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Sozialdaten/familiäres Umfeld

4. Ergebnisse: Schuleingangsuntersuchung (SEU)

4.1.4 Daten aus dem SEU-Elternfragebogen (indirekt erhobene Daten)

4.1.4.1 Sozialdaten/familiäres Umfeld

In Sachsen-Anhalt wird im aktuellen SEU-Elternfra-gebogen nach der Schulbildung und der Erwerbstä-tigkeit der Eltern des Kindes nach dem „Brandenbur-ger Modell“ gefragt (Böhm et al., 2007). Nach diesem Modell wird die Schulbildung 3-stufig (niedriger Schulabschluss: weniger als 10 Klassen, mittlerer Schulabschluss: 10 Klassen, hoher Schulabschluss:

mehr als 10 Klassen oder Abitur) und die Erwerbstä-tigkeit 2-stufig erfasst (mit bzw. ohne Erwerbstätig-keit, wobei nicht zwischen Voll- und Teilzeiterwerbs-tätigkeit unterschieden wird).

In der Zusammenfassung der Untersuchungsjahre 2008+2009 lagen bei etwa 16.500 bzw. 17.100 Kindern Angaben zur Schulbildung bzw. Erwerbstätigkeit des Vaters und bei etwa 19.100 bzw. 19.700 Kindern An-gaben zur Schulbildung bzw. Erwerbstätigkeit der Mutter vor (Tab. S2).

Nach den Selbstauskünften der Eltern in diesen zwei Jahren hatten zum Zeitpunkt der Schuleingangsun-tersuchungen 12,2% der Väter einen niedrigen Schul-abschluss, 64,7% einen mittleren und 23,0% einen hohen Schulabschluss. Bei den Müttern gaben 12,6%

bzw. 63,6% bzw. 23,9% die entsprechenden Abschlüs-se zu Protokoll (Abb. S11).

Ebenso laut Selbstauskunft waren in den beiden Untersuchungsjahren 68,3% der Mütter und 86,3%

der Väter zum Zeitpunkt der SEU teil- oder vollzeit-erwerbstätig.

68,3%

86,3%

12,6% 12,2%

63,6% 64,7%

23,9% 23,0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Anteil unter allen Eltern, die im Fragebogen Angaben gemacht haben

Abb. S11: Erwerbstätigkeit und Schulbildung der Eltern

Für den vorliegenden Bericht wurde – ebenfalls nach dem Brandenburger Modell - aus den Angaben zur Schulbildung und zur Erwerbstätigkeit der Eltern ein

„Sozialindex“ (7-stufig) und daraus ein „Sozialstatus“

(3-stufig) für jedes untersuchte Kind gebildet, bei dem betreffende Elternauskünfte vorlagen.

Die Ermittlung des „Brandenburger Sozialindex und Sozialstatus“ ist ein etabliertes Modell der Sozialme-dizin und Gesundheitsberichterstattung (Böhm et al., 2007) und wird nach folgendem Verfahren ermittelt:

1) Die Schulbildung und die Erwerbstätigkeit der El-tern werden in Punkten skaliert:

niedrige Schulbildung (<10 Klassen) = 1 Punkt mittlere Schulbildung (10 Klassen) = 2 Punkte hohe Schulbildung (> 10 Klassen oder Abitur) = 3 Punkte ohne Teil- oder Vollzeiterwerbstätigkeit = 1 Punkt mit Teil oder Vollzeiterwerbstätigkeit = 2 Punkte 2) Die Punkte für Schulbildung und Erwerbstätigkeit

werden für beide Eltern und für beide Kategorien addiert und ergeben den sogenannten „Sozialin-dex“. Wenn für ein Elternteil keine Angaben zur Schulbildung und/oder zur Erwerbstätigkeit vor-liegen, so wird die Punktzahl des anderen Eltern-teils einfach verdoppelt. In jeder Kategorie (Schul-bildung und Erwerbstätigkeit) muss mindestens eine Elternangabe vorliegen, um den Sozialindex bilden zu können.

