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Ausgewählte Gesundheitsindikatoren für vergleichende Betrachtungen SEU/SR3/SR6

für vergleichende Betrachtungen SEU/SR3/SR6

Hinweis: Zur besseren Orientierung und Lesbarkeit werden im Folgenden alle Tabellen und Abbildungen im Text als „Abbildungen“ bezeichnet;alle Datenzu-sammenstellungen im Anhang werden als „Tabellen“

bezeichnet.Alle Abbildungen und Tabellen im Kapitel Gesundheitsindikatoren erhalten das Vorzeichen G.

Um gesundheitliche Aspekte von Kindern in den drei Alters-/Untersuchungsgruppen: Einschüler, Dritt-klässler, Sechstklässler vergleichen zu können, wur-den unter der Gesamtzahl aller erfassten Variablen ein Satz von übergreifenden „Gesundheitsindikato-ren“ ausgewählt. Diese sollten:

– in allen 3 Untersuchungen erfasst worden sein – ein relativ breites Spektrum der gesundheitlichen

Lage beschreiben

– eine identische Erfassungsmethodik in den 3 Un-tersuchungen gehabt haben.

Insgesamt wurden anhand dieser Kriterien 13 Ge-sundheitsindikatoren ausgewählt. Die hauptsäch-liche Einschränkung bei der Auswahl der Gesund-heitsindikatoren war das erste Kriterium (Erfassung in allen 3 Untersuchungen), welches die Zahl der zur Wahl stehenden Variablen drastisch verringerte.

Zwar sind unter den ausgewählten Gesundheitsin-dikatoren eine Reihe von Variablen mit recht weiter Ausprägungsvarianz (vor allem die anamnestisch erhobenen Auskünfte der Eltern zum Befinden der Kinder), da jedoch die Erfassungsmethodik (Art der Fragestellung im Elternfragebogen) bei den drei Un-tersuchungen vergleichbar war, sind diese Auskünfte zwischen den Untersuchungen wieder vergleichbar.

Auch geben diese „Befindlichkeitsfragen“ – selbst wenn sie nicht scharf messbar sind – wichtige Ein-blicke in die gesundheitliche Lage der Kinder. Die Gesundheitsindikatoren dienten nicht nur zum Ver-gleich zwischen den Alters-/Untersuchungsgruppen, sondern auch dazu, zwei wichtige Ergebnisse aus der SEU (geschlechtliche und soziale Ungleichvertei-lung der Gesundheit der Kinder) bei Dritt- und/oder Sechstklässlern zu überprüfen.

6.1 Vergleich der Gesundheitsindikatoren in den 3 Alters-/Untersuchungsgruppen

Alle 13 Gesundheitsindikatoren zeigten einen stati-stisch signifikanten Unterschied zwischen Einschü-lern, Drittklässlern und Sechstklässlern (Abb.G1). Bei

Die stufenweise schlechteren Indikatorwerte in der Reihenfolge: Einschüler – Drittklässler – Sechst-klässler können auf zwei ganz unterschiedliche Wei-sen erklärt werden: Einerseits könnte es sich um eine regelhafte Verschlechterung des Gesundheitszu-standes der Kinder (im Messbereich der Indikatoren) in der Lebensphase von etwa 5 bis 12 Jahren handeln.

Andererseits könnte es jedoch auch sein, dass die untersuchten Einschüler, Drittklässler und Sechst-klässler eigentlich „dieselbe Gesundheit besitzen“, dass sich jedoch die gesundheitlichen Rahmenbedin-gungen in Sachsen-Anhalt verbessert haben und die heutigen 5-Jährigen schon unter besseren Bedingun-gen aufgewachsen sind als die heutiBedingun-gen 12-JähriBedingun-gen.

In Anbetracht des relativ kurzen Zeitraumes von 7 Jahren (Altersdifferenz zwischen Sechstklässlern und Einschülern) und den relativ stabilen Rahmenbedin-gungen in Sachsen-Anhalt im hier interessierenden Zeitraum, 1996/1997 (Geburtsjahr der hier untersuch-ten Sechstklässler) bis 2003/2004 (Geburtsjahr der hier untersuchten Einschüler) ist es wahrscheinlich, dass es sich bei den beobachteten Verschlechterun-gen der Indikatorwerte in erster Linie um eine regel-hafte Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Kinder handelt.

Im Falle von Übergewicht, Adipositas, Haltungs-schwäche, systolischer und diastolischer Bluthoch-druck könnte es sich um die zunehmenden Manife-stationen einer ungesunden Lebensweise bei einem Teil der Kinder handeln (schlechtes Bewegungs- und Ernährungsverhalten). Die zunehmende Verschlech-terung bei der Mehrzahl der „Indikatoren zur Befind-lichkeit“ bei Dritt- bzw. Sechstklässlern könnte even-tuell auf eine Zunahme von „Stress“ nach Eintritt in die Grund- bzw. weiterführende Schule hinweisen.

So stieg der Anteil Kinder mit (von den Eltern berich-teten) Bauch- und Kopfschmerzen vom Vorschulalter bis zur 3. Klasse besonders stark an.

