialen Druck auszuhalten und damit umzugehen, wenn man das eigene Verhalten und die eigenen Werte beibehalten möchte. Die Bereitschaft zum konstruktiven Umgang mit Konflikten und zum Dialog sind sinnvolle Grundhaltungen zum Erreichen dieses Ziels.

l Bereitschaft für das Erlernen der Elemente der Handlungsfähigkeit

Wie beim unterstützenden sozialen Umfeld gilt es auch im nicht unterstützenden Umfeld bereit zu sein, sicherheits- und gesundheitsgerechte Kompetenzen im Bereich der Handlungsfähigkeit zu erwerben.