Beispiel:

Schulbildung Erwerbstätigkeit Sozialindex der Familie/des Kindes Mutter Vater Mutter Vater

1 2 2 2 7

3 2 10

1 1 4

3) Aus dem Sozialindex wird nach folgendem Raster ein 3-stufiger „Sozialstatus“ für das Kind ermittelt:

Sozialindex Sozialstatus der Familie/des Kindes

4-6 niedrig

7-8 mittel

9-10 hoch

Auf der Grundlage von Selbstauskünften der Eltern wurde nach diesem Schema ermittelt, dass von den 2008-2009 untersuchten Kindern 20,7% einen nied-rigen, 52,6% einen mittleren und 26,8% einen ho-hen Sozialstatus besaßen (Abb.S12). Am häufigsten (38,6%) war den Kindern ein Sozialindex von 8 Punk-ten zuzuordnen.

Die Selbstauskünfte der Eltern ergaben weiterhin, dass der weitaus größte Teil (92,2%) der untersuch-ten Kinder zum Zeitpunkt der Schuleingangsunter-suchung eine Regelbetreuung in einer Kindertages-stätte erhielt und – auch heute noch - der Großteil der Kinder (73,2%) in einem Haushalt mit zwei Eltern lebte (Abb. S13).

Anteil unter allen Kindern, bei denen die Eltern Angaben zu ihrer Erwerbstätigkeit und Schulbildung gemacht haben

Abb. S12: Sozialindex und Sozialstatus des Kindes nach Brandenburger Modell

60%

50%

40%

30%

20%

10%

0%

5,3%

3,7%

11,7% 13,9%

38,6%

15,7%

11,1%

20,7%

52,6%

26,8%

4 Punkte 5 Punkte 6 Punkte 7 Punkte 8 Punkte 9 Punkte 10 Punkte niedrig

(4-6) mittel

(7+8) hoch (9+10)

Sozialindex . Sozialstatus

N = 19.035 Kinder, bei denen mindestens ein Elternteil Angaben zur Erwerbstätigkeit und mindestens ein Elternteil Angaben zur Schulbildung gemacht haben

Anteil unter allen Kindern, bei denen die Eltern Angaben zu dieser Frage gemacht haben 100%

90%

80%

70%

60%

50%

40%

30%

20%

10%

0%

Abb. S13: Betreuungsform und Bezugsperson(en) des Kindes

92,2%

73,2%

25,7%

4,1% 3,7%

1,0%

Regelbetreuung

KITA integrative

Betreuung KITA Betreuungsart N = 25.922

Hauskind

.

Mutter Vater beide Eltern

Bezugsperson (Kind lebt bei ...) N = 13.573

Kinder in Raucherhaushalten:

Im Untersuchungszeitraum 2008-2009 gaben 28,0%

der Eltern an, dass in ihrem Haushalt geraucht wer-de, d.h. dass das einzuschulende Kind in einem Rau-cherhaushalt lebt (Tab. S2).

Geschwister:

Im Untersuchungszeitraum 2008-2009 hatten ein-zuschulende Kinder laut Elternfragebogen im Mittel 1,19 Geschwister. Die Geschwisterzahl reichte von 1 bis 12, wobei Geschwisterzahlen >3 sehr selten wa-ren. 24% der Kinder waren Einzelkinder (Abb. S14).

Abb. S14: Anzahl Geschwister

Untersuchungsjahr 2008 2009 2008+2009

ausgewertete Fragebögen 9.454 13.207 22.661

Anzahl Geschwister

0 22,5% 24,9% 23,9%

1 51,3% 50,8% 51,0%

2 16,2% 15,0% 15,5%

3 5,9% 5,5% 5,7%

4 2,0% 1,9% 2,0%

5 1,0% 0,9% 0,9%

6 0,4% 0,5% 0,5%

7 0,3% 0,2% 0,2%

8 0,08% 0,10% 0,10%

9 0,05% 0,10% 0,10%

10 0,02% 0,10% 0,00%

11 0,13% 0,10% 0,10%

Veränderung der Sozialdaten von 2008 auf 2009:

Folgende Sozialparameter zeigten im Jahr 2009 einen signifikant höheren Wert als im Jahr 2008:

Häufigkeit des hohen Sozialstatus, Häufigkeit der Regelbetreuung, Anteil Mütter mit hoher Schulbil-dung, Anteil Väter mit hoher Schulbildung, Anteil Mütter mit niedriger Schulbildung, Anteil Väter mit niedriger Schulbildung (Tab. S2). Folgende Sozial-parameter zeigten im Jahr 2009 einen signifikant niedrigeren Wert als im Jahr 2008: Häufigkeit des niedrigen Sozialstatus, Anteil Hauskinder, Anteil integrativ betreuter Kinder, Anteil Kinder in Rau-cherhaushalten, mittlere Geschwisterzahl (Tab. S2).