Ein besorgniserregender Befund ist der steigende An-teil von Kindern, die eine Dauermedikation erhalten (immerhin jedes 14. Kind in der 6. Klasse). Auch dieser Befund könnte auf eine Zunahme von schulischem, familiärem und/oder sozialem „Stress“ in dieser Le-bensphase der Kinder hinweisen.

Abb. G1: Ausprägung von Gesundheitsindikatoren bei Einschülern (Untersuchungsjahre 2008+2009) und Dritt- und Sechstklässlern (Schuljahr 08/09), Sachsen-Anhalt

Untersuchungsgruppe: Einschüler1 3.-Klässler2 6.-Klässler2 Signifikanz des

Unterschieds mit zunehmen-dem Alter untersuchte Kinder3: 19.518 - 27.351 10.099 - 11.523 9.459 - 9.916

Gesundheitsindikatoren:

Gewichtsklassen, Bewegungsapparat, Blutdruck

1 U Übergewicht (inkl. Adipositas) 11,5% 17,3% 21,2% **

2 U Adipositas 4,9% 7,3% 8,9% **

3 U Haltungsschwäche 4,9% 7,6% 10,0% **

4 U „hoher“ systolischer Blutdruck4 4,8% 7,2% 11,5% **

5 U „hoher“ diastolischer Blutdruck5 6,8% 14,1% 17,1% **

Allergie/Asthma

6 U Allergien 2,0% 4,3% 7,8% **

7 U Neurodermitis 5,3% 4,9% 5,1% NS

8 U Asthma 1,5% 3,0% 3,8% **

Befinden

9 A häufigere Kopfschmerzen 1,3% 9,5% 13,2% **

10 A häufigere Bauchschmerzen 2,1% 6,3% 7,4% **

11 A häufigere Schlafstörungen 1,1% 1,1% 1,8% **

12 A häufigere Schmerzen d. Bewegungsapparats 1,1% 2,2% 3,8% **

Sonstiges

13 A Dauermedikation 2,8% 6,4% 7,3% **

1 Schuljahre 07/08+08/09; 2 Schuljahr 08/09

3 bei einigen Variablen konnten nicht alle Einschüler bzw. Drittklässler bzw. Sechstklässler untersucht werden

4 Einschüler >= 118 mmHg; Drittklässler >=125 mmHg und Sechstklässler >=130 mmHg

5 Einschüler >= 73 mmHg; Drittklässler >=75 mmHg und Sechstklässler >=77 mmHg

U = Untersuchung (direkt vom Arzt erhobene Variable), A = Anamnese (aus Elternfragebogen)

NS = statistisch nicht signifikant, * statistisch signifikant (Chi2, p<0,05), ** statistisch hoch signifikant (Chi2, p<0,001) Befundhäufigkeit mit zunehmendem Alter: STEIGEND

6.2 Vergleich der Gesundheitsindikatoren bei Mädchen und Jungen

Die gesundheitliche Benachteiligung von Jungen ge-genüber Mädchen war bei Dritt- und Sechstklässern bezogen auf die 13 Indikatoren weniger augenfällig als bezüglich der 55 untersuchten Parameter bei Ein-schülern (Abb. S30).

Insgesamt waren nämlich nur 6 Indikatoren bei Jun-gen „schlechter“ geJun-genüber 4 Indikatoren, bei denen Mädchen die „schlechteren“ Werte hatten (Abb.G2).

Von diesen 4 Indikatoren betrafen allerdings 3 das Befinden, welches bei vielen Mädchen der 6. Klasse

durch den Eintritt der Pubertät negativ beeinflusst sein könnte. Bei dem einzigen verbleibenden Indika-tor, bei dem Mädchen einen schlechteren Wert besa-ßen als Jungen (Neurodermitis) war der wertmäßige Unterschied zu den Jungen gering (Abb.G2). Auch bei den anderen gesundheitlichen Parametern (außer den „Gesundheitsindikatoren“), die während der SR3 und SR6 erhobenen werden, zeigten Jungen häufiger

„schlechtere Werte“ als Mädchen (vgl. Punkt 5.3.2).

Im Fazit kann festgestellt werden, dass auch bei der SR3 und der SR6 – wenn auch weniger deutlich als bei der SEU – Jungen häufiger gesundheitliche Defi-zite zeigten als Mädchen.

Abb. G2: Ausprägung von Gesundheitsindikatoren bei Dritt- und Sechstklässlern in Abhängigkeit vom Geschlecht, Sachsen-Anhalt, Schuljahr 08/09

Geschlecht: Mädchen Jungen Signifikanz des

Unterschieds

Jungen im Vergleich zu

Mädchen

untersuchte Kinder1: 9.481 - 10.510 9.927 - 10.929

Gesundheitsindikatoren:

Gewichtsklassen, Bewegungsapparat, Blutdruck

1 U Übergewicht (inkl. Adipositas) 17,8% 20,4% **

2 U Adipositas 7,3% 8,7% **

3 U Haltungsschwäche 8,8% 8,6% NS

4 U „hoher“ systolischer Blutdruck2 9,7% 10,7% *

5 U „hoher“ diastolischer Blutdruck3 16,8% 16,1% NS

Allergie/Asthma

6 U Allergien 5,2% 6,6% **

7 U Neurodermitis 5,3% 4,6% *

8 U Asthma 2,6% 4,1% **

Befinden

9 A häufigere Kopfschmerzen 12,4% 10,1% **

10 A häufigere Bauchschmerzen 9,0% 4,7% **

11 A häufigere Schlafstörungen 1,5% 1,4% NS

12 A häufigere Schmerzen des Bewegungsapparates 3,2% 2,7% *

Sonstiges

13 A Dauermedikation 4,8% 8,8% **

1 bei einigen Variablen konnten nicht alle Mädchen bzw. Jungen untersucht werden

2 Drittklässler >=125 mmHg und Sechstklässler >=130 mmHg, 3 Drittklässler >= 75 mmHg und Sechstklässler >=77 mmHg U = Untersuchung (direkt vom Arzt erhobene Variable), A = Anamnese (aus Elternfragebogen)

NS = statistisch nicht signifikant, * statistisch signifikant (Chi2, p<0,05), ** statistisch hoch signifikant (Chi2, p<0,001) Befundhäufigkeit in Bezug auf die Vergleichspopulation: HOEHER

Befundhäufigkeit in Bezug auf die Vergleichspopulation: GERINGER

6.3 Vergleich der Gesundheitsindikatoren in Sekundarschulen und Gymnasien

Um zu überprüfen, ob die starke Abhängigkeit ge-sundheitlicher Parameter von sozialen Faktoren, wie sie bei Einschülern festgestellt wurde (Abb.S31), auch für ältere Kinder zutrifft, wurde die Ausprägung der oben beschriebenen Gesundheitsindikatoren bei Sechstklässlern in Sekundarschulen bzw. in Gymna-sien untersucht. Hintergrund dieser Vorgehenswei-se ist die Tatsache, dass auch die Wahl der besuch-ten Schule (hier: Sekundarschule bzw. Gymnasium) stark von der sozialen Lage der Kinder/der Familien abhängt (vgl. Kapitel zahnärztliche Reihenuntersu-chungen).

Die Auswertung ergab, dass bei 8 der 13 Indikatoren statistisch signifikante Unterschiede vorlagen. Bei 6 dieser 8 hatten Sekundarschüler/innen schlechtere Werte als Gymnasial-Schüler/innen (Abb. G3). Die einzigen beiden Indikatoren, bei denen in Gymnasien schlechtere Werte gefunden wurden als in Sekundar-schulen, waren Allergien und Neurodermitis. Bei bei-den Erkrankungen ist bekannt, dass diese bei Kindern aus sozial schwachen Familien nicht häufiger oder sogar seltener vorkommen als bei Kindern mit mitt-lerem oder hohem Sozialstatus. Insgesamt liefern die Ergebnisse in Abb.G3 den Hinweis, dass anscheinend auch bei Sechstklässlern die gesundheitliche Lage mit der sozialen Lage gekoppelt ist.

Abb. G3: Ausprägung von Gesundheitsindikatoren bei Sechstklässlern in Sekundarschulen und in Gymnasien, Sachsen-Anhalt, Schuljahr 08/09

Schulart: Sekundarschule Gymnasium Signifikanz des

Unterschieds

Sekundarschu-le im VergSekundarschu-leich zu Gymnasium

untersuchte Kinder1: 4.460 - 4.781 3.355 - 3.470

Gesundheitsindikatoren:

Gewichtsklassen, Bewegungsapparat, Blutdruck

1 U Übergewicht (inkl. Adipositas) 26,2% 15,8% **

2 U Adipositas 11,9% 5,5% **

3 U Haltungsschwäche 8,7% 9,7% NS

4 U „hoher“ systolischer Blutdruck2 12,9% 11,7% NS

5 U „hoher“ diastolischer Blutdruck3 18,6% 18,2% NS

Allergie/Asthma

6 U Allergien 6,5% 8,7% **

7 U Neurodermitis 4,3% 5,4% *

8 U Asthma 4,3% 3,6% NS

Befinden

9 A häufigere Kopfschmerzen 15,0% 10,1% **

10 A häufigere Bauchschmerzen 9,4% 4,9% **

11 A häufigere Schlafstörungen 1,9% 1,3% *

12 A häufigere Schmerzen des Bewegungsapparates 3,8% 3,9% NS

Sonstiges

13 A Dauermedikation 8,4% 4,9% **

1 bei einigen Variablen konnten nicht alle Sekundar- bzw. Gymnasialschüler untersucht werden

2 >=130 mmHg, 3 >= 77 mmHg

U = Untersuchung (direkt vom Arzt erhobene Variable), A = Anamnese (aus Elternfragebogen)

NS = statistisch nicht signifikant, * statistisch signifikant (Chi2, p<0,05), ** statistisch hoch signifikant (Chi2, p<0,001)

Befundhäufigkeit in Bezug auf die Vergleichspopulation: HOEHER

Befundhäufigkeit in Bezug auf die Vergleichspopulation: GERINGER