Neun dieser elf Veränderungen der Sozialparameter lassen sich durch das Hinzukommen (im Jahr 2009) der Daten von Magdeburg und Börde erklären: Diese beiden Datenpools enthalten im Vergleich zum Lan-desdurchschnitt mehr Kinder aus sozial starken Fa-milien mit den entsprechenden Sozialdaten. Ob die zunächst widersprüchliche Zunahme des Anteils von Müttern und Vätern mit niedriger Schulbildung ei-nen landesweiten negativen Zeittrend darstellt (zu-nehmende „Öffnung einer Schere“ zwischen Eltern mit hoher bzw. niedriger Schulbildung), oder ob dies eine Zufallsbeobachtung ist, kann erst durch Analyse der Daten in den Folgejahren ermittelt werden.

Belastbarkeit der hier dargestellten Sozialdaten:

Die hier dargestellten Sozialdaten sind aus folgen-den Grünfolgen-den nur begrenzt belastbar:

1) Es handelt sich um freiwillige Selbstauskünfte der Eltern, d.h. vor allem die Häufigkeitsverteilungen bezüglich Erwerbstätigkeit, Schulbildung und Rauchverhalten im Haushalt sind unter Umstän-den durch selektive Nicht-Beantwortung der be-treffenden Fragen „geschönt“.

2) Das Rechenverfahren zur Ermittlung des Sozial-index bzw. des Sozialstatus nach dem Branden-burger Modell beinhaltet einen erheblichen Unsi-cherheitsfaktor, weil bei fehlenden Angaben vom 2. Elternteil die Angaben des 1. Elternteils einfach verdoppelt werden.

3) Die hier durchgeführte Zuordnung der Kinder zu einem bestimmten Sozialindex bzw. Sozialstatus ist rein modellhaft und darf nicht mit einer realen soziologischen Beschreibung des Lebensumfeldes der Kinder gleichgesetzt werden. Die Anwendung anderer Modelle (z.B. mit Einbeziehung des Ein-kommens der Eltern, unterschiedlicher Skalierung und/oder Gewichtung von Schulbildung und Er-werbstätigkeit usw.) würde eventuell zu anderen Sozialstufen-Zuordnungen führen.

4) Die Angaben zu(r) Bezugsperson(en) sind insofern mit einiger Unsicherheit behaftet, weil im Rahmen des SEU-Elternfragebogens die genauen Familien-verhältnisse nicht erfragt werden können und sol-len, z.B. Häufigkeit des Kontakts zum ggf. getrennt lebenden Elternteil, Kindschaftsverhältnis (leiblich bzw. nicht leiblich) zum ggf. im Haushalt lebenden Vater, Zeitpunkt (vor Kurzem bzw. seit Langem) der Trennung der Eltern bzw. der gemeinsamen Haus-haltsführung usw.

5) Die hier ausgewerteten Angaben zur Betreuungs-art des Kindes (Regelbetreuung KITA, integrative Betreuung KITA, Hauskind) beinhalten eventuell Ungenauigkeiten:

a) Integrativ betreute Kinder besuchen zuneh-mend gemeinsam mit regulär betreuten Kin-dern dieselbe KITA. Die Identifizierung von inte-grativ betreuten Kindern bzw. „Regelkindern“ in diesen KITAs durch die Mitarbeiter der Gesund-heitsämter im Rahmen der SEU ist nicht immer ganz einfach und wird nicht immer mit dersel-ben Konsequenz verfolgt.

b) Unter den Hauskindern befindet sich naturge-mäß immer auch ein bestimmter Anteil von Kindern mit „integrativem Förderbedarf“. Da-durch ist sowohl die Gegenüberstellung mit den „Regel-KITA-Kindern“ als auch mit den „In-tegrativen KITA-Kindern“ nicht passgenau.